Gewalt ist falsch – Inspiration des Monats

Mit unserer  Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält. 

Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße  für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können. 

Thema des Monats:
Gewalt ist falsch

Mit dem Thema „Gewalt“ haben wir uns schon häufig befasst, zum Beispiel hier, hierhier und hier. Aus aktuellem Anlass gibt es nun auch eine Inspiration des Monats zu diesem Thema. Vor einigen Tagen wurde bei den Olympischen Spielen ein Pferd im Fünfkampf von seiner Reiterin nach mehreren Verweigerungen auf Zuruf der Trainerin („Hau mal richtig drauf!“) geschlagen, was eine Welle der Empörung auslöste. So wichtig es ist, das Fehlverhalten einzelner Personen zu ahnden, so greift die Empörung allein über die Reiterin zu kurz. Das Problem liegt viel tiefer, nämlich im (Reit-)System selbst und in den Glaubenssätzen und Überzeugungen, die diesem System zu Grunde liegen. Ein System, das Gewalt zum Zweck der Ausbildung und des Trainings von Pferden billigt, als notwendig bezeichnet und sogar gutheißt, ist ein krankes System. Die Tatsache, dass Reiterin und Trainerin der Meinung sind, nichts Falsches getan zu haben, zeigt das mehr als deutlich.

Fakt ist: In der konventionellen Reiterei wird noch immer das „Durchsetzen“ über das Verständnis für das Tier gesetzt, was zwangsläufig zu Gewalt führen muss. Was bei den Olympischen Spielen zu sehen war, ist in vielen Reitställen „normal“: Pferde werden geschlagen, sie werden getreten und es wird an Zügeln gerissen. Zahlreiche Reiter/innen nutzen Hebelgebisse, Flaschenzüge, Sporen und Ähnliches, um Pferde zu kontrollieren. Und zahlreiche Trainer und Ausbilderinnen setzen Rollkur, Strom und andere schmerzauslösende Mittel sowie psychische Gewalt ein, um Pferde zu gewünschten Leistungen und Aktionen zu bringen. Schon Reitanfänger/innen und Kinder werden frühzeitig angeleitet, Gewalt zu nutzen, um Pferde zu dem zu bringen, was als Aufgabe gestellt ist. Auch wenn sich schon manches zum Guten geändert hat, so sind es immer noch viel zu viele, die diesen Weg gehen und viel zu viele von uns schauen weg, wenn es passiert. 

Ob Profi oder Anfänger, ob Jung oder Alt, ob Schüler oder Trainer, ob auf einem Turnier oder im Gelände, ob am Boden oder im Sattel – Gewalt ist immer der falsche Weg. Wenn ein erfolgreicher Turnierreiter ein Pferd mit der Gerte schlägt oder mit Sporen sticht, ist das für das Pferd genauso schlimm, wie wenn es ein Freizeitreiter tut. Die Schmerzen, die durch ein Hebelgebiss oder Schlaufzügel ausgelöst werden können, sind für das Pferd dieselben, egal ob sie eine erfahrene Reiterin oder ein Anfänger verursacht. Jeder „Experte“, der Gewalt gegenüber Pferden für angemessen hält, disqualifiziert sich selbst. Außer in echten Notfällen (wenn es also darum geht, schlimme Unfälle zu vermeiden oder gar Leben zu retten) gibt es keine Rechtfertigung für den Einsatz von Gewalt gegen Pferde, um sie gefügig zu machen und die eigenen Ziele durchzusetzen. Pferde dürfen nicht geschlagen oder getreten werden und Werkzeuge, die dazu geeignet sind, Pferden Schmerzen zuzufügen, können niemals zu einem harmonischen Miteinander führen. Wir alle, die wir mit Pferden zu tun haben, tragen hier eine Mitverantwortung.

Bitte seid bereit,

  • immer wieder selbstkritisch Euer eigenes Tun zu überdenken und ggf. zu ändern,
  • nein zu sagen, wenn Trainer oder Lehrerinnen Euch auffordern, gegenüber einem Pferd Gewalt anzuwenden, und
  • Euch zu Wort zu melden, wenn Ihr Gewalt gegen Pferde beobachtet.

Gewalt darf einfach nicht länger als „normal“ gelten, denn es geht auch anders! 

 

Gewalt ist falsch

10. August 2021 von Tania Konnerth • Tags: , , , , • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Reiten, Umgang 5 Kommentare »

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 30: Wir könnten die Welt verändern!

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

Ganz ehrlich, manchmal würde ich lieber keine Reiterin sein.

Ich habe gestern Bilder von einem internationalen Turnier gesehen, so ein richtig Großes und Bekanntes, und wünschte, das hätte ich mir erspart. Da thronen die Sieger strahlend auf Tieren, die ihre Erschöpfung, ihre Schmerzen, ihre Verwirrung und ihre Angst nicht deutlicher zeigen könnten, und ich frage mich wirklich, wie diese Leute stolz auf das sein können, was sie da tun und auch noch Preise und Medaillen dafür bekommen.

Eine Freundin bei Facebook hatte einen Bericht geteilt und da waren sie, die Bilder, die ich normalerweise meide, weil ich den Profisport kritisch sehe, Turniere eh nicht mag und davon überzeugt bin, dass das alles mit mir nichts zu tun hat.

Hat es aber doch.

Ob ich will oder nicht, ich bin als Reiterin Teil des Systems. Vor einer Weile hatte ich mein Pferd gefragt, warum nicht alle Pferde sprechen, weil die Welt dann doch auf jeden Fall eine bessere werden würde. Als ich die Bilder sah, liefen mir die Tränen, weil mir sehr klar wurde, wie Recht Monty mit seinen Zweifeln daran hat.

Was würde wohl passieren, wenn sich Pferde tatsächlich beschweren würden, wenn sie protestieren und anklagen würden? Würden wir Menschen ihre Mäuler dann nicht noch fester verschnüren oder sie für wahre Worte genauso verprügeln wie für Verweigerungen?

Manchmal frage ich mich wirklich, warum wir Pferden, die wir doch lieben, so viel Schlimmes antun? Warum werden sie zu Sklaven gemacht, misshandelt und ausgenutzt? Wie können so viele vor sich selbst rechtfertigen, was sie da tun? 

Aber wer bin ich, dass ich über die Profis urteilen will? Viele werfen uns Laien Neid und Missgunst vor. Wir würden den Erfolgreichen nur nicht gönnen, dass sie besser sind als wir. Laien, wie ich, die nicht mal einen starken Trab aussitzen können und bei jedem Sprung über einen halben Meter kneifen, dürfen wir denn überhaupt mitreden, wenn es um den großen Sport geht?

Falsche Frage! Die richtige lautet: Darf ich denn überhaupt NICHT mitreden? Darf ich mich ausruhen darauf, dass ich ja selbst keine Turniere reite? Darf ich die anderen machen lassen, weil es immer schon so gemacht wurde und weil sie alle viel besser reiten als ich? Nein, darf ich nicht. Ich müsste laut brüllend über Turnierplätze rennen, anklagend und aufrüttelnd. Ich müsste Initiativen gründen, die Presse mobilisieren, für Strafen und Verbote sorgen. Ich müsste mich engagieren.

Müsste ich – aber mache es nicht. Ich kann reden. Ich habe eine Stimme. Und … tue nichts.

„Was ist denn mit Ihnen los?“, fragt mich Monty, als ich etwas später bei ihm bin. Offenbar sieht er mir an, dass es mir gerade gar nicht gut geht.

„Ach, ich fühle mich mies.“

Monty schaut mich fragend an.

„Wegen euch.“

„Wegen uns?“

„Ja, wegen euch Pferden. Weil alles so maßlos falsch läuft, weil wir Menschen so viel Mist mit euch machen und es auch noch gut finden.“, bricht es aus mir heraus.

„Na, na.“, sagt Monty.

„Weißt du, ich habe diese schrecklichen Bilder von den Siegerehrungen auf einem großen Turnier gesehen, und die Pferde taten mir so leid, weil es falsch ist, was mit ihnen gemacht wird, nur um Preise zu gewinnen und Geld zu verdienen.  Manchmal schäme ich mich echt, ein Mensch zu sein.“

„Aber Sie machen das doch gar nicht.“

„Aber ich unternehme auch nichts dagegen.“

„Was wollen Sie denn dagegen unternehmen?“

„Ich weiß auch nicht, Leute mobilisieren, böse Briefe schreiben, Demos organisieren, was weiß ich, irgendwas halt.“

„Und das würde etwas ändern?“

„Hey, auf wessen Seite stehst du denn? Du als Pferd müsstest selbst auf die Barrikaden gehen!“

„Ich? Was hab ich denn damit zu tun? Ich mache nichts Schlimmes mit Pferden und mir geht es gut.“

„Na, das ist ja eine tolle Einstellung. Du bist doch ein Pferd und du kannst sprechen. Ja, das ist es – wir gehen in die Medien! Du wirst zum Fürsprecher aller Pferde, Monty, das könnte wirklich etwas bewegen.“ Ich bin echt begeistert von dieser Idee.

Mein Pferd schaut mich nur an.

„Wir könnten eine Webseite basteln, ein Buch schreiben, Artikel in Magazinen veröffentlichen und natürlich Interviews geben, am besten direkt auf den Veranstaltungen. Stell dir doch mal vor, wenn endlich ein Pferd der Menschheit sagen würde, was alles falsch läuft!“ Ich sehe es genau vor mir, wie Monty und ich die Welt verändern.

„Ein Pferd, das bestens versorgt ist und einen sehr leichten Job hat.“, gibt Monty zu bedenken.

„Na, du müsstest dich natürlich in die Pferde einfühlen, denen es schlecht geht und die geschunden werden und über die sprechen! Ist doch klar!“

„Warum sollte ich das tun? Nein danke, ich will nicht herumfahren, ich will vor niemanden sprechen. Ich bin zufrieden mit meinem Leben, so wie es ist.“

„Mensch, Monty, denk’ doch nicht nur an dich! Du könntest etwas für die gesamte Pferdewelt erreichen.“ Ich habe gerade meine Mission gefunden.

Mein Pferd zieht beide Augenbrauen hoch. „Tut mir leid, aber das ist wirklich nicht meine Aufgabe als Pferd.“ Und damit ist die Sache für ihn vom Tisch.

Mein schöner Enthusiasmus, der mich gerade so hoch hat fliegen lassen, verpufft und ich lande unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Mein schlechtes Gewissen liegt mir wie ein  großer Stein im Magen. „Ich hatte uns beide Seite an Seite für eine bessere Welt kämpfen sehen, aber es stimmt schon, dass ist nicht deine Aufgabe. Wir Menschen sind es, die den Mist bauen, da können wir nicht auch noch von euch erwarten, dass ihr aktiv werdet …“ 

„Ähm, wäre es dann jetzt möglich, etwas zu essen zu bekommen?“, fragt mein Pferd.

„Ja, klar.“, sage ich und kann so wenigstens dafür sorgen, dass einer von uns ein gutes Gefühl im Bauch hat.

 

–> Fortsetzung  Kapitel 31

 

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

8. Juni 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 30: Wir könnten die Welt verändern!

Das kann der doch, der veräppelt dich nur …

Wenn ein Pferd etwas gelernt hat, gehen viele von uns davon aus, dass dieses Verhalten oder die Lektion dann auch jederzeit abrufbar sein muss, schließlich „kann es das ja“. Funktioniert das nicht, reagieren dann wiederum viele leider unwirsch und deuten das als Unwillen oder gar Widersetzlichkeit. Und damit tun wir unseren Pferden Unrecht!

Pferde „veräppeln“ uns nicht und sie wollen uns nicht vorsätzlich ärgern. Wenn ein Pferd etwas nicht tut, was es eigentlich kann, dann hat es dafür immer einen Grund. Der Grund kann sicher auch mal „Keine Lust!“ sein, aber das ist aus meiner Sicht vollkommen verständlich und sollte von uns nicht bestraft werden. Auch in diesem Fall sollten wir überlegen, warum das Pferd denn keine Lust hat: Vielleicht sieht es zu wenig Sinn darin, die Sache für uns zu machen? Vielleicht haben wir gerade einen falschen Zeitpunkt für unser Anliegen gewählt oder wir haben die entsprechende Übung zu oft abgefragt? Vielleicht ist es zu anstrengend? Es gibt viele Möglichkeiten, warum die Motivation eines Pferdes nachlässt und es ist dann unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass unser Pferd die Sache wieder gerne macht. 

Häufig sind es aber andere Gründe, warum ein Pferd etwas, das es eigentlich kann, nicht tut, wie zum Beispiel diese: 

  • Das Pferd versteht gerade nicht, was es machen soll. Wir sind für Pferde oft viel weniger klar in unseren Signalen, als uns bewusst ist, denn Pferde lesen vor allem unsere Körpersprache und interpretieren unsere Ausstrahlung. Wir können also zwar fest davon überzeugt sein, immer dasselbe Zeichen oder dieselbe Hilfe zu geben, das kann aber beim Pferd vollkommen unterschiedlich ankommen. Pferde nehmen beispielsweise auch widersprüchliche Signale wahr, so dass wir vielleicht unsere Galopphilfe korrekt geben, aber es unsere unbewusste Angst vor dem Galopp spürt und darauf reagiert.
  • Das Pferd ist abgelenkt oder gestresst. Pferde nehmen sehr vieles in der Umwelt wahr – meist sogar deutlich mehr als wir Menschen. Sie sehen anders als wir, riechen und hören besser als wir und sie sind sehr feinfühlig. Dementsprechend kann alles Mögliche unser Pferd ablenken, so dass es unser Signal nicht richtig oder vielleicht auch gar nicht wahrnimmt oder dass es sich nicht konzentrieren kann oder ihm etwas anderes gerade wichtiger ist. Auch Stress kann dazu führen, dass ein Pferd nicht wie gewohnt reagiert. Sollte das Pferd Angst vor Strafen haben (müssen), kann auch diese Furcht dazu führen, dass es etwas, das es eigentlich kann, nicht ausführt. 
  • Das Pferd hat gerade mit sich selbst zu tun. Auch das kommt häufig vor! Wenn ein Pferd zum Beispiel hungrig ist oder müde, kann es sich schlechter konzentrieren. Vielleicht gab es Stress in der Herde oder es geht ihm an diesem Tag nicht so gut. Pferde sind keine Maschinen und sie sollten unser Verständnis haben, wenn sie entsprechend mal nicht „funktionieren“. 

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, aber ein „Veräppeln“, um uns zu ärgern, gehört meiner Erfahrung nach nicht dazu. Wer ein partnerschaftliches Miteinander und einen pferdefreundlichen Umgang pflegen will, versucht immer zu verstehen, was gerade in dem Pferd vorgeht und unterstellt ihm nicht einfach irgendetwas.  Die Vorstellung, dass wir uns „durchsetzen“ müssen, wenn sich ein Pferd anders verhält als wir es möchten, stammt aus der längst widerlegten Dominanztheorie, nach der wir unbedingt „der Chef“ sein müssen (… aber überlegt mal, wie Ihr einen Chef sehen würdet, der Euch gegebenenfalls auch mit Gewalt zu dem zwingt, was er von Euch will).

Ein neuer Ansatz: „Oh, wie interessant!“

Wann immer ein Pferd, etwas nicht tut, was es eigentlich kann, denke ich inzwischen: „Oh, das ist ja interessant!“ und fühle mich in die jeweilige Situation ein. Ich frage mich, was vielleicht gerade anders ist als sonst, und zwar aus der Sicht meines Pferdes. Ich nehme ganz bewusst wahr, wie mein Pferd eigentlich gerade drauf ist und was es ausstrahlt und ich prüfe, wie ich selbst gerade wirke. Und dann entscheide ich, ob ich versuche, einen Weg zu finden, uns die Sache auf eine andere Art zu erarbeiten, oder ob ich es vielleicht für diese Einheit auch einfach gut sein lasse. Für mich ist ein „Nö“ oder „Nein“ eines Pferdes immer eine Chance zu einem besseren Miteinander.

Hier habe ich noch ein kleines Video für Euch, das zeigt, wie mein Anthony vor kurzem eine seiner absoluten Lieblingsübungen einfach nicht ausführte. Für mich war genau diese kleine Szene Anlass dafür, diesen Blogbeitrag zu schreiben, denn hätte ich sein Verhalten als „Veräppeln“ interpretiert und hätte ich ihn gar gerügt oder bestraft, hätte ich ihm wirklich großes Unrecht getan. Schaut einmal selbst:

(Link führt zu Youtube)

19. April 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Umgang, Verhalten 2 Kommentare »

Welche Art Reiter will ich sein? – Inspiration des Monats

Mit unserer  Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält. 

Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße  für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können. 

Thema des Monats:
Welche Art Reiter will ich sein?

Vieles beeinflusst die Art, wie wir reiten: Zunächst sind es natürlich vor allem die Trainerinnen und Trainer, bei denen wir Unterricht hatten und haben. Aber darüber hinaus schauen wir auch auf unsere Freundinnen und auf Stallkollegen, auf andere Reiterinnen und Reiter in Nachbarställen oder auf Turnierplätzen und natürlich auf all jene, die wir in den Social-Media-Kanälen und im Fernsehen sehen. Und da passiert etwas, das den allerwenigsten bewusst ist: Wir können fest davon überzeugt sein, dass es zum Beispiel nicht richtig ist, Pferde grob zu behandeln oder gar zu schlagen, wir können es ablehnen, wenn Pferde gegen ihren Willen zu etwas gebracht werden und es kann uns traurig machen, wenn Pferde mit einer viel zu tiefen Kopfhaltung direkt in die erlernte Hilflosigkeit geritten werden – … und dann machen wir Ähnliches selbst, obwohl wir genau wissen, dass es nicht richtig ist und uns sogar schlecht dabei fühlen. Schon verrückt, oder? 

Die Bilder, die wir täglich aufnehmen, haben eine enorme Wirkung auf unser Tun, denn wir orientieren uns stark an dem, was wir sehen. Durch die Bilderflut, der wir uns täglich aussetzen, speichern wir ganz vieles als „normal“ und „geht halt nicht anders“ ab und machen (oft unbewusst und sogar ungewollt) genau das dann selbst. Und weil sich das so schwer ändern lässt und uns oft auch die Alternativen (sprich andere Bilder) fehlen, haben wir das Gefühl, dass wir gar kein anderer Reiter sein können als der, der wir eben sind. Aber das stimmt nicht.

Jedes Mal, wenn wir uns auf ein Pferd setzen, können wir neu entscheiden, ob uns formulierte Ziele wichtiger sind als Freude, ob wir streng oder einfühlsam sein wollen, ob wir unser Pferd bezwingen oder es begeistern wollen und ob wir nach Macht streben oder nach Leichtigkeit.

Damit Veränderung möglich wird, müssen wir uns eines klarmachen: Nur weil wir etwas gestern auf eine bestimmte Art gemacht haben, heißt das nicht, dass wir es heute nicht anders machen können, und nur, weil wir noch nicht wissen, wie es anders geht, heißt das nicht, dass wir weitermachen müssen wie bisher. Der erste Schritt beginnt mit zwei Fragen: Welche Art Reiter will ich wirklich sein und was brauche ich dafür?

Reiten – Wege zum Pferd

15. September 2020 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Inspiration des Monats, Reiten 1 Kommentar »

Setze Erkenntnisse auch um! – Inspiration des Monats

Mit unserer  Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält. 

Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße  für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können. 

Thema des Monats:
Setze Erkenntnisse auch um!

Wie viele andere veröffentlichen ja auch wir häufig inspirierende Texte und Denkanstöße zum Miteinander von Mensch und Pferd. Und wir freuen uns jedes Mal sehr darüber, dass immer mehr davon geliked und geteilt werden, denn das zeigt uns, wie viele Pferdemenschen inzwischen schon auf anderen als den herkömmlichen Wegen unterwegs sind – toll! Noch wichtiger ist uns aber, dass die Erkenntnisse tatsächlich auch beim Pferd ankommen, also im Stall, im Umgang und beim Training. Denn das ist nötig, damit Pferde auch etwas von den schönen Sprüchen haben! 

Nun ist es natürlich oft gar nicht so einfach, Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen, vor allem dann, wenn sie Veränderungen erfordern – Veränderungen im eigenen Tun und Denken. Aber nur, wenn wir genau dazu bereit sind, machen Inspirationen wirklich Sinn. Nur wenn sie zum Überdenken der eigenen Handlungen führen und eben auch dazu, dass wir wirklich etwas ändern, erfüllen sie ihren eigentlichen Zweck. Kluge Sprüche sollen ja nicht wie hübsche Bilder sein, die man sich nett an die Wand hängt, sondern sie sollen etwas bewirken.

Fragt Euch also deshalb immer dann, wenn Ihr etwas lest, dass Ihr wichtig und richtig findet, Folgendes:

  • Was bedeutet das für mich und mein Pferd — ganz konkret?
  • Wie kann ich das praktisch umsetzen?
  • Fällt mir spontan eine Situation ein, in der ich genau das leben könnte?
  • Was muss ich vielleicht ändern, damit ich dem, worum es in der jeweiligen Erkenntnis geht, näher komme?
  • Was brauche ich, um es umsetzen zu können?
  • Was hindert mich vielleicht daran und wie könnte ich wiederum das ändern?

 

Erkenntnisse umsetzen - Wege zum Pferd

11. August 2020 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Inspiration des Monats, Umgang 0 Kommentare »

Anthony und das Schaf: So kann Vertrauen wachsen

Mein Anthony gehört zu den eher unsicheren Pferden. Ich habe ihn von Beginn an immer dazu ermutigt, sich Gruseliges anzuschauen, was ihn neugierig und auch etwas selbstbewusster gemacht hat (siehe dazu auch diesen Text), aber er neigt nach wie vor zu Angst und Angespanntheit, wenn er etwas gruselig findet. Das gehört einfach zu ihm. Seinen inneren Stress zeigt er fast gar nicht (siehe auch diesen Blogbeitrag zu den unterschiedlichen Stresstypen), so dass er von außen betrachtet auf viele ruhig und gelassen wirkt. Tatsächlich aber gleicht er einem Dampfkessel, in dem sich immer mehr Druck aufbaut, der sich, wenn man die Situation nicht entschärft, irgendwann unkontrollierbar entlädt – sprich: er flieht dann kopflos. 

Leider ist es in der Pferdewelt immer noch weit verbreitet, ängstlichen Pferde durch die so genannte Desensibilisierung „beibringen zu wollen“, dass sie keine Angst zu haben brauchen (Babette hat dazu schon vor vielen Jahren diesen Text geschrieben und siehe dazu auch diesen Blogbeitrag). Für mich ist das ein unsensibler, ja oft sogar grausamer Irrweg, denn weder eine hohe Sensibilität noch Angst lassen sich mit Druck verringern, im Gegenteil: Ein solches Vorgehen kann zu unvorhersehbaren Gegenreaktionen führen, die Unsicherheit des Pferdes noch erhöhen oder zu einer inneren Aufgabe und dem führen, was man erlernte Hilflosigkeit nennt. Ich möchte Euch hier einmal zeigen, wie Anthony und ich uns gruselige Sachen erarbeiten (wer darüber mehr wissen will, schaut am besten einmal in unseren Anti-Angst-Kurs). 

Anthony und das Schaf

Eine Miteinstellerin hatte ein geschorenes Schaffell mit zum Stall gebracht und es am Reitplatz über den Zaun gelegt. Mir war klar gewesen, dass das Anthony beunruhigen würde, aber ich hatte doch mal wieder unterschätzt, wie stark seine Angst werden kann. Ich hatte ursprünglich vorgehabt, ihn, wie ich es immer mache, behutsam zu dem Schaf zu führen, ihn die Sache beschnuppern und erkunden zu lassen und mit viel Lob ein gutes Erlebnis daraus zu machen. Tatsächlich aber konnte ich bei dem ersten Versuch eigentlich nur zusehen, dass ich nicht von ihm über den Haufen gerannt werde, denn er war kaum noch in der Lage, mich wahrzunehmen, geschweige denn auf mich zu hören, so besorgt war er. Jedes Schimpfen oder Strafen wäre in diesem Moment vollkommen kontraproduktiv und unangemessen gewesen, denn er war nicht „unartig“, er hatte Angst. Also nahm ich das zum Anlass, daraus ein kleines Projekt zu machen und einmal mein Vorgehen bei der Vertrauensarbeit mit Videos zu dokumentieren. Das Ergebnis sind die folgenden vier Videos aus insgesamt drei Einheiten, die Ihr Euch mit einem Klick auf die Fotos bei Youtube anschauen könnt: 

Einheit 1: Wir nähern uns dem Schaf

In dieser Einheit ging es mir allein darum, dass es Anthony möglich wird, sich in der Nähe des Schafs wenigstens ein bisschen zu entspannen. Man muss schon ziemlich genau hinschauen, um zu erkennen, wie stark seine Anspannung ist, als passiver Stresstyp wirkt er viel ruhiger als er es tatsächlich war. Ich hätte ihm am Ende der Einheit gerne noch etwas lockerer gehabt und wahrscheinlich hätte ich das früher auch mehr forcieren wollen. Heute aber weiß ich, dass Druck gar nichts bringt, sondern den Stress noch verstärkt. Es war an diesem Tag einfach so und genau so war es auch okay. Wir waren eine gute Viertelstunde mit dem Schaf beschäftigt, eine Verlängerung hätte nur dazu geführt, dass er irgendwann komplett überfordert gewesen wäre. In Sachen Angst ist weniger ganz oft mehr!

VertrauenstrainingHier geht es zum Video (Link führt zu youtube).

Einheit 2: Anthony findet Mut und hat sogar Spaß

Zur zweiten Einheit habe ich zwei Videos erstellt. Zunächst setze ich genau da an, wo die erste Einheit aufhörte. Ich ließ Anthony wieder alle Zeit, die er brauchte und nach und nach konnte er sich etwas besser entspannen – auch wenn es vielleicht nicht spektakulär aussieht, so empfand ich es als einen großen Erfolg! 

Vertrauenstraining

Hier geht es zum Video (Link führt zu youtube)

Aus dem Bauch heraus beschloss ich dann noch, das Schaf auf den Boden zu legen und von Anthony wegzubewegen. Daraus entwickelte sich eine ganz wundervoll verspielte Sequenz, in der Anthony das Schaf gar nicht mehr gruselig fand und immer gelöster wurde. Es war mir dann sogar möglich, ihn damit zu berühren, wobei ich sehr gut aufpasste, ihn damit nicht zu überfallen und zu überfordern. Ich holte mir seine Einwilligung darüber, dass ich ihn erst ein stationäres Target berühren ließ und das als Signal nahm, weitermachen zu können (mehr dazu hier und hier). 

VertrauenstrainingHier geht es zum Video (Link führt zu youtube)

Einheit 3: Wir reiten zum Schaf

Ich hatte keine konkreten Pläne für die dritte Einheit, wäre Anthony wieder ängstlich gewesen, hätten wir genauso weitergemacht, wie Ihr es in den ersten Videos sehen konntet. Da er aber dieses Mal beim Heranführen ein ganzes Stück gelassener und mutiger wirkte, probierte ich aus, ob wir vielleicht auch zum Schaf hin und vielleicht sogar am Schaf vorbereiten können würden. Hier könnt Ihr sehen, wie ich da vorging und wie Anthony diese Herausforderung meisterte:

Vertrauenstraining

Hier geht es zum Video (Link führt zu youtube)

Das Ziel für mich ist mehr (Selbst-)Vertrauen!

Abschließen möchte ich mit einem Foto, das Anthony als stolzes Pferd zeigt, als ein Pferd, der die Zeit bekommen hat, Mut aus sich heraus zu entwickeln und der gewachsen ist durch die Einheiten. Vergleicht seine Ausstrahlung einmal mit den Pferden, die mittels „Desensibilisierung“ dazu gebracht werden, neben einem angstauslösenden Gegenstand zu stehen …

Vertrauensförderung

Nachtrag – ein Wiedersehen mit dem Schaf

Recht kurz nachdem die Videos aufgenommen worden waren, kam Anthony mit seinen Kumpels auf die Sommerweide. In der Zeit gab es keine neuen Einheiten mit „dem Schaf“. Als er dann wieder zurück zum Stall kam, war ich sehr gespannt, wie bei einem Wiedersehen mit dem Schaf reagieren würde. Ich hätte mir seine Reaktion im Traum nicht ausmalen können – schaut selbst in diesem Video, das für mich nicht schöner zeigen könnte, dass Geduld und Einfühlungsvermögen ängstlichen Pferden zu Selbstvertrauen und vor allem Freude verhelfen können. 

Vertrauenstraining – Wege zum Pferd

Hier geht es zum Video (Link führt zu youtube)

 

27. Juli 2020 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Jungpferdausbildung, Umgang, Verhalten, Vertrauenstraining 3 Kommentare »

Das Reiten im Ausland

Es gibt immer wieder Themen, über die man am liebsten nicht nachdenken möchte, weil sie zu anstrengend und unbequem sind und sie einem ein schlechtes Gewissen machen – und genau deshalb sind sie so wichtig. Im Folgenden findet Ihr einen sehr berührenden und nachdenklich stimmenden Erfahrungsbericht zum Thema „Reiten im Ausland“ von Teresa Moninger. Teresa hat vor einigen Jahren bei Babette ein einjähriges Praktikum gemacht und ist inzwischen in die USA gezogen, wo sie nun als Yogalehrerin arbeitet. Ihre Liebe zu den Pferden ist ihr dabei nicht verloren gegangen. Aus dieser Liebe heraus hat sie diesen Artikel verfasst, in dem sie ein Thema anspricht, über das nur wenig zu lesen ist, weil es heikel und unbeliebt ist. Ein ziemliches „Spaßbremsen-Thema“, also – um so wichtiger, es anzusprechen.

Ganz grundsätzlich werden Missstände in der Pferdewelt oft nur zögerlich angesprochen, man will ja niemanden auf die Füße treten, weil man selbst auch schon einiges gemacht hat, von dem man genau weiß, dass es nicht okay war. Und wenn es dann noch um den Urlaub geht und um fremde Länder, in denen das Leben aus verschiedenen Gründen ein bisschen anders abläuft als bei uns, wird es noch schwieriger. Teresa hat dieses so wichtige Thema auf eine ebenso persönliche wie differenzierte Weise verarbeitet, so dass ihr Text aus unserer Sicht, die Grundlage für die unerlässliche Portion Selbstreflexion bietet, die wir alle aufbringen müssen, wenn wir echte Pferdefreunde sein wollen, und das, ohne alles nur schwarz-weiß zu zeichnen.

Viele von Euch werden die in diesem Jahr geplanten Urlaube wohl nicht antreten können und so bietet sich in dieser Zeit eine gute Gelegenheit, einmal ganz in Ruhe für sich selbst zu überlegen, wie man in Zukunft mit der Frage umgeht, ob man auch im Ausland auf das Reitvergnügen nicht verzichten will und unter welchen Bedingungen das zu vertreten ist … 

Das Reiten im Ausland

Von Teresa Moninger

Weißer, endloser Strand, wehende Mähnen, das Rauschen des türkisfarbenen, karibischen Meeres neben dir und du im Galopp – eine kitschige, wenngleich auch traumhafte Pferdemädchen-Szene. Ich habe sie selbst erlebt: als Mitreiterin, als Guide und in den Augen der verschwitzten Touristen, deren Pferde ich nach dreistündigen Strand- und Dschungelritten entgegennahm. Ich habe die Pferde für sie abgesattelt, geputzt, gefüttert und auf die Weide entlassen. 

Meine Zeit in Costa Rica

Dort wo ich wohne, gibt es Wildpferde und damit nicht die Möglichkeit, selbst ein Pferd zu halten. Deshalb verlasse ich jedes Jahr im Winter die Insel, auf der ich in den USA lebe, und reise in ein fremdes Land, um mit Pferden zu arbeiten. Dieses Mal war ich fünf Wochen lang in einem kleinen Dorf direkt an der karibischen Küste Costa Ricas. Ein Ort mit Faultieren, Dschungelgeräuschen, Palmen und sehr vielen, vorwiegend deutschsprachigen Touristen. 

Costa Rica hatte ich bisher nur als Backpacker erlebt. Damals sah ich kleine, dünne Pferde am Straßenrand, wie sie Einheimischen beim Treiben der Viehherden halfen. Nach einigen Recherchen stellte sich heraus, dass Costa Rica voll von Pferderanches ist, auf denen sich Reisende ihren Traum von einem Strandritt verwirklichen können. Ein paar Emails später hatte ich einen Job als Volontärin, um beim Pferdetraining und der Pflege von über zehn Pferden zu helfen.

Mir, wie vermutlich den meisten Pferdeinteressierten, war im Vorfeld klar, dass ein Pferd in Zentralamerika ein anderes Leben führt als in einem europäischen Land und dort auch heute noch hauptsächlich als Lasten-, Treib- und Transportmittel dient. Der besonders in Costa Rica immer größer gewordene Tourismus hat ausländische Investoren dazu veranlasst, Strandritte mit Pferden anzubieten. In der Regel werden diese von einheimischem Personal geleitet, welches mit der Sprache und den Örtlichkeiten besser vertraut ist. Die Pferde werden meist mit landestypischer Hakima (entspricht einem Bosal) und Freizeit-Sattel im Westernstil geritten und sind aufgrund des steinigen Bodens sehr häufig beschlagen.

Ein Pferd in Costa Rica kann für circa 350,- Euro erworben werden und lebt, je nach Einsatzzweck, gewöhnlich auf mit einer Stacheldraht umzäunten Weide oder angebunden auf einem Feld. Bei meiner Ankunft fiel mir auf, dass alle Pferde freundlich, aber am Menschen relativ uninteressiert waren, was bei täglich wechselnden Reitern durchaus verständlich ist. Mit Ausnahme der noch nicht eingerittenen Pferde, wiesen alle von ihnen Narben, haarlose Stellen und teils knotige Wunden am Rücken und auf der Nase auf. Besonders der Widerrist, welcher normalerweise weich  in Muskulatur eingebettet sein sollte, war davon betroffen. Er ragte mit deutlichen Verletzungen hervor und sollte daher von mir mit zurecht geschnittenen Schaumstoffstücken oder kleinen Kissen unterpolstert werden. Keiner der Sättel passte den Pferden, alle waren extrem eng am Widerrist, erlaubten kaum Luftzirkulation an der Wirbelsäule und verhinderten somit das Wachsen der Tragemuskulatur. Immerhin wurde die Sattellage von allen Guides gründlich geputzt, was einiges wert ist, einen verschmutzten Sattelgurt und einen unpassenden Sattel allerdings nicht wettmachen kann.

Die Pferde bekamen täglich Pellets und Heu zusätzlich zum Weidegras, dennoch ragten bei vielen die Hüftknochen und sogar die Dornfortsätze hervor. Die Hals- und Rückenmuskulatur war nahezu vollständig atrophiert und in Folge dessen erkannte ich zwei Laufmuster der Pferde: Die einen, welche trippelten, rannten und sehr taktunrein gingen, mit hochgerissenem Kopf und gestressten Augen und die anderen, deren Lauffreude unter dem Reiter nicht mehr vorhanden war. Sie schlurften, ließen sich kaum vorwärts bewegen, selbst wenn der Rest der Gruppe davonpreschte. Sie zeigten seitlich hängende Ohren, zusammengekniffene Kiefer und sorgenvoll ausgehöhlte Augen. 

Ich beschloss nach meinem ersten Ausritt, dass ich so wenig wie möglich daran teilnehmen wollte, und beschränkte meine Pferdearbeit vornehmlich auf deren Wellness. Ich massierte verspannte Pferdekörper, worauf die Tiere erst skeptisch drohend dann kauend mit geschlossenen Augen diese Art der Berührung erlebten und erlaubten. Jedes der Pferde reagierte äußerst druckempfindlich auf Berührungen im Sattelbereich und am Genick und die Hälfte der Pferde zeigte deutlichen Sattelzwang. Dennoch ertrugen sie täglich, ein- bis zweimal gesattelt zu werden, mit der für Pferde typischen und mir fast unbegreiflichen Geduld und Nettigkeit. Würde man mich jeden Tag einer solchen Tortur aussetzen und mir zu kleine Schuhe oder einen unpassenden Rucksack verpassen, so würde ich mich spätestens am Folgetag vehement wehren. Ich versuchte, das Beste aus der Situation zu machen, und ging mit einigen Pferden spazieren und übte ein kleines bisschen Stellung und Biegung vom Boden aus. Da die Pferde wirklich nur geradeaus geritten wurden, war dies etwas völlig Neues für sie. Oft fühlte sich aber jede zusätzliche Arbeit mit den Vierbeinern falsch an, da ich ihnen einfach Ruhe gönnen wollte.

Der von einer Europäerin betriebene Hof bietet zweimal täglich Ausritte in die Berge, in den Dschungel und an den Strand an. Das Können und Alter der Reiter bleibt dabei unbeachtet. Allerdings gibt es laut Besitzerin eine Gewichtsgrenze, die nicht überschritten werden darf.
Nach Aussagen der Besitzerin und des Guides lieben sowohl erfahrene Reiter als auch Einsteiger, einen schnellen Galopp am Strand. Da die Pferde kaum schwungvolle Gangarten haben, lassen sie sich einigermaßen von jedem sitzen. Ich sah Anfänger unsanft im Sattel herumwackeln, doch alle bleiben oben – getragen werden statt reiten …

Ja, es ist ein Traum am endlosen Strand mit einer Gruppe von bis zu zehn Pferden zu galoppieren. Und wenn einer sein bereits gesatteltes Pferd besteigt, ist alles was dann zählt, dieser Traum, der auf Reisen in Erfüllung geht. Dort, wo wir die Welt ohnehin anders betrachten. Und wenn man absteigt, verschwitzt und glücklich, den Kopf und das Handy voller märchenhafter Bilder, dann vergisst man vielleicht, sich bei seinem Pferd zu bedanken. Während die Volontäre sich an das Absatteln machen, jagt man schon dem nächsten Highlight der Reise hinterher. Man hat ja vielleicht nur diese zwei Wochen, um seinem Alltag zu entkommen, und hat diesen teuren Flug bezahlt, um eine Auszeit von seinen Sorgen und Gedanken zu erleben. Ich verstehe das gut und gönne es jedem. Reisen erweitert den Horizont, wir entdecken nicht nur ein fremdes Land, sondern auch ganz unbekannte Wege in unserem Inneren. Das Zeitgefühl ändert sich und unser Nervensystem bekommt neue Reize durch das exotische Essen, eine andere Kultur, fremde Tiere und das warme Klima.

Bezahlbare Träume und die nackte Realität

Ich verstehe, dass sich viele Zuhause das Reiten nicht leisten können und wie verlockend dann so ein im Verhältnis günstiger Ritt im Paradies sein kann. Und ich verstehe auch, dass ein absoluter Pferde-Neuling keinen Blick dafür haben kann, ob ein Pferd gesund ist oder ausgebeutet wird. Was ich aber nicht verstehe ist, warum wir Reiter oder Pferdebesitzerinnen im Ausland unsere Werte bezüglich artgerechten Reitens (falls es das gibt) nicht mit in den Reisekoffer packen. Schaut man hinter die Fassade des netten Reisetraums, dann wird man sie sehen, die Sorgenfalten um Augen und Nase, das Desinteresse am Menschen, die Narben auf dem Nasenrücken, die Taktunreinheiten. Und auch den Satteldruck, den wir nicht übersehen würden, wenn wir beim Satteln oder Absatteln darauf bestehen würden, anwesend zu sein. Anwesend beim Satteln war jedoch keiner der wöchentlich eintreffenden Reitergruppen, die eine Reise über eine der bekannten weltweit operierenden Organisationen gebucht hatten und fast ausschließlich aus Europa und Nordamerika kamen.

Niemand fragte nach den Eigenheiten der Pferde, danach, wie geritten würde oder unter welchen Bedingungen sie gehalten werden. Aber alle kamen pünktlich zum Aufsteigen. Es gab von den Guides keine Einführung zur Art des Reitens oder zur Hilfengebung. Ein Ritt startete mit Aufsteigen, in-den-Bauch-treten und am-Zügel-ziehen zum Lenken und Anhalten. Ich konnte die Hofbetreiberin zumindest davon überzeugen, dass alle Reiter von einem Stuhl aus auf die Pferde stiegen, wenngleich der Guide sich weigerte und mit einem beherzten Satz aufsprang und unsanft auf dem schon loslaufenden, nach Balance suchenden Pferd landete. Ich versuchte den englisch- und deutschsprachigen Reitern kleine Anhaltspunkte zu geben. “Lass sie vorne los, sie schlägt sonst mit dem Kopf”, “Achte darauf dass er nicht ganz vorne in der Gruppe läuft, weil er sich sonst aufregt.”, “Bleib mit der Mutterstute in der Nähe des frei mitlaufenden Fohlens”, “Wirke mit ruhiger Stimme und Sitz auf ihn ein, wenn ein Lastwagen an euch vorbeikommt” – das waren meine kleinen Versuche, ihnen etwas von der Persönlichkeit der Pferde zu vermitteln.

Nachdenken, fühlen und immer wieder neu entscheiden

Was also bleibt zu tun? Sollen wir den Traum vom Strandritt für immer begraben und all die Pferde arbeitslos machen? Was passiert dann mit ihnen? Und sind Pferde, die in einer Gruppe am Strand laufen, nicht vielleicht doch glücklicher als so manches Schulpferd, das seine Kreise in einer staubigen Halle zieht? Tierleid durch Unwissenheit, Geldgier, Missbrauch, Ausnutzung oder aus Armut heraus gibt es überall, in Industrie- wie auch Entwicklungsländern. Und ebenso gibt es überall auch liebende, fürsorgliche, wissende und sensible Menschen, deren Pferde ein artgerechtes und schönes Leben führen und vielleicht trotzdem etwas Geld mitverdienen.

Es geht nicht darum, mit dem Finger von sich weg zu zeigen. Auch ich will das nicht. Ich habe mir mein Essen und meine Unterkunft damit verdient, für eine Frau zu arbeiten, die ihr Geld unter anderem mit Pferden macht. Auch ich habe als Fünfjährige meine Eltern im Türkei Urlaub angefleht, einen Strandritt machen zu dürfen. Und ich durfte. Auch ich bin Schulpferde geritten, deren Leben rückwirkend betrachtet wirklich kein schönes war, hinter Gittern und voller Angst vor der Reitlehrerin. Fühle ich mich schlecht deswegen? Absolut. Genau deswegen spüre ich, wie wichtig es ist, meine Stimme und mein Wissen jetzt dafür zu verwenden, um für die zu sprechen, die uns stumm tragen.

Unsere Nachfrage bestimmt das Angebot. Daher lasst uns die richtigen Fragen stellen und aufmerksam beobachten, was die Pferde uns schon vor dem Buchen eines Rittes erzählen können:

  • Wie ist der Allgemeinzustand der Pferde, ihrer Hufe, Fütterungszustand, Fell?
  • Wie oft und wie lange laufen sie?
  • Haben die Tiere freie Tage?
  • Wie reagieren sie auf ihr Pflegepersonal?
  • Würde ich zuhause auf einem Pferd reiten, das offene Stellen am Rücken hat?
  • Was bin ich bereit zu zahlen?
  • Hat jedes Pferd eine passende individuelle Ausrüstung und lässt sich diese entspannt anlegen? 
  • Werden die Pferde liebevoll vor, während und nach der Arbeit versorgt?
  • Welche Energie herrscht am Anbindeplatz?
  • Welche Erwartungen bringe ich als Tourist und möchte ich diese unter allen Umständen erfüllt bekommen? 
  • Traue ich mich, von einem lahmenden Pferd abzusteigen?
  • Hinterfrage ich, warum mein Pferd unentwegt mit dem Kopf schlägt oder einfach nicht vorwärts gehen möchte?
  • Kann ich die Pferde vor dem Reiten ansehen, wird mir Auskunft gegeben und vermittelt der Besitzer benötigtes Fachwissen?

Das alles klingt nach Arbeit. Und auch noch im Urlaub. Wie war das doch gleich mit Kopf-abschalten und Sich-treiben-lassen auf Reisen? Ich bin sicher, mit etwas Pferdeverstand und ein paar gezielten Fragen und Blicken, erhält man eine Antwort, aus der man seine Schlüsse ziehen kann und sollte.

Ein erleichterndes Kriterium bei der Suche nach der richtigen Ranch, ist das Vorhandensein eines Zertifikats. Um mehr darüber herauszufinden, nahm ich Kontakt zu der Nonprofit Organisation McKee-Jaco in Costa Rica auf. Diese befasst sich schon seit Jahren, neben anderen Tierschutz-Aktionen, mit der Aufklärung von Pferde-Missbrauch durch Tourismus und stellt Hinweisschilder zum Thema Pferdegesundheit an Stränden auf. Ein Mitglied der  McKee-Jaco-Organisation erzählte mir von SENASA, einer Einrichtung, die sich unter anderem für Tierschutz in Costa Rica einsetzt und Zertifikate ausgibt. Hiernach muss jede Geschäftsperson eine Lizenz ( “Patente”) haben. Ein Gesundheitszertifikat, ausgestellt und unterschrieben von SENASA, ist Teil dieser Lizenz. Leider gibt es nach wie vor Unternehmen, die diese Lizenz besitzen, ohne je eine Bescheinigung von SENASA beantragt und erhalten zu haben. Vitamin B ist in Zentralamerika kein Geheimnis. 

Wenn ein englischsprachiger Reiter auf einem gut aussehenden Pferd am Strand Touristen für seine Ritte ködert, ist das eine effektive Masche, oft steht jedoch kein vertrauenswürdiges, lizenziertes Unternehmen dahinter. Und wo kein offizieller Reitbetrieb gemeldet ist, kann laut Costa Ricanischer Behörden auch nicht auf Schließung eines fragwürdigen Unternehmens beharrt werden.

Mit den mir typischen “Ich-will-die-Welt-verbessern”-Plänen war ich angereist, um schon am ersten Tag zu merken, dass ich es langsam angehen muss. Eine weiße Frau gilt in Costa Rica nicht unbedingt als Autoritätsperson und auch sprachlich gibt es Hürden. Ich habe mit den mir gegebenen begrenzten Mitteln  versucht, zumindest kurzzeitig etwas zu verbessern für diese Tiere, die mir so viel bedeuten. Ich habe Gespräche mit der Besitzerin gesucht und wurde abgewiesen. Es sei eben anders hier, sagte man mir. Sie erklärte mir auch, dass Pferde im Gegensatz zu Hunden keine Menschen mögen würden, sondern einzig und allein an Futter interessiert sein.

Ich denke nicht, dass Boshaftigkeit oder Geldgier dahinter stecken, sondern sehr oft Unwissenheit. Und genau da können wir einen Unterschied machen. In kleinen Schritten. Mir ist klar, dass ein Tourenpferd nicht sechs Stunden in Anlehnung geritten werden kann, und mit gymnastizierenden Seitengängen unter Anfängern am Strand entlang traben wird. Es gibt im Dschungel auch weder Platz, noch passende Bodenverhältnisse für einen Longierzirkel. Auch wird kein 3D-Scanner für jedes Pferd einen individuellen Sattel ausmessen. Aber vielleicht kann man einfach das Gespräch suchen, wenn einem auffällt, dass die Tiere Leid erfahren.

Viele Menschen an den Küsten leben vom Tourismus. Sie bauen trendige Cabinas und melden sie bei AirBnB an, und sie lesen die Tripadvisor Bewertungen. Sie wollen, dass die Touristen ihren Ort weiterempfehlen. Also nutze deine Stimme für die Tiere und verlange einen ähnlichen Gesundheitszustand deines Reitpferdes, wie du ihn auch zuhause erwartest.

Was ich für immer mitnehmen werde …

Gegen mein Gefühl bin ich nicht gleich wieder abgereist, aber doch einige Wochen früher als geplant. Neben vielen Momenten, auch wunderschönen, möchte ich den ergreifendsten und zugleich schwersten teilen.

Inmitten dieses Dschungels, in dem Grillen zirpten, erhielt die Besitzerin einen Anruf, dass der Teil der Pferde, der auf einer entfernteren Weide stand, abgehauen sei. Es wurden Straßen im Dunkeln abgesucht und am folgenden Morgen und Mittag liefen wir nach Huf- und Fressspuren suchend durch den Dschungel. Über fünfzehn Stunden waren die Pferde nun schon verschwunden, das Eingangstor aus Stacheldraht halb zerrissen. Die Besitzerin vermutete, ein schon mehrfach ausgebrochener Eselhengst habe ihre Pferde in Panik versetzt und aufgescheucht.

Als wir bis zum Nachmittag keine Spur hatten, wurde beschlossen, dass ein Guide und ich die vermissten Tiere zu Pferd suchen sollten. Ich fühlte mich unfassbar schuldig, da der Guide und ich auf den beiden Pferden saßen, deren Rücken am schlechtesten waren, und doch war die Strecke am Strand und im Dschungel viel zu weit um zu Fuß fünf Pferde zu suchen. Wir ritten genau die Strecke, welche sonst auf der dreistündigen Tour geritten wird, und hatten wenig Hoffnung, so weit von Zuhause ein Lebenszeichen zu finden, besonders weil aufgrund der heißen Außentemperaturen damit zu rechnen war, dass sich die Pferde versteckten. Im Schritt ging es weiter Richtung Fluss, der einzige Ort am Strand, an dem die Pferde nach nun achtzehnstündiger Abwesenheit Wasser hätten finden können. Dann erreichten wir die kleine Lichtung, auf der bei Reittouren stets eine Pause gemacht wird, um den Touristen Kokosnüsse zu öffnen. Und da sahen wir sie. Alle zusammen standen sie genau in dieser Lichtung und schauten uns an. Mein Herz wurde schwer. Freie Pferde, die für einen einzigen Sonnenauf- und -untergang zurückgekehrt waren an einen vertrauten Ort der Ruhe, fernab von Menschen, das ist es, was mir im Gedächtnis bleiben wird. Wir öffneten eine Kokosnuss und während ich ansetzte, um zu trinken, hoben zwei der Pferde ihre Mäuler und wir tranken zu dritt. Ein unvergesslicher Moment.

Wir kehrten mit allen Fünfen als Handpferde zurück, die nach kurzer Überprüfung nur wenige Wunden hatten. Zurück an ihren Arbeitsplatz, an dem sie weder frei noch schmerzfrei sein würden. Wir brachten der besorgten Besitzerin ihre Pferde und Angestellten zurück, die nun nicht verhungern oder im Dschungel von Schlangen gebissen werden würden.

Was wollen wir mittragen?

Ich bin abgereist und habe mich für ein paar Tage an anderen Stränden ausgeruht. Und dort viele weitere Pferde gesehen. Manche wohlgenährter. Manche offensichtlich lahmend mit Touristen auf dem Rücken. Eines unentwegt mit dem Kopf schlagend. 

Es sind keine Einzelfälle. Das kann ernüchternd sein und wir fühlen uns hilflos. Aber dann erinnern wir uns, wie viel wir bewirken können. Wenn wir aufstehen. Aufschreien. Aufzeigen. Nein sagen. Auf unser Gefühl vertrauen.

Verstand, Tierliebe und Wissen passen immer ins Gepäck, wohingegen Nichtstun und Wegsehen schwer auf den Schultern lasten können.

Reiten im Ausland – Wege zum Pferd

30. Juni 2020 von Gastautor • Kategorie: Allgemein, Engagement und Pferdeschutz, Erfahrungsberichte, Reiten 9 Kommentare »

Was wir als Pferdemenschen verstehen müssen

Zum Erscheinen der 500. Ausgabe unseres Newsletters hatten wir mal wieder zu einer Mitmach-Aktion eingeladen. Dafür hatten wir unseren Monty, das sprechende Pferd, als Anlass genommen, um Euch diese Frage zu stellen: 

„Wenn Pferde sprechen könnten,
welchen Satz sollten wir Menschen
– als Reiter/innen oder auch ganz allgemein –
am dringendsten von ihnen hören?“

Wir haben 200 Einsendungen erhalten, von denen uns viele sehr berührt haben. Es ist wundervoll, wie viele tief gehende und mitfühlende Gedanken Ihr Euch gemacht habt und wie oft wir nicken mussten, weil wir auch denken, dass uns genau das Pferde sagen wollen würden.

Wir haben hier eine kleine Auswahl als Video aufbereitet, von dem wir hoffen, dass es möglichst viele Pferdemenschen erreicht und vielleicht noch viel mehr Verständnis schaffen kann. In unserem Newsletter werden wir immer wieder noch weitere Sätze veröffentlichen.  Klickt auf das Bild, um das Video anschauen: 

Pferde verstehen

(Ein Klick auf das Bild führt zu unserem Youtube-Kanal.)

26. Mai 2020 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Umgang, Verhalten 2 Kommentare »

Suche nach dem Verbindenden – Inspiration des Monats

Mit unserer  Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält. 

Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße  für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können. 

Thema des Monats:
Suche nach dem Verbindendem

Es gibt in der Pferdewelt (nicht nur, aber eben auch da) etwas, das unnötig viel Leid schafft: und zwar das ständige Gegeneinander. Turnier- gegen Freizeitreiter, Western- gegen Klassikreiter, Boxpferdehalter gegen Offenstaller, Ponyreiter gegen Großpferdereiter, konventionell gegen Clickertraining – … die Liste ist endlos und beliebig kombinierbar.

Was uns bei all dem vielleicht nicht bewusst ist: Durch Grabenkriege, die wir im Kleinen wie im Großen miteinander führen, leiden nicht nur wir selbst, sondern auch unsere Pferde. Nicht nur, dass sie die Härte, die wir oft im Stall-Alltag entwickeln, um uns gegen vermeintliche „Feinde“ abzugrenzen oder vor Kritik und Angriffen zu schützen, genau spüren, sondern wir nehmen uns auch die Möglichkeit zum Dazulernen, zum Ausprobieren und zur Weiterentwicklung. In einem Umfeld aus Be- und Abwertungen gehen Freude, Leichtigkeit, Experimentierfreude, Motivation und Lerneifer leider sehr schnell verloren. 

Zunächst sind wir doch alle vor allem eines: Menschen, die Pferde lieben. Dieses Bewusstsein könnte eine sehr starke Basis für ein konstruktives Miteinander sein, wenn…,  ja, wenn wir statt Abgrenzung Offenheit leben würden.  Dann könnten wir neugierig und offen auf andere Denkansätze und Umgehensweisen reagieren und zusammen überlegen, wie sich das Beste aus allen Welten vereinen lässt. Pferde brauchen keine Sparten, Pferde brauchen offene Herzen. 

Frage Dich, wann immer Du andere Pferdemenschen erlebst:

  • Was verbindet mich alles mit diesem Menschen?
  • Was kann und möchte ich von diesem Menschen lernen? 
  • Was habe ich diesem Menschen vielleicht zu geben? 

Suche nach dem Verbindendem

10. Dezember 2019 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Inspiration des Monats, Reiten 1 Kommentar »

Buchtipp: Im Kreis der Herde von Marc Lubetzki

„Im Kreis der Herde: Von wilden Pferden lernen“ von Marc Lubetzki
Stuttgart: Kosmos, 2019. – 160 S.
ISBN:978-3440164365
30,– EUR (gebunden, durchgehend farbige Fotos)

 

Auf dieses Buch haben wir uns sehr gefreut! Wir kennen und schätzen Marc und seine Arbeit schon lange und haben selbst viel wertvolles Wissen und zahlreiche Anregungen für Themen und Artikel aus seinen Filmen und Vorträgen ziehen können. Marc hätte mit seinen Kenntnissen einen praktischen Ratgeber schreiben oder aus den wundervollen Fotos einen Bildband ohne viele Worte machen können, und tatsächlich ist „Im Kreis der Herde“ beides zugleich  – aber darüber hinaus noch etwas ganz Anderes, viel Besseres geworden!

Im Kreis der Herde

Man merkt dem Buch von der ersten Seite an, dass es von einem Filmemacher stammt, denn hier ist das Lesen wie im Kino sitzen: Sein Buch nimmt uns  an die Hand und führt uns in die Welt der wild lebenden Pferde, die Marc so gut kennt wie kaum ein anderer. Marc lässt uns diese Welt aber nicht nur mit seinen Augen entdecken, sondern durch die anschaulichen Beschreibungen auch hören, riechen und fühlen. Und so können wir zusammen mit ihm auf die Suche nach den Pferden gehen: Wir klettern mit ihm auf Hügel, wir laufen gemeinsam durch den Wald und mit der Herde zum Wasserloch. Wir dösen in der Sonne oder warten den Sturm ab. Wir kommen einzelnen Pferdepersönlichkeiten ganz nah, stellen uns seine Fragen, finden mit ihm zusammen Antworten heraus und lernen auf diese Weise Pferde ganz neu kennen. Marc belehrt uns nicht, er erklärt nicht einmal wirklich, sondern er lässt uns neue Erkenntnisse regelrecht selbst entdecken. Und das macht das Buch zu etwas ganz Besonderem.

„Im Kreis der Herde“ ist ein wirklich zauberhaftes Buch geworden und eines, das man nie wieder vergisst, weil es tief berührt, Pferde einmal so zu erleben, wie sie wirklich sind. Die meisten von uns kennen Pferde nur in der Obhut von uns Menschen, wie sie aber in freier Wildbahn leben, ist vielen unbekannt. Und da gibt es so viel zu erfahren! 

Wir hoffen, dass dieses Buch es schafft, dass wir Menschen uns etwas weniger wichtig nehmen und dafür begreifen, welch große Bedeutung Pferde füreinander haben und wie wichtig es für sie ist, Teil einer Herde zu sein. Wir hoffen, dass noch viel mehr Menschen klar wird, dass das Bild, welches herkömmlicherweise von wild lebenden Pferden gezeichnet wird, oft nur dazu dient, leider meist nicht pferdegerechte Trainingsmethoden zu rechtfertigen, aber mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hat. Wir sind davon überzeugt, dass die Einblicke, die Marc uns schenkt, dabei helfen, Pferdeverhalten mit anderen Augen zu sehen und besser zu verstehen. Und wir sind uns sicher, dass jeder, der dieses Buch liest, Pferde danach noch wunderbarer finden wird als zuvor. 

Fazit: „Im Kreis der Herde“ leistet einen ganz wichtigen Beitrag dafür, dass diese oft noch immer so missverstandenen Tiere endlich so gesehen werden, wie sie wirklich sind. 

 

Im Kreis der Herde

Direkt beim Kosmos-Verlag bestellen. 

 

26. November 2019 von Tania Konnerth • Kategorie: Buchtipps, Engagement und Pferdeschutz, Haltung, Verhalten 1 Kommentar »

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