Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 31: Mehr ist wirklich nicht drin
Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.
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Wir sind am Futterplatz und ich befülle gerade Montys Schüssel mit aufgeweichten Heucobs und einer Handvoll Hafer.
„Ähm …“, sagt mein Pferd.
„Ja, Monty?“
„Sie sagen ja immer, dass ich sagen soll, was ich so denke.“
„Klar, Monty, raus damit!“
„Also, ich würde gerne einmal die Futtersituation besprechen.“
„Okay.“
„Vielleicht könnte es etwas, wie soll ich sagen, etwas mehr und etwas leckerer sein?“
„Oh, bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass du dein Futter nicht magst. Es ist jedenfalls immer sehr schnell weg.“, sage ich mit einem Augenzwinkern.
Monty ignoriert die kleine Spitze.
„Na ja, sehr groß sind die Portionen ja nicht gerade. Und, wissen Sie, ein bisschen mehr Hafer wäre schön. Bananen mag ich auch gern und Sie haben da öfter diese kleinen Kekse, die so laut krachen, wenn man sie kaut, von denen könnten gerne auch welche drin sein … und …“
„Moooment, Moment, Monty. Das glaub ich dir sofort, dass du von all dem gerne mehr hättest, aber ich fürchte, das geht nicht. Über ein bisschen mehr Hafer können wir reden, aber nur, wenn du davon nicht zu wild wirst.“ Ich zwinkere ihm noch einmal zu. „Aber sehr viel mehr ist leider nicht drin. Ich will doch nicht, dass du krank wirst.“
„Krank?“, fragt er mich.
„Tja, Monty, du bist nicht gerade der Schlankste.“
„Pffft.“, macht mein Pferd und zieht den Bauch ein. „Ich und dick?“
„Ich habe nicht gesagt, dass du dick bist, aber ich möchte verhindern, dass du es wirst.“ Ich fahre mit meinen Fingern über seine Rippen, die sich beim besten Willen nicht ertasten lassen.
Er weicht zur Seite. „Bitte lassen Sie das, das ist unangenehm.“
„Tut mir leid, aber eigentlich soll man die Rippen bei einem Pferd gut ertasten können. Deine finde ich nicht mal, wenn ich bohre.“
„Sie sind ganz schön gemein heute.“
„Tut mir leid, Monty, aber das mit dem Futter ist eben schwierig. Ich würde es dir ja gönnen, aber es gehört zu meinem Job, dafür zu sorgen, dass du gesund bleibst.“
„Wissen Sie was, vergessen Sie es. Ich habe ja nur mal gefragt. Da sagen Sie immer, ich soll was sagen, doch wenn ich es tue, bringt das nichts außer Fiesheiten.“ Er dreht den Kopf weg von mir.
„Ach, Monty, jetzt sei nicht beleidigt. Schau, ich mach ein bisschen mehr Hafer rein, ja?“, und greife eine zweite Handvoll.
Er schaut zu mir, hebt eine Augenbraue und ich komme mir furchtbar kleinlich und geizig vor.
„Monty, das ist nicht fair. Zu viel ist nicht gut für dich.“
Die Augenbraue bleibt oben. Wie lange kann ein Pferd eigentlich eine Augenbraue anheben? Ich fasse nochmal in den Hafersack und streue noch einige Körner mehr über die Heucobs. Die Augenbraue bleibt unverändert oben.
„Sorry, aber da bleibe ich jetzt eisern. Mehr gibt es nicht. Voilá, es ist angerichtet.“, sage ich und stelle ihm die Futterschüssel hin.
Er schaut mich noch für einen Moment länger an, den Kopf hoch, die Augenbraue noch höher, und ich frage mich, ob er jetzt das Futter verweigert. Aber dann höre ich nur ein kurzes „Pffft“ und seine Nase verschwindet in der Schüssel.
„Du magst doch Möhren, oder?“, fragte ich, während er frisst. „Davon kann ich ja ein paar mehr mitbringen. Was hältst du davon?“
„Ja, das wäre nett.“, sagt er mit vollem Maul und die Stimmung ist gleich wieder besser.
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Wer erzählt Montys Geschichten?
Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.
Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.
29. Juni 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges • Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 31: Mehr ist wirklich nicht drin