Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 41: Das Pferd hat Spaß

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

 

Monty und ich stehen nun schon für ein Weilchen zusammen in der Halle und diskutieren darüber, ob wir es mit dem Freispringen probieren wollen oder nicht. Mir wird klar, dass wir noch lange so weitermachen können. Also entscheide ich.

„So, pass auf Monty, ich nehme dir jetzt das Halfter ab. Und jetzt, schau mal, lege ich einige der Stangen hier an die Seite. Nur drei lasse ich liegen, so, ja, das ist ein guter Abstand, so müsste es gehen. Und jetzt machst du nichts weiter, als erst einmal im Schritt rüberzugehen, ja?“

Monty ist schon losgelaufen, und zwar in die hinterste Hallenecke.

„Hey, Monty, hast du gehört? Einfach nur Schritt außen rum, durch die Gasse über die Stangen.“, rufe ich ihm zu. Da er mich ignoriert, greife ich zur Peitsche und laufe lachend auf ihn zu. „Ich glaube, du brauchst ein kleines bisschen Motivation, oder?“

„Damit?“ Er starrt auf die Peitsche in meiner Hand.

„Als ob ich dich je damit verdroschen hätte, Monty, was ziehst du denn hier gerade für eine Show ab?“

„Sie wollen mir drohen.“

„Sei nicht albern, Monty, du weißt genau, dass ich die nur nutze, um dir Zeichen zu geben und ein bisschen Stimmung zu machen. Komm schon, mir zuliebe.“

„Zeichen geben, Stimmung machen, so nennt man das also. Ich mach ja schon, was Sie wollen.“, sagt mein Pferd und es klingt bitter. Ich lasse die Peitsche fallen, halte den Mund und fühle mich mal wieder richtig mies, denn er hat ja recht. Ich komme mit meiner Idee an und will die auf jeden Fall umsetzen. Das ist genau das, wie Miteinander nicht ablaufen sollte. Immer wieder tappe ich in diese Falle.

Monty läuft derweilen sehr langsam im Schritt los und ich begleite ihn. Vor der Gasse bleibt er noch mal stehen und schaut mit großen Augen.

„Wollen wir vielleicht gemeinsam durchgehen?“, frage ich vorsichtig und mache einen Schritt zur Gasse hin. Monty folgt mir zögerlich. Mit viel Geschnaube und Gegucke läuft er mit mir durch die Gasse. Da wird mir klar: Er hat tatsächlich Angst. Nun schäme ich mich wirklich. Ich schäme mich dafür, dass ich mal wieder so unsensibel war. Vielleicht geschieht es mir recht, dass er mir nicht richtig vertraut …

Wir gehen noch einmal zusammen durch die Gasse und er wirkt schon viel ruhiger. In der nächsten Runde traut sich Monty dann schon allein durch die Gasse. Ich frage ihn, ob wir aufhören wollen, denn für mich wäre es an dieser Stelle genug. Ich habe meinen Teil begriffen. Aber er schlägt vor, dass er es auch mal im Trab versuchen kann. Also verändere ich die Abstände der Stangen. Dann trabt mein Pferd tatsächlich durch die Gasse, einmal von rechts, einmal von links.

„Toll, Monty! Doch gar nicht so schlimm, oder“, frage ich ihn erleichtert.

„Bis jetzt noch nicht.“, sagt er und klingt schon viel weniger skeptisch.

„Willst du einen kleinen Hüpfer wagen?“

„Wenn Sie darauf bestehen.“

„Schau, das ist ganz niedrig.“, sage ich, gehe in die Gasse und drehe ein Cavaletti um, das vorher nur als Stange auf dem Boden lag.

Monty trabt in die Gasse und fliegt mit einem Riesensatz über den Mini-Sprung und rast dann im Galopp die Seite entlang, um die Kurve, um abrupt in den Schritt zu fallen, als wäre nichts gewesen. Ich stehe da mit offenem Mund.

„Sag mal, was war das denn?“, frage ich.

„Na, ich bin gesprungen. Das wollten Sie doch.“, sagt mein Pferd lässig, aber nicht ohne Stolz.

„Ja, und wie Du gesprungen bist, Monty. Vielleicht ein kleines bisschen übermotiviert, oder? Das war doch nur ein kleines Cavaletti.“

„Ihnen kann man aber auch nichts recht machen.“, gibt er giftig zurück, ich kann ihn dabei aber grinsen sehen.

„Doch, doch, Monty, sorry, das war toll, ehrlich. Schau mal, dann kann ich ja auch einen richtigen kleinen Sprung aufbauen, was meinst du?“

Monty sagt nichts, sondern pustet mit der Nase Staub von der Bande. In dem Moment, in dem ich fertig bin, trabt er los und galoppiert in der Gasse an, um das Hindernis wieder mit einem gigantischen Sprung zu nehmen. Ich rufe noch „Ruhig, Monty, ruuuhiiig!“ und versuche, ihn etwas langsamer werden zu lassen, keine Chance. Stattdessen rast er die ganze Runde rum, um gleich nochmal zu springen. Einmal, zweimal, dreimal, dann wechselt er die Hand und springt von der anderen Seite über den Sprung.

Ich stehe da und frage mich, wem wohl dieses breit grinsende, über die Hindernisse heizende Pferd gehört. Ich könnte schwören, dass ich sogar ein „Jippie!“ gehört habe.

„Ich fasse es nicht, Monty“, sage ich, als er nach etlichen Runden heftig atmend, aber vollkommen mit sich zufrieden zu mir geschlendert kommt. „Du bist einfach unglaublich.“

Er schaut mich herrlich selbstzufrieden an und ich muss lachen.

„Na, dann wälz dich mal, für heute reicht es mit dem Training, du Springkanone. Ab heute nenne ich dich Halla.“

„Pfffft.“, macht Monty, aber ich kann sehen, dass er sich freut.

 

–> Fortsetzung folgt

 

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

16. Mai 2022 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 41: Das Pferd hat Spaß

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 40: Ich soll springen? 

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

 

„Hey, Monty, was hältst du eigentlich vom Freispringen?“

Mein Pferd schaut mich an und sagt nichts, was ein sicheres Zeichen dafür ist, dass er meinen Vorschlag doof findet.

„Hast du das schon mal gemacht?“, frage ich ihn.

„Ich bin mir nicht sicher.“, sagt er in seinem Ich-sage-nichts-ohne-meinen-Anwalt-Ton, den ich inzwischen gut kenne. „Frei klingt ganz gut, aber das mit dem Springen …“

„Du ewiger Skeptiker.“, lache ich. „Pass auf, wir schauen uns das mal in der Halle an, ja? Da haben nämlich gestern welche ein paar Sprünge aufgebaut und für uns andere stehen lassen. Ist ja immer recht aufwändig, so ein Parcours, deshalb macht man das eben auch nicht so oft.“

„Sprünge. Aufwändig. Parcours.“ So, wie mein Pferd das gerade sagt, klingen diese Wörter wie etwas Ekliges, das er im Maul hat.

„Ach, jetzt sei nicht wieder so. Lass dich doch einfach mal darauf ein und schau, ob es dir gefällt. Wenn nicht, sagst du es und wir lassen es.“

„Eigentlich bin ich mir sehr sicher, dass ich das schon jetzt weiß.“

„Boah, du kannst einem manchmal aber auch die Laune verderben, Monty. Ich möchte es gerne mal probieren und deshalb kommst du jetzt mit und versuchst es wenigstens mal.“

„So viel zum Thema ‚Du musst es nur sagen, Monty‘.“, meckert mein Pferd.

Ich ignoriere diese Bemerkung und zwinge mich zu einem aufmunternden Lächeln, aber meine eigene Lust ist jetzt auch schon geringer geworden. Das ist so typisch Monty: bloß nie was Neues versuchen.

Wir kommen in die Halle und Monty bleibt stocksteif in der Tür stehen.

„Hey, Monty, mach dir keine Sorgen. Ich hab doch gesagt, dass hier ein bisschen was aufgebaut ist.“

„Ich möchte da lieber nicht rein.“

„Komm schon, schau es dir in Ruhe an. Das sind nur ein paar kleine Sprünge.“

„Es sieht furchtbar aus!“

„Das ist nur das Flatterband, schau, das ist eine Gasse, damit du den Weg leichter findest.“

„Damit ich den Weg leichter finde?“ Mein Pferd klingt fassungslos.

„Ja, weil du doch frei bist. So weißt du dann, wo du lang laufen musst, um über die Hindernisse zu springen.“

„Frei sein heißt, soweit ich weiß, freie Entscheidungen treffen zu können.“

„Na ja, ich führ dich da halt nicht rüber, sondern du kannst frei hier in der Halle herumtoben, fädelst dich dann in der Gasse ein und hüpfst über die Sprünge. Komm, schau es dir doch wenigstens mal an.“

„Sie haben sehr seltsame Vorstellungen von Freiheit… Moment mal, da sind mehrere Sprünge?“

„Wir können erst nur einen nehmen, bei den anderen lege ich die Stangen einfach auf den Boden.“

„Da liegen die dann aber im Weg.“, bemerkt Monty.

„Na, du musst dann halt hinschauen und darüber traben. Darum geht es doch.“

„Darum, dass Sie mir Stangen in den Weg legen?“

„Nein, Monty, darum, dass du lernst, ein bisschen mehr auf deine Füße zu achten.“ 

„Pffft.“, macht mein Pferd und folgt mir skeptisch. Er wirkt ganz schön angespannt. Ich hätte nicht gedacht, dass ihm der Aufbau so zu schaffen macht. Irgendwie ist Monty doch oft nicht so cool, wie ich immer denke.

„Na, was sagst du?“

„Ich weiß nicht.“

„Einfach mal probieren?“

„Ich bin kein Springpferd.“

„Musst du auch gar nicht sein. Gestern haben die das mit den Shettys gemacht und die hatten richtig viel Spaß daran.“

„Dann holen Sie doch einfach die Shettys und lassen mich zurück auf den Auslauf.“

„Boah, du Spaßbremse. Ich will das nicht mit den Ponys machen, sondern mit dir. Du bist doch mein Pferd!“

„Sie verlangen manchmal ganz schön viel, wissen Sie.“

Das trifft mich. Ist das so? Ist es wirklich zu viel verlangt, Monty zu bitten, locker über ein paar kleine Sprünge zu gehen? Eigentlich glaube ich das nicht, er muss ja nicht mal mich dabei tragen. Ich hatte sogar gedacht, dass ihm so etwas Spaß machen könnte, und jetzt wirft er mir praktisch Schikane vor. Manchmal, denke ich mal wieder, wäre es wirklich einfacher, wenn er nicht reden würde.

 

–> Weiter mit Kapitel 41

 

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

26. April 2022 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 40: Ich soll springen? 

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 39: Meine Chance

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

 

Die Gelegenheit, in Sachen Vertrauen vielleicht etwas besser machen zu können als bisher, kommt schneller als gedacht. Jenni, eine Miteinstellerin fragt mich am nächsten Tag, ob sie mit uns ins Gelände kommen kann. Normalerweise bin ich lieber allein unterwegs, aber ein Ausritt zu zweit kann ja auch mal ganz nett sein. 

„Ist das okay für dich, wenn wir die beiden auf dem Ausritt mitnehmen?“, frage ich Monty, als ich ihn vom Auslauf hole.

„Selbstverständlich.“, sagt er. 

„Selbstverständlich, gerne – oder selbstverständlich, wenn es sein muss?“, frage ich nach.

„Selbstverständlich, das kann ich erst hinterher sagen.“, antwortet mein Pferd. 

Ich muss lachen. „Gut, dann probieren wir es einfach mal aus.“ 

Jenni hat eine zierliche Vollblutstute. Schon von Beginn an wird deutlich, dass sie mindestens doppelt so schnell wie Monty ist.

„Na, Ihr seid ja ganz schön flott unterwegs.“, rufe ich Jenni hinterher, die schon ein ganzes Stück voraus ist, und versuche Monty zu motivieren, etwas schneller zu werden. 

„Na, na, nicht hetzen.“, mault der. 

„Sorry, aber wir müssen da schon ein bisschen mithalten, Monty.“

„Soll die doch langsamer gehen.“

„Ich fürchte, das ist nicht so einfach.“

„Aber für mich ist es einfach, besinnungslos loszuhetzen, ja?“, fragt mein Pferd etwas säuerlich.

„Schon gut.“, zische ich, denn Jenni hat auf uns gewartet und wir sind nun in Hörweite.

„Ja, Lucy ist immer ziemlich schnell unterwegs.“, lacht Jenni. „Vielleicht färbt ja Montys Gelassenheit ein bisschen auf sie ab.“ Und schon schreiten die beiden wieder flott voraus.

„Montys Gelassenheit …“, sagt mein Pferd, „haben Sie das gehört?“

„Wahrscheinlich meint sie Trägheit, ist nur zu nett, um es so auszudrücken.“, brumme ich, während ich mühsam versuche, Monty anzutraben. „Komm, lass mich nicht so hängen, das wird heute einfach mal ein etwas schnellerer Ausritt, ja?“ 

„Wie Sie wünschen.“, antwortet Monty und trabt gnädigerweise an. 

Wir biegen auf einen Waldweg ein, der ziemlich matschig ist. Monty fällt wieder in den Schritt. Jenni reitet Lucy weiter durch eine große Pfütze, die den kompletten Weg einnimmt. Als wir dort ankommen, bleibt Monty davor stehen. 

„Was ist denn, Monty? Das ist doch nur wieder eine Pfütze. Lucy ist auch schon durch, wie Du gesehen hast.“

„Ich glaube, ich möchte da lieber nicht hindurchgehen.“

„Ach, Monty, das ist doch kein Problem. Nur eine Pfütze.“ Ich treibe ihn an, doch er bleibt stehen. 

Jenni ist nun schon ein gutes Stück voraus. 

„Komm schon, Monty, jetzt blamiere mich nicht vor Jenni, okay? Ist wirklich keine große Sache, da durchzugehen.“ 

„Sagen Sie. Sie müssen ja auch nicht da durch.“ 

„Das ist doch echt nicht dein Ernst, oder? Die ist nicht mal tief, die Pfütze!“

„Trotzdem würde ich es bevorzugen, da nicht hindurchgehen zu müssen.“ 

Im ersten Moment möchte ich ihm einen Klaps mit der Gerte geben und ihn da einfach durchtreiben. Aber ich stoppe mich. Durchatmen, Isa, ganz ruhig, sage ich zu mir. Werde jetzt nicht ungehalten. Denk an die Sachen mit dem Vertrauen. Gerade gestern hast du noch über die Pfützen nachgedacht. Jetzt hast du die Chance, die Sache anders zu machen. 

„Also gut, Monty, wie kann ich dir die Sache leichter machen?“, frage ich.

„Indem wir einen anderen Weg nehmen.“ 

„Das macht keinen Sinn, denn Pfützen können überall sein.“ 

„Aber nicht diese.“ 

„Diese Pfütze ist nicht anders als andere Pfützen auch, Monty.“

„Sagen Sie.“ Sein Tonfall macht klar, dass er der Ansicht ist, dass ich mal wieder beweise, dass ich keine Ahnung habe.

Jenni ist inzwischen umgedreht und kommt zu uns.

„Alles gut bei euch?“, ruft sie.

„Ja, eigentlich schon, ich muss nur Monty noch überzeugen, dass er auch durch die Pfütze gehen kann. Kleinen Moment noch.“

„Soll ich nochmal vorgehen?“, fragt Jenni. Wir probieren das, aber Monty folgt Lucy nicht, sondern bleibt weiter vor der Pfütze stehen.

„Du traust also nicht mal einem anderen Pferd?“ Die Erkenntnis ist zwar tröstlich, aber bringt mich hier nicht wirklich weiter. Was mache ich denn jetzt nur? 

„Würde es helfen, wenn ich absteige und durch die Pfütze gehe?“, frage ich Monty und denke daran, dass ich nur die Jodphur-Stiefel anhabe und keine Gummistiefel. 

„Ich bin mir nicht sicher.“, sagt Monty.

In diesem Moment möchte ich in den Sattel beißen. Dieser Sturkopf von einem Pferd macht mich manchmal wahnsinnig. Aber ich weiß genau, dass ich gerade eine Chance habe. Eine Chance, meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, eine Chance, etwas anders zu machen. Jenni ist schon wieder ein gutes Stück voraus und dreht sich zu uns um. Ich hole tief Luft. 

„Okay, Monty, du entscheidest: Ich steige ab und gehe mit dir durch diese Pfütze oder du sagst, du kannst da heute nicht durchgehen, dann frage ich Jenni, ob wir einen anderen Weg nehmen können. Deine Wahl.“

„Ich würde einen anderen Weg bevorzugen.“, sagt mein Pferd, ohne zu zögern, und das war mir eigentlich auch klar gewesen. Nun kann ich also nicht mehr zurück. Ich winke Jenni zu, die zurückkommt und sage: „Sorry, aber ich glaube, wir müssen einen anderen Weg nehmen. Er will da nicht durch.“ Jenni schaut mich an und ich kann mir vorstellen, was sie denkt. Aber dann kommt eine Reaktion, die ich nicht erwartet hätte, denn sie sagt: „Kein Problem, dann nehmen wir eben die Runde an den Feldern zurück.“

„Danke, das ist echt klasse von dir.“, sage ich erleichtert. Und Monty frage ich leise: „Zufrieden?“

„Ja, vielen Dank.“, kommt die Antwort und er trabt von sich aus neben Lucy und hält ihr Tempo, bis wir wieder zurück am Stall sind. Und ich grinse für den Rest des Tages. Endlich mal was richtig gemacht!

 

–> Fortsetzung Kapitel 40

 

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

15. März 2022 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 39: Meine Chance

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 38: Das große Thema „Vertrauen“

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

 

Als ich im Auto sitze, denke ich über das Thema „Vertrauen“ nach. Montys Verhalten hat mich irgendwie getroffen.

Wünschen wir uns nicht alle das Vertrauen unseres Pferdes? Es gibt „Vertrauensübungen“ und „Vertrauenstrainings“, mit denen wir am Vertrauen unserer Pferde arbeiten, ja es gibt sogar „Vertrauensprüfungen“, in denen man dann zeigen kann, wie gut ein Pferd einem in verschiedenen Situationen vertraut. Klingt doch alles gut, oder?

So manches Mal habe ich aber auch schon den Eindruck gehabt, dass Pferde aus Angst vor Strafen vieles mit sich machen lassen oder dass sie von ihren Menschen so lange mit einem beängstigenden Gegenstand konfrontiert und berührt werden, bis sie regelrecht aufgeben und es dann über sich ergehen lassen. „Aussacken“ nennt man das wohl. Mir erscheint es grausam und hat für mich mit Vertrauen nichts zu tun.

Aber, wie halte ich das denn selbst? Wenn Monty zum Beispiel nicht durch eine Pfütze will, dann treibe ich ihn durch. Ich möchte ihm damit zeigen, dass nichts Schlimmes passiert, in der Hoffnung, dass es das nächste Mal kein Problem mehr ist. Tatsächlich aber geht das Spiel bei jeder Pfütze wieder los, von Vertrauen kann man da dann ja auch nicht reden. Mein Pferd ist höflich genug, bereits bei etwas mehr Druck durch die Pfütze zu gehen, aber viele nutzen dann ja auch Sporen oder eine Gerte – bin ich deshalb besser? Würde ich nicht auch grober werden, wenn er sich komplett weigert? Aber Vertrauen ist doch nichts, was man erzwingen kann. Man muss es sich verdienen.

Wieder einmal schäme ich mich, weil mir einige Situationen einfallen, in denen ich ungehalten war, weil mein Pferd herumtänzelte oder sich weigerte, an etwas heranzutreten, anstatt ich geduldig und einfühlsam war. Es wäre viel netter und sicher auch vertrauensfördernder gewesen, Verständnis zu zeigen und zum Beispiel einfach selbst durch die Pfützen zu gehen, um Monty zu zeigen, dass sie ungefährlich sind, als ihn da durchzutreiben. Na, wenigstens habe ich das ja heute schon mal etwas besser gemacht: Ich bin nicht grob geworden, sondern habe Monty zurück zu seinen Kumpels gebracht. Das ist schon mal gut gewesen. Aber mir ist klar, dass für echtes Vertrauen mehr nötig ist. 

Am nächsten Tag beschließe ich, mit meinem Pferd über das Thema zu sprechen. Mal sehen, was er dazu sagt. 

„Sag mal, Monty, vertraust du mir eigentlich?“, frage ich ihn, als wir am nächsten Tag auf dem Putzplatz stehen.

Er gibt vor, mich nicht gehört zu haben.

„Monty?“

„Was denn?“

„Ich möchte gerne wissen, ob du mir vertraust.“, wiederhole ich mich.

„Ich verstehe die Frage nicht.“

„Na, ich möchte wissen, ob du das Gefühl hast, bei mir sicher zu sein.“

„Ja, hab ich.“

„Oh. Schön!“, sage ich verdattert. Ich bin, ehrlich gesagt, etwas erstaunt über die Antwort. Das ist natürlich das, was ich gerne hören will, aber ich habe meine Zweifel. Deshalb hake ich nach: „Immer?“

„Was meinen Sie mit immer?“

„Monty, jetzt lass doch mal die Spitzfindigkeiten, du weißt genau, was ich meine.“ 

„Jetzt fühle ich mich sicher.“, sagt er diplomatisch.

„Sonst nicht?“

„Wollen wir nicht ein bisschen trainieren?“, fragt er.

„Du lenkst ab.“

„Also gut, Sie wollen es nicht anders: Nein, nicht immer.“, seufzt er.

Jetzt nur nicht anmerken lassen, dass das sticht. Locker und unverfänglich bleiben. „Okay, magst du mir vielleicht eine Situation nennen, in der du mir nicht vertraust?“

„Ich habe nicht gesagt, dass ich Ihnen nicht vertraue.“

Ich sage nichts, sondern schaue ihn weiter an. Damit lasse ich ihn nicht davonkommen.

„Ich traue nur nicht immer Ihrer Einschätzung. Sie sind halt ein Mensch.“, fügt er hinzu, als würde das alles erklären.

„Spannend, Monty. Darüber würde ich gerne mehr hören.“ Schön locker und unverbindlich bleiben.

„Ich würde lieber ein bisschen trainieren, wissen Sie?“ 

„Ich geb gleich Ruhe, ich möchte nur verstehen, was du damit meinst, dass ich ein Mensch bin.“

„Naja, Ihre Sinne sind halt recht begrenzt.“, sagt er und es klingt fast ein bisschen mitleidig.

Und damit habe ich erst einmal wieder gut was zu verdauen. Wir gehen auf den Reitplatz. Mit dem Thema „Vertrauen“ sind wir aber lange noch nicht durch, so viel ist klar.

–> Weiter mit Kapitel 39

 

Monty Wege zum Pferd

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

15. Februar 2022 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 38: Das große Thema „Vertrauen“

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 37: Da ist was (oder auch nicht)

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

 

Wegen des aktuellen Sauwetters habe ich Monty zum überdachten Teil des Putzplatzes geführt. Während Monty beim Putzen sonst gerne döst, ist er heute ein Nervenwrack. Er kann kaum ruhig stehen, sondern will immer rausschauen. Ich versuche, das zu ignorieren und selbst Ruhe auszustrahlen, was nicht gerade einfach ist, wenn man ständig aufpassen muss, nicht über den Haufen gerannt zu werden.

„Monty, geh bitte mal einen Schritt zur Seite.“

Mein Pferd ist taub. 

„Mooonty.“, rufe ich laut und er schreckt zusammen.

„Ja, oh, was denn?“

„Mach mal ein bisschen Platz bitte, du quetschst mich total ein. Was gibt es denn da so Wichtiges zu sehen, dass du unbedingt immer hinaus starren musst?“

„Ich … ich weiß auch nicht.“

„Heute ist also mal wieder einer dieser Tage, vielleicht sollten wir lieber nichts machen?“

„Was? Nein, geht schon, kein Problem.“

Wieder schießt er unerwartet herum.

„Ey!“, brülle ich und ich buffe ihn reflexartig in die Seite.

„Na, na – Sie müssen nicht grob werden.“, sagt er etwas irritiert.

„Doch, denn du stehst auf meinem Fuß!“

„Oh!“ Er hebt den Huf und macht einen Schritt von mir weg „Entschuldigen Sie, das wollte ich nicht.“ Doch noch während er spricht, ist er mit seiner Aufmerksamkeit schon wieder draußen.

Ich reibe meinen Fuß und versuche, meine Wut in den Griff zu bekommen. An solchen Tagen ist es echt nicht einfach mit diesem Riesentier. Da wird mein sonst so höfliches Pferd zum Rabauken und ich könnte glatt meine eigenen Manieren und guten Vorsätze vergessen.

„Monty … MONTY!“ Ich muss wieder laut werden, damit er mich überhaupt wahrnimmt. „Kann ich irgendetwas tun? Da draußen ist nichts, es ist nur windig, sonst nichts.“

Er schaut mich fast mitleidsvoll an, mich Ahnungslose, denn aus seiner Sicht bin ich einfach mal wieder zu doof, etwas mitzubekommen.

„Da ist was.“

„Was soll denn da sein, Monty? Da ist nichts. Es ist alles in bester Ordnung, glaub mir doch bitte.“

Aber mein Pferd steht weiterhin wie ein Flitzebogen im Anschlag da und hört mich wieder nicht. Ich atme durch, einmal, zweimal. Eigentlich denke ich immer, dass er mir doch langsam mal vertrauen müsste, aber in solchen Momenten macht es offenbar keinen Unterschied, ob ich da bin oder nicht. Und das tut weh. Das ist schlimmer, als gesiezt zu werden.

Einen Moment lang tue ich mir furchtbar leid, weil mir mein Pferd nicht vertraut, aber dann wird mir klar, dass sich Monty wirklich Sorgen macht und dass ich ihm in diesen Moment einfach nicht das geben kann, was er braucht. Und es hilft auch nicht, wenn ich mich damit fertig mache, das macht es nur noch schlimmer.

Ich gehe einmal um ihn herum auf die andere Seite, so dass er mich sieht, und sagte: „Pass auf, Monty, ich bringe dich jetzt zurück zu den anderen. Ich glaube, die sind gerade besser für dich, als ich es bin. Aber du musst dann schon auf mich aufpassen auf dem Weg, ja? Nicht losreißen und mich nicht über den Haufen rennen. Dafür passe ich gut auf dich auf. Dir wird nichts passieren, okay?“

Obwohl Monty wirklich unter Strom steht, schaffen wir es heil zur Weide. Kaum dass ich das Halfter abgezogen habe, rast er los, mein sonst so ruhiges und gelassenes Pferd …

Pferde, denke ich, … Pferde. Manches versteht man selbst dann nichts, wenn das eigene Pferd sprechen kann. Aber ich bin ein bisschen stolz auf meine Entscheidung, ihn zurückzubringen. Langsam lerne ich wenigstens, mit meinem Nichtverstehen besser umzugehen. Das ist doch auch schon was. 

–> Weiter mit Kapitel 38

 

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

17. Januar 2022 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 37: Da ist was (oder auch nicht)

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 36: Ich bekomme ein Lob

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

Montys Wunde ist fast verheilt, aber ich will ihn noch nicht reiten. Also gehen wir gerade viel spazieren, so wie auch heute. Wir sind im kleinen Wäldchen unterwegs und ich gehe so meinen eigenen Gedanken nach, als Monty plötzlich stehen bleibt und den Kopf zu mir dreht.

„Alles klar, Monty?“, frage ich etwas erstaunt, denn normalerweise bin ich es, die ein Gespräch beginnt, nicht er.

„Wissen Sie, ich würde Ihnen gerne etwas sagen.“

„Na klar, Monty, raus damit.“, sagte ich und versuche, nicht so unsicher zu klingen, wie ich mich gerade fühle. Wer weiß schon, was jetzt kommt.

„Es ist viel angenehmer mit Ihnen geworden ohne den Stress.“

„Oh, das freut mich zu hören, Dankeschön.“, sage ich und werde sogar ein bisschen rot. „Was genau meinst du denn mit Stress?“, hake ich nach, weil ich die Kritik darin natürlich auch höre.

„Ach, früher musste oft alles sehr zackig und schnell gehen. Wissen Sie, Menschen sind immer so hektisch. Alles folgt Schlag auf Schlag.“ Dann fügt schnell hinzu: „Aber, das meine ich bei Ihnen jetzt natürlich nicht wörtlich.“, sagt er und lacht über seinen eigenen Witz.

Im ersten Moment will ich mich verteidigen, denn ich hatte oft gedacht, dass ich Monty geradezu endlos viel Zeit lassen würde. Seine Tendenz zum Herumtrödeln hatte mich oft gereizt, aber ich war eigentlich ganz stolz auf mich gewesen, dass es mir immer besser gelungen war, ihm Zeit zu lassen, und jetzt sagte er mir, ich sei immer so zackig gewesen? Ich hielt mich aber zurück und ließ seine Worte erst einmal in mir nachklingen.

„Tja, ich glaube, du hast Recht, Monty. Ich bin oft viel zu hektisch, das fällt mir jetzt selbst auf. Eigentlich ist das hier doch meine Freizeit, die ich genießen sollte, und ich dachte auch, ich wäre entspannt, wenn ich herkomme. Aber es ist oft nicht so einfach, aus dem Stress herauszukommen, den man so mitbringt, von der Arbeit und dem Leben draußen.“

Ich denke weiter nach.

„Du hast tatsächlich ein ganz anderes Tempo als ich. Jedenfalls wenn du nicht gerade eilig zu deinen Kumpels willst oder wenn nicht gerade ein Grasbüschel vollkommen unwiderstehlich ist, nicht wahr?“, lache ich.

„Na, das ist etwas ganz anderes.“, sagt Monty.

„Schon klar.“ Ich zwinkere ihm zu. „Aber, im Ernst: Bevor du gesprochen hast, habe ich dich sicherlich viel zu oft überrumpelt, das tut mir leid. Da habe ich viel mehr automatisch gemacht, ohne über alles nachzudenken. Manches sollte einfach zacki-zacki funktionieren, weil ich mir das in den Kopf gesetzt hatte. Und das geht jetzt nicht mehr, zumindest nicht mehr so leicht. Siehst du, und das meinte ich am Anfang, als ich sagte, dass nun alles anders ist. Für mich ist tatsächlich vieles anders geworden. Aber ich weiß, hektisch bin ich manchmal trotzdem noch. Das kannst du mir dann ruhig sagen, ich versuche, es zu ändern, ja?“

Wir stehen noch für ein Weilchen mitten auf dem Weg in dem kleinen Wäldchen und atmen tief ein und aus. Die Vögel zwitschern in den Bäumen über uns und das Herbstlaub riecht feucht und erdig.

„Schön ist das.“, sage ich. „Wie gut es tut, auch einfach mal nur dazustehen.“

Statt einer Antwort schnaubt Monty zufrieden ab und wir gehen ganz gemütlich zurück.

 

–> Fortsetzung Kapitel 37

 

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

6. Dezember 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 36: Ich bekomme ein Lob

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 35: Der Verbandwechsel

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

Ich gebe es zu, mir graut davor, dass ich heute Montys Verband wechseln muss. Am liebsten hätte ich ja einfach den Tierarzt dafür gerufen, aber Montys Reaktion war erst ein „Das ist nicht nötig.“ und als ich betonte, dass das aber sehr wichtig sei und auf jeden Fall gemacht werden müsste und ich es mir eigentlich nicht zutraue, kam ein klares „Auf keinen Fall der Tierarzt!“ von ihm. Bei dem Theater, das er vor zwei Tagen gemacht hat, nehme ich das sehr ernst. Also werde ich es nun erst einmal selbst versuchen. Er musste mir allerdings versprechen, dass er mitarbeitet, sonst würde ich sofort den Tierarzt rufen, ohne Wenn und Aber, schauen wir mal, ob er sich daran hält. 

„Na, Monty.“, begrüße ich mein Pferd. „Was macht dein Fuß?“

„Alles bestens, danke.“, antwortet Monty und er läuft tatsächlich etwas besser.

„Du weißt, was heute ansteht?“, frage ich vorsichtig. 

„Natürlich.“, sagt er.

 „Und du erinnerst dich noch an unsere Abmachung, ja?“ 

„Selbstverständlich.“ 

„Gut, dann wollen wir mal.“, sage ich zuversichtlicher, als ich mich fühle und führe ihn zum Anbinder. 

„Monty, gibt es irgendwas, womit ich uns die ganze Sache leichter machen kann? Brauchst du etwas? Soll ich erklären, was ich tue? Sonst irgendwas?“

„Na, nun machen Sie sich mal keine Sorgen.“

„Leicht gesagt, Monty. So wie du dich beim Tierarzt aufgeführt hast, traue ich mich ja kaum, an dein Bein zu fassen.“

„Sie übertreiben mal wieder maßlos.“, sagt Monty ziemlich von oben herab. 

Ich hole Luft, aber entscheide mich dann, nicht in diese Diskussion zu gehen, sondern mich einfach auf das zu konzentrieren, was ich nun zu tun habe, nämlich den Verband abzumachen. 

„Also, ich löse jetzt erstmal den äußeren Verband. Dafür schneide ich eine Schicht davon mit der Schere ab, ja? Das dürftest du kaum merken, in Ordnung?“ 

„In Ordnung.“, sagt Monty. 

Als ich sein Bein berühre, springt er zur Seite und ich erschrecke mich furchtbar. „Mensch, Monty!“, rufe ich laut und hüpfe selbst ein Stück zurück. „Das kann doch nicht wahr sein, dass du schon zickst, bevor ich anfange.“, schimpfe ich und schaue ihn böse an. 

Mein Pferd steht da und grinst. „Kleiner Scherz.“, sagt er und kichert ein bisschen. Mein Pferd kann kichern.

„Sehr witzig, wirklich witzig.“, fauche ich und finde es kein bisschen witzig. Jetzt bin ich nicht nur nervös, sondern habe auch noch weiche Knie. Nichts anmerken lassen, sage ich zu mir, nichts anmerken lassen. 

Beim nächsten Versuch, sein Bein zu berühren, ruft er ein kurzes „Buh!“ direkt in mein Ohr und wieder erschrecke ich heftig. „Monty, hör auf damit. Heb dir deinen blöden Humor für später auf, ja? Ich will die Sache jetzt hinter uns bringen.“ Mein Ton ist scharf.

„Na, na, Sie sind wohl etwas angespannt, was?“, schmunzelt er und scheint sich prächtig zu amüsieren.

„Ja, Monty, ich bin angespannt, verdammt angespannt sogar. Und es wäre wirklich toll, wenn du jetzt einfach nur still hältst, damit ich den Verband abmachen kann. Geht das? Bitte?“, zische ich mit zusammengebissenen Zähnen.

„Selbstverständlich.“, sagt Monty. 

Ein paar Minuten später habe ich es tatsächlich geschafft, den Verband abzumachen. Ich bin schweißgebadet. Aber wenigstens sieht die Wunde gut aus. 

„Sehr schön, das ist doch schon prima geheilt, Monty. Da brauchen wir nicht mal einen kompletten Hufverband zu machen. Es reicht, nochmal die Salbe draufzumachen und das leicht zu verbinden. Ist ja auch nicht matschig im Moment.“ Ich schaue mein Pferd an. „Schaffen wir das?“ 

„Selbstverständlich.“ 

Ich lege mir alles zurecht, was ich brauche, und bitte Monty um seinen Huf. Den gibt er mir und ich lege los. Eine Miteinstellerin kommt vorbei und sagt: „Wow, hast du ein braves Pferd! Meiner spielt immer komplett verrückt, wenn er behandelt werden muss. Ich wünschte, meiner wäre auch so cool.“ 

„Tja.“, höre ich mein Pferd sagen und ich schaffe es tatsächlich, den Verband anzulegen. 

„Na, das ging ja doch einfacher als gedacht, Monty.“ 

„Haben Sie etwa an mir gezweifelt?“ 

„Na ja, … ich denke nur an vor drei Tagen … “ 

„Sie sind aber nachtragend. Wollen Sie mir das jetzt für den Rest meines Lebens vorwerfen? Sie haben doch gehört, andere wünschten, ihr Pferd wäre so wie ich. So cool.“ Er lässt das Wort auf seiner Zunge schmelzen wie ein Stück Schokolade. „Sie dürfen es ruhig zugeben: Ich bin ein cooles Pferd. Cool, cool, cool.“, singt er vor sich her.

Und da muss ich dann selbst grinsen. „Ja, Mr. Cool, dann können wir ja demnächst den Tierarzt zum Impfen holen, nicht wahr?“ 

Monty tut, als hätte er das nicht gehört. 

–> Fortsetzung Kapitel 36

 

Monty Wege zum Pferd

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

9. November 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 35: Der Verbandwechsel

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 34: Nur ein Verband

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

Es ist immer wieder spannend, wie sehr man sich doch in seinem eigenen Pferd täuschen kann, spannend und manchmal erschreckend. Ich hätte schwören können, dass mein höflicher, gut erzogener und alles in allem ziemlich cooler Monty beim Tierarzt keine Probleme machen würde.

Weit gefehlt.

Sehr weit gefehlt.

So weit gefehlt, dass ich jetzt darauf warten darf, dass die Narkose nachlässt, denn Monty musste sediert werden. Wofür? Für eine Kolik-Operation? Für eine Zahnbehandlung? Nein, nur für einen dämlichen Verband am Huf. Ich kann es immer noch nicht fassen.

„Was ist nur in dich gefahren?“, frage ich mein schlafendes Pferd. „Nie hätte ich für möglich gehalten, dass du dich so aufführen kannst.“

Als Antwort schnarcht er leise.

Ich könnte heulen. Heute hat sich mehr als deutlich gezeigt, dass Monty mir nicht vertraut. Es geht um viel mehr als um das doofe „Sie“ oder um Freundschaft, es geht darum, dass ich meinem Pferd genug Sicherheit geben möchte, damit er mir glaubt, wenn ich ihm versichere, dass nichts Schlimmes passieren wird. Und das kann ich nicht. 

Ich hatte ihm doch genau erklärt, warum ich den Tierarzt rufen musste und was der machen würde, aber es hatte nichts genützt. Von dem Moment an, als der Tierarzt auftauchte, war es, als würde mein Pferd kein einziges Wort mehr verstehen, mehr noch, als wäre ich überhaupt nicht sein Mensch. Dass ich dabei war, half ihm gar nicht, letztlich war ich genauso Feind wie der Tierarzt. Und das tut richtig weh.

Ja, zugegeben, ich steigere mich da gerade ein bisschen hinein. Aber wenn man sein sonst so braves Pferd erlebt, wie es nach dem Tierarzt schlägt und das Halfter sprengt, weil es sich losreißen will, dann darf man schon schockiert sein. Aber es hatte doch sein müssen! Der Ballentritt war wirklich tief gewesen und die Wunde hatte sich tatsächlich schon leicht entzündet.

Warum konnte ich Monty so gar nicht mehr erreichen? Und warum, verdammt noch mal, nutzt es einem oft gar nichts, dass man mit seinem Pferd sprechen kann?

„Wollen wir es mit einer Nasenbremse probieren oder gleich sedieren?“, fragte mich der Arzt. 

„Sedieren.“, seufzte ich. Wenigstens die Nasenbremsenfolter wollte ich ihm ersparen.

Allein die Spritze zu setzen war dann schon Herausforderung genug. Da ich Monty noch nicht so lange habe, musste ich ihn bisher auch noch nicht impfen lassen, wusste also nicht, wie er überhaupt beim Tierarzt ist. Ich hätte nie gedacht, dass es so schlimm werden würde. Mit Leckerlis ließ er sich keinen Moment lang ablenken. Ich dachte schon, er beißt mir in die Hand. Wir hielten ihn dann zu dritt fest und ich redete mit Engelszungen auf ihn ein, sodass es dem Tierarzt gelang, die Spritze zu geben.

Dann ging alles ganz schnell. Montys Hals sank tiefer, die Augenlider wurden schwer und die Gegenwehr ließ nach. Er stand nur noch leicht schwankend da. Der Tierarzt konnte die Wunde in Ruhe säubern, entfernte gleich noch etwas loses Fleisch und legte einen Hufverband an. Ich ließ ihn bei der Gelegenheit noch ins Maul schauen und er fand einen Haken hinten rechts, denn er abschliff. Wenigstens dafür war die Sedierung gut, so muss ich über den Zahnarzt erstmal nicht nachdenken. Aber trotzdem, ich fühle mich mies. Saumäßig mies. Mein Pferd vertraut mir nicht.

„Wie kann ich nur dein Vertrauen gewinnen?“, frage ich mein schlafendes Pferd und erhalte natürlich keine Antwort.

Als er eine Stunde später wieder halbwegs wach ist, schaut er sich seinen Huf mit dem Verband an. Vorsichtig testet er, ob er damit laufen kann, und sieht dabei aus wie ein Storch im Salat. Unwillkürlich muss ich grinsen.

„Na, wird’s denn gehen, Monty?“

„Muss ja.“, sagt er.

„Du hast ja eine ganz schöne Show gemacht, vorhin.“ Ich kann mir einen Kommentar nicht verkneifen.

„Ich weiß gar nicht, was Sie meinen.“, erwidert er und betrachtet weiter seinen eingepackten Huf.

„Schon klar, Monty. Aber du weißt, dass wir das jetzt üben werden, das mit den Verbänden und den Spritzen und dem Tierarzt und so?“

Monty zieht es vor, einige Schritte von mir wegzugehen und in den Sand zu pinkeln.

„Ich weiß, dass du gehört hast, was ich gesagt habe, und glaub mir, ich meine das ernst.“

Mein Pferd gibt mal wieder eines seiner verächtlichen „Pfffts“ von sich, aber das wird ihm nicht helfen.

„Na komm, ich bring dich zurück, für heute war das mehr als genug.“ Und wir gehen schweigend zusammen zur Weide.

 

–> Fortsetzung Kapitel 35

 

Monty – Wege zum Pferd

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

12. Oktober 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 34: Nur ein Verband

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 33: Wir brauchen einen Tierarzt

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

Als Monty mir heute entgegenkommt, sehe ich sofort, dass er leicht lahmt. Vorne rechts tritt er nicht richtig auf.

„Hey, Monty, was ist los? Was hast du mit deinem Bein gemacht?“

„Ach, das ist nichts.“

„Du lahmst aber.“

„Gar nicht.“

„Doch, ich hab’s ja gesehen. Lass mich mal schauen.“

Er weicht mir aus und tritt zur Seite, damit ich sein Bein nicht anschauen kann.

„Da ist nichts.“, ruft er mit einer höheren Stimme als sonst.

„Bleib mal ganz cool, Monty, ich will dein Bein ja nicht abhacken. Aber ich muss mir das mal anschauen. Ich fass nichts an, nur angucken, ja?“

Er ziert sich noch ein bisschen, lässt mich dann aber schauen.

„Hui, du hast einen Ballentritt, das blutet sogar. Da bist du dir aber ordentlich reingelatscht.“

„Gar nicht.“, sagt Monty.

„Na, lass uns erstmal runtergehen, dann versorge ich das. Wird schon wieder.“ Wirklich beruhigt wirkt Monty nicht und er humpelt neben mir zum Stall. Am Putzplatz binde ich mein Pferd an und bitte ihn, mir den Huf zu geben.

„Ich würde es bevorzugen, Ihnen meinen Huf jetzt nicht zu geben.“, sagt Monty widerstrebend.

„Tja, da kann ich aber leider keine Rücksicht drauf nehmen, ich möchte deinen Huf. Ich muss die Wunde versorgen. Wenn sich das entzündet, muss der Tierarzt kommen.“

Nach einigem Hin und Her gibt er mir den Huf. Leider sieht der Ballentritt nicht gut aus. Die Wunde ist ganz schön tief und ich traue mir nicht zu, das selbst zu versorgen.

„Tja, Monty, ich fürchte, da müssen wir den Tierarzt rufen.“

„Aber ich habe Ihnen meinen Huf doch gegeben! Das ist nicht fair. Sie haben mich betrogen.“

„Nun mach mal nicht so viel Wind, Monty. Die Wunde ist zu tief. Wenn das oberflächlich wäre, würde ich es ja einfach verbinden, aber so ist mir das zu heikel. Sorry, Monty, ich ruf da gleich mal an.“

Ich gehe raus auf den Vorplatz, wo ich Handy-Empfang habe, und komme nach zwei Minuten wieder zurück.

„Wir haben Glück, Monty, denn der Tierarzt ist in der Nähe und kommt gleich vorbei.“, sage ich zu meinem Pferd.

„Glück? Sie scherzen!“, ruft er und reißt die Augen auf.

„Du wirst sehen, das ist keine große Sache. Er wird das desinfizieren und vernünftig verbinden, dann ist das in einigen Tagen alles abgeheilt.“

„Das heilt auch so.“

„Vielleicht würde es auch so heilen, kann sein, vielleicht aber würde es einen Einschuss geben und so eine Entzündung dauert viel länger. Lieber einmal zu viel den Tierarzt gerufen, als einmal zu wenig.“

„Da stimme ich Ihnen nicht zu.“ 

„Hilft aber nichts.“

„Werden wir ja sehen.“, sagt mein Pferd und es ist gut, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, was genau er damit meint …

 

–> Weiter mit Kapitel 34

 

 

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Tania Konnerth

Wer erzählt Montys Geschichten?

Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.

14. September 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 33: Wir brauchen einen Tierarzt

Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 32: Eine Zumutung namens Waage

Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.

Das Thema „Gewicht“ ist mir noch weiter durch den Kopf gegangen. Irgendwie ist es ja schon gemein, dass wir Menschen so einfach für unsere Pferde entscheiden können, was, wann und wie viel sie zu fressen bekommen, und die Menge eben auch empfindlich einschränken, auch wenn wir das aus guten Gründen tun. Es ist schon eine große Verantwortung, die man so als Pferdebesitzer hat, und es gibt viel zu bedenken. Oft bin ich selbst unsicher und halte mich für zu streng, aber dann habe ich auch wieder Sorgen, dass er mir doch krank wird, wenn ich zu großzügig füttere. Vielleicht, so denke ich, wird es für mich leichter zu entscheiden und für ihn etwas leichter einzusehen, wenn wir eine neutrale Einschätzung über sein Gewicht bekommen.

Deshalb sage ich am nächsten Tag zu ihm: „Du, Monty, ich habe mir etwas überlegt.“

Er schaut mich mit seinem typischen Und-was-kommt-jetzt-wieder-Blick an, sagt aber höflich: „Ich höre.“

„Wir hatten doch gestern über dein Gewicht gesprochen.“

„Pffffft.“, macht mein Pferd und dreht den Kopf weg. „SIE hatten darüber gesprochen, mir würde nicht im Traum einfallen, das Thema einfach so zu wählen. Ich spreche ja auch nicht IHR Gewicht an.“

Die kleine Spitze ignoriere ich.

„Ja, stimmt, ich hatte darüber gesprochen, weil DU es bist, der gerne mehr zu fressen hätte. Und da du meine Einschätzung anzweifelst, habe ich gedacht, dass wir dich doch einfach mal wiegen können, dann werden wir sehen, wer recht hat.“

Sein Kopf schießt zu mir, die Augen sind weit aufgerissen und für einen Moment verschwindet seine Reserviertheit und wird ersetzt durch Empörung.

„Wie meinen Sie das? Wiegen? Mich?“

„Keine Sorge, das ist alles ganz easy. Es gibt mobile Pferdewaagen …“

„Das ist nicht Ihr Ernst.“

„… die kommen dann in den Stall und man kann sein Pferd wiegen lassen. Ist doch eine prima Sache, dann brauchen wir nicht weiter über die Futtermenge zu streiten.“

„Das ist wirklich erniedrigend. Da macht man einmal einen kleinen Vorschlag und dann kommt so etwas. Ich werde nie wieder einen Wunsch äußern, das können Sie glauben.“, schimpft mein Pferd.

„Aber wieso erniedrigend? Es geht doch um deine Gesundheit, Monty. Ich stelle mich auch auf eine Waage. Mir ist sehr bewusst, dass auch ich auf mein Gewicht achten muss!“

Der Blick, mit dem er mich von oben nach unten mustert, spricht Bände. Mein sonst so höfliches Pferd kann schon auch echt gemein sein und trifft mich natürlich wieder einmal mitten in dem wunden Punkt meiner Schuldgefühle.

„Ja, auch mein Gewicht ist ein Thema, ich weiß. Ich verspreche, ich werde weiter an mir arbeiten, denn schließlich musst du mich tragen. Aber tatsächlich geht es jetzt gerade nicht um mich, sondern um dich. Die Pferdewaage ist bestellt und dann sehen wir weiter.“

Mein Pferd schweigt.

„Du wirst sehen, das geht alles ganz leicht und schnell. Du bist auch nicht der Einzige, fünf andere hier im Stall werden auch gewogen.“

„Fünf andere Pferde? Die werden mit dabei sein?“ Wieder sind seine Augen weit aufgerissen. 

„Ja, ab fünf Pferden ist es billiger.“

„Sie haben keine Ahnung, was Sie mir damit antun.“, zischt Monty.

Diesmal ist es an mir zu schweigen.

„Das ist mehr als erniedrigend.“

„Du wirst es überleben.“, sage ich und hoffe, dass er den Humor aufgreift. Aber Humor ist nicht gerade eine Stärke meines Pferdes, wenn er beleidigt ist.

Und für diesen Tag spricht mein Pferd kein einziges Wort mehr mit mir.

Monty hat den Wiegetermin einige Tage später übrigens tatsächlich überlebt. Er hat zwar vorher kein Wort mehr mit mir gesprochen, ist aber, um allen zu beweisen, wie souverän er ist, als Erster vollkommen entspannt auf die Waage gegangen und bekam dafür prompt Leckerlis von der Waage-Frau („Sehr nett, die Frau.“, flüsterte er mir zu. Immerhin sprach er von da an wieder mit mir). 

Dann bescheinigte sie ihm „ganz gut beieinander zu sein“ und sagte, dass er nicht mehr auf den Rippen haben sollte („Manche, die zuerst nett wirken, erweisen sich erst später als fies.“, war sein Kommentar). 

Ich lag also nicht falsch mit meiner Einschätzung und damit ist das Thema erstmal vom Tisch.

 

–> Weiter mit Kapitel 33

 

 

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Tania Konnerth

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Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.

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17. August 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 32: Eine Zumutung namens Waage

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