Pferdetraining lieber effektiv als effizient! – Inspiration des Monats
Mit unserer Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält.
Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können.
Thema des Monats:
Pferdetraining lieber effektiv als effizient!
Manchmal klingen Begriffe sehr ähnlich, obwohl sie aber von der Bedeutung her sehr verschieden sind. So liegen Welten zwischen einem „effektiven“ und einem „effizienten“ Pferdetraining, mit dem zunehmend geworben wird, denn das passt zu unserer erfolgsorientierten Leistungsgesellschaft. Dabei aber ist „Effektivität“ so viel wichtiger …
- Man spricht von Effizienz, wenn die Dinge „richtig“ getan werden, und zwar im Sinne von „schnell und ohne viel Aufwand“ = Maß für Wirtschaftlichkeit.
- Effektivität hingegen bedeutet, dass wir die richtigen Dinge tun, und zwar bezogen auf die im Idealfall individuell angepassten Ziele = Maß für Wirksamkeit.
Eine „effiziente“ Ausbildung richtet sich auf allgemein herrschende Vorstellungen und Richtlinien aus und ist das, was man im herkömmlichen Umgang mit Pferden findet. Effizienz im Pferdetraining sorgt zum Beispiel dafür, dass junge Pferde in kürzester Zeit ausgebildet und „vorführfähig“ gemacht werden oder zielt darauf, möglichst schnell und einfach Muskeln aufzubauen. Eine „effektive“ Ausbildung hingegen schaut zunächst, welche Ziele mit dem jeweiligen Pferd überhaupt sinnvoll erreichbar sind, und geht dann angepasst und angemessen vor. So würde in den Beispielen von oben erstmal geschaut werden, wie weit das jeweilige junge Pferd überhaupt schon in seiner Entwicklung ist und welche Ausbildungsziele dafür angemessen sind (und nicht, welche sich besser verkaufen lassen) und in Bezug auf die Muskulatur würde geschaut werden, wie sich diese so aufbauen lässt, dass der Traininingsdruck nicht zu hoch wird, welche Maßnahmen in der Haltung unterstützend eingesetzt werden können und Ähnliches.
Wenn Du Dir mit Deinem Pferd ein harmonisches und partnerschaftliches Miteinander wünschst, wenn Du pferdefreundlich handeln möchtest und wenn Du Freude und Leichtigkeit, dann sollte nie „Effizienz“ Deinen Weg bestimmen. Effizienz lässt kaum Raum für achtsame Empathie, für geduldiges Abwarten, für langsames Wachsen und Reifen und schon gar nicht für so etwas wie Qualitätszeit. Achte also immer gut darauf, wofür ein Ausbilder, ein Trainingskonzept oder eine Methode steht, bevor Du Dich entscheidest und ob sie dem, was Du Dir für Dich und Dein Pferd wünschst, überhaupt entspricht.
22. Februar 2022 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus der Bereiterpraxis, Erkenntnisse, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten • 1 Kommentar »