Die Sache mit den anderen…
Ich mache mir viele Gedanken darüber, wie ich meinen Pferden gerecht werden und unser Miteinander möglichst bewusst und gewinnbringend für beide Seiten leben kann. Und in diesem Zusammenhang ist mir immer wieder deutlich geworden, dass ich, wenn ich zu meinen Pferden fahre, mich dort ganz auf sie konzentrieren und konsequent bei ihnen bleiben will. Das wirkt sich zwangsläufig auf das Miteinander mit anderen Pferdeleuten im Stall aus. Denn, so hart das klingt: Andere Menschen bedeuten Ablenkungen. Das meine ich kein bisschen böse, sondern es ist eine Tatsache, derer wir uns bewusst sein sollten, gerade, wenn es uns darum geht, achtsam für unsere Pferde zu sein. Babette hat zu diesem Thema auch schon mal was verfasst, s. hier und in diesem Artikel bin ich auf das Thema „Gruppenzwang“ eingegangen. Mit dem heutigen Beitrag möchte ich ganz bei meinen eigenen Erfahrungen bleiben, schaut, was Ihr Euch daraus mitnehmen könnt.
Meine Entscheidung (bzw. mein Bedürfnis), in erster Linie meine Pferde zu besuchen, wenn ich in den Stall fahre, hat auch schon früher dazu geführt, dass ich immer versuch(t)e, eher ruhige Momente im Stall zu finden, also Zeiten, an denen wenig los ist und ich idealerweise allein da bin. Genauso halte ich mich auch sehr zurück, wenn ich andere mit ihren Pferden zusammen sehe, denn ich möchte nicht stören. Wahrscheinlich wirke ich dadurch leider oft ungesellig, ja, vielleicht sogar abweisend, und das tut mir leid. Aber genau das lässt sich kaum verhindern, wenn ich die Priorität im Stall konsequent auf meine Pferde legen will.
Es beginnt schon, wenn ich komme und Aramis freudig brummelnd zum Tor kommt und schon ungeduldig scharrt, weil er weiß, dass er gleich was Leckeres zu fressen bekommt. In diesem Moment kann ich mich nicht wirklich auf einen freundschaftlichen Plausch mit Miteinstellern einlassen und ja, in diesen Momenten lasse ich sogar Babette stehen und gehe erst zu meinem Pferd, denn er ist mein Date in diesem Moment und niemand anderes.
Und es geht mit lauter solcher Einzelentscheidungen weiter:
- Wie lange mute ich meinem Pferd zu, am Anbinder zu stehen, wenn mir jemand etwas erzählen will?
- Unterhalte ich mich, während ich meine Pferde putze, mit jemanden oder will ich mich auch beim Putzen wirklich meinen Pferden widmen?
- Unterbreche ich Übungen oder auch nur mein Bei-meinem-Pferd-sein, wenn jemand in den Stall kommt, um zu reden, mir etwas zu zeigen oder mich um Hilfe zu bitten?
- Schaue ich, während ich eigentlich bei meinen Pferden bin, rüber zu den anderen, wie sie reiten oder mit ihren Pferden umgehen?
- Reite ich mit jemanden zusammen aus?
Natürlich freue ich mich, die anderen im Stall zu sehen, und auch ich quatsche gerne. Aber, und darum geht es mir, ich setze Prioritäten. Zum Stall zu fahren bedeutet für mich, meine Pferde zu besuchen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Ich möchte für sie da sein und ich möchte auf sie eingehen können. Dafür muss ich mich für sie öffnen und mich auf sie einlassen, auf ihre Stimmung und auch auf meine, auf ihr Tempo und auch meines, auf ihre Zeichen und auf meine eigene Körpersprache. Und das erfordert Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.
Die Kommunikation mit Pferden ist so vielschichtig und kann unglaublich fein sein, wenn wir wirklich bei unseren Pferden bleiben und uns nicht ablenken lassen – ablenken durch andere Menschen, durch Gespräche, durch das, was andere mit ihren Pferden machen, durch Fremdstimmungen usw.
Ich stelle immer wieder fest, dass ich „anders“ bin, wenn ich allein mit meinen Pferden bin oder wenn ich meine Aufmerksamkeit aufteile. Und so ist es mir am liebsten, wenn ich mich erst einmal ganz in Ruhe meinen Pferden widmen kann – und danach bin ich dann durchaus auch für ein Schwätzchen zu haben. Es ist ein Abwägen und ein Zwiespalt zwischen meinen Pferden und den anderen Menschen, der nicht immer leicht ist. Dass ich mich im Zweifelsfall für meine Pferde entscheide, hat nichts damit zu tun, dass ich andere nicht mag – und so kann dieser Beitrag vielleicht auch eine Erklärung bieten, warum manch ein Pferdemensch so eigenbrötlerisch wirkt; es hat oft überhaupt nichts mit einer Entscheidung gegen andere zu tun, sondern es ist eine Entscheidung für die eigenen Pferde.
Nun interessiert mich: Wie seht und wie haltet Ihr das?
Und hier könnt Ihr noch mehr zu dem Thema lesen.
21. April 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Sonstiges, Umgang • 31 Kommentare »