Präsenz am Pferd

Das Thema „Präsenz“ beschäftigt mich zurzeit persönlich stark.

Es stört mich immer mehr, wenn ich bei der Arbeit mit Pferden abgelenkt werde. Gerade wenn ich mit unsicheren Pferden umgehe, mit Jungpferden oder schwierigen Pferden, merke ich, wie unglaublich wichtig es für die Qualität der Arbeit und die Beziehung zu dem Pferd ist, mit meiner Achtsamkeit ganz bei mir und dem jeweiligen Pferd zu sein.

Bellende Hunde, ein klingelndes Handy, tobende Kinder, ein Kunde, der eine Frage an mich hat, all das schafft es, mich aus der stillen Kommunikation und meiner Konzentration zu holen, lässt die Verbindung zum Pferd häufig abreißen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Die kläffenden Wauzies sind in der Regel meine Eigenen, und ich mag Kinder und meine Kunden sehr 😉 . Aber oft ist es schwer, nach einer Störung wieder in eine tiefgehende Verbindung mit dem Pferd zu kommen.

Nun ist unser Stall noch ein relativ kleiner und wir haben eine nette Gemeinschaft und harmonische Atmosphäre. Wie mag es da wohl erst Reitern/innen gehen, in deren Ställen ein rauer Umgangston herrscht und der Unterricht noch immer mit militärartigem Gebrüll stattfindet? Wo an der Bande lästernde Menschen stehen? Oder wo ein Mitreiter sein Pferd drastisch „diszipliniert“?

Immer mehr erkenne ich, dass die Pferde von uns

  • 100% ige Aufmerksamkeit,
  • Stärke und
  • Klarheit

– also in einem Wort Präsenz wollen.

Das ist aus der Sicht des Pferdes völlig verständlich. In dem Moment, in dem wir mit unserem Pferd zusammen sind, ersetzen wir ihm seine Herde. Pferde fühlen sich nur sicher und geborgen, wenn sie das Gefühl haben, dass derjenige, dem sie sich anschließen sollen, ein kompetenter Herdenführer ist.

Doch leider erlebe ich sowohl bei anderen als auch bei mir, dass ich oftmals

  • abgelenkt bin,
  • selber nervös, unsicher oder hektisch bin und
  • kein klares Zielbild vor Augen habe.

Wenn unsere Pferde in uns ein unsicheres und unachtsames Wesen sehen, ist es nur zu verständlich, dass sie sich uns nicht anschließen wollen und sich in unserer Gegenwart unwohl fühlen („Wer passt dann bitte auf, dass sich kein Wolfsrudel anpirscht?“). Dies zeigt sich dann oft darin, dass Pferde ihre Grenzen testen, d.h. sie werden frech, nervös oder zappelig. Darauf reagieren wir dann gerne mal tadelnd, auch mal laut, was die Stimmung zueinander nicht verbessert und keineswegs dazu beiträgt, dass unser Pferd sich wohler mit uns fühlt.

Ein Teufelskreis entsteht.

Anja Beran beschreibt in ihrem Buch „Aus Respekt“, dass sie Pferde, bei denen sie volle Ruhe braucht, morgens um 6 Uhr arbeitet. Das ist sicherlich ein guter Weg, aber da ich am liebsten alle meine Pferde so arbeiten möchte, stellt sich mir die bange Frage: Und wann schlafe ich? 😉

  • Kennen Sie diese Gefühle und Probleme?
  • Haben Sie Möglichkeiten gefunden, damit umzugehen?
  • Wie befreien Sie sich vom Alltagsstress und schaffen einen Raum, nur für sich und Ihr Pferd?
  • Ab wann beginnt für Sie der Kontakt zum Pferd?
  • Schon auf der Weide, beim Putzen oder erst nach dem Aufsteigen?

Ich würde mich über viele Anregungen und Ideen sehr freuen!

29. April 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Aus der Bereiterpraxis 22 Kommentare »

 

22 Reaktionen zu “Präsenz am Pferd”

 

Von Jenni • 29. April 2008

Hallo Babette!

Hmm, wann beginnt der Kontakt zum Pferd?

Ich reite zur Zeit ein Pferd, dass meine volle Aufmerksamkeit fordert, von der ersten bis zur letzten Minute. Bekommt er die nicht, klappt gar nichts und ich habe fast ein bißchen das Gefühl, dass er dann beleidigt ist.

Ich habe in dem Stall das Glück, dass dort nur wenige Menschen reiten, jeder das konzentrierte Arbeiten respektiert und man normalerweise alleine auf dem Reitplatz ist. In meinem alten Stall empfand ich es z.T. schon als anstrengend, wenn man zu zweit oder zu dritt geritten ist und aufeinander acht geben musste.

Normalerweise vergesse ich auf dem Pferd alles um mich herum, das ist ein richtiger Mechanismus. Merke ich vor dem Reiten, dass das nicht geht, lasse ich es meistens.

Liebe Grüße,

Jenni
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Liebe Jenni,

da scheinst Du mit Deinem Stall großes Glück zu haben! Auch bei uns ist es so, dass alle ruhig und konzentriert mit ihren Pferden arbeiten, nur ist bei schlechten Wetter die Halle schnell recht voll (sie ist auch ziemlich klein), so dass wir Reiter uns dann mehr auf das Ausweichen konzentrieren als auf unsere Pferde.
Vielen Dank für Deine Anregung 🙂
lieben Gruß, Babette

 

Von Karin Baja • 29. April 2008

Hallo Babette,

meine Stute fordert auch die ganze Präsenz von mir, schon wenn ich sie putze oder sattel. Sie zeigt mir genau wann ich mit meinem „Kopf“ woanders bin, dann ist sie halt auch woanders. Ganz im hier und jetzt sein, das hat sie mich gelehrt. Beim reiten schaffen wir uns beide eine virtuelle Blase um uns die unseren gemeinsamen Raum geschützt und ganz besondrs macht. Ansprechen darf und kann mich keiner mehr, das bekomme ich garnicht mit. Je mehr ich in unser gemeinsames Bewegungsgefühl eintauchen kann umso besser läuft es. Anfangs habe ich nur geritten wenn ich alleine war, oder es besonders ruhig war. Aber das Vorenthalten jeglicher störender Außenreize war ab einem gewssen Punkt wieder kontraproduktiv. Die Reizschwelle meiner Stute sank erheblich, sie erschreckte sich immer öfter bei normalen Ablenkungen. So habe ich nun lernen müssen unsere „Schutzblase“ auch unter erschwerten Bedingungen aufrecht zu halten. Ich versuche also ganz bei mir und bei ihr zu bleiben auch wenn viel Trubel ist. So langsam gelingt es uns. Sehr hilfreich war dabei die laufende Unterstützung durch Kinesiologie und begleitende Energiearbeit.

Liebe Grüße

Karin Baja
http://www.energetische-tierheilkunde.de
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Liebe Karin,

mir eine „Schutzblase“ zu visualisieren habe ich probiert, leider ist meine Blase leicht zum Platzen zu bringen 😉 . Ich fürchte, bis mir eine stabile Blase gelingt, werde ich noch fleißig üben müssen 🙂 . Darüber, wie Dir die Kinesiologie und die Energiearbeit helfen, würde ich sehr gerne mehr erfahren. Wie ich Stress kinesiologisch „wegklopfen“ kann, habe ich schon gelernt und mit Erfolg angewendet.
Vielen Dank für Deine Anregungen!
Liebe Grüße, Babette

 

Von Iris • 29. April 2008

Hallo Babette,

ich glaube, diese Probleme kennt jeder, der mit seinem Pferd wirklich ARBEITEN möchte und nicht nur im Stall auftaucht, um sein Pferd, sämtliche Miteinsteller und die Stallbetreiber zu nerven, weil er dort die mangelnden Sozialkontakte der letzten Tage ausleben muss ;-).

Bei mir beginnt der Kontakt zum Pferd in dem Moment, wo ich in Richtung Paddock gehe, mein Pferd mich bemerkt und zu mir sieht oder sich zu mir hinwendet. Ab da bemühe ich mich immer darum, auch mit meiner Aufmerksamkeit bei ihr zu sein – allerdings muss ich zugeben, dass mir das natürlich nicht immer oder auch mal besser, mal schlechter gelingt. Ich hab mal einen netten Vergleich gelesen: Wenn ich mich mit einer Freundin zum Quatschen treffe, komme ich nicht auf die Idee, mich plötzlich jemand anderem zuzuwenden, der zufällig vorbeikommt und was von mir will. Da erkläre ich dem anderen, ich würde mich wieder bei ihm melden oder ähnliches und halte aus Höflichkeit meiner Freundin gegenüber den Kontakt zu kurz wie möglich. Wenn wir uns aber mit unseren Pferden beschäftigen, lassen wir uns allzu leicht von anderen ablenken und die Pferde einfach stehen – manchmal wirklich arg lang! Daher versuche ich in solchen Situationen, den anderen zu erklären, dass ich jetzt mit meinem Pferd verabredet bin und wir gern danach reden können. Natürlich hat mir das schon manches Mal Unverständnis oder offene Feindseligkeit eingebracht, aber das ist dann eben so. Auf Menschen, die auf mich keine Rücksicht nehmen können oder wollen, kann ich gut verzichten. Wenn ich bei meinem Pferd bin, will ich mit dem Pferd was machen und nicht mit anderen Einstellern quatschen oder telefonieren oder sonst was.

Komischerweise kann ich den Alltagsstress total gut hinter mir lassen in dem Moment, wo ich nur im Stall ankomme, weil das für mich eben meine Freizeit ist. Für mich entsteht neuer Stress erst dann, wenn mich dauernd jemand ablenkt. Ich kann nicht im Round Pen mit meinem Pferd arbeiten, wenn draußen jemand steht, der mich dabei dauernd zutextet. Auch wenn es mir manchmal (bei netten Leuten) echt leid tut, aber ich weise dann freundlich und bestimmt darauf hin, dass ich jetzt gerade keine Zeit und keinen Kopf für was anderes habe.

Für Sie ist das bestimmt ungleich schwieriger, weil ja noch Kundenkontakte hinzukommen. Vielleicht sollten Sie einfach, um zum Beispiel das nervende Telefon ein wenig zu blockieren, feste telefonische Sprechzeiten einrichten, wo sie dann für eine Zeitlang gut erreichbar sind. Bei der Arbeit mit den Pferden dagegen würde ich das Handy dann so lange abschalten. Früher war man auch nicht permanent erreichbar, und das ging auch ;-).

Ein bisschen spielt diese ganze Problematik mal wieder in dieses Thema „Man muss auch mal nein sagen können“ hinein, finde ich. Vielleicht müssen Sie einfach mal ganz nett Nein sagen zum Telefon oder zu anderen Menschen, wenn Sie gerade bei der Arbeit mit den Pferden sind. Fast nichts ist so wichtig, dass es nicht auch einen kurzen Aufschub duldet.

Herzliche Grüße,

Iris
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Liebe Iris,

den Vergleich mit dem Gespräch mit einer Freundin finde ich klasse! Glücklicherweise haben wir bei uns ein Funkloch, so dass ich mit meinem Handy fast nie Empfang habe. So habe ich diese Störquelle ganz gut im Griff 😉 Und das Thema „Nein“ sagen, ist sicherlich das, an dem ich noch reichlich zu Üben habe… Ach, fällt mir das schwer!!!
Vielen Dank für Deine Zeilen!
Liebe Grüße, Babette

 

Von Jenni • 29. April 2008

Mir gefällt der Vergleich von Iris mit dem Treffen unter Freunden auch gut, denn beides, die Arbeit mit dem Pferd und das Gespräch mit der Freundin, hat etwas mit Respekt zu tun! Dem Pferd gegenüber empfinde ich es als ziemlich respektlos „einfach nur draufzusitzen“ und das Pferd warten zu lassen.
Schwierig finde ich allerdings auch eine Möglichkeit zu finden das bei dir zu lösen, Babette. Kannst du vielleicht am Abend oder am Morgen feste Berittzeiten einplanen?
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Liebe Jenni,
danke für den Tipp, aber das mit den festen Zeiten läßt sich bei mir organisatorisch nicht realisieren,
lieben Gruß, Babette

 

Von Nele • 30. April 2008

Hallo Babette,

das Thema ist auch bei uns ein ganz großes und damit eine Baustelle, an der ich viel üben muss, mich halt nicht ablenken zu lassen.
Besonders Schwierig finde ich aber die Situation Reitunterricht… dadurch, dass ich meine Aufmerksamkeit zwischen RL und Pferd teilen muss, klappt vieles nicht so gut wie wenn ich alleine bin und die perfekte „Blase“ um mein Pferd, die Aufgabe und mich habe. Seit ich den Grund „geteilte Präsenz“ erkannt habe, kann ich besser damit umgehen. Aber vorher war ich manchmal schon arg frustriert.

Zu meinen Vorschreibern kann ich eigentlich damit nur ergänzen: Störfaktoren für die eigene Präsenz sind manchmal gar nicht so leicht zu erkennen

Liebe Grüße
Nele
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Liebe Nele,

ja, das kenne ich von mir auch wenn ich Unterricht bekomme. Ich glaube das liegt bei mir daran, dass ich mich im Unterricht mehr auf das Erlernen von Techniken konzentriere und das Fühlen dadurch schwieriger ist…
lieben Gruß, Babette

 

Von Therese • 2. Mai 2008

Hallo Babette, Ich hatte eigendlich nie das Gefühl, dass mein Pferd immer und überall meine ungeteilte Aufmerksamkeit forderte.Genauso wenig, wie ich von ihr! Beim reiten oder longieren oder bei der Bodenarbeit u.s.w. war ich immer voll und ganz bei ihr, das ging ganz von alleine. Aber beim Putzen und so hab ich mich immer gerne mit anderen unterhalten. Während die Hotties vor sich hin dösten, habe ich Neuigkeiten ausgetauscht.Meine Aufmerksamkeit war aber immer auf mein Pferd gerichtet. Und dann hab ich sie geputzt oder gekrault oder so währen ich mit einem Ohr meiner Freundin und mit dem anderen dem Atem von meinem Pferd zugehört. Mein Handy hatte aber auch ich immer im Spind verstaut. Dieses Klingeln hat mich dann doch auch völlig aus dem konzept gebracht! Das mit der Blase stimmt schon irgendwie. Aber ich musste mich nicht anstrengen, um sie aufzubauen oder aufrechtzuerhalten. Es war, wie wenn man mit seinem Freund zusammen ist! Man weiß, dass man zusammen gehört. Diese verbindung besteht ununterbrochen. Und wenn man Freunde zu besuch hat, kümmert man sich natürlich auch um die. Aber es gibt nunmal diese Zeiten, in denen man zu zweit und ungestört sein möchte! Genauso war es immer mit meinem Pferd! Wir waren ein Duo, aber jeder hatte auch andere Freunde auf der Weide oder auf dem Hof. Aber beim arbeiten waren da nur noch wir zwei. Und das haben die anderen auch gemerkt. Mich hat nie jemand beim reiten von der Seite angesprochen.Das ist irgendwie auch sehr unsensibel finde ich!!!

Liebe grüße, Therese
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Liebe Therese,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich denke, es macht einen grossen Unterschied, ob man mit seinem Pferd schon „ein altes Paar“ ist und das Pferd Sicherheit in sich und seiner Umgebung gefunden hat. Dieses Pferde können es sicherlich mal ab, „nebenbei“ geputzt ect. zu werden. Wichtig ist nur zu spüren, wann sein Pferd die ganze Präsenz braucht um sich in der Gegenwart seines Menschens wohl zu fühlen,

lieben Gruß, Babette

 

Von Therese • 5. Mai 2008

Ja, das stimmt! Ich hatte allerdings immer sehr großes Glück mit meinen Reitbeteiligungen. Ich durfte immer machen, was ich für richtig gehalten habe (was im nachhinein manchmal natürlich auch falsch war) und so viel nach Gefühl machen. Mich würde mal interessieren, was andere so für Erfahrungen mit typischen Schulbetrieb, sprich auf Schulpferden in der Abteilung reiten, gemacht haben, denn das hatte ich nie. Kann man auch so irgendwie nach Gefühl arbeiten? Haben die Pferde sich darauf eingelassen? Ich hab nämlich oft so Horrorgeschichten gehört.
Liebe Grüße, Therese

 

Von Nicole • 9. Mai 2008

Hallo,

zu diesem Thema könnte ich ein Buch mit Leidensgeschichten füllen. Leider hat es sich nämlich bei uns im Stall eingebürgert in der Halle fast schon tagtäglich „Kaffekränzchen“ abzuhalten. Im Reiterstübchen würde ja nicht jeder mitkriegen wie toll und cool doch alle sind, deshalb macht man das am besten in der Reithalle, dann kriegen es auch die Nicht-Interessierten mit und diejenigen Interessierten, die gerade mal ihr Pferd bewegen „müssen“, bleiben auch nicht außen vor. Man rottet sich dann an der Bande zusammen und unterhält sich lautstark (wie gesagt: es soll ja wirklich JEDER mitbekommen), egal ob andere gerade Reitunterricht haben oder ihr aufgeregtes und/oder abgelenktes Pferd beruhigen wollen.

Noch dazu gehört man als Besitzer nicht nur eines Pferdes sondern auch eines Hundes wieder zu einer viel höheren gesellschaftlichen Schicht, also muss man auch seinen Hund mitbringen um zu demonstrieren, wie toll er doch hinter der Bande ruhig sitzen kann. Schade nur, dass der Hund davon meistens nix weiß, also springt er hinter der Bande hin und her und sorgt wieder für neues Ablenkungspotential.

Wie störend das Ganze wirklich ist, merkt man dann am besten, wenn man mal ganz alleine in der Halle ist. Plötzlich läuft das Pferd absolut schön und konzentriert, die üblichen Kämpfe um die Aufmerksamkeit sind plötzlich gar nicht mehr vorhanden und Reiten macht endlich (!) wieder Spaß!

Schade, dass diese Einsicht bei vielen gar nicht vorhanden ist. Da bleibt eigentlich nur noch der Wechsel in einen anderen Stall in dem andere Aktivitäten in der REITHalle (z.B. Longieren, Laufen lassen, Hunde bewegen) verboten sind. Aber so einfach ist das Ganze ja leider auch nicht!

Hoffentlich trieft mein Kommentar nicht zu arg vor Ironie und Sarkasmus! 😉
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Hallo Nicole,

oje, das hört sich nach viel Frust an 🙁 Ich wünsche Dir mit Deinem Pferd viele ungestörte, freudvolle Momente,
lieben Gruß, Babette

 

Von Sabine Schünemann • 9. Mai 2008

Hallo Babette, ein echt spannendes Thema, dass ja schon viele tolle Anregungen gebracht hat!
Den größten Fortschritt auf diesem Gebiet habe ich für meinen Schimmel und mich aus einem Reitkurs bei Dir mitgenommen. Du hast gesagt“ Ihr seid beide zu streng miteinander und seht das alles vielleicht etwas zu verbissen.“ Das ist bei mir erstmal nicht wirklich angekommen. Für mich war das Reiten in der vollen Halle weiter furchtbar, da ich mich nicht konzentrieren konnte. Ich habe mich einfach immer unzulänglich gefühlt, da ich der Ansicht war, nicht gut genug zu Reiten und nicht konzentriert genug zu arbeiten und, und und…
Heute reite ich noch genauso (schlecht) wie damals.
Aber ich verlange nicht mehr von mir, es perfekt machen zu wollen und mir dadurch nur noch viel mehr Streß zu machen.Ich habe irgendwann mal angefangen, über Deinen Satz nachzudenken.
Ich glaube, von sich immer volle Aufmerksamkeit zu erwarten, ständig die „Blase“ oder den „Flow“ zu erwarten ist in unserer Zeit nicht zu realisieren. Sie ist laut, schnell und turbulent und eigentlich wollen wir das ja auch (Kinder,Hunde,Kunden). Seit ich meine Einstellung etwas geändert habe, mich freue, wenn es gut läuft, aber es für mich auch kein „verlorener Tag“ ist, wenn etwas nicht so läuft, geht es uns beiden (glaube ich) deutlich besser. Auch mein Schimmel hat sich vom Wesen sehr stark verändert und ich bin gespannt, wie er im Juni auf Dich wirkt.
Ich habe Dich als jemanden kennen gelernt, die auf mich schon sehr „perfekt“ und konzentriert bei der Arbeit mit Pferden wirkt. Vielleicht kann ich Dir ein kleines Stück von dem Satz an mich zurück geben?
Oder anders: wo im Alltag bist Du genau so sehr bei der Sache, wie bei der Arbeit mit den Pferden?
Viele Grüße, Sabine
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Hallo liebe Sabine,

Dein Kommentar hat mich sehr berührt, vielen Dank dafür 🙂 🙂 🙂
Und wahrscheinlich liegt genau hier der Schlüssel: Die eigene innere Einstellung…
So einfach- und doch so unendlich schwer!
Ich freue mich sehr auf den Kurs mit Euch und bin gespannt, wie sich Dein Schöner entwickelt hat. Auf dem Foto was Du mir geschickt hast seht Ihr so toll aus 🙂 .
Ganz herzliche Grüße und gib Deinem Großen eine dicke Möhre von mir, Babette

 

Von Carola Schlanhof • 29. Mai 2008

Hallo Babette,

ich habe festgestellt, daß es sehr stark an meiner Einstellung liegt, wie störend ich Umwelteinflüsse empfinde.

Im Vorjahr habe ich mich verärgert gefragt, warum diese ***zensiert** Blaskapelle ausgerechnet vor meinem Haus üben mußte, als ich Bodenarbeit mit Kala machte, die natürlich unruhig schnaubend null bei der Sache war.
Dann dachte ich, daß dies doch eine super Gelegenheit sei, Konzentration bei Ablenkung zu trainieren.
Die Musik spielte noch öfters vor meinem Haus, und auch hinlegen unter musikalischer Begleitung klappte rasch hervorragend.
Handy habe ich zwar als Alleine-Ausreiterin immer mit, ignoriere es allerdings, wenn es bimmelt.

Hauptablenkung sind meine eigenen Gedanken, wenn mich etwas sehr beschäftigt. Da ist es dann oft sinnvoller für uns, gar nicht zu trainieren, und ich beschränke mich auf ein bißchen knuddeln.

Viele Grüße

Carola
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Hallo Carola,
da knüpst Du nahtlos an den Kommentar von Sabine an: Die innere Einstellung…
Und wenn man es schafft so flexibel zu sein, Störenquelle als Übung zu nehmen, ist das schon genial!
Das meine eigenen inneren Themen stark von der Konzentration und der Fähigkeit mich auf mein Pferd einzustellen ablenken können, kenne ich auch nur zu gut!
Lieben Gruß, Babette

 

Von Alexandra • 30. Juni 2009

Hallo Babette,

auch ich kenne dieses Problem sehr gut, allerdings nicht nur von der Arbeit mit Pferden, sondern auch in meinem normalen Alltag im Büro. Dort habe ich meine „ich möchte jetzt zwei Stunden ungestört arbeiten“-Phasen. Tür zu, kein Handy, kein Telefon, keine Kollegen, keine Fragen, kein Kaffeekochen, kein Internetsurfen. Ich möchte sagen in dieser Zeit schaffe ich mehr als am restlichen Tag,vor allem bei schwierigen Aufgaben bzw. solchen bei denen man lange Gedankengänge braucht. Ich wurde allerdings erst etwas belächelt wie du dir vorstellen kannst 😉 Mittlerweile gibt mir der „Erfolg“ recht und all respektieren meine „5 Minuten“. Es ist übrigens gar nicht leicht 2 Stunden konzentriert durchzuarbeiten, finde ich, aber es wirklich Gewöhnungssache.

Zur Halle: In einem alten Stall haben wir es so gemacht: es gab immer einen Hallenplan, in dem aber natürlich für die Einsteller viele freie Stunden reserviert wurden, in denen man einfach so reiten konnte. Wer aber z.B. unter der Woche am vormittag kommen wollte, der wurde zumindest gebeten sich einzutragen, damit die Besitzer sich darauf einstellen konnten. Das hat sehr gut geklappt. (Das waren ca. 15 Einsteller)

Und dann noch was zum Nein-sagen: meine beste Freundin ist nicht ansprechbar, wenn sie reitet. Sie ist fast wie in Trance und selbst zu mir richtiggehend unfreundlich, wenn ich etwas fragen möchte. Am Anfang habe ich das sehr persönlich genommen und sie dann auch mal darauf angesprochen. Sie erzählte dann, dass sie es nur nebensächlich wahrnimmt, wenn ich sie dabei störe und entsprechend „automatisch“ reagiert. Sie meint das aber nicht böse und ist sonst die Herzlichkeit in Person. Ich denke also, wenn du vielleicht mit denen, die dich häufig „stören“ darüber sprichst, dann ist das auch kein Problem mehr. Im Übrigen: niemand wird mehr oder weniger gemocht, nur weil er mal nicht für jeden und alles da sein kann. Meiner Erfahrung nach redet man sich das ein, ich übrigens auch… Und wenn ich dann bei anderen entsprechendes Verhalten beobachte, dann empfinde ich es gar nicht als komisch, unhöflich oder ähnliches.

Soviel von mir, du hast ja auch schon so viele andere gute Tipps bekommen, vielleicht kannst du dir ja was passendes zusammenstellen.

Liebe Grüße, Alexandra
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Liebe Alexandra,
vielen Dank für die Tipps und liebe Grüße,
Babette

 

Von no0815girl • 5. Juli 2010

Auch ich gehöre zu den Personen die sich schnell ablenken lassen. „Leider“ geht es meinem Pferd genauso. Allerdings lässt diese Ablenkbarkeit stark nach, wenn wir uns wirklich aufeinander konzentrieren und arbeiten. Ich bin momentan immer sehr froh, wenn ich meine Ruhe habe und wenn wir bereits beim Putzen gestört werden, nervt mich das tierisch, egal ob es ein Mensch, ein lauter Hund oder ein schreiendes Kleinkind ist. Wenn ich beim Pferd bin, will ich meine Ruhe haben, Spass haben. Beim Putzen mal ein bisschen zu plaudern finde ich nicht schlimm, nur möchte ich das nicht immer. Manchmal kann ich schon beim Putzen richtig ruhig und auf mein Pferd konzentriert werden. Werde ich da aber bereits abgelenkt, kann ich micht auch später beim Reiten nicht gleich gut konzentrieren.
Momentan bin ich auch froh, wenn ich alleine in der Halle oder auf dem Platz bin und möglichst wenig da ist, das uns ablenken kann. Allerdings mache ich auch gerne an Kursen mit, wo viel los ist, um dann unter Anleitung auch richtig reagieren und ruhig bleiben zu können. Das ist für uns eine gute Mischung, um einerseits konzentriert zu arbeiten und andererseits nicht nur noch bei völliger Abgeschiedenheit etwas machen zu können. Vielleicht werden wir uns dieses Jahr noch mit Patroullienritten oder leichten Gymkhanas an mehr Trouble gewöhnen können.
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Ja, die Pferde an viel Troubel zu gewöhnen ist eine sinnvolle Angelegenheit,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Anja • 24. August 2010

Hey…ein schöner Beitrag. Wir sind eine kleine Stallgemeinschaft und somit störren wir uns selten beim Umgang mit unseren Pferden.
Aber ( ein furchtbares Wort 😉 ) damit ich voll konzentriert mit meiner kleinen Maus trainieren kann, komme ich morgens vor der Arbeit, wenn kein anderer da ist. 😀
Um mich und meine Stute auf den Tag ein zustimmen, haben wir unsere Rituale. ( Auto von Frauchen fährt auf den Hof, Stute trabt an den Zaun zum Begrüßungsstreicheln, danach bekommt meine Kleine ihr Futter und ich miste den Paddock ab – dabei arbeite ich mich körperlich warm und mache meinen Kopf frei ). Meine Süße darf noch eine Verdauungsrunde frei über den Platz drehen und ich meinen Tee – mit feuchter Pferdeschnute in den Haaren – trinken.
Und jetzt erst fangen wir mit unserem Programm an: Aufwärmphase – oft spielen wir Fangen
Wiederholungsphase – viele Dinge zeigt sie von sich aus 😉
und jetzt nach einer Entspannungsphase ( 1-2 Schrittrunden über den Platz mit Mähnenkraulen )- „Frauchen zeig mir was Neues…“ ganz ehrlich, dieses Programm tut uns beiden gut. Bei Darling ist der Spannungsbogen da – das schöne Signal “ Ja ich will, zeig es mir“ und bei mir selber höchste Konzentration ohne Anspannung.
Und nach ein paar Minuten das Kommando „Feierabend – Köpfchen“ ( = Halfter / Trense runter ) und jetzt darf eine wilde Maus über den Platz toben und sich wälzen.

Und das Wichtigste – Handy ausgeschaltet in der Hosentasche…:-D
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Ach, das liest sich super schön entspannt bei Euch 🙂 ,
liebe Grüße,
Babette

 

Von goldfasan • 5. Februar 2011

Schöne Grüße an alle.
Ich bin noch recht neu hier und kämpfe mich durch die Foren durch. Dabei merke ich das ich schon viel weiß, aber noch mehr lernen möchte.
Ich habe das Glück ein Pferd zu besitzen, der mir Geduld beibringt, ebenso meiner Tochter. Es war zu süß, wo meine Freundin ( sie ist telepatisch begabt) mein Pferd gesehen hatte und ihr Komentar nur lautete: Der wird dir Geduld beibringen. Ihr könnt euch vorstellen das erst nur gelächelt habe, doch immer wieder stelle ich fest, dass sie Recht hat.
Ein Beispiel ist: Wenn ich zum Stall komme und mal wieder an alles mögliche dachte wurde DODO „nett ungehorsam“. Auf deutsch wollte er mir sagen, jetzt sind wir zwei dran, alles andere ist egal.
Wie gut das er so Karakterstark war und ist. Er war das schon mit 3 1/2 Jahren, wo er zu uns gekommen ist. Doch das ist wieder eine lange andere Geschichte.
Gruß Karin

 

Von Santulan • 10. Februar 2011

Hallo ihr Lieben,

ich kenne das nur zu gut mit der Aufmerksamkeit.
ich habe noch ein recht junges Pferd, dass sich auch noch nicht so gut konzentrieren kann und auf das ich mich sehr bei der Arbeit konzentrieren möchte.

Bei uns am stall ist es aufgrund des Reitschulbetiebes und der vielen Pferde sehr schwierig Momente der absoluten Ruhe zu finden. Ich spüre auch an mir, dass ich ohne diese Ruhe meine eigene Unausgeglichenheit auf mein Pferd übertrage.

Deshalb komme ich mittlerweile zum üben nur noch an den Stall, wenn totenstille ist, dass kommt das nicht umbedingt meinem Schlaf zu Gute, aber unserer gemeinsamen Arbeit. Denn nur wenn ich wirklich „loslassen“ kann mich entspanne und aufmerksam dabei bin ohne „Störfaktoren“ (meine Lieben verzeihen mir bitte diesen Ausdruck) kommen wir wirklich weiter.

Die erste zeit habe ich mich abends spät mit einer lieben Freundin zum gemeinsamen Arbeiten getroffen, allerdings klappte das nicht so recht, da immer wieder zuviel gespräch dazwischen war, welches meine junge Stute gleich ausnutzte um sich auch fremdzubeschäftigen. Die Einheiten wurden somit sehr unbefriedigend…

Ich genieße unsere Einheiten in stiller Zweisamkeit, Aufmerksamkeit und Freude sehr….und ich bin auch etwas erleichtert das es nicht nur uns so geht 😉

Liebe Grüße & und ruhige Stunden wünschen euch

Jóuna & San

 

Von sabine • 29. Januar 2012

Ja dieses Problem kenne ich auch. Ich darf am Wochenende wegen meinen Eltern nur bis vier Uhr reiten.Am Morgen helfe ich beim Misten mit und bis wir damit fertig sind und Frühstück gegessen haben ist es schon elf und die anderen kommen reiten. Ich reite/longiere meist zwei bis drei Pferde an einem Tag und reite oder Putze mit kleinen Unterbrechungen bis ich gehen muss und die anderen Kinder sind oft sehr laut und wild, schön für mich, da ich die sensiebleren und leichter zu erschreckenderen Pferde reiten darf. Zwar können wir uns auf dem Platz Konzentrieren, da ich den anderen klar gemacht habe, dass sie auf unserem 100m langen Platz nicht genau da reiten müssen wo ich reite, trotzdem erschrecken meine Sensiebelchen regelmässig, weil plötzlich lautes geschrei losbricht oder wir üben uns im ausweichen , da jemand doch genau bei mir reiten muss. Neulich ist mir sogar ein paarmal ein Shetlandpony in den Longierzirkel gerannt und das ich darauf ein wenig heftig reagierte,haben sie dann nicht verstanden.
Noch schlimmer ist es beim putzen.Meinen Liebling, ein frisch angerittenes sehr leicht zu erschreckendes Pferd hätte ich beinahe nie wieder logieren oder gar reiten dürfen, weil jemand auf die Idee gekommen ist ihn von hinten erschrecken zu müssen als ich gerade den Sattelgurt aufgemacht habe(Ich durfte ihn an diesem Tag das erste mal reiten).Eist erschrocken und hat einen Satz genommen,der Sattel ist unter seinem Bauch gelandet, er hat sich losgerissen und die nächste Stunde haben wir ihn gesucht und gehofft, dass er auf keine Strasse läuft.(Es ist zum Glück nichts passiert und nacudem der Grund augeklährt war durfte ich ihn doch weiter reiten/longieren und nach dem folgenden Anschiss haben die Kiddies sich eineige Zeit besser benommen)Aber eine Massage zur Entspannung der Schulter und Hals muskulatur ist schlecht möglich, wenn aller zwei Sekunden jemand vorbeirennt oder es laut wird und der kopf gleich wieder alarmiert nach obengerissen wird.
Ich freue mich auf die ferien ,in denen ich jeden Tag solange wie ich will reiten darf und ich meine Pferde abends nach dem die anderen kiddies schon gegangen sind machen kann.
Sich nach Stille sehnende Grüsse
Sabine

 

Von Silke • 24. September 2012

Hallo,

was mir noch in der Arbeit mit meinem (etwas schwierigem) Pferd weiter geholfen hat, ist das „Sein im hier und jetzt“. Also sich ganz auf die jetzige Situation einstellen und nicht daran denken, was vielleicht passieren könnte. z.B. „Ich lege den Sattel auf“ anstatt „hoffentlich haut er wieder ab, wenn ich mit dem Sattel komme“. Vielleicht bringt diese Art zu denken mich aber auch nur dazu mich mehr auf mein Pferd zu konzentrieren und seine Bedürfnisse besser zu erkennen. Dennoch finde ich es nicht einfach so zu denken, denn wir Menschen denken eher vorausschauend.
Da mein Pferd immer meine volle Aufmerksamkeit fordert, fange ich schon beim Aufhalftern damit an bei ihm zu sein. Sollte ich dem nicht gerecht werden (z.B. weil jemand ein wichtiges Gespräch mit mir führen will), so entlasse ich mein Pferd (das geht natürlich nicht beim Reiten).
Das Reiten in der „Blase“ geht vielleicht ganz gut ohne viel Ablenkung und in der Halle. Was ist aber draußen im Gelände? Da muss ich als Reiter doch aufmerksam die Umgebung beobachten, damit mein Pferd sich nicht erschreckt oder stürzt.
Viele Grüße,
Silke

 

Von Simone • 1. November 2012

Hallo Babette,

ich habe auch ein Pferd, welches meine volle Aufmerksamkeit benötigt. Sobald ich nicht voll und ganz bei ihm bin, lässt es sich was Eigenes einfallen und er ist dabei sehr einfallsreich 🙂
Der erste Kontakt zum Pferd beginnt bei uns, wenn ich auf die Weide komme und mein Pferd das erste Mal aufblickt. Die Verbindung, die hier beginnt, versuche ich im Idealfall solange beizubehalten, bis ich den Kleinen wieder auf die Koppel zurückbringe. Das gelingt nicht immer (bzw. sehr selten), aber ich versuche es immer wieder aufs Neue 🙂 Hierbei versuche ich 100 % mit dem Kopf beim Pferd zu sein und immer eine Art Gespräch mit dem Pferd zu führen. Mein Handy stelle ich auf lautlos und alles andere kann ich ganz gut ausblenden. Dabei versuche ich, nur positive Gefühle zuzulassen. So kann mich Hundebellen, ein Motorrad, ein hupendes Auto oder ein Motorrad, welches viel zu schnell vorbeifährt u. ä. nicht aus der Ruhe bringen. Anders verhält es sich, wenn Stallkollegen bei der Arbeit mit dem Pferd dazukommen. Hier habe ich lange überlegt, wie ich das am Besten lösen kann ohne unhöflich zu sein und trotzdem dem Pferd gerecht zu werden. Momentan mache ich es so: Ich unterbreche „mein Gespräch“ mit dem Pferd gezielt selbst, z. B. mein Pferd kann dann grasen, wenn wir gerade Bodenarbeit machen oder es gibt eine Pause mit Nichtstun beim Reiten. Jetzt kann mein Pferd dann dösen und ich streichle dabei den Hals, wenn ich mich dem anderen Stallkollegen zuwende. Wenn die Unterbrechung beendet ist, bitte ich mein Pferd um Aufmerksamkeit und dass es zu mir kommt und die Arbeit/das Gespräch geht weiter. Die Pause kann man auch gut dazu nutzen, um nochmal sein Ziel nach der Unterbrechung neu zu definieren. Wenn etwas vor der Unterbrechung nicht recht klappen wollte, einach die Aufgabe etwas leichter gestalten. Wir sind zum Glück auch nur eine kleine Stallgemeinschaft, so dass Unterbrechungen nicht laufend vorkommen. Die Sache mit der Gefühlskontrolle (nur positive Gefühle zulassen) fand ich anfangs recht schwierig, weil man leicht dazu verfällt zu denken „Warum muss der mit seinem doofen Motorrad immer hier so rasen“ oder „ ..kann der doo… Köter denn nur kläffen?..“….Hilfreich war für mich hierbei, immer etwas Gutes daran zu finden, beim Motorrad z. B. jetzt kann ich endlich mal testen, wie nah ich mit dem Pferd an das Motorrad (= die Gefahr) heran gehen kann. Der Nebeneffekt, mein Pferdchen hat nun keine Angst mehr vor rasenden Motorrädern und auch nicht vor wild tobenden und kläffenden Hunden.
Bezüglich des Alltagsstresses, dem ich schon ausgesetzt bin, bevor ich zum Pferd fahre, ist es dann für mich schon schwieriger damit umzugehen. Oftmals steige ich dann nicht aufs Pferd, bez. mache keine Bodenarbeit, wenn ich im Kopf noch mit etwas anderem beschäftigt bin. Denn wenn ich selbst nicht ausgeglichen bin, kann ich mir nicht vorstellen, den Ausgleich bei der Arbeit mit dem Pferd zu finden. Vielleicht gelingt das manchen Menschen oder vielleicht ist es auch abhängig vom Pferd. Bei mir und meinem Pferd (er müsste von der Beschreibung her charakterlich eurem Nico sehr ähnlich sein) funktioniert es am Besten, wenn ich selbst ganz ausgeglichen bin, wenn ich beginne. So kann ich auch viel besser mit einer Unterbrechung (positiv) umgehen.
Zum Schluss noch ein großes Kompliment. Eure Seite ist ganz toll und ich habe hier schon ganz viele Anregungen gefunden.

LG Simone

 

Von EnjoyYourTime • 5. November 2012

Hallo,

ich kenne das Ding mit der Konzentration auf die Sache auch. Und da ich meine Pferde beruflich „nutze“ ist das mit der Konzentration auf das Individuum Pferd so eine Sache…

Allerdings schaffe ich jedem meiner 4 Pferde immer öfter Freiräume mit mir, gemeinsames trainieren neuer Lektionen, und das tut allen Beteiligten gut. Allerdings mache ich das nur wenn ich mental dazu in der Lage bin mich auf das Wesen vor und neben mir zu konzentrieren. Dazu brauchen wir nicht unbedingt eine mucksmäuschen stille Halle, aber wenn wir allein sind und das Handy lautlos gestellt ist, macht sich konzentrierte Arbeit natürlich immer besser. Ich habe auch festgestellt, dass ich meine Pferde auch mal kurz stehen lassen kann, wenn ein Kunde etwas von mir wissen möchte und zwar so, dass ich mein Pferd zu mir hole und anhalte. Ich fasse mich kurz und rufe denjenigen dann später an um bestimmte Dinge zu besprechen, die zulange gedauert hätten. Meine Pferde reagieren unterschiedlich darauf, aber im großen und ganzen geniessen sie die kurze Denkpause 🙂

Ich habe leider nicht viel Zeit für MEINE Pferde, da sie eben Schulpferde sind und teilweise 4 Stunden am Tag Unterricht gehen müssen 🙁 aber die Zeit, die ich mit ihnen habe, nutze ich immer intensiver für uns, was uns allen immer merklich viel Kraft gibt 🙂 Und die kleinen Aufmerksamkeiten wie ein liebevolles Streicheln über die Nase beim Nachgurten etwa, hilft meinen Pferden ihren Job zu gut zu erledigen. Ich bin so stolz auf die Süßen 🙂

Herzliche Grüße

Sindy

 

Von Julia • 7. November 2012

Liebe Babette und liebe Mitleser und Pferdefreunde,

ich weiß genau, wovon Du sprichst, Babette….
Genau das Problem mit der Präsenz habe ich im Moment ganz verstärkt und es bringt mich fast um.
Meine Kleine ist jetzt 1 1/2 Jahre bei mir und wir sind somit noch ganz am Anfang. Sie steht in einer Herde immer draussen, ohne Platz, ohne Halle. Dazu bin ich halbtags Berufstätig und habe eine kleine Tochter. Und zu allem „Übel“ haben wir seit 4 Monaten einen Tierheim Hund….. Jetzt kann Euer Kopfkino starten!
Ich fühle mich, als hätte ich nie Zeit, für keinen (Pferd, Hund, Kind). Ich strampel mir einen ab und denke immer „das muss doch zu schaffen sein, andere haben x Kinder“.
Und meine Kleine muss jetzt auch noch den verrückten, verspielten Hund ertragen. D.h. wenn er auf Ausritten mitkommt, dann teile ich meine Konzentration auf Pferd UND Hund.
Tja, im Moment müssen sie mich teilen…. ich weiß es ist nicht das Optimum, ABER ich weiß auch bei mir geht es ihnen (den Tieren) schon verdammt gut. Und so bekommt eben jeder das, was geht. Ein langer Ausritt ohne Hund und Mitreiter, Reitstunde ohne Handy und Hund, oder spielen auf der Koppel. Leider nicht jeden Tag (auch wenn das mein Wunsch ist)aber ich bin mir dessen BEWUSST.
Und vielleicht ist es hiermit auch eine riesige Liebeserklärung an meine Kleine. Sie ist so geduldig, zeigt mir aber auch genau wo ihre Toleranzgrenze überschritten ist, erträgt den wuschigen Hund, trägt ganz brav Kinder, kommt zu mir von der Weide (natürlich nicht immer 😉 ), erfreut mich mit z.B. wunderbarer Versammlung, bleibt immer gelassen und so haben auch wir unsere Momente, in denen keiner zu uns in die Blase eindringen kann.
Wir denken darüber nach, bemühen uns und sind so hoffentlich schon einen Schritt weiter als manch anderer.
Ganz liebe Grüße,
Julia

 

Von Frauke Mayer • 3. November 2014

Guten Morgen,

der Kontakt zu meinem Pferd beginnt auf dem Weg zum Stall. Auf dem Fahrrad oder im Auto habe ich Zeit mir konkret für den heutigen Tag ein Bild zu machen (einen Plan) und, einen Bild (Plan) B … falls A nicht geht. Ich lasse mich durch die „möglichen Widrigkeiten“ im Stall, die sich manchmal ergeben nicht aus der Ruhe bringen, es gibt immer eine Lösung (z.B. die Halle ist mit Reitunterricht belegt – einfach abwarten – oder der Longierzirkel ist belegt – einfach fragen, wie lange er noch besetzt ist und ev. die Extrazeit nutzen, sich selbst aufzuwärmen oder etwas zu putzen oder aufzuräumen, zu tun gibt es doch immer was im Stall!).

Und das Witzige ist, dass diese Bilder irgendwie auch bei den anderen im Stall ankommen, die viel entspannter mit meinem Plan für den Tag und meiner Arbeit am Pferd umgehen können und deshalb auch weniger Widrigkeiten im Stall auf mich erwarten.
Und, ich arbeite ja nicht stundenlang mit meinen Pferd, so lange können wir uns eh nicht konzentrieren … lieber gescheit und intensiv (weil: erfolgreich).

Mein Pferd merkt sofort wie ich drauf bin und kann sich darauf einstellen, denn, ich habe ja einen Plan und das funktioniert wirklich genial.
An Tagen ohne Plan kommt er auf die Koppel oder ich lasse ihn in Ruhe, da funktioniert eh nichts gescheites – dann lasse ich das lieber sein. Mein Pferd würde eh nicht mitarbeiten … und ich würde ihm Stress bereiten, weil ich ihm an so einem Tag keine Sicherheit für sein Leben geben könnte … keine Führung.

Sobald man sich für ein paar Minuten intensiv auf die Arbeit mit dem Pferd konzentriert, kann einen doch nichts aus der Ruhe bringen? Und diese paar Minuten Arbeit miteinander sind doch mehr wert als zeitoffenes und planloses „bewegen“ des Pferdes – auf die Qualität kommt es an.

Und, den Stall mit einem Lächeln betreten – alles wird gut!

Grüßle
Frauke

Grüßle
Frauke

 

Von Christiane Radke • 9. November 2014

Hallo Ihr lieben Pferdefreunde,

das ist im allgemeinen ein Problem für die Meisten im Hier und Jetzt zu sein…..etwas was aber alle Tiere so praktizieren…..Sie kennen keine Grübeleien über morgen oder eine Stunde später……Sky, einer meiner Hunde ist ein hyperaktives Energiebündel….ich mag garnicht daran denken wie er sich verhalten würde, wenn er einen Besitzer hätte der nervös und nicht bei der Sache ist…..Hier in Norwegen wohnen wir auf einem Trabergestüt….die verschiedenen Pferde haben so unterschiedliche Charaktere….man muss einfach vollkommen da sein und Ihre Sprache verstehen……wie gelingt einem das…..da ich Yogalehrerin und Yogatherapeutin bin praktiziere ich natürlich selbst….ich kann mich aber noch gut an die Zeit vor Yoga erinnern…..und ich habe in Deutschland die Wirkung bei allen Yogaschülern gesehen auch wenn Sie nur einmal die Woche im Kurs waren…..desshalb…Yoga hilft absolut zur inneren Ruhe unabhängig vom drumherum….Yoga lehrt uns im Hier und Jetzt zu sein…..und somit voll und ganz und in Ruhe bei jeder Tätigkeit zu sein…….wichtig ist nur eine gute Yogaschule zu finden wo es nicht um Sport sondern darum geht Yoga zu verinnerlichen…..in diesem Sinn …herzliche Grüße aus Norwegen….Mukta Christiane….

 

 

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