Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 33: Wir brauchen einen Tierarzt
Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.
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Als Monty mir heute entgegenkommt, sehe ich sofort, dass er leicht lahmt. Vorne rechts tritt er nicht richtig auf.
„Hey, Monty, was ist los? Was hast du mit deinem Bein gemacht?“
„Ach, das ist nichts.“
„Du lahmst aber.“
„Gar nicht.“
„Doch, ich hab’s ja gesehen. Lass mich mal schauen.“
Er weicht mir aus und tritt zur Seite, damit ich sein Bein nicht anschauen kann.
„Da ist nichts.“, ruft er mit einer höheren Stimme als sonst.
„Bleib mal ganz cool, Monty, ich will dein Bein ja nicht abhacken. Aber ich muss mir das mal anschauen. Ich fass nichts an, nur angucken, ja?“
Er ziert sich noch ein bisschen, lässt mich dann aber schauen.
„Hui, du hast einen Ballentritt, das blutet sogar. Da bist du dir aber ordentlich reingelatscht.“
„Gar nicht.“, sagt Monty.
„Na, lass uns erstmal runtergehen, dann versorge ich das. Wird schon wieder.“ Wirklich beruhigt wirkt Monty nicht und er humpelt neben mir zum Stall. Am Putzplatz binde ich mein Pferd an und bitte ihn, mir den Huf zu geben.
„Ich würde es bevorzugen, Ihnen meinen Huf jetzt nicht zu geben.“, sagt Monty widerstrebend.
„Tja, da kann ich aber leider keine Rücksicht drauf nehmen, ich möchte deinen Huf. Ich muss die Wunde versorgen. Wenn sich das entzündet, muss der Tierarzt kommen.“
Nach einigem Hin und Her gibt er mir den Huf. Leider sieht der Ballentritt nicht gut aus. Die Wunde ist ganz schön tief und ich traue mir nicht zu, das selbst zu versorgen.
„Tja, Monty, ich fürchte, da müssen wir den Tierarzt rufen.“
„Aber ich habe Ihnen meinen Huf doch gegeben! Das ist nicht fair. Sie haben mich betrogen.“
„Nun mach mal nicht so viel Wind, Monty. Die Wunde ist zu tief. Wenn das oberflächlich wäre, würde ich es ja einfach verbinden, aber so ist mir das zu heikel. Sorry, Monty, ich ruf da gleich mal an.“
Ich gehe raus auf den Vorplatz, wo ich Handy-Empfang habe, und komme nach zwei Minuten wieder zurück.
„Wir haben Glück, Monty, denn der Tierarzt ist in der Nähe und kommt gleich vorbei.“, sage ich zu meinem Pferd.
„Glück? Sie scherzen!“, ruft er und reißt die Augen auf.
„Du wirst sehen, das ist keine große Sache. Er wird das desinfizieren und vernünftig verbinden, dann ist das in einigen Tagen alles abgeheilt.“
„Das heilt auch so.“
„Vielleicht würde es auch so heilen, kann sein, vielleicht aber würde es einen Einschuss geben und so eine Entzündung dauert viel länger. Lieber einmal zu viel den Tierarzt gerufen, als einmal zu wenig.“
„Da stimme ich Ihnen nicht zu.“
„Hilft aber nichts.“
„Werden wir ja sehen.“, sagt mein Pferd und es ist gut, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, was genau er damit meint …
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Wer erzählt Montys Geschichten?
Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.
Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.
14. September 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges • Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 33: Wir brauchen einen Tierarzt