Kolik – Sand im Darm und was dagegen hilft

Der Alptraum eines jeden Pferdebesitzers hat einen Namen: Kolik! Bei einer Kolik handelt es sich allgemein um Bauchschmerzen. Klingt harmlos, ist es aber ganz und gar nicht, denn Koliken können bei Pferden leider schnell tödlich enden. Die Ursachen für Koliken sind vielfältig und jede Kolik ist ein sehr ernst zunehmender Zustand. Schon allein beim Verdacht sollten Sie sofort den Tierarzt rufen – lieber einmal zu viel als einmal zu wenig!

Typische Koliksymptome sind diese:

  • Unruhe
  • Gucken/Treten zum Bauch
  • wiederholtes Wälzen
  • auffälliger Wechsel von Liegen, Aufstehen und wieder Hinlegen
  • Schwitzen
  • Flehmen
  • beschleunigte Atmung
  • angespannte Bauchmuskulatur
  • Futterverweigerung

Eine Ursache für Koliken: Sand im Darm

Die Ursachen von Koliken können vielfältig sein. Eine recht häufige Ursache ist jedoch, dass sich Sand im Darm abgelagert hat. Man spricht in diesem Fall von einer „Sand-Kolik“. Sandablagerungen im Darm können sich über Jahre ansammeln. Hierbei können auch sehr große Mengen an Sand zusammenkommen, 15 Kilo und mehr sind keine Seltenheit. Und damit ist ein Pferdedarm natürlich irgendwann überfordert.

Pferde nehmen vermehrt Sand auf, wenn sie z.B. auf einem Paddock mit spärlichen Grasbewuchs die letzten Grashalme aus dem Sand pulen und diese samt Wurzeln fressen. Auch eine Heufütterung aus einem Heunetz über Sandboden, bzw. wenn Heu lose in den Sand gelegt wird, verstärkt die Aufnahme von Sand.  Sie sollten also hier gut vorbeugen und auf eine saubere Futteraufnahme achten.

Eine Flohsamenkur

Wenn Sie vermuten, dass Ihr Pferd viel Sand aufgenommen hat, können Sie mit der Gabe von so genannten Flohsamen einer Kolik vorbeugen. Flohsamen stammen von einer indischen Pflanze der Gattung der Wegeriche. In Indien werden die Flohsamen in Lebensmitteln und als Heilmittel eingesetzt. Die Schleimstoffe des Flohsamens binden Sandablagerung im Darm und helfen den Pferden, den Sand auf dem natürlichen Wege loszuwerden.

Um den Darm des Pferdes von Sand zu reinigen, sollten Sie zumindest bei gefährdeten Pferden 2 x im Jahr eine 30tägige Kur mit Flohsamen machen. Dazu verwenden Sie am besten ganze Flohsamen, die Sie vor der Fütterung anfeuchten, aber nicht quellen lassen. Quellen soll der Samen erst im Darm des Pferdes, um dann den Sand mitzutransportieren. Was die Menge angeht, die verfüttert werden sollte, schwanken die Angaben erheblich. Nach Erfahrungsberichten sind die Herstellerangaben oftmals zu niedrig und die Kur damit wirkungslos. Ich habe mich für meine zwei großen Pferde für die Gabe von 80 -100g/Tag und für mein Pony für 50g/Tag entschieden.

Achtung: Wenn Sie Flohsamenschalen statt der ganzen Samen verwenden, sollte die Dosierung niedriger sein. Flohsamenschalen sollten Sie auch vor der Verfütterung 30 Minuten quellen lassen, diese also bitte nie trocken verfüttern!

Beobachten Sie während der Kur die Äppel Ihres Pferdes

Während Sie den Flohsamen füttern, sollten die Äppel Ihrer Pferde etwas glänzend aussehen, aber nach wie vor eine feste Form aufweisen. Bekommt Ihr Pferd Durchfall, ist die Gabe zu hoch. Werden die Äppel zu trocken, sollten Sie die Flohsamen besser einweichen und auf ausreichend Wasseraufnahme achten, um einer Verstopfung vorzubeugen. Achten Sie grundsätzlich darauf, dass Ihr Pferd während der Kur ausreichend trinkt, da der Flohsamen dem Darm Flüssigkeit entzieht.

Sind Sie sich sicher, dass Ihr Pferd größere Mengen an Sand im Darm hat kann eine Kombination mit Paraffinöl sinnvoll sein. Besprechen Sie das  aber bitte unbedingt mit Ihrem Tierarzt.

5. November 2013 von Babette Teschen • Tags: , • Kategorie: Gesundheit 3 Kommentare »

Eine Nicopremiere, die wir uns gerne erspart hätten …

Jeden Monat lesen Sie hier im Blog, welche tollen neuen Sachen unser Jungpferd Nico wieder gelernt hat. Eine Premiere folgt der nächsten und in der Regel sind sie alle wundervoll. Aber manchmal erleben wir auch Premieren, auf die wir sehr gerne verzichtet hätten, so z.B. die, als Alex einen ordentlichen Abgang von Nico gemacht hat … 

Da wir hier ehrlich und offen über alle Aspekte der Jungpferdausbildung berichten möchten und vor allem auch auf Fehler hinweisen wollen, die vermeidbar sind, haben wir uns entschieden, auch dieses Erlebnis ausführlich zu schildern: 

Nico zeigte sich bisher unter seiner Reiterin Alex immer total cool. Nie bekam er Sorgenfalten um die Augen, wenn sie auf ihm saß, er verspannte sich nicht, er erschrak während keiner der Turnübungen, die Alex auf ihm machte und wenn er sich mal vor einem Geräusch oder Ähnlichem erschreckte, zuckte er maximal etwas zusammen, aber er schoss nie los und buckelte auch nie. So fühlte sich Alex schon nach ein paar Einheiten sehr sicher auf Nico und das Vertrauen auf beiden Seiten ist sehr groß.

Bisher wurde Nico immer nur entweder mit einem Sattelpad oder mit einem von meinen baumlosen Sätteln geritten. Nun war es aber so weit, dass Nico seinen eigenen richtigen Sattel bekommen sollte. Petra bestellte also den Sattler unseres Vertrauens und ließ für Nico einen Sattel mit Baum anpassen. Was dann passierte, lesen Sie hier in Petras Tagebucheintrag:

Wir waren so gespannt, wie sich der neue Sattel anfühlt, dass wir heute nach der Arbeit zu Nico fuhren. Erstmal machten wir etwas Longenarbeit mit ihm, um zu sehen, wie er stimmungsmäßig drauf war. Er wirkte motiviert, ausgeglichen und zufrieden. Also legten wir ihm den Sattel auf den Rücken und (und das war unser Fehler!!!!) Alex stieg auch gleich auf. Ich wollte noch die Aufstieghilfe hinter das Cavaletti stellen,  da spielte Nico bereits wilde Sau. Ich habe noch nie ein so buckelndes Pferd gesehen. Er hörte auf nichts mehr, war mit allen Vieren in der Luft und buckelte und buckelte. Es sah fast aus wie bei einem Rodeo im Fernsehen.

Alex fiel relativ schnell von Nico herunter, glücklicherweise ist ihr nichts passiert. Ich hatte vorher noch Helm und Weste eingepackt, wie gut! Keine von uns weiß mehr, wie sie gefallen ist, aber sie hatte keine Verletzungen. Nico buckelte selbst dann weiter, als Alex bereits unten war. Er nahm nichts mehr wahr, war nur bestrebt, das fürchterliche Ding auf seinem Rücken loszuwerden. Irgendwann hielt er dann an und wir nahmen den Sattel ab. Das Ganze war für uns alle ein übles Erlebnis.

Erstaunt hat mich dann Alex, denn sie wollte unbedingt, dass wir noch Babettes Sattel auflegen und sie wollte erneut aufsteigen. Wir longierten Nico also erstmal noch ein bisschen und legten ihm dann den bekannten, baumlosen Sattel auf. Noch einmal longierten wir Nico einige Runden (mit dem Sattel). Dann stieg Alex auf und ich habe beide im Schritt noch einige Runden geführt. Das war dann für uns alle ein guter Abschluss.

Ich kann nur hoffen, dass uns nie etwas Schlimmeres passieren wird. Ich hatte in diesem Moment so eine wahnsinnige Angst um meine Tochter. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie es hätte ausgehen können.

Was war nur passiert?

Hat Nico plötzlich seine „Widersetzlichkeit“ entdeckt? Nein, mit Sicherheit nicht!

Petra und Alex haben nur nicht bedacht, dass sich dieser Sattel mit Sicherheit für Nico komplett anders anfühlte, als alles, was er bisher auf seinem Rücken hatte und auch sonst war einiges anders als gewohnt.

  • Normalerweise hatten wir ihn an alles Neue immer in ganz kleinen Schritten herangeführt, dieses Mal aber wurde genau das ausgelassen.
  • Normalerweise wurde Nico immer vor dem Reiten etwas laufen gelassen, um sich auszutoben, und er wurde dann immer erst mit dem Sattel auf seinem Rücken longiert.
  • Normalerweise hat Petra Alex nach dem Aufsteigen immer noch einige Runden geführt und ist dann mehr und mehr auf Abstand gegangen, um irgendwann dann die Longe abzumachen.

Wie das aber so ist: Irgendwann geht man davon aus, dass man dieses Prozedere nicht mehr braucht und wird nachlässiger. Zwei kleine, aber wichtige Schritte, nämlich Nico zuerst mit dem neuen Sattel zu longieren und Alex damit zu führen, wurden ausgelassen und das ging prompt in die Hose …

Nico hat sich bei der Aktion mit Sicherheit mindestens ebenso erschrocken wie Alex und Petra. Nico wollte Alex NICHT loswerden, weil er nicht geritten werden will oder weil er „ungezogen“ oder „bockig“ war. Man merkt Nico deutlich an, dass er mit dem Reiten nichts Negatives verbindet und keinen Widerwillen dabei empfindet, im Gegenteil. Nico guckt mit offenen, runden Kulleraugen und vermittelt uns das Gefühl, dass er das Reiten als ein weiteres lustiges Spiel mit uns ansieht.

Viele Menschen hätten Nico nach so einer Aktion wahrscheinlich gestraft, aber das wäre grundfalsch gewesen! Petra und Alex haben es genau richtig gemacht: Sie sind wieder zu etwas Bekannten gegangen, haben noch in Ruhe etwas mit Nico gearbeitet und da die Situation dann wieder entspannt war, stieg Alex noch mal kurz auf. So hat sich das Erlebnis zum Glück weder bei Nico noch bei Alex negativ festgesetzt. In der Zwischenzeit ist Alex auch schon wieder „ganz normal“ geritten und Nico war wieder genauso entspannt und brav wie die Male davor.

Wir sind uns alle einig: Das war eine Premiere, die wir nicht wiederholen wollen! Aber wir haben auch wieder etwas Wichtiges von unserem Nico gelernt: nämlich dass man nichts als selbstverständlich nehmen darf.

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22. Oktober 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 12 Kommentare »

Nicos Ausbildungsweg – der sechzehnte Monat

Im letzten Monat hatten wir Nico ja schon mal mit Luftballons konfrontiert. Bereits in der zweiten Einheit hat uns Nico mal wieder gezeigt, was für eine coole Socke er ist: Der Knall der zerplatzenden Ballons hat ihm kaum noch ein Zucken entlockt. So haben wir ihn an fliegende Luftballons gewöhnt und hatten dabei eine Menge Spaß. 🙂

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n4Nur fand Nico bald heraus, dass wir sehr begeistert davon sind, wenn er den Luftballon zum Platzen bringt und damit war das neue Lieblingsspiel für Nico klar: Luftballons killen!n6n7

Neben dem Spiel haben wir dann noch weiter an Nicos Ausbildung zum Reitpferd gearbeitet. So übte Alex mit ihm das ruhige Stehen an einer Aufstiegshilfe, während sie von beiden Seiten auf- und abstieg:

1n2Beim Reiten trabte Alex das erste Mal auf Nico leicht:

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Petra longierte Nico auf dem Reitplatz:

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2… und feilte weiter an der Handarbeit, Freiarbeit und Beziehungspflege. 🙂

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Wir finden, Nico wirkt langsam richtig erwachsen, findet Ihr nicht?

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Na ja, … manchmal jedenfalls. 😉

Und wenn Ihr wissen möchtet, wie Nico es schafft, seine Frauen total glücklich zu machen, dann schaut Euch diesen Film bis zum Ende an!

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8. Oktober 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 7 Kommentare »

Die Alexander-Technik für Reiter/innen

Wenn es um das Reitenlernen geht, wird vor allem ein korrekter Sitz und eine korrekte Hilfengebung vermittelt. Dass aber viele Menschen aufgrund von Verspannungen, Fehlhaltungen und körperlichen Beschwerden gar nicht korrekt sitzen KÖNNEN, wird im normalen Reitunterricht leider oft gar nicht beachtet. Dabei gibt es  zahlreiche Bewegungsschulen und -techniken, die uns sehr gut dabei unterstützen können, uns mehr zu entspannen und optimaler zu bewegen, wie z.B. Feldenkrais, Kinesiologie, Yoga u.ä.

Gerade für das Reiten brauchen wir einen entspannten lockeren Körper, denn unsere Verspannungen und unsere Schiefe beeinflusst wesentlich auch das Pferd, auf dem wir sitzen. Sie können also noch so sehr an einer korrekten Schenkelhilfe feilen, wenn Sie z.B. schief sitzen, beeinflusst das Ihr Pferd deutlich mehr als jeder Schenkeldruck. Und es gibt kaum jemanden, der nicht schief sitzt!

Vorgestellt: Die Alexander-Technik

Nun gibt es, wie gesagt, viele verschiedene Ansätze, mit denen wir unsere Bewegungen und unsere Haltung verbessern können. Petra Hamer, die Sie schon aus unserer Nico-Ausbildungsserie kennen, hat die so genannte Alexander-Technik ausprobiert und lässt uns mit ihrem Bericht alle daran teilhaben – danke, Petra!

Entwickelt wurde diese Bewegungslehre von Frederick Matthias Alexander (1869-1955). Er litt als Schauspieler und Rezitator unter Problemen mit seiner Stimme (Atembeschwerden, Heiserkeit und Ausbleiben der Stimme), woraufhin er sein Problem genauer erforschte. Dabei fand er durch Selbstbeobachtung heraus, dass es die Art war, wie er seinen Körper beim Sprechen einsetzte, die zu den Beschwerden führte und dass er diese durch Veränderung seiner Haltung beheben konnte. Er konnte durch seine Erkenntnisse immer öfter auch anderen helfen und erarbeitete daraus die so genannte „Alexander-Technik“.

Der Grundgedanke der Alexander-Technik ist der, dass alle geistigen, seelischen und körperlichen Prozesse untrennbar und direkt zusammenhängen, sich also gegenseitig beeinflussen. Entscheidend ist, alle drei Faktoren in Balance und ein Gleichgewicht zu bringen.

Ein bekanntes Zitat von ihm lautet:

„Wenn wir aufhören, das Falsche zu tun, geschieht das Richtige von selbst.“

F.M. Alexander

Und wie das nun im Reitunterricht aussieht, beschreibt uns Petra:

Praxis-Bericht: Eine Alexander-Reitstunde

Nachdem ich sehr viel über die Alexander-Technik gelesen hatte, wollte ich das Ganze einmal live erleben. Walter Tschaikowki, der Autor der von mir gelesenen Bücher, war bereit, meiner Tochter und mir Unterricht zu geben und zwar in einer Doppelstunde. Im ersten Teil ging es um uns und unsere innere Ausrichtung und Balance. Im zweiten Teil durften wir dann alles auf dem Pferd nachspüren.

Die Idee bei der Alexander-Technik ist den Menschen so auszurichten, dass er sich ohne Kraftanstrengung selbst trägt und dadurch das optimale Gleichgewicht findet. Für mich ist das aus dreierlei Gründen interessant:

  • Ich habe eine seitlich verkrümmte Wirbelsäule, die mich schon einige Male in die Knie gezwungen hat. Im Fitnesscenter habe ich über Kräftigungsübungen dagegen antrainiert, hatte dabei aber nie das Gefühl, dass es die optimale Lösung für mich ist.
  • Ich beobachte beim Longentraining der Pferde, dass sie bei perfekter Ausrichtung, die über das Genick eingeleitet wird, plötzlich eine wundervolle Ausstrahlung bekommen und in der Bewegung majestätisch werden und wachsen. Das sind Momente, die uns die Pferde oftmals schon in der ersten Einheit zeigten. Es hat also nichts mit Muskelaufbau oder Ähnlichem zu tun.
  • Außerdem finde ich es spannend, die Parallelen zum Menschen zu entdecken: Was verändert sich beim Reiten beim Pferd, wenn ich mich als Mensch in einer nahezu perfekten Balance befinde?

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24. September 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching 12 Kommentare »

Nicos Ausbildungsweg – der fünfzehnte Monat

Nico hat dadurch, dass Petra, Alex und ich momentan sehr viel um die Ohren haben, mehr oder weniger eine Zwangspause. Warum schreibe ich „Zwangspause“, obwohl ich normalerweise ausdrücklich Pausen in der Jungpferdausbildung rate? Weil Nico die Welt nicht mehr versteht, wenn Petra und Alex nichts mit ihm machen, und enttäuscht und frustriert reagiert.

Ja, eigentlich empfehle ich, einem Pferd während seiner Ausbildung längere Pausen zu gönnen, in der das Jungpferd einfach noch mal nur Pferd sein darf und sich das Gelernte in Ruhe setzen kann. So eine Pause darf gerne ein halbes Jahr oder länger dauern. Und eigentlich haben wir auch die besten Voraussetzungen für so eine schöne Pause: Nico steht mit seinen Kumpels auf der Sommerweide und könnte einfach sein faules Leben genießen. Aber sobald er Petra oder Alex kommen sieht, rennt er voller Begeisterung zum Tor und ist offenkundig enttäuscht, wenn sie ihn nicht rausholen und bespaßen. Für Nico ist die „Arbeit“ eben keine Arbeit, sondern ein wunderbares Spiel, bei dem er Zuwendung und Bestätigung bekommt und viel Freude hat. Ich stelle mir das ganz ähnlich vor, wie wenn ich einem 6-jährigen Kind die tägliche Spielstunde entziehen würde als „Belohnung“ für seine tolle Entwicklung – kaum ein Kind würde sich wohl darüber freuen, oder?

Nach wie vor bin ich grundsätzlich für das Einbauen einer Trainingspause, aber auch hier gilt, wie bei allem anderen auch: Man muss es individuell sehen und je nach Einzelfall entscheiden. Nicht immer ist das, was für die meisten gut und richtig ist, für das eigene Pferd ebenso gut und richtig. Und so machen wir, wenn unsere Zeit es zulässt, doch immer mal wieder eine Einheit mit unserem Nico.

Einige von Euch mögen sich vielleicht fragen, warum wir beim Reiten noch nicht weiter sind. Immerhin sind andere Pferde nach ein bis zwei Monaten Beritt ja schon fast turnierfertig … Das Schöne an unserem Ausbildungsweg ist für uns: Wir haben Zeit! Das Reiten ist kein Schwerpunkt unseres Weges, im Gegenteil. Noch können wir die Male, die Alex auf Nico saß, an zwei Händen abzählen. Wir möchten, dass Nico es zwar schon kennenlernt, dass ein Mensch auf ihm sitzt, und wir vermitteln ihm auch nach und nach die Hilfengebung von oben, aber das „richtige“ Reiten ist noch nicht unser Ziel.

Wir wollen Nico viel Zeit geben, seinen Geist und seinen Körper zu entwickeln. Nico ist jetzt 4,5 Jahre alt. Noch sind nicht alle Wachstumsfugen geschlossen, sein Körper sollte also noch nicht lange mit Gewicht belastet werden. Wir möchten Nico trotz eines Reitpferd-Daseins ein langes, gesundes Leben schenken und dafür ist eine späte Belastung durchs Reiten für mich eine Grundvoraussetzung. So werden wir auch in den nächsten Monaten weiterhin viel vom Boden aus mit Nico „arbeiten“. Zum Glück gehen uns bei der unendlichen Vielzahl an tollen Dingen, die man vom Boden aus mit einem Pferd machen kann, die Ideen noch lange nicht aus. 🙂

Hier folgen nun noch einige Bilder aus diesem Monat und der übliche Film ist hier anzusehen.

Dehnübungen mit Handtarget

Petra übt mit Nico Dehnübungen des Halses über die Führung mit dem Handtarget:

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n2n3Super macht er das!

Bei der Dehnung von Schulter- und Hinterhandmuskulatur muss Petra allerdings selbst anpacken:

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Langzügel

Es folgt die erste Einheit am langen Zügel:

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Und ein Extra: die Knallgewöhnung

Ein unerfreuliches Thema macht es sinnvoll, Nico an Knallgeräusche zu gewöhnen. An unsere Weide grenzen von zwei Seiten Maisfelder. In diesen Maisfeldern halten sich gerne Wildschweine auf. Leider drücken die Jäger regelmäßig die Felder durch und so wird teilweise in unmittelbarer Nähe der Pferde, ohne auf diese Rücksicht zu nehmen, geschossen. Unsere Pferde sind fast alle Profi-Luftballonzerknaller und durch etliche Silvester im Offenstall relativ schussfest, nur Nico kennt so eine Knallerei noch nicht. Also wollen wir auch aus Nico einen Luftballonzerknaller machen und bereiten ihn auf seine neue Aufgabe vor.

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Zunächst haben wir einen Luftballon an eine Peitsche gebunden und lassen den Luftballon vor Nico weichen. So verliert er schnell seine Skepsis davor und sieht den Luftballon als Target.

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Dann lassen wir in etwas Entfernung Luftballons zerplatzen. Die ersten Male erschrickt Nico, aber ein paar Knaller später bleibt er schon ruhig stehen.

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Nach der Aufregung darf Nico noch zur Entspannung etwas  Teppich ausrollen – ein sehr beliebtes Spiel. 🙂

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10. September 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 4 Kommentare »

Nicos Ausbildungsweg – der vierzehnte Monat

Der Juli war sehr heiß und leider komplett bremsenverseucht. Die Pferde trauten sich kaum auf die Weide, die sich am Waldrand befindet, und standen fast nur auf dem Paddock, wo sich weniger dieser lästigen Biester aufhalten.

Auch Nico ging deshalb zur Bremsenabwehr den Modetrend dieser Saison mit: Der Zebralook.

n1Bei dem Wetter kommt eine kleine Abkühlung gerade recht:

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 Nico lernt, seine Beine bewusst zu setzen:

n4n5n5Und zeigt, dass auch Zebras schön an der Longe laufen können:

n3n4Petra etabliert weiter die Zügelhilfen vom Boden aus:

n6Und bringt Nico ein Haltesignal mit dem Halsring bei:

n7Nico bekommt langsam einen schönen Hals, findet Ihr nicht?

Gerne wollten wir Nicos musikalisches Talent fördern. Wir dachten daran, ihn „Alle meine Entchen“ mit einer Fahrradtröte hupen zu lassen. Leider überlebte die Tröte nur die ersten Akkorde … 😉

n8Und hier könnt Ihr auch diesen Monat wieder in bewegten Bilder sehen.

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20. August 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 6 Kommentare »

Nicos Ausbildungsweg – der dreizehnte Monat

Nico genießt das Leben mit seinen Kumpels auf der Weide.

In diesem Monat hatten wir in der Region ein schlimmes Hochwasser und so haben ein paar Tiere bei uns auf dem Hof Unterschlupf gesucht. Darunter auch eine kleine Herde von 30 Schafen. Ich weiß nicht, warum Schafe so gruselig auf Pferde wirken, aber trotz der Versicherung unsererseits, dass wir es hier mit Vegetariern zu tun haben, die wirklich keine Pferde essen, waren all unsere Pferde sehr zögerlich den kleinen Wolltieren gegenüber. Für uns war das natürlich eine prima Gelegenheit, mit Nico zu üben und so haben wir den Schafen den einen und anderen Besuch abgestattet.

Hier liegen sie noch alle friedlich im Schatten ihres Anhängers:

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Nico guckt sich das Ganze aus sicherer Entfernung an. Ganz sicher ist er sich noch nicht, ob er lieber flüchten möchte oder doch mal näher ran gehen sollte?

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Alex fragt Übungen wie das Kopf tief, Bein hoch und verschiedene Kopftargets ab.

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Nico macht mit und entspannt Stück für Stück immer mehr.

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Die Schafe sind mittlerweile auch munter und kommen gucken, was wir so treiben.

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Mittlerweile hat Nico sich schon ganz mutig bis an den Zaun getraut.

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Und schaut den Wollknäulen tief in die Augen 🙂

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So ein tapferes Pferd!

Dann trafen wir Vorbereitungen für den ersten „Ausritt“:

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Okay,  „Ausritt“ ist vielleicht noch etwas übertrieben, aber immerhin sind wir wieder einen großen Schritt vorangekommen: Babette hat den gesattelten Nico als Handpferd mit in den Wald genommen. Als er schön entspannt war, hat sich Alex für ein paar Minuten auf ihn gesetzt. Und das hat er prima mitgemacht! Zu gerne würden wir das jetzt öfter wiederholen, aber leider sind zur Zeit die Bremsen so schlimm unterwegs, dass sie uns den Gang in den Wald gründlich vermiesen.

Dafür gab es für Nico dann die erste Einheit an der Doppellonge:

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Und all das ist natürlich auch wieder im Film anzuschauen: hier klicken! 🙂

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9. Juli 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 2 Kommentare »

Nico, das erste Jahr ist um – ein Rückblick

Nico ist nun ein Jahr bei uns. Es war ein tolles Jahr, mit einigen Höhen und Tiefen, in dem wir alle viel von Nico lernen durften. Für mich ist es eine riesige Freude Petra, Alex und Nico so eng auf ihrem Weg begleiten zu dürfen. Wenn ich früher Pferde zur Ausbildung hatte, war ich froh, wenn die Besitzer mir drei Monate Zeit gegeben haben, bis sie ihr Pferd eingeritten wieder abholen wollten. Auch damals habe ich versucht, den Pferden die Zeit zu geben, die sie brauchen und keinen „Hau-Ruck-Beritt“ zu machen. Aber so wie Nico ausgebildet wird, empfinde ich es als absolut ideal. Zunächst ging es nur darum, eine Beziehung zu Nico aufzubauen, sein „Ja“ zu uns und zur Arbeit mit uns zu bekommen. Und nun, mit seinem Ja, geht es, ohne Zeitdruck, ganz kleinschrittig, weiter in der Ausbildung. So, wie Nico jetzt die Dinge mit uns macht, z.B. beim ersten Mal Satteln kein Buckeln zu zeigen, einen Reiter ohne Stress zu tragen, so würde ich mir wünschen, sollten alle Pferde ausgebildet werden.

Hier lassen Petra und Alex das letzte Jahr Revue passieren.

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Petra

Vor einem Jahr kam Nico zu uns.

An manchen Tagen kommt es mir vor, als wäre er schon ewig da und manchmal denke ich, für so kurze Zeit ist es ein Wahnsinn, was er schon alles kann und leistet. Wir haben ihn doch grade erst zu uns geholt!

Wir wollten darüber berichten, ein Jungpferd auszubilden. Dass ich selbst aber dermaßen durch dieses sehr spezielle Jungpferd ausgebildet werde, hätte ich vorher nie vermutet.

Nico hat einen sehr starken Charakter. Das bringt Vor-, aber auch Nachteile mit sich.

Nico war von Anfang an durch so gut wie gar nichts zu erschrecken. Selbstbewusst schaute er sich alles an und viel mehr als mal einen Sprung zur Seite machte er nie. Er legte allerdings immer sehr viel Wert darauf, seine Entscheidungen selbst zu treffen. War er von einer Sache nicht überzeugt, zeigte er es uns mehr als deutlich. Er biss, stieg und drohte uns auf beeindruckende Weise mit seinem Hinterteil. War er einverstanden, machte er allerdings mit einer riesigen Begeisterung mit.

Alles, was einmal verstanden und akzeptiert wurde, war hinterher mit totaler Leichtigkeit sofort abrufbar. Nico lernt unglaublich schnell und präsentiert die erlernten Übungen mit einem unwahrscheinlichen Stolz und mit viel Freude.

Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem Nico es meist  😉 uns überlässt, die Entscheidungen zu treffen. Fast immer schließt er sich bereitwillig an. Falls es mal nicht so sein sollte, haben wir aber auch eine wahre Schatzkiste mit Lieblingsübungen, um die Wogen zu glätten, die Stimmung wieder aufzulockern und ihn dann doch zu überzeugen.

Durch sein Verhalten uns gegenüber bin ich oft an meine Grenzen gestoßen. Mehr als einmal habe ich unser Training unterbrochen, um mir einige Minuten Zeit zu nehmen darüber nachzudenken, wie ich gleich mit ihm weiterarbeiten werde. Den Reflex von der Gerte Gebrauch zu machen, konnte ich fast immer unterdrücken.

Dabei ist die Ausbildung über das Clickertraining und Konsequenz ohne Härte der Schlüssel für uns gewesen. Sehr oft ist mir die Erkenntnis gekommen, dass jede (für uns Menschen) noch so kleine Übung sich in weitere Unterschritte unterteilen lässt.

Was er außerdem immer braucht: Man muss gedanklich ganz bei ihm sein. Sich nebenbei zu unterhalten oder gedankliche Einkaufszettel zu schreiben, funktioniert bei Nico wirklich nie. Es ist mir durch ihn erst bewusst geworden, wie oft wir im Beisein unserer Pferde doch noch etwas nebenbei machen – und wenn es nur ein kleines Schwätzchen über die Hallenbande ist.

Rückblickend möchte ich sagen, dass Nico mein absolutes Traumpferd ist. Gerade sein spezieller Charakter macht ihn für mich so wertvoll. Nico ist kein Ja-Sager, sondern er möchte kleinschrittig, auf eine positive Art ausgebildet werden. Dieses Recht gestehen wir ihm zu und obwohl es manches Mal nicht leicht war, sind wir zu einem tollen Team zusammengewachsen.

Ich möchte sein wunderbares Wesen nicht verändern, sondern seine positiven Wesenszüge fördern, damit seine Einzigartigkeit erhalten bleibt.

Er ist unerschrocken, selbstsicher und sehr intelligent und, man mag es nicht glauben, er ist ein unerhört witziges Pferd.

Alex

Puh, wie schnell ein Jahr vorbei sein kann. Mittlerweile ist man sich so vertraut, dass man das Gefühl hat, man kennt sich schon viel länger.

Unter der Ausbildung eines Jungpferdes habe ich mir anfänglich vorgestellt, die Grundlektionen wie das Führen, das Putzen etc. zu festigen, durch das Longentraining die richtige Muskulatur aufzubauen und dann schnellstmöglich aufs Pferd zu kommen. Nun ist ein Jahr rum und wir haben so viele tolle Sachen gemacht, dass mir das eigentliche Reiten auf einmal gar nicht mehr so wichtig ist.

Nico erlaubt uns einen Weg zu gehen, der absolut fantastisch ist. Diese Schritte sind nicht planbar. Nico bringt sich mit vielen Ideen in den Alltag ein und man nimmt sie dankend an. So kommt er, wenn man ihn ruft, über die riesige Wiese galoppiert und begrüßt mich wiehernd. In solchen Momenten bin ich einfach nur glücklich. 🙂

Ich kann jetzt sagen, dass wir zu einem wirklichen Team zusammengewachsen sind. Ich vertraue Nico und er vertraut mir. Wenn wir neue Dinge in Angriff nehmen, denke ich nur: „Nico macht das schon.“ Und tatsächlich: Nico hat bisher jede für ihn unbekannte Situation so gut gemeistert, dass man häufig überrascht war.

Das Jahr war nicht immer leicht, aber ich kann nun mit Bestimmtheit sagen: Nico ist zu meinem absoluten Traumpferd geworden und ich würde ihn für kein Geld der Welt wieder hergeben. 🙂

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18. Juni 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 3 Kommentare »

Nicos Ausbildungsweg – der zwölfte Monat

In diesem Monat war wieder viel los bei Nico!

Erstmal war er beim Zahnarzt, was er vollkommen brav mitmachte:

Sein auffälliges Bravsein könnte aber auch an der standardmäßigen Sedierung für die Behandlung gelegen haben 😉 Was dann folgte, gefiel ihm auf jeden Fall besser: Es ging auf die Sommerweide! Endlich kann man wieder richtig Gas geben und zusammen mit den Kumpels über die Wiese galoppieren.

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4. Juni 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 7 Kommentare »

Wilde Akrobaten im Weidefieber

Ein wiederkehrendes Highlight in jedem Jahr ist bei uns der „Almauftrieb“, also der Tag, an dem es für die Pferde auf die Sommerweide geht.

Zunächst werden die Pferde in kleinen Gruppen zum an der Weide angrenzenden Paddock gebracht und dort erst einmal „gesammelt“, bis dann alle im Sommerdomizil angekommen sind.

Die Pferde wissen natürlich genau, dass es nun nicht mehr lange dauert, bis sie endlich aufs leckere Grün dürfen. Die Vorfreude lässt sie alle ausgelassen toben. Dabei entstehen die schönsten Verrenkungs-und Lauffotos, von denen ich einige heute mit Euch teilen möchte.

Danke Alex, dass du den Finger am Auslöser hattest! Ich hoffe, die nachfolgenden Bilder bereiten Euch soviel Freude wie uns 🙂

Los geht die Party:

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28. Mai 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Sonstiges 9 Kommentare »

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    Mitgründerin von "Wege zum Pferd", ihr Angebot findet Ihr nun unter www.babette-teschen.de .

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