Nicos Ausbildungsweg – der siebzehnte Monat
Letztens habe ich ja an dieser Stelle von der unschönen Premiere berichtet, dass Nico Alexandra kurz nach dem Aufsitzen abgebuckelt hatte. In der darauffolgenden gemeinsamen Einheit wollten wir dann noch mal in Ruhe schauen, ob es tatsächlich der neue Sattel war, der Nico zum Rodeopferd mutieren ließ. Deswegen sattelten wir Nico wieder mit dem „Unglückssattel“ und wollten zunächst etwas Handarbeit damit machen. Dabei fiel uns sehr bald auf, dass Nico nicht normal ging. Er trat nicht gleichmäßig mit der Hinterhand. Die rechte Hüfte sah höher aus, den Schweif trug er schiefer als sonst und er fiel auch nicht so entspannt, wie er es normalerweise tut. Unsere Vermutung war, dass Nico eine akute Blockade hat, und so entschieden wir Maike Knifka zu Rate zu ziehen. Maike ist osteopathische Physiotherapeutin und unterrichtet ebenso wie Petra und ich nach dem Longenkurs. Maike war gerade im wohlverdientem Urlaub, so konnte sie leider nicht sofort kommen, aber kaum wieder daheim, kam sie und sah sich unseren Nico genauestens an.
Tja, wer guckt hier eigentlich wen an?
Die Untersuchung beginnt:
Maike bestätigte, was wir schon vermutet haben: Nicos Becken steht nicht gerade.
Toll war, dass Maike ein Becken mitgebracht hatte und uns mit diesem zeigen konnte, wie Nicos Becken gekippt ist:
Nico darf natürlich auch mal gucken. 🙂
Dann folgte die Behandlung:
Zwischendrin guckte Maike sich Nico immer wieder in der Bewegung an.
Und das Ganze gibt es natürlich auch wieder als Film.
Hier noch zusammengefasst Maikes Befund:
„Mein Eindruck ist, dass Nico sein rechtes Hinterbein aufgrund einer deutlich tastbaren Verspannung im hinteren Teil des langen Rückenmuskels (und anderen beteiligten Muskeln der Oberlinie) verkürzt vorführt und wenig kraftvoll damit abschiebt. Die Beweglichkeit der rechten Beckenseite ist damit eingeschränkt und auch die in der Bewegung von hinten erkennbare Beckenasymmetrie hängt damit zusammen, da Nico durch die rechtsseitig vermehrte Muskelspannung das gesamte Becken leicht verschoben nach vorne/oben fixiert. Diese Unregelmäßigkeit in der Bewegung wird von hinten natürlich auch nach vorne übertragen und „stört“ den bei allen Pferden sensiblen Bereich des Übergangs von der Hals- zur Brustwirbelsäule, bei dem die Wirbelsäule einen recht scharfen Knick beschreibt. Darüber hinaus wird dieser Übergang auch dadurch etwas mehr als sonst beansprucht, da Nico durch seine kleine Einschränkung im Hinterhandbereich seine Sicherheit bietende Vorhandlastigkeit verstärkt. Somit wirkt sich eine meiner Ansicht nach harmlose Verspannung an der einen Stelle auf verschiedene Art und Weise auf den gesamten Pferdekörper aus, bis ganz nach vorne zum Atlas, der dieselbe leichte Fehlstellung eingenommen hat, wie das Kreuzbein und das Becken. Ursache für dieses verspannte Muskelareal könnte durchaus auch die heftige Gegenwehr gegen den Sattel gewesen sein. Da Nicos Einschränkung einseitig ist, ist es logisch, dass sich die Auswirkungen daraus viel mehr auf dem Kreis zeigen als auf der Geraden. Eine Manifestierung erfolgt daher wahrscheinlich auch intensiver durch die Longenarbeit, weswegen ich euch so viel Bewegung auf der Geraden/ im Gelände wie möglich empfehle.“
Und damit sehen wir uns mal wieder darin bestätigt, dass Pferde einen Grund haben, wenn sie „widersetzlich“ sind und das statt Strafen immer eine Ursachenforschung betrieben werden muss.
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12. November 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung • 4 Kommentare »