Das Abspulen – ein typisches Problem bei der Freiarbeit

Ich bin immer sehr dankbar, wenn ich auch mal mit einem anderen als meinen eigenen Pferden arbeiten darf, denn dadurch lerne ich sehr viel. Neulich hatte ich eine kleine Freiarbeit-Einheit mit Babettes Ronni machen dürfen, die mich gleich zu einem neuen Blogbeitrag inspiriert hat. 

Ronni gerät sehr schnell in Stress. Er möchte alles richtig machen und reagiert unter Druck schnell panisch. Als ich ihn zur Freiarbeit einlud, zirkelte er sofort um mich herum, trabte in Stellung, galoppierte an und zeigte sein ganzes Repertoire. Das war sehr hübsch anzuschauen und auch rührend, wie er da als kleiner Oberstreber um mich herumschwebte und es wäre verlockend gewesen, das anzunehmen. Statt dessen brach ich die Einheit aber sehr schnell ab und führte ihn noch einige Runden am Strick herum, lobte ihn dafür und brachte ihn wieder hinaus. 

Der Grund, warum ich nicht weiterarbeitete, war der, dass mir Ronni nicht zuhörte. Er tat das, was ich „Abspulen“ nenne und tatsächlich ist das ein häufiges Phänomen in der Freiarbeit: Besonders unsichere Pferde bieten das, was ihnen „sicher“ erscheint, ohne dabei aber auf den Menschen und seine Signale zu achten. Ronni kannte durch Babette schon die Freiarbeit und kann sehr viel. Das alles bot er mir an, aber in dieser Situation nicht aus Freude, sondern vor allem aus Unsicherheit. Es ist wichtig, das zu erkennen. (Eine andere, häufigere Version des Abspulens ist die, dass das Pferd einfach nur auf dem Hufschlag Runde um Runde herumläuft und sich nicht zum Verkleinern einladen lässt, manchmal sogar schwer anzuhalten ist. Es läuft und läuft und läuft – nicht weil es stur ist, sondern weil es unsicher ist und das das einzige ist, was ihm in diesem Moment einfällt.)

Miteinander heißt aufeinander zu reagieren

Mein Ziel bei der Freiarbeit ist ein Miteinander. Ich möchte in Kommunikation mit dem Pferd treten, möchte, dass es auf mich reagiert und wünsche mir, eine Art Dialog zu führen. Mit einem Pferd, das nur abspult, kann ich nicht kommunizieren, schlicht und einfach, weil es nicht bereit zum Zuhören ist. 

Wenn ein Pferd Runde um Runde einfach nur läuft, ohne auf meine Signale zu hören, ist das Abspulen relativ leicht zu erkennen. Aber bei einem Pferd wie Ronni, das ganz vieles anbietet, ist es schwieriger. In der Freiarbeit begrüßen wir ja auch eigene Ideen und Vorschläge vom Pferd, wie erkenne ich also, ob ein Pferd aus Eigeninitiative einen Galopp vorschlägt oder weil es glaubt, das jetzt tun zu sollen? Indem ich sehr genau auf das Pferd achte. 

Ich frage mich immer: 

  • Kann ich das Pferd fühlen? Sind wir in Kontakt?
  • Fühlt es sich nach einem echten Miteinander an oder eher so, als würde jeder „sein Ding“ machen?
  • Hat das Pferd eine freudige, kraftvolle Energie oder zeigt sein Blick Sorge oder Stress oder wirkt es in sich gekehrt?
  • Wirkt das Pferd konzentriert und engagiert oder eher gelangweilt und lustlos oder gar gestresst und besorgt?
  • Reagiert das Pferd auf meine Signale oder ignoriert es mich?

Wenn ich mit einem Pferd wie Ronni arbeite, ist das im ersten Moment beglückend, weil alles  gleichsam wie von selbst klappt. Aber genau das ist für mich nicht Sinn der Freiarbeit. Ich will keine Maschine, ich möchte Kontakt – gerade in der Freiarbeit! Ich möchte spüren, was das Pferd mag, was ihm schwer fällt, wo es sich anstrengen muss und was es ganz locker kann. Ich möchte mich einstellen können auf die Hilfengebung und möchte das Gefühl von Zweisamkeit haben. Ich ziele darauf, mit dem Pferd gemeinsam zu tanzen und nicht, dass es vortanzt. 

Mein Anthony hat mich gut in Sachen Verbindung geschult: Er fordert bei der Freiarbeit voll und ganz meine Präsenz. Wenn ich nur halb anwesend bin, macht er schnell sein eigenes Ding. Bin ich nachlässig, stellt Anthony sich dann beispielsweise nach außen oder läuft ganze Bahn, wechselt die Richtung usw. Wenn ich hingegen wirklich da und mit ihm in Kontakt bin, lässt er sich mit minimalem Einsatz wundervoll in Stellung und Biegung arbeiten, vom Tempo und der Gangart regulieren und wir können ganz butterweich Volten vergrößern und verkleinern oder Handwechsel machen. 

Hier ist schön zu sehen, wie er mit einem Ohr ganz bei mir ist – eine solche Aufmerksamkeit ist für mich die Basis einer gelungenen Freiarbeit (beim Pferd, aber auch beim Menschen!).

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Berichtet doch mal, ob Ihr das, worüber ich hier schreibe, auch selbst kennt. Mein Eindruck ist, dass das Abspulen nicht nur ein Phänomen der Freiarbeit ist, aber da zeigt es sich für mich ganz besonders deutlich. Denn was oft so „magisch“ aussieht und vielfach bewundert und bestaunt wird, nämlich ein Pferd das scheinbar mit Gedanken gelenkt wird und perfekt funktioniert, macht zu Showzwecken sicher etwas her, aber genau das hat für mich eben nur wenig bis gar nichts mit FREIarbeit zu tun.

Lesetipp: Tanias Freiraum-Training

17. Mai 2016 von Tania Konnerth • Kategorie: Freiarbeit, Verhalten 9 Kommentare »

Ronni erteilt Tania eine kleine Lektion

Wenn Babette für ihre Kurse unterwegs bin, füttere ich hin und wieder ihren Ronni. Neulich hat er mir eine nette, kleine Lektion erteilt, über die ich hier berichten möchte.

Ronni ist kein einfaches Pferd und als ich ihn zum ersten Mal zum Füttern vom Paddock holte, war ich ganz überrascht, wie offen, freundlich und zugewandt er auf mich reagierte. Schnell stand er schon am Tor, wenn ich kam, ja, wieherte mir sogar leise zu. Immer nimmt er den Kopf ganz tief runter für mich, damit ich es mit dem Halftern leichter habe (bei diesem Riesenross ist das mit meinem 1,55m eine sehr willkommene Serviceleistung 😉 ). 

Es reizte mich, mal zu schauen, ob Ronni nicht auch Lust auf ein bisschen Freiarbeit mit mir hätte, und mit Babettes Einwilligung beschloss ich dann neulich, mit ihm in die Halle zu gehen. Ich lief fröhlich voraus, Ronni am lockeren Strick hinter mir. Kurz vor der Halle rammte er dann die Vorderbeine in die Erde und riss den Kopf hoch, so dass mir der Strick recht schmerzhaft durch die Finger gezogen wurde. 

Ich drehte mich um und da stand Ronni mit hoch erhobenem Kopf, aufgerissenen Augen und einem klaren Nein! vor mir – und mir wurde sofort bewusst, wie unachtsam und respektlos  ich gewesen war!

Ganz klar MEIN Fehler!

Von außen betrachtet hätten viele vielleicht gesagt: „Boah, ist der bockig!“ oder „Na, dem würde ich schon zeigen, was mitkommen heißt.“ – tatsächlich aber lag der Fehler nicht bei Ronni, sondern ganz klar BEI MIR.

Ich hatte genau den Fehler gemacht, über den ich so oft schreibe: Ich hatte etwas als selbstverständlich genommen, was nicht selbstverständlich ist. Die Tatsache, dass Ronni mir vertraut, zum Futterplatz und wieder zurück zum Paddock zu gehen, ist eine Sache, deshalb habe ich mir aber noch lange nicht „verdient“, dass er auch in die Halle mit mir geht! Natürlich hätte ich ihn erst fragen und einladen sollen und ihm ausreichend Zeit geben müssen, damit er die Chance hat, sich zu entscheiden, mit mir zu gehen. Stattdessen lief ich einfach drauflos, ohne auf das Pferd zu achten. Ich entschuldigte mich sofort bei ihm und erklärte ihm, dass nichts Schlimmes passieren würde. Es dauerte nur wenige Momente und er senkte den Kopf, um mir in die Halle zu folgen. 

Ja, solche Fehler können leicht passieren, mir wie jedem anderen auch. Und sie sind auch nicht schlimm, solange wir sie als UNSERE Fehler erkennen.

Vertrauen ist leider schnell verspielt … 

In vielen Fällen würde ein Pferd für seine Weigerung in die Halle zu gehen, ausgeschimpft oder sogar bestraft werden, sein Verhalten würde als Widersetzlichkeit interpretiert werden, die schmerzende Hand würde oft zu einer wütenden Gegenreaktion führen, wie z.B. ein Rucken am Strick. Doch hätte ich so reagiert und hätte ich mich „durchsetzen“ wollen, hätte ich damit Ronni über alle Maßen enttäuscht bzw. ihn voll und ganz in seinen Ängsten bestätigt. Damit hätte ich sehr wahrscheinlich die kleine, schon vorhandene Portion Vertrauen verspielt und ich hätte wahrscheinlich sogar riskiert, dass er sich mit einer weiteren Kopfbewegung losgerissen hätte.

Indem ich mich aber sofort bei ihm entschuldigte, selbst erst einmal durchatmete und ihn dann respektvoll, höflich und achtsam fragte, ob er mitkommen würde, fühlte er sich in seinen Bedenken angenommen und schenkte mir das Vertrauen, mit mir in die Halle zu gehen. 

Danke, Ronni, dass Du mir gezeigt hast, dass ich nicht nur schlaue Dinge schreiben, sondern auch selbst befolgen sollte!

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26. April 2016 von Tania Konnerth • Kategorie: Allgemein, Erkenntnisse, Umgang, Verhalten 13 Kommentare »

„Einfach nur spazieren gehen …“ – warum dieser Gedanke oft kontraproduktiv ist

Immer wieder erreichen mich Anfragen per Mail, die verschiedene Probleme bei Spaziergängen oder Ritten im Gelände beschreiben: Die Pferde wollen nicht vorwärtsgehen, sind schreckhaft, scheuen und reißen sich manchmal auch los bzw. gehen mit ihrem Reiter auf dem Rücken durch.

Nicht so selbstverständlich, wie vielleicht gedacht

Beim Lesen der vielen Mails wird mir immer wieder klar: Die wenigsten Pferdemenschen machen sich bewusst, dass es für viele Pferde ganz und gar nicht selbstverständlich ist, mit einem Menschen ins Gelände zu gehen. Tatsächlich aber ist das eine große und wirklich schwierige Aufgabe, ganz besonders dann, wenn keine anderen Pferde dabei sind. 

So nett die Vorstellung für uns Menschen sein mag, fröhlich und entspannt mit unserem Pferd spazieren zu gehen oder auszureiten, so übersehen wir dabei oft ein ganz wesentliches Element: Pferde sind Herdentiere und in der freien Natur wäre ein Pferd allein leichte Beute. Die Angst eines einzelnen Pferdes im Gelände ist also keine „Spinnerei“ und auch kein „Ungehorsam“, sondern ein von der Natur eingebautes Überlebensprogramm. 

Natürlich gibt es viele Pferde, für die es kein Problem ist, alleine ins Gelände mit dem Menschen zu gehen, aber für junge Pferde, für eher unsichere Tiere oder für Pferde mit Trennungsangst (so genannte Kleber) oder schlechten Vorerfahrungen ist es wirklich eine riesige Herausforderung, alleine mit dem Menschen ins Gelände zu gehen. Und je unwirscher der Mensch wird, wenn das Pferd Angst oder Unwillen zeigt, desto mehr wird es sich darin bestätigt sehen, dass das Gelände keine gute Idee ist …

Ein Beispiel zur Veranschaulichung

Nun denken viele Pferdemenschen, dass ihre gute Beziehung zu ihrem Pferd doch ausreichen muss, um dem Pferd die Angst zu nehmen, und sie ihm allein durch ihre Anwesenheit Sicherheit geben können. Dazu einfach mal ein Gedanke von mir aus meiner eigenen Gefühlswelt:

Ich leide unter Flugangst. Wenn eine Person mit mir fliegt, der ich vertraue, wie z.B. meine ältere Schwester, sie meine Hand hält und mir sagt, dass alles gut ist, dann geht es mir auf jeden Fall besser. Es ist tröstlich und schön, wenn sie dabei ist. Aber: Angst habe ich trotzdem, sehr große sogar. Am liebsten würde ich einfach aussteigen oder im übertragenen Sinn: Wäre ich ein Pferd, würde ich mich bei jedem Luftloch loszureißen versuchen, um wegzulaufen – und dass, obwohl ich meiner Schwester vertraue …

An dieser Stelle ist übrigens auch sehr spannend, dass meine Schwester, die sonst keine Probleme im Flugzeug hat, auf dem Flug, bei dem ich mit feuchten Händen und klopfendem Herzen neben ihr saß, selbst auch Angst hatte. Meine Angst hatte sie angesteckt! Und so geht es uns Pferdemenschen doch in der Regel auch, wenn wir mit einem ängstlichen Pferd spazieren gehen, oder nicht? Diese Unsicherheit wiederum spürt unser Pferd ganz genau, was ihm die Sache natürlich noch schwerer macht. 

Angst verstehen und akzeptieren

Ich denke, wir müssen verstehen und akzeptieren, dass unser so vermeintlich „kleiner“ Wunsch, mit einem Pferd entspannt ins Gelände zu gehen, nicht mit jedem Pferd einfach so zu realisieren ist, sondern dass die Angst einfach manchmal stärker ist. Ein Stück weit kann man auch solche Pferde ans Gelände gewöhnen, aber man muss jederzeit damit rechnen, dass selbst kleine Auslöser (die manchmal für uns vielleicht nicht einmal zu erkennen sind), die Angst wieder aufkommen lassen.

Auch dazu noch einmal das Beispiel meiner Flugangst: Eine Weile bin ich oft geflogen, weil ich meine Flugangst überwinden wollte. Ich habe in dieser Zeit alle möglichen Übungen gemacht, Klopftechniken und Atemtechniken angewendet und Hörbücher zum Thema Flugangst gehört. All diese Maßnahmen haben erreicht, dass ich die Flüge besser überstanden habe. Es war nicht mehr der blanke Horror und zeitweise konnte ich auf den Flugstrecken sogar gut entspannen. War der Flug aber unruhiger, kam ein größeres Luftloch, veränderten sich die Motorengeräusche deutlich, war die Angst auch ganz schnell wieder da. Ich konnte zwar besser mit ihr umgehen, aber sie war trotzdem da.  

Spazieren gehen als Trainingsaufgabe

Es gilt, sich Spaziergänge im Gelände ganz kleinschrittig zu erarbeiten – unter Umständen deutlich kleinschrittiger als die meisten es vielleicht zunächst für nötig halten. Ich sehe es inzwischen so, dass die Übung alleine ins Gelände zu gehen, egal ob an der Hand oder unter dem Reiter, für unsichere Pferde in gewisser Hinsicht noch schwieriger ist als zum Beispiel das Erlernen der Piaffe oder fliegende Galoppwechsel. Bitte setzen Sie also Ihre Erwartungen extrem niedrig an und nehmen Sie dieses Training ernst. Geben Sie Ihrem Pferd die Zeit, die es braucht, um Sicherheit im Gelände erlangen zu können – und das kann bedeuten, dass Sie für den Anfang vielleicht wochenlang nur einmal kurz vor die Tür oder ein paar Meter gehen können!

Merke: „Mal eben eine entspannte Runde ins Gelände zu gehen“, kann bei unsicheren Pferden allenfalls das Endziel, nie aber der Anfangspunkt sein! 

Hier noch ein Wort zum Spazierengehen mit Fohlen: Oftmals möchten Pferdebesitzer auch schon mit ihren sehr jungen Pferden spazieren gehen, mit Pferden, die noch unter einem Jahr alt sind. Ich bin grundsätzlich dafür, dass junge Pferde, gerade in der Zeit, in der sie sich in der Sozialisierungsphase befinden, viel von der Welt zu sehen bekommen, aber bitte immer in Begleitung von einer ruhigen, sicherheitsgebenden Begleitung durch andere Pferde, denen das Jungtier vertraut und durch die es Sicherheit bekommen kann. Es ist nicht artgerecht, schon Fohlen an Spaziergänge allein gewöhnen zu wollen, und es kann zu heftigen Gegenreaktionen kommen, oft auch dann, wenn das Fohlen erst ganz ruhig erscheint. 

Denken Sie daran: Es geht hier sowohl um die Sicherheit Ihres Pferdes als auch um Ihre eigene. Pferde, die sich im Gelände losreißen bzw. durchgehen, sind eine große Gefahr. Wenn Sie die Angst Ihres Pferdes nicht ernst nehmen und Ihr Pferd überfordern, laufen Sie Gefahr, dass diese Angst immer größer und damit unter Umständen auch unkontrollierbarer wird.

Und so können Sie praktisch vorgehen

Am besten nutzen Sie für das Spaziertraining  einen weichen, gut gepolsterten und gut passenden Kappzaum. Dieser ermöglicht Ihnen, den Kopf des Pferdes gut zu kontrollieren, was wiederum mehr Sicherheit bedeutet.

Üben Sie zunächst auf einem sicher eingezäunten Platz das Führen des Pferdes, so dass Ihr Pferd die Grundkommandos zum Antreten und Anhalten sicher verstanden hat und sich brav, ohne zu drängeln oder zu überholen von Ihnen führen lässt.

Tipp: Üben Sie parallel kleine Lieblingsspiele mit Ihrem Pferd. Das könnte zum Beispiel die Übung Kopf tief,  das Tanzen oder Bein hoch sein.

Gehen Sie mit Ihrem Pferd dann einige Male einfach nur „vor die Tür“, also durch das Stalltor hindurch und lassen Sie es sich umgucken. Verwöhnen Sie es mit etwas Leckerem und achten Sie gut darauf, dass Ihr Pferd entspannt bleibt. Sollte es sich hier bereits gestresst und aufgeregt zeigen, gilt es, erst das so lange zu üben, bis das Pferd in dieser Situation gelassen sein kann. Hier kann die Anwesenheit eines ruhigen Pferdes, für das das Rausgehen bereits Routine ist, sehr helfen. 

Erst wenn das „Vor die Tür gehen“ eine lockere Angelegenheit ist, beginnen Sie mit den ersten „kleinen Spaziergängen“, die nur wenige Minuten dauern sollten! Je nach Unsicherheit des Pferdes können sogar schon einige Schritte vollkommen ausreichen. Schätzen Sie Ihr Pferd bitte gut ein, damit es möglichst erst gar nicht zu Stress und Angst kommt. Ein ruhiges Pferd als Begleitung kann bei diesen ersten kleinen Ausflügen für viel Ruhe und Sicherheit sorgen.

Gehen Sie also mit Ihrem Pferd ein kleines Stück vom Hof weg und machen Sie kurz ein paar Übungen, die Ihr Pferd gerne und zuverlässig ausführt. Loben Sie diese Übungen sehr, drehen Sie wieder um und gehen Sie gleich wieder nach Hause. Hat das gut geklappt, können Sie die Spaziergänge in kleinen (!) Schritten etwas verlängern. Wenn Ihr Pferd diese kleinen Spaziergänge als Routine empfindet und dabei wirklich gelassen ist, probieren Sie, auch mal ohne Begleitpferd ein kleines Stückchen zu gehen.

Wird Ihr Pferd zu unsicher und zeigt es Stress oder Angst, ist es noch nicht reif für Spaziergänge alleine ins Gelände. Dann probieren Sie es weiter erst einmal nur mit Begleitung. 

Wichtig: Gerade in der Pubertät oder auch im Frühling oder an stürmischen Tagen kann es leicht dazu kommen, dass Pferde, die eigentlich schon recht gelassen im Gelände waren, wieder in alte (Angst- und Stress-)Muster zurückfallen. Erspüren Sie deshalb möglichst vorher, ob der jeweilige Tag tatsächlich ein guter Tag fürs Gelände ist und verzichten Sie ggf. lieber einmal mehr auf den Spaziergang bzw. halten Sie ihn kurz, als dass es wieder zu heftigen Angst-Reaktionen kommt, die Sie im Training dann erst einmal wieder deutlich zurückwerfen. 

Tipp: In unserem Anti-Angst-Kurs erfahren Sie, wie Sie mit den Ängsten Ihres Pferdes besser umgehen können. Auf der Basis, die Sie sich im Anti-Angst-Kurs mit Ihrem Pferd erarbeiten, haben Sie sehr gute Chancen, ein gelassenes Gelände-Pferd zu bekommen.

Fazit

Ich glaube, dass wir die oft so angstbesetzte Aufgabe „Spaziergang“ auf eine Weise erarbeiten und trainieren können, durch die die meisten von unseren Pferden die Erfahrung machen können, dass ein Spaziergang im Gelände eigentlich eine tolle Sache ist. Die Pferde werden durch ein positives, kleinschrittiges Training sicherer und gelassener und damit auch selbstbewusster. Bei dem einen Pferd geht das schneller, bei vielen dauert es aber länger und letztlich gibt es immer auch Pferde, die leider nie wirklich ganz gelassen und angstfrei allein im Gelände sein werden. 

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12. April 2016 von Babette Teschen • Kategorie: Erkenntnisse, Jungpferdausbildung, Umgang, Verhalten 37 Kommentare »

Das begriffsstutzige Wesen namens Mensch

Mein Buddy hat mir eine schöne Lektion erteilt.

Ein absolutes Lieblingsspiel von Buddy ist es, sich den Hula-Hoop-Reifen über den Kopf zu werfen:

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Er macht das sicher und mit großer Freude. Nun habe ich dieses Spiel lange Zeit nicht mehr mit ihm gemacht. Letztens wollte ich es dann wieder mit ihm spielen und Buddy schien es komplett verlernt zu haben. Er nahm den Reifen, den ich ihm anbot, kaum ins Maul, geschweige denn, dass er versuchte, den Reifen über seinen Kopf zu werfen. Ich clickerte die kleinsten Ansätze und konnte nicht glauben, dass er sich so gar nicht mehr an diese Übung erinnern sollte. Buddy verlor dann auch schnell das Interesse und ließ den Reifen links liegen. Ein paar Tage später versuchte ich es erneut, mit dem gleichen kläglichen Ergebnis. Ich muss zugeben, ich war wirklich enttäuscht. Wie konnte er diese Übung nur verlernt haben? Er ist doch sonst so ein schlaues Pony …

Beim Autofahren kam mir plötzlich der Geistesblitz! Es war der falsche Reifen! Wir hatten immer mit einem anderen Reifen geübt. Der Reifen, den ich jetzt mit hatte, hat abgeflachte Seiten, ist also kantig – hier auf den Fotos ist es der gelbe Reifen:

bh2 bh1Anscheinend konnte Buddy diesen Reifen einfach nicht in seinem Maul drehen. Also gab er nach einigen Versuchen auf. Bei meinem nächsten Besuch bei Buddy suchte ich nach einem anderen Reifen, einen, der keine abgeflachten Kanten hat, sondern schön rund ist (s. oben der graue Reifen) und sofort war Buddy wieder Feuer und Flamme und schmiss sich den Reifen gekonnt über den Hals! 

Tja Buddy, bitte entschuldige, dass ich an deinen Fähigkeiten gezweifelt habe! Es hat etwas gedauert, aber zum Glück bin ich dann doch noch darauf gekommen, dass mal wieder ICH schwer von Begriff war … 🙂

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16. Februar 2016 von Babette Teschen • Kategorie: Allgemein, Erkenntnisse, Spiele & Co, Verhalten 7 Kommentare »

Die Welt durch Pferdeaugen sehen

 Letzte Woche haben wir diese Inspiration bei Facebook eingestellt:

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Die Aussage wirkt fast trivial, denn es wird kaum jemanden geben, der da nicht zustimmt, oder? Aber wie sieht es damit in der Praxis aus? Im Alltag mit unserem Pferd? Wie oft und wie intensiv versuchen wir da, uns in unser Pferd hineinzudenken und vor allem hineinzufühlen?

  • Angenommen unser Pferd hampelt aufgeregt neben uns, wenn wir aufsteigen wollen und tritt uns dabei auf den Fuß – versuchen wir in dieser Situation auch, die Welt durch die Augen unseres Pferdes zu sehen?
  • Oder wir möchten endlich mal einen runden Zirkel hinbekommen und nicht immer nur ein Ei – wie sieht es hier mit der Frage aus, wie unser Pferd wohl gerade die Welt sieht?
  • Oder unser Pferd scheut im Gelände zum gefühlten 195. Mal an derselben Bank, bleiben wir auch dann noch bei unserem Pferd?
  • Oder wir können zum 20. mal hintereinander den Führstrick aus dem Maul unseres Pferdes holen, weil es immer und immer wieder darauf herumkaut – was macht das mit unserer Bereitschaft, unser Pferd zu verstehen?
  • Und was, wenn unser Pferd uns zum fünften Mal in Folge den Huf wegzieht und uns zur Seite drängelt – versetzen wir uns da auch noch in unser Pferd hinein?

Beispiele wie diese lassen sich endlos viele finden. Für die meisten von uns ist es kein Problem, sich in ein Pferd hineinzuversetzen, wenn es freudig in seiner Herde über die Wiese tobt, genüsslich in der Sonne döst oder gerade Fellpflege mit einem anderen Pferd macht. Viel schwieriger wird es, dieselbe Bereitschaft zum Einfühlungsvermögen im Alltag aufzubringen, wenn unser Pferd die Mitarbeit verweigert, „widersetzlich“ ist oder uns mit seinem Verhalten nervt.

Menschenalltag versus Pferdealltag

Die große Herausforderung besteht wohl darin, dass wir Menschen ein grundsätzlich und komplett anderes Leben führen als unsere Pferde. Und da treffen dann oft die sprichwörtlichen Welten aufeinander.

Wir Menschen kommen ja immer aus unserem eigenen Alltag heraus zum Pferd, das nichts weiß von Leistungsgesellschaft, Geldsorgen oder Beziehungsstress und so bringen wir – bewusst oder unbewusst – meist ein ganzes Bündel von Erwartungen mit:

  • Wir wollen uns z.B. entspannen und Spaß haben, weil unser Tag einfach nur frustrierend war,
  • wir möchten unsere Sorgen loslassen, die uns das Leben gerade so schwer machen und einfach mal an nichts denken,
  • oder wir wollen vielleicht unbedingt eine bestimmte Lektion hinbekommen und damit die anderen aus dem Stall beeindrucken,
  • wir wollen endlich mit dem Training vorankommen, damit die abgebauten Rückenmuskeln wiederkehren oder sich das Gewicht reduziert,
  • wir hören von anderen, dass uns unser Pferd auf der Nase herumtanzt und wir uns endlich mal durchsetzen sollen
  • und so weiter und so fort.

Unser Pferd hingegen

  • hatte vielleicht gerade Ärger mit einem Kumpel in der Herde,
  • oder es stand die ganze Zeit gelangweilt auf einem Einzelpaddock und wusste nichts mit sich anzufangen,
  • oder es liegt ein seltsamer Geruch in der Luft, von dem es nicht weiß, ob der gefährlich ist oder nicht,
  • oder es zwackt seit gestern bei jedem Schritt etwas in der Wirbelsäule,
  • vielleicht ist es müde,
  • vielleicht ist es aufgedreht,
  • vielleicht freut es sich, uns zu sehen, weil es auf einen Ausritt hofft,
  • vielleicht möchte es am liebsten auch einfach nur eine Möhre und seine Ruhe …

Wenn Mensch und Pferd nun aufeinandertreffen, sind Interessenkonflikte leider unvermeidlich. Nach der herkömmlichen Denkweise gehen viele davon aus, dass das Pferd zu gehorchen und zu funktionieren hat und so kommt es immer wieder zu den unschönen Bildern, in denen der Mensch seinen Willen durchsetzt.

Um das zu vermeiden, ist viel Selbstreflexion nötig.

Einfühlungsvermögen erfordert, die eigenen Erwartungen zurückzustellen

Wünsche und Erwartungen zu  haben, ist menschlich, sie um jeden Preis durchsetzen zu wollen, leider nicht. Die Idee, sich in sein Pferd hineinzuversetzen, ermöglicht uns, einen Schritt neben uns selbst zu machen und unsere eigenen Vorstellungen für den Moment loszulassen. Dazu können wir uns so etwas fragen, wie:

  • Wie geht es meinem Pferd gerade jetzt in diesem Moment?
  • Was geht wohl gerade in meinem Pferd vor?

Und eine weitere, sehr gute Frage ist diese:

  • Würde ich ein Mensch-Pferd-Paar in der Situation beobachten, in der ich gerade bin, was würde mir auffallen und was würde ich für einen Rat geben?

Die Welt mit den Augen unseres Pferdes zu sehen, ist nicht nur eine theoretische Einladung, den eigenen, oft begrenzten Handlungshorizont zu erweitern, sondern es ist eine zutiefst praktische Maßnahme für ein pferdegerechtes Miteinander. Indem wir mehr wahrnehmen als unser eigenes Wollen, erweitern wir unseren Blick und erkennen mehr:

  • nämlich z.B. die Not unseres Pferdes, wenn es Angst hat oder überfordert ist,
  • dass es gerade nicht versteht, was von ihm gewollt wird,
  • die Stimmung und Laune in der es gerade ist, also z.B. übermutig, gereizt oder hungrig
  • und vieles mehr.

Der eigentlich recht kleine Schritt, sich für einen Moment in das Pferd zu versetzen, kann ganz Wesentliches im Umgang verändern. Es ist ein Schritt hin zu Wertschätzung und Respekt und damit hin zu gelebter Pferdeliebe.

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17. November 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang, Verhalten 9 Kommentare »

Pferde brauchen Pferde!

Vor einigen Tagen hatten wir bei Facebook wieder eine Inspiration online gestellt, von der wir glauben, dass sie eine Art Grundgesetz für die Haltung von Pferden darstellt:

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Pferde sind Herdentiere

In der Natur leben Pferde in Herden. Selbst junge Hengste stromern so gut wie nie allein herum, sondern tun sich zu Junggesellenherden zusammen. In der Natur bedeutet für ein Pferd die Isolation von anderen Pferden fast immer den Tod, es ist also tief in der Natur des Pferdes verwurzelt, mit anderen Pferden zusammensein zu wollen.

Pferde brauchen deshalb idealerweise rund um die Uhr Sozialkontakte. Sie brauchen die Nähe anderer Pferde, müssen Fellpflege mit anderen Pferden betreiben können, brauchen die Möglichkeit zum Spielen oder zum gemeinsamen Dösen, sie müssen gemeinsam fressen und sich sonnen können, müssen gemeinsam in die Gegend schauen und miteinander um den besten Platz an der Raufe rangeln können.

Ja, Pferde brauchen den Kontakt zu Artgenossen fast genauso wie die Luft zum Atmen! 

… und nichts kann das ändern, vor allem nicht wir Menschen!

Leider scheint das aber vielen Pferdemenschen immer noch nicht wirklich klar zu sein und so werden viele Pferde den größten Teil des Tages allein in Boxen gestellt (allenfalls mit Schnupperkontakt zu anderen Pferden durch Gitter hindurch) oder im schlimmsten Fall sogar ganz allein gehalten. „Ich mach ja ganz viel mit ihm.“ oder „Dafür wird die auch ordentlich trainiert.“ heißt es dann. Das aber ist NICHT artgerecht und aus unserer Sicht sogar tierschutzrelevant.

Fakt ist: Kein Mensch kann einem Pferd die Gesellschaft anderer Pferde ersetzen, denn Pferde haben Pferde-Bedürfnisse. So, wie wir Menschen nicht in einer Pferdeherde leben können, können wir einem Pferd nicht einfach menschliches Sein aufzwingen und erwarten, dass es das auch noch gut findet. Deshalb gehen wir inzwischen so weit, dass Pferdehaltung nur dann erlaubt sein sollte, wenn sie den Grundbedürfnissen von Pferden entspricht – Einzelhaltung oder reine Boxenhaft gehören nicht dazu.

Aber mein Pferd versteht sich nicht mit anderen…

Immer wieder wird das Argument gebracht, dass sich manche Pferde nicht mit anderen verstehen, dass sie entweder selbst zu aggressiv sind oder in einer Herde von anderen Pferden gemobbt werden. „Mein Pferd ist halt ein Einzelgänger“ heißt es dann oft, was aber fast immer mehr über den Menschen aussagt als über das Pferd …

Es gibt Fälle, in denen es zugegebenermaßen schwieriger ist, dem Pferd ein Leben mit anderen Pferden zu ermöglichen, aber es ist nur in absoluten Ausnahmefällen wirklich unmöglich. Wenn ein Pferd in einer normalen Herde nicht klar kommt, ist es unser Job als Eigentümer, ihm eine Pferdegesellschaft zu suchen, in der sich auch dieses Pferd wohlfühlen kann (… und ruhig auch mal zu überprüfen, inwieweit wir es selbst dem Pferd vielleicht durch unser eigenes Verhalten oder durch unseren Umgang schwer machen, sich in einer Pferdegruppe einzuleben.).

Für eher hengstige Wallache kann das z.B. eine reine Wallachherde sein oder auch das Zusammenstellen nur mit Stuten. Sehr rangniedrige Pferde oder solche, die kein normales Sozialverhalten haben, fühlen sich oft in einer kleinen Gruppe von drei oder vier Pferden wohler als in einer großen Herde. In Ausnahmefällen kann auch eine Zweierhaltung sinnvoll sein, vielleicht dann wenigstens in Sichtweite anderer Pferde. Bei älteren Pferden muss abgewogen werden, inwieweit das Leben in einer altersgemischten Herde die Lebensgeister mobilisiert und das Pferd gleichsam jung gehalten wird oder ob es sinnvoll ist, es mit eher gleichaltrigen Pferden zusammen zu stellen, damit es einen ruhigen Lebensabend verbringen kann. Hier kann, wie letztlich in allen Fällen, immer nur individuell entschieden werden. In Krankheitsfällen gibt es fast immer Möglichkeiten ein Pferd, das allein stehen muss, wenigstens in Schnupper- und Sichtkontakt zu den anderen zu stellen, z.B. durch das Einrichten von Krankenpaddocks oder das wenigstens zeitweise Dazustellen eines Kumpels.

Lösungen gibt es so gut wie immer!

Ja, keine Frage, individuelle Lösungen für das eigene Pferd zu finden, kann aufwändig und unbequem sein und vielleicht ist es auch mit längeren Fahrzeiten zu einem passenden Stall verbunden oder mit einer Haltungsform, die uns mehr Arbeit als gewünscht abverlangt, aber aus unserer Sicht gibt es kaum eine Entschuldigung dafür, einem Pferd dauerhaft die Erfüllung eines Grundbedürfnisses zu verwehren. Mit dem Kauf des Tieres übernehmen wir Verantwortung für sein Wohl und die Gesellschaft anderer Pferde gehört schlicht und einfach dazu.

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20. Oktober 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Gesundheit, Haltung, Verhalten 9 Kommentare »

Auf Freunde ist Verlass

Für meine Jungs endete die Weidezeit in diesem Jahr aus gesundheitlichen Gründen leider früher als für den Rest der Herde. Wir richteten den beiden einen Platz am Stall ein und es war rührend zu sehen, wie verlässlich ihre Freundschaft ist.

In der Herde haben sich beide durchaus auch mit anderen Pferden angefreundet und verbringen ihre Zeit keineswegs nur miteinander. Ein bisschen fragte ich mich deshalb schon, ob sie nicht vielleicht gegenseitig den Frust aneinander auslassen würden…, aber ganz im Gegenteil: Sie spielten wieder viel miteinander im großen Sandpaddock und sie teilten sich alles:

Sie standen zusammen drin:

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Und fraßen aus einem gemeinsamen Heunetz:

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Und auch die von mir mitgebrachten Knabberzweige wurden (fast) einvernehmlich geteilt:

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Und als es dann wieder zurück in die Herde ging, hielten sie natürlich auch dicke zusammen. Erst wurde zusammen geschaut und abgewartet:

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Dann wurde der Auslauf gemeinsam ausprobiert:

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Die anderen wurden auch zusammen begrüßt:

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Es hat mich sehr gerührt, die beiden wieder einmal so eng zusammen zu erleben und dass ihre Freundschaft immer wieder solch intensive Phasen hat, gerade auch in schwierigen Zeiten. Gemeinsam geht einfach alles besser, was Jungs? Und wir Menschen sollten nie vergessen, welch intensive Freundschaften Pferde knüpfen können, wenn wir ihnen den für sie so unerlässlichen Kontakte zu anderen Pferden ermöglichen.

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13. Oktober 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Haltung, Verhalten 5 Kommentare »

Die Sache mit der Sicherheit

Ein Hauptargument für das harte Durchgreifen bei Pferden und auch für den Einsatz von Gewalt ist immer wieder der Aspekt der Sicherheit: Pferde seien große und kräftige Tiere und auch nicht gerade zimperlich und wenn man sich da nicht durchsetzt, wird es gefährlich. Und damit wird der Einsatz von allen möglichen Hilfs- und Gewaltmitteln gerechtfertigt, genauso wie das Strafen und Schlagen.

Gut, befassen wir uns also mit dem Thema „Sicherheit“ und fragen uns, wie sich Sicherheit tatsächlich am besten erreichen lässt.  

Typische gefährliche Situationen und leider ganz normale Reaktionen darauf

Keine Frage, der Umgang mit Pferden und das Reiten von Pferden kann gefährlich sein. Darin sind wir uns einig. Fragwürdig finden wir allerdings, wodurch immer noch so viele glauben, die Risiken minimieren oder gar ausschalten zu können:

  • Ein ängstliches Pferd wird angebrüllt und gebufft, weil es einen sonst über den Haufen rennt…
  • Ein am Anbinder hampelndes Pferd bekommt eine übergezogen, damit es einen nicht an die Wand drückt…
  • Ein schnappendes Pferd bekommt eins auf die Nase, damit es lernt, nicht mehr zu beißen…
  • Ein buckelndes Pferd wird mit der Gerte verdroschen, damit es damit aufhört…
  • Ein durchgehendes Pferd bekommt ein scharfes Gebiss mit Anzügen ins Maul, damit man es halten kann…

… um nur einige Beispiele zu nennen.

Macht irgendetwas davon die Sache sicherer?

Schauen wir uns einmal an, wie diese Szenarien weitergehen könnten:

  • Das ängstliche Pferd, das angebrüllt und gebufft wurde, hat nun noch mehr Grund Angst zu haben, einmal, weil es die Aggressivität des Menschen spürt und weil es Angst vor weiteren Strafmaßnahmen hat. Ob es das wirklich ruhiger und händelbarer machen wird?
  • Das am Anbinder hampelnde Pferd, das eine übergezogen bekommt, war vielleicht deshalb so unruhig, weil es sich durch das Angebundensein (und damit durch das Ausgeliefertsein) unsicher fühlte oder weil es das Geputztwerden als unangenehm empfand oder weil es spürte, wie gestresst der Mensch neben ihm ist… Wird ein Schlag mit der Gerte sicherstellen, dass es danach ruhig und gelassen stehen bleibt?
  • Wird das schnappende Pferd, das einen Schlag auf die Nase bekommen hat, tatsächlich nicht weiterschnappen oder wird es vielleicht versuchen, beim nächsten Mal einfach schneller zu sein, um einem Schlag auszuweichen?
  • Das buckelnde Pferd, das Schläge mit der Gerte bekam, damit es mit dem Buckeln aufhört, hatte eigentlich nur zum Ausdruck gebracht, dass sein viel zu enger Sattel schmerzhaft auf seine Wirbelsäule drückt – werden die Schläge es ruhiger und kooperativer machen?
  • Wird das scharfe Gebiss das zum Durchgehen neigende Pferd tatsächlich dazu bringen, nicht zu rasen oder werden es die Schmerzen im Maul vielleicht erst recht davonstürmen oder gar steigen lassen?

In all diesen (und vielen, vielen anderen) Fällen wird ein unerwünschtes Verhalten des Pferdes mit Gewalt beantwortet, damit das Pferd mit seinem Verhalten aufhört oder sich anders benimmt. Aber in keinem dieser Fälle wird einmal überlegt, WARUM das Pferd tut, was es tut, und in keinem Fall wird versucht, etwas an der Situation zu ändern, damit das Pferd sich anders verhalten kann.

Sicherheit entsteht durch Verstehen

Sicherheit entsteht unserer Ansicht nach durch Verstehen, also durch Pferdewissen, Einfühlungsvermögen und kreative Lösungsansätze. In Hinblick auf Sicherheit würden wir in den obigen Beispielen so vorgehen:

  • Bei dem ängstlichen Pferd würden wir herauszufinden versuchen, was genau dem Tier Angst macht. Sind es äußere Reize? Wenn ja, wie kann man dem Pferd diese auf eine gute Weise nahe bringen, damit es sich davon überzeugen kann, dass ihm nichts passiert? Reagiert das Pferd auf die Menschen um ihn herum und hat es vielleicht Angst vor ihnen? Dann gilt es daran zu arbeiten, dass das Pferd Vertrauen gewinnen kann. Ist das Pferd in sich unsicher? Dann können ihm vielleicht Übungen helfen, die sein Selbstbewusstsein fördern. Will das Pferd nicht von seiner Herde weg, weil es sich allein fürchtet? Dann gilt es den Ablöseprozess so behutsam zu gestalten, dass das Pferd in seinem eigenen Tempo genug Sicherheit und Vertrauen entwickeln kann, um dem Menschen angstfrei auch von der Herde weg zu folgen.
  • Bei dem am Anbinder hampelnden Pferd würden wir erst einmal hinterfragen, ob das Pferd je auf eine positive Weise gelernt und erfahren hat, dass das angebundene Stehen etwas Tolles sein kann, wenn nicht, würden wir das aufbauen. Wir würden weiterhin achtsam herauszufinden versuchen, was dem Pferd dort an dem Ort Unbehagen bereitet und die Ursachen entweder beheben oder das Pferd damit vertraut machen. Reagiert das Pferd unwirsch auf das Putzen, würden wir überprüfen, ob es vielleicht Schmerzen hat oder auf eine andere Art geputzt werden möchte, die ihm angenehmer ist. Sollte der Mensch, der das Pferd putzt, die Nervosität durch seine eigene Stimmung auslösen, würden wir versuchen, dem Menschen zu vermitteln, wie er beruhigender auf das Pferd wirken kann.
  • Bei dem schnappenden Pferd würden wir davon ausgehen, dass dieses Tier Gründe für seine Aggressivität hat (z.B. schlechte Vorerfahrungen, Überforderung, Stress, Schmerzen usw.) und diese, wenn möglich, beseitigen. Je nach Pferdepersönlichkeit würden wir versuchen, das Schnappen umzuleiten (z.B. indem wir ihm beibringen, ein Wandtarget zu berühren, wenn es aggressiv wird) oder zu ignorieren (viele Pferde hören nach kürzester Zeit mit dem Schnappen auf, wenn dem keinerlei Bedeutung beigemessen wird).
  • Bei einem buckelnden Pferd würden wir akribisch auf Ursachensuche gehen: Sattel untersuchen, Reiterhilfen, Reitergewicht und Reiterhaltung ins Auge fassen, körperliche Beschwerden in Betracht ziehen (Kissing Spines, andere Rückenprobleme), die Haltung anschauen (steht das Pferd den ganzen Tag in der Box?) usw. Auch das Verhältnis zwischen Reiter und Pferd ist hier zu analysieren: Gehen beide achtsam und respektvoll miteinander um? Gibt es andere Probleme, in denen das Pferd seinen Unwillen so deutlich zeigt u.ä.? Auch das Alter und der Ausbildungsstand spielen hier eine große Rolle, denn ein Buckeln kann auch einfach Ausdruck von Lebensfreude sein oder aus der Not geschehen, wenn das Pferd die Balance verliert.
  • Auch bei einem Durchgeher würden wir uns an die Ursachensuche machen: Gibt es körperliche Gründe, wie Beschwerden oder Schmerzen? Passt die Ausrüstung und bereitet sie dem Pferd keine Schmerzen? Gibt es Reiterfehler? Hat der Reiter Angst? Welche Vorgeschichte hat das Pferd? Verbindet es z.B. das Gelände mit Rasen? Hat es je gelernt, dem Menschen zuzuhören? Gibt es genug Anreize dafür, mit dem Menschen zu arbeiten und nicht gegen ihn?

Unser Fazit: Sicherheit entsteht niemals durch Gewalt, sondern ganz im Gegenteil: Gewalt sorgt für Gegenwehr und eine Verschärfung der Gefahr. Die meisten wirklich gefährlichen Probleme mit Pferden entstehen, weil der Mensch sich nicht die Mühe macht, das Pferd und seine Signale zu verstehen, sondern es zu dem, was er will, zu zwingen versucht. Wer aber mit einem Pferd zu kämpfen beginnt, sollte sich klar darüber sein, dass Pferde stärker sind. Dass sie diese Stärke so selten wirklich gegen uns ausspielen, ist ihr Geschenk, aber wenn sie es einmal doch tun, haben wir Menschen kaum eine Chance. Und dann wird es wirklich gefährlich. Wer Sicherheit anstrebt, muss sich mit dem Wesen Pferd auseinandersetzen, ganz allgemein und im Speziellen mit der jeweiligen Pferdepersönlichkeit, mit der er es zu tun hat. Nur so kann ein gemeinsames Miteinander entwickelt werden, bei dem ein gegenseitiger Respekt und eine wechselseitige Achtsamkeit für einen sicheren Umgang sorgen.

sicherheit

22. September 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Umgang, Verhalten 12 Kommentare »

Pferde sind ja auch so…

In der Diskussion darüber, ob und wie viel Gewalt Pferden gegenüber angewendet werden darf, ist immer wieder Folgendes zu hören: „Pferde untereinander sind auch nicht gerade zimperlich. Da wird ordentlich gekämpft, gebissen und getreten“. Und diesem Gedanken folgt dann die Argumentation, dass wenn wir Menschen „ranghoch“ sein wollen, uns nicht nur entsprechend verhalten dürfen, sondern es sogar müssen. 

Dazu unsere Gedanken:

  • Grundsätzlich ist der Mensch NIEMALS Teil der Rangordnung in einer Pferdeherde, schlicht und einfach weil er kein Pferd ist (kein Pferd würde auf die Idee kommen, einen Menschen für ein Pferd zu halten!) und weil er nicht mit Pferden lebt. Der Mensch kommt hin und wieder dazu, holt das Pferd aus dem Herdenverband und macht dann etwas mit ihm. Das findet außerhalb des Herdenlebens statt und hat also nichts mit der Rangordnung in einer Herde zu tun.
  • Und auch die Behauptung, dass Mensch und Pferd eine „Mini-Herde“ bilden (in der er sich dann angeblich „auf Pferdeart“ durchsetzen muss), halten wir für fragwürdig. In einer Pferdeherde bringen Pferde andere Pferde nicht zu den Dingen, die wir Menschen von Pferden wollen. Pferde kämpfen naturgemäß um Ressourcen wie Futter, Wasser, Schatten, andere Pferde und Ähnliches, aber sie bringen sich nicht dazu, pferdeuntypische Dinge zu tun, etwas, das der Mensch durchweg tut. Damit bewegt sich der Mensch mit seinen Anforderungen an Pferde außerhalb des natürlichen Verhaltens und außerhalb des Gefüges einer Pferdeherde und kann nicht beanspruchen, sich „ja nur wie ein Pferd zu verhalten“.
  • Auch wenn es immer wieder behauptet wird, so stimmt es einfach nicht, dass Mensch und Pferd auf jeden Fall miteinander kämpfen müssen, wenn der Mensch etwas mit dem Pferd machen will. Pferde sind im Normalfall sehr kooperative, offene und neugierige Tiere, die zu sehr vielem bereit sind, wenn man ihnen die Zeit und die Möglichkeit gibt, zu verstehen, was man von ihnen will. Auf der Basis von Vertrauen und einer pferdegerechten Kommunikation erreicht man viel mehr als durch Kampf und Durchsetzen.
  • Die „Gewalt“ unter Pferden, die immer wieder so gerne als Rechtfertigung für menschliche Gewalt herangezogen wird, hat nicht selten etwas mit den durch den Menschen geschaffenen Strukturen zu tun: So werden Pferde künstlich zu Herden zusammengefügt, ob sie einander mögen oder nicht und das oft noch auf einem sehr beschränkten Platz. Durch die oft nicht pferdegerechte Haltung, wie Boxenhaft, eingeschränkte Futterzeiten und dergleichen mehr wird Stress geschaffen, der sich dann in Aggressionen äußern kann. Pferde in freier Wildbahn sind darauf bedacht, Energie zu sparen und das soziale Gefüge innerhalb einer Herde nicht zu gefährden, denn davon hängt das Überleben aller ab. Pferde kämpfen also nicht sinnlos miteinander. Das Ziel einer jeden Pferdeherde ist ein friedliches Miteinander.
  • Körperliche Übergriffe von Pferden gegenüber Menschen z.B. durch Rempeln oder Umrennen haben ihre Ursache viel weniger in der Persönlichkeit des Pferdes, als viel mehr fast immer in Verhaltensfehlern oder in der Unaufmerksamkeit des Menschen. Durch Unwissenheit, Unachtsamkeit und fehlende Selbstreflexion laden viele Menschen Pferde geradezu dazu ein, räumliche Grenzen zu überschreiten und auf ein spielerisches Kumpel-Niveau zu gehen. Da Pferde größer und kräftiger sind, sind auch ihre Spiele grober – sie sind deshalb aber nicht gewalttätig.
  • Die meisten Angriffe von Pferden, also z.B. Beißen, Treten oder Steigen, entstehen aus einer echten Not, ausgelöst beispielsweise durch Schmerzen, Frust, Angst oder Wut. Hier ist so gut wie immer der Mensch die Ursache, der über die ersten Anzeichen für ein Unwohlsein oder eine Überforderung hinweggeht und nicht bereit ist, sich auf das Pferd einzustellen.
  • In freier Natur kämpfen nur Hengste wirklich ernsthaft miteinander und da geht es um die Übernahme einer Herde. Hier wird unter Umständen bis zum Tod gekämpft. Das kann wohl niemand ernsthaft als Rechtfertigung für das Schlagen von Pferden sehen oder gar anstreben, einen solchen Kampf gewinnen zu wollen?

Die Rechtfertigung menschlicher Gewalt durch das Verhalten der Pferde selbst, ist unserer Ansicht nicht nur Unfug, sondern auch moralisch mehr als fragwürdig. Wir Menschen haben die Möglichkeit, unser Verhalten zu reflektieren und zu hinterfragen. Wir können dazulernen und neue Wege beschreiten.  Und es gibt ethische Grundsätze und Maßstäbe, die eben auch für Pferde gelten müssen.

Aus dem Kampfgedanken entsteht nicht nur viel Leid

Schon die zugrunde liegende Annahme, dass Mensch und Pferd darum kämpfen müssen, wer das Sagen hat, führt zu viel Leid und Fehlern im Umgang mit Pferden. Wer wirklich davon ausgeht, mit einem Pferd darum kämpfen zu müssen, z.B. ranghöher zu sein, begibt sich in einen ungleichen Kampf. Ein Mensch kann nicht als Pferd handeln, weil er eben kein Pferd ist. Er ist dem Pferd körperlich unterlegen und muss auf Hilfsmittel zurückgreifen, wie Stricke, Gerten, Sporen usw. Es handelt sich also nie um einen „Kampf zwischen ebenbürtigen Gegnern“, sondern es wird mit ungleichen Waffen gekämpft – und der Mensch hat, was die Konstruktion von Waffen angeht, dem Pferd einiges voraus…

Der entscheidende Punkt aber ist doch der, dass man eben gar NICHT mit Pferden kämpfen muss, wenn man ihr Vertrauen gewinnt und sich pferdegerecht und für sie verständlich verhält. Damit ist aus unserer Sicht schon die allererste Annahme in der Argumentationskette falsch.

… sondern auch Gefahren

Und wie ist das mit dem Kampf als Antwort auf die Gefahr, die von Pferden ausgeht? Hier scheint uns die Argumentation genau umgedreht: Viele der Gefahren, die immer wieder im Umgang mit Pferden beschworen werden, entstehen gerade erst DURCH Ausbildungsansätze, die GEGEN das Pferd arbeiten (und damit oft am Wesen des Pferdes vorbeigehen) – und ja, dann können Pferde ausgesprochen gefährlich werden. Diese Gefahren aber werden genau durch den Kampfgedanken überhaupt erst geschürt und sie lassen sich niemals mit Gewalt sicher in den Griff bekommen, ganz im Gegenteil: Sehr häufig werden Pferde auf ihre Chance warten, um irgendwann zurückzuschlagen. Ihnen das als bösen Willen zu unterstellen, ist so dumm wie unfair, denn es ist der Mensch, der den Kampf begonnen hat.

Pferde dann nur noch anschauen?

Nein, die Alternative ist nicht, dann gar nichts mehr mit Pferden zu machen, wie so oft provozierend gerufen wird. Die Alternative besteht darin, pferdegerechte Wege zu einem Miteinander einzuschlagen, und ja, die gibt es.

Gewalt gegen Pferde entsteht aus leider sehr menschlichen Quellen wie z.B. Angst, Machtstreben, Geltungssucht, Wut, Hilflosigkeit und dergleichen mehr – und um die Gewalt zu rechtfertigen, verweist der Mensch dann darauf, wie Pferde sich untereinander verhalten. Dass Pferde in funktionierenden Herden den größten Teil ihres Lebens vollkommen friedlich und in einem harmonischen Miteinander leben, tiefe Freundschaften und komplexe soziale Systeme bilden, in denen auf vielfältige und oft feinste Weise kommuniziert wird, wird genauso ausgeblendet, wie die Tatsache, dass so viele Pferde bereit sind, Schmerzen und Missstände zu ertragen, ohne sich je gegen den Menschen zu wehren (obwohl das mehr als verständlich wäre). Pferde werden viel lieber auf primitive, potentiell gefährliche Tiere reduziert, denn damit kann man Einsatz von Peitschen, scharfen Gebissen, Sporen und dergleichen mehr rechtfertigen und muss das eigene Tun nicht hinterfragen oder gar umdenken. Und das stinkt zum Himmel.

Begeben wir uns endlich auf pferdegerechte Wege und seien wir bereit dazuzulernen!

Da man inzwischen sehr viel mehr über Pferde weiß und darüber, was sie ausmacht, ist es aus unserer Sicht nicht nur fragwürdig, sondern verwerflich, immer noch barbarische Ausbildungsmethoden anzuwenden. Es GIBT andere Wege, die sich bewähren und die für ein Miteinander von Mensch und Pferd sorgen, ohne Gewalt. Diese Wege führen sehr oft zu einem deutlich sicheren Umgang mit Pferden, so dass die vielbeschworene „Gefährlichkeit“ von Pferden als Argument blass wird.

Fazit: Anstatt sich weiter an längst überholten Argumenten festzuhalten, um Gewalt dem Pferd gegenüber zu rechtfertigen, sollten wir unser – menschliches – Verhalten reflektieren und den Mut haben, dazuzulernen. Fehler zu machen, ist eines, an ihnen festzuhalten und sie auch noch mit fadenscheinigen Argumenten rechtfertigen zu wollen, etwas ganz anderes.

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25. August 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Umgang, Verhalten 19 Kommentare »

Buchtipp: „Expedition Pferdesprache“ von Gisa Bührer-Lucke

„Expedition Pferdesprache: eine Reise in die Welt des Pferdeverhaltens“ von Gisa Bührer-Lucke
Stuttgart: Kosmos, 2014. – 192 S.
ISBN-10: 3440136302
ca. 27,- EUR (gebunden, durchgehend farbig illustriert)

Das Fazit vorab: Was für ein wundervolles und vor allem auch wichtiges Buch!

Jeder, der in einem Pferd mehr sieht als nur ein Sportgerät, sollte dieses Buch lesen, denn „Expedition Pferdesprache“ erklärt uns auf anschauliche und verständliche Weise,

  • wie Pferde die Welt erleben,
  • wie sie auf die Welt reagieren
  • und wie mit der Welt kommunizieren.

Vieles in dem Buch sollte selbstverständliches Grundlagenwissen von Pferdeleuten sein, in der Praxis staunt man jedoch immer wieder, wie wenig viele Pferdemenschen wirklich über die Tiere wissen, mit denen sie da arbeiten. Das Buch ist voller Knowhow und mit viel Verständnis und Liebe für Pferde verfasst. Es zeigt uns konsequent ihre Seite. Mit diesem Wissen dürften – hoffentlich! – viele Pferde anders sehen und vor allem auch behandeln lernen und damit leistet die Autorin einen wertvollen Beitrag zu einem pferdegerechteren Umgang.

Das Buch ist gut strukturiert und reich mit Fotos und Zeichnungen illustriert. In ähnlicher Aufmachung liegt von dieser Autorin bereits der ebenfalls zu empfehlende Titel Expedition Pferdekörper vor.

expedition_pferdesprache

6. August 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Buchtipps, Verhalten 0 Kommentare »

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