Pferde sind ja auch so…

In der Diskussion darüber, ob und wie viel Gewalt Pferden gegenüber angewendet werden darf, ist immer wieder Folgendes zu hören: „Pferde untereinander sind auch nicht gerade zimperlich. Da wird ordentlich gekämpft, gebissen und getreten“. Und diesem Gedanken folgt dann die Argumentation, dass wenn wir Menschen „ranghoch“ sein wollen, uns nicht nur entsprechend verhalten dürfen, sondern es sogar müssen. 

Dazu unsere Gedanken:

  • Grundsätzlich ist der Mensch NIEMALS Teil der Rangordnung in einer Pferdeherde, schlicht und einfach weil er kein Pferd ist (kein Pferd würde auf die Idee kommen, einen Menschen für ein Pferd zu halten!) und weil er nicht mit Pferden lebt. Der Mensch kommt hin und wieder dazu, holt das Pferd aus dem Herdenverband und macht dann etwas mit ihm. Das findet außerhalb des Herdenlebens statt und hat also nichts mit der Rangordnung in einer Herde zu tun.
  • Und auch die Behauptung, dass Mensch und Pferd eine „Mini-Herde“ bilden (in der er sich dann angeblich „auf Pferdeart“ durchsetzen muss), halten wir für fragwürdig. In einer Pferdeherde bringen Pferde andere Pferde nicht zu den Dingen, die wir Menschen von Pferden wollen. Pferde kämpfen naturgemäß um Ressourcen wie Futter, Wasser, Schatten, andere Pferde und Ähnliches, aber sie bringen sich nicht dazu, pferdeuntypische Dinge zu tun, etwas, das der Mensch durchweg tut. Damit bewegt sich der Mensch mit seinen Anforderungen an Pferde außerhalb des natürlichen Verhaltens und außerhalb des Gefüges einer Pferdeherde und kann nicht beanspruchen, sich „ja nur wie ein Pferd zu verhalten“.
  • Auch wenn es immer wieder behauptet wird, so stimmt es einfach nicht, dass Mensch und Pferd auf jeden Fall miteinander kämpfen müssen, wenn der Mensch etwas mit dem Pferd machen will. Pferde sind im Normalfall sehr kooperative, offene und neugierige Tiere, die zu sehr vielem bereit sind, wenn man ihnen die Zeit und die Möglichkeit gibt, zu verstehen, was man von ihnen will. Auf der Basis von Vertrauen und einer pferdegerechten Kommunikation erreicht man viel mehr als durch Kampf und Durchsetzen.
  • Die „Gewalt“ unter Pferden, die immer wieder so gerne als Rechtfertigung für menschliche Gewalt herangezogen wird, hat nicht selten etwas mit den durch den Menschen geschaffenen Strukturen zu tun: So werden Pferde künstlich zu Herden zusammengefügt, ob sie einander mögen oder nicht und das oft noch auf einem sehr beschränkten Platz. Durch die oft nicht pferdegerechte Haltung, wie Boxenhaft, eingeschränkte Futterzeiten und dergleichen mehr wird Stress geschaffen, der sich dann in Aggressionen äußern kann. Pferde in freier Wildbahn sind darauf bedacht, Energie zu sparen und das soziale Gefüge innerhalb einer Herde nicht zu gefährden, denn davon hängt das Überleben aller ab. Pferde kämpfen also nicht sinnlos miteinander. Das Ziel einer jeden Pferdeherde ist ein friedliches Miteinander.
  • Körperliche Übergriffe von Pferden gegenüber Menschen z.B. durch Rempeln oder Umrennen haben ihre Ursache viel weniger in der Persönlichkeit des Pferdes, als viel mehr fast immer in Verhaltensfehlern oder in der Unaufmerksamkeit des Menschen. Durch Unwissenheit, Unachtsamkeit und fehlende Selbstreflexion laden viele Menschen Pferde geradezu dazu ein, räumliche Grenzen zu überschreiten und auf ein spielerisches Kumpel-Niveau zu gehen. Da Pferde größer und kräftiger sind, sind auch ihre Spiele grober – sie sind deshalb aber nicht gewalttätig.
  • Die meisten Angriffe von Pferden, also z.B. Beißen, Treten oder Steigen, entstehen aus einer echten Not, ausgelöst beispielsweise durch Schmerzen, Frust, Angst oder Wut. Hier ist so gut wie immer der Mensch die Ursache, der über die ersten Anzeichen für ein Unwohlsein oder eine Überforderung hinweggeht und nicht bereit ist, sich auf das Pferd einzustellen.
  • In freier Natur kämpfen nur Hengste wirklich ernsthaft miteinander und da geht es um die Übernahme einer Herde. Hier wird unter Umständen bis zum Tod gekämpft. Das kann wohl niemand ernsthaft als Rechtfertigung für das Schlagen von Pferden sehen oder gar anstreben, einen solchen Kampf gewinnen zu wollen?

Die Rechtfertigung menschlicher Gewalt durch das Verhalten der Pferde selbst, ist unserer Ansicht nicht nur Unfug, sondern auch moralisch mehr als fragwürdig. Wir Menschen haben die Möglichkeit, unser Verhalten zu reflektieren und zu hinterfragen. Wir können dazulernen und neue Wege beschreiten.  Und es gibt ethische Grundsätze und Maßstäbe, die eben auch für Pferde gelten müssen.

Aus dem Kampfgedanken entsteht nicht nur viel Leid

Schon die zugrunde liegende Annahme, dass Mensch und Pferd darum kämpfen müssen, wer das Sagen hat, führt zu viel Leid und Fehlern im Umgang mit Pferden. Wer wirklich davon ausgeht, mit einem Pferd darum kämpfen zu müssen, z.B. ranghöher zu sein, begibt sich in einen ungleichen Kampf. Ein Mensch kann nicht als Pferd handeln, weil er eben kein Pferd ist. Er ist dem Pferd körperlich unterlegen und muss auf Hilfsmittel zurückgreifen, wie Stricke, Gerten, Sporen usw. Es handelt sich also nie um einen „Kampf zwischen ebenbürtigen Gegnern“, sondern es wird mit ungleichen Waffen gekämpft – und der Mensch hat, was die Konstruktion von Waffen angeht, dem Pferd einiges voraus…

Der entscheidende Punkt aber ist doch der, dass man eben gar NICHT mit Pferden kämpfen muss, wenn man ihr Vertrauen gewinnt und sich pferdegerecht und für sie verständlich verhält. Damit ist aus unserer Sicht schon die allererste Annahme in der Argumentationskette falsch.

… sondern auch Gefahren

Und wie ist das mit dem Kampf als Antwort auf die Gefahr, die von Pferden ausgeht? Hier scheint uns die Argumentation genau umgedreht: Viele der Gefahren, die immer wieder im Umgang mit Pferden beschworen werden, entstehen gerade erst DURCH Ausbildungsansätze, die GEGEN das Pferd arbeiten (und damit oft am Wesen des Pferdes vorbeigehen) – und ja, dann können Pferde ausgesprochen gefährlich werden. Diese Gefahren aber werden genau durch den Kampfgedanken überhaupt erst geschürt und sie lassen sich niemals mit Gewalt sicher in den Griff bekommen, ganz im Gegenteil: Sehr häufig werden Pferde auf ihre Chance warten, um irgendwann zurückzuschlagen. Ihnen das als bösen Willen zu unterstellen, ist so dumm wie unfair, denn es ist der Mensch, der den Kampf begonnen hat.

Pferde dann nur noch anschauen?

Nein, die Alternative ist nicht, dann gar nichts mehr mit Pferden zu machen, wie so oft provozierend gerufen wird. Die Alternative besteht darin, pferdegerechte Wege zu einem Miteinander einzuschlagen, und ja, die gibt es.

Gewalt gegen Pferde entsteht aus leider sehr menschlichen Quellen wie z.B. Angst, Machtstreben, Geltungssucht, Wut, Hilflosigkeit und dergleichen mehr – und um die Gewalt zu rechtfertigen, verweist der Mensch dann darauf, wie Pferde sich untereinander verhalten. Dass Pferde in funktionierenden Herden den größten Teil ihres Lebens vollkommen friedlich und in einem harmonischen Miteinander leben, tiefe Freundschaften und komplexe soziale Systeme bilden, in denen auf vielfältige und oft feinste Weise kommuniziert wird, wird genauso ausgeblendet, wie die Tatsache, dass so viele Pferde bereit sind, Schmerzen und Missstände zu ertragen, ohne sich je gegen den Menschen zu wehren (obwohl das mehr als verständlich wäre). Pferde werden viel lieber auf primitive, potentiell gefährliche Tiere reduziert, denn damit kann man Einsatz von Peitschen, scharfen Gebissen, Sporen und dergleichen mehr rechtfertigen und muss das eigene Tun nicht hinterfragen oder gar umdenken. Und das stinkt zum Himmel.

Begeben wir uns endlich auf pferdegerechte Wege und seien wir bereit dazuzulernen!

Da man inzwischen sehr viel mehr über Pferde weiß und darüber, was sie ausmacht, ist es aus unserer Sicht nicht nur fragwürdig, sondern verwerflich, immer noch barbarische Ausbildungsmethoden anzuwenden. Es GIBT andere Wege, die sich bewähren und die für ein Miteinander von Mensch und Pferd sorgen, ohne Gewalt. Diese Wege führen sehr oft zu einem deutlich sicheren Umgang mit Pferden, so dass die vielbeschworene „Gefährlichkeit“ von Pferden als Argument blass wird.

Fazit: Anstatt sich weiter an längst überholten Argumenten festzuhalten, um Gewalt dem Pferd gegenüber zu rechtfertigen, sollten wir unser – menschliches – Verhalten reflektieren und den Mut haben, dazuzulernen. Fehler zu machen, ist eines, an ihnen festzuhalten und sie auch noch mit fadenscheinigen Argumenten rechtfertigen zu wollen, etwas ganz anderes.

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25. August 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Umgang, Verhalten 19 Kommentare »

 

19 Reaktionen zu “Pferde sind ja auch so…”

 

Von Katja • 25. August 2015

Ein schöner Text, danke. Ich kann das ewige „die sind untereinander auch nicht zimperlich“ und „in der Herde geht es auch richtig zur Sache“ nicht mehr hören.
Haben die Leute, die so was ernsthaft sagen, alle total schlecht sozialisierte „Klopper“ in der Herde oder halten die 10 Pferd zusammen in einem 100qm Auslauf? Das in der Herde, in der meine Pferde stehen, mal eines ein anderes tritt oder beißt kommt praktisch nie vor. Und das, obwohl regelmäßig neue Pferde dazukommen oder gehen. Die Gruppe hat halt einfach viel Platz und die neuen halten einfach die ersten Tage Abstand und saufen halt dann, wenn gerad kein anderer an der Tränke ist. Und damit hat es sich. Da gibt es kein „kämpfen“ und kein „durchsetzen“. Das läuft viel eher über ein „sondieren“, „sich zurücknehmen“, „beobachten“ und „sich anpassen“. Natürlich haben beispielsweise die alten Stuten in der Herde den Anspruch, zuerst und immer wann sie wollen an die Tränke zu kommen. Aber kein halbwegs natürlich aufgewachsenes Pferd ist so doof, sich so einer Stute zu nähern, wenn die am Wasser steht und die Ohren anlegt. Zu wirklichen Rangeleien und Tritten kommt es doch nur, wenn wirklich extreme Ressourcenkanppheit herrscht.

 

Von Eva • 25. August 2015

Ein sehr gelungener Text, der auf den Punkt trifft und alles Wesentliche berücksichtigt und beinhaltet! Ich hoffe, er wird von sehr vielen gelesen werden!

 

Von Gordon • 25. August 2015

So wie man in den Wald ruft, so kommt es auch wieder heraus.Pferde sind sensibel,und gehst du mit einer gewissen Aggression auf das Pferd zu,kann es sehr schnell zu einer Auseinandersetzung kommen,die meist der Mensch verliert. Klar ist aber auch,das sie ihre grenzen lernen müssen,und das auf einer verspielten weise.

 

Von Ines • 25. August 2015

Was auch noch zu bedenken ist: Wenn ich so argumentiere, dass Pferde sich ja untereinander auch so verhalten, dann darf ich mich auch nicht wundern, wenn sie sich dann mir gegenüber so verhalten. Anders gesagt: wenn ich nicht möchte, dass mein Pferd mit tritt oder beißt, sollte ich das auch nicht tun. Einerseits wollen wir, dass unsere Pferde uns eben NICHT wie andere Pferde behandeln, sondern auf uns Rücksicht nehmen, andererseits rechtfertigen wir unsern Verhalten dem Pferd gegenüber aber dann damit, dass andere Pferde das auch so machen. Beides geht aber nicht.

 

Von Manuela • 25. August 2015

Liebe Tania,

wow! dem ist eigentlich NICHTS mehr hinzuzufügen. Bravo!!!
Ein Argument hätte ich allerdings noch 😉 :
Du hattest ja in Deinem letzten Text schon aufgeführt, dass wir das, was wir mit unseren Pferden machen (schlagen, zusammenschnüren, psychisch unterdrücken …) ja auch nicht mit unserem Hund oder unserer Katze machen würden. Greift man das hier noch einmal auf, so kann man sagen: Hunde oder Katzen in einem Rudel gehen deutlich aggressiver und ruppiger miteinander um als Pferde es in einer Herde tun. Trotzdem kuscheln wir unsere Katzen und gehen in der Hundeerziehung nicht erst seit Martin Rütter deutlich artgerechtere Wege als noch vor 30 Jahren. Es wird geclickert, gelobt und sich Gedanken gemacht was das Zeug hält – warum nur nicht bei den Pferden?! Was muss sich ändern, damit sich endlich etwas ändert?
Man kann nur hoffen, dass durch stete Überzeugungsarbeit an der Basis ein Umdenken stattfindet – langsam zwar, aber immerhin …
Liebe Grüße, Manuela

 

Von Burhenne Elisabeth • 25. August 2015

Das Beste und mir aus der Seele sprechende seit 20 Jahren in denen ich mit Pferden zu tun habe. Sollte Pflichtlektüre für jeden Pferdebesitzer sein.

 

Von Yasmin • 25. August 2015

Das meiste, würde ich jetzt mal so sagen, stimmt, jedoch muss ich einwerfen, das es bei uns, obwohl die Pferde viel Platz haben 24h am Tag fressen, saufen, laufen können, es doch (hauptsächlich wegennunserer Traberstute) des öfteren zu tretten , jauken oder ähnlichem kommt.
Den Rest will ichnjetzt nicht verneinen und Energie wird sowieso gespart aber es werden oft getreten oder diverse andere Dinge getrieben, das weiß ich weil ich seeeeehr viel Zeit auf der Koppl verbringen und unsere Tiere viel beobachte.

 

Von Tine • 31. August 2015

Wieder mal absolut treffend geschrieben! Ich kann dazu nur sagen, wir Menschen sollten sehr froh darüber sein, dass Pferde uns nicht als ihresgleichen ansehen, sondern durchaus lernen können, dass man mit uns vorsichtiger umgehen muss.

 

Von Elke • 31. August 2015

Liebe Tania und Babette,

traurig, aber wahr. Vielen Dank für diesen Newsletter, er spricht mir so aus dem Herzen. Ich versuche dies auch in unserem Stall anzubringen, leider werde ich nur oft belächelt. Und hinter meinem Rücken wird getuschelt, dass ich mich mit dieser Einstellung nie bei meinem Pferd durchsetzen werde. Dabei muss ich das gar nicht. Meine Stute folgt mir ohne Halfter und Strick und wir machen viel Freiarbeit. Ich lasse mich auf jeden Fall nicht von meinem Weg abbringen, zeigt mir doch meine wundervolle Stute, dass das die richtige Richtung ist.
Werde euren Text auf jeden Fall verteilen, da mir, wie euch, viel am Wohl der Pferde liegt und sich dadurch viele vorgefertigte Meinungen verändern können. Herzlichst, Elke

 

Von Monika • 31. August 2015

Liebe Tania, liebe Babette,

besser geht’s nicht, was Ihr da wieder geschrieben habt. DANKE! Diesen Text zu lesen, macht mich auch echt traurig, denn es gibt immer noch viel zu viele Leute, die ihre Machtspielchen und ihre Geltungssucht an den Pferden auslassen. Angst und Schmerzen erkennen sie nicht, denn Pferde sind leider stumme Leider. Diese Leute können doch keinen Spaß im Umgang mit den Pferden haben, wozu machen sie es dann? Ich bin sehr froh, dass ich eine ganz andere Ebene zu meinem Pferd habe und dankbar, dass ich (wir) jede Menge Spaß habe.

Liebe Grüße
Monika

 

Von Constanze • 31. August 2015

auch ich sage danke für diese, mal wieder großartige Erklärung zu diesem sehr wichtigen Thema….!!! Ich wurde so oft mit diesem blöden Argument belehrt und habe so manches Mal an meiner
Umgangsweise mit meiner als „Zicke“ verschrienen Stute gezweifelt, es brauchte Zeit und Geduld und ich habe viel gelernt, aber das gegenseitige Vertrauen wächst immer mehr. Ich glaube manche verwechseln ein klares, für das Pferd kalkulierbares Verhalten darzustellen (dazu braucht es KEINE Gewalt) mit diesem „ranghöher“ sein zu wollen. Das Erstere ist für beide beteiligten Lebewesen richtig und wichtig, dabei sollte es aber Pflicht sein, sich über die Kommunikation und das Verhalten von Pferden umfassend zu informieren, um tatsächlich einschätzen zu können, warum ein Pferd wann, wie reagiert und auf welcher Ebene es den Menschen überhaupt verstehen kann. Denn immer wieder: das Pferd hat keine Wahl….wir entscheiden wie es sein Leben verbringt und damit haben wir eine verdammt große Verantwortung!!!!
Liebe Grüße
Constanze

 

Von Eveline • 31. August 2015

Super Artikel! Macht so weiter!

 

Von Bettina • 31. August 2015

Endlich wird es mal deutlich ausgesprochen, ich glaube, ich hänge es auf, klebe es an mein Auto etc., werfe es bestimmten Leuten in den Briefkasten…..

 

Von Julia • 31. August 2015

An dieser Stelle möchte ich Euch ganz herzlich danken, dass Ihr unermüdlich an dem Thema ‚dranbleibt‘.

Wieder einmal habt Ihr es erreicht, fragwürdige ‚Argumente‘ richtig zu stellen.
Der Mensch ist kein Pferd und hat daher auch nicht das Recht in der Argumentation die Pferde-Ebene einzunehmen, um sich für sein Fehlverhalten zu rechtfertigen.
Pferde untereinander haben zudem in der gegenseitigen Auseinandersetzung auch die Chance der Flucht (auf der Weide) und signalisieren sich dadurch.
Im Umgang mit dem Menschen hat das Pferd die Chance zur Flucht eher nicht und kann so auch Peitschenhieben nicht entfliehen.
Wenn Menschen Pferde schlagen, tun die Menschen das zudem aus ihrer ‚Logik‘ heraus. Meistens ohne dem Pferd vorher eine Chance zu geben und oft auch in einer grausigen Art des Automatismus, der dann ‚treiben‘ genannt wird.
Insofern bin ich heilfroh über Eure Newsletter und hoffe, dass irgendwann die Menschen daraus auch lernen, untereinander besser miteinander umzugehen.
(Stichwort: Wettbewerb)
Danke an Euch, Julia

 

Von Jutta Urban • 31. August 2015

…und es gibt eine rechtliche Grundlage, das Tierschutzgesetz, das verbietet,jeglichem Tier ohne vernünftigen Grund, Schmerzen, Leid oder Schäden zuzufügen.
Natürlich ist „vernünftiger Grund“ ein dehnbarer Begriff. Hier kann er nur bedeuten, …wenn es um Leben und Tod geht…und dann ist ja immer noch die Frage, wer hat die größere Existenzberechtigung?! Ohne uns gäb es viele, fast alle Probleme, die wir auf der Welt haben, nicht! LG Jutta

 

Von Birgit • 1. September 2015

Hallo,
es ist schön geschrieben und eigentlich stimme ich dem zu. Aber ich bin immer wieder auf der Suche nach einer Methode, mit einem Pferd auszukommen, was eben nicht ruhig und friedlich ist. Ich habe eine Ponystute, die ich als Absetzer gekauft habe. Sie war schon immer sehr „trotzig“ und willensstark. Wenn ihr etwas gegen den Strich geht, wird sie wütend. Sie tritt die anderen Pferde, erobert sich in der Herde immer den vordersten Platz. Als Jährling hat sie schon erwachsene Pferde verprügelt. Wenn ich etwas mit ihr üben möchte und clicker zum Beispiel und es klappt nicht gleich oder wir machen nicht ihre Lieblingsübung, dann gibt es erst ein böses Grunzen, dann angelegte Ohren und manchmal folgt der Huf. Wenn wir spazieren gehen und sie darf nicht grasen, explodiert die Dame und rennt los und dreht durch. Immer mit einem wütendem Grunzen. Ich habe beim Clickern Wert darauf gelegt, dass sie nicht bettelt, trotzdem macht sie es immer wieder. Für solche Pferde gibt es kaum Rat. Sie ist noch nie geprügelt worden, wurde immer gut behandelt, lebt in einem Offenstal, usw. Sie behandelt Pferd und Mensch gleich. Es gibt keine Bücher oder Ratgeber, in denen man lernen kann, wie man sich in einem solchen Fall verhalten soll. Auch auf eurer Seite finde ich nicht wirklich etwas. Übrigens soll ihre Mutter ähnlich sein. Ich muss noch sagen, dass sie äußerst klug und gelehrig und mutig ist, außerdem eine Ausbrecherkönigin. Ich möchte hier keine Anleitung, nur anmerken, dass eben nicht alle Pferde sind, wie im Text beschrieben. Und was macht man DANN?
Liebe Grüße,Birgit

______________________

Hallo Birgit,

dazu gäbe es viel zu schreiben.

Natürlich gibt es immer Ausnahmen (ein solches Pferd würde aber auch in der freien Wildbahn anecken, wäre interessant zu sehen, wie das eine funktionierende Herde lösen würde…) Wenn es sich tatsächlich um eine Charakterschwäche handelt, wäre nach den Ursachen zu fragen, was wohl auch die Frage danach berührt, ob man wirklich mit jeder Stute züchten sollte, aber klar, nun ist das Stütchen da und man muss damit umgehen.

Es stimmt übrigens nicht, dass wir uns hier nicht auch mit solchen Fragen befassen. Ich habe ja selbst einen schwierigen Kandidaten und schreibe darüber sehr viel (nur ist der natürlich anders, so etwas kann ja immer nur individuell behandelt werden) und in unseren Kursen gehen wir auf alle möglichen Probleme ein, wie Beißen, Steigen, Durchgehen usw. Ich nehme aber die Anregung gerne mal auf, dass wir auch mal speziell etwas zum Umgang mit Wut machen könnten.

Letztlich kann man auch bei solchen Pferden aus meiner Sicht nur eines machen: sie mit ihrer Persönlichkeit annehmen, verschiedenste Zugänge ausprobieren und anbieten, selbst offen und bereit zum Lernen sein und ggf. auch Grenzen akzeptieren. Nicht jedes Pferd ist für alles geeignet und meiner persönlichen Meinung nach haben wir auch nicht das Recht, alles von einem Pferd zu fordern.

Was man gerade bei einem solchen Pferd meiner Ansicht nach nicht machen sollte: sie eben auch so behandeln, wie sie selbst ist – den Kampf kann man eigentlich nur verlieren (und unter Umständen leider richtig).

Ich wünsche Euch alles Gute,
Tania

 

Von Tania Konnerth • 2. September 2015

Herzlichen Dank an alle für die tollen Kommentare und Rückmeldungen. Ich freue mich sehr über dieses Echo.

Liebe Grüße von
Tania

 

Von Chrissie • 2. September 2015

Liebe Tania, liebe Babette!
Wieder einmal ein ganz toller Artikel von Euch. Macht bitte weiter so :-))))
Viele Pferdebesitzer haben ja auch Hunde und Katzen. Ich frage mich oft ob sie diesen genauso gewaltbereit begegnen wie ihren Pferden und ob sie ihre Hunde und Katzen dann beißen und kratzen um zum „Rudelführer“ zu werden?
Vielleicht trauen sie sich auch nur bei Pferden gewalttätig zu sein weil diese wie Fluchttiere und nicht wie Raubtiere reagieren.
Liebe Grüße
Chrissie

 

Von Tecla • 22. September 2015

Danke für diese tollen Artikel, die ihr immer schreibt! Es tut so gut und hilft mir, immer besser mit meinem Pferd umzugehen! Auch wenn ich manchmal bestimmt noch (auch wenn unbewusst)ungerecht mit meine Pferd umgehe, arbeite ich jeden Tag an mir, um ihm immer gerecht zu werden! Eure Artikel helfen mir dabei!

 

 

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