Grundwissen über Anatomie und Biomechanik – Teil 6: Die Dehnungshaltung

Die Dehnungshaltung wird immer wieder als das Allheilmittel vielerlei Probleme von Pferden, besonders bei Rückenleiden angepriesen und sicherlich ist es die gute Ausführung der Dehnungshaltung auch. Doch auch hier gilt: Nicht jeder tiefe Kopf ist gleich eine gute Dehnungshaltung!

In einer guten Dehnungshaltung lässt das Pferd seinen Kopf-Halsbereich aus dem Widerrist heraus fallen. Dadurch hebt das Nackenband den Rücken des Pferdes an. Das Nackenband ist eine Sehnenplatte, die hinter dem Genick des Pferdes beginnt und einmal über die gesamte Oberlinie des Pferdes geht. Wenn sich der Rücken des Pferdes anhebt, kann die Hinterhand gut untertreten. Dabei ist es wichtig, dass die Stirn-Nasen-Linie vor der Senkrechten bleibt.

Das folgende Foto dürfte in etwa die Ideal-Dehnungshaltung zeigen:

dehnung2.jpg

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21. Oktober 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten 8 Kommentare »

Grundwissen über Anatomie und Biomechanik – Teil 5: Die verschiedenen Halshaltungen

Schon in meinem letzten Beitrag ging es um die Halsmuskulatur des Pferdes. In diesem Beitrag wies ich auch darauf hin, dass es wichtig ist, sehen zu lernen, welche Halshaltung bei einem Pferd gut ist und welche nicht und genau darum geht es hier nun ausführlich.

Dass ein Pferd den Kopf nicht hochtragen, sondern den Hals rund machen und den Kopf senken soll, ist Allgemeingut. Nun kann man mechanisch, also durch einen entsprechenden Zügeleinsatz oder z.B. durch Ausbinder, Schlaufzügel & Co dafür sorgen, dass ein Pferd den Kopf herunternimmt. Das sieht dann auf dem ersten Blick korrekt aus, hat aber leider überhaupt keinen positiven Wert.

Ein Pferd, dem der Kopf künstlich runtergeholt wird, läuft nicht gut, denn ein solches Pferd ist verkrampft und kann nicht über den Rücken gehen (s. Beitrag Der Pferderücken).
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16. Oktober 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten 7 Kommentare »

Grundwissen über Anatomie und Biomechanik – Teil 4: Der Hals des Pferdes

Ich widme mich nun der Vorhand des Pferdes und hier zunächst der Halsmuskulatur.

Dazu benötigen Sie Grundlagenwissen über

  • das Nackenband,
  • die Halsmuskulatur,
  • die Wichtigkeit der Schulterfreiheit und
  • Sie müssen eine „gute“ Kopf-Halshaltung von einer „schlechten“ unterscheiden können.

Das Nackenband

Das Nackenband ist ein starkes, sehniges Band, das am Schädel des Pferdes beginnt, am Hals die Grundlage des Mähnenkammes bildet und über den Widerrist und über den Rücken bis zum Kreuzbein verläuft. Dieses Sehnenband ist über seine gesamte Länge mit der Wirbelsäule des Pferdes verbunden.

Wenn ein Pferd seinen Hals aus dem Widerrist heraus locker fallen lässt, zieht das Nackenband den Rücken des Pferdes hoch.

Aus diesem Grunde ist die gesamte Pferdewelt darauf aus, dass die Pferde die Nase runternehmen. Und genau deshalb gibt es eine riesengroße Vielfalt an Hilfszügeln, Spezialgebissen usw., die alle eines zum Ziel haben: dass das Pferd den Kopf runter nimmt. Allerdings gibt es kleine, aber sehr wesentliche Unterschiede, was eine tiefe Nase angeht, und hier sehe ich die größten Wissenslücken und die meisten Fehlerquellen. „Rübe runter“ reicht nicht aus, ganz im Gegenteil.

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14. Oktober 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten 7 Kommentare »

Grundwissen über Anatomie und Biomechanik – Teil 3: Die Hankenbeugung

Als Hankenbeugung bezeichnet man die Beugung der großen Gelenke der Hinterhand, also:

  • Hüftgelenk,
  • Kniegelenk
  • und Sprunggelenk.

Je mehr das Pferd die Hanken beugt, desto mehr versammelt sich das Pferd.

Was in der Versammlung passiert

In der Versammlung wird der Schwerpunkt des Pferdes nach hinten verlagert, wodurch es zur Entlastung der Vorhand und zur Aufwölbung des Rückens kommt. Das Pferd wirkt „kürzer“ und richtet sich mehr auf. Nur wenn das der Fall ist, kann man von einer echten Hankenbeugung sprechen. Lassen Sie sich hier nicht täuschen, es gibt nämlich auch Pferde, die zwar weit untertreten können, dabei aber dennoch den Rücken nach unten wegdrücken. Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie sehen, dass hier die Hanken nicht gebeugt sind.
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9. Oktober 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten 4 Kommentare »

Grundwissen über Anatomie und Biomechanik – Teil 2: Die Bedeutung der Hinterhand

Im ersten Teil dieser Serie haben wir uns den Rücken des Pferdes angesehen. Sie haben erfahren, dass die gesunde Aufwölbung des Rückens ganz entscheidend von der Aktivität der Hinterhand abhängig ist.

Nur wenn das Pferd mit der Hinterhand aktiv und raumgreifend unter den Schwerpunkt schreitet, zieht die Kruppenmuskulatur von hinten am langen Rückenmuskel und hilft so, den Rücken anzuheben. Wenn Sie also beurteilen wollen, ob ein Pferd „gut“ oder „schlecht“ läuft, ist ein Kriterium, ob das Pferd mit aktiver Hinterhand läuft oder nicht.

Wie weit ein Pferd mit der Hinterhand nach vorne treten kann, ist von seiner Anatomie abhängig. Dazu gehören Rückenlänge, Kruppenform und Winkelung der Hinterhand. Von daher kann man nicht pauschal sagen, dass ein siegelndes Pferd (d.h., dass das Pferd mit dem Hinterhuf den Hufabdruck des Vorderhufes abdeckt) bereits immer gut läuft. Viele Pferde können durchaus ein oder zwei hufbreit übertreten, bei anderen ist das Siegeln schon ein gutes Untertreten. (mehr …)

7. Oktober 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten 2 Kommentare »

Grundwissen über Anatomie und Biomechanik – Teil 1: Der Pferderücken

Tatsache ist: Das Pferd ist kein Lasttier! Damit es einen Reiter langfristig tragen kann, ohne davon Schaden zu erleiden, ist es nötig, dem Pferd eine neue Bewegungsart zu vermitteln und die notwendige Muskulatur anzutrainieren. Und um zu verstehen, wie ein Pferd laufen muss, um das Reitergewicht ohne Schaden zu tragen, müssen wir uns zunächst den Rücken eines Pferdes etwas genauer anschauen.

Ein Blick auf den Rücken des Pferdes

Der Reiter sitzt nun auf der Wirbelsäule des Pferdes. Die Wirbelsäule eines untrainierten Pferdes hat die Tendenz, wie eine Hängebrücke zu reagieren: bei Gewicht geht sie nach unten. Und genau das ist das Fatale, wie ich gleich noch genauer darstellen werde.

Rechts und links der Wirbelsäule verläuft der lange Rückenmuskel. Der lange Rückenmuskel spielt beim gesunden Tragen eine große Rolle, denn wenn er vom Pferd falsch genutzt wird, kann es das Reitergewicht gar nicht auf eine gute Weise tragen. Wichtig zu wissen ist, dass der lange Rückenmuskel ein sogenannter Bewegungsmuskel ist und dadurch nicht dafür geeignet ist, tragende Funktionen zu übernehmen. Seine vordere Basis befindet sich auf Höhe des Widerristes (Vorhand), seine hintere Basis endet am Kreuzbein (Hinterhand).

Schauen wir uns nun an, was schlechtes und was gutes Tragen ausmacht.
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2. Oktober 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Jungpferdausbildung, Reiten 18 Kommentare »

3 Leute, 4 Meinungen oder: Wann läuft ein Pferd gut?

Vor kurzem bekam ich Besuch auf meinem Hof von einem Mann, der mir seine neue Entwicklung vorstellte: eine gebisslose Zäumung zum Longieren. Er pries mir die Zäumung u.a. mit dem Argument an, dass es mit ihr möglich sei, Hilfszügel in vielen verschiedenen Variationen und Möglichkeiten anzubauen. Um das zu demonstrieren, zeigte er mir Fotos von einem Pferd, das mit Hilfszügeln in verschiedenen Verschnallungen an der Longe lief.

Nun arbeite ich zurzeit sehr intensiv an einem umfangreichen Text zum Thema Longenarbeit, genauer gesagt wird es ein richtiger Longenkurs. Somit beschäftige ich mich also gerade täglich viele Stunden damit, Fotos zu analysieren, um an diesen dann genau erklären zu können, wann ein Pferd „gut“ läuft und wann es das in meinen Augen nicht tut.

Auf den Fotos, die mir der Mann zeigte und von denen er sagte, dass das Pferd gut lief, tat es das in meinen Augen leider nicht. Für mich wirkte das Pferd vom Gesichtsausdruck unglücklich und für mich lief es auf der Vorhand. Der Mann sah das ganz anders und das geht mir nicht zum ersten Mal so…

Wer hat nun Recht?
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30. September 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper 5 Kommentare »

Die Versammlung

Der letzte Punkt der Ausbildungsskala der FN ist die Versammlung – das Ziel vieler Reiterträume.

Ein versammeltes Pferd bewegt sich leichtfüßig, kraftvoll, harmonisch und schonend für Sehnen, Bänder und Gelenke. Die Fähigkeit, sich zu versammeln, dient somit der Gesunderhaltung Ihres Pferdes.

Nun werde ich häufig gefragt:

  • Woran erkenne ich Versammlung?
  • Und wie erreiche ich Versammlung?

Definition:

In der Versammlung nehmen die Hinterbeine des Pferdes mehr Last auf. Durch Beugung der Hanken (die großen Gelenke der Hinterhand = Hüftgelenk, Kniegelenk und Sprunggelenk) senkt sich die Kruppe ab und die Vorhand des Pferdes richtet sich auf in dem Maße, in dem sich das Pferd hinten senkt (relative Aufrichtung). Dabei wölbt das Pferd den Rücken auf und es verkürzt seinen Rahmen (wird kürzer). Der Schwerpunkt des Pferdes sollte möglichst tief und weit zurückliegen.

Wenn Sie diese Haltung nachempfinden wollen, können Sie sich mal im Kniebeugegang (in etwa wie bei der Skigymnastik) eine Runden um die Reitbahn bewegen. Und, anstrengend? Für die Pferde auch 🙂
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8. Juli 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Aus dem Reitunterricht und Coaching, Reiten 1 Kommentar »

Der Takt

In der FN Ausbildungsskala finden wir den Takt als ersten Punkt, noch vor der Losgelassenheit, was deutlich macht, wie wichtig der Takt zu bewerten ist. Was hat es aber mit der Forderung nach „Takt“ genau auf sich?

Zunächst ist zu klären, was „Takt“ eigentlich bedeutet: Als „Takt“ wird dass räumliche und zeitliche Gleichmaß der Bewegungen bezeichnet. Nun ist genau das aber gar nicht so leicht zu erreichen, denn der Takt eines Pferdes ist von verschiedenen Faktoren abhängig.

Ein Pferd, das z.B. noch seiner natürlichen Schiefe ausgeliefert ist, wird bemüht sein, sein Gleichgewicht unter dem Reiter zu finden, indem es sich auf sein starkes (händiges) Vorderbein stützt. Dadurch verkürzt sich der Bewegungsbogen des händigen Vorderbeines und das Pferd zeigt keine taktklare Bewegungen.
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10. April 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper 1 Kommentar »

Zeichen für Losgelassenheit

Jeder redet davon, dass ein Pferd losgelassen über den Rücken gehen soll. Woran erkenne ich aber, ob ein Pferd losgelassen ist?

Nachfolgend finden Sie Zeichen, die Ihnen helfen können, wirkliche Losgelassenheit zu erkennen. Wichtig ist, das Pferd als Ganzes zu sehen und vertrauen Sie auch darauf, was Ihr Gefühl Ihnen sagt.

Ein Pferd, das losgelassen geht,

  • strahlt Harmonie in der Bewegung aus (die Bewegungen sind fließend, schwingend, raumgreifend),
  • strahlt Ruhe aus,
  • läuft taktrein in allen Gangarten,
  • trägt den Schweif gerade und er pendelt locker im Takt der Bewegung,
  • zeigt einen entspannten Gesichtsausdruck (lesen Sie dazu den Beitrag: Was der Gesichtsausdruck des Pferdes verrät),
  • lässt den Rücken schwingen,
  • lässt den Reiter gut sitzen,
  • lässt im Kiefergelenk los,
  • lässt den Unterhalsmuskel locker,
  • ist jederzeit in der Lage und bereit, in Dehnungshaltung zu gehen,
  • geht in korrekter Anlehnung,
  • hat die Nase leicht vor der Senkrechten,
  • hat keinen „falschen Knick“,
  • schnaubt ab (Zeichen einer unbeschwerten Atmung),
  • tritt mit der Hinterhand gut unter,
  • hält ein fleißiges, gleichmäßiges Tempo,
  • läuft „leise“.

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25. März 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper 6 Kommentare »

  • Reitkurs

  • Herzlich Willkommen im Archiv-Blog von „Wege zum Pferd“

    "Wege zum Pferd" wurde 2008 von Tania Konnerth und Babette Teschen gegründet und wird seit 2021 von Tania allein auf der neuen Seite weitergeführt.

    Dies hier ist das Archiv, in dem sich die vielen, vielen Blogbeiträge, die über die Jahre entstanden sind, finden. Neue Artikel gibt es im neuen Blog von "Wege zum Pferd".

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