Grundwissen über Anatomie und Biomechanik – Teil 2: Die Bedeutung der Hinterhand
Im ersten Teil dieser Serie haben wir uns den Rücken des Pferdes angesehen. Sie haben erfahren, dass die gesunde Aufwölbung des Rückens ganz entscheidend von der Aktivität der Hinterhand abhängig ist.
Nur wenn das Pferd mit der Hinterhand aktiv und raumgreifend unter den Schwerpunkt schreitet, zieht die Kruppenmuskulatur von hinten am langen Rückenmuskel und hilft so, den Rücken anzuheben. Wenn Sie also beurteilen wollen, ob ein Pferd „gut“ oder „schlecht“ läuft, ist ein Kriterium, ob das Pferd mit aktiver Hinterhand läuft oder nicht.
Wie weit ein Pferd mit der Hinterhand nach vorne treten kann, ist von seiner Anatomie abhängig. Dazu gehören Rückenlänge, Kruppenform und Winkelung der Hinterhand. Von daher kann man nicht pauschal sagen, dass ein siegelndes Pferd (d.h., dass das Pferd mit dem Hinterhuf den Hufabdruck des Vorderhufes abdeckt) bereits immer gut läuft. Viele Pferde können durchaus ein oder zwei hufbreit übertreten, bei anderen ist das Siegeln schon ein gutes Untertreten.Betrachten Sie die Aktion der Hinterhand des Pferdes und spüren Sie in sich hinein:
- Sieht die Bewegung locker und flüssig aus?
- Steckt Energie ohne Verspannung in der Aktion?
- Oder wirkt die Bewegung klemmig, stockend, kurz?
- Gehen beide Hinterbeine gleich weit vor?
Zur Verdeutlichung folgen hier ein paar Bilder der Quarterhorsestute Starlet. An dieser Stelle möchte ich mich ganz lieb bei Teresa bedanken, dass wir die Bilder ihrer Stute verwenden dürfen. Starlet ist traurigerweise kurz nach Entstehung dieser Aufnahmen an einer schweren Kolik verstorben.
Starlet läuft hier mit einer kurz tretenden Hinterhand, man kann deutlich sehen, wie viel Platz zwischen Vorder- und Hinterhuf liegt:
Die Hinterhand läuft hinten raus, der Rücken wölbt sich nicht auf:
Auch hier ist zu sehen, wie wenig Starlet nach vorn tritt:
Ein Pferd, das so mit der Hinterhand läuft, läuft auf der Vorhand, was auf Dauer gesundheitsschädlich ist!
Im Gegensatz dazu ein paar Bilder einer aktiven Hinterhand:
Das Absenken der Kruppe und damit der anhebende Effekt für den Pferderücken ist zum einen davon abhängig, wie weit das Pferd Richtung Schwerpunkt vortritt, und zum anderen von der sogenannten Hankenbeugung, die ich im nächsten Teil dieser Serie behandeln werde.
Und für die Praxis
Wie gutes Training dem Pferd einer guten Laufmanier verhelfen kann, zeigen wir in in unserem Longenkurs, in „Sehen lernen“ und anderen Kursen.
7. Oktober 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten • 2 Kommentare »