Die Versammlung
Der letzte Punkt der Ausbildungsskala der FN ist die Versammlung – das Ziel vieler Reiterträume.
Ein versammeltes Pferd bewegt sich leichtfüßig, kraftvoll, harmonisch und schonend für Sehnen, Bänder und Gelenke. Die Fähigkeit, sich zu versammeln, dient somit der Gesunderhaltung Ihres Pferdes.
Nun werde ich häufig gefragt:
- Woran erkenne ich Versammlung?
- Und wie erreiche ich Versammlung?
Definition:
In der Versammlung nehmen die Hinterbeine des Pferdes mehr Last auf. Durch Beugung der Hanken (die großen Gelenke der Hinterhand = Hüftgelenk, Kniegelenk und Sprunggelenk) senkt sich die Kruppe ab und die Vorhand des Pferdes richtet sich auf in dem Maße, in dem sich das Pferd hinten senkt (relative Aufrichtung). Dabei wölbt das Pferd den Rücken auf und es verkürzt seinen Rahmen (wird kürzer). Der Schwerpunkt des Pferdes sollte möglichst tief und weit zurückliegen.
Wenn Sie diese Haltung nachempfinden wollen, können Sie sich mal im Kniebeugegang (in etwa wie bei der Skigymnastik) eine Runden um die Reitbahn bewegen. Und, anstrengend? Für die Pferde auch 🙂
So erkennen Sie ein versammeltes Pferd:
- Ihr Pferd lässt Sie gut und weich sitzen.
- Ihr Pferd zeigt harmonische und erhabene Bewegungsabläufe.
- Sie haben das Gefühl „bergauf“ zu reiten.
- Ihr Pferd läuft leise, dabei aber kraftvoll.
- Ihr Pferd reagiert schnell, willig und wendig auf jede Hilfe (Veränderung im Tempo, Gangarten- und Richtungswechsel, die Paraden „kommen durch“).
- Ihr Pferd ist jederzeit bereit Dehnungshaltung einzunehmen.
- Ihr Pferd geht Biegungen korrekt, also ohne auf die Schulter zu fallen bzw. über eine Schulter auszubrechen.
- Ihr Pferd reagiert fein auf Gewichtshilfen.
- Sie haben nur eine leichte Anlehnung in der Hand.
- Der Hals ihres Pferdes ist aufgerichtet.
- Der Rücken leicht nach oben gewölbt.
- Die Kruppe ist geneigt.
- Der Widerrist wächst aus der Schulter heraus.
- Das Genick ist der höchste Punkt.
Die häufigsten Fehler beim Versammeln
- Das Pferd wird zusammen gezogen statt versammelt – „Vorne halten- hinten treiben“ heißt hier die Devise. Dazu wird in der Regel mit starker Anlehnung geritten. Doch jedes schlaue Pferd weicht einer harten Zügelhand aus (Stirn-Nasenlinie verläuft hinter der Senkrechten). Damit fixiert sich das Pferd durch Kontraktion des Kopf-Armmuskels auf die Vorhand. Versammlung ist somit nicht möglich.
- Das Pferd wird „ausgebremst“ statt versammelt – Oftmals wird „Langsamkeit“ mit Versammlung verwechselt. Doch wenn das Pferd nur langsam geritten wird und dabei mit inaktiver Hinterhand läuft, werden Sie Versammlung nicht erreichen.
- Verspannung durch Überforderung – Die Versammlung wird zu früh oder zu lange verlangt im Verhältnis zu dem, was das Pferd zu leisten in der Lage ist. Dadurch kommt es zu Verspannungen in der Muskulatur. Versammlung ist aber nur über eine losgelassene Rückenmuskulatur zu erreichen.
Wie Sie Versammlung erreichen
- Das Pferd braucht eine gymnastizierende Ausbildung, in der seine Kondition (Muskelaufbau, Kraftaufbau) wächst.
- Durch das sinnvolles Einbauen von versammelnden Lektionen (Seitengänge, Übergänge, Piaffe usw.) in die Trainingseinheiten.
Damit sich das Pferd korrekt versammeln kann, muss es muskulär darauf vorbereitet werden und trainiert sein. Bei manchen Pferden dauert es sehr lange, bis sie in der Lage sind, sich zu versammeln. Hierbei spielt das Gebäude eine entschiedene Rolle.
Idealerweise bringen Sie Ihrem Pferd erst am Boden bei, sich zu versammeln, da das Reitergewicht die Sache für das Pferd zusätzlich erschwert, von Sitzmängeln mal ganz abgesehen.
Fazit: Versammlung ist das Ergebnis einer guten dressurmäßigen Ausbildung des Pferdes, in der es durch korrektes Biegen gerade gerichtet wird und die Hinterhand durch aktives Untertreten zur Lastaufnahme angeregt wird.
8. Juli 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Aus dem Reitunterricht und Coaching, Reiten • 1 Kommentar »