Es dürfte wohl keinen Pferdemenschen geben, der das Thema „Sorgen“ nicht kennt. Man braucht nicht mal ein „Montagspferd“ zu haben, um sich um den geliebten Vierbeiner sorgen zu müssen, auch ganz normale Pferde bereiten einen hin und wieder kleine und große Sorgen.
Bei mir haben im letzten Jahr beide Pferde massiv gekränkelt und ich dachte mir: Schreib doch auch mal darüber! Ne, das kannst du nicht machen, sagte ich dann zu mir, schließlich hast du noch keine Lösung! Ja, eben genau deshalb sollst du ja darüber schreiben, antwortete ich mir dann, weil das anderen genauso geht! Und so schreibe ich diesen Blogbeitrag weniger aus dem Antrieb, Euch mit guten Tipps und Infos zu versorgen, als vielmehr aus der Position der Gleichgesinnten, denn ich weiß, es geht sehr vielen genauso wie mir.
Wenn unsere Pferde krank werden, haben wir verschiedene Möglichkeiten. Je nach Schwere der Symptome wird man zunächst abwarten oder gleich einen Tierarzt rufen. Der stellt dann eine Diagnose, spritzt etwas oder gibt Medikamente. Das Pferd soll entweder ruhig stehen oder kann in der Herde bleiben usw. Das, was der Tierarzt gibt und rät, hilft dann entweder oder es tut es nicht. Im zweiten Fall holt man ihn nochmal oder auch einen anderen und so kann das Spiel eine Weile weitergehen. Manchmal kommt man an einen Punkt, an dem schulmedizinisch vieles versucht wurde und nichts wirklich half. Also holt man vielleicht einen Heilpraktiker oder einen Akupunkteur oder andere alternativ arbeitende Behandler. Auch da bekommt man dann wieder Mittel und Ratschläge und auch hier gilt wieder, dass manches hilft und manches nicht.
Tja, und manchmal hat man dann schon etliches durch, aber das Pferd ist immer noch krank. Und man steht jeden Tag vor der Entscheidung, ob man nun nochmal jemanden holt oder doch wieder abwartet und was man überhaupt noch tun soll …
Interessant sind auch die Reaktionen anderer: Manch einer schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und beschimpft einen schon fast als Tierquäler, weil man das Pferd noch nicht in eine Klinik gebracht hat, andere fragen sich, was man überhaupt hat, die Pferde seien doch okay. Und irgendwo zwischen diesen beiden Extremen liegt dann wohl die Wahrheit.
Das Problem, das wir alle haben, ist wohl das, dass KEINER sicher weiß, was richtig ist. Dass einem keiner sagen kann, welcher Tierarzt und/ oder welcher Behandlungsweg für unser Pferd gut ist. Natürlich sind wir bereit, alles für unser Pferd zu tun, aber wir wissen manchmal einfach nicht mehr, was wir noch machen sollen, weil wir schon vieles probiert haben und nichts zu helfen scheint. Natürlich gibt es immer wieder jemanden, der noch eine andere Person oder einen anderen Weg empfiehlt, aber die eigene Frustgrenze ist irgendwann überschritten und es fehlt einem das Vertrauen, noch etwas Neues zu probieren.
Tja, und da steht man dann regelrecht in einer Sackgasse und fragt sich: Was tun?
Ich bin manchmal schier erschlagen von der Vielfalt der Behandlungsmöglichkeiten und Fachleute, die ich holen könnte. Tue ich meinen Pferden wirklich einen Gefallen, wenn ich sie alle ausprobiere? Vielleicht brauchen sie manchmal auch einfach nur Zeit? Ein Körper ist keine Maschine und vielleicht muss man manchmal auch einfach Geduld haben, dass die Selbstheilungskräfte einsetzen, oder nicht? Auf der anderen Seite will man natürlich nichts versäumen und sich nicht später Vorwürfe machen, zu wenig unternommen zu haben.
Sorgenkinder zu haben, ist manchmal nicht so einfach, was? Wie eingangs beschrieben biete ich in diesem Beitrag keine Antwort, sondern vor allem offene Fragen und Mitgefühl. Denn ich kenne dieses Gefühl nur allzu gut. Und ich habe eines inzwischen verstanden: dass ich auch für mich selbst sorgen muss, da zu viele Sorgen einen selbst krank und kaputt machen können.
Wie geht Ihr mit solchen Phasen um? Holt Ihr so lange Fachleute, bis Eure Pferde wirklich gesund sind oder lasst Ihr auch manchmal der Zeit die Chance, Eure Pferde zu heilen? Wann muss man sich damit abfinden, dass ein Pferd bestimmte Symptome behalten wird (z.B. in zunehmenden Alter oder bei chronischen Erkrankungen)? Wie weiß man, dass man nicht doch noch etwas anderes versuchen sollte und wie, welchen Weg man dann einschlägt? Wo holt Ihr Euch Rat oder Trost? Wie geht Ihr damit um, wenn nichts wirklich zu helfen scheint?