Einfach mal selbst erklären
Ich habe vor kurzem seit langer Zeit mal wieder Unterricht gegeben. Und zwar einem erwachsenen Reitanfänger, jemanden der zuvor noch nie etwas mit Pferden zu tun hatte. Es ging also darum, tatsächlich die absoluten Grundlagen zu vermitteln. Das war ein sehr erhellendes Erlebnis, denn ich lernte dabei fast genauso viel wie die Person, der ich Unterricht gab!
Warum? Weil ich durch das Erklären der Hilfen selbst viel mehr Klarheit fand oder anders gesagt: weil ich mir selbst erstmal klar werden musste, bevor ich gut erklären konnte.
Dazu ein Beispiel: Bei mir lief das Pferd problemlos auf dem Hufschlag und ließ sich auch problemlos abwenden. Bei dem Reitanfänger strebte das Pferd weg vom Hufschlag und, wollte er eine Kurve reiten, ging das Pferd weiter geradeaus. Nun stand ich da und erklärte und sabbelte, gab Tipps und Anleitungen, aber das Ergebnis war ähnlich. Also setzte ich mich noch einmal selbst auf das Pferd und machte mir klar, welche Hilfen ich eigentlich wann und wie gab. Ich hatte natürlich auch schon vorher etliche Hilfen beschrieben, aber durch den bewussten Fokus wurde mir das Zusammenspiel der Hilfen noch einmal viel klarer. Und so konnte ich diese dann auch klarer vermitteln. In der Folge ritt ich dann übrigens in kommenden Tagen selbst auch viel bewusster.
Ich glaube, wir sollten viel öfter mal zu erklären versuchen, was wir eigentlich machen, um z.B. eine Wendung einzuleiten, um anzutraben, um ein Schulterherein zu reiten usw. Zum einen weil einem das viel Bewusstheit über automatische Prozesse schenkt (die auch falsch sein können und die man dann korrigieren kann!). Zum anderen erkennt man dann auch, dass man unter Umständen selbst gar nicht genau weiß, was man tun soll! Die meisten von uns wissen theoretisch, was sie tun sollen, aber wenn man mal nachfragt, was eigentlich mit „Parade“ gemeint ist oder wie genau eine Gewichtshilfe gegeben wird, kommen viele ins Schwimmen. Da ist es dann auch kein Wunder, wenn die Hilfengebung ähnlich verwaschen ist!
Ich freu mich schon auf meine nächster Anfänger-Unterrichtsstunde und auf das, was ICH da lernen werde 🙂 Und ich habe mir auch noch eine Notiz gemacht: Sollte ich mal wieder etwas fortgeschrittenen Leuten Unterricht geben, werde ich mir deutlich mehr erklären lassen.
29. Oktober 2013 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching • 4 Kommentare »