Buchtipp: „Die Kinderreitschule“ von Marie Maßmann

„Die Kinderreitschule: ein Ratgeber für Eltern pferdebegeisterter Kinder“ von Marie Maßmann
Burgwedel: evipo, 2015. – 72 S.
ISBN-10: 3945417058
ca. 13,- EUR (broschiert, durchgehend farbig illustriert + Extraheft für Kinder)

 Wenn Kinder reiten lernen wollen, sind viele Eltern damit überfordert, entscheiden zu können, was eine gute Reitschule ist. Dieses Buch setzt ganz praktisch genau an den Fragen an, die dann auftauchen:

  • Aspekte und Anforderungen an einen Reitschulbetrieb
  • Wie erkenne ich einen guten Ausbilder?
  • Wie sieht es heute im Pferdesport aus?
  • Wie sieht guter Reitunterricht aus?

Der schmale, sehr ansprechend aufbereitete Band ist prall gefüllt mit Infos, Tipps, Denkanstößen und konkreten Hinweisen, wonach zu entscheiden ist – und das mit einem sehr umsichtigen Blick sowohl auf die Kinder ALS AUCH auf das Wohl der Pferde! Beigefügt ist auch noch ein kleines Extraheft für Kinder mit Inspirationen, Übungen und vielen schönen Bildern. Empfehlenswert für alle Eltern, die hier eine gute Entscheidung für ihr Kind und die Tiere treffen wollen.

kinderreitschule

 

31. Juli 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Buchtipps, Engagement und Pferdeschutz, Reiten 2 Kommentare »

Coaching auf Gran Canaria – ein Erfahrungsbericht

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28. Juli 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Erfahrungsberichte, Freiarbeit, Jungpferdausbildung, Umgang 9 Kommentare »

Schlechte Manieren?

Neulich bekam ich wieder mal eine nette kleine Lektion von meinen Pferden serviert – vielleicht macht sie den einen oder die andere von Euch nachdenklich.

Normalerweise, wenn ich einige Zeit verreist war und dann wieder zu den Jungs komme, ist es oft ganz besonders schön (hier hatte ich darüber schon mal geschrieben), denn wir begegnen uns dann behutsam und ganz freundlich. Dieses Mal war es anders, denn ich wurde gebufft und angerempelt und die Jungs waren unruhig und ungnädig. „Na, Eure Manieren lassen aber ziemlich zu wünschen übrig!“ sagte ich zu den beiden und war ein bisschen traurig, dass unser Wiedersehen doch eher unharmonisch abgelaufen war.

Am nächsten Tag war alles anders: Die Jungs waren ganz offen und vorsichtig mit mir, beide strahlten Ruhe und Zufriedenheit aus. Da war er, der Nach-dem-Urlaub-Zauber! Und als ich mich fragte, warum es heute so anders war als gestern, wurde mir eines bewusst: Tatsächlich waren es eher MEINE Manieren gewesen, die am Tag zuvor zu wünschen übrig gelassen hatten!

  • Mein erster Gedanke, als ich die Jungs sah, war: Himmel, seid Ihr fett! Das war natürlich alles andere als freundlich (zur Entschuldigung muss ich sagen, dass ich zwei Wochen auf Gran Canaria mit einer Frau und ihrem Spanier gearbeitet hatte…, danach kommen einem die Pferde in Deutschland vor wie Michelin-Männchen).
  • Mein Fokus lag dann auf den vollkommen ausgefransten Hufen, bei denen ich dann ein bisschen was zu retten versuchte. Damit aber forderte ich natürlich gleich, dass die Jungs still stehen und „funktionieren“. Auch nicht gerade eine schöne Begrüßung.
  • Ich selbst fühlte mich müde und erschöpft, mich nervte, dass es so kalt und windig war und eigentlich war ich mit meinen Gedanken noch auf der Reise… Ich war also nicht wirklich da, was den Jungs gegenüber ebenfalls nicht nett war.

Tja, und als mir das alles klar wurde, erkannte ich natürlich, dass die Jungs wieder einmal nur auf mich reagiert und mir einen deutlichen Spiegel vorgehalten hatten. Als ich am Folgetag mit einer ganz anderen Stimmung zu ihnen ging, reagierten auch sie ganz anders. Danke, Jungs, für die Lektion in Sachen Manieren!

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20. Juli 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang, Verhalten 5 Kommentare »

Ein offener Brief

Ein Wort an alle Reitschulbetreiber/innen und Reitlehrer/innen und auch an die Eltern reitender Kinder.

Die Tochter meines Lebensgefährten ist 10 Jahre alt. Sie liebt Pferde auf diese wundervolle Weise, wie es viele Mädchen tun. Schon länger hat sie Unterricht in einer Reitschule und ich nehme sie oft mit zu meinen Pferden. Sie möchte so gerne richtig reiten können, doch nun will sie nicht mehr zum Reitunterricht gehen. Warum nicht? Weil sie Pferde nicht schlagen möchte und weil sie nicht mit Sporen reiten möchte.

Bitte spürt einmal nach: Ein  zehnjähriges Mädchen verzichtet auf einen Herzenswunsch, weil sie im Reitunterricht Dinge tun soll, von denen sie genau weiß, dass sie falsch sind. Leider hat sich offenbar noch nicht viel geändert zu der Zeit, in der ich Reiten lernte. Pferde schlagen ist niemals richtig und Kinder dazu anzuleiten auch nicht.

Liebe Reitschulbetreiber/innen und Reitlehrer/innen, seid Ihr Euch eigentlich Eurer großen Verantwortung bewusst? Einmal habt Ihr Verantwortung der Kreatur Pferd gegenüber, die nicht nur Mittel zum Zweck sein darf, sondern die ein Mitgeschöpf ist. Ihr habt darüber hinaus eine große Verantwortung für die Kinder, die zu Euch kommen, weil sie Pferde lieben und sich nichts sehnlicher wünschen, als Zeit mit diesen Tieren zu verbringen. Indem Ihr Kinder dazu bringt, Gewalt gegen Pferde zu richten, schadet Ihr nicht nur den Tieren, sondern vor allem auch den Kinderseelen, denn Kinder wissen sehr genau, was falsch ist und wann sie etwas Unrechtes tun. Pferde zu schlagen, macht schlimme Schuldgefühle. Ich weiß, wovon ich rede, denn auch ich habe als Kind gelernt, Pferde zu schlagen und Gewalt anzuwenden – und auch wenn ich aus meinen Fehlern gelernt habe, trage ich bis heute die Schuld mit mir herum.

ku1Wenn schon nicht der Pferde wegen, dann wacht wenigstens der Kinder wegen auf und beendet die Gewalt Pferden gegenüber. Sucht gemeinsam mit den Kindern nach gewaltfreien Wegen eines Zusammenseins von Pferd und Mensch. Der Mensch hat kein Recht, Pferde durch Gewaltmaßnahmen seinen Willen aufzuzwingen und es ist grundfalsch, Kinder zum Schlagen von Tieren und zum Einsatz von Gewalt zu erziehen.

Reitställe könnten zu Orten werden, an denen schon kleine Kinder einen respekt- und liebevollen Umgang mit Tieren erlernen. Haben wir gerade in unserer Zeit das nicht sehr nötig? Möglich wird das aber nur, wenn IHR bereit dazu seid, die Basis dazu zu legen! Und ja, dafür müsst Ihr zunächst Euer eigenes Verhalten hinterfragen. Es ist nie zu spät, Fehler einzusehen und einen anderen Weg einzuschlagen. Nur so wird ein pferde- und kindgerechter Unterricht möglich. Ja, der braucht viel Verständnis, Zeit, Geduld und Selbstreflexion, aber er schenkt dafür Fröhlichkeit und Leichtigkeit und das nährende Gefühl, etwas Gutes zu tun, denn ein solcher Reitunterricht vermittelt persönlichkeitsfördernde Werte.

Liebe Reitschulbetreiber/innen und Reitlehrer/innen, IHR seid die Vorbilder, Ihr stellt die Weichen für den Umgang mit Pferden für die Kinder, die zu Euch kommen. Es liegt an Euch, ob Pferden auch in Zukunft Gewalt angetan wird, in dem Maße, wie es heute leider noch immer weit verbreitet ist, oder ob sich alternative Wege zum Pferd durchsetzen, die auf einem freundschaftlichen Miteinander von Mensch und Pferd beruhen, denn die gibt es! Pferde sind keine Sportgeräte, sondern Mitgeschöpfe und das sollte das Wichtigste sein, das Ihr in Euren Schulen und in Eurem Unterricht vermittelt. Dann kann Reitunterricht das sein, was er sein sollte: nicht nur eine Schulung im Umgang mit Pferden, sondern vor allem auch eine Schulung in Menschlichkeit.

Bis jetzt ist Reitunterricht leider oft das genaue Gegenteil, denn dort lernen Kinder systematisch, über ihre moralischen Bedenken hinwegzugehen und mit Stricken, Gerten und Sporen Tieren ihren Willen aufzuzwingen. Seid Ihr Euch eigentlich bewusst, was das mit Kindern macht? Seid Ihr Euch darüber im Klaren, dass wenn die Hemmschwellen von Gewalt fallen, sie nur sehr schwer wieder aufzubauen sind?

Ich weiß, dass ich mir mit diesen Zeilen nicht nur Freunde machen werde, aber ich bin einfach nur traurig und ich hoffe inständig, dass dieser offene Brief möglichst viele von Euch erreicht – und zwar nicht nur gelesen, sondern auch gefühlt. Denn nur, wenn Ihr das hier wirklich in Euch bewegt, werdet Ihr etwas ändern. Und dass sich etwas ändert, ist bitter, bitter nötig, damit Mädchen, wie die Tochter meines Lebensgefährten, nicht einfach traurig mit dem Reiten aufhören, sondern mit Freude und vor allem mit einem guten Gewissen zum Reitunterricht gehen können.

Ihr legt die Grundsteine für das Miteinander von Mensch und Pferd und Ihr habt es in der Hand, die bestehenden Irrwege zu beenden.

Diejenigen unter Euch, die sich nicht angesprochen fühlen müssen, da sie bereits andere Wege gehen, bitte ich, andere Reitlehrer/innen zu unterstützen. Viele schlimme Dinge passieren aus Hilflosigkeit und weil man nicht weiß, wie es besser geht. Lebt Ihr es vor und bietet Eure Hilfe an.

Ich hoffe auch, dass viele Eltern diesen Brief lesen, die reitende Kinder haben, denn Euch bitte ich: Geht und schaut Euch an, was Eure Kinder im Reitunterricht tun und lernen. Fragt nach und hört zu, wenn Eure Kinder von dem erzählen, was in Pferdeställen läuft. Steht ihnen bei, wenn sie nicht das tun möchten, was gang und gäbe ist und unterstützt sie dabei, offen nein zu sagen zu Gewalt und zum Schlagen. Geht zu den Reitlehrern/innen und fordert sie auf, Euren Kindern keine Gewalt beizubringen, sondern einen respektvollen Umgang mit Tieren. Überlasst hier nicht anderen, Eure Kinder zu prägen, denn es kann tiefe Narben hinterlassen, wenn Kinder Dinge tun, die sie eigentlich für falsch halten.

Macht bitte die Augen auf in Pferdeställen und schaut nicht weg, wenn Pferde geschlagen werden, sondern sagt, dass Ihr das falsch findet. Erklärt Euren Kindern, dass es nicht richtig ist, wenn Menschen Tiere schlagen oder mit Gewalt zu etwas bringen.

Sucht gemeinsam mit Euren Kindern nach Pferdemenschen, die bereit sind, Euren Kindern einen pferdegerechten Umgang zu vermitteln und seid bereit, für einen solchen Unterricht etwas mehr zu bezahlen. Was Eure Kinder damit lernen, ist Gold wert.

Ich sage allen danke, die bis hierhin gelesen haben, und wir bitten Euch gemeinsam, diesen offenen Brief zu verlinken – hier zu diesem Blogbeitrag oder zum Film – oder auszudrucken und aufzuhängen, hier gibt es ihn als PDF-Dokument.

Tania und Babette

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16. Juni 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Engagement und Pferdeschutz, Umgang 47 Kommentare »

Ältere Pferde im Offenstall?

Wenn es um artgerechte Pferdehaltung geht, taucht häufig die Frage auf, ob man auch ältere Pferde noch in einen Offenstall umsiedeln kann oder ob sie sich durch lange Jahre in der Boxenhaltung damit nicht sehr schwer tun würden. Hier möchten wir unsere Gedanken dazu teilen:

Ganz grundsätzlich ist es für jedes Pferd gut, artgerecht zu leben, deshalb empfehlen wir grundsätzlich auch die Umstellung von älteren Pferden in einen gut geführten Offenstall. 

Vorteile

Aus unserer Sicht gibt es zahlreiche Vorteile für das Leben in einem Offenstall, gerade auch für ältere Pferde:

  • Ältere Pferde profitieren in einem gut geführten Offenstall gesundheitlich oft sehr (z.B. durch die Bewegung bei Arthrose und die frische Luft bei Atemproblemen).
  • Da ältere Pferde oft weniger gearbeitet werden, sind die Kontakte und Spiele mit Artgenossen eine meist willkommene Abwechslung im eher eintönigen Alltag.
  • Auch ältere Pferde wissen Freundschaften zu schätzen und schließen sich gerne anderen Pferden an.
  • In einer Gruppenhaltung können ältere Pferde regelrechte Aufgaben bekommen, wie z.B. der Ruhepol zu sein oder auch manch eine Erziehungsfrage zu regeln.
  • Eine Veränderung auch im höheren Alter kann ein Pferd ganz neu fordern und aufblühen lassen (zweiter Frühling).

Worauf zu achten ist

Bei älteren Pferden, die ein Leben im Offenstall nicht gewohnt sind, gibt es einige Dinge zu beachten, damit ihnen die Umstellung leicht fällt und guttut:

  • Da ältere Pferde ein erhöhtes Ruhebedürfnis haben, ist es unerlässlich, dass die Herde friedlich ist und dass ältere Tiere nicht von anderen gejagt werden.
  • Die Eingliederung muss behutsam und umsichtig erfolgen, da ältere Pferde meist weniger wendig sind, schlechter laufen können und sich oft auch nicht mehr so gut verteidigen können (es gibt allerdings auch Ausnahmen…).
  • Da Abwechslung zwar gut, Stress aber schlecht ist, sollte es sich möglichst um eine Herde handeln, in der nicht ständig Pferde dazu- oder wegkommen.
  • Wichtig ist, dass jedes Pferd die Möglichkeit hat, sich bei Regen oder Wind unterzustellen, es muss einen Ruhebereich finden und sicher ans Futter kommen – das aber gilt grundsätzlich für alle Offenställe!
  • Bei empfindlichen Pferden muss bei schlechtem Wetter übers Eindecken nachgedacht werden, im Sommer kann es nötig werden, ältere Pferde vom Winterfall zu befreien, wenn dieses nicht mehr wie früher von allein ausfällt.
  • Da sich Offenstallpferde mehr bewegen als Pferde in Boxen, können ältere Pferde nach der Umstellung erstmal abbauen. Hier muss entsprechend zugefüttert werden. Das gilt natürlich auch, wenn die Zähne schlechter werden.
  • Es muss sichergestellt sein, dass jemand regelmäßig nach den Pferden schaut (aber auch das gilt für alle Pferde im Offenstall).
  • Gut ist, wenn für Krankheitszeiten oder ganz üble Wetterphasen Boxen zur Verfügung stehen.

Unser Fazit: Hält man ältere Pferde in einem Offenstall oder lässt man sie erst in höherem Alter umziehen, ist das vielleicht etwas aufwändiger als mit einem jungen Pferd, aber es steigert aus unserer Sicht die Lebensqualität ganz erheblich. In den Herden, in denen unsere Pferde leben, waren und sind so ziemlich alle Altersstufen vertreten und wenn man z.B. sieht, wie der inzwischen gesetzte Carlos (der Dunkle) noch locker mit dem Youngster Nico beim Weideauftrieb mithält, wird man kaum mehr Zweifel haben, dass auch für ältere Pferde ein Leben in einer Herde und im Offenstall eine gute Sache ist:

offenstall

9. Juni 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Haltung 13 Kommentare »

Auf jeden Fall Abwechslung?

Bisher war ich fest davon überzeugt, dass Abwechslung in der Arbeit mit Pferden eine gute Sache ist. Ich wollte meine Jungs immer möglichst vielfältig fördern und so sah dann auch unser Trainings-Programm aus: Bodenarbeit, Longentraining, Freiarbeit, Reiten in der Bahn, Ausritte, Freispringen, Arbeit an der Hand, Zirkuslektionen, Fahren vom Boden, Spaziergänge und… und… und…

Seit kurzem bin ich dabei, das ein bisschen zu überdenken. Mein Anthony hat über die Jahre, die ich ihn nun habe, nach und nach zu so ziemlich allem, was ich mit ihm machen wollte, „nein“ gesagt – bis auf eine Sache: die Freiarbeit. Nun ging es vor einigen Wochen darum, dass ich ihn vor dem Weideauftrieb abspecken musste, denn ich fürchtete um seine Gesundheit (hier nachzulesen). Also beschloss ich, täglich 15-20 min. Lauftraining einzuführen, und zwar in Form der Freiarbeit.

Wie ich schon in dem anderen Beitrag schrieb, war ich verblüfft, wie positiv er auf das regelmäßige Training reagierte. Er nahm es so gut an, dass ich einfach dabei bleibe: Fast täglich machen wir 15-20 Minuten Freiarbeit, also immer dasselbe. Zwei-, dreimal habe ich versucht, etwas anderes vorzuschlagen, was von Anthony mit einem klaren „Nö!“ beantwortet wurde, während er sich auf die Freiarbeit jeden Tag aufs Neue einlässt, ja, mich sogar oft mit einem Wiehern dazu begrüßt.

Bei seinen täglichen Runden sehe ich, wie er immer mehr bei sich ist und sich richtiggehend selbst ausprobiert: Er scheint in sich zu spüren und auszuprobieren, was sich am besten anfühlt. Seine Haltung wird stetig besser, er schwingt immer mehr mit dem Rücken und er scheint Freude daran zu haben, seine Schritte immer weiter und schöner zu gestalten. Ich muss immer weniger Hilfen geben und kann ihn einfach nur bewundern.

Es ist unverkennbar: Anthony ist zur Zeit schlicht und einfach zufrieden mit der Freiarbeit und eben auch offenbar genau damit, dass wir immer dasselbe machen. Ich habe ihn selten so ausgeglichen und vor allem so offen mir gegenüber erlebt. Und auch wenn ich noch immer denke, dass Abwechslung im Pferdetraining eigentlich eine tolle Sache ist, so sehe ich inzwischen ein, dass es auch Pferde gibt, die Beständigkeit zu schätzen wissen. Wie immer geht es um Differenzierung und darum, die individuelle Persönlichkeit eines Pferdes zu erkennen und sich darauf einzustellen. Das vielleicht als Denkanstoß für alle, deren Pferde auch eher nein als ja sagen: Es könnte sein, dass manchmal weniger mehr ist, um ihr Herz zu gewinnen.

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2. Juni 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang 11 Kommentare »

Gedanken zur Pferdehaltung

Wir haben hier bereits angekündigt, dass wir uns verstärkt auch den unbequemen Themen der Pferdewelt widmen wollen, um unseren Teil gegen bestehende Missstände beizutragen. In diesem Blogbeitrag geht es um das Thema „Pferdehaltung“. Wir möchten einerseits einen Blick darauf werfen, was im Vergleich zu früher schon erreicht wurde und zum anderen auch dahin schauen, was noch besser werden muss. Dieser Artikel kann erst einmal nur ein grober Überblick sein, bei dem viele Einzeldetails nicht berücksichtig werden. Das wird dann die Aufgabe weiterer Blogbeiträge sein. Hier könnt Ihr aber natürlich gerne die Kommentarfunktion nutzen, um noch nicht Erwähntes zu benennen.

Vom Ständer zur Box

Gehen wir an dieser Stelle nicht ganz weit zurück in die Geschichte von Pferd und Mensch, sondern bleiben einfach mal bei unseren eigenen Erfahrungen: Allein in den letzten drei, vier Jahrzehnten hat sich in Sachen Pferdehaltung nämlich aus unserer Sicht schon vieles getan.

Als wir selbst mit dem Reiten anfingen, war die Ständerhaltung leider noch vollkommen normal. Pferde standen also nebeneinander angebunden im Stall und wurden nur zum Reiten herausgeholt. In Verleihställen wurden die Tiere oft einmal zum Unterricht fertiggemacht und standen dann den ganzen Tag gesattelt und gezäumt. Gefüttert wurde zweimal am Tag, Paddocks oder gar Weiden waren für viele Pferde vollkommen unbekannt.

Ein übertriebenes Horrorszenario? Leider nicht, sondern die traurige Realität noch Anfang bis Mitte der 80er Jahre in etlichen Ställen.

Als die Ständerhaltung zunehmend kritisch betrachtet und später auch verboten wurde, stellte man Pferde in Boxen. Durchschnittlich 3x4m groß und meist rundum vergittert ist diese Haltungsform – leider – auch heute noch weit verbreitet. Ohne zusätzlichen Freilauf auf großen Paddocks und Weiden zusammen mit anderen Pferden ist diese Haltung allerdings leider nicht viel besser als die Ständerhaltung, denn für das Bewegungstier Pferd ist der kleine Raum einer Box schlicht und einfach nicht artgerecht. Und es hilft leider keinem Pferd, wenn es einmal am Tag für eine Stunde aus seiner Box geholt wird, um dann nicht selten auch noch unter Zwang und Krafteinsatz Runde um Runde in einer Reithalle laufen zu müssen.

Dazu einige Zitate von der Website und aus einer Broschüre des Tierschutzbundes:

  • „Ständerhaltung und ganztätige Boxenhaltung sind keine tiergerechten Haltungsformen, da die Pferde ihre arttypischen Verhaltensweisen nicht ausleben können.“
  • „Auch eine übliche Boxenhaltung entspricht weder dem ausgeprägten Bewegungsbedürfnis der Pferde noch ihrem Bedürfnis nach Sozialkontakt.“
  • „Ein Boxenpferd leidet unter einem enormen Bewegungsmangel.“

Auch ein kleiner Einzelpaddock vor der Box macht die Sache leider nicht viel besser, aber genau so lebt noch immer ein Großteil unserer Pferde. Und deshalb sind wir in Sachen artgerechter Pferdehaltung leider erst den halben Weg gegangen – es gibt noch viel zu tun.

Was ist artgerecht?

Eine artgerechte Pferdehaltung muss in jedem Fall diese Punkte erfüllen:

  • So viel Platz zum Bewegen an der frischen Luft, wie es nur geht (durch große Paddocks, Zugang zu Weiden, Bewegungsanreize durch Trail-Systeme, die lange Wege z.B. vom Futter zum Wasser bieten u.Ä.).
  • Ständiger Kontakt zu Artgenossen in sorgfältig zusammengestellten Herden mit nicht zu vielen Tieren für den vorhandenen Platz.
  • Ein freier Zugang zu allen Ressourcen muss für jedes Pferd, unabhängig von seinem Rang in der Gruppe, sichergestellt sein, also ausreichende Futterplätze, Unterstellmöglichkeiten, Ruheplätze usw.
  • Eine durchdachte Fütterung mit ausreichend qualitativ hochwertigem Raufutter ohne lange Futterpausen und Weide in Maßen (bei Vorerkrankungen oder gefährdeten Pferden wenig bis gar nicht), die weder zu Unter-, noch zu Übergewicht führt.

Ursula Bruns gehörte zu den Pionieren in Sachen artgerechter Haltung, indem sie die Idee der Offenställe bekannt machte. Leider heißt „Offenstall“ nicht automatisch „gute Haltung“, denn schlecht geführte Offenställe bedeuten leider oft, dass Pferde bei schlechtem Wetter schutzlos sind und tief im Schlamm stehen und dass zu viele Pferde in nicht sorgfältig zusammengesetzten Herden zu Streitereien, Futterneid, Stress und Verletzungen führen und anderes mehr. Es ist eben nicht damit getan, ein Stück Land zu pachten, einen Zaun darum zu ziehen und dort dann eine Herde Pferde drauf zu stellen…

Gut geführte Offenstall-Konzepte erfordern viel Pferdewissen, viel Sorgfalt und viel Platz, Arbeit, Zeit und Geld.

Unterschiedliche Bedürfnisse von Mensch und Pferd

So klar inzwischen ist, was Pferde brauchen, um pferdegerecht leben zu können, so klar stehen dem eine ganze Reihe von menschlichen Bedürfnissen entgegen. Viele möchten ihr Pferd ständig verfügbar haben. Ein Pferd aus einer Box zu holen, geht allemal schneller, als es von einer großen Weide oder aus einem mit Trails verschachtelten Paddock zu sammeln. Pferde in einer eher freien Haltung haben die Möglichkeit, sich dem Eingefangenwerden zu entziehen, was vielen Pferdebesitzern nicht besonders gefällt. Ein Pferd für das Reiten fertig zu machen, geht bei einem Boxenpferd meist deutlich schneller als bei einem, das bei Wind und Wetter draußen lebt. Das Klima ist in einem geschlossenen Stall mit Boxen für Menschen vor allem im Winter viel angenehmer, während Pferde ein ganz anderes Kälteempfinden haben und in der warmen, stickigen Luft eines geschlossenen Stalles sehr schnell Probleme mit den Atemwegen bekommen. Häufig wird auch die Verletzungsgefahr als Grund angegeben, Pferde nicht in einer Gruppe zu halten. Und so weiter und so fort.

Von der Stallbetreiberseite her ist ein Boxenstall in der Regel viel weniger aufwändig als ein gut geführter Offen- oder Laufstall und leider sind immer noch nur wenige Pferdebesitzer/innen bereit, tatsächlich mehr Geld für einen Offenstall zu zahlen als für eine Box (denn in Boxenställen gibt es auch oft noch eine Reihe von Annehmlichkeiten für die Menschen, wie eine Halle, beheizte Sattelkammern und Aufenthaltsräume und dergleichen mehr…). Und so gibt es entsprechend auch traurigerweise immer noch viel mehr Boxenställe als gut geführte Offenstall-Konzepte.

Und genau das muss sich ändern!

Unsere Hoffnung

So viel, wie sich schon in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf die Haltung von Pferden getan hat, so hoffen wir, dass auch die Zukunft noch weiter zu deutlichen Verbesserungen führt:

  • Wir hoffen, dass eine nicht-pferdegerechte Haltung immer heftiger kritisiert wird und dass es zu einem Verbot der reinen Boxenhaltung kommt, so wie inzwischen die Ständerhaltung verboten wurde. 
  • Wir hoffen, dass das nötige Wissen darüber, was Pferde brauchen, um artgerecht leben zu können, zum Allgemeingut für jeden wird, der mit Pferden zu tun hat.
  • Wir hoffen, dass immer mehr Pferdebesitzer/innen erkennen, dass nur eine wirklich artgerechte Haltung für Pferde vertretbar ist und dass es unser Job ist, dafür zu sorgen, dass unsere Pferde pferdegerecht leben können.
  • Wir hoffen, dass immer mehr Pferdeleute bereit sind, die eigenen Interessen zugunsten eines guten Pferdelebens zurückzustellen.
  • Wir hoffen, dass immer mehr Pferdebesitzer/innen sich in Ställen aktiv mit Vorschlägen einbringen und sich für Verbesserungen in der Pferdehaltung einsetzen.
  • Wir hoffen, dass immer mehr Stallbesitzer den Mut und auch den Willen entwickeln, wirklich artgerechte Lebensbedingungen für Pferde zu bieten und den Nutzen selbstbewusst zu kommunizieren.
  • Wir hoffen auf bisher noch nicht gedachte gute und findige Ideen, die unseren Pferden ein noch besseres Leben ermöglichen.

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26. Mai 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Haltung 22 Kommentare »

Nomen est omen

Wie heißen eigentlich Eure Pferde? Wie ruft Ihr sie? Habt Ihr Kosenamen oder vielleicht auch Bezeichnungen, wenn sie gerade nicht tun, was Ihr möchtet? Und habt Ihr mal überlegt, ob der Name Eures Pferdes vielleicht mehr ist als „nur“ ein Name?

Ich kannte z.B. eine Speedy. Ein kleines Fuchsstütchen, die dafür bekannt war, Runde um Runde wie von Sinnen zu rasen. Ich kannte auch mal einen Panzer. Ein Norweger, der alles andere als leicht zu führen war, da man aufpassen musste, von dem Tier nicht einfach umgerannt zu werden. Auch der Vulkan, den ich kannte, machte seinem Namen alle Ehre: Seine Ausbrüche waren legendär.

Alles Zufall?

Mag sein, aber ich glaube inzwischen fest daran, dass ein Name ein Pferd prägen oder zumindest sein Verhalten beeinflussen kann. Wenn wir Menschen etwas sagen, haben wir dazu immer auch Bilder im Kopf. Pferde verstehen wohl wahrscheinlich nicht die genauen Worte, die wir sagen, aber sie sind sehr empfänglich für unsere Ausstrahlung, für Stimmungen und für Bilder. Das kann man immer wieder gut sehen, wenn Menschen ängstlich sind und daraufhin sogar eigentlich ruhige Pferde plötzlich scheuen oder dass sehr phlegmatische Menschen manchen Wildfang zur Schlaftablette machen können. Und ich glaube, dass die Bezeichnungen, die wir für ein Pferd wählen, eben auch ein Ausdruck unserer Einstellung zu dem Pferd sein können.

Tja, und was macht es nun mit einem Pferd, wenn es von allen Satan, Ratte oder Räuber gerufen wird? Oder eines, das von seinem Besitzer, so liebevoll es auch gemeint sein mag, immer „Angsthase“ oder „Doofi“ genannt wird? Welche Auswirkungen hat es, wenn ein Pferd „No go“ heißt oder nur „Zicke“ gerufen wird?

Manch einer mag diese Gedanken vielleicht für übertrieben halten, aber ich bin inzwischen recht feinfühlig für Namen und Kosenamen geworden, da ich schon zu oft erlebt habe, dass man schnell genau das bekommt, was man immer wieder ruft…

Ich habe mich z.B. mal dabei erwischt, wie ich Anthony eine Zeitlang unbewusst immer mit „Na, mein Grummelchen“ begrüßte. Als mir das auffiel, habe ich es mir sofort wieder abgewöhnt. Sicher ist sicher. 😉

19. Mai 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 32 Kommentare »

Alles nur Dressur?

Das Clickertraining wird von Kritikern gerne als „Pudeldressur“ abgewertet. Auch ich hatte zu Beginn gedacht, dass man sich mit dem Clicker Lektionen nicht ehrlich erarbeitet, sondern ein Pferd durch Futter abrichtet, zu tun, was man will. Aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall!

Die Konditionierung auf den Click …

Es stimmt, dass beim Clickertraining eine Konditionierung erfolgt. Und zwar darauf, dass ein „Click“ (ob nun per Knack-Frosch oder per Zunge oder als Ton auf einer Pfeife) das bedeutet: „Das, was du gerade gemacht hast, war toll und dafür bekommst du was Leckeres.“ Dieser Teil ist Konditionierung oder im Kritikerjargon die „Dressur“.

… als Weg zum aktiven Lernen

Was aber dahintersteckt, ist Folgendes: Click + Futterlob (abgekürzt als C+B) bilden die Basis dafür, dass eine echte Kommunikation und selbstständiges Lernen möglich werden. Mit C+B habe ich die Möglichkeit, einem Pferd punktgenau zu vermitteln, welches Verhalten erwünscht ist, also richtig im Sinne einer auszuführenden Lektion oder einfach auch nur angenehm für mich (z.B. Höflichkeit im Umgang o.Ä.).

Mit dem Clickern wird ein Pferd also nicht dressiert, zu tun, was man will, sondern durch das Clickern kann es VERSTEHEN lernen, welches Verhalten gewollt ist (und damit für es selbst zum Erfolg führt, also zum C+B). Der Prozess des Verstehens ist das Entscheidende, was das Clickern auf der einen Seite so wirkungsvoll, aber auch so spannend macht. Im Gegensatz zu einer Dressur wird das Pferd nämlich zum Mitdenken angeregt. Petra hat in diesem Blogbeitrag ein sehr anschauliches Beispiel für dieses Mitdenken bei Nico gegeben. Das Pferd kann sogar eigene Vorschläge machen, also den Lernprozess aktiv mitgestalten und es liegt an uns Trainern, zu entscheiden, welche von den Vorschlägen wir annehmen möchten und welche lieber nicht.

Statt Hilfengebung findet Kommunikation statt

In der herkömmlichen Pferdeausbildung wird mit Hilfen gearbeitet. Man gibt eine Hilfe solange und ggf. auch immer stärker, bis das Pferd tut, was man möchte, wobei Fehlverhalten korrigiert oder sogar bestraft wird. Das Pferd lernt durch Versuch und Irrtum mehr oder weniger zuzuordnen, was es bei welcher Hilfe tun soll. Eigentlich soll es hierbei einfach nur tun, was man ihm mit der Hilfe zu vermitteln versucht… – und das ist doch ziemlich nah an dem dran, was man Dressur nennt, oder nicht?

Auch im Clickertraining gibt man Signale. Allerdings werden die erst eingeführt, NACHDEM das Pferd die eigentliche Lektion schon verstanden hat. Damit kann es die Beziehung herstellen zwischen dem erwünschten Verhalten und dem Zeichen, auf das es dann das Verhalten zeigen soll und muss nicht raten, was der Mensch nun eigentlich will. Hier bildet also das Verstehen die Grundlage. Darüber hinaus kann das Pferd auch jederzeit entscheiden, das Verhalten trotz des Signals nicht zu zeigen. Es wird dafür nicht korrigiert und nicht bestraft. Damit es das Verhalten zuverlässig zeigt, ist es die Aufgabe des Menschen, die Zusammenarbeit so interessant und motivierend zu gestalten, dass sie dem Pferd Freude macht. Nur dann wird es freiwillig tun, was wir möchten. Und das, so meinen wir, klingt doch alles andere als Dressur, oder was meinen Sie?

dressur

12. Mai 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Umgang 12 Kommentare »

Hufgeschwüre

Gesundheitsthemen sind immer ein bisschen heikel, weil es zu den meisten sehr viele verschiedene Ansichten gibt. Sie sind aber wichtig und wir möchten wenigstens immer mal wieder über die Themen schreiben, mit denen wir uns etwas besser auskennen. Aus aktuellem Anlass und weil ich mit Hufgeschwüren leider inzwischen einige Erfahrungen habe, dachte ich mir, verfasse ich dazu mal einen Artikel.

Was ist ein Hufgeschwür?

Ein Hufgeschwür oder auch Hufabzess ist eine entzündliche Stelle im Huf des Pferdes. Es bildet sich eine Eiterblase zwischen Hufhorn und Huflederhaut. Da es dort so gut wie keinen Platz gibt, drückt hier selbst eine winzige Eiterblase äußerst schmerzhaft auf die empfindliche Lederhaut. Vergleichbar ist das mit einem Bluterguss unter einem Fingernagel, auch da ist kein Platz dafür und deshalb tut er dort viel mehr weh als anderswo.

Wie erkennt man ein Hufgeschwür?

Manchmal gar nicht, denn manche Hufgeschwüre öffnen und erledigen sich damit gleichsam von selbst, ohne dass man etwas davon mitbekommt. Wenn sie dann herauswachsen, kann man das später am Horn sehen oder auch am Kronrand, wenn sich das Hufgeschwür nach dorthin geöffnet hat.

Viele Hufgeschwüre führen aber zu einer deutlichen Lahmheit. Betroffene Pferde stehen wortwörtlich auf drei Beinen und man kann im ersten Moment denken, dass sich das Pferd das Bein gebrochen hat. Der schmerzende Huf wird vorgestellt oder hochgehoben. Jedes Auftreten verursacht große Schmerzen, das betroffene Pferd kann so gut wie nicht laufen. Manchmal liegen die Pferde auch, weil sie auf dem Bein nicht mehr stehen mögen. Die Lahmheit kann sich langsam entwickeln, manchmal aber auch schlagartig auftreten.

Spürbar ist auch eine deutliche Pulsation der Zehenarterie des betroffenen Beins (spürbar am Fesselkopf) und meist eine Erwärmung des betroffenen Hufes, manchmal wird das Bein auch dick. Beim Abtasten mit einer Hufzange reagiert das Pferd in der Regel an der Stelle, an der das Hufgeschwür sitzt, deutlich schmerzempfindlich durch ein Zucken oder Wegziehen.

In sehr starken Fällen kann es auch zu Fieber und Abmagerung kommen.

Was tun bei einem Hufgeschwür?

Ich rufe bei einem Hufgeschwür IMMER den Tierarzt. Ein Hufgeschwür nicht zu behandeln, ist nicht nur wegen der immensen Schmerzen Tierquälerei, sondern die Entzündung kann im schlimmsten Fall bis zum Hufbein gehen.

Entscheidend ist, dass der Eiter abfließen kann, da nur das dem Pferd eine Schmerzerleichterung bringt. Wenn der Tierarzt das Hufgeschwür richtig lokalisiert hat und aufschneiden konnte, läuft das Pferd in der Regel sofort besser. Der Eiter hat übrigens oft eine gräuliche oder sogar schwarze Farbe.

Leider ist aber nicht jedes Hufgeschwür „reif“ und kann durch ein Aufschneiden gleich geöffnet werden und leider lässt sich ein Hufgeschwür auch nicht immer treffsicher finden. In einem solchen Fall besteht die Gefahr, dass bei der Suche nach dem Hufgeschwür zu tief in den Huf oder zu viel Huf weggeschnitten wird. Damit wird der Huf unter Umständen so geschädigt, dass das eine langwierige Nachbehandlung erforderlich macht.

hufgeschwuerAuf dem Foto rechts ist ein Vorderhuf zu sehen, bei dem ein großes Stück von der seitlichen Zehe entfernt wurde. Das ging so tief, dass ein Stück der Lederhaut nach außen gedrückt wurde (ein sogenannter Lederhautvorfall), was wiederum zu starken Schmerzen führte und die Behandlung um zwei Wochen verlängerte.

Aus meiner Erfahrung ist es besser, einen Rivanol-Anguss- oder Sauerkrautverband zu machen und 3 Tage zu warten, bevor zu viel des Hufes weggenommen oder zu tief geschnitten wird. Eine Schmerzmittelgabe ist laut meines Tierarztes in diesem Fall nicht angesagt, da dadurch das Reifen und Öffnen des Abzesses behindert werden kann.

Ist das Hufgeschwür geöffnet, braucht das Pferd normalerweise keinen Hufverband mehr. Dann reicht es, das Loch täglich zu desinfizieren und mit einem Wattepropfen zu verstopfen (vorausgesetzt, es ist nicht zu groß, s. weiter oben).

Muss das Pferd bei einem Hufgeschwür in der Box stehen?

Meine Pferde leben ja beide in einem Offenstall. So versuche ich, sie möglichst auch mit einem Hufgeschwür in der Herde zu lassen. Ein Hufverband bringt oft schon eine deutliche Entlastung und stört meiner Einschätzung nach nicht. Hier muss man nur ein bisschen mehr an Klebeband investieren, damit der Verband das Laufen aushält.

hufgeschwuer

Ist die Lahmheit zu stark, ist es besser, das Pferd für ein, zwei Tage in die Box zu stellen, wo es Ruhe hat. Spätestens wenn das Hufgeschwür geöffnet werden kann und das Pferd schmerzfrei ist, geht es wieder raus zu den anderen.

Ursachen für Hufgeschwüre?

Das ist nun wohl die schwierigste Frage zu diesem Thema, denn es gibt viele Möglichkeiten:

  • Hufgeschwüre können durch Fremdkörper entstehen, z.B. durch das Eintreten kleiner Steinchen in die weiße Linie oder durch Verletzungen (Nageltritt, Kronsaumverletzungen u.Ä.).
  • Sie können auch durch ungute Druckverhältnisse im Huf entstehen (Fehlstellungen, falsche oder mangelnde Hufbehandlung).
  • Ungewöhnliche Witterung kann zur Bildung von Hufgeschwüren führen (starke Nässe, starke Wechsel zwischen Trockenheit und Nässe etc.).
  • Hufrisse oder Spalten können zu Hufgeschwüren führen, genauso wie Erkrankungen (z.B. Hufrehe).
  • Hufgeschwüre können auch auf Stoffwechselprobleme hinweisen (z.B. wenn sie vermehrt zum Fellwechsel oder zu Futterumstellungen auftreten).
  • Hufgeschwüre können auch in Folge einer Entgiftung auftreten.
  • Und auch eine genetische Veranlagung zu Hufgeschwüren kann eine Rolle spielen.

So, das sind meine gesammelten Erfahrungen zum Thema „Hufgeschwür“ – wer noch etwas ergänzen möchte, immer gerne! Vor allem, wenn jemand vielleicht Tipps zur Vorbeugung hat, wäre das sicher nicht nur für mich hilfreich.

5. Mai 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Gesundheit 11 Kommentare »

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    Mitgründerin und aktuelle Betreiberin von "Wege zum Pferd".

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