Ein Weg zu Ruhe und Entspannung

Heute möchte ich mich einer Frage widmen, die mir immer wieder gestellt wird: Was kann man tun, wenn ein Pferd so aufgeregt ist, dass es sich kaum halten lässt, geschweige denn auf eine konzentrierte Arbeit einlässt?

Ich nutze in solchen Fällen zwei Übungen:

  • einmal die in meinem Longenkurs beschriebene Übung „Führen in Stellung“ (die eine Vorübung ist, mit der ich dem Pferd ein gutes Laufen an der Longe beibringe)
  • und zum anderen die hier schon einmal ausführlich beschriebene Übung Kopf tief.

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Diese beiden Übungen miteinander kombiniert eignen sich in meinen Augen sehr gut dazu, aufgeregte, hektische und unkonzentrierte Pferd zu entspannen.
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5. Mai 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Umgang 16 Kommentare »

Zwei kleine Knöchelchen mit großer Bedeutung: die Jochfortsätze des Hinterhauptbeines

Sehr wahrscheinlich haben Sie bisher noch nichts von den sogenannten „Jochfortsätzen des Hinterhauptbeines“ beim Pferd gehört, oder? Diese kleinen Knochen haben eine wichtige Bedeutung und wer reitet, sollte diese kennen.

Auf lateinisch heißen sie „Processus Paracondylaris“ und sitzen am Hinterkopf des Pferdes:

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Warum man sie kennen sollte? Weil sie verhindern, dass ein Pferd, welches die Nase hinter der Senkrechten hat, sich korrekt stellen kann!

Zwischen diesen Jochfortsätzen befindet sich der erste Halswirbel des Pferdes, der Atlas. Wenn das Pferd den Kopf rückständig nimmt (beziehungsweise nach hinten gezogen bekommt), richten sich die beiden Knochen so auf, dass der Altas blockiert wird. Die Folge: Das Pferd kann sich im Genick nicht mehr seitlich stellen.

Da wir ja wissen, dass es keine Biegung ohne Stellung gibt, ergibt sich folgende Frage an alle Reiter/innen, die ihr Pferd in zu tiefer Einstellung reiten oder die es nicht schlimm finden, dass ihr Pferd mit Hilfszügeln an der Longe hinter die Senkrechte kommt: Wie lässt sich die Haltung Ihres Pferdes mit korrektem Reiten/Longieren vereinbaren?

Vielleicht bringt diese Tatsache ja den einen oder anderen Rollkurbefürworter zum Nach- und Umdenken?!

28. April 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Longieren, Reiten 21 Kommentare »

Aus dem Clickertraining: Das freie Formen oder auch Shaping

Ich habe Ihnen in meinem Blogbeitrag Clickertraining schon einiges von dieser wundervollen Ausbildungsmethode vorgestellt. Heute möchte ich Ihnen ein weiteres Element aus diesem Ausbildungskonzept vorstellen und zwar das so genannte „freie Formen“ oder auch „Shaping“.

„Freies Formen“ bedeutet, dass Sie beobachten, was Ihr Pferd macht und dass Sie dann genau das Verhalten clickern, welches Sie gerne fördern möchten. Sie geben also kein Kommando und keine Korrektur, sondern Sie warten auf die Hilfe „Zufall“.

Wichtig: Es wird nicht erst die komplette richtige Ausführung einer Übung verstärkt, sondern bereits jede Annäherung an die gewünschte Handlung. Mit dieser Technik kann man den Tieren völlig zwanglos die tollsten Dinge beibringen.

Was Sie dazu benötigen:

  • einen Clicker (alternativ Lobwort),
  • Belohnungskekse,
  • Geduld,
  • ein gutes Gefühl für Timing und
  • die Fähigkeit, die kleinsten Ansätze eines gewünschten Verhaltens zu erkennen (was sich trainieren lässt).

Und so geht’s

Wie das freie Formen im konkreten Fall aussehen kann, möchte ich Ihnen anhand eines Beispiels zeigen.

Das häufigste Argument, warum Pferdebesitzer nicht mit Futter als positiven Verstärker arbeiten wollen, ist, dass die Pferde dann zu betteln anfangen und „frech“ werden. Nehmen wir also das Zielbild „Mein Pferd steht geduldig abwartend neben mir, ohne mich anzubetteln“.

Es gilt: Machen Sie es Ihrem Pferd so einfach wie möglich! Gerade bei Pferden, die sich das Betteln und Rumschnuckern schon angewöhnt haben, nutzen Sie genau diesen Weg.

Stellen Sie Ihr Pferd hinter eine Absperrung, so dass es gar nicht an Ihnen rumknuspern kann. Sie stehen mit dem großen Beutel voller Leckerbissen dennoch nah bei Ihrem Pferd und Ihr Pferd wird sicherlich eine längere Zeit versuchen, irgendwie an Sie und den Beutel heranzukommen oder Sie durch das Anbieten von irgendwelchen tollen oder „süßen“ Aktionen zur Herausgabe eines Leckerbissen zu animieren. In dieser Zeit drehen Sie sich etwas vom Pferd weg und ignorieren es komplett (auch wenn es noch so lieb guckt!).

Hier gibt es keinen Click und Belohnung (C+B)! (Auch nicht für die ach so süßen Hundies 🙂 ):

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Nein, auch dafür gibt es nichts!

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Und für das Betteln mit einem Vorderbein erst recht nicht (es sei denn, Sie möchten den spanischen Schritt frei formen…).

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Beobachten Sie aber Ihr Pferd aus dem Augenwinkel heraus dabei genau. Irgendwann wird Ihr Pferd kurzfristig seine Aufmerksamkeit von Ihnen abwenden und in eine andere Richtung schauen. Dies ist der Moment für Click und Belohnung (C+B).

Wichtig: Achten Sie bei der Gabe des Futters immer auf die Einhaltung der guten Manieren! (Lesen Sie dazu bitte auch meinen Blog: Futter aus der Hand?)

Hier darf ich clickern! (Achten Sie darauf, wie gleich doch Hund und Pferd reagieren.)

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So ist sehr gut! C+B

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Auch das ist ein guter Moment für eine positive Verstärkung, hier schon unter erschwerten Bedingungen, also ohne Zaun zwischen uns:

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Noch wird Ihr Pferd den Zusammenhang nicht 100%ig verstanden haben und wahrscheinlich wiederum mit Betteln reagieren. Dieses Verhalten wird wieder vollkommen ignoriert, bis es die nächste Situation für C+B ergibt.

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Über kurz oder lang wird jedes Pferd den Zusammenhang verstehen, eines braucht länger, beim anderen geht es schneller – aber lernen tun sie es alle!

Am Anfang arbeiten Sie mit einer hohen Clickerfrequenz, d.h. Sie clickern schnell und oft. Nach und nach sinkt die Clickerfrequenz. Wenn Ihr Pferd verstanden hat, welches Verhalten Sie möchten, erwarten Sie als nächstes, dass dieses Verhalten länger gezeigt wird. In unserem Beispiel sieht das so aus, dass Sie zu Beginn das erste Wegschauen Ihres Pferdes belohnen, um später nur noch zu clickern, wenn Ihr Pferd eine gewisse Zeit entspannt und geduldig neben Ihnen steht, ohne auch nur einen Ansatz von Betteln zu zeigen.

Hat Ihr Pferd das verstanden, üben Sie weiter, ohne sichere Absperrung dazwischen.

Tipp: Die Übung Kopf tief ist auch sehr gut über das freie Formen zu vermitteln.

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Durch diese Art der Arbeit lernen die Pferde, selbstständig Angebote zu machen, das heißt, sie lernen mitzudenken. Der Mensch kann dann aus diesen Angeboten auswählen, was er fördern möchte und was nicht. Pferde, die so gefördert werden, werden selbstbewusster und sind viel motivierter als Pferde, die über negative Verstärkung oder über Strafe „erzogen“ werden.

Probieren Sie es doch mal aus!

21. April 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 21 Kommentare »

Buchtipp: „Bea Borelles Pferdetraining“ von Bea Borelle

„Bea Borelles Pferdetraining“ von Bea Borelle
Stuttgart: Kosmos, 2002. – 213 S.
ISBN 3-440-08903-7
ca- 25,- EUR (gebunden, farbig illustriert)

Für alle, die die Bodenarbeit weiter vertiefen möchten.Hier geht es sowohl um Grunderziehung, wie um die Vorbereitung für das Leben unter dem Sattel, als auch um Spiel, Scheutraining u.v.m.

Mich begeistert Bea Borelles positive, verspielte und liebevolle Art!

 

 

20. April 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Buchtipps, Jungpferdausbildung, Reiten, Spiele & Co 0 Kommentare »

Ein neues Pferd kommt in die Herde

Letztens bekam ich eine Mail einer besorgten Pferdebesitzerin. Sie hatte ihre Stute neu gekauft und nun sollte das Pferd in die Herde des Pensionsstalls integriert werden. In diesem Stall wird es – wie weit verbreitet – praktiziert, neue Pferde „ins kalte Wasser zu werfen“, d.h., das Pferd ohne Eingewöhnungs- und Kennlernzeit in die Herde zu stellen. Die betroffene Herde besteht aus 14 Pferden und es steht ihnen eine Fläche von ca. 2000qm zur Verfügung. Die Pferde sind immer nur ein paar Stunden auf dem Paddock. Als die Stute nun in die Herde gestellt wurde, wurde sie von den anderen Pferden gejagt und angegriffen. Es gab ruhige Abschnitte, doch auch am zweiten und dritten Tag wurde die Stute immer wieder gejagt und dabei verletzt.

Ich gebe es zu: Auch ich habe früher neue Pferde so eingegliedert. Frei nach dem Motto „Augen zu und durch, wird schon schief gehen“. Zum Glück ist bei mir auch nie was Schlimmes passiert, aber ich habe Szenen erlebt, die wirklich brenzlig und grausam waren. Ich habe gesehen, wie Pferde vor Angst Urin verloren haben. Ich habe gesehen, wie ein Pferd, das in eine Ecke getrieben wurde, versucht hat über einen Zaun zu springen und sich dabei schwer überschlagen hat. Für die neuen Pferde war es der pure Stress! Und sehr gefährlich war es auch!

Heute gehe ich anders vor und es fühlt sich viel besser an!

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14. April 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Sonstiges 55 Kommentare »

Die Beizäumung

In meinem Blogbeitrag Das Stellen verwendete ich den Begriff „Beizäumung“, den ich heute genauer beschreiben möchte.

Die FN beschreibt die Entwicklung der Beizäumung so: „Wenn das am Zügel gehende Pferd mit seinen Hinterfüßen vermehrt an den Schwerpunkt herantritt, führt die deutlich werdende Genickbiegung zur Beizäumung.“

Unter der Beizäumung wird also das „Runden des Halses“ und das „Herannehmen der Nase“ durch Beugung des Genickes verstanden. Hier ein Foto eines korrekt beigezäumten Pferdes:

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7. April 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching 7 Kommentare »

Die große Gefahr beim Anweiden: Die Hufrehe

Bald ist es wieder so weit. Das Gras sprießt und für viele glückliche Pferde beginnt die schönste Zeit des Jahres: Die Pferde kommen auf die Weiden. Endlich ausreichend Platz zum Toben und leckeres Gras, das bis zum Bauch hochsteht. Wie herrlich kann ein Pferdeleben sein!

Doch genau hier und jetzt beginnt für viele Pferde wieder eine Zeit von großem Leid und Schmerzen und nicht wenige treten auf Grund einer Krankheit, die jedes Jahr um diese Zeit Hochsaison hat, die Reise auf die immergrüne Weide an. Ich rede von der Hufrehe.

Ich bin eine längere Zeit bei einem Tierarzt mitgefahren, habe Praktika in verschiedenen Pferdekliniken gemacht und habe als Tierheilpraktikerin praktiziert. Es ist unglaublich, wie viele Pferde nun wieder in die Kliniken eingeliefert werden und wie viel Arbeit jetzt wieder für Tierärzte ansteht. Und was besonders erschreckend ist: dass viele Pferde mit Hufrehe unerkannt und unbehandelt bleiben! Rechtzeitig erkannt, könnte so manche drohende Reheerkrankung abgewendet werden.

Vielleicht kann dieser Beitrag für ein bisschen mehr Hintergrundwissen sorgen.
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31. März 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Gesundheit 18 Kommentare »

Die Längsbiegung

In den letzten Blogbeiträgen habe ich über die Themen Stellung und Halsbiegung geschrieben. Heute möchte ich mich der Längsbiegung widmen.

Biegung definiert sich laut FN folgendermaßen: „Die Krümmung der gesamten Wirbelsäule nach rechts oder links um den rechten oder linken Schenkel. Die Biegung muss gleichmäßig sein, das Pferd darf also z.B. in den beweglichen Halswirbeln nicht stärker gebogen werden als in den weniger beweglichen Rückenwirbeln, wo die eigentliche Biegung um den inneren Schenkel stattfindet. Besonders neuralgische Punkte sind hier der Halsansatz vor dem Widerrist und das Genick. Es gibt keine Biegung ohne Stellung, während, wie schon ausgeführt, Stellung ohne Biegung durchaus möglich ist…“.

Ich mache die korrekte Biegung so fest: Ein Pferd, das sich auf einer gebogenen Linie korrekt biegt, bewegt sich spurig, d.h., die Hinterfüße folgen der Spur der Vorderfüße.

In den Reitlehren findet sich häufig der Begriff „Rippenbiegung“. Nun ist es aber so, dass eine Biegung im Bereich der acht „wahren Rippen“ (diese sind mit dem Brustbein verbunden) so gut wie nicht möglich ist. Auch in den Bereichen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein ist kaum Längsbiegung möglich. Das bedeutet, dass die Wirbelsäule des Pferdes sich nicht gleichmäßig stark biegen lässt.
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24. März 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper 8 Kommentare »

Halsbiegung – wie viel ist korrekt?

Laut FN Richtlinien soll die Halsbiegung nie stärker sein als die Gesamtbiegung des Pferdes. Es soll sich also von oben betrachtet, eine gleichmäßige Biegung durch den Pferdekörper ergeben. Wird ein Pferd korrekt gestellt und im Hals gebogen, kommt die gleichseitige Hüfte vor.

Nun muss man dazu wissen, dass sich Abschnitte in der Wirbelsäule des Pferdes befinden, in denen so gut wie gar keine Biegung möglich ist, nämlich an der Brustwirbelsäule im Bereich der echten Rippen (TH 9 – TH 14) und im Kreuzbein-Bereich.

Sinn und Einsatz der Halsbiegung

Wenn mich Zuschauer mit meinen Pferden arbeiten sehen, egal ob bei der Handarbeit oder beim Reiten, fällt öfter die Frage, ob ich meine Pferde nicht zu stark im Hals biege.

Und ja, ich biege meine Pferde tatsächlich manchmal deutlich im Hals, also stärker als das, was eine gleichmäßige Biegung durch den Körper vorgeben würde. Und das aus guten Gründen, die ich hier erläutern möchte.

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17. März 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Reiten 13 Kommentare »

Die seitliche Halsbiegung

Im ersten Teil meiner Serie habe ich Ihnen die Stellung erklärt und gezeigt, wie ich bei meinem Pferd Pepe überprüfe, ob er sein Genick nach beiden Seiten stellen kann. Erst wenn das möglich ist, kann ich daran denken, mein Pferd zu biegen. Dafür schaue ich mir zunächst die Beweglichkeit der Halswirbelsäule an.

Auch das mache ich erst vom Boden aus, und zwar erst im Stand und dann in der Bewegung.

Auf dem folgenden Bild sehen Sie, wie Pepe das Genick gut nach rechts genommen hat und seinen Hals schön nach rechts biegt:

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10. März 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Reiten 4 Kommentare »

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    Mitgründerin von "Wege zum Pferd", ihr Angebot findet Ihr nun unter www.babette-teschen.de .

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