Die große Gefahr beim Anweiden: Die Hufrehe

Bald ist es wieder so weit. Das Gras sprießt und für viele glückliche Pferde beginnt die schönste Zeit des Jahres: Die Pferde kommen auf die Weiden. Endlich ausreichend Platz zum Toben und leckeres Gras, das bis zum Bauch hochsteht. Wie herrlich kann ein Pferdeleben sein!

Doch genau hier und jetzt beginnt für viele Pferde wieder eine Zeit von großem Leid und Schmerzen und nicht wenige treten auf Grund einer Krankheit, die jedes Jahr um diese Zeit Hochsaison hat, die Reise auf die immergrüne Weide an. Ich rede von der Hufrehe.

Ich bin eine längere Zeit bei einem Tierarzt mitgefahren, habe Praktika in verschiedenen Pferdekliniken gemacht und habe als Tierheilpraktikerin praktiziert. Es ist unglaublich, wie viele Pferde nun wieder in die Kliniken eingeliefert werden und wie viel Arbeit jetzt wieder für Tierärzte ansteht. Und was besonders erschreckend ist: dass viele Pferde mit Hufrehe unerkannt und unbehandelt bleiben! Rechtzeitig erkannt, könnte so manche drohende Reheerkrankung abgewendet werden.

Vielleicht kann dieser Beitrag für ein bisschen mehr Hintergrundwissen sorgen.

Die Hufrehe

Bei der Erkrankung Hufrehe handelt es sich um eine sehr schmerzhafte Entzündung der Huflederhaut des Pferdes. Es gibt verschiedene Reheformen und auch viele Auslöser der Hufrehe, aber die häufigste Form ist diejenige, die durch Futterumstellung ausgelöst wird und hier insbesondere als Ursache die zu schnelle Umstellung von Heu-/Silagefütterung auf Gras.

Bei einem zu abrupten Wechsel des Futters sterben Darmbakterien in großen Massen ab und führen zu einer Vergiftung des Organismus. Das Blut wird dicker und es kommt u.a. zu Durchblutungsstörungen in den feinen Kapillaren im Hufbereich, durch die nicht nur extreme Schmerzen entstehen, sondern auch wichtiges Gewebe angegriffen und zerstört werden kann – die Symptome einer Hufrehe.

Die Empfindlichkeit, mit der ein Pferd auf einen abrupten Futterwechsel reagiert, ist sehr unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. So gibt es Rassen, die häufiger an Rehe erkranken als andere. Übergewichtige Pferde sind gefährdeter als schlanke, Pferde die wenig bewegt werden mehr als solche, die viel tun usw. Grundsätzlich kann aber jedes Pferd erkranken (und natürlich nicht nur an Hufrehe, sondern es kann bei zu abrupter Futterumstellung ebenso zu Durchfällen und Koliken kommen).

Was Sie tun können, um einer Hufrehe vorzubeugen

Wie wird in Ihrem Stall die Umstellung auf die Weide vorgenommen? Werden die Pferde langsam angeweidet oder von heute auf morgen auf das Gras gestellt?

Ich handhabe das Anweiden folgendermaßen: Ich habe Sandpaddocks vor den Weiden. Hinter diesem Paddock wird etwas Wiese mit Litze abgesteckt. Am ersten Tag dürfen die Pferde morgens und abends 10 Minuten auf dieses abgetrennte Stück. Am zweiten Tag sind es 2 x 15 Minuten, am dritten 2 x 20 Minuten und so steigere ich nach und nach die Dauer, die die Pferde grasen dürfen. Nach 14 Tagen bin ich in der Regel so weit, dass die Großpferdeherde den ganzen Tag draußen bleiben darf. Die Ponyherde darf morgens und abends 2 Stunden grasen.

Bei mir stehen mehrere Pferde ein, die früher mal an Rehe erkrankt sind. Diese Pferde sind sehr empfindlich und stark gefährdet wieder zu erkranken. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich in der gesamten Zeit die ich meinen Pensionsstall mit teilweise über 40 Pferden betreibe, nicht einen Fall von Hufrehe durch zu schnelles Anweiden hatte.

Wichtig: Trotzdem sind diese Zeiten nur Anhaltspunkte. In Einzelfällen oder auch bei extremen Wetterbedingungen (starke Schwankungen, starke Trockenheit, sehr viel Regen u.Ä.) sollten Sie im Zweifelsfall lieber noch vorsichtiger sein.

Nun ist es sicherlich nicht jedem Stall möglich so anzuweiden. Dann sind Sie als Besitzer/in gefordert: Übernehmen Sie selbst das Anweiden Ihres Pferdes. Gehen Sie mit Ihrem Pferd auf eine Wiese und lassen Sie es dort ein paar Minuten grasen. Steigern Sie täglich die Dauer der Grasaufnahme. Das ist sicherlich aufwendig, aber die Gesundheit Ihres Pferdes kann wesentlich davon abhängen!

Wachsam sein

Während der Zeit des Anweidens beobachte ich die Pferde besonders kritisch. Bewegen sich die Pferde normal? Haben die Hufe normale Temperatur? Bei Pferden, von denen ich weiß, dass sie besonders gefährdet sind, überprüfe ich die Pulsation der Zehenarterie (siehe unten).

Achten Sie in der Zeit des Anweidens auf folgende Anzeichen:

  • Wie bewegt sich Ihr Pferd? Hufrehe zeigt sich in weniger schweren Fällen durch Bewegungsunlust und klammen Gang. Will Ihr Pferd also nicht wie sonst fleißig vorwärtsgehen, gucken Sie auf jeden Fall genauer hin. In schwereren Fällen ist das Pferd deutlich lahm oder mag sich gar nicht mehr bewegen. Es versucht vielleicht, vermehrt die Trachten zu belasten und nimmt dann die typische Rehehaltung ein, in der das Pferd die Vorderbeine weit nach vorne rausstellt.
  • Sind die Hufe wärmer als gewöhnlich? Durch die Entzündung im Huf fühlt sich der Huf wärmer an. Fühlen Sie oft genug die Temperatur der Hufe Ihres Pferdes, damit Ihnen ein Temperaturunterschied auffällt.
  • Pulsiert die Zehenarterie stärker als gewöhnlich? Auch dies sollten Sie am gesunden Pferd fühlen lernen. Üben Sie das Fühlen des Pulses an vielen verschiedenen Pferden, um ein Gefühl für einen normalen Puls zu entwickeln. Besteht eine Entzündung unterhalb des Fesselkopfes, spürt man den Puls stärker. Am besten lassen Sie sich das Fühlen des Pulses einmal von einem Tierarzt zeigen.

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  • Reagiert Ihr Pferd auf das Abdrücken mit einer Hufzange? – Dieses Werkzeug sollte in jedem Stall zu Hause sein. Setzen Sie die Zange so an, wie ich auf dem Foto, und drücken Sie die Hufe an mehren Stellen ab. Ein Pferd mit Hufrehe wird sofort versuchen, den Huf wegzuziehen.

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  • Hat Ihr Pferd Fieber, schwitzt es, atmet es anders als sonst oder hat es Durchfall? All das können Anzeichen für eine Rehe sein.

Bitte holen Sie bei jedem Verdacht einen Tierarzt hinzu! Hufrehe ist eine schwere Erkrankung und eine sofortige Behandlung entscheidet, ob das Pferd wieder gesund wird, Spätschäden behält oder gar sterben wird.

Schon nach 48 Stunden unbehandelter Erkrankung kann es zur Hufbeinrotation (einer Absenkung des Hufbeines) kommen und im schlimmsten Fall zum Durchbruch der Hufbeinspitze durch die Hufsohle oder gar zum Ausschuhen (hierbei löst sich die Hufkapsel komplett ab, d.h. das Pferd verliert seinen Huf). Wer so was schon einmal gesehen hat, wird meinen Appell hier sicherlich zustimmen!

Extra-Tipp: Bewegen, bewegen, bewegen!

Eine sehr nützliche Vorbeugemaßnahme ist übrigens, das Pferd während der Anweidezeit viel zu bewegen. Bewegung bringt den Stoffwechsel in Schwung und damit können mögliche Giftstoffe schneller abtransportiert werden.

31. März 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Gesundheit 18 Kommentare »

 

18 Reaktionen zu “Die große Gefahr beim Anweiden: Die Hufrehe”

 

Von Sarah • 31. März 2009

Aus Erfahrung kann ich leider sagen, dass Hufrehe wirklich der absolute Horror ist – für Pferd und Mensch. Vor zwei Jahren hatte Nandi seine Rehe und ich war am Boden zerstört, hab mir Vorwürfe gemacht und einen Heulkrampf nach dem anderen gehabt. Damals war Nandi viel zu fett, worauf ich auch immer wieder hingewiesen worden bin – hätte ich eher reagiert, wäre es vielleicht nie so weit gekommen.
Heute bin ich sehr streng mit Futter, Leckerbissen und achte penibel auf seine Figur. Es geht ihm wieder richtig gut, seine Hufe sind in genialer Verfassung, er ist sehr schlank (ich find ja zu schlank, aber TA behauptet, das wäre eine Sportponyfigur…)und in diesem Jahre werde ich erstmals wieder versuchen, ihn im Sommer auf die Weide zu stellen. Dabei bin ich hin und hergerissen; auf der einen Seite die Vorfreude, ihn endlich wieder „im Gras“ zu sehen, auf der anderen Seite die immerwährende Sorge….die werde ich auch wohl nie wieder los.

Daher kann ich allen anderen nur nahelegen, sich über Fütterung im Allgemeinen und Weidegang im besonderen grundlegend zu informieren, damit möglichst vielen Pferden diese Krankheit erspart bleibt!

Liebe Grüße,
Sarah
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Hallo Sarah,
danke für das Teilen Deiner Erfahrungen und ich wünsche Dir ganz viel Erfolg, dass Nandi rehefrei auf die Weide kann!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Jochen • 2. April 2009

Guten Abend.

Ja, Hufrehe ist Horror.
Die Futter-Faustregel sagt, man soll beim Pferd noch gut die Rippen fühlen können. –

Aber:
Wie kommt es eigentlich, daß manche Pferde im Winter eingestallt werden und urplötzlich im Frühjahr auf die Weide müssen (also genau dann, wenn das saftig hochgewachsene Gras für den entwöhnten Metabolismus am gefährlichsten ist)?!
Wenn sie nämlich (wie meine) auch im Winter täglich auf der Weide sind und (bisweilen unterm Schnee) das restliche Unkrautstroh vom Vorjahr fressen, vermischt mit dem kargen Grün, welches hier und da noch zu ergattern ist, und wenn sie sogar jetzt noch (Anfang April) den Nachwuchs sorgfältig auf wenige Zentimeter heruntergeweidet halten, dann haben sie keinen abrupten Futterwechsel zu verdauen, und die Halter sind somit schon mal zumindest einen guten Grund los, sich Sorgen zu machen.
Wenn es aber zu spät ist, wenn man nicht mehr schnell noch mal in den Winter zurückkehren kann, aber trotzdem die Hottas nicht länger hinter Schloß und Riegel bei Wasser und Brot (Pardon: Heu) in ihrer Zelle mit täglich einer Stunde Spaziergang im Hof halten will (Strafe abgesessen?), dann sollte man bei hinreichender Bewegung progressive anweiden, wie es im Artikel sehr schön beschrieben ist.

Darüber hinaus könnten diejenigen, die einigermaßen englisch lesen, sich vielleicht einmal in der Welt von Jaime Jackson umsehen. Dieser US-amerikanische Hufschmied (der seit fast 20 Jahren keine Eisen mehr untergenagelt hat), schlägt in seinem Buch „Paddock Paradise“ (passender Suchbegriff fürs Internet) vor, das Innere der Weide einzuzäunen. So schafft man um dieses Innere herum einen 5-15 m breiten Rundlauf, der die Bewegung fördert (er bildet keine Sackgasse) – vor allem bei möglichst weit voneinander entfernten Wasser-, Futter- und Salzstellen. Pferde in der Gruppe, so Jackson, verhalten sich ähnlich wie Flüssigkeiten: je enger die Passage, desto schneller die Strömung. Nach der progressiven Eingewöhnung, wenn der Rundlauf abgegrast ist, erlaubt es diese Einzäunung, bei strikter Futterkontrolle nach und nach ein oder mehrere Grasstellen, Wälzflächen, Ruheplätze usw. freizugeben – oder auch ganz radikal bloß Heu zu füttern, das man evtl. sogar im abgezäunten Inneren geschnitten hat.

Bei http://www.barefoothorse.com gibt es einen Link zu http://www.ironfreehoof.com und einen zur deutschen Übersetzung beider Seiten: http://www.arianereaves.de. Dort findet man Erklärungen, Anregungen und Photos zur Hufpflege bei unbeschlagenen Pferden – das Ganze basierend auf Jaime Jacksons Gedanken –, darunter vor allem, warum es schädlich ist, Hufe konventionell so zu behandeln, als sollten Eisen druntergenagelt werden, um dann nur einfach die Eisen wegzulassen.
Eines der Probleme bei solchen Hufen, mit wie fürs Eisen breitgeraspeltem Tragrand, ist die Hebelwirkung beim Abrollen. Dieser Hebel zieht bei jedem Schritt die Hufwand nach vorn und seitlich von der Sohle weg, er tendiert also dazu, die weiße Linie (die Lamellenschicht) zu zerren, und die wächst im Gegensatz zu einem Klettverschluß nicht wieder zu – die Zerrung muß sich auswachsen. (Wer schon mal einen Querriß vorne unterm langen Fingernagel hatte, mit möglichst tief eingedrungenem Schmutz, der braucht sich jetzt nur vorzustellen, er solle sich obendrein auch noch damit festkrallen.) Man provoziert hier sozusagen Hufrehe von außen – Belastungsrehe –, und das Pferd kriegt Pagodenfüße wie Jolly Jumper in Lucky-Luke-Comics (nach außen verbogene Hufwände).
Sinnvoller ist da ein Wildpferd-Schliff (Jaime Jackson nennt ihn „mustang-roll“), d. h. ein auf Sohlenniveau kurzgeraspelter und nach außen-oben gerundeter Tragrand (einschließlich hinten, also kurze Trachten! – die Rundung etwa so hoch wie die Hufwand breit). Diesen Wildpferd-Schliff braucht man keineswegs an einem Tag zur Perfektion zu treiben. Alle 2-3 Tage ein bißchen, so daß man nach zwei Wochen (gern auch länger) der Sache auf den Grund geraspelt ist – das reicht vollauf, und es erlaubt Roß und Reiter, sich an das neue Gefühl heranzutasten.
Später wird einem möglicherweise das Nachraspeln des Wildpferd-Schliffs 1-2 Mal die Woche schmerzhaft lästig (je nach Hornwachstum, Anzahl der Pferde und Alter der Lendenwirbel des Halters…), und so mag man wohl auch irgendwann die Idee nicht mehr gar so absurd finden, an passender Stelle ein paar Tonnen Kies in den Rundlauf zu schütten (am besten mit Filzunterlage), damit die Pferde einem die Hufpflege zumindest teilweise abnehmen – und sich gleichzeitig die Sohlen massieren, härten und konkav schleifen.

Das sind nur ein paar Gedanken (die wichtigsten, in meinen höchst subjektiven Augen), die andere mir so nach und nach vermittelt haben – mit Hufrehe hatte ich allerdings bislang vielleicht auch deshalb nie Probleme, weil hier in der Provence das Klima nicht nur, aber auch für Hufe sehr ansprechend ist: hartes Gras und relativ trockener, oft steiniger Boden. Im Norden mit seinem nassen, satten Humusboden sieht es da nicht so gut aus…
Offenstall mit 4 % Gefälle im Rillenbeton, der womöglich in eine ebensolche Trockenfuß-Terrasse übergeht, auf der Weide viele schöne Entwässerungsgräben zum Drüberspringen, und hier und da eine harte, trockene Stelle – auch das hilft beim Gesundhalten der Pferdefüße.

… und der Ochse freute sich des frischen Grases,
kauend, während er den Alten trug,
denn dem ging es schnell genug …
(Bertold Brecht)

Liebe Grüße,
Jochen
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Wow Jochen!
Vielen Dank für Deinen tollen Kommentar!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Tanja • 4. April 2009

Ich bin froh in einem Stall zu stehen deren Besitzer sich auch die Arbeit des langsamen Anweidens machen. Anweidezeitraum sind 3-4 Wochen je nach Wetterlage / Graswuchs usw. Gesteigert wird in langsamen Schritten und die Weiden dann später auch portioniert. Am Stall gab es bislang toitoitoi auch noch keine Futter-Rehe-Fälle. Bei uns sind auch die Sandpaddocks direkt mit den Weiden verbunden.

Im Moment wandern unsere Stuten jeden Tag den Paddock einmal rundum ab, ob sich nicht doch so ein mini-Grashalm schon mal aufs Paddock verirrt hat… hoffe es geht in 2-3 Wochen los mit Weide (durch den langen Winter wächst bei uns das Gras gerade seit 2 Wochen erst wieder richtig…)

LG

Tanja
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Hallo Tanja,
das hört sich super an! Daumen hoch für Deine Stallbetreiber 🙂 !
Liebe Grüße und ich wünsche Euch eine unbeschwerte Weidezeit!
Babette

 

Von Esther • 6. April 2009

Ich werde von anderen Pferdebesitzern immer belächelt und von Pferdelaien schon fast als Tierschutzrelevant eingestuft, weil ich unseren beiden superleichtfuttrigen Pferden jeden Tag nur in etwa 25 qm Weide dazustecke und das, obwohl wir riesen Weiden haben. Parallel dazu steht ihnen rationiert Heu in einem Futterautomaten zur Verfügung und Nachts kommen wie bei Heu im Futterautomaten in den Stall. Ich finde es nicht sehr aufwändig, aber die Pferde behalten Ihre Figur und das Risiko der Hufrehe ist auch gesenkt.
Viele Grüße
Esther
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Liebe Esther,
sehr vernünftig!
Auch Dir und Deinen Lieben wünsche ich eine unbeschwerte Weidezeit!
Liebe Grüße, Babette

 

Von Claudia • 6. April 2009

Hallo alle,

Bei uns werden die Pferde auch nicht angeweidet sondern gleich aufs Gras gestellt (bei einem Stallbetreiber mit 50 Jahren Pferdeerfahrung!!) Nur haben wir jetzt das Glück, dass wir es durchgesetzt haben, das die Tiere auch im Winter auf die Weiden kommen. Nur wenn das Wetter ganz schlecht ist, bleiben sie drin. Dieses Jahr waren das 2x 2 Wochen am Stück. Dementsprechend sehen auch unsere Weiden aus. Sie sind ziemlich abgefressen und zertrampelt aber immerhin bietet das etwas Reheschutz. Und den brauchen sie auch weil die Pferde viel zu gut gefüttert werden (rund = Wohlstand).
Ich mache immer mehr die Erfahrung, dass viele Pferdebesitzer eine gewisse Resignation an den Tag legen, nach dem Motto „da kann man ja eh nichts machen“. Kann man eben doch wenn man hartnäckig bleibt, sich zusammenschliesst und sich etwas einfallen lässt. Irgendwie ist das aber vielen Leuten „zu viel“ und man steckt lieber den Kopf in den Sand. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass manche Pferde nicht so alt werden, wie sie könnten. Ihre Menschen sind zu bequem zum Denken.
Ich möchte mich noch für den Beitrag von Jochen bedanken. Finde ich unheimlich interessant und sind tolle Tipps dabei.
Liebe Grüsse Claudia
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Liebe Claudia,
ja, Jochen schreibt immer tolle Kommentare!
Liebe Grüße und alles Gute für die Weidezeit, Babette

 

Von Christiane • 6. April 2009

Hallo, Pferdefreunde!

Wir sind gerade aus so einem Stall ausgezogen: im Frühjahr hauruck auf die Weide, so dass der Stuhlgang dünner als bei Rindviechern kam, im Winter auf Ausläufen zwar draußen, aber über Monate nicht abgeäppelt. Und so haben wir ausgangs Winter regelmäßig Mauke. Zwar eine tolle Reithalle, aber bei dem Herdenmanagement…

Meine Stute ist jetzt 22. Seit ich sie vor vier Jahren bekam, gehen wir außerhalb der Weidezeit (also den ganzen Winter) immer ein wenig nach dem Reiten an irgendeinem Wegrand fressen. Jetzt im Frühjahr läßt sie jedes Kraftfutter dafür stehen – und das fahre ich dann auch regelmäßig runter. Heu hat sie ad lib, und in ihrem jetztigen Auslauf stehen sie auf Sand, werden mehrfach täglich abgeäppelt und müssen zahlreiche Futterplätze und Tränken ansteuern, so dass sie ständig in Bewegung sind. Sie geht barfuß, aber ehrlich gesagt, habe ich mich mit der Form der hufsohle noch nicht wirklich beschäftigt. Werde die Ausführungen von Jochen mal mit Blick auf Tiffis Hufe rezitieren und ggf. mit meiner Huforthophädin besprechen!

Jetzt, wo sie ganz nah aufgestallt ist, arbeiten wir vermehrt auch unter dem Sattel und das in unserem rheinhessischen Hügelland. Ich habe ihren staksigen Gang daher auf Muskelkater geschoben. Bin jetzt aber doch einigermaßen beunruhigt und werde mal Temperatur- und Pulskontrollen durchführen…

Toller und lehrreicher Beitrag!

Woran sterben denn die Pferde lt. Artikel, wenn sie so jung schon ableben???

Viele noch laienhafte Grüße

Christiane
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Hallo Christiane,
die Frage, woran die Pferde sterben kann ich Dir leider nicht beantworten.
Ich wünsche Dir und Deinem Pferd alles Gute im neuen Stall und ganz viel Gesundheit!
Liebe Grüße, Babette

 

Von Sandra • 6. April 2009

hallo!

ich kann mich nur anschliessen – hufrehe ist der absolute horror!

ich habe im sommer 2007 meinen haflingerwallach (er wurde im mai 14) einschläfern lassen, da wir schon zwei jahre lang gegen die rehe gekämpf haben und es ihm richtig schlecht ging.

ich kann nur allen sagen – bitte passt auf eure pferde auf!!!!

wenn ich so manche fütterungsempfehlung der kraftfutterhersteller lese bekomme ich dass grosse k*****!
meine einstellung betr. fütterung hat sich dahingehend geändert, dass ich mir von niemandem mehr sagen lasse wie viel mein pferd zu fressen braucht – der beste futtermeister ist das auge!!!

man muss nur logisch überlegen, worauf die verdauung eines pferdes ausgelegt ist – nämlich karges rauhfutter dass in ständiger bewegung aufgenommen wird zu verdauen.
unsere pferde allerdings bekommen ihre heurationen, wenn geht noch 3 x täglich kraftfutter, usw. – es hat auch nicht jeder die möglichkeit sein pferd täglich die nötige zeit zu bewegen um den stoffwechsel gut in schwung zu halten.

unsere weiden sind auf rinderhaltung ausgelegt – und die sollen ja möglichst viel milch geben. folglich sind in den kuhgräsern erheblich mehr fructane und proteine enthalten, als für pferde gesund sind.

ich habe mich schon so viel mit hufrehe, fütterung und weiden beschäftigt und mich auch mit vielen menschen darüber unerhalten – aber ich habe den eindruck dass niemand darüber nachdenkt was er seinem pferd damit antut wenn er es völlig überfüttert.

mir steigen grad wieder völlig die emotionen hoch und ich kann mich bei diesem thema so derartig aufregen. ich hoffe aber dass ich halbwegs was lesbares hinterlassen habe.

glg

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Liebe Sandra,
das tut mir sehr leid, dass Du Dein Pferd wegen Hufrehe einschläfern musstest 🙁 .
Und das Du so emotional reagierst, kann ich sehr gut nachempfinden,
alles Liebe für Dich, Babette

 

Von Gabriela • 9. April 2009

Hallo Babett,

ich habe im Laufe der Jahre schon viele Pferde mit Hufrehe erlebt. Egal ob es eine Belastungsrehe, eine Futterrehe oder eine „Diätrehe“ (auch das gibt es durch plötzlichen Futterentzug bei dicken Pferden bei denen dann der Leberstoffwechswel völlig überfordert ist) ist, es ist für das Pferd immer eine außerordentlich schmerzhafte Erfahrung die nicht sein müsste wenn die Leute wüßten was in ihrem Pferd vorgeht. Leider ist medizinisches Hintergrundwissen bei Pferden für die meisten ein Buch mit sieben Siegeln. Gerade jetzt kurz vor der Weidezeit sehe ich immer wieder Leute die ihre Pferde einfach „mal für ein paar Stunden auf die Weide stellen“, quasi von 0 auf 100. Das dieses Unwissen unter Umständen gefährlich sein kann ist vielen nicht klar. Frei nach dem Motto „das müssen die abkönnen, ging ja früher auch“ züchten sich viele damit Krankheiten heran die oft nur schwer wieder unter Kontrolle zu bekommen sind.
Ich weide eine Pferde sehr vorsichtig an und beobachte sie in dieser Zeit genau. Auch dein Punkt mit der „Bewegung wegen des erhöhten Stoffwechsels“ ist für mich klar nachzuvollziehen denn so habe ich es immer gehalten. Leider habe ich aber auch dieser Tage wieder erkennen müssen, daß dieser Punkt bei den meisten leider gar nicht nachzuvollziehen ist. Heute sind meine Pferde das erste Mal für 1,5 Stunden auf der Weide gewesen (vorher anweiden an der Hand minutenweise). Natürlich toben sie in den ersten Minuten über die Weide. Das scheint den meisten als Bewegung zu genügen. Ich habe aber meine Pferde am Nachmittag noch gearbeitet und wurde hinterher mit netten Kommentaren wie „du kannst wohl auch nicht genug kriegen“, „deine armen Tiere müssen wohl immer arbeiten“ und „meinst du nicht daß sie für heute genug haben“ bedacht. Für die meisten ist es nur eine Frage der Zeit wann sie ihre Pferde endlich auf der Weide haben und demnach „nicht mehr arbeiten müssen“. Aber gerade dann arbeitet der Stoffwechsel auf Hochtouren und es sollte klar sein daß man die Pferde nicht einfach nach ein paar Stunden Weidezeit wieder in die Box stopfen kann.
Das Ergebnis dieses Verhaltens wurde dann wohl gestern den meisten aus unserem Stall bewußt als ein Pferd Hufrehe bekam das genau soetwas erleben musste. Hufrehe ist eine ständig unterschätzte Gefahr aber wir können alle nur dazu lernen.

Liebe Grüße

Gabriela
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Liebe Gabriela,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Jochen • 18. April 2009

Na, na, Ihr!

Da schafft Ihr es doch tatsächlich, daß ich alter Knacker vor Verlegenheit rot werde…

Hier kommt ein etwas schwerfällig zusammengewürfelter Nachtrag (wer es zu langweilig findet, möge Nachsicht walten lassen und weiterblättern).

– Schmerzende Hufe: Man bedenke, daß Pferde Beutetiere sind, was evolutionsgeschichtlich heißt, daß sie Schmerz nach Möglichkeit nicht zeigen (außer durch Flucht). Denn Raubtiere sind ja nun auch nicht dumm, die gucken sich die leichtesten Opfer aus, also die Schwachen, und unter denen wiederum in erster Linie die Lahmenden, bei denen sie sich vor dem Kampf nicht erst müde rennen müssen – wer sich da erfolgreich gesund stellt, hat mithin die besseren Überlebenschancen.

(Meine Gänse – Beutetiere! – sind mal von streunenden Hunden überfallen worden. Eine von ihnen, die scheinbar unversehrt blieb, ist drei oder vier Monate später verendet – und erst da habe ich ihre verfaulten Wunden unter den Flügeln entdeckt. Sie hatte sich bis zum Schluß vollkommen normal verhalten.
Und wo wir schon mal dabei sind: Christiane fragt, woran Rehepferde vorzeitig sterben. Schnell und richtig behandelte Rehe wächst sich in etwa einem Jahr aus (ungefähr so lange braucht der Huf, um sich vollständig zu erneuern), dann ist das Pferd wieder gesund, und das war’s – hoffentlich, wenn nämlich die Lebensbedingungen korrigiert wurden. Das vorzeitige Ableben betrifft zu spät und/oder falsch behandelte Rehepferde. Und da lautet die grausame Wahrheit: Wenn sie Glück haben, sterben sie an einer hinreichend stark dosierten Euthanasie-Spritze, oder zumindest an einem sauberen Bolzenschuß im Schlachthof. Wenn sie weniger Glück haben, sterben sie an einer Kolik, wegen Bewegungsmangel in ihrer Zelle, in die sie der wohlmeinende Halter („Rehe, Ruhe – wo ist da der Unterschied?“) gerade jetzt eingesperrt hat, wo sie besonders viel (sanfte) Aktivität brauchen. Und wenn sie gar kein Glück haben, dann sterben sie erst nach langem Siechtum: Hufrehe ist eine teilweise oder völlige Lähmung der Lamellenschicht, die normalerweise (wie ein komplexer Klettverschluß) den Huf am Fuß festhält, wobei die abgestorbenen Lamellen matschig werden und nicht mehr halten. Kurz, es handelt sich um eine Nekrose, und wenn die chronisch wird, dann stirbt fortwährend auch das nachwachsende Gewebe ab (u. U. jahrelang) und hält den gesamten Organismus in einem Zustand permanenter Vergiftung, vor allem bei mangelnder Bewegung. Welcher opportunistische Auslöser dann den Tod bewirkt, läßt sich nicht vorhersagen – es mag ein Schnupfen sein –, aber der wahre Grund heißt „chronische Vergiftung bei psychischer Unterminierung durch extremen Dauerschmerz“.)

Wenn einen Menschen der Schuh drückt, dann hinkt er eben. Wenn aber einem Pferd ein Fuß schmerzt, dann wird es alles daran setzen, sich ohne jedes Symptom zu bewegen, und es wird erst dann lahmen, wenn der Schmerz derart schlimm geworden ist, daß es wirklich nicht mehr anders kann – 55 Millionen Jahre lang sind die Lahmenden gefressen worden, und dabei sind diejenigen Gene, die andere Verhaltensweisen zulassen, weitestgehend aus der Erbmasse verschwunden.
Darum ist die im Artikel gezeigte Testzange so nützlich: Sie dient dazu, dieses Versteckspiel rechtzeitig zu entlarven, indem sie es dem Pferd ermöglicht, auf den zusätzlichen punktuellen Schmerz mit einem Fluchtreflex zu reagieren. Wer (noch) keine solche Zange hat, kann behelfsweise kräftig mit dem Hufkratzer unter die Sohle drücken; das ist besser als gar nichts.
Putzt man einem Pferd mit scharfen Borsten grob die Nase, so mag es sich „fühlig“ anstellen, weil ihm die Kratzbürstigkeit des Pflegers mißfällt. Der gelobt dann Besserung, und der Fall ist erledigt (bis zum nächsten Mal). Stellt sich hingegen ein Pferd beim Laufen „fühlig“ an, so liegt nicht nur eine harmlose schräge Befindlichkeit vor, sondern handfester Schmerz, den es trotz „Instinktwarnung: Lebensgefahr“ nicht mehr verbergen kann. Konsequenz: Sprüche wie „Ein bißchen fühlig macht nichts“ haben in der Hufpflege nichts zu suchen!

– Bewegung: Sie ist beim Pferd genauso wenig allein vom menschlichen Standpunkt aus nachzuvollziehen wie Schmerz. Bewegung ist für Pferde ungleich wichtiger als für uns! Denn bei uns fördert sie Darm- und Herzaktivität und somit u. a. passiv die Durchblutung der Füße; bei Pferden hingegen wirkt zusätzlich bei jedem Schritt der Strahl auf eine Art Pumpe innerhalb des Fußes, wodurch beim Laufen sozusagen vier zusätzliche Sekundärherzen den Kreislauf unterstützen – und die Durchblutung der Füße wird nicht aus der Entfernung passiv gefördert, sondern vor Ort aktiv betrieben. Diesem Mechanismus verdankt das Pferd erst die eigentliche Versorgung der Lamellenschicht (deren Gesamtoberfläche enorm groß ist!) und den Abtransport eventueller Giftstoffe (die dann wie bei uns im aktivierten Stoffwechsel gefiltert und ausgeschieden werden).

– Pferdeweide: Es kommt nicht darauf an, ob sie schön ist (ohne Trittlöcher, ohne aufgewühlte Stellen, mit einheitlich englisch-grünem, saftigem Rehegras), sondern darauf, ob sie gut ist: mit harten und kahlen Stellen, das Rehegras abgefressen und zertrampelt, bis es sich beleidigt in die Schmollecke verzieht und ansonsten einer großen Vielfalt an Unkräutern Platz macht, mit viel zähem Ballastmaterial, mit zum Wandern anregenden Geländevariationen usw. – und vor allem darauf, ob die Pferde täglich drauf sind, vor allem im Winter, bevor das Gras wieder wächst.
Und wenn man sie für die Nacht nach Hause holt, dann bitte in einen Auslauf (von mir aus gerne mit Offenstall, obwohl ein ganz einfacher Unterstand durchaus genügt).
Übrigens habe ich gerade (Mitte April) Ableger einer Trauerweide in Wasser gestellt. Wenn sich Wurzeln gebildet haben, kommen sie etwas außerhalb des Rundlaufs an die feuchteste Stelle der Pferdeweide (nach Jahren der Trockenheit regnet es hier wieder mal vernünftig – vielleicht klappt’s ja). Weidenbäume enthalten nämlich Salicylsäure (wird in Apotheken als Aspirin verkauft), und die verdünnt das Blut, hilft bei Fieber und Schmerz und ist bei Pferden ein beliebtes Grün zum Naschen. Sind die Bäumchen groß genug, so gibt’s in Selbstbedienung das, was der lange Hals erreichen kann…

– Kraftfutter: Was die Beifütterung angeht, da kann ich über Gerste hinaus nicht mitreden. Omnibus-Pferde bekamen in ihrer kurzen Schwerstarbeiter-Karriere bis zu acht Rationen Gerste am Tag, aber kein Kraftfutter. Für meinen Spanierwallach gibt es morgens und abends je 1100 ml eingeweichte Gerste, und knapp 500 ml für die Weibchen (ein Pony von 1,30 m und ein fast zweijähriges Camargue-Fohlen). Bis letzten Sommer bekam Klein-Thalie auch Zucht-Kraftfutter für Eltern und Fohlen – Sandra, ich weiß die genaue Dosis nicht mehr (die sie schon in der Manade vom Züchter bekommen hatte), aber es waren allerhöchstens 10 % der Herstellerempfehlung.
Mit Olympiakandidaten, die Futterdoping brauchen, habe ich nichts zu tun – bei Hotta Normalverbraucher hingegen halte ich Spezialfutter für ebenso überflüssig wie bei Bauarbeitern oder Bergleuten.

– Verbogene Hufwände: Wenn der Trompetenwuchs mit bloßem Auge sichtbar wird, dann ist er bereits recht weit fortgeschritten. Schon lange vorher erleidet die weiße Linie die ersten Zerrungen – und das Pferd sagt nichts! Streift man jedoch mit der Hand (am besten mit den Fingerspitzen) von oben nach unten über die Hufwand, so ertastet man ihn im Frühstadium, kann schleunigst den Wildpferd-Schliff nacharbeiten und dürfte damit die Sache in den meisten Fällen stabilisiert haben. Perfektionisten können sich eine Zeichnung machen oder auf einem Photo die jeweils vorhandenen Verbiegungen markieren. So kann man neue Verformungen leicht aufspüren – vor allem, wenn man sich angewöhnt, ohnehin bei der täglichen Hufpflege mit einem schnellen Griff außen über jeden Huf zu streichen (was wohl keinen übermäßigen Aufwand bedeuten dürfte).
Und: Ich habe mich nie so recht für die Idee erwärmen können, über die Mustang-Rolle hinaus die Trompetenform zu schlichten (das verbogene Horn zu begradigen), wie es auf den Barhuf-Internetseiten beschrieben ist, die ich am 2. April erwähnt habe. Wenn keine Hebelwirkung mehr stattfindet, dann sollte m. E. auch kein weiteres Horn mehr außen weggenommen werden – denn welchen Nutzen hätte das Pferd davon, wenn man ihm die ohnehin schon geschwächte Hufwand dünner raspelt? Doch wohl gar keinen, sondern eher neue Verformungen und möglicherweise Schmerz, zumal wenn es irgendwo anstößt. Außerdem zeigen die Verbiegungen, wo der Wildferd-Schliff mit besonderem Augenmerk gepflegt werden sollte – und wie nach und nach die Schwachstellen verschwinden. Für den Halter ist es mehr Arbeit, zugegeben, denn er muß öfter die Raspel anlegen, und es sticht vielleicht ästhetisch nicht so ins Auge, als käme der Huf frisch aus der Drehbank, aber das sind ja wohl reichlich weinerliche Argumente. Lassen Sie also dem Pferd alles Horn, bis es im Wildpferd-Schliff verschwindet – und sorgen Sie derweil dafür, daß die Tragränder auf Sohlenniveau und schön gerundet bleiben!

– Weiße Linie: Hat man den Tragrand auf Sohlenniveau geraspelt, dann bildet er nicht mehr diese praktische Wand, an der man beim Hufesäubern entlangkratzen kann. Aber die weiße Linie hat sich deshalb noch lange nicht so fest und gesund ausgewachsen, wie sie das bei Hauspferden wahrscheinlich ohnehin nur bis zu einem gewissen Grad tun wird. Es kann jetzt schon mal passieren, daß sich kleine Steinchen oder dicke Sandkörner hineindrücken (wie bei Autoreifen ins Profil, was dann auf dem Asphalt bei jeder Umdrehung so komisch klingt). Diese Steinchen schleudern sich früher oder später aus dem Autoreifen auch wieder heraus, nicht aber aus dem Huf. Deshalb bitte stets darauf achten – und sie ggf. herauskratzen! (In einem etwas hartnäckigeren Fall bin ich einmal kurzerhand einen kleinen, spitz zugeschliffenen Schraubenzieher aus dem Nähkästchen für Lederarbeiten holengegangen.) Es schiene mir nämlich extrem kontraproduktiv, so etwas drinzulassen, in der vagen Hoffnung, daß es sich irgendwann mal abschleift…
Der rabiate Raspler, der bis zur Sohle rundet, hat dieses Problem natürlich nicht. Dafür hat aber wahrscheinlich das Pferd ein Problem mit dem Raspler und seinem „Ein bißchen fühlig macht nichts“ (siehe weiter oben). Weist jedoch die weiße Linie eine Schwachstelle auf, ein Loch, in dem sich immer wieder Steinchen festsetzen, dann ist es sinnvoll, an dieser Stelle eine Bresche in die Hornwand zu raspeln, so daß das Loch keine Außenwand mehr hat. Diese Bresche schafft bei moderater Intervention wirkungsvoll Abhilfe, und das Risiko der „Fühligkeit“ bleibt äußerst gering. –

Im Wald und auf der Wei-heide,
da such ich meine Freu-heude,
ich bin ein Ho-hottapfe-he-herd…

Viele Grüße aus der Provence,
Jochen
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Nochmal „Hut ab“ Jochen 🙂 !
Toller und super lehrreicher Kommentar, vielen, vielen Dank!!!
Liebe Grüße, Babette

 

Von Natascha • 28. Januar 2010

Hallo zusammen,

bei einer akuten Rehe kann ich auch immer nur wärmstens Blutegel empfehlen! Sicher, man hat die glibberigen Genossen nicht immer auf Vorrat zu Hause, aber es lohnt sich, einen Heilpraktiker oder Tierarzt zu suchen, der immer ein paar da hat.
Die vielen medizinisch wirksamen Stoffe im Speichel des Blutegels wirken in diesem Fall vor allem gegen die Mikrothromben (Blutgerinsel), die die adäquate Versorgung der Huflederhaut verhindern, und auch entzündungshemmend. Es sollten so viele Egel wie möglich auf der Haut am Kronrand platziert werden. Eine Überdorsierung ist nur theoretisch möglich. Man rechnet ca. 1 Egel pro 5 Kilo Körpergewicht. Bei einem 500 Kilo Pferd macht das also 100 Egel – das wird wohl kaum jemand schaffen. Man kann also gut und gerne 4-6 (oder auch mehr) Egel pro Huf ansetzen. Die Wirkung tritt quasi sofort ein, da der Wirkstoff an Ort und Stelle injiziert wird.
Vorher sollte man den Huf aber mit keinerlei Salben oder sonstigen Mitteln behandelt haben, da die Würmchen sonst nicht beißen (bei komischen Gerüchen sind die sensibel). Und keine Sorge, es tut nicht mehr weh, als ein Pieks mit der Nadel (hab’s ausprobiert ;)) und die meisten Pferde machen gut mit.

Übrigens sind Blutegel auch bei Entzündungen im Bereich des Bewegungsapparates generell angezeigt. Sehnen- oder Sehnenscheidenentzündungen, Arthritis und Arthrose, Blutergüsse (möglichst frisch behandeln). Es gibt viele Anwendungsmöglichkeiten.

Wer das ein oder andere Zipperlein hat, kann es selbst probieren, wenn er sich traut. Ich hab meine chronische Nervenreizung am Ulnarisnerv („Musikantenknochen“ – äußerst unangenehm!) damit nach Monaten Rumdokterei und ekligen Spritzen endlich weggekriegt.
Also, nur Mut! Schaden tut’s nix! Aber Achtung: Beim Menschen blutet die Wunde noch bis zu 12 Stunden nach (beim Pferd 2-4 Stunden), also nix vornehmen für den Rest des Tages. Beim Pferd die Wunde nur etwas abdecken, damit keine Fliegen drankommen und nicht unbedingt auf den Matschpaddock stellen.

Generell sollte auch noch erwähnt werden, dass bei Erkrankungen des Bewegungsapparates über Stallruhe gründlich nachgedacht werden sollte. Ich persönlich bin der Meinung, dass diese nur in den seltensten Fällen angezeigt ist. Pferde haben unterhalb der Wurzelgelenke keine Muskeln mehr. Hier gibt es nur Sehnen. Wenn man sich nun vor Augen hält, dass der Abfluss von Lymphe (und damit von Stoffwechselprodukten) maßgeblich durch die Muskelpumpe aktiviert wird, muss man vor allem bei entzündlichen Erkrankungen, aber auch bei Verletzungen (bei denen ja Reparaturptozesse stattfinden) die Stallruhe in Frage stellen. Sicher soll das Pferd nicht auf der Weide rumtoben. Aber man muss sich vor Augen halten, dass es sich um ein Lauftier und nicht um ein Stehtier handelt und wir unsere Pferde auch im Krankheitsfall unter diesem Aspekt beurteilen sollten. Soll also eine Verletzung ausheilen, muss das Gewebe mit genügend „Material“ für den Wiederaufbau versorgt werden. Um eine Versorgung zu gewährleisten, muss allerdings auch die Entsorgung (z.B. von zerstörtem Gewebe und durch den erhöhten Stoffwechsel generierten Produkten) klappen. Sollte kontrollierte Bewegung nicht möglich sein, sollte man wenigstens eine Lymphdrainage machen um den Abtransport anzukurbeln.

Viele Grüße
Natascha

PS: Bluter und mit Gerinnungshemmern behandelte Leute sollten natürlich die Finger von Blutegeln lassen.
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Liebe Natascha,
vielen Dank für Deinen Beitrag!
Ich habe auch schon sehr erfolgreich mit Blutegel behandelt. Die Tierchen sind toll!!!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von nicole • 16. Januar 2012

hallo, ich würde gerne mal mit jochen reden… bitte schreib mir doch mal….

lg nicole

email: nicole40@online.de

 

Von Ayira • 30. April 2012

Mein Pferd ist derzeit noch nicht auf der Koppel, da die Stallbetreiber (aus mir leider unerfindlichen Gründen) keine Winter(Erd)koppel haben. Derzeit stehen sie in Paddockboxen und wenn ich bei meinem Buben bin, da geh ich mit ihm auf den Erdreitplatz und lasse ihn da etwas toben bzw. am Boden nach Minigrashälmchen zupfen.

Mich ärgert es zwar, dass sie eben keine Winterweide haben – obwohl genug Platz da wäre – aber finde es anders herum schon toll, dass die Pferde nicht gleich auf das erste zarte Grün gestellt werden wie in manch anderen Ställen. Von meiner Pferdetherapeutin weiß ich, dass gerade das erste, zarte Grün noch sehr viele Giftstoffe enthält, die wiederum zu massiven Stoffwechselproblemen beim Pferd führen können. Australische Forscher haben das mal nachgewiesen, dass das kurze Gras eben noch sehr viele Giftstoffe enthält, da es sich ja bis zum Zeitpunkt der Samenverstreuung gegen Fraßfeinde schützen will.
Mir leuchtet das ein und ich habe heuer im Frühjahr extra hingeschaut und bei sehr vielen frühen Koppelgängern massive Kugelbäuche gesehen …

Das hatte meiner jetzt nicht, dafür muss ich selber dafür sorgen, dass ich ihm beim Anweiden helfe. Da die Reithalle vom Stall ein Stückchen entfernt ist, darf er nach braver Arbeit beim Heimspazieren alle paar Schritte grasen. Oder, wenn ich nicht so viel zeit habe, packe ich mein Pferd aus der Paddockbox und gehe gezielt am Gehsteigrand mit ihm grasen. Ein, zwei Büschel hier, dann suche ich ihm das nächste.
Wie mir letzte Woche gesagt wurde, kommen die Pferde dann in 1-2 Wochen auf die Koppel, anfangs noch nicht so lang, damit sich auch ihre eigenen ans Gras gewöhnen können.
Ich finde das gut.

Wenn wir für nächstes Jahr noch eine der riesen Koppeln als Winterweide lassen könnten, wäre es perfekt …

 

Von Anna • 3. Mai 2012

Hallo Jochen,
ich bin begeistert von der Paddock Paradise Methode – meiner Meinung nach ist dies wirklich die einzig richtige und verantwortliche Art Pferde zu halten!
Es gibt das Buch übrigens auch in deutscher Übersetzung, für alle, die nicht gerne auf Englisch lesen:

http://www.naturhufpflege.com/buchversand.html

Absolut empfehlenswert und für diejenigen, die auch die Fütterungsempfehlungen einhalten eine 100% sichere Methode, Hufrehe vorzubeugen oder komplett zu heilen!!

VG,
Anna

 

Von Janine • 28. Juli 2012

Hallo,

mein Pferd hatte dieses Jahr seine zweite Rehe 🙁 Wir haben im 5 Minuten-Takt angeweidet und als er nach einer Stunde von der Weide kam, stellte er sich in der Typischen Rehe Stellung auf. Der TA kam zum Glück sofort und somit konnte die Rehe durch einen Aderlass sofort behandelt werden. Er ist auch wieder wohl auf und topfit.
Mein Pferd ist nur leider sooooooo verfressen. Er ist natürlich auf Dauerdiät, da er nur vom Fressen angucken aufgeht wie ein Hefekloß. Jedes Blatt das herabfällt ist seins und er knabbert sogar Pflanzen an, die normalerweise Pferden überhaupt nicht schmecken(die natürlich nicht giftig sind). Ich kann momentan nicht mal mit ihm spazieren gehen, da er nur Augen fürs Gras hat. Selbst wenn ich ihn clickere, findet er das Gras 1000mal spannender, als das Möhrchen, dass er dafür bekommt. Was kann ich da machen? Vielleicht habt ihr ja einen Tipp 😉

LG Janine

 

Von Lena • 23. April 2013

hey ich wollte mal was fragen und zwar meine Shetty hat sehr doll Hufrehe gehabt.Sie ist jetz aber wieder Reitbar und Topfit.Im Winter lief sie auch drausen aber wie ist es jetz im sommer???Wir haben eine Koppel wo ganz kurzes gras ist kein langes.Darf sie Täglich raus für eine halbe stunde oder lieber nicht???Da sie sehr anfällig für Hufrehe ist.Wir haben das zum Glück mit einem spiziellen Futter für rehe Pferde wieder alles in grif bekommen.Könnt ihr mir evtl Tipps geben???
MFG lena

 

Von Marlena • 20. April 2014

Hallo Babette!

Ich miete derzeitig ?in Pferd, früher einmal Hufrehe hatte. Mir wurde erzählt, dass sie zwar richtig angeweidet worden ist, aber :dann, als sie ganztätig auf die Weide kam, zu sehr geschlungen hat und dadurch Rehe bekam.
Ob da tatsächlich die Ursache war weiß ich nicht.
Letztes Jahr kam sie deswegen nicht auf die Wiese, dieses Jahr möchte ich es aber probieren und sie besonders langsam anweiden.
Ich habe aber Angst sie wieder ganztätig auf der Wiese zulassen, da sie tatsächlich etwas schlingt beim Grasen und ich möchte natürlich nicht, dass sie wieder Hufrehe bekommt.
Deswegen meine Frage: Kann es sein, dass ein Pferd, obwohl es langsam angeweidet wurde, durch Schlingen Hufrehe bekommt, obwohl ihre Verdauung sich doch schon umgestellt haben sollte?
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Liebe Marlene,
dafür braucht ein Pferd nicht zu schlingen! Viele Pferde bekommen bei zu viel Gras durch ganztägigen Weidegang Hufrehe, auch wenn sie langsam fressen. Unsere Weide sind einfach oftmals viel zu fett für unsere Pferde und der Stoffwechsel entgleist. Wenn Dein Pferd schon ein Mal Hufrehe durch Gras hatte, würde ich Dir dringend davon abraten, Dein Pferd wieder ganztags auf die Weide zu lassen. Die Gefahr, dass sie wieder Hufrehe bekommt ist sehr, sehr groß!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Marlena • 20. April 2014

Ach und natürlich lg und ich würde mich über eine baldige Antwort freuen;)

 

Von Andrea • 8. Januar 2017

Hallo ihr lieben,

könntet ihr mir bitte mal die email Adresse von Jochen schicken?

lg andrea
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Hallo Andrea,
das geht aus datenschutztechnischen Gründen leider nicht,
liebe Grüße,
Babette

 

 

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