Die Längsbiegung
In den letzten Blogbeiträgen habe ich über die Themen Stellung und Halsbiegung geschrieben. Heute möchte ich mich der Längsbiegung widmen.
Biegung definiert sich laut FN folgendermaßen: „Die Krümmung der gesamten Wirbelsäule nach rechts oder links um den rechten oder linken Schenkel. Die Biegung muss gleichmäßig sein, das Pferd darf also z.B. in den beweglichen Halswirbeln nicht stärker gebogen werden als in den weniger beweglichen Rückenwirbeln, wo die eigentliche Biegung um den inneren Schenkel stattfindet. Besonders neuralgische Punkte sind hier der Halsansatz vor dem Widerrist und das Genick. Es gibt keine Biegung ohne Stellung, während, wie schon ausgeführt, Stellung ohne Biegung durchaus möglich ist…“.
Ich mache die korrekte Biegung so fest: Ein Pferd, das sich auf einer gebogenen Linie korrekt biegt, bewegt sich spurig, d.h., die Hinterfüße folgen der Spur der Vorderfüße.
In den Reitlehren findet sich häufig der Begriff „Rippenbiegung“. Nun ist es aber so, dass eine Biegung im Bereich der acht „wahren Rippen“ (diese sind mit dem Brustbein verbunden) so gut wie nicht möglich ist. Auch in den Bereichen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein ist kaum Längsbiegung möglich. Das bedeutet, dass die Wirbelsäule des Pferdes sich nicht gleichmäßig stark biegen lässt.
Sehr biegsam ist die Halswirbelsäule und gut beweglich ist der Übergang des letzten Lendenwirbels und des Kreuzbeines. Eine Längsbiegung entsteht durch die lange Rückenmuskulatur, die seitlich an den Wirbeln des Halsansatzes ansetzt und bis zum Kreuzbein geht. Wenn ein Pferd die gesamte Muskulatur einer Seite kontrahiert, kommt dadurch die innere Hüfte des Pferdes vor, wodurch das Pferd eine Biegung erreicht, obwohl sich einzelne Abschnitte der Wirbelsäule nicht biegen!
Um den komplexen Vorgang der Längsbiegung wirklich zu verstehen, muss man wissen, dass sich die Wirbelkörper nicht nur zur Seite bewegen, sondern auch rotieren. Dadurch drehen sich die Dornfortsätze der Wirbelkörper. Bei einer Biegung des Pferdes nach rechts, rotieren die Dornfortsätze bei einem aufgewölbten Rücken nach links. Dadurch hebt sich der innere Rippenbogen. Der Reiter spürt, dass er innen angehoben wird. Ist der Rücken hingegen nach unten weggedrückt, rotieren die Dornfortsätze nach innen, der Rippenbogen innen senkt sich. Der Reiter wird in der Biegung innen runtergesetzt.
Das, was dem Betrachter eines gebogenen Pferdes wie eine seitliche Biegung erscheint, ist in Wahrheit also eine Rotationsbewegung zusammen mit einer Aufwölbung der inneren Körperseite. Dadurch erscheint die innere Körperseite verkürzt und das Pferd gebogen. Die tatsächliche Verkürzung ist aber verschwindend gering.
Lernt das Pferd durch gut gymnastizierende Arbeit diese Beweglichkeit auf beiden Händen gleich gut durchzuführen und wird beidseitig immer geschmeidiger und kräftiger, gehen wir mit dem Pferd den Weg des „Geraderichtens“.
Durch die seitliche Biegefähigkeit entwickelt sich die Fähigkeit des Pferdes zur Versammlung.
Hier sehen Sie einige Beispiele für eine gute Längsbiegung:
Und hier dasselbe Pferd ohne Biegung:
24. März 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper • 8 Kommentare »
Von Cate
• 24. März 2009
Hallo Babette,
das hast Du wieder sehr treffend erklärt! Allein die Fotos sagen schon fast alles! :)Man sieht sehr schön, dass ein Pferd sich eher „elliptisch“ biegt. Ganz wichtig ist mir auch immer, dass das Pferd das „Sich-Biegen“ erst lernen muß, korrekte Biegung ist keine Selbstverständlichkeit! Viele Pferde können es leider nicht, sie verbiegen sich nur im Hals und fallen um die Kurven 🙁
Wie Du so richtig schreibst, ist die „Spurigkeit“ eine gute Hilfe, um korrekte Biegung zu beurteilen.
Ich lese Deine Praxis-Blogs sehr gerne, mach weiter so! 🙂
LG Cate
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Danke Cate!
Ich freue mich sehr über Dein Lob und mache gerne so weiter 😀 ,
liebe Grüße,
Babette
Von Maike
• 26. März 2009
Hallo Babette,
suuuper präzise! Warum wird denn da noch diskutiert??
Ist doch alles klar…
Ich glaube bezüglich der gleichmäßigen Biegung haben die FN´ler zuviel mit ihrer Eisenbahn gespielt, dabei hätten sie dann aber lieber daruf achten sollen, wie schön aufgerichtet die um die Kurve kommt, oder??
Weiter so….
Viele Grüße , Maike
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😀 😀 😀
Danke!!!
Liebe Grüße, Babette
Von Beate
• 30. März 2009
Hallo Babett, danke für die anschauliche Erklärung.
Vor allem, das mit der Wirbelrotation hat mir wieder ne Erleuchtung gebracht.Andererseits aber auch Fragen aufgeworfen. Dazu werd ich mal nen Thread aufmachen.
LG Beate
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Hallo Beate,
umso mehr man darüber weiß, desto komplizierter ist die Geschichte… 😉 ,
liebe Grüße,
Babette
Von Beate
• 30. März 2009
Auch mir ist ein Kronleuchter aufgegangen, warum mein Pferd mich in der Biegung oft „nach aussen setzt“. Kommt das mit meiner schwachen Seite zusammen, knickt dann die Hüfte ein – ein jetzt endlich nachzuvollziehender Vorgang!
Danke dir!
LG Beate (die andere Beate)
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Hallo andere Beate 😀 !
Ich freue mich 😀 , Gerne!!!
Liebe Grüße,
Babette
Von Ksenja
• 30. März 2009
Super Beitrag, endlich lernt man mal was Konkretes dazu! Solche Erkenntnisse vermisse ich in vielen Fachzeitschriften und habe viele wieder abbestellt…Leider scheint die korrekte Biegung für mein Pferd ein Buch mit 7 Siegeln zu sein, aber ich bleibe da dran!
Grüße aus Slowenien,
Ksenja
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Hallo Ksenja,
viel Erfolg beim Siegel aufbrechen 😉 ,
liebe Grüße nach Slowenien!
Babette
Von Scheckenfan
• 18. Dezember 2009
Wow, bei dem Rotieren der Wirbel ist mir echt ein Licht aufgegangen! Suuuuper erklärt!
Es lohnt sich einfach immer wieder, deine Blogbeiträge zu lesen!
Vielen Dank für all die Mühe!
Ein schönes Weihnachtsfest wünsche ich dir!
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Danke! Das wünsche ich Dir auch und ein glückliches, gesundes 2010!!!
Liebe Grüße,
Babette
Von anni
• 15. Januar 2010
hallo babette…
ich bin neu hier und gerade dabei eure seite durchzustoebern…uebrigens ganz toll 🙂 echt super, bin begeistert!!!!!!!
nun nur eine frage zur laengsbiegung: welche uebungen kannst du empfehlen um die laengsbiegung zutrainieren?
waere schoen ein paar ideen zubekommen 😉
gruesse aus mexiko city…anni
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Hallo Anni,
wow, aus Mexiko! Das ist ja toll und ich freue mich natürlich sehr, dass Dir unsere Seite gefällt 😀 !!!
Die Längsbiegung verbesserst Du mit Hilfe der Arbeit auf einem Kreis (Stichwort Longenkurs 😉 ) und durch die Arbeit mit den Seitengängen.
Liebe Grüße,
Babette
Von anni
• 29. Januar 2010
ok…vielen dank!eigentlich ja logsich, aber in dem moment ist mir nichts eingefallen 😛
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