Fragen zum Longenkurs: Wie lange und wie oft?

Heute gebe ich Antworten auf zwei Grundsatzfragen zum Longenkurs:

  • Wie lange soll eine Trainingseinheit dauern?
  • Wie oft sollte man an der Longe arbeiten?

Meine Antwort:

Die Dauer der Einheiten richtet sich nach verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel dem Alter und Trainingszustand des Pferdes. Bei einem jungen Pferd reichen 15 Minuten. Bei einem Pferd, das erst langsam wieder ins Training genommen wird, arbeiten wir die meiste Zeit im Schritt und steigern das Training langsam.

30 Minuten sind eine grobe Richtlinie für ein Pferd, welches das 3. Lebensjahr erreicht hat oder älter ist. Dabei darf die Einheit an sich aber auch länger sein. Die 30 Minuten sind dann die Arbeitszeit und was noch hinzuzurechnen ist, ist die Zeit, die wir uns nehmen sollten, um eventuell verspannte Muskeln zu massieren, passende Dehnübungen durchzuführen oder einfach nur mit dem Pferd zusammen zu sein und Qualitätszeit zu genießen, also z.B. in der Bahn zu stehen und das Pferd an seiner Lieblingsstelle zu kraulen oder einfach ohne Anforderung mit dem Pferd über den Platz zu spazieren. Diese Pausen sollte man regelmäßig in die Arbeit einstreuen.

Hier einmal ein Beispiel für die Gestaltung einer Longeneinheit:

  • 10-15 Minuten wärmen wir das Pferd im ruhigen Tempo auf (z.B. mit Führen in Stellung, Seitengängen, Anschraten, auf Distanz im Schritt und langsamen Trab auf kurzer Distanz von ca. 2-3 Metern Bahnfiguren wandern)
  • 5 Minuten Massage/Wellness/Dehnungen/Beziehungspflege
  • 5-10 Minuten schwungvolles Vorwärts mit aktiver Hinterhand, Trab-Galoppübergänge, Zirkel verschieben, ganze Bahn mit großer Longendistanz, an der langen Seite zulegen lassen, Fokus auf Lauffreude, wach machen, gemeinsam Spaß haben
  • 5 Minuten Massage/Wellness/Dehnungen/Beziehungspflege
  • 5-10 Minuten gymnastizierende Übungen an der Hand, alternativ für fortgeschrittene Pferde Seitengänge longiert im Wechsel mit Slalom, Volten – Schwerpunkt auf Biegung und Lastaufnahme der Hinterhand
  • 5 Minuten Aktivierung der Hinterhand, Galopp
  • 5-10 Minuten Cool-down-Phase im ruhigen Tempo, Dehnen, Massage

In diesem Beispiel wäre man mit dem Pferd 45-50 Minuten auf dem Platz, das Pferd würde aber „nur“ ca. 30-35 Minuten arbeiten, davon max. 15 Minuten im höheren Tempo, der Rest in ruhiger Manier.

Zur Häufigkeit der Einheiten

Für mich gilt der Leitsatz: „Der Muskel wächst am Ruhetag“. Wir sollten also im Training die Anforderungen an das Pferd möglichst nicht an aufeinanderfolgenden Tagen gleich halten. Deswegen longiere ich die Pferde auch nicht täglich, abgesehen davon, dass dem Pferd dann sehr wahrscheinlich die Longenarbeit auch bald fad wird und es nicht mehr motiviert sein wird. Nehmen Sie Ihr Pferd also lieber maximal jeden zweiten Tag an die Longe und nutzen Sie die Tage dazwischen, die Zeit mit Ihrem Pferd „anders“ zu verbringen, sei es mit einem schönen Ausritt oder Spaziergängen, mit Clickertraining, mit Bodenarbeit zur Verbesserung der Kommunikation, für ein bisschen Freispringen oder auch für das Training unter dem Sattel …

Hat Ihr Pferd an der Longe bereits eine gute Laufmanier entwickelt und steht es körperlich gut da, „muss“ man theoretisch nicht longieren. Ich empfehle das Longieren aber auch bei gut trainierten Pferden mindestens einmal die Woche, um den guten Zustand des Pferdes zu halten. Und ganz grundsätzlich kann das Training an der Longe für Abwechslung sorgen und das Pferd wieder lockern, sollte es nötig sein.

Ansonsten gilt: Sie können so oft an der Longe arbeiten, wie es Ihrem Pferd und Ihnen Spaß bereitet und es Ihrem Pferd gut tut.

 

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27. März 2018 von Babette Teschen • Kategorie: Longieren 1 Kommentar »

Fragen zum Longenkurs – Probleme beim Führen in Stellung

Heute mal wieder eine häufig gestellte Frage zum Longenkurs und meine Antwort mit Lösungsideen zu dem Problem:

Frage: Was mache ich, wenn das Führen in Stellung nur mit der Hand auf der Nase, nicht aber mit Abstand klappt?

Ich arbeite seit einiger Zeit nach dem Longenkurs an Führen in Stellung. So weit scheint es ganz gut zu gehen. Aber sobald ich versuche, etwas Abstand zu meiner Stute zu nehmen, fällt sie aus der Stellung heraus, also immer dann, wenn ich den Kontakt zum Kappzaum verliere. Sollte ich es erst mal dabei lassen und weiter am Kappzaum führen? Wie lange sollte man innerhalb einer Einheit machen? Das Führen in Stellung ist ja die Grundlage von allen weiterführenden Übungen, kann ich, auch wenn das noch nicht gut klappt, dennoch andere Übungen machen? Allerdings können wir ja auch nicht eine halbe Stunde nur Führen in Stellung machen, oder? Die Stresspunkte habe ich auch schon massiert. Die hohle Seite geht natürlich besser als die händige Seite. Wie soll ich weiter vorgehen? Was sollte ich ändern?

Meine Antwort:

Das Führen in Stellung ist eine Übung, die folgende Frage an das Pferd stellt: „Kannst Du Dich auf einen leichten, lockenden Impuls am Kappzaum im Genick stellen?“ Wir möchten mit ihr dem Pferd die Hilfe der Longe erklären und überprüfen, ob das Pferd im Genick locker ist und sich stellen kann. Dann versuchen wir die gleiche Frage auf Distanz zu stellen, indem wir an der Longe sanft lockende Impulse geben und beobachten, ob unser Pferd im Genick ebenfalls richtig reagiert. Bekommen wir auf Distanz noch keine Antwort, wissen wir, dass das Pferd die „Brücke“ noch nicht verstanden hat. Wir müssen diese Erklärung für das Pferd noch mal wiederholen, was aber nicht in derselben Einheit passieren muss! 

Eine wichtige Grundregel bei meiner Arbeit mit dem Pferd lautet immer:

„Arbeite Dein Pferd so, dass es motiviert und
 im „Ja“ bleibt und durch das, was Du mit ihm tust,
nicht genervt und unleidlich werden muss.“

Aus dieser Grundregel folgt, dass man keine Übung zu lange und ausschließlich machen darf. Und nein, keine Übung muss erst perfekt sein, bevor ich andere Übungen mache. Die gute Laufmanier setzt sich ja aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Stellung und Biegung ist ein wichtiger Baustein, aber ebenso wichtig sind Takt, eine aktive Hinterhand, Balance usw.

In der Regel mache ich das Führen in Stellung auf jeder Hand für ein, zwei Zirkel und wechsele dann in eine der vielen anderen Übungen, die wir im Longenkurs beschreiben, auch wenn das Führen in Stellung noch nicht perfekt ist. So würde ich dann vielleicht das Pferd etwas in der Quadratvolte longieren und dabei üben, den Zirkel zu vergrößern (also das Pferd hinter die Quadratvolte zu dirigieren und nach zwei, drei Runden den Zirkel zu verkleinern und mein Pferd wieder in die Quadratvolte zurückzuholen) oder ich gehe mit dem Pferd ganze Bahn und achte dabei auf fleißige, raumgreifende Bewegungen in einem gleichmäßigen Takt. Oder ich longiere den Slalom, um an unserer gemeinsamen Kommunikation über die Körpersprache zu arbeiten. Auch würde ich mit dem Pferd schon das langsame Antraben in entspannter Haltung üben (das sogenannte Anschraten) und schauen, ob mein Pferd schon ein paar Schritte Konterschulterherein gehen kann. 

Jede Übung dauert bei meiner Arbeit immer nur einige, wenige Minuten und jede Übung legt den Schwerpunkt auf einen anderen Baustein der Laufmanier, in der Hoffnung, dass sich das Puzzle „Gutes Laufen auf einer Kreisbahn“ immer weiter zusammensetzt.

Wichtig ist, dabei immer die Psyche des Pferdes im Blick zu behalten und zu schauen, was dem Pferd leichtfällt, was ihm Spaß macht, um den Hauptteil der Zeit in diesem positiven Bereich zu arbeiten. Von da aus arbeiten wir uns immer mal kurz an die Themen heran, die noch schwierig sind und bei denen das Pferd noch Probleme zeigt. 

Es geht also nie darum, erst einmal nur bei der Übung „Führen in Stellung“ zu bleiben, sondern das Pferd soll abwechslungsreich und vor allem flexibel gearbeitet werden, damit es nach und nach mit Freude und Spaß an der Sache alle Hilfen und die Körpersprache sowie die korrekten Bausteine der guten Laufmanier erlernt.

27. Februar 2018 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Longieren 3 Kommentare »

Fragen zum Longenkurs: Mein Pferd wehrt sich gegen die Hand am Kappzaum

Einige Fragen zu meinem Longenkurs bekomme ich so häufig, dass ich mir überlegt habe, meine Antworten einfach einmal als  Blogbeiträge zu veröffentlichen. Auch über den Longenkurs hinaus können diese Antworten bestimmt einige hilfreiche Anregungen für den Umgang mit Problemen bieten. 

Frage: Was soll ich tun, wenn sich mein Pferd gegen die Hand am Kappzaum wehrt?

Mein Pferd akzeptiert die Hand am Kappzaum nicht.  Es reagiert widersetzlich,  fängt an zu schnappen und  mit dem Kopf zu schlagen.

Was soll ich tun?

Dass Pferde am Anfang gegen die Hand am Kappzaum angehen, ist ein weit verbreitetes Problem, denn tatsächlich mögen viele Pferde zunächst weder die Nähe des Menschen am Kopf, noch das Anfassen so nah an der Nase. 

Wichtig ist, dass wir immer in dem Rahmen arbeiten, der für das Pferd in Ordnung ist und von da aus dann das Pferd langsam sowohl an unsere Position am Kopf als auch an die Hand am Kappzaum gewöhnen. Man kann sich die Hand am Kappzaum sehr leicht „vergiften“ und damit negativ besetzen, so dass das Pferd immer angespannt und gestresst sein wird, sobald wir mit der Hand dicht an seinen Kopf gehen. Genau das soll nicht passieren und deshalb gilt es zunächst einfühlsam herauszufinden, wo für das Pferd die Grenze ist.

Ich gebe solchen Pferden zunächst die Distanz, in der sie loslassen können und keine Stresssignale senden, wie zum Beispiel

  • Falten über den Augen/Sorgenblick,
  • hochgezogene Nüstern,
  • verkniffenes Maul,
  • angespannte Gesichtsmuskulatur,
  • zurückgelegte Ohren
  • „Widersetzlichkeit“ zeigen, wie eben zu schnappen, mit dem Kopf zu schlagen,
  • und ähnliches.

All das sind Zeichen dafür, dass ich schon zu nah am Pferd bin. Erst wenn sich das Pferd wirklich entspannt und locker wirkt, habe ich den momentanen Wohlfühlabstand gefunden. Ich arbeite zunächst von dieser Distanz aus und übe dann behutsam von dort aus das kleinschrittige Annähern.

Immer nur schrittweise vorgehen

Nehmen wir an, ich brauche zwei Meter Distanz zum Pferd, damit es losgelassen und stressfrei laufen kann. Dann gehe ich zunächst nur für einige kurze Momente ohne Druck und Erwartungen 30 cm dichter an mein Pferd und entferne mich wieder. So arbeite ich mich heran, bis das Pferd keine Sorgen mehr bekommt, wenn ich dauerhaft in einem Abstand von 1,70 m neben ihm gehe. Von da aus kann ich beim nächsten Mal vielleicht beginnen, mich auf 1,50 m anzunähern und so weiter.

Konnte ich mich so bis an mein Pferd heranarbeiten und akzeptiert mein Pferd ohne Stress, dass ich direkt neben ihm gehe, fasse ich kurz locker auf das Kappzaumeisen, aber ohne etwas tun zu wollen (also noch ohne jede Einwirkung!). Hält mein Pferd still, nehme ich gleich die Hand wieder weg und lobe mein Pferd.

Sollte das Pferd versuchen, durch Kopfschlagen oder Schnappen die Hand wegzubekommen, versuche ich mit der Hand ganz sanft am Kappzaumeisen zu bleiben, ohne aber dabei das Pferd festhalten zu wollen oder auf das Schnappen mit Strafe zu reagieren. Ich bleibe einfach locker dran. Genau so, wie der Strick, der vorne am Kappzaum hängt und nicht abgeht, so verhält sich nun meine Hand. In dem Moment, in dem das Pferd drei Sekunden ohne Fehler die Hand am Kappzaum akzeptiert, nehme ich die Hand sofort wieder weg und lobe.

Nimmt man die Hand weg, wenn das Pferd schnappt oder mit dem Kopf schlägt, kann das Pferd daraus den Schluss ziehen, dass es damit die Hand loswird. Wir wollen ihm ja aber vermitteln, dass die Hand auf der Nase gar nichts Schlimmes ist und da ruhig bleiben darf.

Reagiert man auf die Widersetzlichkeit des Pferdes mit Ärger, Strafen oder in einer anderen Art negativ, verbindet das Pferd immer mehr Stress mit der Hand am Kappzaum und das Verhalten wird sich verschlimmern.

Unerwünschtes Verhalten nicht strafen, sondern ignorieren

Meine Erfahrung zeigt, dass ein locker-entspanntes Ignorieren von Fehlverhalten mit geduldiger Gewöhnung am sichersten dazu führt, dass das Pferd kein widersetzliches Verhalten mehr zeigen muss. Es braucht dafür vor allem eines: Vertrauen. Das Pferd muss immer wieder die Erfahrung machen können, dass es vollkommen in Ordnung ist, wenn der Mensch auf Kopfhöhe mitgeht und seine Hand auf das Kappzaumeisen legt. 

Solange das Pferd die Nähe und die Hand am Kappzaum noch nicht akzeptieren kann, mache ich die Übungen an der Longe einfach aus der Distanz heraus, die für mein Pferd noch im grünen Bereich sind. Das Longieren in der Quadratvolte, den Slalom, ganze Bahn zu longieren, die Übung „Volten verschieben“ – all das kann ich wunderbar mit Pferden aus der Distanz machen, wenn sie die Hand am Kappzaum noch nicht akzeptieren.

Oft hilft allein schon das eigene Loslassen des Anspruchs, das Pferd unbedingt direkt am Kappzaum stellen und führen zu wollen, denn häufig sind wir dabei unbewusst selbst angespannt und in einer Habacht-Stellung, die sich auf das Pferd überträgt. 

Extra-Tipp: Das Akzeptieren der Hand am Kappzaum kann man sich auch sehr gut über das Clickertraining erarbeiten.

Hand auf dem Kappzaum

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30. Januar 2018 von Babette Teschen • Kategorie: Longieren 4 Kommentare »

Der Tod einer Stute und was er in mir ausgelöst hat

In der Pferdewelt dreht sich seit Wochen vieles um eine Tragödie: Bei einem Kurs für zirzensische Lektionen kam beim Training der Lektion „Kompliment“ ein Pferd um’s Leben. Auf Facebook wird nun diskutiert, wer Schuld daran ist und der Trainer wird unter anderem als „Mörder“ verurteilt. 

Ein Blick zurück

Mich hat das Geschehen tief bewegt, denn ein fast identischer Vorfall hat vor vielen Jahren ein Umdenken bei mir in Gang gebracht. Wer das Interview, welches Antoinette Hitzinger in der Pferdekonferenz mit Tania und mir geführt hat, gesehen hat, kennt die Geschichte bereits, denn dort habe ich sie erzählt. Und auch in einem früheren Beitrag von mir, mein Dank an mein Pferd Mariscal, habe ich von diesem Vorfall bereits berichtet.

Damals war mein Pferd Mariscal in derselben Situation wie die Stute Evita aus besagtem Kurs. Ich wollte, dass Mariscal lernt, so lange im Kompliment zu bleiben, bis ich das Kommando „Auf!“ gebe. Er hatte schon gelernt, nur auf das Anlegen der Gerte ans Röhrbein ins Kompliment zu gehen, aber er stand schnell wieder auf. Da ich mit Mariscal damals auf Vorführungen ging und mir auch einiges in dieser Richtung für die Zukunft für uns erträumte, machte so eine halbgut ausgeführte Lektion freilich nichts her. Also bat ich einen bekannten, in der Pferdewelt hoch angesehenen Trainer (es handelte sich nicht um den Trainer, bei dem Evita zu Tode kam), mir zu zeigen, wie ich Mariscal dazu bringen konnte, im Kompliment zu verharren. Ich bat ihn dabei aber auch, auf Gewalt und Zwang zu verzichten, da ich schon damals in der Richtung „Freiwilligkeit“ unterwegs war und vor allem auch wusste, wie Mariscal bei Druck und Zwang reagierte.

Mariscal kannte die Arbeit mit der Beinlonge, die auch bei der Stute Evita angewandt wurde. Er hatte an sich auch kein Problem damit, nur wenn man versuchte ihn mit der Longe unten zu halten, reagierte er panisch. Das sagte ich dem Trainer und bat ihn, Mariscal nicht unten zu halten. Genau das aber machte der Trainer. Auch mein Pferd kämpfte, kam aber bei der Aktion mit dem Leben davon, denn irgendwann hatte der Trainer es „geschafft“: Mein Pferd blieb unten. Mit einem Gesichtsausdruck der Resignation, gebrochen, aufgegeben …

Und ich hatte nicht eingegriffen.

Ich war zu feige gewesen, hatte zu viel Respekt vor dem Trainer und wollte doch auch so gerne das Zielbild erreichen. Bis heute fühle ich mich unendlich schlecht, wenn ich an diesen Vorfall denke. Wie konnte ich meinem Pferd nur so was antun? Wie ihn so im Stich lassen? Und wofür? Für mein Ego? Damit ich auf Shows mit ihm angeben konnte? Damit mich die Zuschauer dafür bewundern würden, wie viel Vertrauen doch mein Pferd zu mir hat? 

Ich stand damals ganz am Anfang meiner Trainerlaufbahn. Ich fing gerade erst an, Unterricht und Kurse zu geben und war auf der Suche nach Kunden. Mein Hof stand finanziell schlecht da, Geld musste reinkommen. Und wie bekommt man Kunden? Zum Beispiel indem man Auftritte macht und auf Messen geht. Meine Motivation war sicherlich eine Mischung aus „Es muss gut sein, damit die Menschen mich gut finden und bei mir Unterricht nehmen wollen.“ und meinem persönlichen Ego, welches zeigen wollte, was ich alles Tolles mit meinen Pferden kann. 

Rechtfertigt eine dieser Motivationen es, ein Lebewesen so gegen sein Nein zu zwingen? Ja, dann welche? Das eigene finanzielle Überleben? Wenn nein, gibt es überhaupt eine Motivation, die rechtfertigt, dass wir ein Lebewesen so bezwingen dürfen? 

Was ist eine Lektion wert?

Und wie schaut es mit anderen Bereichen im Umgang mit dem Pferd aus? Was ist mit einem „Nein“ des Pferdes unter dem Sattel? Wo ist es richtig, dass wir uns „durchsetzen“ und wo fängt Gewalt an? Wer schon länger auf unserer Seite mitliest weiß, dass uns diese Fragen immer und immer wieder beschäftigen.

Ich lebe seit über 5 Jahren aus ethischen Motiven vegan. Ich möchte nicht, dass Tiere für mich getötet werden oder dass sie für mich leiden müssen. Dadurch setze ich mich auch immer wieder mit der Frage auseinander „Wie vegan ist es, Pferde zu reiten, zu trainieren  und, ja, auch zu longieren?“ 

Auf meinen Kursen treffe ich regelmäßig auf Pferde, die nein zum Longieren sagen. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Einige Pferde haben Angst, andere keine Lust, andere haben körperliche Probleme … – und bei jedem Pferd versuche ich den Spagat

  • zwischen meinem Sein als Trainerin, die dem Pferd helfen möchte sich besser bewegen zu können und es gut auf seinen Weg als Reit-oder Fahrpferd vorzubereiten und
  • meinem Sein als Tierliebhaberin, Tierrechtlerin und Veganerin. 

Ich bin heute in der glücklichen Situation als Trainerin gefragt zu sein. Meine Kurse sind seit Jahren gut besucht und ich habe es heute nicht mehr nötig, mich auf Messen „auszustellen“. Meine Pferde müssen also nichts mehr zeigen, ich bin raus aus dem Druck.

Was aber wäre, wenn es anders wäre? 

Schöner Schein, doch wie sieht es dahinter aus?

Shows wie die Apassionata und andere werden massenhaft besucht. Die Menschen wollen Pferde sehen, die sich in jeder Situation hinlegen und alles mit sich machen lassen. Und ja, sicherlich wird es das eine oder andere Pferd geben, welches solche Lektionen tatsächlich freiwillig und ohne Zwang gelernt hat, aber ich habe genug Einblick hinter die Kulissen, dass ich weiß, dass gerade auch bei Zirkuslektionen oft mit sehr viel Druck und Zwang gearbeitet wird. Dem Pferd dann als Belohnung ein Leckerchen ins Maul zu schieben, ändert nichts an der Tatsache, dass oft mit sehr viel negativer Verstärkung gearbeitet wird bis hin zu drastischer Gewalt. Wer mit seinem Pferd auf Aufritten brillieren möchte, kann eben nicht auf Freiwilligkeit setzen, hier müssen die Pferde „funktionieren“.

Und so sollte sich also meiner Ansicht nach jeder, der nun über den schlimmen Vorfall von Evita urteilt, auch sehr genau überlegen, wobei sie/er selbst applaudiert: Für eine beeindruckende Messevorführung? Bei einer Show wie Apassionata? Bei einer Dressurvorführung? Bei einem Springturnier? Bei einer Vielseitigkeitsprüfung? Wie sicher können wir uns sein, dass die Pferde dort freiwillig tun, was von ihnen verlangt wird?

Der Weg ist wichtiger als das Ziel

Ich habe inzwischen gelernt, dass ich mich nicht mehr von einem Zielbild beeindrucken lasse. Bevor ich beurteile, ob ich gut finde, was ich sehe oder nicht, will ich wissen, wie der Weg dorthin aussah. Ich will wissen, wie mit einem Nein des Pferdes umgegangen wird. Darf das Pferd nein sagen? Wird dann vielleicht nach einem anderen Weg gesucht? Wird vielleicht sogar ganz auf diese Übung verzichtet? Mir ist sehr wohl bewusst, dass man nicht jedes Nein eines Pferdes einfach so annehmen kann, denn dann wäre eine gefahrlose Lebensgemeinschaft nicht möglich. Wenn mein Pferd gerade nicht am Straßenrand stehen bleiben möchte, obwohl ein Auto kommt, kann ich natürlich nicht sagen: „Na gut, dann geh halt …“

Ein Aufruf zu mehr Achtsamkeit

Mir tun alle Beteiligten dieses Vorfalls sehr leid, allen voran natürlich Evita. Aber vielleicht kann ihr Tod dazu beitragen, dass wir Pferdemenschen achtsamer werden:

  • dass wir bereit sind mehr hinzuspüren, ob das, was wir gerade tun, richtig ist.
  • dass wir uns fragen, ob wir das, was wir gerade tun, aus ethisch-moralischer Sicht „tun dürfen“
  • oder ob wir die Grenzen unseres Pferdes gerade überschreiten.
  • dass wir lernen, ein „Nein“ eines Pferdes nicht als „Ungehorsamkeit“ zu sehen, sondern als Ausdruck seiner Not, seines „Nicht-könnens“ oder „Nicht-verstehen“.

Vielleicht kann Evita so helfen, dass Leben und die seelische Gesundheit anderer Pferde zu retten. 

Ich hoffe, dass Mariscal mir verziehen hat, und vielleicht kann ich mir irgendwann auch verzeihen. Ich werde mir den Rest meines Trainerlebens die größte Mühe geben, den Spagat zwischen Trainerin und pferdeliebende Veganerin hinzubekommen. Ich möchte immer weiter lernen, das Nein eines Pferdes zum richtigen Zeitpunkt zu akzeptieren und ansonsten daran arbeiten, es auf pferdefreundlichen, sanften Wegen zu versuchen, ein Nein in ein freiwilliges Ja umzuwandeln. Denn ich möchte, dass es den Pferden mit uns Menschen gut geht! Körperlich und seelisch. Und ein schönes, pferdefreundliches Training hilft dem Pferd dabei, dass es ihm gut geht. Da ich merke, wie vielen Pferden die Arbeit nach dem Longenkurs gut tut, dass sie Freude daran haben, es ihnen körperlich und seelisch besser geht, ist es für mich keine Option zu sagen, dass ich keine Trainerin mehr sein möchte. 

Das Thema „Verurteilung“ von anderen

In den Diskussionen stürzen sich viele Menschen verurteilend auf die Beteiligten des Unfalls:

  • Die Besitzerin ist schuld, weil sie nicht eingegriffen hat. Ich bin leise und danke dem Schicksal, dass mein Pferd damals nicht zu Tode kam, als ich verantwortlich war, dass mein Pferd mit einer Beinlonge am Boden lag.
  • Der Trainer ist schuld, weil er die Situation nicht richtig eingeschätzt hat. Ich bin leise und danke dem Schicksal, dass noch kein Pferd, welches ich gearbeitet habe, bei den vielen Situationen, die ich in meinem Trainerleben falsch eingeschätzt habe, zu Schaden kam.

Jeder, der hier jemand anderen als „schuldig“ und als „Mörder“ verurteilt, sollte reflektieren, was er selbst mit seinem Konsum verschuldet. Jedes Schnitzel war mal ein lebendiges, fühlendes Leben und mit dem Kauf von Fleisch geben wir rückwirkend seine Tötung in Auftrag. Und ja, auch ich habe die längste Zeit meines Lebens Fleisch gegessen. 

Lasst uns doch auf hören zu verurteilen, sondern statt dessen anfangen zu reflektieren! Selbst anfangen, achtsamer zu werden, unsere Motive und Techniken mehr zu hinterfragen und uns bemühen immer behutsamer und liebevoller mit Mensch und Tier umzugehen. Genau hinzuschauen. Vor der eigenen Tür zu kehren und Mitgefühl entwicklen. Für den Trainer, für die Besitzerin des Pferdes, für Evita und für all die anderen Pferde sowie für die Masse an Lebewesen, die für unseren Genuss, für unseren Spaß leiden und sterben. 

Was wir durch Evitas Schicksal lernen können

  • Schauen Sie sich den Trainer, bei dem Sie mit Ihrem Pferd einen Kurs belegen möchten oder bei dem Sie Unterricht nehmen möchten, zunächst als Zuschauer an. Machen Sie sich in Ruhe ein Bild, ob Ihnen die Art des Trainers mit Pferden umzugehen, gefällt und entspricht.
  • Machen Sie sich mit den Inhalten des Kurses vertraut. Welche Lektionen werden trainiert? Welche dieser Lektionen möchten Sie üben? Warum möchten Sie die Lektion üben? Wie wichtig ist Ihnen diese Lektion? Welche unterschiedlichen Methoden gibt es, die Lektionen zu üben? Welche sagen Ihnen zu, welche nicht? Welchen Weg möchten Sie gehen?
  • Machen Sie sich im Vorfeld bewusst, was Sie möchten und was nicht. Überlegen Sie, in welcher Situation Sie eine Übung oder einen Kurs abrechen werden. Wo sind Ihre Grenzen? Was möchten Sie unter keinen Umständen zulassen? Üben Sie im Vorfeld, wie Sie einschreiten könnten. Was sagen Sie, wenn der Trainer etwas mit Ihrem Pferd macht, was Sie nicht möchten? Trainieren Sie ein Einschreiten mental, damit Sie dann, wenn es nötig werden sollte, vorbereitet sind. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass Sie in der Situation überfordert sind und nicht reagieren werden.
  • Machen Sie sich Ihrer Verantwortung für Ihr Pferd jeden Tag aufs Neue bewusst. Lernen Sie es kennen und lernen Sie, sein Nein zu hören. Und lernen Sie, welchen Umgang, welche Hilfengebung es braucht, damit es ja sagen kann.

16. Januar 2018 von Babette Teschen • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Sonstiges, Umgang 25 Kommentare »

DVD-Tipp: Trageschwäche von Karin Kattwinkel

Bei der DVD „Trageschwäche – Eine neue Modekrankheit der Reitpferde?“ handelt es sich um einen Live-Mitschnitt eines Fachvortrages von Karin Kattwinkel. Karin Kattwinkel ist Fachbuchautorin, Pferdefachtherapeutin und Pferdegesundheitstrainerin, Hufpflegerin der Deutschen Gesellschaft zur Huf- und Klauenpflege (GdHK) und betreibt seit vielen Jahren ein Lehrinstitut für ganzheitliche Pferdegesundheit.

Damit wir ein Pferd reiten können ohne ihm Schmerzen zu bereiten und psychischen und/oder körperlichen Schaden zuzufügen, muss ein Pferd „tragefähig“ sein. Das bedeutet, dass das Pferd nicht nur von der  Psyche und Reife, sondern vor allem auch von seinem Gebäude und seiner Muskulatur her überhaupt dazu fähig sein muss, das zusätzliche Gewicht auf dem Rücken tragen zu können. Karin Kattwinkel zeigt in ihrem Vortrag, dass viele Pferde durch gewisse Zuchtziele, eine nicht artgerechte Haltung oder durch falsches Training körperlich oft nicht einmal in der Lage sind, auch nur ihr eigenes Körpergewicht zu tragen, ohne gesundheitlichen Schaden zu nehmen, geschweige denn ein zusätzliches Reitergewicht. Und tatsächlich sehe auch ich in meinen Praxiskursen zum Longenkurs leider viele Pferde, die deutliche körperliche Anzeichen der sogenannten Trageerschöpfung zeigen – Karin Kattwinkel nennt diesen Zustand „Trageschwäche“.

Karin Kattwinkel erklärt in ihrem Vortrag anschaulich mit vielen Bildern, woran man erkennt, dass sich ein Pferd „nicht tragen“ kann, zeigt mögliche Ursachen und erklärt auch für Laien verständlich Zusammenhänge, wie beispielsweise ein verspannter Rücken zu Erkrankungen der Fesselträger führen kann oder warum ein Pferd mit zu flachen Hufen und einer zu langen Zehe nicht korrekt laufen kann.

Auch wenn es von der Technik und Aufmachung her einige Abzüge gibt (Vortragende im Dunkeln, Leinwand leicht verzerrt, was die Beurteilung der Fotos erschwert, Laserpointer kaum zu sehen), halte ich den Inhalt für so wichtig, dass die DVD jedem Pferdeausbilder und auch Pferdekäufern zusammen mit dem neuem Pferd übergeben werden sollte – dann würden sicher sehr viele mehr auf eine bessere Ausbildung ihrer Pferde achten und sie weniger auf Kosten ihrer Gesundheit reiten… 

Die DVD kostet 12,50 EUR und ist hier zu beziehen. Ergänzend gibt es dort auch noch ein Skript „Trageschwäche“ zu erwerben.

25. Juli 2017 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Buchtipps, Gesundheit 0 Kommentare »

Rückenprobleme – Reiten, ja oder nein?

Eigentlich sollte es diesen Blogbeitrag gar nicht geben müssen und es macht mich traurig, dass ich ihn dennoch schreiben muss… Auf meinen Kursen stellen sich bei vielen Pferden Rückenprobleme heraus und in diesem Zusammenhang kommt meist sofort die Frage nach der Reitbarkeit. Auch per Mail werden mir oft deutliche Symptome von Rückenbeschwerden beschrieben, oft verbunden mit der Frage, welcher Hilfszügel am besten hilft, damit das Pferd beim Reiten den Kopf nicht so hochreißt oder was man dagegen machen kann, wenn das Pferd unter dem Sattel buckelt. Deshalb hier also meine ganz klare Antwort auf die folgende Frage:

Kann ich ein Pferd mit Rückenproblemen reiten?

Nein! Ein Pferd mit Rückenschmerzen, oder auch nur mit dem Verdacht auf solche, darf meiner Ansicht nach genauso wenig geritten werden, wie ein Pferd, das lahmt.

Bei Rückenschmerzen tut Gerittenwerden weh

Eigentlich ist es so offensichtlich, dass man es nicht zu erklären braucht, aber da Pferde selbst mit heftigen Rückenproblemen tatsächlich geritten werden, ist es wohl doch nötig: Als Reiter sitzen wir mit unserem gesamten Gewicht (das oft nicht gerade wenig ist) GENAU auf der schmerzenden Stelle, nämlich dem Rücken. Da sollte es doch auf der Hand liegen, wie viel Leid das Reitergewicht für ein Pferd bedeutet, das Rückenschmerzen hat. 

Pferde mit Rückenproblemen haben, wenn sie geritten werden, Schmerzen, manchmal leichte, oft aber starke. Würden Pferde winseln, wimmern oder auch schreien können, könnten sie uns vielleicht deutlicher machen, was ihnen eine Qual ist. Die einzige Lautäußerung bei Schmerzen ist meist ein Stöhnen. Und wie reagieren viele Reiter/innen darauf, wenn ihr Pferd tatsächlich beim Reiten stöhnt? Sie lachen darüber und machen Witze alá „Ach, du Armer, du hast es aber auch schwer!“

Pferde haben keinen Schmerzlaut, sie äußern Schmerzen anders: Manche versuchen sich durch eine bestimmte Haltung Linderung zu verschaffen: nehmen also vielleicht den Kopf hoch und drücken den schmerzenden Rücken weg oder sie verkriechen sich hinter dem Zügel. Andere verweigern die Mitarbeit, indem sie immer langsamer werden oder auch stehen bleiben. Wieder andere zeigen das, was man so gerne als „Widersetzlichkeiten“ bezeichnet: Buckeln, Losstürmen oder auch Steigen. 

All diesen Reaktionen ist fast immer eines gemein: Sie sind Ausdruck von Not.

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Da Pferde still leiden, müssen wir die (leisen) Zeichen für Schmerzen erkennen lernen und diese genauso ernst nehmen wie eine Lautäußerung, wie z.B. ein Winseln. Wir dürfen nicht einfach über sie hinweggehen und weiter machen, wie bisher bzw. nach Hilfsmitteln suchen, damit wir weiter machen können.  Reißt ein Pferd den Kopf beim Reiten hoch, kann die Antwort nicht sein, den Kopf mit Hilfszügeln in die „richtige“ Position zu bringen, sondern es muss nach der Ursache gesucht werden. Dasselbe gilt für das Buckeln, Steigen, eine deutliche Trägheit und andere Anzeichen für Rückenschmerzen. 

Was tun bei Rückenschmerzen? 

Für mich sieht der pferdegerechte Weg bei Rückenproblemen so aus:

  • Beim Verdacht auf Rückenprobleme (s. diese Checkliste) sollte das Pferd als erstes gründlich von einem guten Tierarzt untersucht und eine sichere Diagnose gestellt werden (z.B. müssen Erkrankungen wie z.B. Kissing Spines ausgeschlossen werden). Zusätzlich rate ich zu Behandlungen von guten Physiotherapeuten/Osteopathen. 
  • Gibt es keine tierärztlichen Bedenken gegen das Training, sollte das Pferd durch gute, gymnastizierende Bodenarbeit (s. Longenkurs und Aufbaukurs) behutsam trainiert werden und das solange, bis das Pferd eine gute Laufmanier gelernt und eine gute, lockere Muskulatur entwickelt hat.
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  • Erst dann sollte sich nach einer ausreichend langen Lösephase an der Hand der Reiter für eine kurze Zeitspanne wieder auf das Pferd setzen (zu Beginn nicht länger als 10 Minuten!).
  • Wenn alles gut läuft, sieht das Ergebnis dann so aus, dass das Pferd unter dem Reiter am langen Zügel den Hals entspannt fallen lässt und locker losmarschiert. Erst von dieser Basis aus können dann langsam die Zügel aufgenommen und damit begonnen werden, dem Pferd auch unter dem Sattel eine gute Laufmanier zu vermitteln, die weiteren Rückenproblemen vorbeugt.

Leider wird das fast überall noch „anders“ gemacht. Mir ist bewusst, dass viele Menschen sich ein Pferd zum Reiten anschaffen und dass sich der Weg, den ich hier vorschlage, lang anhört. Für mich aber ist selbstverständlich, dass jeder, dem das Wohl seines Pferdes am Herzen liegt, bereit sein muss, bei Schmerzen auf das Reiten zu verzichten – und das gilt nicht nur, wenn das Pferd z.B. lahmt, sondern eben auch bei Schmerzen, die es nicht so klar zuordbar zeigen kann.

6. Juni 2017 von Babette Teschen • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Gesundheit, Longieren, Reiten 7 Kommentare »

Ein gelungenes Pferde-Event von „Pfernetzt“

Am vergangenen Wochenende fand in der Nähe von Fulda ein besonderes Pferde-Event statt: Pfernetzt hatte verschiedene Trainer eingeladen, ihre jeweiligen Methoden vorzustellen. Ich durfte dabei sein, um den Longenkurs zu präsentieren, worüber ich mich sehr gefreut habe! 🙂

Am Samstag war ich gleich als Erste dran und hatte 60 Minuten Zeit für eine Praxisvorführung zum Thema „Anatomisch korrektes und pferdefreundliches Longieren“.

Ich muss gestehen, ich war ganz schön nervös vor so vielen Menschen, … aber zum Glück stand mir ein wunderbarer vierbeiniger Partner zur Seite. Ganz herzlichen Dank an Hero Merkel, dass sie mir ihr Pferd Omen für die Vorführung anvertraut hat. 

pfernetzt_omen

pfernetzt

Einige kurze Ausschnitte meiner Vorführung habe ich Euch in einem Video zusammengestellt – das könnt Ihr Euch hier anschauen: 

pfernetzt_youtube

Den Rest des Tages hatte ich dann frei und habe die Zeit genutzt und mir noch einige der anderen interessanten Vorträge angeschaut. Mein persönliches Highlight war zum Abschluss des Tages ein Kinoabend mit dem Tierfilmer Marc Lubetzki, der uns mit in eine Wildpferdeherde genommen hat.  

Es war eine rundum gelungene Veranstaltung – ein großes Lob und meinen Dank an das Team von „Pfernetzt“!

8. Mai 2017 von Babette Teschen • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Longieren, Sonstiges 0 Kommentare »

Rückenschmerzen erkennen

Reiter und Reiterinnen sind sich oft nicht darüber bewusst, dass sehr viele Pferde unter Rückenproblemen leiden und dass eine ganze Reihe von so genannten „Widersetzlichkeiten“ auf Rückenschmerzen zurückzuführen sind. 

In meinem Beitrag Rückenprobleme beim Pferd- eine Checkliste haben wir viele Anzeichen aufgelistet, die auf mögliche Rückenschmerzen beim Pferd hinweisen können. Ergänzend zeigt Ihnen Maike Knifka, Osteopathin und Physiotherapeutin für Pferde, in unserem heutigen Blogbeitrag, wie Sie Ihr Pferd auf Anzeichen für Rückenschmerzen untersuchen können.

Ziel ist hierbei natürlich nicht, eine Selbstdiagnose zu stellen, sondern es geht darum, sensibler für Empfindlichkeiten beim Pferd zu werden und Schmerzbereiche früh zu erkennen. 

Wichtig: Diese Untersuchungen können immer nur erste Hinweise geben. Kontaktieren Sie deshalb bei Verdacht auf Schmerzen auf jeden Fall einen Tierarzt und/oder einen Physiotherapeuten.

Und geht es zum Film

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4. April 2017 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Gesundheit, Reiten 2 Kommentare »

Gesprächsrunden auf der Equitana 2017 mit Babette

Dieses Jahr haben mich der Kosmos Verlag und Standpunkt. Pferd eingeladen, zur Equitana zu kommen und so war ich zwei Tage auf der Messe vertreten. Dabei habe ich bei drei Gesprächsrunden mitgemischt, was mir viel Freude bereitet hat!GespraechsrundeFür alle, die nicht selbst auf der Equitana dabei sein konnten, habe ich zwei kleine Zusammenschnitte der Fragerunden erstellt.


cover_angstkurs_klein_gGesprächsrunde 1: Angst verdirbt den ganzen Spaß 

Wir haben ja den Selbstlernkurs: Vertrauen statt Angst – für Mensch und Pferd verfasst und da lag es nahe, an der Gesprächsrunde mit dem Thema „Angst verdirbt den ganzen Spaß“ teilzunehmen. Es ist ein so wichtiges Thema!

Hier geht es zum Video.

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Gesprächsrunde 2: Denken Pferde?

Und hier noch einige meiner Beiträge zu verschiedenen Fragen rund um das Thema „Denken Pferde?“, das sicher noch viel Diskussionsstoff liefern kann.

Hier geht es zum Video.

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28. März 2017 von Babette Teschen • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang, Verhalten 1 Kommentar »

Rückenprobleme beim Pferd – eine Checkliste

Viele Pferde haben Rückenbeschwerden. Fehler in der Ausbildung, unpassende Sättel, zu viel Gewicht auf dem Rücken, schlecht sitzende Reiter und vieles mehr können zu Verspannungen, Schmerzen und echten Schäden im Rücken des Pferdes führen. Hinzu kommt, dass Pferde von Natur eigentlich gar nicht dafür gemacht sind, ein Gewicht auf ihrem Rücken zu tragen, und manche auch unter erblich bedingten Schwächen und Schäden leiden. 

Man sollte meinen, dass der Gedanke an Rückenbeschwerden eigentlich gar nicht so weit weg sein kann, aber tatsächlich werden Rückenschmerzen bei Pferden in der Praxis oft gar nicht als solche erkannt. Vielmehr werden Schmerzäußerungen fälschlicherweise oft als „Unart“, „Widersetzlichkeit“ oder „Bockigkeit“ missinterpretiert. Da beim Thema Gesundheit sehr viel vom Wissen abhängt, möchten wir hier einmal aufführen, welche Symptome tatsächlich alle auf Rückenschmerzen hinweisen können, denn sie sind sehr vielfältig. Einige liegen nahe, auf andere kommt man nicht so leicht. Viele der aufgeführten Symptome können natürlich auch andere Ursachen haben, aber bitte ziehen Sie im Verdachtsfall immer einen Physiotherapeuten bzw. Tierarzt zu Rate, um sicher auszuschließen, dass das Pferd Schmerzen im Rücken hat. 

Diese Liste gibt es hier auch als Checkliste zum Herunterladen

Anzeichen für mögliche Rückenprobleme

Rückenprobleme können sich sowohl unter dem Sattel als auch an der Longe durch diese Symptome zeigen: 

  • Das Pferd kann nicht losgelassen und entspannt laufen, sondern trägt den Kopf hoch und drückt den Rücken durch.
  • Es will nicht vorwärts gehen und ist sehr triebig.
  • Oder es wird zu eilig und stürmt davon.
  • Das Pferd buckelt, steigt oder geht durch. 
  • Der Rücken schwingt nicht nach oben, sondern nach unten.
  • Das Pferd drückt sich über den Unterhals heraus.
  • Es lässt sich nicht stellen und biegen. 
  • Es verwirft sich im Genick.
  • Es schlägt mit dem Kopf.
  • Es schlägt mit dem Schweif.
  • Es zeigt schleifende Zehen der Hinterhand, hebt die Beine nicht.
  • Es zeigt Taktunklarheiten, läuft klemmig oder geht lahm. 
  • Das Pferd zeigt wiederholt Probleme im Galopp wie Angaloppieren im Außengalopp oder Kreuzgalopp.
  • Beim Wallach/Hengst sind Schlauchgeräusche zu hören. 

Speziell unter dem Sattel können noch diese Symptome dazu kommen: 

  • Es lässt den Reiter nicht sitzen, es sitzt sich „hart“.
  • Es tritt nicht ans Gebiss. 
  • Es zeigt Zungenfehler. 
  • Das Pferd rollt sich ein.
  • Es versucht, dem Reiter die Zügel aus der Hand zu reißen.
  • Es kann nicht korrekt geschlossen stehen. 
  • Beim Springen verweigert es.

Auch diese Auffälligkeiten im Umgang können auf Rückenprobleme hinweisen:

  • Das Pferd reagiert beim Putzen über den Rücken z.B. mit Ausweichbewegungen oder es tritt zur Seite. 
  • Es verhält sich beim Satteln und/oder Aufsteigen unruhig oder deutlich aggressiv, schnappt z.B. nach dem Sattel oder beißt sogar. 
  • Das Pferd geht beim Satteln oder Aufsteigen in die Knie. 
  • Es steht und geht mit eingeklemmten Schweif oder der Schweif steht ab oder wird schief getragen. 
  • Die Hinterbeine werden auffällig hinten herausgestellt. 
  • Es gibt die Hinterhufe schlecht und zieht immer wieder weg. 
  • Es zeigt häufig ein Schmerzgesicht, wirkt gestresst und ungnädig und ist im Umgang vielleicht sogar aggressiv. 
  • Das Pferd spielt auf dem Paddock kaum mit anderen Pferden, mag sich nicht bewegen und wirkt trägt oder apathisch. 

Jedes dieser Symptome, vor allem wenn es häufig vorkommt, sollte Sie nachdenklich machen. Pferde tun nichts ohne Grund und viel öfter als die meisten Menschen annehmen, stecken echte Beschwerden hinter einem Verhalten, das viele zunächst als „Unart“ oder „Respektlosigkeit“ bezeichnen. Vergessen Sie nicht, dass Pferde uns nicht sagen können, wenn sie Schmerzen haben, aber sie zeigen es, wenn wir bereit sind, hinzuschauen. 

Und in diesem Video zeigen wir Ihnen, wie Sie auch als Laie den Rücken Ihres Pferdes untersuchen können, um besser entscheiden zu können, ob Ihr Pferd womöglich Rückenschmerzen hat. 

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21. Februar 2017 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Gesundheit, Reiten, Verhalten 12 Kommentare »

  • Über Babette Teschen

    Mitgründerin von "Wege zum Pferd", ihr Angebot findet Ihr nun unter www.babette-teschen.de .

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