Hilfe, mein Pferd reißt sich beim Spazierengehen los und rennt Richtung Autobahn

Ich habe Euch letzte Woche gebeichtet, dass ich mich in unserer Weihnachtspause in Fremdforen rumgetrieben habe. Und ich habe schon durchklingen lassen, dass ich von dem, was ich da gelesen habe, sehr betroffen war. Aber, wie alles im Leben, hatte auch das etwas Positives, denn nun bin ich noch stolzer und glücklicher über unser „kleines“ 😉  Forum, indem eine so positive Grundstimmung untereinander und eine klare „pro Pferd“- Einstellung vorherrscht.

Nun aber zu der Geschichte, die mich dazu gebracht hat, mich in einem anderen Forum anzumelden und in einem Thread meinen Senf dazuzugeben:

Das Problem

Ein ca. 16-jähriges Mädchen (geschätzt nach Betrachtung von ihrem Foto) mit einer Reitbeteiligung auf einer 15-jährigen Ponystute (Endmaßpony) hat, eröffnete einen Thread, da sie folgendes Problem hat: Die Stute reißt sich regelmäßig beim Führen los und lässt sich dann nicht wieder einfangen. Das macht die Stute wohl bei allen Personen (selbst bei gestandenen Männern), die mit ihr umgehen und mit schöner Regelmäßigkeit. Von der Beschreibung her hat das Mädchen es hier mit einem echten „Losreiß-Profi“ zu tun.

Das Ziel: Ohne Angst Spazierengehen zu können

Nun wollte die Threaderstellerin gerne wieder mit dem Pony spazieren gehen und fragte, was sie tun kann, um das Pony am Losreißen zu hindern. Sie schrieb, dass sich der Stall in unmittelbarer Nähe einer Autobahn befindet und es keine Wege gibt, die nicht entlang der Autobahn führen. Beim letzten Spaziergang riss sich das Pony wieder los und lief Richtung Autobahn. Das Pony ließ das Mädchen immer nur bis auf ca. Hüfthöhe an sich herankommen, um dann weiterzulaufen. Das Mädchen hat nach eigener Aussage dann große Angst bekommen, dass das Pony auf die Autobahn laufen könnte…

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25. Januar 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 35 Kommentare »

In der Welt der Pferdeforen

Über Weihnachten haben wir uns ja eine kleine Auszeit gegönnt. Es erschienen keine neuen Blogbeiträge und unser Forum war geschlossen. Das Ergebnis war: Ich hatte erstaunlich viel freie Zeit! Was tun damit? Ja, ja, der Mensch das unverständliche Wesen, macht manchmal komische Sachen 😉 und so ertappte ich mich dabei, wie ich mich doch tatsächlich in anderen Pferdeforen herumtrieb…

Ja, Ihr lieben Wege-zum-Pferd-Foris, ich höre Euch lachen und schimpfen, aber bitte versteht: Ich bin doch auch hin und wieder neugierig, was so anderorts über uns und über den Longenkurs geschrieben wird, also seid nicht zu streng mit mir.

Und, ganz ehrlich, ich wünschte mir, ich hätte es nicht getan. Für mich war dieser Ausflug in die „andere“ Forenwelt wirklich sehr aufwühlend im negativen Sinne. Das Forum, in das ich mich verirrt hatte, ist groß. Es hat über 100.000 Benutzer. Viele Pferdemenschen stellen dort ihre Fragen ein. Meistens sind diese Fragen kurz gehalten wie z.B.:

  • „Mein Pferd ist faul und zieht an der Longe nach außen. Was kann ich tun?“
  • „Mein Pferd beißt beim Aufsitzen in meinen Fuß. Was kann ich tun?“
  • „Mein Pferd reißt sich beim Spazierengehen los. Was kann ich tun?“

Und die Antworten sind in den meisten Fällen ebenso kurz und knackig und lauten häufig so:

  • Der testet dich nur. Du musst dich durchsetzen.“
  • „Der muss merken, dass er das nicht darf. Versetze ihm einen Hieb mit der Gerte, so dass es scheppert“.
  • „Nimm eine Trense/Kandare/Kette und halt richtig fest.“
  • usw.

Wenn die Fragestellerin daraufhin z.B. befürchtet, ihr Pferd könne durch das empfohlene Schlagen kopfscheu werden, wird darüber diskutiert, wie häufig man ins Gesicht schlagen darf, bevor das Pferd kopfscheu wird oder womit man schlagen darf oder wie doll man schlagen soll und an welche andere Stellen man das Pferd besser schlagen sollte…
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18. Januar 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Sonstiges, Umgang 30 Kommentare »

Ich möchte Danke sagen

Gleich zu Beginn unserer Weihnachtspause musste ich die schwere Entscheidung treffen, mein Pferd Mariscal einschläfern zu lassen.

Tania und ich schreiben hier viel Persönliches über unseren „Weg zum Pferd“. Wir schreiben darüber, was wir wie gelernt haben, über persönliche Erfahrungen, begangene Fehler, Erlebnisse und auch viel über unsere Pferde. Deswegen möchte ich auch auf diesem Weg Abschied nehmen von meinem Mariscal.

Mariscal hat mich 14 Jahre lang begleitet und er hat mich mehr über Pferde und vor allem über mich selbst gelehrt, als alle menschlichen Trainer, die ich bisher hatte, zusammen.

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11. Januar 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Sonstiges 37 Kommentare »

Warum widersetzt mein Pferd sich nur?

Jede/r von uns erlebt mit seinem Pferd Situationen, in denen uns das Pferd die Mitarbeit, oder nennen wir es „den Gehorsam“ verweigert. Es widersetzt sich unserer Anordnung. Sei es, das Pferd geht an einer bestimmten Stelle nicht vorbei oder es gibt einem den Huf nicht oder es geht nicht mit Ihnen in einen Pferdeanhänger.

Wenn Sie zu den Pferdemenschen gehören, die sich Gedanken um Ihr Pferd machen (und da gehe ich mal stark von aus 😉 ), kommen Sie nicht um die Frage herum, warum Ihr Pferd nicht das tut, was Sie wollen.

Die Gründe, warum ein Pferd sich uns widersetzt, sind vielfältig:

  • Vielleicht hat es Angst?
  • Vielleicht tut ihm etwas weh?
  • Vielleicht versteht es nicht, was es tun soll?
  • Vielleicht verbindet es eine schlechte Erfahrung mit dem, was ich gerade verlange?
  • Vielleicht will es nicht?

Tatsache ist: Ein Pferd, das sich einer Übung widersetzt, sagt – aus welchem Grund auch immer – „Nein“.

Woran Sie im Falle von Widersetzlichkeit Ihres Pferdes als Erstes denken und es abklären lassen sollten, ist die Frage, ob das Pferd aus Schmerzen oder körperlichen Unvermögen heraus „Nein“ sagt. Wenn Sie hier die Ursache vermuten, legen Sie all Ihre Bemühungen bitte zunächst dahin, die Ursache zu finden und zu beseitigen. Holen Sie dafür Fachleute, wie einen Tierarzt, Physiotherapeuten oder Ähnliches.

Wenn Sie sicher sind, dass es keine körperlichen Ursachen für die Widersetzlichkeit gibt, dann versuchen Sie einen Weg zu finden das „Nein“ Ihres Pferdes in ein „freiwilliges Ja“ zu verwandeln und zwar unabhängig davon, ob das „Nein“ aus einer Angst geboren ist oder aus einem anderen Grund.
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4. Januar 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Umgang, Verhalten 26 Kommentare »

Wege aus der erlernten Hilflosigkeit

In meinem letzten Beitrag beschrieb ich den Zustand der erlernten Hilflosigkeit. Heute möchte ich Ihnen anhand zweier Beispiele zeigen, wie man ein Pferd wieder aus diesen Zustand herausholen kann.

Das Turnierpferd, das den Großteil sein Lebens in der Box verbracht hat

Eines Tages kam ein Turnierpferd zu mir. Es hatte sein bisheriges Leben in einer Box verbracht und stand auch bei mir zunächst erst in einer Box. Meine Boxen befinden sich „mitten im Ort des Geschehens“. Die Pferde können in die Reitbahn gucken, ihren Kopf in die Nachbarbox halten und es ist immer was los. Es war an diesem Pferd sehr auffällig, dass es sich kaum für das interessierte, was bei uns passierte. Dieses Pferd schien gar nicht wahrzunehmen, was um es herum passierte, sondern es stand immer auf demselben Platz mit dem Kopf in der Ecke, der Blick war extrem nach innen gekehrt. Es reagierte auch oftmals nicht, wenn man die Box betrat, es ansprach. Es wirkte, als wäre es „nicht da“. Der Blick war abwesend und tot. (mehr …)

30. November 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 11 Kommentare »

Die erlernte Hilflosigkeit

Der Begriff der erlernten Hilflosigkeit kommt aus der Psychologie und bezeichnet einen seelischen Zustand, in dem ein Mensch oder ein Tier gelernt hat, dass er/es sich durch sein Verhalten nicht aus einer unangenehmen Situation befreien kann. In diesen Zustand verfallen z.B. viele Menschen, die im Krieg, im Gefängnis (Auffanglager/Konzentrationslager), mit einer leidvollen Krankheit oder Behinderung leben müssen. Der Zustand der erlernten Hilflosigkeit führt oft in eine Depression, also in eine schwere psychische Erkrankung, die bis hin zur völligen Apathie bzw. Resignation gehen kann.

Auch Pferde können in den Zustand der erlernten Hilflosigkeit gelangen

Nun können nicht nur Menschen in diesen Zustand kommen, sondern auch Pferde. Der Umgang mit Pferden und auch dessen Haltung führt leider viel zu oft genau in die erlernte Hilflosigkeit, denn viele „Ausbildungskonzepte“ wollen tatsächlich genau das erreichen.

Dazu gehören:

  • das Scheuchen des Pferdes im Round-Pen, wobei das Pferd die Erfahrung machen soll dass es dem Menschen nicht entfliehen kann,
  • das sog. Aussacken des Pferdes, wobei das Pferd an einem Pfosten gebunden wird und so lange mit Gegenständen konfrontiert (beworfen, „sanft“ geschlagen) wird, bis es keinerlei Gegenwehr oder Fluchtversuch mehr zeigt,
  • das bewusst tiefe Einstellen des Pferdekopfes beim Reiten, die sog. Rollkur/Hyperflexion,
  • das ständig wiederholte Weichenlassen des Pferdes vor dem übermächtigen Menschen
  • oder auch Haltungsformen, in denen Pferde den Großteil ihres Lebens ohne direkten Kontakt zu Artgenossen in der Box verbringen müssen.

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23. November 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 25 Kommentare »

Verletzungen durch Grannen im Gerstenstroh?

Sie kennen bestimmt das Sprichwort:

“Man wird alt wie ’ne Kuh und lernt immer noch dazu.”

Ja, so ist es wohl! Auch in Bereichen von denen man eigentlich denkt: Da weiß ich gut Bescheid…

Für mich trifft dieses Sprichwort mal wieder zu, was meine Pferdehaltung angeht. Seit über 14 Jahren halte ich nun auf meinem Hof Pferde. Und so lange bekommen meine Pferde schon zusätzlich zur Weide bzw. zur Heufütterung Stroh zum Knabbern in Raufen angeboten. Dazu habe ich schon Hafer-, Weizen- und Gerstenstroh verwendet.

Niemals hatte ich irgendwelche Probleme.

Bis jetzt…

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16. November 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Haltung 12 Kommentare »

Unser Buddy in seiner ersten Filmrolle

Unser Shetlandpony Buddy hat ja schon so einiges bei uns mitgemacht. Er durfte Seepferdchen spielen, sollte durch einen Hula-Hoop-Reifen springen und war schon ein echter Messestar. Nun wartete eine neue große Aufgabe auf ihn: Er darf bei der Fernsehserie „Rote Rosen“ eine Gastrolle übernehmen.

Also fuhren Buddy und ich zum vereinbarten Zeitpunkt zum Set. Drehort war ein privater Pferdestall einer Bekannten von mir, die uns auch die „Rolle“ vermittelt hat (lieben Gruß und danke, Ute 🙂 ). Hui, da war ganz schön viel los! So viele Menschen, nur um eine kurze Szene zu drehen?

Erst mal hieß es für uns zu warten, was nicht so schlimm war, da wir uns die Zeit mit Grasen vertrieben und ständig jemand mit einer Möhre für Buddy vorbei kam 🙂 (mehr …)

9. November 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Sonstiges 7 Kommentare »

Wie aus Feinden Kumpel werden können

Bei unseren Pferden ist es wie bei uns Menschen auch: Nicht jedes Pferd kann jedes andere Individuum seiner Gattung gleich gut leiden. Es gibt Sympathien, Freundschaften, Antipathien und sogar richtige Erzfeinde.

Innerhalb einer von Menschen zusammengesetzten Herde können verfeindete Pferde sich oftmals nicht ausreichend aus dem Weg gehen. Pferde, die auf engem Raum mit ihrem „Erzfeind“ leben müssen, vielleicht auch noch nachts in aneinandergrenzenden Boxen leben müssen, leben unter ständigem Stress. Die Verletzungsgefahr ist auf Grund der vielen Auseinandersetzungen und Angriffe groß. Pferde können regelrechte Mobbingopfer sein und durch die Situation sowohl psychisch als auch physisch krank werden.

So sollte also jeder Pferdebesitzer immer wieder prüfen, ob es seinem Pferd innerhalb der Herde/mit der Gesellschaft seines Boxennachbarn gut geht. Klar, wenn ein Pferd neu in eine Herde eingegliedert wird, wird es oftmals zunächst einen schweren Stand haben. Aber nach einer Weile sollte es Freunde finden und nicht die Zielscheibe ständiger Attacken sein.

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2. November 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Haltung 6 Kommentare »

Was das Wachstum mit sich bringt

Ein Pferd wächst bis zu seinem 7. Lebensjahr. In dieser Zeit passieren viele Veränderungen im Pferdekörper: Die Knochen werden länger, Zähne werden gewechselt, Wirbelkörper verwachsen miteinander, Muskeln entwickeln sich, Bänder und Sehnen bekommen Stabilität.

Als hätte ein Pferd damit nicht genug zu tun, fällt in diese Zeit in der Regel noch die Grundausbildung des Pferdes. Die Mehrheit der Pferde wird in ihrem vierten Lebensjahr eingeritten.

Wenn es nun im Umgang oder in der Ausbildung eines jungen Pferdes zu Problemen, Schwierigkeiten und Widersetzlichkeiten kommt, heißt es oftmals: „Der/die kommt in die Pubertät“, oder „Der/die fängt jetzt das Testen an“. Und damit ist bei vielen Pferdebesitzern klar, wie sie mit dieser „Widersetzlichkeit“ ihres Pferdes umzugehen haben. Die Antwort sieht dann in den meisten Fällen so aus, dass der Mensch „sich durchsetzen muss“, dem „Nein“ des Pferdes nicht nachgeben darf und dass man dem Pferd in dieser Zeit besonders deutlich zeigen muss, „wer das Sagen hat“…

Ich bin Mutter einer 14-jährigen Tochter. Schon viele Hunde und Pferde sind bei mir den Kinderschuhen entwachsen, haben also ihre Zeit der „Pubertät“ bei mir verbracht. Ich kenne also die Symptome des Erwachsenwerdens bei Mensch und Tier 😉 und habe einige Erfahrungen, was diese Entwicklungsphase angeht.

Ja, es kommt in dieser Zeit häufiger zu Schwierigkeiten und ja, auch zu Widersetzlichkeiten. Und ich bin davon überzeugt, dass die meisten dieser Schwierigkeiten „echte“ Gründe haben. Wenn ich die Grundüberzeugung vertrete, dass mein Pferd nicht einfach nur „keinen Bock“ hat, sondern tatsächlich die Probleme durch das Wachstum und seine Begleiterscheinungen ausgelöst werden, kann ich auf mein Pferd und sein Verhalten Rücksicht nehmen.

Ich muss meinem Pferd dann nicht unterstellen, dass es nicht will. Ich darf dann denken: Es kann vielleicht gerade nicht.

Wenn Ihr Pferd also Probleme zeigt, dann denken Sie bitte daran, dass diese Probleme eine gut zu erklärende Ursache haben können.

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26. Oktober 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Jungpferdausbildung 40 Kommentare »

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    Mitgründerin von "Wege zum Pferd", ihr Angebot findet Ihr nun unter www.babette-teschen.de .

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