Wie aus Feinden Kumpel werden können

Bei unseren Pferden ist es wie bei uns Menschen auch: Nicht jedes Pferd kann jedes andere Individuum seiner Gattung gleich gut leiden. Es gibt Sympathien, Freundschaften, Antipathien und sogar richtige Erzfeinde.

Innerhalb einer von Menschen zusammengesetzten Herde können verfeindete Pferde sich oftmals nicht ausreichend aus dem Weg gehen. Pferde, die auf engem Raum mit ihrem „Erzfeind“ leben müssen, vielleicht auch noch nachts in aneinandergrenzenden Boxen leben müssen, leben unter ständigem Stress. Die Verletzungsgefahr ist auf Grund der vielen Auseinandersetzungen und Angriffe groß. Pferde können regelrechte Mobbingopfer sein und durch die Situation sowohl psychisch als auch physisch krank werden.

So sollte also jeder Pferdebesitzer immer wieder prüfen, ob es seinem Pferd innerhalb der Herde/mit der Gesellschaft seines Boxennachbarn gut geht. Klar, wenn ein Pferd neu in eine Herde eingegliedert wird, wird es oftmals zunächst einen schweren Stand haben. Aber nach einer Weile sollte es Freunde finden und nicht die Zielscheibe ständiger Attacken sein.

Manchmal ist innerhalb einer Herde eigentlich alles gut, nur zwei Pferde können sich einfach nicht miteinander arrangieren. In solchen Fällen kann es uns gelingen, aus den Feinden Kumpel zu machen, indem wir gemeinsam mit den zwei Pferden etwas machen, was die Pferde zusammenschweißt. Diese gemeinsamen Aktionen sollten möglichst aus der normalen Umgebung rausführen und die Pferde in eine außergewöhnliche Situation bringen. Frei nach dem Motto: „Bevor ich mich alleine dem Abenteuer stellen muss, dann lieber doch mit dir an meiner Seite.“

So eine Aktion kann z.B. ein gemeinsamer Wanderritt sein. Oder was oftmals wahre Wunder vollbringen kann bei der Verkupplung einer Freundschaft, ist eine gemeinsame Anhängerfahrt in ein Abenteuerwochenende, z.B. auf einen Kursbesuch.

Wenn Ihr Pferd also einen Erzfeind hat und Sie an dieser Situation etwas ändern wollen, reden Sie doch mal mit dem/r Besitzer/in des Pferdes, welches Ihr Pferd nicht leiden mag. Vielleicht ist es dieser/m Besitzer/in genauso wichtig, dass Ihre Pferde entspannter miteinander umgehen.

Haben Sie es auch schon mal geschafft, aus Feinden Kumpel zu machen? Wenn ja, dann verraten Sie uns doch bitte, wie 🙂

2. November 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Haltung 6 Kommentare »

 

6 Reaktionen zu “Wie aus Feinden Kumpel werden können”

 

Von Christine • 3. November 2010

Hallo!

Genau dieses Thema mit den Feindschaften auf der Weide hatte ich gerade. In unsere seit 3 Jahren feste Herde aus 2 jungen Wallachen (5) und einem alten Kaltblut (21) kam ein 6-jähriger kleiner Warmblutmix neu in die Herde als Einsteller. Das „liebe, rangmittige Pferd“ entpuppte sich als gelenkiger, äußerst dominanter Beißer und Schläger. Nach etwa 1,5 Monaten musste unser Kaltblut gezwungener Maßen das Amt des Chefs abgeben, das er schon immer inne hatte und mit Ruhe und Bestimmtheit gegen die Youngster verteidigte. Aber gegen die Gelenkigkeit und Aggressivität des Neuen kam er nicht an, da er einfach nicht so wendig ist. Die Folge: Er litt sichtbar unter dieser Diffamierung, war in seinem Stolz gebrochen, bekam einen so heftigen Arthroseschub, dass er nur noch mit sehr großer Mühe aus dem Liegen aufstehen konnte (Arthrose steht in der Psychosomatik für Auflehnung gegen fremde Autorität… Lt. Louise L. Hay). Er wirkte sooo unglücklich. Auch ich konnte den patenten Prügelknaben zunächst so gar nicht annehmen. Auch ich fühlte „uns“ regelrecht in unserer „Familienharmonie“ gestört – bis mir plötzlich klar wurde, dass dieses Pferd mit dem Verhalten seinen Platz bei den Menschen sucht und nicht bei den Pferden. Er ist „born unwanted“, ein Weideunfall, wurde immer als ganz besonders hässlich bezeichnet, wurde immer nur verschenkt (weil er über war), erst als Fohlen, dann als Reitpferd, die Leute, die ihn ritten, taten dies zwar nicht ganz ohne Sachverstand, aber mit verschlossenen Herzen und sehr nach der alten Schule. Von dieser Erkenntnis an konnte ich mich gefühlsmäßig diesem Pferd nähern und anstatt innerlich böse über seine Attacken zu sein, konnte ich liebevolle Gedanken an ihn senden. Es wurde ruhiger in der Herde und an einem Tag, an dem ich besonders offen für alle 4 war (ich kam gerade von einem Kurs für telepathische Tierkommunikation und war ganz ergriffen davon, dass es wirklich geht), standen wir auf der Weide, in der Mitte ich (mit leider 2 Armen zu wenig), die Jungs um mich herum, es war ganz ruhig und jeder streckte mir seine Nase hin und wartete geduldig auf das Streicheln meiner Hände. Neid zeigte nur mein Liebling, der meine Liebe lange Zeit für sich fast ganz alleine hatte und der von einem super scheuen „rühr mich nicht an“ zu einem regelrechten Kuschel-Stalker geworden ist :-). Alle anderen standen ruhig und konnten warten, bis sie wieder dran waren. Kein Ohren anlegen, um noch mal den Rang eben zu klären. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass es sehr darauf an kommt, welche Rolle das Menschenherz in der Herde einnimmt. Leider zog der Neue 2 Wochen später (und nach 4 Monaten bei uns) wieder aus in eine komfortable Reitanlage. Ich vermisse ihn und hätte gerne herausgefunden, ob er seine Aggressionen gegenüber den Anderen ganz einstellt, wenn er sich der Liebe der Menschen endlich sicher wähnt. Vielleicht gelingt es mir (dank des Kurses) ihm ein paar überzeugende weit geöffnete Herzen telepathisch zu „senden“, aber besser wäre es für ihn, wenn seine Menschen ihn lieben lernen.
Wenn man seinen Gesichtsausdruck genau betrachtete, konnte man seine mit Argwohn gepaarte Sehnsucht sehen. Immer etwas „eisches“ in den Augen („Dir traue ich nicht, Du magst mich ja auch nicht“), aber stets mit Annäherungsversuchen beschäftigt, unter dem Deckmäntelchen der totalen Neugier. Es klingt vielleicht alles übelst Weichgespült und Esoterisch, aber ich beobachte gerade bei allen unseren Pferden und Katzen eine sehr wahrnehmbare Veränderung in der Beziehung zu mir, seit dem ich so offenen Herzens für alle bin. Selbst meine total unschmusige Katze kuschelt sich neuerdings abends auf dem Sofa an mich und will stundenlang geherzt werden. Sehr untypisch für sie… Und wie sich das anfühlt? Stellt Euch vor, Euer Herz wäre das größte Scheunentor, dass Ihr je gesehen habt, sperrangelweit offen…
Ach ja: Unser Kaltblut ist natürlich ganz zufrieden damit, dass er jetzt wieder Boss ist und kommt ohne unsere „Motivationsarbeit“ aus dem Liegen wieder hoch. Hoffentlich bleibt es so und er übersteht den Winter ohne weitere Arthrose-Schübe.
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Danke für diese Geschichte. Sie geht mir sehr ans Herz…
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Beate • 5. November 2010

Noch nicht lange her, da hab ich sowas erlebt:
Zwei Pferde ziehen gemeinsam in einen neuen Stall um.
Im alten konnten sie sich nicht riechen.

Beide Besitzerinnen schworen vor dem Verladen Stein und Bein, sie wären sich so Spinnefeind, dass ich mir nochmal ganz in Ruhe meinen heilen Anhänger ansehen solle, bevor sie ihn zertrümmern! 😉
Auf dem 30minütigen Weg war hinten völlige Ruhe.

Beide Besitzerinnen hatten aber danach für ein gutes halbes Jahr Probleme, weil im neuen Stall einer ohne den anderen nirgendwo mehr hingehen wollte. 🙂

Mit Röschen selbst habe ich das auch mal versucht. Hat aber leider nicht geklappt. Unter den alten Umständen war alles wie zuvor und ich musste erst den Stall wechseln, um sie in einer Herde geborgen zu haben.
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Ja kann klappen,… muss aber nicht 😉
Liebe Grüße und gib Deinem Röschen einen Keks von mir 🙂
Babette

 

Von Anita • 8. November 2010

Guten Morgen,

hier kommt mal wieder meine Meinung zu diesem einem Eurer Themen:

Ich habe festgestellt, daß Pferde sich durchaus auch anfreunden können, z.B. weil die beiden verfeindeteten Pferde öfter mal zusammen ausreiten müssen (erst mal galopp-weil adrenalin-frei). Zu zweit. Das bildet die besten Freundschaften 😉 Schließlich ist man zu zweit nur eine kleine Herde in der Wildnis muß man ja zusammenhalten.

Ich war auch mit meinem 21jährigen Pferd ein halbes Jahr in einem Offenstall, in dem (bekannterweise) 2 besonders frustrierte Stuten (meine Interpretation) alles terrorisierten, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Inkl. einen Wallach durch den Elektrozaum prügeln, obwohl es eine Riesenwiese war, wo man sich locker aus dem Weg gehen kann. Diese beiden Stuten waren mal betuddelte Turnierpferde und sind von jetzt auf nachher in den Offenstall abgeschoben worden und keiner tut mehr was mit ihnen. NIHT GUT. Kein Wunder, daß die super frustriert sind und es an allen auslassen. Das wäre ein Mensch ja auch, wenn er von einem Tag auf den anderen für alle uninteressant wird. Die Besitzerinnen machen wirklich nichts mehr mit denen, das muss doch furchtbar sein.
Mein Pferd, daß sich aufgrund ihren hohen Alters gepflegt aus allen Stänkereien raushält – obwohl dominant – (ich habe öfter den Stall mit ihr wechseln müssen, daher kenne ich ihr Verhalten gut) hatte dann letztendlich einmal so eine schlimme Fleischwunde (das war gezielt getreten, nach 7 Monaten Anwsenheit), daß ich daraufhin sofort den Stall gewechselt habe, weil in dieser Terrorgruppe wollte ich sie nicht mehr lassen. Die Besitzerin der Anlage wusste genau, was da abgeht, trotzdem hatten die Pferde nur EINE kleine Wassertränke (sowas für Schweine oder so) und auch sonst hat das niemanden gejuckt. Auch als einzelne Pferde mal IN DIE KLINIK mussten, aufgrund ihrer Verletzungen, ist bei denen kein Licht aufgegangen. Tolle Pferdefreunde. Sowas nennt sich dann Natural Horsemanship.
Also Fazit: Wenn sich die Reiter mit ihren Pferden zusammen mal mehr beschäftigt hätten (z.B. gemeinsame Ausritte, Reiterspiele, gemeinsame Bodenarbeit, spazieren gehen), dann würden diese Pferde erst mal entspannter sein und sich besser verstehen.

Noch ein Tipp: Die Hundesendung mit Martin Rütter: Vieles, was er über die Hunde sagt, kann man auch auf Pferde anwenden. Ist aber nur hilfreich, wenn man sein Verhältnis zu seinem Pferd verbessern will. (Z.B. letzten Samstag: „Sie müssen sich mit ihren Hunden mehr beschäftigen, und sie sich nicht nur ihnen selbst überlassen, weil die wissen ja vor Langeweile gar nicht mehr, was sie noch anstellen sollen.“ Oder neulich: „Natürlich kommt der Hund nicht zu Ihnen, wenn Sie ihn rufen: Sie haben ihm ja nichts zu bieten.“)

Schöne Woche wünsche ich Euch.
Und denkt an Eure Facebookseite.
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Ja, Marin Rütter finde ich auch große Klasse!
Danke für Deinen Beitrag :-), und jaaaaa: Kommt viel Zeit, kommt Facebookseite 😉
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Klaus Dünsch • 27. Dezember 2010

Ich habe einmal so etwas Ähnliches erlebt. Mein Fuchswallach stand in einer Herde von 5 anderen Wallachen. Er hatte sich mit allen gut verstanden. Eines Tages stellte der Stallbesitzer einen 5 jährigen Schlesier Hengst mit auf die Koppel. Von da an, war nichts mehr so wie es war. Mein Wallach stand ständig abgegrenzt in einer Ecke der Koppel und zog sich völlig zurück.
Er tat mir richtig leid und meine Wut auf den Hengst wurde jeden Tag größer. Ich setzte mich mit dem Besitzer des Hengstes zusammen und wir beschlossen die Beiden einfach mal zusammen in die Reithalle zu werfen. Am Anfang wollte der Hengst meinen Wallach wieder verprügeln und vertreiben doch dann legten wir in der Halle Dualgassen aus. Die Pferde waren so sehr damit beschäftigt, dass der gesamte Ärger wie weggeblasen war und ihre gesamte Energie sich positiv umwandelte. Ich spührte wie die Laune besser wurde. Dies haben wir einige Male wiederholt und heute sieht man die Beiden sogar ab und an mal sich gegenseitig die Mähne kraulen.
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Wie schön 🙂
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Raaga • 4. Dezember 2018

Dies ist genau das Thema, das mich gerade beschäftigt. Und zwar von Standpunkt des Rabaukenbesitzers aus, Ich habe ein Pferd, das sehr dominant ist, gleichzeitig aber kein netter Chef. Ich selbst bin eigentlich eher die friedliebende Sorte Mensch, streite mich so gut wie nie. Mein Pferd ist das Gegenteil und bringt mich zum Verzweifeln.

Wegen seines Verhaltens stand er lange allein. Dann hatte er endlich einen Freund gefunden, der genau so dominant war wie er, die beiden haben sich heiß und innig geliebt. Sie schriehen lautstark, sobald sie getrennt waren, galoppierten aufeinander zu, machten Fellpflege, spielten miteinander. Bis vor kurzem standen sie zusammen auf einem kleineren Paddock. Jetzt hat der Freund keine Lust mehr auf Dominanzgehabe und wurde immer öfter von Futter weggeschickt. Vor kurzem wurde er sogar gejagt, hat man mir erzählt. So etwas passiert fast nur, wenn ich mal einen Tag nicht kommen kann. So kann ich es nie selber beobachten. Jetzt steht mein kleiner Rabauke wieder allein.

Ich kann mir diesen Wandel in der Beziehung der beiden Pferde nur damit erklären, dass der Freund schon älter und oft krank ist, dass mein Pferd sich manchmal langweilt und jemanden zum Spielen braucht, der ihm genug entgegensetzen kann. Offenbar gibt es so ein Pferd nicht auf diesem doch ziemlich großen Hof. Mein kleiner Rabauke tyrannisiert alle anderen dominanten Pferde nach kurzer Zeit. Und ich als Besitzerin hätte es gerne anders und fühle mich hilflos.

An Liebe und Beschäftigung mangelt es jedenfalls meinem kleinen Randalierer, denke ich, nicht. Jeden Tag wird er bespaßt, Wir machen sehr viel Boden- und Freiarbeit, gehen raus ins Gelände, spielen, reiten. Für sein Temperament ist er super brav geworden und achtet gut auf mich. Mir gegenüber verhält er sich respektvoll und freundlich, was auch nicht von Anfang an selbstverständlich war. Was kann ich tun, dass er nicht vereinsamt? Ein Pferd braucht doch andere Pferde, da bin ich mir sicher.

 

Von Sabine HauserEmail: gerold.sabine.hauser@t-online.de • 16. Dezember 2022

Bitte schreiben Sie mir, ich habe das gleiche Problem.

 

 

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