Verletzungen durch Grannen im Gerstenstroh?

Sie kennen bestimmt das Sprichwort:

“Man wird alt wie ’ne Kuh und lernt immer noch dazu.”

Ja, so ist es wohl! Auch in Bereichen von denen man eigentlich denkt: Da weiß ich gut Bescheid…

Für mich trifft dieses Sprichwort mal wieder zu, was meine Pferdehaltung angeht. Seit über 14 Jahren halte ich nun auf meinem Hof Pferde. Und so lange bekommen meine Pferde schon zusätzlich zur Weide bzw. zur Heufütterung Stroh zum Knabbern in Raufen angeboten. Dazu habe ich schon Hafer-, Weizen- und Gerstenstroh verwendet.

Niemals hatte ich irgendwelche Probleme.

Bis jetzt…

Letztens war bei drei Pferden aus meiner Ponyherde eine Zahnpflegerin. Diese fand bei allen drei Pferden Verletzungen im Maul. Teilweise waren dort fiese Entzündungen zu finden. Die Pferde stanken aus dem Maul und eines speichelte auffällig stark. Ich rief meinen Tierarzt an und er untersuchte stichprobenartig mehrere Pferde bei mir und  besah sich mein Stroh, mein Heu und die Weiden. Er fand nichts zu beanstanden und wir waren ratlos. So suchten wir weiter und konnten letztendlich doch das Stroh als Auslöser der Verletzungen ausmachen. Es sind die Grannen des Gerstenstrohs, die sich tief in die Schleimhaut setzen und dort Entzündungen verursachen. Nachdem wir das Gerstenstroh gegen Weizenstroh getauscht haben, heilten alle Verletzungen schnell ab und es entstanden keine neue Wunden mehr.

Ich kann mir nicht erklären warum plötzlich dieses Problem auftauchte und warum wir nicht schon früher Verletzungen durch Gerstenstroh hatten. Hängt es mit dem Schnittzeitpunkt des Strohs zusammen? Gibt es einen Unterschied von Wintergerste zu Sommergerste?

Hier lesen doch bestimmt ein paar Menschen mit, die sich in diesem Thema gut auskennen, oder? Also, bitte teilt Euer Wissen mit uns, damit anderen Pferden diese fiesen Verletzungen durch Stroh erspart bleiben.

16. November 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Haltung 12 Kommentare »

 

12 Reaktionen zu “Verletzungen durch Grannen im Gerstenstroh?”

 

Von Bärbel • 17. November 2010

Hallo Babette,

jetzt wo ich deinen Beitrag zu diesem Gerstenstroh lese erscheint es mir mehr als möglich. In normalen Jahren haben die Gerstengrannen eine auch normale Konsistenz, die nicht solche starken Verletzungen hervorrufen könnten. Dieses Jahr war jedoch ein extremer Sommer mit einer sehr langen regenarmen Zeit in der die Gerste ihre Ähren schiebt. Durch diesen enormen Wassermangel können die Grannen in diesem Jahr besonders trocken und dadurch auch besonders scharf gewesen sein, wodurch diese Verletzungen im Maul dann ausgelöst worden sind. Das kann im nächsten Jahr schon wieder ganz anders aussehen. Die Gefaht besteht natürlich immer, denn gerste hat nun mal lange Grannen, die der Weizen nunmal nicht hat. Veilleicht eine Erklärung dazu?
LG
Bärbel
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Liebe Bärbel,
ja, das scheint tatsächlich die Erklärung zu sein…
Vielen Dank für Deinen Kommentar und liebe Grüße,
Babette

 

Von Angela • 21. November 2010

Ja, ich sehe das so wie Bärbel. Hier in Spanien haben wir fast ausschliesslich Gerstenstroh, jedoch ist es grundsätzlich zarter als das Stroh in Deutschland. Aber von meinem Lieferanten weiss ich, dass er beim Kauf darauf achtet (er sieht das Material beim, oder vor dem Schnitt), wie die Grannen sind, denn es kann wohl tatsächlich sowas vorkommen, wie du beschreibst. Jedoch kann man das wohl nur gut sehen, wenn das Getreide noch steht. Offensichtlich schieben sich dann Grannen mit Vorliebe ins Zahnfleisch, bzw. vor allem zwischen Zahn und Zahnfleisch.

Grüsse,
Angela
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Und wie lerne ich jetzt am stehenden Getreide zu erkennen, ob die Grannen im Stroh fies sein werden oder nicht?
Grübelnde Grüße,
Babette

 

Von Steve • 22. November 2010

Das ist ja interessant! Bei uns war Anfang des Monats auch ein Pferdedentist und hat meinem Hafi unter der Zunge ebenfalls Gerstengrannen herausgeholt, die sich ins Fleisch gebohrt und bereits entzündet hatten.
Er berichtete ebenfalls, dass ihm das dieses Jahr schon öfter untergekommen sei.
Sehr merkwürdig! Bei uns gab es auch immer schon Gerstenstroh und wir hatten nie solche Probleme!
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Oje…
Habt Ihr noch mehr Pferde bei Euch stehen und habt Ihr bei denen die Maulhöhle untersucht? Hört sich ja an wie bei uns 🙁
Echt doof!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Claudia • 22. November 2010

Hallo zusammen,

ich hatte mit dieser Materie bisher noch nie zu tun. Jetzt hatte ich neulich einen Vortrag über Pferdefütterung besucht. Da wurde beim Thema Strohauswahl auch auf die Verletzungsgefahr durch Grannen im Gerstenstroh hingewiesen. Scheinbar ist das ein gängiges Problem bei Gerstenstroh. Der Vortrag wurde von einer Veterinärin abgehalten. Sie hat geraten im Zweifel auf Hafer- / Weizenstroh auszuweichen, falls die Grannen zu dick oder zu stark sind.
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Das ist ja super interessant! Danke für den Kommentar. Ich glaube, nach dem Erlebnis werde ich tatsächlich in Zukunft kein Gerstenstroh mehr kaufen 🙁 ,
liebe Grüße,
Babette

Viele Grüsse
Claudia

 

Von Steve • 22. November 2010

Hallo Babette,
bei uns stehen noch mehr Pferde (Pensionsstall); vier wurden an dem Tag vom Dentisten behandelt, davon hatten zwei solche Verletzungen (das andere Pony aber wohl weniger schlimm als meiner).
Der Dentist sagte, dass man gerade diese Stelle (unter der Zunge) nur am sedierten Pferd mit Maulgatter erreichen kann, so dass man als Pferdebesitzer nicht mal kontrollieren kann, ob da was im Argen liegt.
Ich hoffe jetzt auch, dass wir irgendwann anderes Stroh bekommen werden, aber noch ist welches von dem Gerstenstroh da und muss erst mal weiter verfüttert werden.
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Oh Mist! Das scheint ja dieses Jahr wirklich ein recht weit verbreitetes Problem zu sein… 🙁
Alles Gute für Euch!
Babette

 

Von Petra • 22. November 2010

Hallo,
Wir haben 10 Ponies/pferde und füttern seit Jahren problemlos Gerstenstroh.Und dieses Jahr ist das erste Jahr, in dem ich unsicher bin und Zweifel bekommen habe.
Bei einem Pferd haben wir durch Zufall Grannen gefunden, die sich tief ins Zahnfleisch gebohrt hatten. Dieses Pferd hatte zuvor eine massive Schlundentzündung. Die gesamte Schleimhaut der Speiseröhre war hochgradig entzündet.Es gab keine Erklärung dafür, da hatte ich zum ersten Mal den Gedanken, es könnten vielleicht die Grannen sein. Wir haben an sie kein Gerstenstroh mehr gefüttert und sie natürlich behandelt. Dann hatte ein anderes Pferd eine Magenschleimhautentzündung und wieder war der Gedanke da und ich habe geforscht und rumgefragt, aber niemand konnte mir das bestätigen, und doch blieb das Gefühl.
Ich mag das Stroh gar nicht mehr füttern, obwohl es von bester Qualität ist.
Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass es mit den Witterungsverhältnissen dieses Sommers zusammenhängt.
Petra
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Ich kann Deine Bedenken gut nachempfinden und bin sehr froh, dass mein Landwirt unser Stroh gegen Weizenstroh getauscht hat. Ich hätte es auch nicht mehr anbieten mögen 🙁 .
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Vera • 10. Mai 2011

Hallo,
ich füttere seit vielen Jahren Gerstenstroh und benutze es im Winter als Einstreu.Bei den vergangenen Dentistbesuchen gab es nie Probleme. Nun hatte ich gerade wieder für 5 Pferde den Dentisten da, der bei allen Pferden Grannen im Zahnfleisch festgestellt hat, allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt. Also habe ich (zunächst)beschlossen den Rest aus 2010 nicht mehr zu verfüttern und das auch gleich in die Tat umgesetzt. Daraufhin bekamm mein einer Wallach aber (Weide-)Durchfall. Also muß ich Stroh füttern und zwar wegen Offenstallhaltung an alle. Deswegen habe ich zu Hause einen „Gerstengranneneinweichtest“ gemacht und habe den Eindruck, dass die nassen Grannen deutlich weicher sind. Ich tauche jetzt das Stroh 12 Std und hoffe, dass es keine neuen Verletzungen gibt. In diesem (trockenen) Jahr werde ich wohl Weizenstroh bestellen.
Besten Gruß Vera

 

Von Victoria • 21. Juni 2011

liebe babette!
Erstmal ganz großes lob an dich/euch, eure homepage ist sehr informativ und gut aufgebaut- ich besuche sie sehr gerne!
Bezüglich der grannen- mein ehemaliges pflegepferd hatte letztes jahr im sommer ständig nasenbluten, wir dachten an überanstrengung (sie hat eine sehr schlechte vergangenheit), an koppelverletzung, an diverse insekten, aber natürlich nicht an grannen. Sie steckte ihr tief in der nase, man konnte sie mit bloßem auge nicht sehen.
Das nasenbluten war dann sofort weg, in die pension haben wir sie trotzdem geschickt-sie hat es verdient.
Lg vici

 

Von Müller Rüdiger • 16. Mai 2012

Grüß Euch schön aus Österreich !

Habe die Kommentare verfolgt, da ich auf einmal massive
Probleme mit meinem „100%igem Weizenstroh“ habe. Pferde
hatten Nasenbluten, Kehlkopfprobleme, starkes Aushusten,
Augenentzündungen ect. Zuerst Tierarzt holen, dieser hat
alles kontrolliert auch das Futter und die Einstreu, nichts gefunden. Ich verwende als Einstreu Microstroh,
steht 100% Weizenstroh drauf und eben zusätzlich Weizen-
stroh. Bei genauem Untersuchen der beiden Produkte stellt sich heraus, das überall Grannen und auch Gerstenstroh beigemengt war. Man darf sich einfach auf niemanden verlassen. ich denke, daß viele Pferde Probleme mit den Grannen haben, aber wie viele Pferde-
besitzer beobachten Ihre Pferde wirklich? Und den
meisten Lieferanten geht es nur um die schnelle Kohle. Da bei uns Stroh bereits teurer als Heu ist und
die Pferde ohnedies endständiges Heu fressen sollen,
werde ich meine Pferde auf Heu stellen. Das können Sie
jederzeit Fressen und da ich ohnedies die Boxen sehr
sauber halte und die Pferde sehr viel auf der Koppel sind, ist der schlechtere „Aufsaugeffekt“ auch wurscht.

Liebe Grüße, Rüdiger

 

Von Traudl • 12. September 2014

Grüße an Euch!
Meine 7 Miniponys hatten seit dem Frühjahr immer wieder Koliken kaum war der Tierarzt weg legte sich der Nächste hin, es war zum Verzweifeln,Tag und Nacht war ich unterwegs. 5mal brauchte ich tierärztliche Hilfe (3 verschiedene)
Weide wurde gesperrt, Verdacht auf zuviel Klee in der Weide. Äpfel wurden auch nicht mehr vertragen.Nichts mehr wurde vertragen und gestrichen.
Ja, dann blieb nur noch das Gerstenstroh.
Und wer hätte das gedacht,ich wechselte das Gerstenstoh gegen Weizenstroh und nach drei Tagen waren die Ponys wie ausgewechselt.
Kein ständiges Hüsteln, Augentränen und Bauchweh mehr.
Der Kleinste hatte immer geschwollene Lymphen, die warn weg.
Sie sind wieder quitschfideel und haben auch wieder Lust zum Streiten.
Im nachhinein erfuhr ich, daß heuer die doppelte Menge gspritzt werden mußte.
Es ist ein sehr schönes und sehr saugfähiges,aber auch splitterfaseriges Stroh, kurzgeschnitten und mir ist schon aufgefallen, wenn ich kurze Sachen anhatte, daß ich vom Stroh überall die kleinen brüchigen Splitter an Armen und Beinen hatte.
Das krazt natürlich den Darm entlang und tut weh.
Ich hoffe mit meiner Erfahrung vielen anderen Pferden, vor allem den Ponys zu helfen und wünsch Euch Glück im Stall.
LG Traudl

 

Von Gesine • 14. Januar 2015

Zu diesem Thema ist gerade ein interessanter Artikel (auf englisch) erschienen, hier der link:
http://www.thehorse.com/articles/35154/possible-answer-to-horses-death-found-in-hay?utm_source=Newsletter&utm_medium=health-news&utm_campaign=01-13-2015

Und fuer alle, die nicht so viel Zeit haben, den ganzen Artikel durchzulesen oder der englischen Sprache nicht maechtig sind, hier die von mir zusammen gefassten wichtigsten Punkte:

– Vorsicht nicht nur bei Gerstenstroh, sondern mit allen Getreidearten, speziell wenn Bauern das Getreide nicht abernten (zum Beispiel wenn es aufgrund von zu trockenem Wetter zu schlecht gereift ist) und die Aehren noch intakt am Halm sitzen. Kann man die Grannen beim Reiben gegen die Handflaechen spueren, sollte man dieses Stroh nicht als Einstreu oder Futterstroh fuer Pferde verwenden.
– Stroh (oder auch Heu aus Getreidearten), welches in Duerreperioden produziert wurde, kann Pflanzengifte enthalten, die die gestresste Pflanze gebildet hat. Solche Gifte koennen Pferden auch gefaehrlich werden. Nach Duerreperioden sollte also das Stroh oder Heu auf Nitrate, Zucker und im Falle von Roggen-Stroh/Heu auf Roggen-spezifische Endotoxine untersucht werden.
– Im genannten Artikel wurden bei einem auf merkwuerdige Weise eingegangenen Pferd durch Roggen-Grannen hervorgerufene Geschwuere in den Lippen gefunden. Dieses Pferd wurde nicht obduziert, jedoch hat die Untersuchung der Einstreu sehr hohe Endotoxin-Werte ergeben und die Grannen koennen Infektionen und Schwellungen im Schlund hervorgerufen haben, die letztendlich fuer den Erstickungstod des Pferdes verantwortlich waren.

 

Von Susanne Engler • 23. August 2017

Danke für die Beiträge, ich habe das dieses Jahr auch, sehr trockener Simmer

 

 

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