Gedanken zum Thema: Einsatz von „scharfen“ Ausbildungsgegenständen

Schon vor einer Weile habe ich mich in meinem Artikel  Kappzäume der filigranen Art kritisch zur Serreta (ein spanischer, scharfer Kappzaum) geäußert. Dort erschien nun vor kurzem dieser Kommentar (wörtlich übernommen):

„Nun ja, Frau Teschen,
es mag schon sein, dass Sie keine Serreta benötigen, denn wie Sie schreiben, bereiten Sie Ihre Pferde ja genauestens vor.
Die Serreta (immer ummantelt, “blank” ist verboten) kommt in Spanien u.a. bei der Präsentation der Hengste zum Einsatz.
Wenn Sie in der Altersklasse 2 oder 3 stehen, und einen komplett rohen Hengst etwa 1 Stunde lang in Reihe neben anderen ruhig stehen lassen müssen, während die Kandidaten vor seiner Nase im Trab und Galopp vorbeisausen, tja, dann hätten Sie vermutlich auch gerne etwas durchschlagendere Argumente in der Hand, nehme ich an!
Leben und leben lassen, ist die Devise!“

Dieser Kommentar hat mich sehr nachdenklich gemacht und da meine Antwort auf diesen Kommentar etwas ausschweifender ist, habe ich mich dazu entschieden, nicht direkt dort zu antworten, sondern mit diesem Beitrag meine Gedanken dazu niederzuschreiben.

Ja, in dieser Situation würde ich die Serreta sehr wahrscheinlich benutzen …

Ich bin wahrlich nicht so naiv mir einzubilden, dass ich einen 2-jährigen, rohen Hengst mit Plüschhalfter, ausreichend Leckerchens in der Tasche und beruhigenden Worten dazu bringen würde, bei einer Hengstpräsentation wohlerzogen eine Stunde ruhig neben mir zu stehen, während um ihm herum die Post abgeht. Ich bin mir sogar sicher: Ich würde sehr, sehr alt aussehen! 😉

Und ja, würde ich dort tatsächlich mit einem tobenden Wildpferd an der Hand stehen müssen, wäre ich heilfroh, wenn ich ein Werkzeug in der Hand und auf dem Kopf des Pferdes hätte, welches mir hilft, mitsamt Pferd wieder unversehrt und lebend vom Platz zu gehen. Und ja, ich würde dieses Werkzeug, wenn es sein muss, auch benutzen. In diesem Sinne kann ich der Verfasserin des Kommentars nur zustimmen.

Das ändert aber meine Grundeinstellung zur Serreta nicht.

Das Mittel der Wahl?

In meiner dreiteiligen Serie über Kappzäume ging es mir darum, Empfehlungen auszusprechen. Ich erklärte in den Beiträgen, welche Art Kappzäume ich für die Pferdeausbildung, insbesondere für die Longenausbildung eines Pferdes, als pferdefreundlich und geeignet ansehe.

Es ging mir nicht darum, aufzuklären, mit welchem Kopfstück man am ehesten Kontrolle über ein austickendes Pferd erlangen kann. Das ist in meinen Augen ein großer Unterschied.

Die Serreta ist eine scharfe Kappzaumvariante. Sicherlich ist ihre Schärfe abhängig von der Beschaffenheit (mit oder ohne Zacken, ummantelt oder blank), aber ich persönlich lehne die Serreta (wenn sie nicht gut abgepolstert ist) grundsätzlich als Ausbildungsutensil ab. Nur weil die Serreta dem Zweck dienen kann, dem Menschen die Kontrolle über ein überfordertes Pferd zu ermöglichen, welches mit anderen Kopfstücken nicht händelbar ist, ist sie damit eben noch lange kein Ausbildungswerkzeug, sondern nur ein Hilfsmittel, mit dessen Hilfe es möglich ist, über Zwang Kontrolle zu erhalten.

Damit befindet sich zumindest die blanke Serreta für mich auf einer Linie mit den von mir ebenso abgelehnten Schlaufzügeln, Fußfesseln, Steigergebissen, Zwangsständen und anderen Hilfsmitteln, deren Einsatz in meinen Augen für das Pferd nichts Positives haben, aber dem Menschen die Macht verleihen Widerstände zu brechen und Pferde zum Funktionieren zu bringen. 🙁

Was ist angemessen?

Keine Frage, Hilfsmittel können ihre Berechtigung haben. So sind z.B. Zwangsstände in Notsituationen äußerst sinnvoll und haben schon vielen Pferden und Menschen das Leben gerettet. Hätte mein Pferd eine Kolik und müsste ohne Gefahr für das Leben des Tierarztes untersucht werden, so hätte ich keinerlei Bedenken mein Pferd in einen Zwangsstand zu führen. Aber deswegen werde ich unseren Lesern nicht einen Zwangsstand empfehlen, um z.B. dem Pferd die Hufpflege nahezubringen oder zur Gewöhnung an einen Sattel.

Und so ist es auch mit einem Hilfsmittel wie der Serreta.

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20. September 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Ausrüstung 28 Kommentare »

Drei Lernaufgaben

Dominique Barbier schreibt in seinem Buch „Die wahre Natur des Pferdes“:

„Pferde lehren uns, wie man ohne Aggression um etwas bittet,
wie man bedingungslos liebt
und wie man die zerstörerische Seite der Perfektion meidet.“

Ich muss sagen, mich haben diese Worte tief getroffen. Oder besser gesagt: Sie haben mich betroffen gemacht, denn ich fühle mich getroffen.

Hier sind genau meine Lernaufgaben auf den Punkt gebracht:

  • Ohne Aggression bitten zu lernen,
  • bedingungslos zu lieben und
  • die zerstörerische Seite der Perfektion zu meiden.

Punkt 1 habe ich leider prägend anders gelernt, denn mir wurde beigebracht, nicht zu bitten, sondern zu fordern, ja, sogar durchzusetzen – und zwar notfalls um jeden Preis. Ich arbeite intensiv daran, die Idee von der Bitte immer und immer wieder neu zu leben und nicht einfach zu fordern, nicht einfach durchzusetzen, nicht einfach zu erzwingen und ich bin besser geworden darin, über die letzten Jahre. Wenn ich wieder dazu neige, etwas mit zu viel Härte zu fordern, merke ich es inzwischen im Prozess und kann es unterbrechen. Ich hoffe, es gelingt mir, die Härte irgendwann ganz abzulegen.

Punkt 2 – die bedingungslose Liebe. Was für ein großes Thema! Sie gelingt mir dann, wenn ich nichts von meinen Pferden will. Wenn ich sie auf der Weide sehe und mir das Herz überfließt. Wenn ich mich immer wieder neu in ihre blonden Mähnen verliebe. Wenn ich in ihre weisen Augen schaue. Wenn ich meine Nase in ihr Fell tauche und ihren Duft einatme. Wenn mich mein Pferd durch den Wald trägt und wir im gemeinsamen Takt atmen und das Leben genießen. Dann liebe ich ohne Wenn und Aber. Punktuell verliere ich diese Liebe aber noch- und zwar immer dann, wenn ich etwas zu sehr will. Eine Lektion, ein Verhalten, ein Unterlassen. Dann bin ich nicht mehr in der Annahme, nicht mehr in der Güte oder Liebe, dann bin ich im Kampf. Es wird weniger, aber auch hierfür muss ich etwas tun.

Und der dritte Punkt – mein so vertrautes Laster: der Perfektionsdrang. Ein Thema, das ich nicht nur mit meinen Pferden immer wieder neu angehen muss, sondern auch mir selbst gegenüber. Denn, ja, die Sucht nach Perfektion kann zerstörerisch sein. Sie frisst alles an Respekt, Achtung und Liebe. Sie sieht nur das noch (unerreichbare) Ziel und verfolgt es gnadenlos. Ich will sie weiter meiden lernen, diese zerstörerische Seite der Perfektion. Wenn mir das gelingt, kann ich die erfüllende Seite der Perfektion sehen und fühlen: die Perfektion, die in dem liegt, was ist. In meinen wundervollen Pferden und dem Glück, meine Zeit mit ihnen verbringen zu dürfen.

15. September 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 11 Kommentare »

Sprechen Sie einen Dialekt?

Auf meinen Kursbesuchen in allen möglichen Teilen Deutschlands fühle ich mich oftmals so, als befände ich mich im Ausland. Denn zum Teil verstehe ich die dort „Einheimischen“ kaum und das, obwohl sie dieselbe Muttersprache sprechen wie ich. Die Dialekte sind aber tatsächlich teilweise so unverständlich für mich wie eine Fremdsprache.

Wie schwer muss es erst für unserer Pferde sein?

Diese Tatsache hat mich zum Nachdenken gebracht: Wenn es mir schon  so unendlich schwerfällt, meine eigenen „Artgenossen“, die dieselbe Muttersprache sprechen wie ich, zu verstehen – wie mag es dann erst unseren Pferden ergehen?

Nicht nur, dass sie eine ganz andere Sprache sprechen und verstehen als wir, nein, sie müssen es auch noch schaffen, in dieser Fremdsprache die ganzen verschiedenen Dialekte dieser Sprache zu verstehen. Denn ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch ein Kommando für ein und dieselbe Übung, z.B. für das Rückwärtsrichten, etwas unterschiedlich gibt, also quasi mit seinem eigenen Dialekt innerhalb einer Fremdsprache mit dem Pferd spricht.

Und da wundern wir uns wirklich, dass Pferde so oft nicht richtig auf unsere „Hilfen“ reagieren und Schwierigkeiten haben, uns verstehen?

Ich mich nicht mehr! 🙂

13. September 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 5 Kommentare »

Noch einige Gedanken zum Thema „Fehler machen“

In der letzten Woche ging es hier um die Frage, ob Pferde Fehler machen dürfen. Und beim weiteren Nachdenken über dieses Thema wurde mir bewusst, was mein größter Kritikpunkt an Reiterprüfungen und Turnieren ist. Darüber gab es nämlich gerade neulich eine Diskussion in unserem Forum und ich konnte noch nicht so recht auf den Punkt bringen, was mir ganz konkret an Turnieren und Prüfungen solch ein Bauchweh bereitet.

Jetzt wird es mir klarer: Es ist der Anspruch, dass Pferde punktgenau zu funktionieren haben.

Wenn meine Prüfungsaufgabe vorsieht, dass mein Pferd an Punkt X angaloppiert, dann HAT es an diesem Punkt anzugaloppieren. Jedes frühere Angaloppieren oder jedes Zögern ist ein „Fehler“ und wird abgestraft. Einmal durch die Punktrichter, aber eben auch vom Reiter seinem Pferd gegenüber. Das Ziel ist schließlich „korrektes“ Reiten, nicht wahr? Nur wer sein Pferd „korrekt“ reitet, macht es richtig – so die Theorie. Und in einem Springparcours gibt es nur eine richtige Reihenfolge der Sprünge und jeder muss sie so reiten, ob das nun sinnvoll für das Pferd ist oder nicht. Wenn ein Pferd dann all seinen Mut zusammennimmt und tatsächlich über den großen Sprung setzt, es aber die Stange streift, weil er einfach sehr hoch ist, dann gibt es kein Lob, sondern einen Fehlerpunkt.

Für mich ist ein System, dass solche angeblichen „Fehler“ abstraft, ein System, das lern- und entwicklungsfeindlich ist. Denn zum Lernen und zur Entwicklung gehören Fehler dazu. Wenn ein Pferd mal nicht an X angaloppiert, sondern 20 Meter später, dafür dann aber wundervoll leicht und gesetzt in einen Bergaufgalopp springt, ist das für mich viel mehr wert! Und wenn ein Reiter erkennt, dass ein Pferd am Sprung verweigert, weil es ungut herankommt oder weil der Sprung zu hoch ist und dann einfach eine Runde galoppiert und es über einen niedrigeren Sprung springen lässt, dann gäbe das für mich einen Extra-Punkt für Pferdeverstand, anstatt den Reiter zu disqualifizieren.

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8. September 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 16 Kommentare »

Pferde müssen geritten werden, … oder nicht?

Ich bekomme viele Mails von Pferdebesitzern/innen, in denen mir die unterschiedlichsten Probleme geschildert werden. Etwas länger her ist die Mail einer Frau, die mich ebenfalls ganz verzweifelt um Rat fragte. Sie war zutiefst verunsichert, ob sie ihr Pferd verkaufen sollte oder nicht. Sie schrieb, sie liebe ihr Pferd von ganzen Herzen. Sie verbringt gerne und viel Zeit mit ihm. Sie geht gerne lange mit ihm spazieren, macht viel Bodenarbeit und empfindet ihre Beziehung als intensiv und freundschaftlich. Sie hat keinerlei Probleme im Umgang und ist eigentlich rundum glücklich, wären da nicht die Kommentare der „anderen“ …

Denn die Frau hat folgendes Problem: Sie mag ihr Pferd nicht reiten. Sie fühlt sich unwohl, hat etwas Angst und es bereitet ihr einfach keine Freude. Auch hat sie das Gefühl, dass ihr Pferd ebenso wenig Spaß an der Sache hat wie sie. Ab und zu setzt sie sich dennoch auf ihr Pferd, doch nicht weil sie Lust dazu hat, sondern nur weil ihr von außen gesagt wird, sie müsse ihr Pferd reiten, denn dafür seien Pferde schließlich da. Das, was sie mit ihrem Pferd mache, wäre doch keine „richtige“ Arbeit. Ihr Pferd würde darunter leiden und wahrscheinlich auch krank werden …

Und nun stellte sie mir also tatsächlich die Frage, ob sie ihr Pferd aus diesem Grund verkaufen sollte.

Um das noch einmal deutlich zu sagen: Sie vermisst das Reiten nicht. Ihr liegt einfach nichts daran. Das Reiten ist nicht der Grund, warum sie ein Pferd halten möchte. Sie liebt Pferde und ganz besonders ihres. Sie liebt es, es zu umsorgen, mit ihm Zeit zu verbringen. Ihr Pferd macht sie glücklich und sie tut alles, damit es ihrem Pferd gut geht. Für sie wäre alles perfekt, wenn da nicht der Druck wäre, das Pferd reiten zu müssen.

Ihr Problem bestand also tatsächlich „nur“ darin, dass sie die Grundüberzeugung hatte, dass sie ihr Pferd reiten muss, um ihm gerecht zu werden.

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6. September 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Reiten, Sonstiges 56 Kommentare »

Dürfen Pferde Fehler machen?

Mit den Fehlern ist das schon eine seltsame Sache: Jeder von uns weiß, dass Fehler zum Leben und zum Lernen dazugehören und jeder von uns macht Fehler. Aber mal ganz ehrlich, wie sieht es mit unseren Pferden aus? Dürfen auch sie Fehler machen?

Wenn man sich mal in der Reiterwelt umschaut, kann man schnell den Eindruck bekommen, dass Pferde auf gar keinen Fall Fehler machen dürfen. Denn wenn ein Pferd etwas falsch macht, folgt die Strafe auf dem Fuße. Schließlich muss es doch merken, wenn etwas nicht richtig war, nicht wahr? Wie soll es sonst lernen?

So habe ich früher auch gedacht – und leider habe ich auch danach gehandelt. Heute weiß ich, dass für das Lernen eine angstfreie Atmosphäre nötig ist.

Bei der Frage, wie wir mit Fehlern unseres Pferdes umgehen, gibt es zwei Aspekte zu beachten:

  • Unsere eigene Seite: Können wir uns wirklich immer sicher sein, eindeutige Signale und korrekte Hilfen zu geben? Oder könnte es vielleicht sein, dass der Fehler gar nicht vom Pferd gemacht wird, sondern von uns selbst? Seitdem ich mir klar gemacht habe, wie oft ich selbst fehlerhaft reite oder widersprüchliche Signale gebe, bin ich sehr vorsichtig geworden, einen Fehler beim Pferd zu vermuten. Für die allermeisten Fehler, die Pferde machen, liegen meinem Eindruck nach die Ursachen in einer mangelnden Kommunikation, in falschen Signalen oder schlicht und einfach in Missverständnissen. Und bei all diesen Ursachen gibt es keinen Grund, ein Pferd zu strafen, sondern wir sind aufgerufen, unsere Signale deutlicher, also pferdeverständlicher zu machen oder auch zu überprüfen, ob unser Pferd tatsächlich gerade leisten kann, was wir verlangen. Sehr oft hilft eine freundliche Wiederholung der Aufforderung und das Pferd tut, was wir möchten.
  • Die Seite des Pferdes: Ein Pferd, das Angst vor Fehlern hat, ist ein gehemmtes Pferd. Es wird versuchen, alles richtig zu machen, aber genau in diesem Eifer hört es vielleicht nicht richtig zu. Oder es nimmt vor lauter Angst Zeichen gar nicht wahr. Ein Pferd, das Angst hat, hat Stress. Und unter Stress lernt es sich nur sehr schwer. Ein Pferd, das hingegen entspannt ist und weiß, dass es auch mal etwas falsch machen darf, ohne gestraft zu werden, ist ein lockeres und offenes Pferd. Es wird Signale besser wahrnehmen und verstehen können. Es schlägt vielleicht auch mal eigene Dinge vor, weil es diese für eine gute Idee hält. Und wird es auch dafür nicht gestraft, wird es immer mehr Motivation entwickeln.

Mit diesen beiden Seiten im Kopf lebe ich mit meinen Pferden seit einiger Zeit das Motto: „Fehler machen erlaubt!“ Ich darf Fehler machen, sie dürfen Fehler machen, wir dürfen gemeinsam Fehler machen. Geschieht ein Fehler, wird freundlich korrigiert und einfach neu angesetzt. Und das tut uns allen dreien unendlich gut!

1. September 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 9 Kommentare »

Das Trainer-Spiel

Wenn Sie hier schon länger mitlesen, wissen Sie, dass ich nach dem Clickertraining arbeite. Da das mit dem Clickern aber gar nicht so einfach ist, habe ich mir schon oft gewünscht, dass mein Pferd mit mir reden könnte, um mir ein direktes Feedback geben zu können. Darüber, wie ich als Trainerin auftrete und wie gut oder eben nicht gut ich zu verstehen bin.

Nun habe ich eine tolle Übung gefunden, die meinem Wunsch schon sehr nahekommt, und zwar das sogenannte Trainer-Spiel! Auch wenn Sie nicht clickern, möchte ich Sie unbedingt ermutigen, sich einmal auf das Trainer-Spiel einzulassen und es auszuprobieren. Sie werden mit Sicherheit sehr davon profitieren – und Ihr Pferd erst recht.

So geht´s

Beim Trainer-Spiel schlüpft ein Mensch in die Rolle des Pferdes, ein anderer spielt den Trainer.

Der Trainer möchte nun seinem „Pferd“ ein Verhalten frei formen. Der Trainer darf sein „Pferd“ nicht berühren und keine Zeichen geben. Seine einzige Kommunikation mit dem „Pferd“ findet über das Feedback mit dem Clicker statt. Der Click wird immer dann gegeben, wenn das „Pferd“ etwas macht, was in die richtige Richtung zur Lösung der Aufgabe geht. Das „Pferd“ hat als einzige Vorgabe, dass es Verhalten anbieten soll, also nicht nur passiv in der Gegend stehen soll (sonst wird es langweilig, weil der Trainer nichts zu clickern hat). Es ist also ein bisschen so wie beim Topfschlagen.

Wie bei der richtigen Pferdeausbildung: von leichten zu schweren Aufgaben

Wählen Sie zu Beginn eine leicht zu lösende, nicht zu komplizierte Aufgabe, wie z.B.: Das „Pferd“ soll zu einem bestimmten Stuhl gehen und sich auf diesen setzen.

Sind Sie bereits fortgeschrittene Trainer-Spiel-Spieler, dürfen die Aufgaben immer komplexer werden, z.B. könnte die Aufgabe jetzt so aussehen, dass Ihr „Pferd“ den Stuhl umdrehen und umgekehrt auf einen Tisch stellen soll oder vielleicht soll es mit seinem rechten Arm seinen linken Fuß abklopfen …

Ziel ist es, dass das „Pferd“ die angedachte Verhaltenskette richtig ausführt.

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30. August 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 5 Kommentare »

Nie zufrieden?

Seit einer Weile schreibe ich immer mal wieder was zu dem Thema „Was Pferde nervt„, so z.B. über unseren Einsatz der Stimme, über unser Bedürfnis, Pferde ständig anfassen zu wollen oder auch über das Thema „Klarheit„. Heute nehme ich mir einen weiteren, wie ich denke, sehr wichtigen Aspekt vor: und zwar unsere Tendenz, nie zufrieden zu sein.

Es scheint ein sehr menschlicher Zug zu sein, irgendwie immer mehr oder immer etwas anderes zu wollen, als wir gerade haben. Diese Eigenschaft findet sich zunächst vor allem bei eher ehrgeizigen Menschen, aber bei Weitem nicht nur bei ihnen.

Vielleicht findet Ihr Euch ja hier wieder?

  • Kaum kann unser Pferd einigermaßen gebogen und locker im Trab auf einer Volte laufen, wollen wir das im Galopp.
  • Kaum geht unser Pferd zwei, drei Schritte losgelassen rückwärts, arbeiten wir schon an der Schaukel.
  • Kaum hat unser Pferd einige Schritte Schulterherein gezeigt, wollen wir das Schulterherein in Trab und im Galopp.
  • Kaum zeigt ein Pferd den spanischen Gruß, soll es am liebsten schon im spanischen Trab herumtanzen.
  • Kaum hat unser Pferd gelernt, sich über den Cavalettis in schöner Selbsthaltung zu zeigen, soll es springen.
  • Usw. usw.

Oder vielleicht hier:

  • Kaum hat ein Pferd seine Angst vor dem Gymnastikball halbwegs überwunden, wollen wir es schon in eine Plastikplane einwickeln.
  • Kaum vertraut uns unser Pferd so, dass wir entspannt spazieren gehen können, wollen wir nun endlich ausreiten.
  • Kaum ist das Pferd in seinem neuen Stall angekommen, soll es gleich in der nächsten Woche konzentriert im Unterricht mitgehen.
  • Kaum hat sich unser Pferd von seinem Hufgeschwür erholt, haben wir schon wieder einen strammen Trainingsplan ausgearbeitet.
  • Usw. usw.

Kurz und gut: Es reicht nie. Es ist nie genug. Wir sind nie wirklich zufrieden.

Und leider übersehen wir dabei, dass genau das Pferde enorm frustrieren kann.

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25. August 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang, Verhalten 8 Kommentare »

Die große Zeitfrage

Oftmals werden mir ganz typische Fragen gestellt wie diese hier:

  • „Ich möchte mein Pferd in die Grundausbildung geben. Wie lange wird es wohl dauern bis mein Pferd soweit ist, dass ich mit ihm in allen Gangarten entspannt ins Gelände gehen kann?“
  • „Ich trainiere jetzt mein Pferd nach Ihrem Longenkurs. Wann wird es voraussichtlich ausreichend Muskulatur aufgebaut haben, dass ich es auf einem Wanderritt mitnehmen kann?“
  • „Mein Pferd steigt nicht in einen Pferdeanhänger ein. Ich werde es nun mit Hilfe des Clickertraining versuchen. Wie dauert es, bis sich mein Pferd zuverlässig verladen lässt?“

Ich könnte Ihnen noch etliche Beispiele bringen, aber ich denke Sie verstehen, worauf diese Fragen an mich abzielen. Und auch wenn ich mir Mühe gebe, meine Antworten auf Fragen wie diese individuell zu gestalten und so gut wie möglich zu beantworten, so lautet sie auf den Punkt gebracht letztlich immer nur: Ich weiß es nicht!

Ja klar, es gibt Erfahrungswerte. Da ich schon einige Pferde in der Grundausbildung hatte, könnte ich die erste Frage z.B. so beantworten: Wenn das Pferd keine größeren physischen und psychischen Probleme hat, sollte man im Normalfall nach ca. vier bis sechs Monaten Ausbildung mit diesem Ergebnis rechnen können.

Nur: Jedes Pferd ist anders!

Und nicht nur jedes Pferd, nein, auch jeder Mensch, der mit dem Pferd umgeht bzw. reitet, ist anders! Jeder Mensch hat eine andere Ausstrahlung, einen anderen Umgang, einen anderen Sitz, eine andere Hilfengebung und somit gänzlich andere Möglichkeiten dem Pferd die Sicherheit und Gelassenheit zu vermitteln, die es für das Projekt „Ausreiten im Gelände“ braucht. Und wenn ein Pferd dann beispielsweise nach vier bis sechs Monaten Ausbildung mit Bereiter XY auf dem Rücken entspannt ins Gelände geht, bedeutet das noch lange nicht, dass es das auch zu Hause mit dem/r Besitzer/in tun wird…

Hat das Pferd ein von Natur aus eher unsicheres und ängstliches Wesen, können aus den vier bis sechs Monaten auch vier bis sechs Jahre werden. Ich kenne Pferde, die trotz gutem Reiter, gutem Umgang und guter Haltung noch mit 20 Jahren im Gelände reine Nervenbündel sind … (ok, das ist zum Glück aber selten :-)).

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23. August 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Aus der Bereiterpraxis, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten 12 Kommentare »

Mehr Klarheit, bitte!

Vor einiger Zeit schrieb ich hier darüber, dass wir unsere Pferde oft unwissentlich nerven und ich bin dann auf die Punkte „Reden“ und „Anfassen“ eingegangen. Heute möchte ich mir einen weiteren, aus meiner Sicht sehr wichtigen Nervfaktor vornehmen und das ist das Thema „Klarheit“.

Pferde und Menschen sprechen von Natur aus nicht dieselbe Sprache. Wir müssen erst lernen, uns miteinander zu verständigen und unser jeweiliges Gegenüber zu deuten. Nun haben wir Menschen die Eigenart, einfach davon auszugehen, dass man uns versteht (und das übrigens Menschen wie eben auch Tieren gegenüber). Wir denken, dass wir klar sind in unseren Äußerungen und sind jedes Mal vollkommen erstaunt, wenn es zu Missverständnissen kommt (und das gilt meiner Erfahrung nach wieder Menschen und auch Tieren gegenüber).

Der erste Schritt hier ist für mich der, dass wir überhaupt erst einmal den Gedanken zulassen, dass uns unser Pferd unter Umständen gar nicht verstehen kann.

Kann mich mein Pferd überhaupt verstehen?

Was macht es einem Pferd schwer, uns zu verstehen? Die Liste der Ursachen dazu ist lang:

  • Wir senden uneinheitliche Signale für ein- und dieselbe Sache.
  • Wir senden widersprüchliche Signale.
  • Wir senden zu viele Signale gleichzeitig.
  • Wir senden falsche Signale.
  • Wir senden zu wenige Signale.
  • Wir entscheiden uns ständig neu.
  • Wir haben selbst keine klare Vorstellung, keine klaren Bilder im Kopf.

Uns zu lesen, ist sehr schwer für ein Pferd

Fakt ist: Pferde sind exzellent darin, feinste Signale aufzunehmen, und genau deshalb haben es Pferde alles andere als leicht, uns zu lesen. Wir Menschen sind nämlich in unseren Ausdrucksweisen oft sehr diffus. Den ganzen Beitrag lesen »

18. August 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 7 Kommentare »

  • Reitkurs

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