Gedanken zum Thema: Einsatz von „scharfen“ Ausbildungsgegenständen

Schon vor einer Weile habe ich mich in meinem Artikel  Kappzäume der filigranen Art kritisch zur Serreta (ein spanischer, scharfer Kappzaum) geäußert. Dort erschien nun vor kurzem dieser Kommentar (wörtlich übernommen):

„Nun ja, Frau Teschen,
es mag schon sein, dass Sie keine Serreta benötigen, denn wie Sie schreiben, bereiten Sie Ihre Pferde ja genauestens vor.
Die Serreta (immer ummantelt, “blank” ist verboten) kommt in Spanien u.a. bei der Präsentation der Hengste zum Einsatz.
Wenn Sie in der Altersklasse 2 oder 3 stehen, und einen komplett rohen Hengst etwa 1 Stunde lang in Reihe neben anderen ruhig stehen lassen müssen, während die Kandidaten vor seiner Nase im Trab und Galopp vorbeisausen, tja, dann hätten Sie vermutlich auch gerne etwas durchschlagendere Argumente in der Hand, nehme ich an!
Leben und leben lassen, ist die Devise!“

Dieser Kommentar hat mich sehr nachdenklich gemacht und da meine Antwort auf diesen Kommentar etwas ausschweifender ist, habe ich mich dazu entschieden, nicht direkt dort zu antworten, sondern mit diesem Beitrag meine Gedanken dazu niederzuschreiben.

Ja, in dieser Situation würde ich die Serreta sehr wahrscheinlich benutzen …

Ich bin wahrlich nicht so naiv mir einzubilden, dass ich einen 2-jährigen, rohen Hengst mit Plüschhalfter, ausreichend Leckerchens in der Tasche und beruhigenden Worten dazu bringen würde, bei einer Hengstpräsentation wohlerzogen eine Stunde ruhig neben mir zu stehen, während um ihm herum die Post abgeht. Ich bin mir sogar sicher: Ich würde sehr, sehr alt aussehen! 😉

Und ja, würde ich dort tatsächlich mit einem tobenden Wildpferd an der Hand stehen müssen, wäre ich heilfroh, wenn ich ein Werkzeug in der Hand und auf dem Kopf des Pferdes hätte, welches mir hilft, mitsamt Pferd wieder unversehrt und lebend vom Platz zu gehen. Und ja, ich würde dieses Werkzeug, wenn es sein muss, auch benutzen. In diesem Sinne kann ich der Verfasserin des Kommentars nur zustimmen.

Das ändert aber meine Grundeinstellung zur Serreta nicht.

Das Mittel der Wahl?

In meiner dreiteiligen Serie über Kappzäume ging es mir darum, Empfehlungen auszusprechen. Ich erklärte in den Beiträgen, welche Art Kappzäume ich für die Pferdeausbildung, insbesondere für die Longenausbildung eines Pferdes, als pferdefreundlich und geeignet ansehe.

Es ging mir nicht darum, aufzuklären, mit welchem Kopfstück man am ehesten Kontrolle über ein austickendes Pferd erlangen kann. Das ist in meinen Augen ein großer Unterschied.

Die Serreta ist eine scharfe Kappzaumvariante. Sicherlich ist ihre Schärfe abhängig von der Beschaffenheit (mit oder ohne Zacken, ummantelt oder blank), aber ich persönlich lehne die Serreta (wenn sie nicht gut abgepolstert ist) grundsätzlich als Ausbildungsutensil ab. Nur weil die Serreta dem Zweck dienen kann, dem Menschen die Kontrolle über ein überfordertes Pferd zu ermöglichen, welches mit anderen Kopfstücken nicht händelbar ist, ist sie damit eben noch lange kein Ausbildungswerkzeug, sondern nur ein Hilfsmittel, mit dessen Hilfe es möglich ist, über Zwang Kontrolle zu erhalten.

Damit befindet sich zumindest die blanke Serreta für mich auf einer Linie mit den von mir ebenso abgelehnten Schlaufzügeln, Fußfesseln, Steigergebissen, Zwangsständen und anderen Hilfsmitteln, deren Einsatz in meinen Augen für das Pferd nichts Positives haben, aber dem Menschen die Macht verleihen Widerstände zu brechen und Pferde zum Funktionieren zu bringen. 🙁

Was ist angemessen?

Keine Frage, Hilfsmittel können ihre Berechtigung haben. So sind z.B. Zwangsstände in Notsituationen äußerst sinnvoll und haben schon vielen Pferden und Menschen das Leben gerettet. Hätte mein Pferd eine Kolik und müsste ohne Gefahr für das Leben des Tierarztes untersucht werden, so hätte ich keinerlei Bedenken mein Pferd in einen Zwangsstand zu führen. Aber deswegen werde ich unseren Lesern nicht einen Zwangsstand empfehlen, um z.B. dem Pferd die Hufpflege nahezubringen oder zur Gewöhnung an einen Sattel.

Und so ist es auch mit einem Hilfsmittel wie der Serreta.

Wir bringen das Pferd in eine Situation, die es überfordert und strafen es dann auch noch dafür

Schauen wir mal ehrlich hin: Warum „muss“ denn eine Serreta bei der Präsentation überhaupt zum Einsatz kommen? Doch nur, weil der Mensch komplett über das Wesen des Pferdes geht und dabei keinerlei Rücksicht auf die Pferdepsyche nimmt. Er hat es versäumt, das Pferd gut vorzubereiten, und bringt es dadurch in eine Situation, die den Einsatz von Utensilien solcher Art zum Erhalt der Kontrolle erfordert.

Dass ein rohes Jungpferd mit einer solchen Veranstaltung, von der die Kommentarschreiberin spricht, völlig überfordert sein wird, dürfte jedem klar sein. Wie beschrieben sind die Pferde dort in der Regel jung und roh. Die Pferde werden, wie auch immer, zu dem Veranstaltungsort gebracht. Mit Sicherheit wird allein der Transport schon für viele von ihnen der blanke Horror gewesen sein. Die Pferde sind nicht ausgebildet, haben also nicht gelernt, sich vom Menschen führen zu lassen, sich verladen zu lassen, sie haben nicht gelernt, ruhig neben dem Menschen zu stehen und in den wenigsten Fällen wird es auch nur den Ansatz eines Vertrauensverhältnisses zwischen Mensch und Pferd geben. Die Pferde kennen keine Veranstaltung dieser Art, alles ist fremd und ungewohnt, sie verstehen nicht im Geringsten, was von ihnen erwartet wird, sollen aber „funktionieren“. Die meisten von ihnen werden schlicht und einfach Angst haben, sehr, sehr große Angst.

Und fragen wir uns nun:

  • Wie groß ist also die Wahrscheinlichkeit, dass ein Pferd welches hier „präsentiert“ werden soll, keine Fehler macht?
  • Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Pferd über den Einsatz der Serreta „diszipliniert“ werden muss?
  • Wie sieht dieser Einsatz dann sehr wahrscheinlich aus?
  • Und: Welche Weichen werden hier für den zukünftigen Weg von Mensch und Pferd gelegt?

Die Fehler liegen – wie immer! – beim Menschen

In meinen Augen läuft hier, wie so oft, grundsätzlich etwas falsch: Es geht wieder einmal vor allem um die Bedürfnisse des Menschen, ums Geld und ums Geschäft. Das, was ein Pferd bräuchte, um einen positiven Start in die Ausbildung und für den gemeinsamen Weg mit Menschen zu bekommen, fällt aus dieser Rechnung heraus – und so muss zu Gewalt gegriffen werden, um das Pferd gefügig zu machen. Der Mensch rechtfertigt das dann mit der eigenen Sicherheit, die aber nur auf dem Spiel steht, weil er selbst vorher versäumt hat, für Sicherheit auf eine pferdegerechte Art zu sorgen.

Ja klar, ich kann mir den Luxus leisten meine Pferde behutsam auf Events wie Präsentationen vorzubereiten. Ich kann es mir leisten, meine Pferde so lange Zeit zu geben, bis sie so weit sind und unser Vertrauensverhältnis zueinander so gut ausgebildet ist, dass ich eine solche Veranstaltung besuchen könnte, ohne dass ich zu scharfen Ausrüstungsgegenständen greifen muss. Und ich kann auch verstehen, dass es Züchtern oftmals nicht möglich ist. Aber soll ich aus diesem Grund den Einsatz von in meinen Augen pferdeunfreundlichen Ausrüstungsgegenständen gut heißen? Heiligt denn der Zweck hier die Mittel?

Ich liebe Pferde. Ich weiß um deren Sensibilität. Ich weiß, wie schnell und unwiederbringlich Vertrauen zerstört werden kann. Ich wünsche mir, dass alle Pferde der Welt eine schonende und liebevolle Ausbildung erhalten und sie niemals schlechte Erfahrungen und Schmerzen durch den Menschen erleiden müssen. Deswegen spreche ich aus, welche Ausrüstungsgegenstände ich für pferdefreundlich halte und welche nicht. Und die Serreta gehört für mich nach wie vor definitiv nicht zu den Ausbildungswerkzeugen, die ich unseren Lesern empfehlen möchte.

Leben und leben lassen … Au ja!

Und zwar die Pferde. Ein Leben ohne Zwang, Schmerz, Überforderung und Gewalt durch uns Menschen! Das ist mein naiver Traum …

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20. September 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Ausrüstung 28 Kommentare »

 

28 Reaktionen zu “Gedanken zum Thema: Einsatz von „scharfen“ Ausbildungsgegenständen”

 

Von Martina • 20. September 2011

sehr guter Beitrag.
Wir haben ja gerade eine Petition laufen, um Stachelhalsbänder zu verbieten (www.tausche-stachelhalsband-gegen-training.de Menuüpunkt Petition) – und in Diskussionen kriegen wir immer wieder „halt mal einen Hengst/Bullen“ in unmöglcher Situation fest, ohne…“

Auf die Idee, dass man das Werktzeug nur braucht, weil man gar nicht in Betracht zieht, die Situation zu verändern, kommt hierbei keiner.

Warum müssen junge, rohe Pferde bei solchen Veranstaltungen an solchen Zäumen gehalten werden? Weil Mensch sie sonst nicht halten kann. Aber die eigentliche Frage ist doch: „Warum muss diese Veranstaltung so durchgeführt werden, dass sie die Fähigkeiten des Pferdes völlig übersteigen? Weil das schon immer so war??

Leute suchen an der falschen Stelle nah Problemlösungen….

 

Von Tess • 21. September 2011

Hallo Babette,

das hast Du mal wieder wunderbar auf den Punkt gebracht.Die gleiche Diskussion führe ich immer wieder mit irgendwelchen selbsternannten Showreitern, die die Zügle der blanken Kandare mit Martingal versehen und mir dann erzählen anders sei ihr heißes Pferd ja nicht zu bändigen… Aber ich fürchte es wird noch viel Zeit vergehen, bis solche Menschen begreifen was sie den Pferden antun. Man stelle sich nur mal vor man stünde mit seinem 2 jährigen Kind 2 Stunden lang bei irgendeiner Veranstaltung und es bekäme jedesmal eine schallende Ohrfeige wenn es sich bewegt… Die Reaktion der Umstehenden wäre nicht auszudenken…

Liebe Grüße,
Tess

 

Von Lisa • 21. September 2011

Liebe Babette,

der Kommentar zeigt leider, wie sehr das Macht- und Dominanzdenken noch in dem Menschen verankert ist.

Gestern habe ich eine Situation erlebt, die an das Beispiel von Tess anknüpft. Das Kind, welches eine Ohrfeige bekommt – das gibt es! Die Reaktion der Umstehenden: KEINE!
Ich saß gestern im Zug und mir schräg gegenüber eine sichtlich überforderte Mutter mit ihrem Kind, welches unruhig war, laut und ja, ich gebe zu, es hat genervt. Aber als sie dann anfing, ihr Kind zu hauen und so grob zurück in den Sitz zu pressen, musste ich etwas sagen. Was taten andere? Der Zug war voll und alle haben weg gesehen.
Solange wie solche Situationen in der Öffentlichkeit akzeptiert werden, solange wird es auch die Meisten nicht stören, wenn Pferde unter Zwang gehalten werden.

Umso besser, dass es immer auch Menschen gibt, die für das Wohl der Tiere kämpfen.
Danke Babette, du schaffst es immer wieder, mir Mut zu machen.

Liebe Grüße
Lisa

 

Von Nicole • 21. September 2011

Sehr guter Beitrag, danke dafür.

Dass solche Hilfsmittel auch auf Hengstschauen absolut überflüssig sein können, kann man sich auf fast jeder Araberschau hier in Deutschland angucken. Da werden die Hengste mit einem Hauch von Nichts an der Hand vorgeführt und sie ticken nicht aus! In den USA dürfen sogar Minderjährige Araberhengste auf Schauen vorführen.

Die Verwendung der Serrata gerade in Spanien scheint mir weniger in der Notwendigkeit begründet als in einer bislang nicht hinterfragten „Tradition“. Denn auch spanische Hengste muss man ja nicht „roh“ präsentieren, sondern kann sie, wie jedes andere Pferd auch, auf so einen Auftritt gründlich vorbereiten. Anscheinend ist aber genau das gar nicht gewollt und so findet man halt Rechtfertigung für den Einsatz grober Hilfsmittel. Traurig ist das.

 

Von tara • 21. September 2011

ich kann allen Kommentaren nur zustimmen, und auch Babette hat es, wie immer, sehr schön auf den Punkt gebracht.
Trotzdem werde ich mein(e) Pferd(e) weiterhin mit Serreta arbeiten, auch nach dem Longenkurs, denn sie ist für mich ein Ausbildungswerkzeug, genau wie eine Longierpeitsche, und kein Zwangsmittel.
Vor 20 Jahren war es nicht üblich, mit Kappzaum zu longieren, folglich gab es auch keine. Nur die langsam in die deutsche Reiterwelt einsickernden Exoten wurden gebißlos gearbeitet, daher gab es, ganz selten, auch mal einen spanischen kappzaum zu kaufen. Ich habe gelernt, damit umzugehen, mein(e) Pferd(e) auch. Aber ich mache es immer vom Pferd abhängig: der Araber, den ich kurzzeitig bespaßen durfte, war nicht glücklich mit der Serreta, der Nylonkappzaum war ihm lieber.
leben und leben lassen, und auf die Pferde hören.

 

Von Inez Rudloff • 21. September 2011

Du hast mal einen Leitsatz in einem der Newsletter gehabt:

Wer nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus…
Das finde ich passend dazu.

Ich denke da genauso, und bin der Meinung dass jedes Pferd eine artgerechte und verständliche Ausbildung erhalten sollte.
Ausserdem sollte jeder Mensch lernen, dass es als „Werkzeug“ mehr als nur den üblichen Hammer gibt.

 

Von Daniela • 23. September 2011

Eine Freundin von mir arbeitet seit einigen Jahren auf einer Rancho in Spanien. Seitdem hat sich ihre Einstellung bzgl. ihrer Verhaltensweisen gegenüber Pferden allgemein um zig Prozent gewandelt. Das Pferd hat kein Recht auf eigene Meinung (und schon gar keines auf eigene Meinungsäußerung) mehr. Es ist dem Menschen untertan. In jeder Situation. Zur Not mit Zwangsmitteln.
Scheinbar ist dies also ein „Hauptproblem“ dieses Landes; sicher wird es auch „gute Pferdemenschen“ dort geben, doch von denen hört/sieht man halt nicht wirklich was.
Nur weil ein solches Pferdehandling dort Usus ist (und „scheinbar“ funktioniert), heißt es doch noch lange nicht, daß man es unkritisch übernehmen sollte… (im Übrigen, wenn dort tatsächlich blanke Serretas verboten sind – woher dann die Narben auf den Nasen fast aller spanischen Pferde?)
Ich bin sicher keiner, der sich von seinen Pferden auf der Nase rumtanzen läßt, und wenn es sein muß, dann werde ich schon mal heftiger – trotzdem kann ich mich nur Babette anschließen: wenn das Pferd schlichtweg überfordert ist mit der Situation, bringt keine Zwangsmaßnahme der Welt das Pferd dazu, etwas zu begreifen und es gelassen zu ertragen.

 

Von denise • 23. September 2011

liebe babette!
ich schreibe aus dem lande der sereta…es gibt sie in allen varianten und sie wird auch in allen varianten verwendet. von wegen nur ummantelt 🙁 das ist nicht wahr. ich bin in andalusien, dem land der pferde…hier wird sich gerühmt in drei stunden ein pferd einzureiten. was gibt es da zu erwarten? aber! es ändert sich. noch immer im kleinen, aber immerhin. ich vertrete eine gebissloses deutsche zäumung hier und ich habe spanische kundschaft, erst sind sie völlig dagegen, dann fregen sie nach und wenn sie es spüren sind sie überwältigt! leider wird es diese hengstvorführungen und die ritte auf den ferias (volksfest) so lange geben, solange die machos, die die pferde vorführen bewundert werden.
da heisst es nicht hingehen oder den mund aufmachen. leider kann man wenn man hier lebt nicht immer alles aussprechen so wie man gerne möchte, manchmal ist es besser im kleinen zu arbeiten. so reite ich meine pferde gebisslos und sie dürfen probieren und ich wünsche mir jeden tag einen den ich überzeugen kann, dass wahre pferdeliebe nur über vertrauen und anerkennung geht.
danke für deinen artikel, er ist so wahr!!
denise

 

Von Susanne • 26. September 2011

Hallo Babette, ich stimme Dir absolut und in allen Punkten zu, muss aber trotzdem zu bedenken geben, dass es manchmal Situationen geben kann, wo man nicht adhoc mit Geduld und Liebe weiter kommt, sondern erstmal irgendwie reagieren muss – da gibt es bei mir ein paar, von denen ich zugeben muss, überfordert gewesen zu sein, obwohl in der Theorie alles klar ist. Was mache ich z.B., wenn mein drei Monate altes Fohlen, das gerade lernen soll, auch mal von Mama weg aus dem Paddock geführt zu werden (dabei aber noch in ihrer Sichtweite) ohne erkennbare Anzeichen von Angst oder Unsicherheit, sondern dem Anschein nach eher ungehalten und ärgerlich, einfach nach ein paar Minuten anfängt an der Hand zu steigen ? Wie soll ich dem entgegen wirken ? Meine Stallbesitzerin – seit vielen jahren Züchterin rät mir dazu, sie bei Gelegenheit umzuschmeissen – wie wirke ich dieser womöglich beginnenden Unart entgegen ohne Zwang auszuüben ? Für Ratschläge bin ich sehr dankbar.

 

Von Sabine • 26. September 2011

Hallo und Guten Morgen in die Runde!
Ich nahm schon des öfteren (als Zuseher) an der „Annual Show“ im New Forest teil, die jedes Jahr Ende August direkt im New Forest in Südengland stattfindet. Dabei werden an 3 Tagen über 500 Ponies vorgestellt – geritten und an der Hand. Am Montag sind immer die Hengste und Wallache dran. Da kommen die „Stud Stallions“ (Gestütshengste) jeglichen Alters in ihrer jeweiligen Gruppe dran – und auch diejenigen Hengste, die das ganze Jahr (!!) frei im New Forest (!!) in ihren weitläufig eingeteilten Gebieten mit ihren Stutenherden (!!) laufen – und die DÜRFEN nur mit einem Strickhafter (kein Knotenhalfter!) vorgestellt werden. Erst maximal 1 Monat vor dieser Schau dürfen die Zuchthengste ins Gestüt gebracht werden – und am Tag der Show sieht man dann muskelbepackte halbwilde Zuchthengste wie die Lamperl nebeneinander stehen. Auch bei den Gestütshengsten ist es ähnlich – diese werden zwar mit Schauzäumen vorgestellt – ABER: führt sich einer dieser Kerle auf, sprich, er schlägt aus, steigt oder bleibt nicht ruhig stehen, dann wird er des Ringes verwiesen von den Richtern. Kommt das zB bei einem Hengst sowohl an der Hand als auch unter dem Reiter vor, dann wird dem Züchter nahegelegt, diesen Hengst zu kastrieren – derartiges Verhalten wird nicht geduldet. Das ist mit auch ein Grund (neben der Haltung), dass es in Großbritannien kaum New Forest Ponies gibt, die nicht absolut kindertauglich sind. Es wird einfach auch der gute Charakter „mitgezüchtet“ – und überfordert sah keiner dieser Hengste aus, das könnt ihr mir glauben. Gut, manche mögen sagen, das sind ja „nur“ Ponies – aber wo sollen wir anfangen? Was hab ich vom Überflieger, der nicht handlebar ist?

@Susanne: Ein Fohlen umschmeissen hätt‘ ich nie geschafft… und ich halte es auch für gefährlich. Aber es gibt im natürlichen Pferdetrainig (Natural Horsemanship) auch schon Trainer, die wissen, wie man genau diese Führtrainigs mit Fohlen macht – ich habe gerade eben ein Fohlen an eine NH-Trainerin verkauft, die mit dem kl. Hengstchen schon „Minisessions“ gemacht hat und noch NIE in eine derartige Situation gekommen ist – einfach, weil der Kleine ihr nachläuft (obwohl sie 400km entfernt wohnt und max. alle 6 Wochen für tgl. 10 bis 15min was mit ihm machen kann). Vielleicht findest du jemand in Deiner Nähe, die/der so mit Dir und dem Fohlen arbeiten kann!

Grüße
Sabine

 

Von Susanne • 26. September 2011

Liebe Sabine, vielen Dank – aber meine Kleine läuft mir auch nach, lässt sich alle vier Hufe ohne Probleme hochnehmen, aufhalftern wie ein Lamm, hat bestimmt keine Angst vor mir und hat sich ohne Probleme von mir von einer Weide zur anderen führen lassen, als Mama mitging – aber man muss die Fohlen ja z.B. zum Training erstmal in die Lage bringen, sich außerhalb der Herde auf Dich konzentrieren zu können – in ein RoundPen bringen o.ä. Da kann ich sie ja nicht hineinzaubern – also muss sie lernen, ohne direkten Kontakt zu Mama irgendwo ruhig stehen zu bleiben usw. Da nützt mir ein Trainer ja erstmal nicht viel. Belohnungsleckerchen ziehen auch noch nicht, also nur viel Lob und Knuddeln – und was macht man dann, wenn ein Pferd super-selbstbewusst ist und meint – das war schön mit Dir hier, aber jetzt will ich eigentlich wieder gehen ? Wie kommt man dann ohne Zwangsmassnahmen aus ? Ich bin einfach dankbar für praktische Tips – denn solange die Pferde mitmachen, klappt das immer alles ganz toll mit den Erziehungsbüchern – auch bei meiner Kleinen – aber es steht (fast) nirgendwo drin, was ich mache, wenn sie sich einfach verweigern.

 

Von tigrib • 26. September 2011

Vielen Dank für diese Zeilen, Babette!
Ich schreibe auch aus dem „Seretaland“ und habe zwei Pferde mit typischen Narben auf der Nase.
Mein Hengst war völlig kopfscheu, als ich ihn mit 3 Jahren kaufte und hat einen abgeschrappten, toten Vorderzahn im Oberkiefer, der vermutlich auf so ein Seretaevent zurückzuführen ist.
Die meisten Spanier setzen auf Einschüchterung ihrer Pferde.
Ich sehe oft, dass sie selbst Angst haben vor ihren Pferden.
Unser Umgang wird oft beiläufig beobachtet, fragen würde hier niemand, dazu sind die Jungs zu stolz.
Ich weiss nicht, wielange es noch dauern muss, bis man da Veränderung sieht. Es macht mich auch immer wieder unendlich traurig, wie Pferde hier meist dermassen missverstanden werden.
Stimmt schon, es ist ein Symptom des Machotums,und ist insofern hoffentlich ein Auslaufmodell, auch wenn es in Spanien vielleicht ein bisschen länger dauert…
Liebe Grüsse – Birgit.

 

Von Angela • 26. September 2011

Hallo Babette,
ein schlimmes Thema. Und leider fast immer noch unlösbar.

Du weisst vielleicht dass ich seit 14 Jahren in Spanien lebe. Es ist schlicht und einfach so: Die Mentalität des Spaniers lässt es ihm einfach nicht zu über Dinge NACHZUDENKEN. Er blickt auch nicht über seinen Tellerrand. Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.

„Ummantelt“ ist die Serreta mit einem dünnen Lederhäutchen, haha. Ummantelt, pfff. Möchte ja zu gerne wissen welcher deutschsprachige Mensch dir obigen Beitrag abgegeben hat. Erbärmlich.

Man muss ja wissen, um ein „Potro“ (ein junges Pferd) schon in jungem Alter anzulernen, fehlt dem spanischen Züchter einfach die Zeit. Die braucht er nämlich um täglich morgens stundenlang in der Bar abzuhängen. Man muss ja Prioritäten haben.

Falls du entscheidest meinen Beitrag zu löschen weil er dir zu „deutlich“ erscheint bin ich nicht böse. 🙂

 

Von Claudia • 26. September 2011

Hallo,

ich habe diesen Blogbeitrag mit großem interesse gelesen und dachte ich muss nun zum ersten mal auch meinen Senf dazu abgeben.
Momentan arbeite ich auf einem Lusitanogestüt in Portugal und bin hier für die „erziehung“ der Jungpferde bis zum einreiten zuständig. Erst vor kurzen wurde einer meiner Zöglinge, ein 2-jähriger Hengst, auf innerhalb von 2 Monaten auf 3 Hengstprüfungen vorgeführt und hat eine Bronze, eine Silber und eine Goldmedallie heimgebracht. Und all dies mit HALFTER! Keines meiner Pferde hat je eine Serreta oder ähnliches auf die Nase bekommen (zumindest nicht solange sie bei mir sind…) und siehe da, es ist alles möglich!

Aber es ist natürlich schon eine traurige Wahrheit das hier im Süden die sache meistens anders abläuft und das allzu oft die Hengste in Wildniss aufwachsen und nie einen Menschen sehen (auser eventuell zum füttern, aber selbst da werden sie meistens mit dem Eimer verscheucht da die „Pfleger“ angst vor ihnen haben…). Daher ist es nicht verwunderlich das man auf den Vorführungen zu scharfen Kontrollmitteln langen muss. Allerdings stimme ich zu das diese Pferde komplett überfordert sind und das lässt diese ganzen Shows in sehr schlechtem Licht erstrahlen.
Der Sinn und Zweck ist ja das jeder Züchter seine „Produkte“ vorführen kann, allerdings verstehen die meisten nicht das die Erziehung auch einen guten (oder schlechten) eindruck hinterlassen kann..

Von Besuchern die unsere Pferde anschauen kommen werde ich immer bewundert wie ich es schaffe das die alle so lieb sind, und antworte immer nur das ich nichts besonderes mache, nur das ich die Pferde mit liebe und konsequentz erziehe und dann kann man auch 1,-2, oder 3-jährige Hengste ohne weiteres am Halfter vorführen, das verladen ist kein stress und auch das einreiten wird von den Pferden als logischer nächster schritt anerkannt! Meistens ist das erste aufsitzen lediglich mit einem Halfter, kein Sattel nichts und einfach nur eine minute auf dem Rücken sitzen und loben. Obwohl mich alle verückt anschauen und meinen ich sei suizidgefährdet habe ich noch kein Pferd eingeritten das unter mir bockend losgerannt ist… wobei das hierzulande ja der sinn der sache ist…dann kann man zeigen wie stark und mänlich man(n) ist und das Pferd bezwingen kann. Ich bekomme nur Komentare zu hören wie :“Deine Pferde sind ja langweilig, die bocken nicht mal, das macht keinen Spaß dir zuzuschauen“.
Auf solche Kommentare kann ich leider gar nicht antworten da es mich nur traurig stimmt wenn ich höre in was für einer verkehrten Welt wir nich leben…

Macht weiter so und stück für stück werden wir alle versuchen das man den Pferden ein bischen mehr respekt entgegenbringt und sie wie das behandelt was sie sind, ein Geschenk Gottes an die Menschheit!

LG
Claudia

 

Von Gisa • 26. September 2011

Für mich stellt sich als allererstes die Frage, warum man um Himmels willen denn rohe Hengste präsentieren muß! Da stimmt doch schon der Ansatz nicht. Wer soll da genau was eigentlich sehen? Wie kann man auf solch einer Basis eine Entscheidung wofür auch immer treffen? Für mich ist es immer wieder unbegreiflich, daß Menschen glauben, sich Pferden nur mit Gewalt nähern zu können. Ich bin froh, daß es solche Foren, wie dieses hier gibt, wo Pferdefreunde sich Gedanken machen und diese transportieren. Nur so kann es auf lange (leider sehr lange) Sicht gelingen, den Umgang mit den Pferd zu verändern. Es ist allerdings ein langer, steiniger Weg.

Trotzdem hoffnungsfroh

Gisa

 

Von Sonja • 26. September 2011

Tolles Thema!
Vor allem:
„Wir bringen das Pferd in eine Situation, die es überfordert und strafen es dann auch noch dafür“
ist soviel sagend und sollte jeder, der mit Pferden zu tun hat, in seinem Hinterkopf behalten!

Wir werden nie ganz davon wegkommen, dass man ein anderes Lebewesen in eine Situation bringt, die es überfordert, sei es Mensch oder Tier. Oder umgekehrt!! (wie oft ist man überfordert, ohne dass der andere etwas wirklich dafür kann)

Die Weisheit liegt darin es (durch erlerntes!!) zu vermeiden; die Situation zu ändern, wenn man merkt, da wurde eine Grenze überschritten; um dann wiederum DAZU gelernt zu haben.

Ich verteidige keineswegs den Misbrauch jeglicher Hilfsmittel!
Ich möchte nur darstellen, dass man tatsächlich bedachtsam (!) schon mit so manchen Hilfsmittel umgehen kann, weil es gerade dieses EINE pferd benötigt. -> Ein guter ‚Gebrauch‘ von Hilfsmittel, der hilft den besten Weg zu finden und für Fortschritt sorgt. Ohne Schmerz oder Mishandlung!!

Jeder Reiter ist ein Individu, jedes Pferd ist ein Individu und jede Kombination der beiden, wieder eine ganz neue Konstellation.

Liebe Grüsse aus Belgien
Sonja

 

Von Anne • 26. September 2011

Ein sehr gutes Thema … welches jedoch in vielen Beiträgen trotzdem noch sehr einseitig gesehen wird.
Alle Ziele sollten auf Ideal-Bild abzielen, was hier immer wieder sehr gut und treffend beschrieben wird. Egal ob von den „Machern“ oder den „Mitmachern“ von „wege-zum-pferd“. Ich kann nicht genug sagen, wie sehr das innere Bild für mich wichtig ist – und das muss leider immer wieder mal aufgefrischt werden.

Jedoch sollte man bitte nie außer acht lassen, das Pferde auch bei tiefem Vertrauen immer noch Tiere bleiben, Fluchttiere, Herdentiere – die in der gegebenen Situation nicht zwangsläufig dem Wesen Mensch den Vorzug geben, sonderm ihrem Instinkt. Davor schützt meiner Meinung nach das tiefste Vertrauen nicht, dass wir Situationen mit unseren Tieren erleben können, in denen sie bevorzugt den Instinkten folgen.

Das gilt für mich vor allem auch im Bezug auf „Zusammenkünfte“ mit unbekannten Pferden und anderen Lebewesen/Objekten.

Solange wir kein pferdisch sprechen und die Tiere dem „Zwang“ unbekannter Situationen aussetzen (denn nicht Alles kann 100% geschult und „schrittweise geübt“ werden) müssen wir abwägen, welche Verantwortung weitreichender ist – die gegenüber unserem Tier oder die Verantwortung gegenüber unserer Umgebung.

Daher finde ich benannte Beispiele – insbesondere im Bezug auf Hengste – nicht nur „hinkend“, sondern auch fahrlässig. Genügend unglückliche Vorkommnisse zwischen langjährigen Mensch-Pferd Partnern (und das ist geschlechtsunabhängig) zeigen eben, dass wir als Mensch schlicht nur in Ausnahmefällen immmer 100% in der Lage sind, unsere Tiere zu lesen. Es existiert ein letzter Teil Ungewissheit, dessen sich meiner bescheidenen Meinung nach, kein noch so ehrlicher Horseman entwenden kann.
Wenn wir „Menschen“ Pferde zu 100% verstehen und leben könnten, dann wären wir selbst welche!
Daher gebe ich bei aller konzentrierter Meinung zu (pferdegerechtem ) möglichst „sanften“ Ausbildungsmitteln zu bedenken, dass neben Sanftheit gegenüber dem Pferd auch immer Sicherheit gewährleistet sein muss. Und das kann leider auch bis zur letzten Kosequenz nötig sein. Es ist daher weder richtig, per se das schärfste Mittel „aus Prinzip“ zu bevorzugen – genauso wenig ist es richtig, per se Gebisslose, unmechanische „Signalgeber“ als das einzig pferdegerechte Instrument darzustellen.
Ich musste es leider schon selbst erfahren, wie es sich anfühlt, wenn ein fremdes Pferd (Stute) am Knotenhalfter erfolgreich ausschließlich seinem Instinkt folgt. Leider war meine „schärferen Hilfsmittel“ die letzte Konsequenz um mein „völlig gerechtfertigt“ (instinktiv) reagierendes Pferd davon abzuhalten.
Und ja – das hat unser Vertrauen gestört. Im Sinne der Sicherheit werde ich auch in ähnlichen Situationen leider wieder dazu gezwungen sein!!

 

Von OPaul • 26. September 2011

Hallo in die Runde, wollte mich heute hier auch mal kurz einklinken. Ein super Thema, ich bin ja eine Verfechterin der sachten Freizeitreiterei und habe in den letzten Jahren sehr viel dazu gelernt. Lieber einen Schritt zurück, als das volle Programm. Und das menschliche WOLLEN ist nicht immer das, was wir Menschen dann tatsächlich machen. Dem Pferd zuliebe bin ich nun bei baumlos angekommen und das ist die bisher beste Lösung für unseren schiefen Rücken. Den von unserem Haffi und (leider) auch meinem. Er biegt sich jetzt fleißig auf Zirkeln, das musste man mit eigen Augen gesehenen haben. Wenn man ihn nur unter den anderen vielen Sätteln gesehenen hat, die ich bis jetzt mit dem Sattler für ihn habe „herrichten“ lassen, wahnsinns Vergleich. Ohne Gebiss auf dem Platz und eine gemütliche Geländerunde, genau das was unserem Pferd auch gefällt. (sicher, Versicherungrechtl. bedenklich, ich weiß) Und das zeigt meiner Meinung nach, dass lieber einen Schritt zurück gegangen werden sollte als auf Krampf etwas fordern, was dem Lebenwesen aus welchen Gründen auch immer, nicht behagt. Ich sehe gelegentlich recht scharfe Gebisse/viel zu ernergische Reiter und wundere mich, warum diese menschen solch Qual dem Tier bereiten, dass selbst nicht erkennen oder auch nicht wollen. Damit klemmt es dann wieder am Vertrauen. Eine Spirale……

 

Von Nicole • 29. September 2011

@Susanne
Ein drei Monate altes Fohlen ist noch ein Baby!
Lass es bitte einfach in Ruhe mit seiner Mutter auf der Wiese spielen. Es ist noch viel zu klein, um eine Trennung von der Mama zu verkraften und deshalb hast du auch die Probleme.
Wenn es abgesetzt ist und den Schock verarbeitet hat, dann kannst du anfangen mit ihm das Fohlen-ABC zu üben.
Dann gehört es jedoch in eine gute Fohlenaufzucht, wo es mit Gleichaltrigen toben und rennen kann. Da geht man dann alle paar Tage mal gucken und das war’s.
Mit dem Training kannst du anfangen, wenn dein Fohlen 3 Jahre alt ist.

Bitte, bitte mach kein Roundpen-Training oder ähnliches mit einem Fohlen, ja? Es steigt ja jetzt schon, das sollte doch eigentlich Warnhinweis genug sein.

 

Von Daniela • 1. Oktober 2011

@Susanne
Wäre vielleicht sinnvoll, Deine Frage im Forum zu posten (denke, es geht hier ein wenig zu weit). Abgesehen davon, daß ich Nicole nur zustimmen kann, noch ein Rat: ein wirklich selbstbewußtes Fohlen/Pferd wird sich bei Zuhilfenahmen von Zwangsmitteln mit größter Wahrscheinlichkeit irgendwann gegen den Menschen stellen und spätestens dann hast Du alles verloren. Versuchst Du aber, sein Vertrauen und seine Freundschaft zu gewinnen, wird es Dir so viele Geschenke machen, daß Du kaum mehr aus den Glücksgefühlen rauskommst! (Mein sehr selbstbewußtes Pferd besitze ich seit Geburt an). LG.

 

Von Martina • 16. Februar 2012

Liebe Babette,

vielen Dank! für diesen Artikel

 

Von Karla • 10. Juli 2013

Ich kann mich den Vorschreibern nur anschließen. Es erschließt sich mir nicht, weshalb man einen jungen Hengst mit Serreta vorstellen muß. Das ist genauso hirnlos, wie einen jungen Hund oder gar Welpen, der es noch nicht gelernt hat, an der Leine zu gehen oder Halsband zu akzeptieren (das tun Welpen nämlich nicht von Natur aus), mit Stachelhalsband durch die Gegend zu zerren. Was soll ein Pferd dadurch lernen? Mensch—> Schmerz. Aktion—> Reaktion. So funktionieren alle Tiere. Hunde gehorchen aus Angst durch Schmerz, bei Pferden ist es oft auch so, oder sie werden aggressiv. Der Schreiberling mit seiner Serreta würde sicher auch ein Stachelhalsband einsetzen. Traurig, es gibt immer wieder solche Menschen. Man trifft sie unter Hundeleuten und auch unter Pferdeleuten.

 

Von Karla • 10. Juli 2013

@nicole

3 jährig ist ein Fohlen kein Fohlen mehr und was es bis dahin nicht gelernt hat, wird ein Problem. Pferde werden mit 6 Monaten abgesetzt und dann verkauft, vorher lernen sie auch schon das Fohlen ABC (Halfterführig + Schmied Hufe geben, in Hänger gehen). Das steigen ist eine Unart genauso wie das treten, die man auch schon den Fohlen abgewöhnen muß! Das klappt sehr gut mit lautem Schimpfen und keinesfalls den Strick loslassen beim steigen loslassen. Was das Fohlen nicht lernt, wird es sonst später, wenn es kräftig wird, auch nicht ablegen und dann wird es gefährlich. Also wehret den Anfängen. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.

 

Von Susanne • 4. November 2013

schöner Artikel; leider lesen den die Menschen, die mal drüber nachdenken sollten nat. wieder nicht. 🙁

 

Von Maria • 27. Januar 2014

Tschuldigung, falls ich das mal bemerken darf – hier geht es doch im die Ausbildung ohne Zwang, Notsituationen sind doch etwas anderes.

Oder würde jemand sein Kleinkind, welches auf die Straße rennt, nicht mal fest am Arm schnappen? Da ist doch auch jedem klar, dass ein blauer Fleck am Arm besser ist als ein Unfall. Im Alltag bei der Erziehung dagegen würde kein vernünftiger Mensch so zugreifen!

Ich finde es klasse , dass hier Leute sind, die die Menschen anderer Kulturen durch ihr gutes Vorbild zum Nachdenken animieren, so wie Claudia!
Jedoch sollte man vorsichtig sein, und nicht vor lauter „gut machen wollen“ sich über- und die Reaktionen eines Pferdes unterschätzen, wodurch oft Gefahrensituationen entstehen.

So erlebte ich kürzlich, dass jemand sein Pferd ganz liebevoll verladen wollte, sich das Tier aber losriss, die Führerin umschmiss, eine vorbeikommendes
Pferd dazu animierte, seine Reiterin abzuwerfen um dann mit dem Kumpel zur Hauptverkehrsstraße zu galoppieren…
Dabei war man eigentlich auf dem Weg zum ausbildenden Horseman.

Aber bis man dort hinkommt und genug von ihm gelernt hat, muss man sich ja irgendwie behelfen, und da heißt es Safety First!

 

Von Julia • 15. April 2014

@ Karla

Ich muss den vorhergehenden Kommentaren hier absolute Unterstützung bieten:
Fohlen sind auch mit 6 Monaten noch Babys. Es ist weitreichend bekannt, dass Pferde bis zu Ihrem 7. Lebensjahr wachsen (können) und erst ungefähr (!) mit dem 10. Lebensjahr auch in ihrem Wesen gefestigt sind. Ich bin der Meinung, dass man auch einem Dreijährigen das „Fohlen-ABC“ noch sicher beibringen kann. Vorher sollte man die Pferdekinder einfach leben lassen und sie nur spielerisch und täglich nebenbei an den Menschen und menschliche Umweltreize gewöhnen. Mit 6 Monaten muss ein Fohlen noch nicht „funktionieren“!

 

Von Jule • 6. September 2014

@ Karla

Ich habe meine Tinkerstute mit 2 Jahren gekauft und sie konnte absolut nichts…war weder Halfterführig noch konnte sie Hufe geben oder hat sich anbinden lassen (es ist mir bis heute noch ein Rätsel wie die Vorbesitzer das mitm Schmied hinbekommen haben) Sie hat alles von mir gelernt, und das recht schnell…völliger Blödsinn, ein Pferd würde nur bis 6 Monate lernen XD da frag ich mich ja wie Leute ein Pferd bis Klasse S / Grand Prix ausbilden können XD machen die das auch alles in den ersten 6 Monaten ?? LOL

 

Von Raaga • 18. März 2017

Eigentlich bin ich auch der Meinung, dass man mit Geduld und Kommunikation mehr erreichen kann als mit Zwang. Trotzdem kann auch eine scharfe Zäumung ihren Sinn haben. Ich zum Beispiel habe gerade ein junges Pferd, das nach einer OP über Wochen stehen musste und jetzt nur Schritt gehen darf (über Monate)… und es ist die Hölle für alle Beteiligten. Der hübsche kleine Kerl wird einfach gefährlich. Wenn ich ihn weiterhin nur am Halfter führe, kann ich seine Ausraster nicht kontrollieren, So sehr ich versuche, ihn mit Kunststücke lernen und den wenigen Übungen, die er machen darf, zu beschäftigen. Er könnte gefährlich nicht nur für uns beide werden.

Jetzt habe ich die Wahl, ob ich ihm Beruhigungsmittel gebe oder eine scharfe Zäumung nehme oder beides.

Es gibt leider Situationen, die auch Zwangsmaßnahmen nötig machen.

Bitte widersprecht mir und überzeugt mich von Gegenteil.

Liebe Grüße,

Raaga

 

 

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