Sei mutig – Inspiration des Monats

Mit unserer Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält. 

Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße  für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können. 

Thema des Monats:
Sei mutig!

Mut im Zusammenhang mit Pferden verbinden wir meist mit den Menschen, die auch wilde Durchgänger reiten, keine Angst vor großen Hindernissen oder rasanten Rennen haben. Wir wollen an dieser Stelle nicht diskutieren, ob so etwas wirklich etwas mit Mut zu tun hat, denn viel wichtiger ist uns, andere Facetten dieses komplexen und vielschichtigen Begriffes zu beleuchten. Denn Mut ist für uns nämlich tatsächlich etwas ganz anderes … 

Schauen wir doch mal, in welchen Bereichen es alles eine gute Portion Mut erfordern kann:

  • Es erfordert zum Beispiel Mut, sich immer wieder auch mit unbequemen Fragen und Themen zu befassen.
  • Wir müssen mutig sein, wenn wir uns unseren Ängsten stellen wollen.
  • Mut ist nötig, wenn wir wirklich fühlen wollen – uns und unser Pferd.
  • Mut braucht es, um vor sich selbst und vor anderen zuzugeben, dass man manchmal hilflos ist und nicht weiter weiß.
  • Wir brauchen Mut, um uns selbst zu hinterfragen, um Fehler eingestehen zu können und auch, um uns zu entschuldigen.
  • Es kostet Mut, auch mal etwas loszulassen, wie zum Beispiel Erwartungen, Überzeugungen, Gewohnheiten, Liebgewonnenes usw.
  • Es ist Mut gefragt, wenn wir bereit sein wollen, etwas Neues dazuzulernen und uns mit anderen Perspektiven zu befassen.
  • Mutig müssen wir auch sein, wenn wir auf unser Pferd hören wollen und ruhig mal seinen Vorschlägen folgen, als immer nur den eigenen Willen durchzusetzen.
  • Mut brauchen wir auf jeden Fall, um nicht immer nur zu tun, was alle tun, sondern unseren eigenen Weg zu finden. 
  • Und sehr viel Mut ist auch gefragt, wenn wir gegen Pferdeunrecht und Misshandlungen vorgehen wollen oder Missstände benennen möchten. 

Diese Liste ist natürlich nicht vollständig, sondern sie ist als Einladung für Euch gedacht, immer wieder aufmerksam nachzuspüren, wofür Ihr als Pferdemensch alles Mut braucht.

Also: Wofür brauchst Du heute Mut?

Und als kleiner Lesetipp zum Thema: unser Anti-Angst-Kurs, für den es auch ein bisschen Mut braucht 😉

Inspiration des Monats von Wege zum Pferd

1. Oktober 2019 von Tania Konnerth • Tags: , , , • Kategorie: Erkenntnisse, Inspiration des Monats 2 Kommentare »

Die Trust Technique – ein Erfahrungsbericht

Bei meinen Praxiskursen zum Longenkurs stelle ich immer fest, dass so eine Teilnahme für viele Menschen und ihre Pferde eine sehr aufregende, ja teilweise auch stressige Situation ist. Deutlich wird dabei auch immer wieder, dass das Verhalten des Pferdes sehr stark von der Ausstrahlung des Menschen abhängt, mit dem es im Augenblick im Kontakt ist. Deshalb arbeite ich bei nervösen, angespannten und widersetzlichen Pferden zunächst vorrangig mit dem dazugehörigen Menschen, sie sind oft der entscheidende Schlüssel. Dabei bemühe ich mich, meinen zweibeinigen Schülern zu einem guten emotionalen Zustand zu verhelfen, in dem es ihnen gelingt, sich zu entspannen, gut zu atmen, schöne Bilder im Kopf zu haben und auf diese Weise eine Ausstrahlung auf das jeweilige Pferd zu haben, die  wiederum diesem hilft, sich ebenfalls zu entspannen und so seinerseits in einen Zustand zu gelangen, indem es lernen und gut mitarbeiten kann.

Es ist einfach eine Tatsache: Pferde spiegeln uns, wir können ihnen nichts vormachen – und genau das können wir auch nutzen, wenn wir bereit sind, an uns zu arbeiten.

Während mir der Zusammenhang zwischen dem inneren Zustand des Menschen und dem des Pferdes immer bewusster wurde, bekamen wir zeitgleich bei „Wege zum Pferd“ in kurzer Folge mehrere E-Mails, in denen uns Leserinnen unabhängig voneinander auf die „Trust Technique“ aufmerksam machten. Bei dieser Methode geht es spannenderweise genau um die Wirkung unserer Ausstrahlung auf unsere Pferde. Und wie es der „Zufall“ dann weiter so wollte, sprach ich darüber während einer meiner Kurse auch mit Alexia Meyer-Kahlen, die sich genau mit dieser Methode seit 2015 befasst.

Alexia ist Pferdebuchautorin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Fachberaterin für Stress-und Burnout. So war Alexia für mich die perfekte Frau für dieses interessante Thema und ich bat sie, einen Beitrag für uns zu schreiben, damit wir diese Methode hier einmal vorstellen können. Ich freue mich sehr, dass sie meiner Bitte nachgekommen ist, und für uns folgenden Gastbeitrag geschrieben hat. Viel Spaß beim Lesen und beim Ausprobieren der praktischen Übung, die Alexia am Ende des Artikels anleitet.

Die Trust Technique  – Heilung und Kommunikation in innerer Stille

Von Alexia Meyer-Kahlen

Ich bin im Sommer 2015 auf „Trust“ gestoßen, als ich mit meinen beiden Pferden in einem Pensionsstall stand, in dem es viele Probleme gab – unter anderem eine chaotische Herdenintegration, die dazu führte, dass meine Stute ständig bestiegen und der Wallach von den anderen Pferden nicht ans Heu gelassen wurde. Also Stress pur für die Pferde. Als wir ihnen in dieser Situation das „Trust“-Gefühl anboten, sogen sie es auf wie ein Schwamm und wurden zusehends sicherer und gelassener. Auch benutzten wir die in der Trust Technique  integrierte Tierkommunikation, um den Pferden Bilder von ihrem neuen Zuhause zu schicken, das wir in dieser Zeit für sie bauten. Als die Beiden Anfang Oktober endlich umziehen konnten, war es, als hätten sie niemals woanders gelebt.

Die Trust Technique  (trust-technique.com) ist laut ihrem Erfinder, dem englischen Reiki-Meister James French, im Wesentlichen eine Achtsamkeitspraxis des Menschen mit seinem Tier. In Stille gemeinsam in den gegenwärtigen Moment einzutauchen, öffnet einen Raum jenseits unserer alltäglichen Grübeleien und Emotionen. Einen Raum, in dem wir einfach gemeinsam DA SEIN können. Wir kommen in einen Zustand inneren Friedens. Wenn wir mit unserem Pferd diesen Frieden immer wieder teilen, kann sich mit der Zeit Angst in Vertrauen wandeln. Ruhe kehrt ein. Alte Wunden können heilen. Die Vertrauensbasis, die sich so aufbaut, wird sich auch auf andere Bereiche des gemeinsamen Lebens auswirken.

James French ist ein hervorragender Didaktiker, der sich bemüht, die Dinge einfach darzustellen. Mit Hilfe von drei Sinnesankern für die innere Ausrichtung (siehe nachfolgende Übung) findet man in die gedankenfreie Erfahrung inneren Friedens. Den Pferden ist dieser Zustand aus ihrem sozialen Leben vertraut und sie stimmen sich schnell ein. Das führt zu einer merklichen Entspannung: Der Blick des Pferdes wird weich, es senkt den Kopf, schließt die Augen. Irgendwann legt es sich sogar hin und fällt in einen tiefschlafähnlichen Zustand, in dem laut James French nachhaltige Heilung geschehen kann.

In den 15 Jahren, in denen es sie jetzt gibt, entwickelte sich die Trust Technique  immer weiter. Man kann sie in einem umfangreichen Online-Videokurs erlernen (allerdings nur auf Englisch), irgendwo auf der Welt den Trust Technique I have a dream – Schnuppertag besuchen oder James und seine Frau Shelley dabei antreffen, wie sie mal wieder einem Tierschutzprojekt ihre Dienste kostenfrei zur Verfügung stellen. Neben Pferden, Hunden und Katzen arbeiten sie auch mit Löwen und Bären. In England ist der „Trust-Practitioner“ mittlerweile sogar ein offiziell anerkannter Abschluss.

Seit fast dreißig Jahren begleitet Achtsamkeitspraxis mein persönliches Leben. Ich  kann mir das Zusammensein mit Pferden nicht mehr anders als auf dieser Basis vorstellen und bin immer wieder überrascht und bezaubert von der unaussprechlichen Tiefe, die sich im stillen Miteinander öffnet. Meine Stute holt sich ihre „Meditationseinheiten“ regelmäßig ab, indem sie sich einfach neben mich stellt und in ihre innere Ruhe geht. Als wolle sie mich dazu auffordern, dasselbe zu tun. Durch das Praktizieren von “Trust“ verändert sich grundlegend etwas im Pferd-Mensch-Verhältnis.


Fotos von Rachel E. Jackson

Der Trust-Ansatz ist von seiner Ausrichtung her eher passiv. Mir persönlich fehlte irgendwann ein Anschluss zu all den anderen Facetten des Zusammenseins mit dem Pferd, der über eine allgemeine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ hinausging. Ich habe mir einen achtsamkeitsbasierten Ansatz gewünscht, der mich nicht nur ins Sein, sondern auch ins Tun mit dem Pferd, etwa in die Boden- oder Freiarbeit, konkret begleitet. Einen solchen habe ich seither sowohl bei Stefan Valentin („Feine Sprache“) als auch bei Elsa Sinclair („Freedom Based Training“) gefunden, die jeder auf ihre Weise das gemeinsame Da-Sein in innerer Ruhe als ein wesentliches Element in ihre Pferdearbeit integriert haben. Die Trust Technique  ist für mich aber nach wie vor ein schöner und tiefer Weg des in Stille verbundenen Zusammenseins mit dem Pferd, der wechselseitige Heilung und Kommunikation fördert.

Übung: Ganz entspannt im Hier und Jetzt

In der Trust Technique  gibt es zwei grundlegende Stufen:

  • Auf der ersten Stufe machen wir erst uns und dann unser Pferd mit dem Zustand der Gegenwärtigkeit vertraut.
  • Auf der zweiten Stufe versuchen wir, den Zustand des inneren Ruhens im Hier und Jetzt in alles zu integrieren, was wir ohnehin mit dem Pferd so machen.

Der Zustand von Gegenwärtigkeit / reiner Präsenz / einfachem Da-Sein (oder wie immer wir ihn nennen wollen) ist ein innerer Raum, in den viele Wege und Türen führen. Die folgende Übung zeigt dir den Zugang, wie er in der Trust Technique  beschrieben wird.

Im Gegensatz zu deinen kreisenden Gedanken und aufflackernden Gefühlen, mit denen du an dem hängst, was war und auf das spekulierst, was wird, ist dein Körper der Teil von dir, der immer gegenwärtig ist.  Wenn du dich innerlich ganz auf den Körper mit seinen Sinnen ausrichtest, ankert er dich automatisch im Hier und Jetzt.

  1. Setze, stelle oder lege dich bequem und entspannt hin.
  2. Konzentriere dich nun darauf, deinen Körper so ruhig wie möglich zu halten.
  3. Dann lasse deine Augen mit weichem Blick auf einem Punkt etwa zwei Meter von dir entfernt ruhen.
  4. Dann lausche einem Geräusch, das dich gerade umgibt.
  5. Dann spüre in den Kontakt deiner Hände zum Untergrund, auf dem sie gerade aufliegen.
  6. Versuche nun, dich auf diese drei Sinneskanäle (Sehen-Hören-Empfinden) gleichzeitig zu konzentrieren.
  7. Verweile absichtslos in dem, was hier und jetzt ist.
  8. Wenn du merkst, dass ein Gedanke deine Ausrichtung unterbricht, kehre einfach wieder zum Sehen-Hören-Empfinden im gegenwärtigen Moment zurück. 

Im Gefühl der reinen Präsenz zu verweilen, braucht Zeit. Wenn du dich mit der beschriebenen Übung etwa eine Woche lang für mindestens 5 Minuten am Tag vertraut gemacht hast, kannst du sie einfach mal in Gegenwart deines Pferdes ausführen. Am besten zu einer Zeit, in der es ohnehin eine Ruhephase hat.

Du setzt oder stellst dich in seine Nähe, ohne es anzuschauen. Und begibst dich dann mit Hilfe der Konzentration auf die drei Sinneskanäle in einen Zustand von Gegenwärtigkeit. Vielleicht nimmt das Pferd deine Einladung, gemeinsam still zu werden, gerne an und hilft dir mit seiner Gegenwärtigkeit, deine eigene zu vertiefen. Irgendwann öffnet sich ein Raum, in dem ihr beide ganz eins seid. Bleibe darin, so lange du und dein Pferd es mögen.

Tipp: Auf meiner Webseite achtsamkeit-am-pferd.de findest du kostenlose Audio-Downloads für zwei weitere Übungen, um in einen Zustand innerer Ruhe zu finden: Atem beobachten (ca. 15 min.) und Körper scannen (ca. 30 min.) Die Übungen entstammen dem Buch „Feine Sprache. Die tiefe Verbindung zum Pferd und zu sich selbst“, das ich gemeinsam mit Stefan Valentin geschrieben habe. Es erscheint im Müller-Rüschlikon Verlag am 19.9.19.

Alexia Meyer-Kahlen ist Pferdebuchautorin, Psychosynthesetherapeutin und Achtsamkeitslehrerin für Mensch und Pferd. (alexia-meyer-kahlen.com)

 

Hinweis: Wir verzichten in dem Text auf das „®“ hinter dem Namen mit Hinweis auf diesen Artikel, in dem ausgeführt ist, dass die Verwendung des „®“  in Deutschland nicht erforderlich ist.  

17. September 2019 von Babette Teschen • Kategorie: Erfahrungsberichte, Sonstiges, Übungen, Umgang 12 Kommentare »

Sei klar – Inspiration des Monats

Mit unserer  Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält. 

Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße  für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können. 

Thema des Monats:
Sei klar!

Klarheit ist ein unerlässliches Element in der Kommunikation mit einem Pferd, wird aber gerade im Umgang mit Pferden leider oft gründlich missverstanden. Häufig wird „Klarheit“ nämlich mit „sich durchsetzen“ gleichgesetzt, was zu einer ganzen Kette von unschönen Entwicklungen im Miteinander von Mensch und Pferd führt, weil der Mensch glaubt, grob werden zu dürfen oder gar zu müssen. Schauen wir an den Anfang der Kette, so finden wir ganz oft Unsicherheit und Unwissenheit auf Seiten des Menschen, auch, aber gar nicht mal nur dem Pferd gegenüber, sondern Unsicherheit und Unwissenheit vor allem über das Ziel, also z.B. die gewünschte Lektion oder Übung. Unsicherheit und Unwissenheit führen zu Hilflosigkeit und die mündet dann oft in Grobheiten oder Gewalt.

Klarheit bedeutet, eine klare Vorstellung von dem zu haben, was man erreichen möchte, aber genau da liegt oft das Problem. Wir Menschen müssen selbst wissen, was genau eine bestimmte Lektion oder Übung wirklich beinhaltet, wir müssen sie also erst einmal selbst verstanden haben und auch wissen, wie es im besten Fall aussehen soll oder sich anfühlt (z.B. beim Reiten). Mit einem solchen (hoffentlich richtigen) Zielbild in unserer Vorstellung sind wir ganz automatisch klarer in unserer Ausstrahlung und viel gelassener in unserem Verhalten.

Beispiel: Wer ein Schulterherein führen oder reiten möchte, muss also zunächst selbst wissen, wie ein Schulterherein aussieht, was der Sinn dieser Lektion ist und worauf es dabei ankommt (und nicht nur so eine ungefähre Idee davon haben). Wie sonst sollen wir dem Pferd vermitteln können, was zu tun ist? Von sich aus wird ein Pferd kein Schulterherein gehen und es weiß auch nicht, dass es das tun soll, nur weil eine Hilfe gegeben wird (selbst wenn sie korrekt ist). Es muss die Sache erst lernen. Dafür muss es erklärt bekommen, was zu tun ist und es muss angstfrei ausprobieren können, was richtig ist und was nicht. Dem Pferd das so zu vermitteln, dass es verstehen kann, darin besteht die konstruktive und förderliche Klarheit, die für eine gute Kommunikation sorgt.

Prüfen wir uns also immer selbst: 

  • Weiß ich in diesem Moment wirklich, was genau ich von dem Pferd will? 
  • Sind mir Sinn und Ausführung einer Lektion oder Übung klar, weiß ich also, warum ich will, dass das Pferd das macht? 
  • Habe ich eine Vorstellung von der korrekten (idealen) Ausführung der Übung oder Lektion im Kopf (und nicht nur das, was ich z.B. bei meiner Freundin oder anderen im Stall gesehen habe)? 
  • Bin ich selbst fähig, dem Pferd das, was ich möchte, zu vermitteln, also z.B. reiterlich im Sattel oder am Boden durch eine sinnvolle Kommunikation und hilfreiche Zwischenschritte?
  • Und wenn nicht: Wo und wie kann ich das lernen?

Sei klar – Wege zum Pferd

3. September 2019 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Erkenntnisse, Inspiration des Monats, Jungpferdausbildung, Reiten 0 Kommentare »

Frag‘ Babette: Wie sieht eine optimale Longeneinheit aus?

„Frag‘ Babette“ ist eine neue Kategorie bei uns und der Titel ist Programm, denn hier nimmt sich Babette Fragen vor, die ihr häufig gestellt werden. Wer ebenfalls eine Frage an Babette hat, schreibt einfach eine Mail an team@wege-zum-pferd.de. Und für alle, die uns noch nicht so gut kennen: Babette arbeitet seit über 20 Jahren als Pferdetrainerin und hat sich als vor allem als Spezialistin für das gesundheitsfördernde Longieren und dem Longenkurs einen Namen gemacht. Zusammen mit Tania gibt sie seit 2008 den Online-Ratgeber „Wege zum Pferd“ und weitere Selbstlernkurse wie Der Aufbaukurs zum Longenkurs, Sehen lernen und andere mehr heraus. 

 

Wie sieht eine Longeneinheit optimalerweise aus?

Diese Frage bekommen wir sehr häufig gestellt. Das Bedürfnis nach einer Art Trainingsplan ist ja auch mehr als verständlich, schließlich sind viele vor allem als Einsteiger in ein neues System schnell verunsichert und fragen sich zum Beispiel:

  • Wie lange und wie oft sollte man am besten longieren?
  • Welche Übungen sollte man in welcher Reihenfolge durchführen?
  • Muss erst eine Übung sitzen, bevor man andere angehen kann?
  • Kann man schon im Trab arbeiten, wenn die Übungen im Schritt noch nicht funktionieren?
  • Welches Tempo ist „richtig“?

In dem folgenden Video geht Babette auf diese und weitere Themen ein und beschreibt ausführlich und praktisch wie sie vorgeht, um Longeneinheiten optimal zu gestalten:

Wie sieht eine optimale Longeneinheit aus – Wege zum Pferd

(Link führt zu youtube)

 

20. August 2019 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Longieren 0 Kommentare »

Freu Dich – Inspiration des Monats

Mit unserer  Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält. 

Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße  für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können. 

Thema des Monats:
Nur nicht die Freude verlieren!

Die meisten von uns sind zu den Pferden gekommen, weil es uns Freude macht, mit ihnen Zeit zu verbringen. Wir lieben es, sie anzuschauen, ihre Nähe zu spüren und etwas mit ihnen zu machen. Doch die Freude bleibt leider oft auf der Strecke, wenn Ansprüche, Ziele, Vorgaben, Probleme u.ä. unser Miteinander mit dem Pferd bestimmen – und das auf beiden Seiten. 

Ohne Freude aber wird aus unserem Hobby leider schnell eine Belastung. Deshalb ist es so wichtig, immer wieder ganz bewusst zu schauen, wie wir das Zusammensein mit unseren Pferden freudvoll für Mensch und Tier gestalten können und zwar unabhängig von dem, was andere sagen oder tun oder für richtig halten und immer angepasst darauf, wo wir beide gerade stehen:

  • Was tut uns beiden jetzt gut – meinem Pferd und mir? 
  • Was machen wir richtig gern?
  • Wann geht mir das Herz auf, wenn ich mit meinem Pferd zusammen bin? 
  • Wobei beginnen die Augen meines Pferdes zu leuchten? 
  • Was motiviert uns jetzt gerade? 
  • Wobei fühlen wir uns beide richtig wohl? 

Extra-Tipp: Mehr Anregungen zum Thema „Freude“ gibt’s auch in unserem Freudekurs

Inspiration des Monats von Wege zum Pferd

6. August 2019 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Inspiration des Monats 0 Kommentare »

Nutzerumfrage 2019 – Wo geht es hin?

Wir hatten im Juli für zehn Tage unsere Newsletter-Abonnenten und Leser/innen unserer Facebook-Seite gebeten, uns einige Fragen zu beantworten – und, wow, es haben sich wirklich sehr, sehr viele Leute an unserer kleinen Nutzerumfrage beteiligt. Dafür auch an dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön! Die Ergebnisse sind natürlich nicht wissenschaftlich repräsentativ, haben uns aber sehr viele gute Anregungen, Ideen und Hinweise auf die Frage gegeben, wohin es mit „Wege zum Pferd“ gehen kann und soll.

Zusammenfassung

Hier findet Ihr eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse: 

  • Wir werden von Leserinnen der ersten Stunde bis hin zu solchen genutzt, die uns erst seit kurzem kennen. 
  • Was die meisten mit uns verbinden: immer pro Pferd, pferdegerechte Ansätze und das Ziel eines gewaltfreien Umgangs mit Pferden. Darüber hinaus gehören Babettes Longenkurs sowie unsere anderen Selbstlernkurse für viele untrennbar zu „Wege zum Pferd“. 
  • Riesig gefreut haben wir uns über den überwältigenden Zuspruch und über die Dankbarkeit für unsere Arbeit. Viele berichteten von konkreten Einzelfällen, in denen wir inspirieren und helfen und manchmal auch zu einem kompletten Umdenken anregen konnten. Eben so viele schreiben uns eine Vorreiterrolle in verschiedenen Themen zum pferdegerechten Umgang zu. Immer wieder war zu lesen, dass wir nicht entbehrlich sind und das tut uns natürlich richtig gut!
  • Die Themenbreite, die uns zugeordnet wird, ist tatsächlich so groß, wie wir es auch selbst immer wollten. Trotz Babettes Spezialisierung auf den Longenkurs wird „Wege zum Pferd“ auch zu allen möglichen anderen Fragen rund um’s Pferd konsultiert.
  • Häufig war zu lesen, dass unsere umfangreiche Artikelsammlung gerne als Nachschlagewerk genutzt wird und dass viele von Euch immer wieder gerne einfach darin stöbern. Bei denjenigen, die uns noch nicht so lange kennen, wurde deutlich, dass vieles von dem, was es bei uns gibt, noch gar nicht entdeckt wurde. 
  • Kritische Anmerkungen kamen zu einigen Punkten, auf denen wir selbst immer wieder herumkauen, wie z.B.: Wie erreicht man Aufklärung ohne den Fokus zu sehr auf das Negative zu legen? Wie schafft man es, nicht nur die zu erreichen, die sich eh schon viele Gedanken machen, sondern eben auch solche, die leider kaum pferdegerecht handeln? Wie ist der schwierige Grad zwischen Freiwilligkeit und dem notwendigen Setzen von Grenzen zu meistern? Damit werden wir uns weiter befassen.
  • Auf der Wunschliste stehen vor allem mehr Videos und Foto-Anleitungen für ganz praktische Herausforderungen im Pferdealltag – von den Basics im Umgang und am Boden bis hin zum Reiten. Hier haben wir uns eine Reihe von Themen notiert und werden zusehen, was davon wir umsetzen können. Darüber hinaus wird immer wieder angeregt, dass wir Trainer ausbilden sollen und dass es unsere Selbstlernkurse auch in Buchform geben soll. Über eine Ausbildung haben wir schon öfter nachgedacht, scheitern aber an der Umsetzbarkeit, weil so etwas ein Riesenprojekt ist. Unsere Selbstlernkurse als Buch würden zu sehr hohen Produktionskosten führen, von denen wir annehmen, dass sie den Rahmen vieler von Euch sprengen würden. Hier möchten wir Euch den Tipp geben, die Kurse in einem Copyshop drucken und binden zu lassen. 
  • Dann noch zum Newsletter: Die überwältigende Mehrheit der Antwortenden haben sich für einen zweiwöchigen Rhythmus ausgesprochen. Den werden wir also beibehalten, mit der Option, hin und wieder eine Sonderausgabe zu verschicken, wenn uns das sinnvoll erscheint. 

Noch ein bisschen was Persönliches

„Wege zum Pferd“ wird noch immer von uns beiden gemacht: von Babette und Tania. Wir sind bei all der Größe und Bedeutung, die „Wege zum Pferd“ bekommen hat, zwei ganz normale Frauen geblieben, die, genau wie Ihr alle auch, ihren Weg durch das Leben gehen. Dementsprechend beeinflussen persönliche Ereignisse und private Entwicklungen und Entscheidungen unweigerlich unsere Arbeit für „Wege zum Pferd“ und das ist uns jetzt in der Rückschau sehr bewusst geworden. Hier einige Beispiele dafür: 

  • Nachdem Babette ihren Hof verkauft hatte, verlor „Wege zum Pferd“ ein Stück weit sein Zuhause. Ein eigener Hof mit vielen Pferden ermöglichte uns eine Form von Leben und Arbeiten mit Pferden, aus der wir perfekt für „Wege zum Pferd“ schöpfen konnten. Gleichzeitig nahm uns genau das auf eine Weise in Beschlag, die für viele Jahre gut und stimmig war, nun aber teilweise anderen Bedürfnissen und Prioritäten gewichen ist.
  • Auch wenn wenige Trainer dazu je etwas schreiben, so haben wir für uns festgestellt, dass es wichtig ist, sich gerade bei einer solchen starken beruflichen Ausrichtung das Zusammensein mit Pferden weiterhin als geliebtes Hobby zu bewahren und sich bewusst erlauben, auch zweckfrei mit Pferden zusammen zu sein und nicht alles, was man mit Pferden tut, für das Angebot „nutzen“ zu wollen. Sonst können Leichtigkeit und Spaß verloren gehen.
  • Genauso muss man auch als Trainer akzeptieren, dass sich durch Krankheit, Alter, Tod und andere Einflüsse die Einsatzmöglichkeiten der eigenen Pferde verändern können und es nicht immer möglich ist, für „Nachschub“ zu sorgen. Viele denken vielleicht, dass wir sehr viele Pferde haben, aber zur Zeit haben wir zusammen noch vier Pferde, die nur sehr bedingt oder gar nicht mehr einsetzbar sind. 
  • Dann kann es über einen so langen Zeitraum auch dazu kommen, dass sich die beruflichen Ziele verändern. So ist Tania, die nun seit über zwanzig Jahren Sachtexte und Sachbücher schreibt, gerade dabei, endlich das zu tun, was sie immer tun wollte: Schriftstellerin zu sein. Auch hier verschiebt sich also der Fokus und auch das beeinflusst „Wege zum Pferd“.

Aus diesen und weiteren Gründen sind wir in der letzten Zeit ein Stück weit weniger als Team wahrgenommen worden als wir es früher waren. Das Gute aber ist ja, dass so etwas auch wieder zu ändern ist! Allein diese Umfrage und das Nachdenken über unser Angebot hat uns beiden ganz viel Motivation geschenkt, wieder mehr gemeinsam für „Wege zum Pferd“ machen zu wollen, denn wir sind einmal mehr darin bestätigt worden, dass unsere Arbeit Sinn macht und „Wege zum Pferd“ für viele hilfreich ist. 

Nach wie vor werden wir dabei für das kritische Hinterfragen von Bestehendem stehen, auch wenn das unsere Beiträge manchmal etwas unbequem macht. Wir werden die Augen nicht verschließen und werden nichts gutheißen, nur um neue Nutzer zu gewinnen oder Likes zu sammeln, sondern wir werden weiter benennen, was aus unserer Sicht falsch läuft. Genauso war es uns immer wichtig, Euch auch an unseren ganz persönlichen Entwicklungen teilhaben zu lassen, die nicht immer glatt sind, was viele von Euch als sehr wertvoll empfinden, aber eben manchmal auch in schwierige Themen führt. Damit Freude und Leichtigkeit bei all dem nicht zu kurz kommen, erkennen wir aber auch, dass es wichtig ist, den Finger nicht nur noch auf Wunden zu legen oder immer nur tief in der „Psychobrühe“ zu fischen, sondern auch einfach mal Spaß an unserem geliebten Hobby zu haben und das zu vermitteln. Wir werden uns hier um etwas mehr Ausgleich bemühen und möchten auch wieder mehr Tipps und Anregungen für den alltäglichen Umgang und das ganz normale Training bieten. 

Ausblick

Vielleicht die wichtigste Schlüsselfrage, die sich für ganz viele Pferdebesitzer/innen stellt, ist aus unserer Sicht die, wie sich im praktischen Pferdealltag Probleme und Herausforderung möglichst pferdegerecht und gewaltfrei lösen lassen. Hier sind viele oft ratlos und verunsichert, weil es immer noch zu wenige gute Beispiele und Alternativen gibt. Der Herausforderung, hier noch mehr praktisch Umsetzbares zu bieten, wollen wir uns in Zukunft noch deutlich mehr stellen, getreu unserem Motto „Es geht auch anders“.

Aus verschiedenen Gründen war es für uns schwieriger geworden, gemeinsame Termine zu finden und Möglichkeiten, mit Pferden so zu arbeiten, dass wir das für Blogbeiträge nutzen können. Damit es nicht nur noch „philosophisch“ bei uns zugeht, sammeln wir bereits fleißig Ideen und Lösungen, um auch wieder für neue praktische Inputs bei uns sorgen zu können. 

Tania ist aufgrund ihrer beruflichen Ausrichtung schon ganz konkret dabei, auch noch etwas wirklich Neues und Anderes für „Wege zum Pferd“ zu basteln, das hoffentlich vielen von Euch Freude bereiten wird – seid gespannt! 

Fazit: Wir sind wieder auf dem Weg!

Ihr seht also: Wir sind dran. Wir haben uns beide klar dazu entschieden, dass wir „Wege zum Pferd“ aktiv und gemeinsam weiterführen wollen, denn es ist und bleibt ein Herzensprojekt und wir sehen nach wie vor die Notwendigkeit, noch viele, viele konstruktive, hilfreiche, praktische, inspirierende, nachdenklich machende und manchmal auch unbequeme Impulse in die Pferdewelt zu schicken, damit sie sich weiter zum Guten wandelt. Und das ist und bleibt unser Ziel! 

Ergebnisse der Nutzerumfrage von Wege zum Pferd

23. Juli 2019 von Tania Konnerth • Kategorie: Allgemein, Sonstiges 1 Kommentar »

Sei wachsam – Inspiration des Monats

Mit unserer  Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält. 

Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße  für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können. 

Thema des Monats:
Nichts einfach übernehmen, sondern wachsam bleiben

Immer wieder bereit zu sein, dazuzulernen und sich von anderen helfen zu lassen, sind wichtige Fähigkeiten nicht nur im Umgang mit Pferden. Doch ist die Fülle der Methoden und Angebote und derer, die verkünden, sie wüssten genau, was zu tun ist, schier unüberschaubar geworden. 

Aus unserer Sicht ist es wichtig, nicht einfach allem und jedem nachzulaufen und beliebig alles auszuprobieren, was auf den ersten Blick vielleicht gut klingt, denn das sorgt nur für Unsicherheit und Verwirrung. Es geht viel mehr darum, den eigenen, ganz persönlichen Weg zum und mit dem Pferd zu finden und Menschen und Anregungen, die Euch genau dabei unterstützen können.

Fragt Euch also:

  • Passt das wirklich zu uns? 
  • Holt es uns da ab, wo wir stehen? 
  • Entspricht das der Art, wie ich mit meinem Pferd umgehen möchte? 
  • Was sagt mein Pferd dazu?

Inspiration des Monats von Wege zum Pferd

9. Juli 2019 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Inspiration des Monats 1 Kommentar »

Was ist ein Problempferd?

So ziemlich jeder, der mit Pferden zu tun hat, kennt auch so genannte „Problempferde“. Problempferde sind zum Beispiel solche, die ihre Reiter abwerfen, die buckeln und steigen oder die davonstürmen und durchgehen. Problempferde sind aber auch die, die beißen oder treten. Und die, die faul sind und nicht vorwärtsgehen wollen. Und die, die Hilfen ignorieren und nicht tun, was sie sollen. Und die, die am Sprung verweigern oder einfach nicht angaloppieren, wenn der Mensch es will … 

Kurz und gut, Pferde gelten dann als Problempferde, wenn der Mensch sie nicht so nutzen kann, wie er es sich vorstellt – oder anders gesagt: Das Pferd macht dem Menschen Probleme und wird damit zum Problem.

Vielleicht aber ist es genau anders herum?

Nun möchte ich zu einem Gedankenexperiment einladen und die Sache einfach einmal umdrehen. Dazu können wir einmal die folgende Frage stellen:  

Ist ein Problempferd vielleicht ein Pferd,
das ein Problem mit uns Menschen hat? 

Wenn wir uns einmal klarmachen, dass Pferde natürlicherweise so gut wie nichts von dem tun, was wir Menschen von ihnen wollen, dann liegt der Gedanke nicht mehr so fern, dass genau unsere Forderungen und Erwartungen das Tier vor große Herausforderungen stellen. Wird es verständnisvoll behandelt, bekommt es Zeit zum Lernen und werden ihm seine Aufgaben auf eine pferdegerechte und angenehme Weise vermittelt, so wird es die vielen Herausforderungen meistern können, die wir ihm stellen und es wird Freude am Miteinander mit Menschen entwickeln können (viele Anregungen dazu gibt es auch hier). 

In sehr vielen Fällen aber gehen Menschen leider nicht mit den nötigen Kenntnissen über das Wesen von Pferden an die Ausbildung und das Training heran und oft bringen sie auch nur wenig Geduld, Einfühlungsvermögen oder Verständnis mit. Da sollen die Dinge möglichst schnell klappen und wenn ein Pferd nicht spurt, na, dann setzt man sich halt durch und bringt es zu dem, was man will. Die Folgen sind in weiten Bereichen überforderte und verängstigte oder auch frustrierte und abgestumpfte Pferde, die nicht lernen, aktiv und mit Spaß an Herausforderungen heranzugehen, sondern die vor allem Strafen vermeiden wollen und deshalb irgendwie funktionieren. 

Zu Problempferden werden dann solche Pferde, die nicht in diesem Sinne „funktionieren“:

  • Pferde, die vielleicht einfach nicht verstehen, was man von ihnen will.
  • Pferde, die überreizt sind angesichts all der Dinge, die Menschen von ihnen wollen.
  • Pferde, die Angst haben und nicht vertrauen.
  • Pferde mit einem starken Willen, die sich lieber auf sich selbst verlassen. 
  • Pferde, die Menschen respektlos finden und sich wehren, wenn sie unfair behandelt werden. 
  • Pferde, die aus gesundheitlichen oder psychischen Gründen nicht funktionieren können. 
  • Pferde, für die der Mensch kein Freudenanlass ist, sondern Störfaktor oder Schlimmeres.

Sind das wirklich Problempferde, nur weil sie nicht erfüllen können, was wir uns in den Kopf gesetzt haben? Wenn wir ehrlich bereit sind, über diese Frage nachzudenken, ist schon viel gewonnen für die Pferdewelt.

Problempferd

25. Juni 2019 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus der Bereiterpraxis, Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Jungpferdausbildung, Umgang, Verhalten 3 Kommentare »

Sei offen – Inspiration des Monats

Mit unserer neuen Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält. Deshalb starten wir mit diesem neuen Format und hoffen, Ihr findet es hilfreich.

Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße  für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können. 

Thema des Monats:
Offenheit – für das, was unser Pferd braucht

Mit der Offenheit ist das so eine Sache – klingt eigentlich ganz einfach, ist aber tatsächlich ganz schön schwer. Denn oft sind es unterbewusste (und auch unbewusste) Überzeugungen, die uns viel weniger offen sein lassen, als wir denken oder möchten. Solche Überzeugungen können aus Gelerntem oder Übernommenen oder auch aus gemachten Erfahrungen entstehen. 

Sich selbst einmal immer wieder darauf zu prüfen, wie offen man eigentlich wirklich ist, kann einiges in uns in Gang setzen. Manches kann sich dann als Irrtum herausstellen oder als unguter Ansatz. Nur durch Offenheit können wir dazulernen und uns weiterentwickeln. 

Inspiration des Monats von Wege zum Pferd

11. Juni 2019 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Inspiration des Monats 0 Kommentare »

Longieren macht Spaß – ein Erfahrungsbericht zum Longenkurs

Von Lea Hogrewe zum 10jährigen Jubiläum des Longenkurses

So schnell sind zehn Jahre um! 2008 habe ich das erste mal vom Longenkurs gehört und gelesen. Schnell stand fest, das möchte ich mir mal in echt anschauen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte meine Familie mehrere Pferde, unter anderem eine Haflingerstute, mit der ich auf Turnier ging und die sich nicht „normal“ longieren ließ. Versuchte man es, rannte sie in schräger Motorradhaltung und mit viel Stress in sehr hohen Tempo um einen herum. Losgelassenheit und Freude waren da nicht zu finden. So wollte ich nicht longieren und so ritt ich sie eher, als dass ich Bodenarbeit machte.

Dann gab es einen Kurs in meiner Nähe. Zwei Stunden Fahrtzeit ist immer noch nahe bei meinem Wohnort! Es war einfach nur faszinierend: Da stand Babette und strahlte eine Ruhe und Souveränität aus, die mich sehr beeindruckte. Diese Ideenvielfalt, die der Longenkurs bietet, und das individuelle anpassen an Pferd und Mensch waren einfach für mich zu dem Zeitpunkt unbeschreiblich. Für jedes Problem hatte Babette eine Lösung und es herrschte eine Empathie, die ich immer bei der „konventionellen“ Methode vermisst habe.

Ein Erlebnis ist mir in diesem Kurs sehr in Erinnerung geblieben. Es hatte ein Herr mit seinem Friesen teilgenommen. Der Friese war recht dominant und sehr unzufrieden. Der Mann berichtete, dass das Pferd zuhause ausgebunden aus dem Longierzirkel gesprungen ist und er gerne einen besseren Weg für das Pferd gehen möchte. Am Anfang des Kurses war es nur ein Kampf zwischen den beiden. Das Pferd biss, der Mann schimpfte und buffte. Babette hatte auch für die beiden gute Vorschläge und so wurde es im Laufe des Kurses immer besser. Der Mann hat zu Beginn nicht einmal sein Pferd gelobt, so sehr hatte er die Zähne aufeinander gebissen. Am Ende der zwei Tage war eine Harmonie zwischen Mensch und Pferd entstanden, dass ich beim Schreiben immer noch Gänsehaut bekomme! Der Satz der mich am meisten beeindruckt hat war von dem Mann: „Endlich hat mir mal jemand gezeigt, wie ich ihm zeigen kann, dass er etwas gut macht.“

Nach diesem Kurs war ich Feuer und Flamme, eine alte Matratze wurde zerschnitten für Gassen und ein Kappzaum gekauft. Meine Stute war erst skeptisch, was das denn nun wieder sollte. Doch sie verstand und es kam immer mehr Ruhe in die Longeneinheiten. Ich lernte meinen Blick zu schulen und ihn liebevoll aufs Pferd zu richten. Beim Reiten wurde mir plötzlich perfektes Zügel-aus-der-Hand-kauen geschenkt, was immer mal ein wenig Schwierigkeiten gemacht hatte.

Ich besuchte weiterhin jedes Jahr mindestens einmal einen Kurs als Zuschauerin bei Babette und habe jedes Mal viele tolle Eindrücke und Ideen mit nach Hause nehmen können.

Dann kam 2009 mein großes Pferd zu mir. Schwierig und manchmal gefährlich war sie am Boden und im Sattel. Auch hier hat mir der Longenkurs unglaublich viel Unterstützung geboten. Es gab tatsächlich für jedes Problem einen, meist sogar mehrere Lösungswege! Ich lernte kleinschrittig zu denken und meine Einheiten sinnvoll aufzubauen. Doch ganz wichtig: Es macht Spaß ohne Ende und ich erfreue mich immer an meinen Pferden!

Erfahrungen zum Longenkurs

Ein paar Jahre später war ich wieder auf einem Kurs und eine Dame zeigte mit ihrem Pferd eine eindrucksvolle Einheit. Es gab ein „Aus-der-Ecke-kehrt“ mit einfachem und später mit fliegendem Galoppwechsel. Dies beeindruckte mich zutiefst. Diese Leichtigkeit, mit der die Dame und ihr Pferd zusammen Dinge taten, war sehr schön anzusehen.

Dann bei einem Kurs bekam ich die Erarbeitung der gelockten Seitengänge zu sehen. Ich kannte es nur, dass von einem weg gearbeitet wurde. Damals dachte ich mir, wenn ich Bilder davon gesehen hatte, wenn Babette es zeigte: „Ok, Babette’s Pferde machen das, aber mit einem anderen klappt das bestimmt nicht“. Dann durfte ich es erleben und war begeistert. Als ich später aktiv an einem Kurs teilnahm und wir diese Seitengänge erarbeiteten und mein Pferd da einfach sagte: „Ok, kann ich, was soll ich jetzt machen?“ war ich stolz auf mein Pferd und froh, den Longenkurs und Babette auf meinem Weg kennengelernt zu haben.

Vielen Dank für den Longenkurs! Ohne ihn würden meine Pferde mir nicht so vertrauen und ich wäre mit meinem Wissen und meinem Werdegang nicht dort, wo ich jetzt bin. Danke!

Danke an Babette für ihre Kurse! Ohne diese eindrucksvollen Veranstaltungen würde der Pferdewelt ein großes Stück Fachwissen und Herz fehlen. Auch als Zuschauer ist man immer willkommen und bekommt einen großen Schatz an Wissen an die Hand. Danke!

Vielen Dank, ohne den Longenkurs würde ich nicht da stehen, wo ich jetzt bin. Danke, dass ich mich weiterentwickeln, sanfter, verständnisvoller und pferdegerechter werden durfte! Ich habe durch den Longenkurs viel über mich selbst, meine Pferde und die gemeinsame Freude gelernt und erlebt!

Erfahrungen zum Longenkurs

28. Mai 2019 von Gastautor • Kategorie: Erfahrungsberichte, Jungpferdausbildung, Longieren 1 Kommentar »

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