Beim Reiten verfolgen wir ja das Ziel, dass unser Pferd über den Rücken läuft, sprich, dass es lernt, unser Gewicht mit einem schwingenden Rücken auf eine gesunde Weise zu tragen. Um die Bewegung des Pferderückens optimal mitzugehen, müssen Sie sowohl die Links-Rechts-Bewegung des Pferderückens, als auch das Vor- und Zurückschieben des Pferdes in Ihrem Becken zulassen. Sehr häufig aber sind wir gerade im Becken sehr fest und ein festgehaltenes Becken führt zu Verspannungen in unserem Sitz, was wiederum dazu führt, dass das Pferd in seinen Rückenbewegungen gestört wird. Hier habe ich eine Übung für Sie, mit der Sie sehr effektiv ein lockeres, mitschwingendes Becken erhalten können:
Tipp
Bitte machen Sie vorab die Übung für ein weiches Gesäß, dann ist es noch effektiver!
Und so geht’s
Ihr Pferd darf am langen Zügel freien Schritt gehen. Am besten lassen Sie sich von jemandem an die Longe nehmen, damit Sie sich ganz auf die Übung konzentrieren können. Bei einem ruhigen Pferd können Sie dann auch die Augen schließen, so lässt es sich oft leichter in den Körper fühlen.
Stellen Sie sich vor, Ihr Becken ist eine Schale. In diese Schale legen Sie einen Ball. Nun lassen Sie den Ball in Ihrem Becken, im Rhythmus der Bewegung die das Pferd Ihnen gibt, vor- und zurückrollen. Diese Bewegung ist den meisten meiner Schüler/innen sehr vertraut, lernen sie doch häufig ein Mitschieben mit dem Becken.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Ball die Bewegung gefunden hat, lassen Sie das vor und zurück nicht mehr zu, sondern lassen den Ball nun von rechts nach links und wieder zurück von links nach rechts kullern. Achten Sie auch hier wieder darauf, den Ball vom Pferd kullern zu lassen und nicht gegen die Bewegung des Pferdes zu gehen. In dieser Bewegung fühlen Sie das wechselseitige Absenken des Rückens.
Wenn Sie auch diese Bewegung gefunden haben, lassen Sie den Ball im Uhrzeigersinn kreisen. Hier können Sie die Bewegung nicht alleine vom Pferd geben lassen, d.h. Sie müssen etwas aktiv arbeiten. Wenn das Kreisen im Uhrzeigersinn klappt, wechseln Sie die Richtung und lassen den Ball nun gegen den Uhrzeigersinn rollen. Spüren Sie in sich hinein, ob eine Richtung leichter geht als die andere.
Nun halten Sie Ihren Ball im tiefsten Punkt Ihres Beckens an. Lassen Sie keinerlei Bewegung des Balles mehr zu – wie fühlt sich das an?
- Atmen Sie noch und wenn ja, kann die Atmung tief in den Bauch?
- Ist Ihr Po locker?
- Ist Ihr Blick noch weit und frei oder ist er fixierend? (Siehe, der weite, weiche Blick)
- Können Ihre Schultern noch schwingen?
Und wie reagiert Ihr Pferd? Geht es genauso weiter oder merken Sie eine Veränderung, ein Stocken, oder ein schneller werden, Kopf anheben?
Nun geben Sie den Ball wieder frei und lassen ihn ganz von der Bewegung Ihres Pferdes bewegen. Lassen Sie alle Bewegungsrichtungen die Sie eben ausgeführt haben zu: vor und zurück, rechts und links, kreisen.
Wie bewegt sich jetzt Ihr Ball. Können Sie eine Form erkennen?
Wenn Ihr Becken wirklich alle Bewegungsrichtungen zulässt und Ihr Pferd einen normalen 4-Taktschritt geht (also keinen Pass), müsste Ihr Ball in der Form einer liegenden Acht bzw. wie ein Unendlichzeichen kullern.
Können Sie das fühlen? Super!
Wenn Sie die liegende Acht immer in Ihrem Becken zulassen, blockieren Sie keine Bewegung des Rückens Ihres Pferdes und das Pferd kann sich frei unter Ihnen bewegen.
Anhand der Acht, können sie auch mögliche Taktunreinheiten Ihres Pferdes erspüren, den Takt Ihres Pferdes beeinflussen und den korrekten Zeitpunkt zum Treiben erfühlen lernen. Wenn Sie z.B. spüren, dass die rechte Seite der liegenden Acht kleiner ausfällt als die linke, gilt es z.B. abzuklären, ob Ihre rechte Hüfte unbeweglicher ist (vielleicht eine Blockade Ihres Iliosakralgelenkes) oder ob Ihr Pferd hinten rechts kürzer tritt (vielleicht eine Blockade des Iliosakralgelenkes des Pferdes).
In manchen Fällen kann man solche Taktunreinheiten übrigens sogar alleine dadurch beseitigen, dass wir bewusst die rechte Seite unserer Acht größer rollen lassen. Hier habe ich schon die spannendsten Sachen erlebt! Pferde, die sehr sensibel auf die Acht im Becken reagieren, lassen sich beispielsweise sogar nur dadurch zum Halten durchparieren, dass ich meine Acht im Becken anhalte.
Probieren Sie diese Übung doch einmal aus! Und lassen Sie mich bitte an Ihren Erfahrungen teilhaben.