Das blockierte Fußgelenk

Eine häufige Anweisung, die im Reitunterricht zu hören ist, lautet: „Absatz tief!“. Damit möchte der/die Reitlehrer/in einen hochgezogenen Absatz korrigieren, was aber fast immer eine ganze Reihe von unerwünschten Folgen hat.

 

Dieses Kommando führt nämlich oft dazu, dass der Schüler seine Ferse aktiv herunterdrückt. Das wiederum bewirkt durch den Krafteinsatz ein festgestelltes Fußgelenk:

fuss1.jpg

Oft verrutscht durch das Herabdrücken der Ferse darüber hinaus die Lage des Unterschenkels nach vorne und die Wade verliert den Kontakt zum Pferdebauch. Wenn der Unterschenkel des Reiters durch das Tiefnehmen des Absatzes auf diese Weise nach vorne rutscht, befindet sich das Fußgelenk nicht mehr unter dem Schwerpunkt des Reiters und er sitzt deshalb nicht in der optimalen Balance. In der Regel stellt der Reiter dabei auch sein Kniegelenk fest:

fuss2.jpg

 

Ergebnis: Das gesamte Bein ist in einem angespannten Zustand und das Becken des Reiters kann nicht losgelassen schwingen. Ein elastischer Sitz ist so schwer möglich!

 

Ich möchte Ihnen hier eine Übung vorstellen, die nicht nur die Lage des Unterschenkels und die Lockerheit des Fußgelenks verbessern kann, sondern die auch zu einem natürlich tiefen Absatz ohne Verkrampfung führt.

 

 

Sie sitzen auf einem Pferd, Ihre Beine hängen ohne Steigbügel locker herab.

 

Sie starten zuerst mit einem Bein und beschreiben große, ruhige Kreise mit Ihrem Fußgelenk. Achtung: Bewegen Sie wirklich nur das Fußgelenk, die Wade bleibt locker am Pferdebauch und auch das Knie spielt nicht mit!

 

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Fußgelenk locker ist, bitten Sie einen Helfer, mit seiner Faust Ihre Fußsohle zu beklopfen. Er sollte das nicht so stark tun, dass es unangenehm wird, aber schon deutlich. Bitten Sie die Person, Ihre Sohle von den Zehen bis zur Ferse und wieder zurück zu beklopfen. Lassen Sie sich dafür ruhig 1-2 Minuten Zeit.

fuss3.jpg

(manchmal hilft das Pferd auch mit 🙂 )

 

Anschließend nehmen Sie den Steigbügel auf und spüren einmal nach, wo der Steigbügel Ihnen den sichersten Halt gibt. Stellen Sie sich dazu vor, dass der Steigbügel den Boden bildet, auf dem Sie mit waagerechter Sohle stehen. Der ideale Punkt befindet sich auf Höhe des Fußballens, eher Richtung Fußmitte als zu den Zehen hin:

 

fuss41.jpg

 

 

Nun reiten Sie an und spüren einmal in Ihr Bein:

  • Wie fühlen sich Ihr Fuß und das Fußgelenk jetzt an – vor allem auch im Vergleich zu dem anderen Fuß?

  • Liegt der Steigbügel woanders als sonst?

  • Kann Ihre Wade den Kontakt zum Pferdebauch spüren?

  • Können Sie spüren, dass die Bewegung, die das Pferd Ihnen gibt, eine kleine, schwingende Bewegung im Fußgelenk bewirkt?

Wiederholen Sie die Übung mit dem anderen Fuß. Noch ein Tipp: Das Kreisen der Fußgelenke können Sie sehr gut grundsätzlich als Vorbereitung in den ersten Runden des Warmreitens ausüben, um diese von Beginn an zu lockern.

Haben Sie diese Übung ausprobiert? Konnte sie Ihnen zu einem lockeren Fußgelenk mit natürlich tiefem Absatz verhelfen? Ich würde mich über Ihre Erfahrung freuen!

17. März 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Übungen 4 Kommentare »

 

4 Reaktionen zu “Das blockierte Fußgelenk”

 

Von Jenni • 18. Mai 2008

Hallo Babette!

Empfiehlst du die Übung auch, bei hochgezogenem Absatz? Mir passiert das immer wieder und ich weiß nicht so recht, wie ich das lösen soll (neue Bilder auf denen man das erkennt sind auch in meinem Tagebuch bei klassikreiten.de).

Liebe Grüße, Jenni
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Hallo Jenni,

ja, die Übung ist sicherlich auch bei hochgezogenen Absätzen angezeigt. Allerdings liegt die Ursache für ein hochgezogenen Absatz meistens eher an einer angespannten Oberschenkel – und Wadenmuskulatur. Diese solltest Du ebenfalls lockern.
Auch gibt es häufig einen Zusammenhang zwischen hochgezogenen Schultern und hochgezogenen Absätzen. Hier müssen oftmals erst die Schultern gelöst werden, bevor die Übung mit Beinen und Füßen Sinn macht.
Viel Erfolg beim Lockern 😉 Babette

 

Von christina • 12. Dezember 2008

Hallo Babette,

ich beschreib mal die übungen, die mir sehr helfen und die ich bei meiner Reitlehrerin immer mache:
Beim Warmreiten die Füße aus den Steigbügeln,
dann die Zehen kreisen, beide Richtungen, dann Achter, dann Zehen hochziehen, dann Zehen runterdrücken,
dann Knie abwechselnd hochziehen, wie wenn man gehen würde im Gleichschritt mit dem Pferd,
dann „Pedale rückwärts treten“ mit den Beinen.

Das lockert meine Beine und dieses Gefühl nehm ich dann in die Steigbügel mit. Im centered riding gibt es ein Bild, bei dem der Reiter ohne Unterschenkel am Pferd sitzt, also die Beine nur bis zu den Knien gehen. Das hat mir sehr geholfen, meine Unterschenkel locker zu lassen, weil wenn sie nicht da sind, kann ich sie auch nicht anspannen oder irgendwo hindrücken, wo sie nicht hin sollen.
Als ich dann lockere Unterschenkel hatte und meine absätze einfach in den Steigbüglen abgestellt wurden, ohne runter zu drücken, hab ich dazu tendiert, mit den Knien zu klammern. Da stelle ich mir dann vor, dass zwischen dem Sattel und meinen Knien Luftpolster sind und meine Knie hören auf zu klammern…
Mich wundert es immer wieder wie sehr einem eine gute Phantasie beim reiten helfen kann. Man muss nur die richtigen Bilder finden…

Liebe Grüße
christina
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Liebe Christina,
vielen Dank für das tolle Bild,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Birgit • 13. Februar 2012

Hallo,

empfehlenswert sind da die Übungen von Eckart Meyners… denn beim Sitz wird oft das Problem nicht dort offensichtlich, wo die wirklich Ursache ist.

LG Birgit

 

Von René Bachmann • 8. Oktober 2017

guten Tag ich habe ein schwieriges pferd, reite schon länger aber nur als hobby. das pferd ist schon 19 jahre alt und wurde in de frühen jahren wahrscheinlich geplagt. wenn man druck macht so kommt sofort der kopf hoch.aber jetzt habe ich langsam hingekriegt dass er mir an den zügel läuft.komme immer besser zurecht.aber manchmal weiss ich nicht was ich falsch mache ober ich zuwenig locker auf dem pferd sitze smile.vielleicht habe sie mir einen rat.smile

gruss
r-bachmann

 

 

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