Momentan erreichen mich wie in jedem Winter viele Hilferufe von Pferdebesitzern, deren Pferde zur Zeit so unter Strom stehen, dass an ein entspanntes Arbeiten nicht zu denken ist. Die Symptome sind immer dieselben: Die Pferde sind nervös, stehen nicht mehr still, lassen sich kaum gehorsam führen und wollen bei der Arbeit grundsätzlich schneller als es dem Menschen lieb ist.
Wenn mir nun jemand z.B. schreibt, dass schon jeder Versuch, ruhig anzutraben in einem wilden Losschießen endet, erkundige ich mich als erstes nach den Haltungsbedingungen des Pferdes. In fast allen Fällen stehen die betroffenen Pferde in Boxen. Manche kommen zwar tagsüber raus, aber meistens dann nur für kurze Zeit auf kleine Paddocks, oftmals allein.
In diesem Fall ist der einzige Rat, den ich mit meinem Gewissen vereinbaren kann, der: Sorgen Sie für bessere Haltungsbedingung für Ihr Pferd. Suchen Sie sich einen Stall, in dem Ihr Pferd so viel wie möglich mit anderen Pferden rauskommt (und nein, zwei, drei Stunden am Tag reichen NICHT aus und nein, allein im Paddock geht auch nicht) und wo es ausreichend Platz hat, sich wirklich zu bewegen.
Ja, ich weiß, das ist leicht gesagt und manchmal schwer umgesetzt. Aber wir können nicht völlig gegen die Natur des Pferdes gehen und seine elementarsten Grundbedürfnisse missachten und uns dann beschweren, wenn das Pferd nicht gehorsam und entspannt seinen Job macht!
Zur Zeit sind z.B. unsere Ausläufe gefroren, so dass unsere Pferde zwar 24 Std. draußen sind und sich bewegen können, es aber ungern tun. Was glauben Sie was passiert, wenn wir unsere Pferde in die Halle lassen und das Halfter abmachen? Na klar, die toben, was das Zeug hält. Und das trotz Offenstallhaltung und Herde!

Ich lass sie dann einfach. Sie sollen ihre Energie ausleben! Warum sollte ich sie für dieses Verhalten strafen oder tadeln? Es sind eben Pferde. Und die Löcher im Boden harke ich dann eben einfach wieder glatt. Ist die schlimmste Energie abgebaut, kann ich vorsichtig anfragen, ob nun eine konzentrierte Zusammenarbeit möglich ist und in den allermeisten Fällen ist sie es dann.
Ich weiß sehr wohl, wie schwer es ist, gute Ställe mit ausreichend Bewegungsmöglichkeiten zu finden. Aber eine Haltung, die das Grundbedürfnis nach Bewegung und Artgenossen nicht erfüllt, sorgt für unglückliche, frustrierte, explosive und schwierige Pferde und damit für Probleme! Um diese wirklich zu lösen, müssen Sie die Ursache des Problems beseitigen und dem Pferd eine gute Haltung bieten. Alles andere ist Symptomdokterei. Für mich ist eine Haltung ohne langen täglichen Auslauf auf ausreichend großen Flächen mit Artgenossen ein No-Go und das sollte meiner Ansicht nach für jeden Pferdemenschen der Fall sein.