Ist doch selbstverständlich, oder?

Vor kurzem schrieb ich über das Thema „Fokus“ und darüber, dass wir oft nur die Sachen sehen, die nicht gut laufen, anstatt uns über das zu freuen, was toll ist mit unseren Pferden. Mich hat das Schreiben dieses Artikels selbst auch noch nachhaltig nachdenklich gemacht …

Als ich mich nun vor einigen Tagen von Aramis durch den Wald tragen ließ, dachte ich wieder an den Text und konzentrierte mich ganz gezielt auf all das Schöne, das ich gerade erlebte. Ich nahm wahr, wie herrlich das Wetter war, wie locker und entspannt wir beide waren und wie harmonisch und wunderschön dieser gemeinsame Ausritt war. Und in diesem Moment wurde mir ganz tief bewusst, wie kostbar das ist, was ich da gerade mit meinem Pferd erleben durfte.

Auf den ersten Blick war es nichts Besonderes: Mein Pferd trug mich im Schritt durch den Wald. Es vollführte keine Lektionen, wir hatten keine Herausforderungen zu meistern, nicht einmal einen Trab forderte ich von ihm. Nein, ich ließ mich nur im Schritt tragen. Wir bewegten uns zusammen, wir atmeten die Herbstluft ein und wir sahen das bunte Laub. Wir verbrachten nichts weiter als eine knappe Stunde im Wald – und doch war es in diesem Moment alles.

In diesem Moment war nichts selbstverständlich. Nicht, dass mich mein Pferd trug, nicht, dass er auf meine leisen Hilfen reagierte, nicht, dass uns ein tiefes Vertrauen verband. Ich konnte all das intensiv spüren und war mir der Magie bewusst, die in all dem steckte.

Wie oft habe ich alles Mögliche als selbstverständlich bei meinen Pferden vorausgesetzt! Selbstverständlich sollen sie mir folgen, selbstverständlich sollen sie tun, was ich will, selbstverständlich sollen sie mir vertrauen. Auf diesem Ausritt wurde mir klar, dass nichts selbstverständlich ist, sondern dass alles ein Geschenk ist. Und ich war meinem Pferd so dankbar wie nie zuvor.

6. November 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 12 Kommentare »

Was läuft alles gut?

Wenn Ihr mal schätzen solltet, wie ist wohl das Verhältnis von den Sachen, die im Miteinander mit Euren Pferden gut klappen zu denen, die nicht so gut klappen? Klappen in der Summe mehr Dinge? (Vielleicht sogar deutlich mehr?) Und wenn Ihr mal schätzen sollt, wie zufrieden oder unzufrieden Ihr oft mit Euch und/oder Eurem Pferd seid, seid Ihr dann öfter zufrieden oder eher unzufrieden?

Tatsächlich beobachte ich immer wieder, dass mit einem Blick von außen bei sehr vielen Pferd-Mensch-Paaren der Großteil wunderbar klappt, die Menschen aber leider zum Großteil unzufrieden sind, weil ihr Fokus immer auf dem liegt, was noch nicht perfekt ist. Mich macht das zunehmend traurig, weil ich denke, dass wir vor allem unseren Pferden damit ein großes Unrecht tun.

Sehr viele Menschen sind es gewohnt, den Fokus auf das zu legen, was nicht klappt. Das lernen wir bereits in der Schule, da dort unsere Fehler angestrichen werden und nicht etwa all das, was wir richtig gemacht haben. Keiner mag rot Striche und schlechte Noten und so werden wir darauf trainiert, Fehler um jeden Preis zu vermeiden. Wir gewöhnen uns an, auch bei anderen Fehler zu sehen, weil wir uns meist ein bisschen besser fühlen, wenn auch andere etwas (oder sogar noch mehr als wir) falsch machen.

Beim Reitunterricht ist es nicht anders: Da liegt fast immer der Fokus auf der Korrektur und nicht auf der Betonung der Dinge, die schon gut laufen. Also lernen wir auch hier, unsere eigenen Fehler und die anderer wie unter einer Lupe wahrzunehmen und übertragen das auch auf unser Pferd. Unser Pferd kann zu 90% der Reiteinheit superschön laufen, wir werden unseren Blick garantiert auf die 10% legen, in denen es kleine Fehler macht, etwas spannig ist oder im falschen Galopp angesprungen ist. Fragt uns dann jemand im Anschluss der Reiteinheit, wie sie war, sagen wir nicht: „Oh, es war einfach super, mein Pferd hat seinen Job fast zu 100% toll gemacht!“, sondern wir sagen so etwas wie: „Ach, der war heute wieder so flippig“ oder „Das mit dem Galopp werden wir nie hinbekommen“

Wie schade, dass das so ist! Schade, weil wir uns damit schlecht fühlen und weil auch unsere Pferde unsere Unzufriedenheit mitbekommen. Schade, weil es einfach unfair ist. Schade, weil wir so die Chance verspielen, mit unserem Pferd wirklich Freude und Spaß zu erleben. Schade, weil wir einfach oft viel zu hart mit uns und anderen sind. Ich glaube, wenn wir hier ansetzen, können wir sehr viel Gutes erreichen.

Es geht dabei nicht darum, Sachen zu beschönigen. Das ist gar nicht nötig! Es reicht vollkommen aus, fair und mit einem offenen Geist hinzuschauen, um wahrzunehmen, was wirklich ist. Wer sich einmal wirklich bewusst darauf einlässt, zu sehen, was alles gut läuft im Umgang oder im Training mit dem eigenen Pferd, wie viele Sachen kein Problem sind (und damit von uns gar nicht realisiert werden) und wie viel man tatsächlich schon gemeinsam erreicht und gelernt hat, wird sehr, sehr viel Anlass zur Freude und zum Stolz finden. Und ja, wir dürfen stolz sein! Stolz auf unsere Pferde, die so viel für uns tun und die sich immer wieder Mühe geben, unseren Forderungen nachzukommen. Aber auch stolz auf uns selbst, wenn wir etwas gelernt und umgesetzt haben, wenn wir umgedacht und unser Verhalten in Richtung „pferdegerecht“ verändern konnten. Wir alle haben immer einige Lernfelder und Baustellen und jeder macht Fehler. Die aber sind nicht schlimm, sondern gehören schlicht und einfach zu jeder Entwicklung dazu. Sie werden nur dann so riesig, wenn wir sie durch unseren Fokus in den Mittelpunkt stellen und über sie den Blick auf das Wesentliche verlieren: nämlich auf all das, was gut ist!

Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sagen: Wenn wir lernen, immer mehr auf das zu schauen, was prima läuft und schön ist, kann sich das Verhältnis zu unserem Pferd grundlegend und fundamental positiv verändern – probiert es aus und seid gespannt!

Positiver Fokus auch beim Reiten!

16. Oktober 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang 9 Kommentare »

Immer schön gleichmäßig?

Eine Grundregel, die mir von Beginn an beim Reiten und der Pferdeausbildung eingeschärft wurde, lautet: Immer beide Seiten gleich arbeiten! Wie bei vielen Regeln, macht es Sinn auch diese einmal ein bisschen zu hinterfragen.

Wenn ich davon ausgehen könnte, dass mein Pferd auf beiden Seiten „gleich“ ist, also entweder gleich gut oder schlecht bemuskelt, gleich gut oder schlecht geschmeidig und gleich gut oder schlecht zu den einzelnen Lektionen fähig, würde es Sinn machen, beide Seiten immer gleich zu trainieren. Da wir es aber bei Pferden immer mit einer natürlichen Händigkeit (wie bei uns Menschen auch) und Schiefe zu tun haben, sind eben beide Seiten nie gleich. Genau da setzen wir ja mit unserer Gymnastizierung an, wir wollen diese natürlichen Unterschiede möglichst ausgleichen, damit unser Pferd seine Muskeln und Gelenke gleichmäßig belastet. Wenn ich es aber mit ungleichen Seiten zu tun habe, liegt doch nahe, dass ich die Seiten auch verschieden trainieren muss, wie sonst könnte ich den Unterschied ausgleichen?

Hinzu kommt die Tatsache, dass es für ein Pferd auf seiner „schlechten“ Seite fast immer viel anstrengender ist, Lektionen auszuführen. Würde ich da dieselben Erwartungen wie auf der guten Seite haben, würde ich mein Pferd schnell überfordern und ggf. auch einen kräftigen Muskelkater riskieren, der ihm die nächsten Reit- oder Arbeitseinheit sicher verleiden wird.

Damit aber trainiere ich beide Seiten ungleich. Widerspricht das also der Grundregel? Nur dann, wenn man die Grundregel so auslegt, dass man wirklich exakt dasselbe auf jeder Seite machen muss. Viel sinnvoller ist aus meiner Sicht, die Forderung, beide Seiten gleich zu arbeiten, so zu deuten, dass man die Seiten „seitengerecht“ fördert, also genau schaut, welche Probleme ein Pferd jeweils auf der Seite hat und das Training darauf abstimmt, diese Probleme zu lösen.

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15. Mai 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 9 Kommentare »

Ich lerne täglich dazu

Mich verwundert es immer ein bisschen, wenn ich Pferdemenschen nach einer Weile wiedersehe und ich den Eindruck gewinne, dass sie alles noch genauso machen wie zu dem Zeitpunkt, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Die gleichen Handgriffe, die gleichen Lektionen, die gleichen Abläufe, die gleiche Ansprache, der gleiche Umgang.

Ich komme dann regelmäßig ins Grübeln, denn wenn ich mich mit mir selbst vor zwei oder drei Jahren oder selbst noch im letzten Jahr vergleiche, würde ich große Unterschiede benennen können. Und wenn ich noch weiter zurückschaue, dann muss ich sagen, dass ich in den letzten 4 oder 5 Jahren mehr über und von Pferden gelernt habe als in den 15 Jahren zuvor und dementsprechend habe ich sehr viel geändert in meinem Umgang und Miteinander mit Pferden.

Für mich ist es tatsächlich so, dass ich nahezu täglich dazulerne. Immer wieder gibt es Punkte, an denen ich innehalte und überlege, ob mein Verhalten nützlich ist oder ob es nicht vielleicht auch anders gehen würde. Jeden Tag neu kann ich Signale von meinen Pferden bekommen, die ich deuten muss und die mich zum Umdenken auffordern.

Klar, dieses ständige Hinterfragen ist manchmal anstrengend und an manchen Tagen gelingt es mir auch nicht sonderlich gut, so dass ich dann an alten Mustern festhalte oder falsche Wege einschlage. Aber durch meine grundsätzliche Bereitschaft zum Reflektieren gewinne ich sehr viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich „angekommen“ bin oder dass ich inzwischen genug weiß. Auch nach über 32 Jahren, die ich nun schon mit Pferden verbringe, stelle ich immer wieder fest, wie viel ich noch lernen muss und an wie vielen Punkten ich immer noch weiter und weiter an mir arbeiten muss.

Aber macht genau das nicht das Zusammensein mit Pferden auch so unendlich spannend? Dass wir die Chance haben, immer wieder neue Erkenntnisse zu gewinnen und immer wieder neu von ihnen zu lernen.

Ich glaube inzwischen nicht mehr, dass ich je „fertig sein“ werde, was meine Entwicklung mit den Pferden angeht. Denn mit jedem neuen Pferd und auch mit jedem neuen Tag mit meinen eigenen Pferden kann ich etwas lernen. Ich möchte mich weiterhin verändern, möchte mich weiterentwickeln, möchte mit meinen Pferden wachsen. Und so bin ich gespannt, wo ich z.B. im nächsten Jahr stehen werde und wie ich das, was ich heute tue, dann bewerten werde. Und wie es in 5 Jahren aussehen wird oder in 10 oder in 20…

1. Mai 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 11 Kommentare »

Das Problem ist der Mensch?!

Ich bin immer sehr dankbar über Blog-Kommentare, die mich zum Nachdenken bringen. Auf meinen Beitrag über pferdegerechte Erziehung neulich kam der Denkanstoß, dass es nicht gut sei, zu behaupten, dass der Mensch das Problem sei, da das Schuldgefühle auslösen könne. Ich habe darüber viel nachgedacht. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich inzwischen so weit gehen würde zu sagen, dass nur dann, wenn wir uns wirklich bewusst darüber sind, dass WIR das Problem in jeder Mensch-Pferd-Beziehung sind, wir überhaupt erst unsere Schuldgefühle überwinden und zu Lösungen finden können. Und das will ich gerne genauer ausführen:

Über viele Jahre habe ich den Fehler bei den Pferden gesucht, weil es mir so beigebracht wurde. Da waren die Pferde in meiner Vorstellung zu stur oder zu frech, zu wild oder zu unerzogen, sie waren ausgebufft, testeten mich oder forderten mich heraus. Es kam immer wieder zu z.T. hässlichen Auseinandersetzungen, die mir zwar leidtaten, die aber aus meiner damaligen Sicht „vom Pferd gesucht“ waren, schließlich hatte es mich provoziert. Und so dachte ich oft so etwas wie:

  • „Ich habe doch keine Wahl, Erziehung muss schließlich sein.“
  • „Man darf sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen.“
  • „Wenn ich das durchgehen lasse, nutzt der das aus.“
  • „Warum macht der Gaul auch immer nur solch einen Mist, der weiß es doch besser!“
  • usw.

Vielleicht kommen Euch solche Gedanken bekannt vor.

In dieser Zeit hatte ich massive Schuldgefühle. Mir taten meine Ausbrüche, die Auseinandersetzungen und meine „Erziehungsmaßnahmen“ regelmäßig nicht nur leid, sondern ich schämte mich oft sehr. In manch stillen Stunden dachte ich sogar daran, die Reiterei aufzugeben, so schlecht fühlte ich mich.

Und nun kommt der Clou: Meine Schuldgefühle konnte ich erst dadurch überwinden, dass ich mir klar machte, dass tatsächlich ICH das Problem bin und eben nicht mein Pferd. Das klingt paradox, ist aber eigentlich ganz logisch: Mit der Akzeptanz, dass die Auseinandersetzungen nicht die Schuld meines Pferdes sind, sondern aus meinem eigenen Unvermögen entstehen, dass also ich immer wieder Situationen erschaffe, die unschön enden, begann ich zu ahnen, dass ich MICH zu ändern versuchen könnte und damit vielleicht auch die Situationen verändern könnte.

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17. April 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 33 Kommentare »

Drei Lernaufgaben

Dominique Barbier schreibt in seinem Buch „Die wahre Natur des Pferdes“:

„Pferde lehren uns, wie man ohne Aggression um etwas bittet,
wie man bedingungslos liebt
und wie man die zerstörerische Seite der Perfektion meidet.“

Ich muss sagen, mich haben diese Worte tief getroffen. Oder besser gesagt: Sie haben mich betroffen gemacht, denn ich fühle mich getroffen.

Hier sind genau meine Lernaufgaben auf den Punkt gebracht:

  • Ohne Aggression bitten zu lernen,
  • bedingungslos zu lieben und
  • die zerstörerische Seite der Perfektion zu meiden.

Punkt 1 habe ich leider prägend anders gelernt, denn mir wurde beigebracht, nicht zu bitten, sondern zu fordern, ja, sogar durchzusetzen – und zwar notfalls um jeden Preis. Ich arbeite intensiv daran, die Idee von der Bitte immer und immer wieder neu zu leben und nicht einfach zu fordern, nicht einfach durchzusetzen, nicht einfach zu erzwingen und ich bin besser geworden darin, über die letzten Jahre. Wenn ich wieder dazu neige, etwas mit zu viel Härte zu fordern, merke ich es inzwischen im Prozess und kann es unterbrechen. Ich hoffe, es gelingt mir, die Härte irgendwann ganz abzulegen.

Punkt 2 – die bedingungslose Liebe. Was für ein großes Thema! Sie gelingt mir dann, wenn ich nichts von meinen Pferden will. Wenn ich sie auf der Weide sehe und mir das Herz überfließt. Wenn ich mich immer wieder neu in ihre blonden Mähnen verliebe. Wenn ich in ihre weisen Augen schaue. Wenn ich meine Nase in ihr Fell tauche und ihren Duft einatme. Wenn mich mein Pferd durch den Wald trägt und wir im gemeinsamen Takt atmen und das Leben genießen. Dann liebe ich ohne Wenn und Aber. Punktuell verliere ich diese Liebe aber noch- und zwar immer dann, wenn ich etwas zu sehr will. Eine Lektion, ein Verhalten, ein Unterlassen. Dann bin ich nicht mehr in der Annahme, nicht mehr in der Güte oder Liebe, dann bin ich im Kampf. Es wird weniger, aber auch hierfür muss ich etwas tun.

Und der dritte Punkt – mein so vertrautes Laster: der Perfektionsdrang. Ein Thema, das ich nicht nur mit meinen Pferden immer wieder neu angehen muss, sondern auch mir selbst gegenüber. Denn, ja, die Sucht nach Perfektion kann zerstörerisch sein. Sie frisst alles an Respekt, Achtung und Liebe. Sie sieht nur das noch (unerreichbare) Ziel und verfolgt es gnadenlos. Ich will sie weiter meiden lernen, diese zerstörerische Seite der Perfektion. Wenn mir das gelingt, kann ich die erfüllende Seite der Perfektion sehen und fühlen: die Perfektion, die in dem liegt, was ist. In meinen wundervollen Pferden und dem Glück, meine Zeit mit ihnen verbringen zu dürfen.

15. September 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 11 Kommentare »

Noch einige Gedanken zum Thema „Fehler machen“

In der letzten Woche ging es hier um die Frage, ob Pferde Fehler machen dürfen. Und beim weiteren Nachdenken über dieses Thema wurde mir bewusst, was mein größter Kritikpunkt an Reiterprüfungen und Turnieren ist. Darüber gab es nämlich gerade neulich eine Diskussion in unserem Forum und ich konnte noch nicht so recht auf den Punkt bringen, was mir ganz konkret an Turnieren und Prüfungen solch ein Bauchweh bereitet.

Jetzt wird es mir klarer: Es ist der Anspruch, dass Pferde punktgenau zu funktionieren haben.

Wenn meine Prüfungsaufgabe vorsieht, dass mein Pferd an Punkt X angaloppiert, dann HAT es an diesem Punkt anzugaloppieren. Jedes frühere Angaloppieren oder jedes Zögern ist ein „Fehler“ und wird abgestraft. Einmal durch die Punktrichter, aber eben auch vom Reiter seinem Pferd gegenüber. Das Ziel ist schließlich „korrektes“ Reiten, nicht wahr? Nur wer sein Pferd „korrekt“ reitet, macht es richtig – so die Theorie. Und in einem Springparcours gibt es nur eine richtige Reihenfolge der Sprünge und jeder muss sie so reiten, ob das nun sinnvoll für das Pferd ist oder nicht. Wenn ein Pferd dann all seinen Mut zusammennimmt und tatsächlich über den großen Sprung setzt, es aber die Stange streift, weil er einfach sehr hoch ist, dann gibt es kein Lob, sondern einen Fehlerpunkt.

Für mich ist ein System, dass solche angeblichen „Fehler“ abstraft, ein System, das lern- und entwicklungsfeindlich ist. Denn zum Lernen und zur Entwicklung gehören Fehler dazu. Wenn ein Pferd mal nicht an X angaloppiert, sondern 20 Meter später, dafür dann aber wundervoll leicht und gesetzt in einen Bergaufgalopp springt, ist das für mich viel mehr wert! Und wenn ein Reiter erkennt, dass ein Pferd am Sprung verweigert, weil es ungut herankommt oder weil der Sprung zu hoch ist und dann einfach eine Runde galoppiert und es über einen niedrigeren Sprung springen lässt, dann gäbe das für mich einen Extra-Punkt für Pferdeverstand, anstatt den Reiter zu disqualifizieren.

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8. September 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 16 Kommentare »

Klugscheißer?

Ich habe eine wundervolle Postkarte an meiner Pinnwand hängen, auf der steht:

„Ich bin kein Klugscheißer, ich weiß es wirklich besser.“

Und ich liebe diese Karte, denn wann immer mein Blick darauf fällt, muss ich lachen. Sie erinnert mich liebevoll an eine meiner Schwächen: nämlich dass ich automatisch davon ausgehe, vieles besser zu wissen als andere. Keine Ahnung, wieso, aber irgendwie ist das eingebaut bei mir. Ein internes Programm, das mich annehmen lässt, dass ich grundsätzlich erstmal Recht habe (zumindest so lange, bis mir das Gegenteil bewiesen wird 😉 ).

Ich teile diese doch sehr persönlichen Zeilen mit Euch, weil ich glaube, dass ich damit nicht ganz allein bin. Mindestens wenn es um das Thema Pferde geht, kenne ich jedenfalls viele, viele andere Leute, die offenbar genau ein solches „Ich weiß es besser“-Programm zu laufen haben und damit fröhlich in die Welt gehen, um andere zu belehren oder sich gegen hilfreiche Hinweise von außen zu wehren.

Genauso lange, wie mir dieses innere Programm nun bewusst ist, arbeite ich auch daran. Bewusst gemacht haben es mir tatsächlich vor allem meine Pferde, bzw. mein immer achtsamer werdender Umgang mit ihnen. Denn ich habe inzwischen unzählige Male an dem Punkt gestanden, an dem ich mich innerlich oder auch real bei anderen (und auch meinen Pferden) entschuldigen musste, deren Einschätzung, deren Rat oder deren Anregungen ich einfach in den Wind geschossen habe, denn – ja, Ihr wisst es – ich wusste es ja besser…

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7. Juli 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 6 Kommentare »

Mal wieder in den Spiegel geschaut…

Neulich hatte ich mit Anthony mal wieder so eine Phase… Ich hätte ihm eigentlich gerne etwas Neues beigebracht, aber Anthony reagierte wie Anthony und sagte: „Nö, verstehe ich nicht und find‘ ich eh doof.“

Als ich dann Babette davon erzählte sagte ich: „Ich wünschte, er wäre ein bisschen offener für Neues, eben neugierig und gespannt darauf, was ich vorhabe.“ Und schon während ich das sagte, dämmerte mir mal wieder eine gute Portion Selbsterkenntnis.

„Tania,“ dachte ich so bei mir „könnte es sein, dass Anthony dir da ziemlich ähnlich ist?“

Tja, und mit diesem Gedanken fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich bin genauso! Wenn mir jemand etwas vorschlägt, mir zeigen oder beibringen will, verschränke ich die Arme (real wie symbolisch) und bin erst einmal nur eines: skeptisch. Nun kann Anthony nicht seine Arme verschränken, aber er zeigt mehr als deutlich, dass er eben auch genau das ist: skeptisch. Manchmal habe ich den Eindruck, ich könnte jeden Satz, den ich mit „Mein Pferd…“ beginne, eigentlich in „Ich…“ umformulieren 😀

Und die Moral von der Geschichte? Ich arbeite jetzt erstmal wieder ein bisschen an mir selbst, bevor ich von meinem Pferd erwarte, dass er sich begeistert auf Neues einlässt 😉

3. Februar 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 4 Kommentare »

Mist gebaut!?

Wenn ich zurückschaue, habe ich leider auch viel Mist gebaut, was den Umgang mit Pferden angeht. Manches unter Anleitung, vieles ging auf meine eigene Kappe.

Ich arbeite seit einigen Jahren sehr intensiv daran, automatische Reaktionen zu reduzieren, um nicht unfair zu meinen Pferden zu werden. Aber manchmal passiert es mir noch. Und das nehme ich mir übel. Ich schimpfe dann mit mir, schäme mich und frage mich, wie ich mich hinstellen und so eine Webseite machen kann, auf der ich den Leuten was von Pferden erzähle, wo ich doch vor allem erstmal mir selbst etwas erzählen sollte…

Nun habe ich einen schlauen Mann und der wäscht mir manchmal auf eine gute Art den Kopf. Als ich neulich unfair zu den Jungs war und mich dafür wieder den ganzen Tag fertig gemacht habe, sagte er das:

„Viele Menschen glauben, dass wenn sie sich selbst für eine Sache nur hart genug bestrafen, dann stellen sie damit sicher, dass sie es nicht wieder tun. Ich glaube, das ist ein Irrtum. Wenn man sich einen Fehler selbst verzeihen kann und sich dann liebevoll vornimmt, es das nächste Mal besser zu machen, wird es einem viel leichter fallen, die Sache zu vermeiden.“

Damit könnte er recht haben, meint Ihr nicht?

4. November 2010 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 16 Kommentare »

  • Reitkurs

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