Das Problem ist der Mensch?!

Ich bin immer sehr dankbar über Blog-Kommentare, die mich zum Nachdenken bringen. Auf meinen Beitrag über pferdegerechte Erziehung neulich kam der Denkanstoß, dass es nicht gut sei, zu behaupten, dass der Mensch das Problem sei, da das Schuldgefühle auslösen könne. Ich habe darüber viel nachgedacht. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich inzwischen so weit gehen würde zu sagen, dass nur dann, wenn wir uns wirklich bewusst darüber sind, dass WIR das Problem in jeder Mensch-Pferd-Beziehung sind, wir überhaupt erst unsere Schuldgefühle überwinden und zu Lösungen finden können. Und das will ich gerne genauer ausführen:

Über viele Jahre habe ich den Fehler bei den Pferden gesucht, weil es mir so beigebracht wurde. Da waren die Pferde in meiner Vorstellung zu stur oder zu frech, zu wild oder zu unerzogen, sie waren ausgebufft, testeten mich oder forderten mich heraus. Es kam immer wieder zu z.T. hässlichen Auseinandersetzungen, die mir zwar leidtaten, die aber aus meiner damaligen Sicht „vom Pferd gesucht“ waren, schließlich hatte es mich provoziert. Und so dachte ich oft so etwas wie:

  • „Ich habe doch keine Wahl, Erziehung muss schließlich sein.“
  • „Man darf sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen.“
  • „Wenn ich das durchgehen lasse, nutzt der das aus.“
  • „Warum macht der Gaul auch immer nur solch einen Mist, der weiß es doch besser!“
  • usw.

Vielleicht kommen Euch solche Gedanken bekannt vor.

In dieser Zeit hatte ich massive Schuldgefühle. Mir taten meine Ausbrüche, die Auseinandersetzungen und meine „Erziehungsmaßnahmen“ regelmäßig nicht nur leid, sondern ich schämte mich oft sehr. In manch stillen Stunden dachte ich sogar daran, die Reiterei aufzugeben, so schlecht fühlte ich mich.

Und nun kommt der Clou: Meine Schuldgefühle konnte ich erst dadurch überwinden, dass ich mir klar machte, dass tatsächlich ICH das Problem bin und eben nicht mein Pferd. Das klingt paradox, ist aber eigentlich ganz logisch: Mit der Akzeptanz, dass die Auseinandersetzungen nicht die Schuld meines Pferdes sind, sondern aus meinem eigenen Unvermögen entstehen, dass also ich immer wieder Situationen erschaffe, die unschön enden, begann ich zu ahnen, dass ich MICH zu ändern versuchen könnte und damit vielleicht auch die Situationen verändern könnte.

Indem ich anfing, wirklich an mir zu arbeiten, konnte ich endlich den Teufelskreis aus „Ich fühl mich mies dabei, aber ich muss es tun“ durchbrechen, denn nichts von dem, was ich glaubte, was unbedingt sein musste, musste wirklich sein! Ich musste meine Pferde nicht strafen, ich musste mich nicht durchsetzen, ich musste nicht „Boss“ sein. Alles, was ich tun musste, war mich damit auseinandersetzen,

  • was ich da eigentlich für ein Wesen vor mir habe,
  • was dieses Wesen braucht,
  • was es bewegt (im realen, wie im übertragenen Sinn),
  • was es überfordert, was es ängstigt und was ihm Stress bereitet,
  • was nötig ist, damit es sich entspannen und wohlfühlen kann,
  • was nötig ist, damit es mich verstehen kann,
  • wie ich es motivieren kann
  • und vor allem, wie ich es schaffe, dass es mir vertrauen kann.

Wir Menschen treffen die Entscheidung, Pferde zu halten und Pferde nutzen zu wollen. Damit muten ihnen vieles zu, das nicht ihrer Art und ihrem Wesen entspricht (das fängt bei der Haltung an, geht über das, was wir im Umgang von ihnen wollen bis hin zu den oft hohen Erwartungen, die wir „nutztechnisch“ an sie haben). Natürlich kann uns dieser Gedanke Schuldgefühle machen, aber es gibt etwas viel Konstruktiveres, nämlich aus dieser Erkenntnis etwas ganz Entscheidendes zu entwickeln: und zwar Verständnis für unser Pferd.

Wenn unser Verständnis für unser Pferd die Basis wird, sehen wir, dass das meiste von dem, was wir von unseren Pferden verlangen oder ihnen auch zumuten, nicht ihrer Art entspricht und dass all das, was wir mit ihnen machen, nur möglich ist, da sie so anpassungsfähig und friedfertig sind. Damit verkläre ich Pferde nicht, sondern ich würdige den großen Part, den sie dazu beitragen, dass wir sie überhaupt so nutzen können, wie wir es tun; würden Pferde keine Bereitschaft mitbringen, sich auf uns einzulassen, könnten wir sie mit aller Gewalt nicht dazu bringen, da sie schlicht und einfach viel stärker sind als wir.

An dem Punkt, an dem ich akzeptierte, dass ich durch meine Forderungen und Erwartungen automatisch „problematisch“ für meine Pferde bin (da ich eben vieles von ihnen verlange, was ihrer Natur entgegenläuft), konnte ich mein mieses Gefühl, meine Schuldgefühle und meine falschen Ansätze mehr und mehr zu Gunsten einer Vorgehensweise loslassen, die mir ermöglicht, immer weniger ein Problem zu sein. Und zwar in dem ich immer pferdegerechter handele. Seitdem habe ich immer weniger Auseinandersetzungen und immer weniger Grund für Schuldgefühle.

Und so bleibe ich bei der Aussage, dass immer der Mensch das Problem ist, weil genau darin die Lösung liegt. 🙂

17. April 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 33 Kommentare »

 

33 Reaktionen zu “Das Problem ist der Mensch?!”

 

Von Steffi • 17. April 2012

Hallo Tania,
toller Artikel. Leider erlebe ich es immer wieder, dass man für so eine Einstellung zum Thema Pferd und Mensch belächelt oder genervt angeschaut wird 🙁
Es braucht Kraft, diesen Weg abseits vom „Althergebrachten“ zu gehen.
Aber die vielen tollen Momente, die einem die Pferde dafür schenken, wenn man bereit ist, sich selbst zu ändern, sind es doch wert!
Danke für den tollen, nachdenklich stimmenden Artikel
Viele Grüße
Steffi

 

Von Manuela • 17. April 2012

Liebe Tania,

ich kann Dir auch hier nur wieder aus vollem Herzen zustimmen.
Als ich vor fünf Jahren meinen selbstbewussten Hafi-Mann bekam (heute 17 Jahre alt), erhielt ich gleich eine Liste mit „Verhaltensregeln“ dazu: Nichts aus der Hand füttern, er beißt sonst ins Gesicht. Gleich nach dem Aufsteigen kräftig die Gerte einsetzen, sonst macht er nur was er will. Ausreiten nur mit Kandare, sonst geht er durch.
In den ersten Monaten nach dem Kauf stieg ich – besonders nach dem Reitunterricht … – teilweise traumatisiert vom Pferd, weil es nur um Kampf, Gewalt und Beherrschen ging. Spaß hat das nicht gemacht, aber ich dachte einfach, das müsse so sein, sonst würde es für mich, alle Umstehenden und das Pferd gefährlich. Ich lag heulend im Bett und hatte Selbstmitleid, weil ich mir so ein „schwieriges“ Pferd hatte „andrehen“ lassen. Aus dem Selbstmitleid heraus wuchs erst der Ehrgeiz, es nun „richtig gut“ zu machen (mit gnadenloser Härte) und dann schließlich die Einsicht, dass ich a) so auch nicht weiterkam (im Gegenteil) und b) so auch nicht weitermachen wollte. Mit meiner Katze zu Hause würde ich ja auch niemals so umgehen …
Auf das Selbstmitleid folgten die Schuldgefühle – wie konnte ich, als erwachsene Frau, mich nur so bevormunden und negativ beeinflussen lassen und so mit einem fühlenden Wesen umgehen?!
Aus diesen Schuldgefühlen heraus entwickelte sich dann aber wieder ein Ehrgeiz. Diesmal aber der, es auf faire, logische, hinfühlende Art und Weise „richtig gut“ zu machen und einfach daran zu glauben, dass Liebe immer gewinnt – egal was die „Experten“ sagen.
Mir eröffnete sich eine völlig neue Welt der Partnerschaft mit meinem Pferd – wir haben heute magische Momente, Gänsehaut pur, ohne Gerte, Sporen oder Kandare …

Schuldgefühle sind gut. Hier kommuniziert unser „Bauch“ mit unserem Gehirn und gibt zu verstehen, dass etwas gerade total schief läuft. Aber Einsicht ist eben der erste Schritt zur Besserung, und dieser erste Schritt führt auf den Weg zu Liebe, Fairness und Verzeihen – auch sich selbst.

Gruß und Drück,
Manuela

 

Von Leny • 18. April 2012

Hallo!

Auch ich kann dir nur voll und ganz zustimmen!!!
Ich hab meinen Welsh Cob Wallach mit 2 1/2 Jahren bekommen. Anfangs war er ein sehr „einfaches“ Pferd – nach ca. einem Jahr kam er dann in die Pupertät und war für mich (damals 17 Jahre) so gut wie nicht mehr händelbar. Ich hab viele Wege probiert – angefangen mit Natural Horsemanship über Parelli ect. Alle Wege haben mir in gewisser Weise etwas gebracht. Aber am meisten hat mir ein Buch von Mark Rashid gebracht, wo erklärt wird, dass das wichtigste ist, dass man zuerst AUF SICH schaut und dann dann das Pferd als PARTNER akzeptiert.
Ich war lange Zeit der Boss und das hat geklappt – seit ich allerdings meinen Blickwinkel verändert habe, meinen Wallach als meinen Freund und Partner sehe und öfters mal meine Erwartungen zurückschraube und zb. auch akzeptiere, dass er mal einen schlechten Tag hat (kommt hald bei ihm öfters vor 😉 – funktioniert unsere Beziehung einfach harmonisch und friedlich.

Natürlich gibt es auch Auseinandersetzungen, aber sie sind weniger intensiv und wir finden schnell wieder unsere gemeinsame Basis(früher bin ich oft heulend von den Pferden heimgekommen, hab mir gedacht, ich bin einfach unfähig und habe bereut, dass ich dieses Pferd gekauft habe)

Grundsätzlich denk ich, dass es einfach wichtig ist, schwierige Situationen (die vielleicht auch öfters wiederkehren) zu hinterfragen und verschiedene Lösungswege zu suchen – angefangen bei sich selbst 😉

Liebe Grüße
Marlene & Amigo

 

Von Ulrike • 18. April 2012

Vielen Dank für diesen tollen Artikel.Er spricht mir aus der Seele und ich finde es toll, dass du und wie du deine Ansichten, Ideen, Gedanken hier mitteilst. Eine wirkliche Breicherung!!! 🙂

 

Von Ulrike • 18. April 2012

Bereicherung sollte es heissen! 😉

 

Von Mooni • 18. April 2012

Hallo

Also ich gehe davon aus (und alle andere vielleicht auch)dass der Mensch alle andere Tiere überlegen ist.Also wenn mein Pferd nicht das macht was ich von ihm verlange dann liegt das Problem NUR BEI MIR!Denn ich habe die Überlegenheit,das Denkvermögen,die Fähigkeit seine Sprache zu lernen,und wenn es nicht klappt dann habe ich was falsch gemacht,ich habe mich undeutlich ausgedrückt,das Pferd überfördert,seine Ängste nicht verstanden etc…Ich habe als Mensch in dem Moment versagt.Wir Menschen haben so viele Wege und Möglichkeiten nach eine Lösung zu suchen,kreativ sein,liebevoll sein,neue Wege suchen,uns auf ein Tier (Hund,Katze,Pferd)einzulassen.Wieso nutzen wir unsere Überlegenheit und Intelligenz nicht aus,wenn wir sie schon haben!Wieso geben wir unsere Gefühle nicht mal Recht und machen mal was anderes?Nur weil man 100 Jahre es immer so gemacht hat,kann es trotzdem falsch sein.Wo wäre denn die Menschheit heute wenn wir uns nicht getraut hätten auch mal neue Wege zu gehen.Wenn ich zu Gewalt greife dann habe ich als intelligenter Mensch versagt-in unsere Geselschaft sowie in der Tierwelt.Wenn wir unsere Intelligenz nutzen brauchen wir keine Gerte und keine Sporen,wenn wir nach ein Weg suchen,mit dem Wissen was wir haben,werden wir erkennen dass die Probleme NUR BEI UNS LIEGEN.Und…nein,ich hatte nie Schuldgefühle,sondern den Wunsch ein Weg zu mein Pferd zu finden,ihm zu sagen „Vertrau mir,wenn du mitmachst wird es dir gutgehen mit mir,und wir werden Spass haben,vertrau mir,ich beschütze dich,und ich bring dir Futter und ich kümmer mich um dich,und ich höre dir zu!“Zugegeben-für manche Probleme habe ich Monate gebraucht,manche stehen noch an (ich habe eine sehr schwierige Stutte,und ich bin ein Anfänger,aber ich wollte sie unbedingt und habe es nie bereut!)und jedes mal muss ich erkennen dass alles eigentlich ganz einfach ist wenn ich wie ein Pferd denke und die menschliche Intelligenz miteinflechte.Auf die Ratschläge „benutze mal die Peitsche damit sie dich mal ernst nimmt“ antworte ich immer „wie wäre es mal mit Hirn benutzen?“Vieles bei Pferde läuft auf eine mentale Ebene ab und oft reicht meine innere Überzeugungskraft,mein Wille aus.Und wenn heute nicht…was solls dann eben Morgen!Morgen bin ich klüger und geh das Problem mit Ruhe und Gedult an.

 

Von Silvi • 18. April 2012

Hallo,

dein Timing für diesesn Artikel ist perfekt! Gestern war ich mit meiner Tochter (12) kurz am Stall und wir beobachteten eine Pferdebesitzerin mit ihrem rohen, 3jährigen New Forest Wallach und unseren Westerntrainer, der ihr die ersten Schritte im Dominaztraining beibrachte.

Meine Tochter und ich beobachteten das eine Weile und dachten beide, warum muss man diesem so freundlichen und naiven Pony jetzt eigentlich beibringen, dass es mir weichen muss, wenn ich eine stressige Körperhaltung einnehme und mit dem Seil Wedel? Der arme war völlig verwirrt. Später stand er angebunden und man konnte zu ihm und er war total nett und neugierig und schien überhaupt nicht negativ vorbelastet. auch folgte er willig seiner Besitzerin am durchhängenden Schritt wieder zu seiner Wiese, die sicher einen Kilometer weit weg ist.

Wir fragten uns also beide, warum das ganze??? Wir denken das schon lange und meine Tochter bekam mit 8 ein kleines Pony was man wohl als „schwierig“ hätte bezeichnen können. Sie hatte viele Verhaltensweisen, die nicht so ok waren, aber ich konnte schon damals oft nachvollziehen, warum sie sich so verhält. Mit Dominanz kam man bei ihr gar nicht weiter und bei kurzen Zügeln bockte sie. Das einzige was bis heute wirklich funktioniert, ist GEGENSEITIGES Vertrauen und Freundschaft. Ein Geben und Nehmen! Seit ca. 1 1/2 Jahren kommt sie auf der Monstewiese zu uns galoppiert, wenn wir sie rufen! Was schöneres gibt es doch nicht – ein Pony das kommt, aus Freundschaft und nicht weil ich’s Befehle!

LG

Silvi

 

Von Sabine • 18. April 2012

DANKE!!!! 🙂

 

Von Katja • 18. April 2012

Ich bin es so leid, Sätze zu hören wie „ich kann jawohl erwarten, dass mein Pferd…(dies oder jenes tut)“

NEIN! Kannste nicht!

Ich habe meinen Haffi seit 24j. Er ist mir ein treuer Begleiter und hatte unendlich viel Geduld mit mir und hat mir die Zeit gelassen, die ich gebraucht habe, um zu verstehen… und ich dachte früher immer, er wäre Stur. Heute weiß ich, dass er eine Engelsgeduld hat!

 

Von Tania • 18. April 2012

Danke für all Eure Kommentare, ich freu mich sehr über die Resonanz!

Tania

 

Von Edith Herrmann • 18. April 2012

Hallo Tania, ein sehr schöner und interessanter Blog! Ich „betreibe“ selber zwei Blogs, einen über Pferde und einen über Kunst, und finde diese Form der Meinungsplattform toll!
Was du über deine Erfahrungen schreibst, geht unter die Haut. Ich glaube, dass heutzutage immer mehr Frauen sich trauen, das so zu formulieren. Vielleicht führt das zu einer immer menschengemäßeren Form im Umgang mit sich selbst, mit Tieren… mit Herausforderungen.
LG Edith

 

Von Carola Schlanhof • 18. April 2012

Hi Tanja,

ich sehe mich immer noch nicht als Problem.

Probleme sind für mich Dinge, die (mich) stören, gefährden, ärgern.

Wenn überhaupt, kann ein Mensch m. E. lediglich die Ursache für ein Problem sein bzw. eigentlich nicht ein ganzer Mensch, sondern eine bestimmte Eigenschaft oder nicht vorhandene Fähigkeiten eines Menschen.
Wenn ich eine Phase habe, in der ich in meiner Freizeit nur mehr erschöpft rumhänge, leidet auch mein Sitz, meine Beweglichkeit am Pferd.
Lösungsansattz: Ausgleichssport, und wenn ich das gerade nicht hinkriege, eine Bodenarbeits- oder Spaziergehphase anstatt einer Reitphase bzw. ein paar Tage nur kraulen und versorgen.
Wenn ich nach einem stressigen Tag müde bin, kriege ich nichts lerntechnisches mit meinen Vierbeinern auf die Reihe. Also auch kraulen oder bummeln gehen oder ultraleichte Sachen wiederholen.

Teilweise verursachen auch äußere Umstände wie Wetter, Fütterung, Haltungsbedingungen Probleme.
Manche Umstände kann ich mehr oder weniger einfach ändern (manchmal ist es nicht mal einfach, als Besitzer die Fütterung zu ändern, oft bleibt nur ein Stallwechsel), mit manchen (z. B. Schlechtwetterphasen) muß ich mich abfinden. Und schauen, wie ich mit den auftauchenden Problemen (Pferd mit überschießender Energie) umgehe, um die Phase unfallfrei (für beide) zu überstehen.

Die Ursachen für manche Probleme sind leider nicht immer so offensichtlich, z. B. wenn Pferd sagt, Reiter oben ist pfui (Zähne, Sattel, körperliche Probleme…?).
Da heißt es eben forschen und ausprobieren (und leider auch manchmal irren).

Naja, und manche Probleme entstehen m. E. aus unterschiedlichen Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Erwartungen (z. B. Reiter, der gerne flott unterwegs ist mit Pferd, das es gemütlich mag oder umgekehrt, Steppenrenner mit Spaßbremse oben, die Schritt gehen will, und das vielleicht einen ganzen Ausritt lang).
Ich glaube, die sind nicht immer einfach zu lösen, und manchmal ist vielleicht doch eine Trennung die beste Lösung.

Naja, und was eben auch oft zu Problemen führt: (noch) mangelndes Wissen in Kombination mit Ahnungslosigkeit, wo man die nötigen (richtigen!) Informationen herkriegt, zu hohes Vertrauen in Autoritätspersonen und eben mangelnde Erfahrung. Und um diese zu sammeln, zahlt Mensch (und oft auch Pferd) eben teilweise viel Lehrgeld.

Viele Grüße

Carola

 

Von Almut • 19. April 2012

Liebe Tania,
das ist wieder ein toller Artikel! Ich stimme da mit Dir völlig überein. Tatsächlich wurde mir aber gerade das auch schon, wie von Carola in dem Kommentar zu „Pferdegerechte Erziehung“ beschrieben, zum Verhängnis. Celina machte nicht die Lernfortschritte, die ich mir gewünscht hätte. Im Gegenteil: Je mehr ich übte und probierte (immer freundlich, immer clickernd), desto weniger klappte. So hatte ich das Gefühl, bei ihr komplett versagt zu haben. Ein sehr unschönes Gefühl! Es machte mich also sehr unzufrieden und das wiederum wirkte sich massiv auf unser Verhältnis zueinander aus.
Erst durch die Erkenntnis, dass Celina einfach doch etwas anders tickt als viele andere Pferde (lt. THP ist sie hypersensibel), konnte ich mich wieder ohne alle schlechten Gefühle auf sie einlassen.
Natürlich war ich mit meiner Erwartungshaltung das eigentliche Problem. Und durch meine Schuldgefühle habe ich nach Lösungen gesucht – und gefunden.
Aber in dieser Zeit hat genau das Bewusstsein, für mein Pferd ein Problem zu sein, unser Problem vergrößert. Darum finde ich auch Carolas Ansatz, nicht immer alles NUR auf sich zu beziehen, in bestimmten Situationen ebenfalls sehr wichtig – um nicht an Schuldgefühle kaputt zu gehen und sich nicht die Freude am Pferd nehmen zu lassen.

 

Von Kat • 19. April 2012

Hi,
finde Deinen Artikel echt gut. Habe mir selbst ein „Problempferd“ zugelegt, das die Vorbesitzerin und alle anderen nicht mal aufstiegen ließ (Steigen, tänzeln, bocken, usw. usw.) und nach 2 Tagen Arbeit nach Monty Roberts mich ganz brav auf seinem Rücken geduldet hat, mit Sattel und Halfter – zwar etwas geängstigt weil ihr die Halle noch etwas fremd war, aber keine Panik hinsichtlich des Reiters.
In der Zwischenzeit (2 Jahre später) reiten Kinder (6 Jahre, 10 Jahre), totale Reitanfänger und bissl Erfahrenere auf ihr, sie steht wie ein Bock wenn man auf ihr herumturnt, am Hintern runterrutscht, springt, geht Dressur, blödelt usw.
Ich war selbst früher mit meinem Pflegepferd ziemlich grausam, weil ich weder genug konnte (reiterlich) noch genug Selbstvertrauen hatte, um halt mal alles so furchtbar und schrecklich sein zu lassen, wie es grade war. Leider war ich auch mit meinem eigenen Pferd noch ziemlich unfähig, weil teilweise überfordert – aber mittlerweile hab ich mein reiterliches Unkönnen und damit die ständige Überforderung bei bestimmten Dingen aus der Welt schaffen können – nicht ohne Hilfe: DANKE daher an die lieben Menschen, die mir dabei geholfen haben 🙂

Mittlerweile kommen auch immer mehr Männer zu der Einsicht, dass das Pferd wohl die geringste Ursache für ein Problem ist (schlechter Tag, usw.), sondern dass man als Angehöriger der (angeblich) überlegenen Spezies nunmal auch mehr Verantwortung trägt.

Daher: auch Dir DANKE für einen wirklich guten Blog – je mehr das Bewußtsein verbreitet wird, desto mehr werden sich ihres Selbsts bewußt – zum Wohle des Pferdes und somit zum Wohle des eigenen Befindens!!

 

Von amy • 21. April 2012

Danke für den wunderbaren Beitrag! Es ist oft wirklich schwer zwischen abschätzigen Bemerkungen und Selbstzweifeln aufrechten Mutes weiterzumachen, zumal es in der Tat auch traumatisierte Pferde gibt. Eure Seite hat mir immer sehr dabei geholfen. Durch das Buch: „Das Tao des Equus“ habe ich gelernt, wie wichtig es ist, in der Gegenwart von Pferden authentisch zu sein, und ich bin nun mal keine dominanzlerische Kriegsherrin. Durch unsere Trainerin, die nach der Methode von Peggy Cummings arbeitet, was sich sehr gut mit dem Longenkurs verbinden läßt, haben wir sowohl bei der Bodenarbeit als auch beim Reiten eine neue Qualität kennengelernt. Das höchste Lob ist hier „very connected“, was bedeutet, das zwischen Pferd und Reiter eine sehr gute Verbindung besteht, die beiden ein hohes Maß an Entspannung beschert und manchmal das Reiten zum Tanz macht. Frei von Diskussionen und Machtkämpfen kennen wir nur noch Missverständnisse.

 

Von Bernd • 23. April 2012

Hallo Tania,
genau zu dieser Erkenntnis bin ich auch gekommen.Du sprichst mir aus der Seele.In vielen Beiträgen hier erkenne ich meine Denk-und Handlungsweise wieder.Ich finde es toll das du dir so viele Gedanken machst und die Offentlichkeit daran teilhaben lässt.
Hoffentlich nehmen sich viele dieses auch mal zu Herzen.
Ich habe zur Zeit auch ein Pferd hier was mir immer wieder aufzeigt das die Fehler bei mir liegen,aber ich arbeite daran.Mein Pferd ist dabei ein strenger Lehrer.
LG
Bernd

 

Von Edmund Kolowicz • 23. April 2012

Hi, an alle in der Runde.
Zu dem Thema fäll mir noch etwas ein was ich selbst sehr oft erlebt habe. Als die ersten Gastarbeiter in das Land kamen brachten wohlmeinende Kollegen ihnen manchmal Sätze bei für die sich diese Menschen später schämten. Aber man hatte ihnen gesagt das es gut ist. So ähnlich geht es uns mit unseren Pferden oder anderen Tieren. Sie sprechen eine andere Sprache die WIR lernen müssen, denn WIR wollen etwas von ihnen. Wenn ich ein Land fahre und die Sprache nicht spreche kann ich doch nicht allen ernstes behaupten ich muss mich behaupten. Wer das glaubt ist sicherlich nicht gut beraten. Wenn wir mit unseren Tieren sprechen wollen ist das genauso.
Es hat mich viel Zeit gekostet eine als störisches und ängsliches bekanntes Schulpferd zu verstehen. Manchmal klappt es auch heute noch nicht ganz, aber ICH bin bereit zu lernen und das Pferd dankt es mir. Deshalb sollten wir so weiter machen, selbst wenn einige der Meinung sind es geht nur mit Dominanz und Härte. Liebe und Vertrauen ist für mich immer noch der bessere Weg.

Also nicht unterkriegen lassen und weiter zuhören und lernen.

 

Von Beate • 23. April 2012

Hallo ,
klar muss der Mensch sich mit seinen „Befehlen“ dem anpassen, was und wie ein Pferd es verstehen kann. Dominanz alleine ist da nicht gefragt, es gehört wohl mindestens genauso viel Einfühlungsvermögen dazu. Was aber auch passen muss, Carola erwähnte es hier auch schon, sind die Temperamente der beiden Mensch-Tier Partner. Ich hatte riesiges Glück mit meinem Pferd und wir sind eine richtige Einheit, weil wir ähnlich ticken . Ich sehe aber auch viele Partner, deren Temperamente sich nicht vertragen und bei denen flackern ständig erneut Probleme auf, was ich nicht kenne. Also sollte sich der Mensch zuerst sich selber erkennen und dann zu seinem Charakter und Temperament ein Pferd passendes Pferd aussuchen. Ich finde diese Vorgehensweise sehr wichtig, wüßte selber aber nicht, wie ich es machen könnte. Ich hatte mit meinem Pferd nur irre viel Glück, aber wie würdet Ihr das machen, wenn Ihr Euch ein Pferd aussucht? Ich hätte nur die Idee mir, vor dem Kauf paar Tage Zeit zu nehmen und mich mit dem Pferd zu beschäftigen. Ich weiß aber nicht, ob das jedem Verkäufer so Recht ist–oder gibt es schon Partnerschaftstests für MenschPferdPartner?
Liebe Grüsse und Freude mit Euren Lieben
Beate

 

Von Ina • 23. April 2012

Liebe Tania,

die Fixierung darauf, dass ich (Mensch) ein ‚Problem‘ für mein Pferd bin, wird zu unterschwellig permanent schlechtem Gewissen führen. Bildlich gesprochen bin ich damit in meinem freien, lern- und lehrfähigen Umgang mit dem Pferd genauso blockiert wie ein Gelenk. Wie negativ sich eine Gelenkblockade auf das freie Mitschwingen auswirkt wissen wir alle.
Ich fühle mich viel wohler und auch aktiv gefordert, wenn ich mich als ‚verantwortlich‘ und nicht als ‚Problem‘ betrachte. – Ich bin verantwortlich, das mir anvertraute Lebewesen nach bestem Wissen und Gewissen zu erhalten und insbesondere ohne Zorn und Eifer für meine Interessen zu nutzen. Es steht in meiner Verantwortung, die Sprache des Tieres zu erlernen, ihm aber auch meine Erwartungen und Wünsche in ihm verständlicher Weise nach und nach beizubringen. Ich bin auch verantwortlich dafür, meine Selbstzweifel oder Schuldgefühle nicht in Handlungen münden zu lassen, die mich vielleicht entlasten, aber dem Pferd, in seiner klar strukturierten Welt, eher verwirrende Signale geben. Aktive Verantwortung ist nicht bequem, aber nur sie gibt mir das Recht, auch von meinem Pferd etwas zu fordern. Herzliche Grüße, Ina

 

Von Bettina Löber • 23. April 2012

Man muss ja auch nicht unbedingt vom Menschen als „Problem“ sprechen, um zu denselben Ergebnissen zu kommen wie Tania. Wir können uns und unser Verhalten auch als „Möglichkeit“ sehen, wenn wir es lieber positiv ausdrücken wollen. Aber ein gut durchlebtes Schuldgefühl (oder Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben), hat, nachdem wir es genau angeguckt haben, seinen Dienst erfüllt und löst sich auf. Ist also auch nicht so was Schlechtes …
Herzliche Grüße
Bettina

 

Von Tania • 23. April 2012

Ich freue mich sehr, dass mein Text einen so angeregten und vor allem anregenden Austausch ausgelöst hat!

Danke an alle, die mitschreiben,
Tania

 

Von Tarja • 23. April 2012

„There’s no problem, only solutions.“

„Love it,
leave it,
or change it.“

Danke für de Beitrag!
Tarja

 

Von Claudia • 23. April 2012

Hallo Tania, ich sehe es zwar inzwischen ähnlich wie du und versuche wirklich „pferdgerecht“ mit meinem Pferd umzugehen, aber ich habe trotzdem ein Problem mit meiner Süßen. Jeden Tag „streiten“ wir uns zweimal. 1. Situation: Ich gehe auf die Koppel, sie kommt mir entgegen, bekommt dafür ihre Möhre, ich mache den Strick fest und sie STEHT. Sie macht keinen Schritt mehr! Klar verstehe ich sie, mit mir von der Koppel gehen bedeutet Arbeit, Grasentzug, weg von den Freunden aber was soll ich denn da gegen machen??? Ich arbeite auch nicht immer, sondern versuche auch schon ganz viele nette Sachen einzubauen oder hole sie nur mal zum Putzen oder Massieren. Die gleiche Situation bekomme ich dann noch ein zweites mal. Sie ist fertig geputzt und gesattelt (oder Longiergurt) und STEHT! Wie soll ich mich denn da verhalten? Soll ich „Chef“ sein und sie zwingen? Soll ich sie auf der Koppel bzw. am Putzplatz stehen lassen und nicht arbeiten, weil sie keine Lust bzw. andere Bedürfnisse hat? Ich erkenne da leider auch nicht meine Schuld, wenn der Mensch immer Schuld ist. Mir gehen langsam die Ideen aus. Ich versuche sie ja immer zu verstehen, aber es kann doch nicht ALLES doof sein, was ich mit ihr mache…
Ganz liebe Grüße
Claudia

________________________

Das aus der Ferne zu beantworten, ist nicht einfach, denn es gibt viele Gründe, warum ein Pferd „steht“ – angefangen von falschen Signalen, die man unbewusst gibt, Unsicherheit, die man selbst ausstrahlt, Unwohlsein, Unannehmlichkeiten durch die Ausrüstung, gesundheitlichen Gründen und… und… und … Grundsätzlich könntest Du mal über das Clickertraining nachdenken – damit wird sie vielleicht zu einem richtig motivierten Pferd 🙂
Tania

 

Von Susi • 23. April 2012

Es hat lange gedauert, bis ich begriffen habe, dass
mir mein Pferd mehr beibringen kann, als ich ihm.
Ich muß nur lernen hinzuschauen und fühlen. 🙂
Es hat auch sehr lange gedauert, bis ich sehen
konnte, das nur ICH das Problem war, nachdem ich ihn
aus seiner traumatisierten Welt geholt hatte, und er
mir den spiegel vorgehalten hatte. 😉

LG von Susi und Mailo

 

Von Gabriela • 24. April 2012

I looooooove!! Alles gaaaaanz richtig und vor allem…. wichtig!!

Leider versteht der mensch die dinge oft falsch rum und daraus gibt es dann entweder eine rigide Diktatur oder im Gegenteil eine grenzenlose, sentimentale Sensibelei (sensiblerie en français!). Beides ist weit daneben geschossen…..

Die kunst ist diese zwei dinge bewusst unter kontrolle zu halten und sich so weit von seinem eigenen Zentrum weg zu entfernen bis man eben dasjenige des pferdes erreichen kann.

Das ist meiner Erachtens die wahre Kunst eines Pferdemenschen….

..damit will ich nun aber natürlich nicht sagen dass ich das besser als andere kann …. aber ich arbeite tapfer und mit viel freude daran! … und das is es was wirklich zählt!
lg

 

Von Beate • 24. April 2012

Hallo,
ich weiß jetzt nicht so Recht, ob ich hier auf Kommentare antworten darf, bitte sagt es mir.
Ich mache es jetzt aber mal und möchte Claudia antworten. Ich finde, dass Du Dich natürlich bei Deinem „Steher“ durchsetzen sollst. iCH meine, falls jetzt keine Verletzung dagegenspricht. Also ich würde versuchen ihn aus dem Stand in eine Volte zu bewegen und dann halt geradeaus weitergehen- hat schon oft geholfen. Danach, bei keinem Erfolg, würde ich ihm versuchen das Stehen ungemütlich zu machen, indem ich mit dem Strick oder den Zügeln anfange Wellen zu schlagen. Ich wackele mit der Hand waagerecht hin und her und der Strick bekommt eine Art Wellenbewegung, die das Pferd am Halfter oder Trense unangenehm empfindet -was aber nicht weh tut. Sobald ich eine Gewichtsverlagerung nach vorne spüren würde, würde ich meine Wackelei sofort stoppen und ihn mit der Stimme riesig loben. Bleibt er wieder stehn, dann wieder wackeln bis eine Reaktion nach vorne erfolgt. Natürlich immer zuerst mit der Srimme kurz locken“ Schritt“ oder so und dann mit wackeln oder Volte erst beginnen, falls keine Reaktion von ihm kommt. Ich würde nicht aufgeben, bis er marschiert. Ist er dann ein gutes Stück mitgegengen würde ich ihn riesig loben und/oder belohnen. Das „Stehen“ kann zuerst etwas länger dauern, sein Zögern wird aber bestimmt immer kürzer werden.
Bitte sagt mir ob Eure Fragen an alle gerichtet sind, oder ob nur Tania oder Babette antworten sollen.
Liebe Grüsse und viel Freude Beate

 

Von Tania • 24. April 2012

Hallo Beate,

hier kann jeder auf alles antworten 🙂

Susis Gedanken, dass man selbst viel mehr von seinem Pferd lernen kann als umgekehrt, finde ich zu diesem Thema super passend!

Tania

 

Von Nina • 24. April 2012

Hi,

ich bin auch der Meinung, wenn etwas falsch läuft und nicht klappt muss immer der Mensch dazulernen. Allerdings darf man das nicht gleichsetzen mit immer „nachgeben“, wenn das Pferd mal sagt, dass es jetzt keine Lust hat. Ein Pferd fühlt sich auch wohler, wenn es genau weiß, wo es dran ist und bestimmte Regeln einfach immer gelten.
Und es gibt nunmal auch Pferde, bei den man sich mal „durchsetzen“ muss. Das tut den Pferden, wenn man es richtig macht oft gut, denn dann fühlen sie sich meiner Erfahrung nach sicherer. Eine Bekannte von mir hat einen Wallach, der sich immer wieder losgerissen hat und sie angerempelt hat. Sie arbeitet auch mit Clickertraining und liebt ihn über alles. Sie sucht das Problem immer bei sich und versucht immer auf ihr Pferd zu hören. Das Pferd riss sich aber, wenn es auf die Weide wollte öfter mal los oder behandelte seinen Menschen respektlos. Meiner Meinung nach ist da das Problem, dass ihm noch niemand klar gesagt hat, dass er das nicht darf. Nach langem Überlegen hat diese Bekannte dann doch eine Horsemanshiptrainerin geholt (diese versucht zwar auch immer so nett wie möglich zu den Pferden zu sein, aber arbeitet auch mit Druckwegnehmen und wenn das Pferd Regeln, die es genau kennt missachtet, dann wird ihm liebevoll aber sehr konsequent klar gemacht, dass das so auch nicht geht).
Leider muss ich sagen, dass das bei diesem Pferd-Mensch-Paar unglaublich viel gebracht hat und die Beziehung jetzt meiner Sichtweise nach viel harmonischer ist und auch andere Sachen viel besser klappen, seit dem Pferd nicht mehr so viel Mitspracherecht eingeräumt wird und es klare Regeln hat.

Ich persönlich interessiere mich sehr dafür, wie es geht, wenn man dem Pferd die Regeln des Miteinanders nie auch mal durch stärkere Signale verdeutlicht. Vor allem bei Pferden mit sehr schwierigem Charakter..

Natürlich gilt es auch bei gutem Horsemanship genauso, sich immer weiterzubilden und zu verbessern (vor allem auch das Timing etc.) und selbstverständlich geht es hier nicht um „einfach auf das Pferd einschlagen“ oder „zügel den Gaul mit ner Kandarre“. Das ist klar. Das Pferd muss immer genau verstehen, worum es dem Mensch gerade geht und Vertrauen steht natürlich immer an erster Stelle. Zusätzlich ist auch wichtig, dass die Forderung nicht die Kapazitäten des Pferdes psychisch oder physisch übersteigen.

Ich käme definitiv nicht ohne Horsemanship-Prinzipien aus, was bei meiner Bekannten, die vorher NUR mit positiver Verstärkung gearbeitet hat, nun seit mittlerweile einem halben Jahr auch so ist und bei ihr läufts besser denn je. Leider habe ich bisher niemanden kennen gelernt, der mir vorleben kann, wie der Umgang mit dem Pferd ausschließlich mit positiver Verstärkung und ohne Grenzen, die für das Pferd zu jeder Zeit gelten, wirklich gut geht.

Würde mich sehr freuen, wenn jemand was dazu schreibt!

Herzlichst,

Nina

(ich mache mit meinem Pferd übrigens auch den Longenkurs im Moment, was ich sehr gut in meine Umgehensweise integrieren kann)

 

Von Miriam • 26. April 2012

Hallo zusammen,

bisher hab ich hier immer nur still mitgelesen. Die Seite ist wirklich toll und gibt viele Denkanstöße. Gerade für einen pferdegerechten Umgang.

Dieses mal möchte ich mich aber doch zu Wort melden. Ich möchte gerne auf den Kommentar von Claudia eingehen.

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es immer einen Grund gibt, warum ein Pferd sich mir komplett verweigert. Wenn ich alle körperlichen Ursachen ausschließen kann, warum mein Pferd keine Lust hat auf die Beschäftigung mit mir würde ich daran gehen zu überprüfen was es sonst sein kann. Ich selber würde z.B. überlegen, ob ich für mein Pferd vielleicht nicht genug Sicherheit ausstrahle, dass es mir nicht folgen will, oder ob ich meinem Pferd in irgendeiner Weise Stress mache, im Zusammensein mit ihm.
Ich würde z.B. schauen wie verhält sich das Pferd, wenn ich mich auf der Weide mit ihm beschäftigen will? Ohne den Strick und die Tendenz die Herde zu verlassen. Ist es dort motiviert und interessiert? Vielleicht fühlt sich mein Pferd dann außerhalb der Herde nicht sicher mit mir und möchte diese deshalb nicht verlassen.
Ist mein Pferd auch auf der Weide nicht wirklich an mir interessiert, würde ich versuchen mich interssanter zu machen und so eine bessere Bindung zu meinem Pferd erreichen.
Sich durchsetzen würde in diesem Fall doch auch nur bedeuten den Willen des Pferdes hier in dieser Situation einfach zu übergehen. Das Pferd zeigt ja deutlich, dass es nicht mitkommen will und dafür wird es mit Sicherheit einen Grund geben und diesem würde ich auf den Grund gehen in dem ich auf der Weide anfangen würde.

Es erschreckt mich etwas, dass nachdem hier soviel über den Willen des Pferdes und ein freudiges Ja des Pferdes zu erreichen geschrieben und diskutiert wird, in einer Situation in der das Pferd klar seinen Willen äußert in den Kommentaren dazu geraten wird, sich durchzusetzen.

Viele Grüße
Miriam

 

Von Katia • 26. April 2012

Liebe Tania, liebe Mitleser,
wenn ich eine möglichst große Zielgruppe erreichen möchte, würde ich persönlich einen weniger stark negativ aufgeladenen Begriff wählen. Mir wäre die Gefahr zu groß, dass ich durch meine Wortwahl den Kreis der Interessenten zu stark einschränken könnte und somit auch die dazugehörigen Vierbeiner nicht von meinen Erkenntnissen profitieren könnten. Ich unterstelle mal, dass die meisten Menschen sich selbst nicht gern als Problem sehen. Wenn ich zudem davon ausgehe „(…) das ich durch meine Forderungen und Erwartungen automatisch “problematisch” für meine Pferde bin (…)“, müsste man hieraus auch konsequenterweise schlussfolgern, dass die einfachste und vor allem vollständige Lösung dieses Problems dessen Beseitigung wäre, also schlichtweg eine Abkehr von der menschlichen Nutzung des Pferdes. Denn ich bin durch die Ansprüche, die ich an das Pferd stelle, ja immer ein Problem und muss eigentlich dann auch generell ein schlechtes Gewissen haben. Da die Existenzberechtigung der heutigen Pferderassen aber nun mal in dessen Nutzung durch den Menschen begründet liegt (abgesehen von wenigen noch frei lebenden Rassen), kann daran niemandem wirklich gelegen sein, und ich finde eine solche Wortwahl dann auch nicht mehr zielführend.
Der Begriff ‚Problem‘ ist m.E. zu drastisch gewählt. Es ist ein sehr plakativer und in diesem Zusammenhang starker Begriff, der herausfordert, und dass ist sicher auch ein Teil der Absicht. Ich glaube nur, dass man mit dieser Formulierung genau die Leser erreicht, die in dieser – ich nenne es mal so – Erkenntniskette im Umgang mit dem Pferd ohnehin schon weit fortgeschritten sind. Natürlich, da macht sich wohl kaum jemand Illusionen, können die vielen beratungsresistenten aggressiven Reiter niemals Zielgruppe solcher Inhalte sein, da eben auch ein Mindestmaß an Selbsterkenntnis Grundvoraussetzung für die Beschäftigung mit dieser Thematik ist.
Liebe Grüße,
Katia

 

Von anett gareiss • 28. Mai 2012

hallo!
ich habe ein problem mit unserem pferd wenn man mit ihm am morgen arbeiten möchte zu jenem zeitpunkt wo die anderen auf die weide kommen stellt er sich total quer man verlässt den hof um zur reithalle zu gehen und ihn dort zu reiten man steigt auf und er fängt an nur faxen zu machen geht nicht richtig vorwärts und benimmt sich wie ein schaukelpferd in den abendstunden ist dies kein problem alle sind drin und man kann mit ihm arbeiten aber dies ist keine lösung wer kann mir helfen.
liebe grüße
anett

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Ich denke, man müsste erstmal herausfinden, was für das Pferd zu der Tageszeit anders ist. Muss es vom Futter weg? Ist das die Zeit, wo es eigentlich mit den anderen ruhen würde? Pferde sind halt keine Maschinen, die jederzeit im gleichen Maß zur Verfügung stehen, wie z.B. ein Fahrrad, sondern unsere Pferde haben ihre eigenen Rhythmen und Riten.

Wenn ich mit meinem Pferd zu einer Zeit arbeiten wollen würde, zu der es eher keine Lust hat, würde ich da ansetzen, ihm diese Zeit so schmackhaft und angenehm wie möglich zu machen; also erst keine Arbeit, sondern nur zum Füttern holen usw.

Herzlich,
Tania

 

Von Julia • 6. Januar 2014

Hallo,
mein Problem ist, ich weiß, das ich das Problem bin und verzweifle so an mir.
Zum Beispiel will ich mein Pferd anhalten, aber es gelingt mir nur unschön, es reißt zum Beispiel kurz das Maul auf.
Dann weiß ich, dass diese Hilfe wohl zu hart war und versuche es beim nächsten Mal besser zu machen.
Was aber, wenn es mir dann auch nicht gelingt? Auch nicht die darauffolgenden Male?
Ich werde davon immer etwas deprimiert, weil ich mir denke, das arme Pferd…
Habt ihr Ideen, wie ich da wieder rauskommen kann?
Wie ich das ganze in einen Lernprozess umwandeln kann und nicht in Aufgeben?
Liebe Grüße
Julia

_________________________

Hallo Julia,

ich denke, Du musst Dir eine/n gute/n Lehrer/in suchen, die/der konstruktiv und einfühlsam unterrichtet. Allein ist das fast nicht möglich, würde ich sagen.

Alles Gute,
Tania

 

Von Michaela • 21. April 2014

Hallo Tania,
Ich zitiere:
„Und zwar in dem ich immer pferdegerechter handele.“
Das wuerde aber bedeutet, Pferde nicht mehr zu reiten,
da ihr Koerper nicht dazu geschaffen ist, einen Reiter
zu tragen!

Michaela

 

 

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