DIE Methode gefunden?
Ich nehme an, dass Ihr das auch kennt: Man hat eine neue Methode entdeckt, die einem wie eine Offenbarung erscheint – vielleicht eine neue Reitweise, eine neue Art, ein Pferd auszubilden oder einen anderen Ansatz, zu trainieren. Oder vielleicht auch einen neuen Zaum, ein neues Halfter oder eine andere Trainingshilfe. Was auch immer es im Einzelfall ist, in diesem Moment ist man überzeugt davon, endlich DIE Lösung, DEN ultimativen Weg gefunden zu haben. Dann kauft man Bücher darüber, das Zubehör dazu, bucht Kurse und geht ganz diesen neuen Weg (oder nutzt eben nur noch das neue Equipment). Darüber hinaus versucht man vielleicht auch noch andere zu überzeugen, das doch auch auszuprobieren, weil das sooo super ist und sooo viel bringt. Und das geht solange, bis, ja bis auch mit dieser tollen Methode (oder Halfter oder Hilfszügel) die ersten, meist altbekannten Probleme auftauchen …
Ich weiß nicht, wie oft mir das schon passiert ist! Erst war ich Feuer und Flamme, aber über kurz oder lang klappte die Sache dann doch nicht mehr so toll, mein Pferd fand es doof oder ich las etwas Kritisches darüber, was mich nachdenklich machte. Dann schob ich das teure Zeug, das ich gekauft hatte, immer weiter nach hinten im Spind und räumte auch vor anderen kleinlaut ein, dass ich doch nicht mehr so überzeugt von der Sache sei.
Es ist nicht leicht, sich einzugestehen, mal wieder auf einem falschen Weg gewesen zu sein, aber ich denke, es ist wichtig, sich selbst immer wieder kritisch zu hinterfragen, gerade dann, wenn man auf etwas besonders anspringt. Was steckt dahinter? Meine Sehnsucht nach einer leichten Lösung? Will ich endlich sicher sein, alles richtig zu machen? Will ich anderen gefallen? „In“ sein und mithalten? Will ich mich wichtig machen? Oder geht es wirklich um mein Pferd und darum, was für es am besten ist?
Heute renne ich nicht mehr mit fliegenden Fahnen hinter dem neuesten Trend hinterher, da ich erkannt habe, dass vieles, was so toll klingt, vor allem gut aufbereitetes Marketing ist. Ich glaube nicht mehr an Halfter, die alle Probleme lösen, oder an Trainingshilfen, die Gesundheit garantieren. Ich lass mich nicht mehr blenden von schönen Bildern und großen Versprechen und erst recht glaube ich nicht an Abkürzungen in der Pferdeausbildung und nicht an Universalrezepte. Aber ich schaue noch immer aufmerksam hin, was neue Trainer vorstellen oder was für neue Erkenntnisse präsentiert werden. Denn: Dazulernen kann man immer etwas und dafür möchte ich offenbleiben.
Wenn mich etwas wirklich überzeugt, bin ich jederzeit bereit, meine Meinung zu ändern, zu erweitern oder zu korrigieren, aber ich habe heute genug Selbstvertrauen, nicht mehr alles bisher Erarbeitete über den Haufen zu werfen, nur weil mal wieder ein neuer Guru geboren wird, nach dessen Methode alles anders wird. Denn ich höre heute mehr denn je auf meine Pferde. Und die zeigen mir sehr deutlich, wann ich mal wieder mit etwas auf dem Holzweg bin oder nicht. 🙂
27. August 2013 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse • 21 Kommentare »