Welche Reitweise ist die richtige?

Ich werde immer wieder gefragt, welche Reitweise ich als „die richtige“ ansehe. Das Bedürfnis dahinter, nämlich etwas Orientierung zu finden in der Vielfalt an möglichen Reitweisen, kann ich gut verstehen. Leider kann ich aber auf die Frage keine klare Antwort geben, denn in meinen Augen gibt es nicht „die richtige Reitweise“. Es gibt nur gutes und schlechtes Reiten, aber das eben unabhängig davon, welchen Sattel ich wähle oder wie ich meinen Reitstil nenne . . .

Auch ich habe lange nach der „richtigen“ Reitweise gesucht. Und so habe ich inzwischen so ziemlich jede Reitweise „durch“. Ich habe dabei viel gelernt, aber auch vieles gesehen und erlebt, was ich nicht möchte.

Welcher Reitweise ich heute angehöre? Schwer zu sagen! Ich würde mich wohl unter „an die klassische Dressur angelehnt“ einordnen. Zur Zeit bin ich gebisslos und im Westernsattel unterwegs, was aber kein Ausdruck meiner Reitweise ist sondern nur, dass mein Pferd damit am besten läuft. Ich nahm Unterricht bei guten Englisch-Dressur Trainern, ebenso wie bei klassischen Ausbildern und gäbe es in der Nähe einen guten Westernreitlehrer, würde ich auch gerne dort etwas „mitnehmen“. Leider habe ich aber auch in allen Sparten schon sehr viel Schlechtes und Trauriges gesehen.

Ich habe mir in gewisser Weise eine sehr individuelle Reitweise aus den Elementen zusammengepuzzelt, die mich überzeugt haben. Grundsätzlich bevorzuge ich eine Signalreitweise, da ich davon überzeugt bin, dass Dauerhilfen jeder Art nur zur Abstumpfung führen können. Ich möchte mein Pferd unter dem Sattel so arbeiten, wie ich es auch bei der Arbeit nach dem Longenkurs: langes Aufwärmen im Schritt über Biegung, Seitengänge, langsame Bewegung und von dort aus ins „Go“ gehen.

Unabhängig von der Reitweise achte ich auf sanfte Ausrüstung und vor allem auf weiches, pferdefreundliches Reiten. Alles was mit Anwendung von Kraft, Zwang und Schmerzen zu tun hat, lehne ich ab. Immer dann, wenn bei Widersetzlichkeiten des Pferdes darauf gesetzt wird, sich durchzusetzen oder eben „deutlichere Hilfen“ zu geben, hört für mich der gute Unterricht auf – und das eben auch wieder unabhängig von der Reitweise.

Eine kleine Checkliste

Hier habe ich eine kleine Checkliste erstellt, von der ich denke, dass sie hilfreich für die Beurteilung Ihres Reitunterrichts sein kann – und auch das losgelöst von der Reitweise:

  • Der Unterricht wird individuell auf Sie und Ihr Pferd abgestimmt und geht nicht nur nach (Reitweisen)Schema-F vor. Auch die Tagesform und Stimmung von Ihnen oder Ihrem Pferd wird berücksichtig.
  • Die Anleitungen sind anschaulich und verständlich; es ist für Sie nachvollziehbar, was und warum Sie eine Lektion ausführen sollen.
  • Der Reitlehrer erkennt, wenn Sie oder Ihr Pferd überfordert sind und sorgt dann für Entspannung bzw. wählt leichtere Übungen.
  • Sie und Ihr Pferd haben in der Reitstunde Freude an der Arbeit und den Übungen. Lässt das positive Grundgefühl nach, sorgt Ihr Reitlehrer dafür, dass Sie es wieder erlangen, macht eine Pause oder überlegt sich einen anderen Weg der Vermittlung.
  • Ziel des Unterrichts ist nie dass Sie sich auf Ihrem Pferd „durchsetzen“ und es dazu bringen, zu tun, was Sie wollen, sondern Sie lernen sich gemeinsam mit Ihrem Pferd neue Lektionen zu erarbeiten.
  • Sie haben das Gefühl, dass der Reitunterricht sowohl Sie als auch Ihr Pferd positiv fordert und fördert.

Wenn Sie einen Reitlehrer finden, der diese Punkte wenigstens zu großen Teilen erfüllt, dann halten Sie ihn fest – egal welcher Reitweise er oder sie angehört!

13. März 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching 13 Kommentare »

Unbeschwertheit

Wisst Ihr, was das Schönste für mich im Umgang mit Pferden ist? Unbeschwertheit. Diese zauberhafte Leichtigkeit, Freiheit und Absichtslosigkeit, dieses spielerische „Einfach nur sein“. Und wisst Ihr, was oft das Schwierigste für mich im Zusammensein mit meinen Pferden ist? Ja, genau: Unbeschwertheit.

Ich denke, das geht vielen so. Denn Unbeschwertheit mit einem Pferd zu erreichen, heißt, zunächst selbst unbeschwert zu sein. Selbst ein leichtes und freies Herz zu haben. Und das ist doch oft so schwer, findet Ihr nicht?

Ich spiele ja viel mit meinen Pferden und arbeite frei mit ihnen. Aber es gibt da enorme Unterschiede auch in diesen Einheiten. Denn auch im „freien Spiel“ kann man Druck machen, auch im „freien Spiel“ kann genau das „freie Spiel“ verloren gehen. Das passiert mir manchmal, ohne dass ich es merke. Hinterher fühlt sich die Einheit dann aber nicht stimmig an, irgendwie eben nicht leicht, sondern es war zäh. Wenn ich hingegen unbeschwert bin, dann sind es auch meine Pferde und eine solche Einheit ist belebend und beglückend für uns alle.

Die Crux ist, dass wir fast alle mehr oder weniger beschwert zu unseren Pferden kommen, denn kaum einer ist frei von Sorgen, Problemen, Stress u.Ä. Und wir sehnen uns nach eben dieser Leichtigkeit und Unbeschwertheit, um loslassen und entspannen zu können. Der Punkt aber ist der, dass es genau so herum leider fast nie funktioniert.

Ja, manchmal können uns unsere Pferde aus einer dunklen Stimmung herausholen oder uns unseren Stress mit ihren Samtnüstern wegblasen. Aber im Normalfall führen unser Stress und unsere Belastungen dazu, dass sich auch unsere Pferde verspannen. Sie spüren genau, mit wie viel Anspannung wir zu ihnen gehen. Wenn sich in der Herde ein anderes Pferd anspannt, ist das für alle ein Warnsignal – irgendetwas ist im Busch. Dieses Programm sichert in der freien Wildbahn das Überleben und genau das können selbst noch so menschengewöhnte Pferde nie ganz ablegen. Hier sehe ich die Ursache dafür, warum wir mit unseren Pferden oft gerade an den Tagen, an denen wir uns so sehr nach einer Sternstunde sehnen, das genaue Gegenteil erleben: ein verunsichertes, verspanntes und schreckhaftes Pferd.

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6. März 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 11 Kommentare »

Das Wunder der Sternstunden

Kennen Sie das auch? Sie hatten gerade eine dieser absoluten Sternstunden zusammen mit Ihrem Pferd (dabei ist es ganz egal, ob Sie Ihr Pferd geritten sind oder ob Sie es longiert oder vielleicht Freiarbeit mit ihm gemacht haben): Es war alles so leicht. Die Verbindung zwischen Ihrem Pferd und Ihnen stand. Sie brauchten nur zu denken und Ihr Pferd tanzte unter bzw. neben Ihnen. Sie wollten gar nicht mehr aufhören, so schön war es 🙂

Das ist ein Gefühl, welches süchtig macht! Und dementsprechend will man es ganz schnell wieder genauso erleben. Also stiefelt man am nächsten Tag mit freudiger Erwartung zu seinem Pferd und erhofft sich dasselbe schöne Erlebnis, das man am Tag zuvor hatte. Aber genau das geht meiner eigenen Erfahrung nach zu 95 %  schief, denn am nächsten Tag klappt oft gar nichts mehr.

Wie oft ich das bei meinen Schülern/innen erlebt habe und wie oft ich selbst schon in diese „Wiederholungsfalle“ getappt bin! Und wie enttäuscht ich war, wenn es dann am nächsten Tag eben nicht so klappte, ja, teilweise war ich sogar ausgesprochen frustriert. Nach der Sternstunde dachte ich: „Jetzt ist der Knoten geplatzt“, oder „Jetzt können wir es endlich“, und dann stellte ich am Folgetag fest: „Nein, auch wenn es gestern geklappt hat, so heißt das noch lange nicht, dass es auch heute klappt.“

Die Sache mit den Erwartungen

Inzwischen habe ich erkannt, dass die Tatsache, dass eine Sternstunde nicht gezielt wiederholbar ist, nichts mit dem tatsächlichen Vermögen zu tun hat, sondern dass hier meine Erwartungen die entscheidende Rolle spielen. Wenn ich nämlich eine Sternstunde erwarte, kann ich sicher sein, dass sie ausbleibt.

Warum ist das so? Weil sich Erwartungsdruck und der Zauber einer Sternstunde widersprechen. Die absoluten Highlights mit unseren Pferden erleben wir meiner Erfahrung nach dann, wenn wir selbst locker und frei sind, wenn wir gelöst und entspannt sind. Dann, wenn wir eben gerade mit nichts Besonderem rechnen, sondern wenn wir in uns ruhen, fröhlich sind, die Zeit mit unserem Pferd genießen und kommen lassen können, was immer kommen mag.

Erwartungen hingegen verändern nicht nur unsere Ausstrahlung, sondern auch unsere Körperspannung. Pferde merken diese Unterschiede sofort, so fein sie auch sein mögen. Sie spüren unseren Muskeltonus, die Art, wie wir mit mehr Nachdruck Hilfen geben oder auch die Art, wie wir Fehler beantworten.

Während wir vielleicht am Tag zuvor kleine Fehler gar nicht wahrgenommen hatten, erkennen wir sie heute sofort, denn sie widersprechen dem Traumbild, was wir haben. Dass sie gestern auch da waren, wissen wir nicht, da wir sie nicht bewusst gesehen haben. Heute signalisieren wir dem Pferd: „Nein, das ist falsch“, und schon wird das Pferd unsicherer und traut sich vielleicht gar nicht mehr das, was es gestern gezeigt hat, anzubieten.

Unsere Erwartungen beeinflussen uns, unser Pferd und damit auch das Ergebnis. Es ist gut, positive Zielbilder im Kopf zu haben, aber fast noch wichtiger erscheint es mir, sie loslassen zu können. Denn: Sternstunden bekommt man nur geschenkt.

28. Februar 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Sonstiges 7 Kommentare »

Und manchmal muss man eben doch …

In meinem letzten Beitrag schrieb ich ja über die lange Pause, die ich mit Aramis eingelegt hatte, zum einen wegen meines eigenen Lebens aber auch wegen seiner Stimmungen, Wehwehchen und Krankheiten. Ich beendete diesen Artikel damit: „Wenn wir in solchen Phasen uns in unser Pferd einfühlen, spüren wir, wann es wieder bereit ist, etwas zu tun – und dann ist es gut, es wieder zu fördern und aus der dunklen Phase herauszuholen. Aber nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe.“

Genau darum geht es mir in dem heutigen Text. Dass es eben manchmal auch nötig ist, die Unlust unseres Pferdes nicht als Fakt anzunehmen, sondern zu überlegen, wie man sie überwinden kann. Und das möglichst so, dass das Pferd wieder immer mehr Freude an der Arbeit gewinnt!

Aramis hat sich durchaus an sein „Lotterleben“ gewöhnt. Nichts tun zu müssen, sondern lieber zu fressen und ein bisschen rumzustehen, scheint ihm im Moment durchaus attraktiv, während das nun wieder beginnende Training eben etwas anstrengender ist. Hinzu kommt, dass es ihm offenbar auch in der Hinterhand zwackt und alles mit fast 20 nicht mehr ganz so leicht fällt wie einem Jungspund. Der Rat meiner Osteopathin lautete: „Tu was mit ihm.“ Tja, und so steht seine Unlust gegen gute gesundheitliche Gründe, das Training wieder aufzunehmen.

Mein altes Muster war, mich bei Unlust meines Pferdes einfach „durchzusetzen“, nach dem Motto: Watt mutt, datt mutt. Heute versuche ich, anders damit umzugehen.

Und zwar setze ich bei mir an. Wenn ich nämlich merke, dass Aramis eigentlich keine Lust hat, bin ich selbst schnell frustriert. Da versuche ich jetzt immer, sofort einzuhalten und meine eigene Lust auf die Trainingseinheit zu motivieren. Dann hole ich Aramis aus seiner Unlust ab, indem ich es direkt formuliere: „Och, Aramis, nun mal nicht so zäh, du weißt doch, dass es dir gut tut, ein bisschen was zu tun“ und muntere ihn auf.

Ganz wichtig dabei ist, dass ich nicht mehr Druck mache, sondern meine eigene Motivation und Freude an der Sache erhöhe. Ich lächele und lache, spreche freundlich und aufmunternd mit ihm und denke an schöne Sachen. Ich tue quasi so, als würden wir beide nichts Tolleres wissen, als jetzt gemeinsam ein bisschen zu arbeiten – und das funktioniert ziemlich gut. Nach einigen Runden werden die Bewegungen lockerer, das Gangbild wird klarer und noch ein bisschen später habe ich ein fröhliches Hafi-Tier, der fast zu sagen scheint: „Hey, klasse!“

Mit Druck und „Durchsetzen“ würde ich ihn vielleicht auch zum Laufen bringen, nicht aber zum freudigen Laufen. Und genau das ist mein Ziel. Denn nur wenn ihm die Arbeit Spaß macht, wird er sich trotz Zipperlein (die im Alter ja eher mehr werden), auf meine Vorschläge einlassen. Nur wenn er immer wieder die Erfahrung machen kann, für seine Unlust nicht bestraft zu werden, sondern wenn er erleben kann, wie wir da gemeinsam einen Weg herausfinden, wird er ohne Angst in die nächste Trainingsstunde gehen. Nur so kann ich im besten Fall in der nächsten Einheit ein Pferd haben, der von Beginn an sagt: „Au ja!“ Und was gibt es Schöneres als das?

21. Februar 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 6 Kommentare »

Einfach, einfacher und noch einfacher …

Heute möchte ich Ihnen eine ganz simple Strategie mit großer Wirkung ans Herz legen. Wenn Sie diese Strategie in der Ausbildung und im täglichen Umgang mit Ihrem Pferd befolgen, haben Sie sehr wahrscheinlich

  • weniger Probleme,
  • weniger Streit,
  • weniger Widersetzlichkeiten

und statt dessen viel Erfolg und Harmonie im gemeinsamen Alltag.

Die Strategie heißt: Mach es einfach, einfacher und noch einfacher!

Wann immer Sie mit Ihrem Pferd in eine Situation kommen, in der etwas nicht funktioniert, in der Ihr Pferd nicht ausführt, was Sie von ihm wollen, oder es widersetzlich, ängstlich, nervös, störrisch etc. wird, denken Sie an diese Strategie, die nichts anderes sagt, als dass Sie als geduldiger Lehrer Ihres Pferdes nur überlegen müssen, wie Sie die geforderte Aufgabe für Ihr Pferd einfacher gestalten können.

Schrauben Sie Ihre Anforderungen konsequent so weit zurück, bis Ihr Pferd wieder in der Lage ist, etwas richtig zu machen, und loben Sie diesen richtigen Ansatz, sei er auch noch so klein. Von dort aus gehen Sie Schritt für Schritt wieder hin zu Ihrem Zielbild und schauen, wie weit Sie kommen. Wann immer es wieder zu Problemen, Widersetzlichkeiten und Fehlern kommt, machen Sie es wieder einfacher …

Ganz einfach, oder? 😉

14. Februar 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Longieren, Reiten, Umgang 6 Kommentare »

Pferde sind auch nur Menschen

Keine Sorge, wer bei dem Titel nun befürchtet, dass ich Pferde hoffnungslos vermenschliche 🙂 Ich fand den Titel nur sehr passend, weil mir mal wieder klar wurde, dass wir unseren Pferden leider oft viel weniger an Regungen und Stimmungen zugestehen als uns selbst.

Auf die Idee für diesen Artikel hat mich mein Aramis gebracht. Ihm ging es im letzten halben Jahr nicht wirklich gut. Mein sonst vor Stärke strotzender Haflinger-Mann wirkte matt und müde. Körperlich baute er ziemlich ab, stimmungsmäßig war er kaum zu motivieren. Dann kamen noch einige Erkrankungen dazu, in der Herde gingen etliche Pferde und er rutschte von der Rangfolge ganz weit nach unten ab.

Die Ursachen für all das waren vielfältig, das Ergebnis war, das mein sonst so motiviertes Pferd fast zu nichts mehr zu gebrauchen war.

Bei uns war diese Phase schon ziemlich stark, aber ich denke, fast jeder von uns kennt Zeiten, in denen unsere Pferde nicht so wollen, wie wir es gewohnt sind. In denen sie faul sind und träge und unmotiviert – oder je nach Typ vielleicht auch fahrig, nervös und überängstlich. Die Frage ist, wie geht man damit um?

Die meisten von uns fordern von ihren Pferden einen immer gleichbleibenden oder gar steigenden Level an Leistung und Leistungsbereitschaft. Und wenn das Pferd nicht will, muss man sich halt durchsetzen, nicht wahr? Schließlich soll es nicht den Eindruck bekommen, es könne sich vor der Arbeit drücken und wir wollen ja den so mühsam erarbeiteten Trainingsstand nicht verlieren! Nein, da muss so ein Pferd durch, oder nicht?

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7. Februar 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 14 Kommentare »

Immer nur meckern?

Kennen Sie das auch, was ich eine „Meckerbeziehung“ nenne? Bei Menschen sind das Paare, bei denen z.B. er ständig an ihr herumkritisiert oder sie ihn permanent annörgelt. Die Betroffenen merken es oft gar nicht, aber von außen fällt es einem sofort unangenehm auf.

Solche Meckerbeziehungen gibt es auch in der Pferdewelt – und da leider sogar sehr häufig. Achten Sie einmal bewusst darauf, wie oft Sie im Stall so etwas hören (oder vielleicht sogar selbst sagen?), wie: „Nun, steh doch mal still!“, „Lass das!“, „Hör auf damit!“, „Kannst du nicht einfach mal nur ruhig bleiben?“ oder auch die ständig ermahnende Nennung des Pferdenamens. Wie viel seltener hört man ein freundliches Wort, ein Lob oder etwas Liebevolles, nein, viel öfter wird gemeckert und genörgelt und das, oft ohne dass der Mensch sich darüber wirklich bewusst ist.

Aber was ist das Ergebnis einer solchen Meckerbeziehung? Ein unzufriedener Mensch, ein genervtes oder verunsichertes Pferd, keine schöne Atmosphäre und kein positiver Umgang.

Natürlich hat jede/r von uns mal einen schlechten Tag, an dem man eben nicht so gut drauf ist und entsprechend ungeduldig. Oft aber besteht die Grundenergie einer Pferd-Mensch-Beziehung aus einem ständigen Meckern auf Menschenseite und das ist schlecht für beide. Denn: Meckern bringt nichts. Es macht selbst nur immer noch unzufriedener und lässt das Pferd abstumpfen. So, wie auch wir Menschen bei Dauer-Nörgel-Beschuss abschalten, tun es auch Pferde. Das führt dann meist dazu, dass der Mensch noch mehr meckert, „um durchzukommen“.

Wenn Sie sich mit Ihrem Pferd in so einer Meckerbeziehung befinden und das ändern möchten, finden Sie hier dafür ein paar Tipps.

Selbstreflexion

Beobachten Sie sich im Umgang mit Ihrem Pferd zunächst für einige Tage einmal ganz bewusst. Nehmen Sie wahr, in welchen Situationen Sie normalerweise mit Ihrem Pferd meckern. Registrieren Sie Ihr Nörgeln, Ihre Kritik an Ihrem Pferd. Versuchen Sie, innezuhalten und Ihre automatischen (Mecker-)Reaktionen zu unterbrechen. Schimpfen Sie also nicht, sondern atmen Sie einmal tief durch und machen Sie sich eine Liste der Punkte, die Sie noch üben müssen. Wenn Sie z.B. merken, dass Ihr Pferd beim Aufsteigen am liebsten zehnmal anschnauzen würden, weil es nicht stehen bleibt, notieren Sie: Still stehen beim Aufsteigen üben.

Überprüfen Sie auch selbstkritisch, wie oft Sie vielleicht viel zu überzogen auf die Fehler Ihres Pferdes reagieren. Würde vielleicht auch ein leises, freundliches „Hooo“ reichen, wo Sie schon grob am Strick rucken?

Und seien Sie sich darüber bewusst, dass die Pferde uns spiegeln. Wenn Ihr Pferd besonders nervig zu sein scheint, kann es gut sein, dass Sie mit einer besonderen Anspannung in den Stall gekommen sind. Lösen Sie also, wenn Sie merken Sie befinden sich mal wieder auf der Meckerschiene, zunächst Ihre Stimmung auf. Atmen Sie ruhig und tief, werden Sie weicher, milder und freundlicher. Fragen Sie sich, wie Sie eine andere Ausstrahlung bekommen können, auf die Ihr Pferd positiv reagieren kann.

Überprüfen Sie auch, worüber Sie eigentlich meckern und ob das Verhalten wirklich „meckerwürdig“ ist. Ist es wirklich schlimm, wenn Ihr Pferd beim Putzen mal einen Schritt zur Seite macht und nach einem Heuhalm angelt? Darf es sich wirklich nicht die Nase am Anbinder schubbern, wenn es doch so juckt?

Und freuen Sie sich über jedes Mal, in dem Sie ein automatisches Meckern durch eine solche Selbstreflexion unterbrechen konnten – das ist der Anfang dafür, die Beziehung zu Ihrem Pferd zu ändern.

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31. Januar 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 19 Kommentare »

Frech, oder was?

Wir bekommen immer wieder Anfragen von Pferdeleuten, die wissen möchten, wie sie sich verhalten sollen, wenn ihr Pferd „zu frech“ ist. Als Beispiel wird dann genannt, dass ein Pferd an der Jacke knabbert, auf dem Führstrick herumkaut, den Putzkasten umwirft oder Ähnliches. „So etwas kann man doch nicht durchgehen lassen, oder?“ lautet die Frage mit der Bitte um Rat, wie man sich verhalten soll.

Bevor wir uns damit befassen, wie wir auf ein unerwünschtes Verhalten unserer Pferde reagieren, sollten wir, denke ich, zunächst uns diese Verhaltensweisen einmal genauer anschauen. Nehmen wir dazu das Beispiel von dem Pferd, das einem Menschen an der Jacke zupft. Auch wenn mir da nun vielleicht viele spontan widersprechen werden, behaupte ich: Win solches Pferd muss nicht automatisch „frech“ sein.

  • Es kann vielleicht vielmehr ein sehr kontaktfreudiges Pferd sein, das noch nicht gelernt (also wirklich verstanden) hat, dass in die Jacke beißen etwas ist, das der Mensch nicht will.
  • Es kann ein Pferd sein, das sich langweilt und das aus Frust versucht, Aufmerksamkeit zu erlangen.
  • Es kann ein Pferd sein, das zu wenig Kontakt zu Artgenossen hat und schlicht und einfach sein Grundbedürfnis nach Fellpflege ausleben will und das aufgrund des Mangels an Artgenossen eben am Menschen.
  • Es kann ein Pferd sein, dessen Mensch es in vielen Fällen „lustig“ findet, wenn es an ihm herumknabbert, aber eben in manchen Momenten dieses Verhalten als frech empfindet, so dass es nicht wissen kann, was erlaubt ist und was nicht.
  • Es kann ein neugieriges Pferd sein, das alles erkunden will (und das tun Pferde nun mal mit ihrem Maul).
  • Und … und … und …

Nur allein beim kurzen Nachdenken sind mir bereits fünf mögliche Erklärungen eingefallen, von denen allenfalls eine auf ein „freches“ Pferd schließen lässt und die ist hausgemacht (das Pferd von der Person, die es sonst witzig findet, beknabbert zu werden).

Was ich mit diesem Beispiel deutlich machen will: Ein Pferd ist nicht einfach frech, sondern es gibt Ursachen für jedes Verhalten eines Pferdes. Nur wenn wir erkennen, warum ein Pferd etwas macht, haben wir die Möglichkeit, angemessen auf das Verhalten zu reagieren. Wenn wir dem Pferd nicht, wie leider so häufig der Fall, automatisch bösen Willen unterstellen und es deshalb bestrafen, sind wir offen für freundliche Reaktionen, mit denen wir dem Pferd erklären können, dass wir sein Verhalten nicht mögen.

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24. Januar 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 17 Kommentare »

Hinter die Kulissen geschaut – mein Tag mit „Mein Pferd“

Haben Sie die Januar-Ausgabe der Zeitschrift „Mein Pferd“ gelesen? Wenn ja, kennen Sie wahrscheinlich schon den dort erschienenen Bericht zum Thema Longieren. Wenn nein, dann finden Sie ihn hier.

Da ich denke, dass für viele hier interessant ist, einmal hinter die Kulissen zu schauen und zu erfahren, wie so ein Artikel in einer Zeitschrift entsteht, berichte ich heute über meinen Tag mit „Mein Pferd“.

Ich hatte mit dem Chefredakteur der Zeitschrift „Mein Pferd“, Herrn Ilja van de Kasteele, schon hin und wieder telefonisch einen sehr netten Kontakt und wusste bereits, dass er gerne einen großen Bericht zum Thema Longenarbeit mit mir als Expertin herausbringen würde. Im Oktober wurde es dann tatsächlich ernst. Wir verabredeten, dass ich zu ihm nach Köln komme, um dort mit zwei Pferden, die mir zur Verfügung gestellt werden sollten, zu arbeiten.

In aller Herrgottsfrühe machte ich mich also auf die Reise nach Köln, wo ich am frühen Mittag eintraf. Auf der Fahrt war ich doch etwas aufgeregt. Wie wird der Tag verlaufen? Was für Pferde werden mir gestellt werden? Wird es mir mit den Pferden gelingen, zu zeigen, wie schön Pferde an der Longe gehen können, wenn sie nach dem Longenkurs gearbeitet werden? Eine Einheit ist dafür ja nicht gerade sehr viel Zeit …

Herr van de Kasteele und seine Mitarbeiterin holten mich vom Bahnhof ab und gemeinsam fuhren wir in den Stall, in dem das Shooting stattfinden sollte. Dort erwartete uns bereits die Redakteurin Inga Meyer, die den Artikel schreiben sollte und die mir auch die Pferde zur Verfügung stellte.

Bei den Pferden handelte es sich um die 19-jährige Stute Suleika, ein lettisches Warmblut und um den 7-jährigen Hannoveranerwallach Joe.

Joe

Zuerst musste der gute Joe an die Arbeit. An ihm erklärte und zeigte ich ausführlich das Konzept des Longenkurses. Zu Beginn ließ ich ihn auf beiden Händen am Halfter einige Runden traben, um mir ein Bild von seiner natürlichen Balance und Laufhaltung zu machen. Das sah gar nicht so schlecht aus. Er lief in recht schönem Takt und auch losgelassen, aber es mangelte deutlich an Biegung, Aufrichtung der Schulter und Hinterhandaktivität:

Die Arbeit nach dem Longenkurs beginnt

Es folgte das Anlegen des Kappzaums und ich begann mit der Überprüfung des Genicks mittels der Übung „Führen in Stellung“.

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17. Januar 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Longieren 18 Kommentare »

Wie erreiche ich, dass mein Pferd über den Rücken läuft?

Nachdem wir uns nun ausführlich angeschaut haben, wie es aussieht, wenn ein Pferd gut über den Rücken läuft, wird wahrscheinlich manch einer von Euch vielleicht im Vergleich mit den eigenen Fotos erkannt haben, dass das beim eigenen Pferd noch nicht so aussieht. Da stellt sich dann natürlich die Frage:

Wie erreicht man, dass ein Pferd gut über den Rücken läuft?

Dieses komplexe Thema lässt sich natürlich nicht mal eben erschöpfend behandeln, aber ich möchte einige Gedanken, Hinweise und Tipps zusammentragen, die Euch auf dem Weg dahin helfen können.

Am Anfang steht ein Check

Zunächst muss sichergestellt sein, dass das Pferd überhaupt gut laufen KANN – und das immer wieder neu!

  • Dazu gehört zum einen eine Überprüfung, ob das Pferd schmerzfrei ist (hier nicht nur an Lahmheiten denken, sondern auch an Verspannungen, an die Zähne u.ä.).
  • Und zum anderen muss gründlich kontrolliert werden, dass die Ausrüstung dem Pferd auch wirklich passt, hier allem voran, ob der Sattel wirklich passt. Kein Pferd kann locker und entspannt laufen, wenn der Sattel kneift oder wenn die Ausrüstung scheuert.

Bitte nehmt beide Punkte nicht auf die leichte Schulter. Ja, es ist nervig, sich immer wieder mit dem Sattel zu beschäftigen oder schon wieder Geld für eine Gesundheitsbehandlung auszugeben. Aber wir können von unserem Pferd kein gutes Laufen erwarten (oder gar fordern), wenn wir nicht dafür Sorge tragen, dass es sich wohlfühlt, es keine Beschwerden und Schmerzen hat. Also am besten gleich mal überlegen,

  • wann das letzte Mal der Zahnarzt da war (und nicht nur der Tierarzt mal einen Blick ins Maul getan hat),
  • ob es vielleicht einen Grund gibt, einen Osteopathen oder Physiotherapeuten zu rufen und
  • ob der Sattel wirklich passt.

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9. Januar 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Gesundheit 13 Kommentare »

  • Reitkurs

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