Pferde sind auch nur Menschen

Keine Sorge, wer bei dem Titel nun befürchtet, dass ich Pferde hoffnungslos vermenschliche 🙂 Ich fand den Titel nur sehr passend, weil mir mal wieder klar wurde, dass wir unseren Pferden leider oft viel weniger an Regungen und Stimmungen zugestehen als uns selbst.

Auf die Idee für diesen Artikel hat mich mein Aramis gebracht. Ihm ging es im letzten halben Jahr nicht wirklich gut. Mein sonst vor Stärke strotzender Haflinger-Mann wirkte matt und müde. Körperlich baute er ziemlich ab, stimmungsmäßig war er kaum zu motivieren. Dann kamen noch einige Erkrankungen dazu, in der Herde gingen etliche Pferde und er rutschte von der Rangfolge ganz weit nach unten ab.

Die Ursachen für all das waren vielfältig, das Ergebnis war, das mein sonst so motiviertes Pferd fast zu nichts mehr zu gebrauchen war.

Bei uns war diese Phase schon ziemlich stark, aber ich denke, fast jeder von uns kennt Zeiten, in denen unsere Pferde nicht so wollen, wie wir es gewohnt sind. In denen sie faul sind und träge und unmotiviert – oder je nach Typ vielleicht auch fahrig, nervös und überängstlich. Die Frage ist, wie geht man damit um?

Die meisten von uns fordern von ihren Pferden einen immer gleichbleibenden oder gar steigenden Level an Leistung und Leistungsbereitschaft. Und wenn das Pferd nicht will, muss man sich halt durchsetzen, nicht wahr? Schließlich soll es nicht den Eindruck bekommen, es könne sich vor der Arbeit drücken und wir wollen ja den so mühsam erarbeiteten Trainingsstand nicht verlieren! Nein, da muss so ein Pferd durch, oder nicht?

Und damit kommen wir wieder auf den Titel von diesem Artikel zurück. Wir Menschen haben unsere Launen und schlechte Phasen. Da fühlen wir uns müde und unmotiviert und irgendwie „down“. Manchmal kränkeln wir auch ein bisschen, ohne wirklich krank zu werden, oder kämpfen mit dunklen Gedanken und Traurigkeit. Ja, und hin und wieder geraten wir auch in Lebenskrisen oder müssen Herausforderungen bewältigen, die unsere ganze Kraft fordern. Klar also, dass keine/r von uns über ein immer gleich hohes Niveau an Motivation und Energie verfügt. Und klar, dass wir manchmal einfach keinen Bock haben. Solche Phasen können mal einen Tag betreffen, mal eine Woche und auch mal eine deutlich längere Zeit.

Nun sind Pferde Lebewesen und auch sie sind Stimmungsschwankungen unterworfen. Sicher nicht in dem Ausmaß wie wir Menschen, denn Pferde haben ja nicht all unsere Herausforderungen des Lebens zu meistern, wie z.B. Ärger im Job, Ehekrisen, Existenzängste, Problemen mit den Kindern oder Ähnliches, aber auch ihre Befindlichkeiten werden durch allerlei Faktoren beeinflusst. Stress in der Herde, der Verlust eines Kumpels, körperliche Probleme, Langeweile, zu viel Druck – all das und vieles mehr kann Pferden sehr zu schaffen machen. Besonders sensible Tiere reagieren auch stark auf die Stimmungen ihrer Menschen und so kann eine Lebenskrise beim Menschen auch das Pferd traurig werden lassen.

Ich kenne mein Pferd gut genug, um zu wissen, dass Aramis nicht faul oder unwillig ist. Wenn er nicht mag, hat er Gründe. Während ich früher leider in solchen Phasen mit mehr Druck gearbeitet habe, kann ich ihm heute Auszeiten zugestehen. Er braucht sie genauso wie ich und wie wir alle. Ja, er hat in dieser Zeit abgebaut und ja, viele erarbeitete Muskeln haben sich zurückgebildet. Aber Muskeln sind nicht alles, auch die Psyche muss mitmachen. Und seit kurzem blüht er wieder auf. Seine Augen glänzen wieder, er ist in der Rangfolge wieder weit nach oben geklettert und er ist munter und agil. Er spielt wieder mit Anthony und an den anderen Pferden in der Herde. Die Arbeit macht ihm langsam wieder Freude und damit wachsen auch die Muskeln wieder. Genauso froh wie ich darüber bin, dass er aus der schlechten Phase wieder herausgekommen ist, bin ich es darüber, dass ich ihm die Zeit gegeben habe, die er brauchte.

Mit diesem Text möchte ich anregen, dass wir keinen bösen Willen dahinter vermuten sollten, wenn unsere Pferde mal nicht so mitmachen, wie man es gewohnt ist, sondern dass wir uns immer wieder klar machen, dass Pferde lebendige Wesen und keine Maschinen sind. Die Welt geht nicht unter, wenn wir den vorhandenen Trainingsstand nicht immer gleich halten und die Welt geht auch nicht unter, wenn das Pferd einige Muskeln verliert. Wenn wir in solchen Phasen uns in unser Pferd einfühlen, spüren wir, wann es wieder bereit ist, etwas zu tun – und dann ist es gut, es wieder zu fördern und aus der dunklen Phase herauszuholen.

Aber nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe.

7. Februar 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 14 Kommentare »

 

14 Reaktionen zu “Pferde sind auch nur Menschen”

 

Von Iris • 7. Februar 2012

Liebe Tania,

mal wieder vielen Dank für diesen nachdenklich machenden und wichtigen Blogbeitrag! Ich habe letztes Jahr mit Nora genau diese Erfahrung auch gemacht, nachdem wir den Stall gewechselt haben. Quasi weggerissen von ihrer besten Freundin und in eine neue Herde hineingeworfen, die anfangs sehr unwillig ihr gegenüber war, wurde Nora richtiggehend depressiv und dann auch krank, weil ihr Immunsystem die Umstellung nicht gepackt hat. Mit Hilfe einer Tierheilpraktikerin haben wir das zum Glück wieder in den Griff bekommen, aber es hat auch sehr lange gedauert, bis sie so richtig auf dem neuen Hof angekommen, integriert und wieder ganz die Alte war.

Und wenn Pferde auch nicht solche menschlichen Krisen wie Ärger im Job, Ehekrisen oder Existenzängste durchleben, so bin ich doch sicher, dass ihre Gefühlswelt nicht weniger komplex und tiefgehend ist als unsere. Wohl dem Pferd, das einen Menschen hat, der das erkennen und darauf eingehen kann :-). Und schön, dass es Deinem „Großen“ wieder gut geht!

Liebe Grüße,

Iris

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Liebe Iris,

danke für Deine Gedanken – und schön, wieder einmal von Euch zu lesen!

Lieber Gruß an Nora,
Tania

 

Von Larissa • 9. Februar 2012

Hallo Tania,

vielen Dank für deinen schönen Beitrag. Ich lese wirklich gerne in deinem Blog und möchte nun zum ersten Mal auch einen Kommentar da lassen.

Beim Lesen deines Artikels sind mir einige Gedanken gekommen und ich würde gerne deine Meinung dazu wissen.

Ich stimme dir zu, dass man seinem Pferd einen schlechten Tag zugestehen sollte. Und das allein fällt mir manchmal schon sehr schwer. Ich bemühe mich sehr, erwische mich trotzdem aber immer wieder dabei, dass ich unzufrieden mit meiner Reitbeteiligung bin, wenn unsere Zusammenarbeit nicht so gut funktioniert hat.

Meine RB leidet aber unter einem chronischen Befund an der Lunge und an Kissing Spines. Für ersteres ist ausreichend Bewegung notwendig. Gut, das könnte man an einem schlechten Tag auch durch gemeinsames Spielen oder ähnliches erreichen. Aber der angeschlagene Rücken sollte doch unbedingt durch (korrekte) Muskulatur entlastet werden, oder? Wie würdest du das handhaben? Ich würde es ehrlich gesagt auf keinen Fall riskieren, tage- oder vielleicht sogar wochenlang auf ernsthafte Arbeit zu verzichten…

Unabhängig davon würde ich gerne wissen, was du während seiner Auszeit mit Aramis so getrieben hast?

Ich freue mich auf deine Antworten!
Larissa

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Hallo Larissa,

herzlichen Dank für Deine Zeilen.

Deine Frage ist nicht einfach zu beantworten und ich werde mich hüten, aus der Distanz heraus Dir da einen konkreten Rat zu geben. So etwas kann man immer nur vor Ort mit dem Pferd entscheiden. Aber ein ganz grundsätzlicher Gedanke dazu von mir ist der, dass der Körper eines Lebewesens nicht „allein“ zu sehen ist, die Psyche spielt einfach immer eine Rolle. Wenn ich nur auf den Körper schaue, greift das zu kurz, genauso wie wenn ich nur die Psyche berücksichtigte. Entscheidend ist für mich das Zusammenspiel.

Mit Aramis habe ich in der Zeit oft wirklich gar nicht viel gemacht, ein bisschen Spazieren, ein bisschen Bodenarbeit und an manchen Tagen gar nichts. Aber, wie gesagt, was passend und angemessen ist, kann immer nur im Einzelfall entschieden werden.
Tania

 

Von Birgit • 13. Februar 2012

Liebe Tania,
es müssen nicht immer gleich schwere Depressionen sein, manchmal hat meiner einfach keine Lust, etwas mit mir zu machen. Der Grund kann der gerade neu gelieferte Heuballen sein oder weil er an dem Tag mit irgendwas unzufrieden ist. Dann weigert er sich sehr deutlich, mir mehr als nur einen kurzen Blick zu schenken. An solchen Tagen werfe ich nur ein paar Möhren ein und gucke, ob sonst alles ok ist und fahre wieder.
Wie soll er es auch sonst zeigen? Wenn ich keine Lust habe, mich mit ihm zu beschäftigen, fahre ich gar nicht erst raus. Wenn er keine Lust hat, kann er sich ja schlecht ins Auto setzen und wegfahren.
Ich mag es, wenn er das so deutlich zeigt, weil es die Tage, wo er freiwillig und leise brubbelnd auf mich zukommt, um so kostbarer macht.
Liebe Grüße
Birgit

 

Von Angelika • 13. Februar 2012

Hallo Tania,
als ich vor einiger Zeit bei einem Ausritt sagte: Mein Pferd ist doch auch nur ein Mensch, haben die anderen herzlich über meinen „Versprecher“ gelacht. Dabei habe ich nur gemeint, er darf doch auch mal anderer Meinung sein oder eine Entscheidung in frage stellen. Manchmal ist das ganz gut so. Dann kann man innehalten und die Dinge mal aus der Perspektive des Pferdes betrachten.
Etwa: Warum gehen wir denn jetzt, wo wir doch schon auf dem Heimweg sind, noch einen Umweg? – Das ist fürs Pferd unlogisch. – Es gibt viele Pferdebesitzer, die ihr Pferd nur als Sportgerät benutzen. In der Halle ihr „Programm“ durchziehen und den Arzt holen, wenn es irgendwo klemmt. Es ist gut, dass Du sehr viele Anregungen gibst, die eigene Verhaltensweise mal kritisch zu betrachten. Gibt es doch nichts schöneres, als zur Stalltüre zu kommen, und dein bester Freund freut sich schon darauf, dass er mit Dir raus darf.
Viele Grüße und mach weiter so. Ich lese so gerne deinen Newsletter.

 

Von Lisa • 13. Februar 2012

Vielen lieben Dank für diesen tollen Artikel, Tania.

 

Von Susanne • 13. Februar 2012

Hallo Tania,

die Überschrift hat mich gleich wieder an meine Mutter erinnert 🙂 Sie hat keinerlei Ahnung von Pferden, spielt aber immer wieder den „Mülleimer“ für mich, wenn ich deprimiert bin, weil mein Pferd nicht so will wie ich. Da darf ich den Satz „Pferde sind halt auch nur Menschen“ wiederkehrend zur Kenntnis nehmen 😀 Meine erste Reaktion ist, mit den Augen zu rollen. Aber ich weiß auch, dass sie gar nicht so unrecht hat. Derzeit ist mein Pferd oft mufflig und stänkert viel. Ich weiß aber woran es liegt (Muss derzeit alleine stehen, schon seit ein paar Wochen) und reagiere dementsprechend. Ich bin froh, dass ich in der Lage bin meinem Pferd solche Zugeständnisse machen zu können. Leider sehe ich zu oft im Stall gegenteiliges Verhalten.

Viele Grüße
Susanne

 

Von Stefanie Jungnitz • 13. Februar 2012

Hallo tania,

bin vor drei Wochen auf Deine Webseite gestoßen und finde sie und Deine Beiträge sehr Informativ und hilfreich!!! Deinem letzten Beitrag, „Pferde sind auch nur Menschen“ kann ich ganz uneingeschränkt zustimmen!!! Ich habe meine Schätzchen (Brandenburger Warmblut, Andalusiermix und Fjord) jetzt seit knapp zwei Jahren, aber sie haben mir in der relativ kurzen Zeit schon viel über sich und von ihnen beigebracht!!! Jeder hat seine Persönlichkeit und jeder hat zu mir eine andere „Verbindung“ Beziehung!! „Mein Pferd“, weil er einfach mein Faforit ist, hat mir beigebracht, das er sehr empfindlich auf meine Stimmung und meine Verfassung reagiert! Nach dem Sturm, der den Unterstand der Pferde ruiniert hat, war ich völlig fertig. Nicht nur der Schaden an dem Unterstand, das ganze Chaos, die Arbeit und die Nachwirkungen darüber, das ein Pferd, oder gar Mensch hätte erschlagen werden können, haben mich fahrig, unruhig und unausgeglichen gemacht! „Mein Pferd“ war, zu dieser Zeit, mein deutlichster Spiegel!!!! Er hat mir gezeigt, wie ich war. Erst als ich wieder Ordnung und den Schaden einigermassen behoben hatte, dadurch bedingt wieder ruhiger und ausgeglichener wurde, war auch „mein Pferd“ wieder zu händeln!! So ist es aber nicht nur mit Pferden, sondern mit allen Tieren die uns umgeben und eine Beziehung zu uns haben!!!
Im Grunde sind sie dann nicht „nur wie Menschen“ sondern haben ihnen etwas voraus!!!

Herzliche Grüße
Stefanie

 

Von Petra • 13. Februar 2012

Hallo Tania,

auch ich bin begeisteter Leser deiner Beiträge. Beim heutigen Lesen ist mir aufgefallen, wie häufig ich in der jetzigen Zeit das eine oder andere Pferd sehe, die ihren Besitzern eher den Hintern zu drehen beim Betreten der Box als freudig zu wiehern. Ich denke, auch der Winter ist für die Pferde lang und vielleicht etwas demotivierend. Wenn man so von seinem Pferd begrüßt wird sollte man doch mal Nachdenken,warum das so ist!!! Aber nein, auf den Pferden wird keine Rücksicht genommen, die Pferde müssen funktionieren und schließlich beginnt auch bald die Turniersaison! Ich habe schon des öfteren erlebt, dass ich eine kleine Reit-Winterpause wegen des kalten Wetters eingelegt habe und mein Pferd ging danach besser und motivierter als vor der Pause!!
Da macht das Reiten wieder richtig Spaß und die Auszeit hatte ein positiven Effekt und nicht wie manche Reiter oft meinen, einen Negativen!!!

Herzliche Grüße
Petra

 

Von Tania • 13. Februar 2012

Ich sage ganz herzlich Dankeschön für all Eure Kommentare!

Liebe Grüße an Euch und Eure Pferde!
Tania

 

Von andrea reiter • 13. Februar 2012

Hallo Tania,

ich möchte nur sagen, wie schön das ist, euch gefunden zu haben. Menschen, die Pferden zugestehen, auch mal was wollen zu dürfen. Und der Satz von letzter Woche hat die letzten Tag verzaubert. Wozu habt ihr eure Pferde? Zum Liebhaben.

Danke

 

Von margot • 13. Februar 2012

Hallo,
ein schöner Artikel. Ich nutze es andersrum auch für mich, wenn ich mal nicht in den Stall mag, dann geh ich auch nicht. Ich würde auch keinen Besuch wollen, der eigentlich keine Lust hat, mich zu sehen.
Oder wenn es mir nicht gut geht, lass ich mich vom Haflinger im Wald herumtragen und verlange nichts – man wird ja nur ungerecht, wenn man was verlangt, aber selber nicht gut drauf ist.
Alles Liebe,
M

 

Von Michaela • 17. Februar 2012

Hallo Tanja,
bedingt durch einen Stallwechsel im letzten Oktober und einem Sturz auf der Weide, ging es unserem Pferd sehr schlecht. Er schien sich einfach nicht einleben zu wollen, noch dazu durfte er verletzungsbedingt nicht mit auf die Wiese. Er war traurig, begrüsste uns nicht mehr und zeigte uns ganz deutlich, das er einfach nicht mehr wollte. Wir drehten uns im Kreis und er tat uns unendlich leid. Mit Hilfe von einer Tierkommunikatorin, Bachblüten und hömöophatischen Mitteln, sind wir nun auf einem guten Weg. Ich find euere Beiträge einfach nur klasse und habe schon viele Dinge probiert. Am Stall werden wir belächelt, von wegen warum geht ihr denn spazieren? Von meinen Leckerchen verstecken und Fliegenklatschenspielen (soll er mit der Nase anstupsen) mal ganz abgesehen. Aber gerade bei diesen Dinge sehe ich wieder unser altes Pferd, frech und offen für Neues. Wenn ich ihn, wie viele am Stall, wie ein Paket zusammenschnüre und im Longierzirkel jage, ist der Blick leer. Wir haben jetzt mit dem FiS angefangen und ganz langsam kommen wir wieder ans Arbeiten. Muskeln hat er null, aber das ist jetzt erst einmal Nebensache. Wichtig ist das es ihm gut geht. Und wie wenige Menschen darauf achten, erschreckt mich immer wieder aufs neue. Die Pferde sind Sportgeräte, die wenn sie nicht mehr funktionieren, noch mieser behandelt werden wie vorher. Ich danke euch für eurer Forum, es ist einfach klasse! L G Michaela

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Und danke Dir, Michaela, für diesen Kommentar. Ich freue mich sehr für Dein Pferd, dass Du bereit bist, „andere“ Wege zu gehen!

Euch alles Gute,
Tania

 

Von Ines • 27. Februar 2012

Hallo Tanja,

zu diesem Thema habe ich auch ein schönes Ereignis beizutragen. Es ist einige Jahre her, da hatten wir eine Westernreiterin bei uns im Stall, die auch Reitunterricht gab. Sie war eine sehr gute Reiterin und alle im Stall bewunderten sie. Ihre Pferde liefen vorbildlich und waren richtige Muskelpakete. Sie genoss wirklich hohes Ansehen und fast jeder holte sich immer mal wieder einen Tipp bei ihr.
Ich hatte damals noch meinen Araber, den ich 4jährig angeritten hatte und nahm dann ein paar Reitstunden bei ihr. Mein Araber machte zwar mit, aber besonders zu gefallen schien es ihm nicht. Die Westernreiterin riet mir bis zur nächsten Stunde gut zu üben, damit wir gute Fortschritte machen konnten. Also übten wir. In der nächsten Stunde zeigte mein Pferd nicht nur Unwillen, sondern auch richtige Bockigkeit. Die Westernreiterin schimpfte mit mir, ich hätte nicht genügend geübt und ich sollte einfach viel mehr üben.

Die Woche darauf kam die nächste Reitstunde und siehe da, mein Pferd lief richtig super…
Wir wurden sehr gelobt: Siehst du, wenn du richtig mit ihm übst, dann wird das auch was! Diesmal merkt man richtig, dass ihr geübt habt.

Falsch, sagte ich ihr, wir haben überhaupt nicht geübt – und das war der Unterschied zur letzten Stunde…
Das war das letzte Mal, dass ich eine Reitstunde bei ihr hatte.

Mir ist damals eines klar geworden: Nicht der Mensch bestimmt das Tempo, sondern das Pferd. Seitdem habe ich das immer so gehandhabt, das Tempo bestimmt das Pferd – ich habe keine Eile. Damit habe ich die größten Erfolge erzielt.

LG Ines

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Was für eine schöne Geschichte!

Danke fürs Teilen, Ines,
Tania

 

Von Beatrice • 14. März 2014

Liebe Tania,

ich habe heute deine Seite gefunden und es ist alles ganz wunderbar pferdisch! Alles was ich las, spiegelt meine eigenen Erfahrungen und Fehler mit Pferd/Mensch und ich konnte noch viele neue Ideen für meinen Jack (23, seit 20 Jahren sind wir ein Team) und mich mitnehmen. Viel zu oft fehlt das Verständnis für das kostbare Individuum Pferd bei den Menschen und wird leider in den wenigsten Reitschulen unterrichtet. Da heißt es nur „Wenn der Bock nicht läuft, hau drauf!“ Es ist eine um so größere Freude deine wertvollen Beiträge hier zu lesen, auch dein kritisches Hinterfragen der „Pferdflüsterer“ und den Umgang der Laien damit. Wir, also Jack und ich, haben auch Lehrgänge besucht und schließlich festgestellt, dass man aus der ganzen Vielfalt niemals „den richtigen Weg“ bei EINEM finden wird. Vielmehr ist umfassende Information/Lernen wichtig, um dann SEINEN Weg mit dem Pferdefreund daraus zu finden. Jedes Pferd und jeder Mensch ist anders und wirken anders zusammen. Bei dir konnte ich NUR GUTES finden und das ist wirklich eine Freude! Ich danke dir und werde deinen Link an alle Pferdemenschen schicken, die ich kenne.

Zu „Pferde sind auch nur Menschen“: Auch hier sprichst du mir aus dem Herzen und aus meiner Erfahrung. Als junge Pferdebesitzerin habe ich oft viel zu hohe Erwartungen gehabt und wollte natürlich auch vor den anderen Pferdeleuten gut dastehen. Das führte zu Druck bei Jack und mir, aber nicht zum Erfolg. Aber das Altern hat ja den Vorteil, dass man lernt 🙂 Jetzt, wo ich zwar mit einem Gedanken, was ich heute mit Jack machen möchte hingehe, aber dann umschwenke, wenn ich merke, das wird heut nix, ist es 1000 Mal entspannter. Dann wird aus Training eben Spazierengehen und das ist gut so. Und wenn es dann passt, ist es super. Ich spreche mit meinem Pferd und laufe. Viele verstehen das einfach nicht und fragen, warum ich nicht Reite. DARUM! Wir wollen das heute nicht und ich kann meinen wunderschönen Freund doch viel besser bewundern, wenn er neben mit geht 🙂

Herzliche Grüße
Beatrice

 

 

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