Eine Verständnisfrage?!

Wenn Pferde widersetzlich sind oder ein Verhalten zeigen, das wir nicht wollen, kann das viele Ursachen haben. Immer öfter komme ich zu der Erkenntnis, dass die Hauptursache darin liegt, dass Pferde uns schlicht und einfach nicht verstehen.

Nehmen wir als Beispiel eine Begebenheit in einem meiner Kurse: Ein Kursteilnehmer kam mit seinem jungen Wallach. Das Pferd war wohl im Umgang nicht einfach und so zeigte er sich in der ersten Einheit auch recht schwierig. Er mochte es z.B. gar nicht, beim Führen die Hand des Menschen in Kopfnähe zu haben, er biss viel nach der Hand und den Führstrick und stieg auch einmal. Das Pferd war kurz vor dem Kursbesuch in Profiausbildung bei einer bekannten Trainerin und der Besitzer bekam bisher von verschiedenen Leuten zu hören, dass dieses Pferd besonders dominant sei und deshalb eine strenge, ja auch harte Hand benötige.

Der Eindruck, den ich von der ersten Minute an von dem Pferd hatte, war allerdings ein gänzlich anderer: Ich sah das Pferd und spürte eine große Unsicherheit und Anspannung. Für mich war alles an ihm – auch oder sogar gerade sein Beißen und Steigen – ein Ausdruck eines großen Unverständnisses. Dieses Pferd sendete für mich durchgehend die Botschaft: „Ich verstehe nicht!“ So unterschiedlich kann ein Pferd wahrgenommen und verstanden werden!

Da die anderen das Pferd wesentlich länger kannten als ich und es eben auch schon viel länger als ich erlebt hatten, konnte ich mich freilich nicht hinstellen und sagen: „Ich habe Recht und die anderen nicht.“ Ich denke aber, dass es unendlich wichtig ist, immer zu bedenken, dass manchmal alles auch ganz anders sein kann, als man glaubt …

Meine Erfahrung nach all den vielen Jahren, in denen ich nun mit Pferden zusammenarbeite, ist die: Nicht jedes Pferd, welches sich dem Menschen widersetzt, ist dominant, ja, meist trifft sogar das Gegenteil zu! Gerade hinter den „Aufsätzigen“ verbergen sich oft sehr ängstliche, verstörte und vor allem verunsicherte Pferdeseelen. Und für diese Pferde ist ein dominantes Auftreten des Menschen alles andere als förderlich.

Strafen allein ermöglicht noch kein Verstehen

Soweit ich es in den zwei Kurstagen mitbekommen habe, wurde mit dem jungen Wallach so verfahren: Der Umgang war streng. Auf jede falsche Aktion des Pferdes wurde konsequent reagiert. So setzte es auch während des Kurses mal den Strick. Das Pferd bekam also immer prompt und deutlich (negatives) Feedback, wenn es Fehler machte. Was ich sehr vermisste, war das Feedback für das Pferd, wenn es etwas gut und richtig gemacht hat, also ein mindestens ebenso konsequentes Lob.

Einmal forderte ich meinen Schüler auf, sein Pferd mit der Stimme zu loben, als es gerade in tollster und bravster Weise an der Longe lief. Das lehnte dieser allerdings ab, da er nichts vom Stimmlob hielt. Ich sagte ihm, dass ich das schade finde, weil das Pferd dann ja gar nicht weiß, dass es seine Sache gerade gut macht. Die Antwort darauf war: „Der weiß, dass ich ihn toll finde.“ Ob das wirklich so war? Woher sollte das Pferd das denn wissen? Es bekam doch eigentlich immer nur gesagt, dass es alles falsch macht …

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23. Oktober 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 20 Kommentare »

Was läuft alles gut?

Wenn Ihr mal schätzen solltet, wie ist wohl das Verhältnis von den Sachen, die im Miteinander mit Euren Pferden gut klappen zu denen, die nicht so gut klappen? Klappen in der Summe mehr Dinge? (Vielleicht sogar deutlich mehr?) Und wenn Ihr mal schätzen sollt, wie zufrieden oder unzufrieden Ihr oft mit Euch und/oder Eurem Pferd seid, seid Ihr dann öfter zufrieden oder eher unzufrieden?

Tatsächlich beobachte ich immer wieder, dass mit einem Blick von außen bei sehr vielen Pferd-Mensch-Paaren der Großteil wunderbar klappt, die Menschen aber leider zum Großteil unzufrieden sind, weil ihr Fokus immer auf dem liegt, was noch nicht perfekt ist. Mich macht das zunehmend traurig, weil ich denke, dass wir vor allem unseren Pferden damit ein großes Unrecht tun.

Sehr viele Menschen sind es gewohnt, den Fokus auf das zu legen, was nicht klappt. Das lernen wir bereits in der Schule, da dort unsere Fehler angestrichen werden und nicht etwa all das, was wir richtig gemacht haben. Keiner mag rot Striche und schlechte Noten und so werden wir darauf trainiert, Fehler um jeden Preis zu vermeiden. Wir gewöhnen uns an, auch bei anderen Fehler zu sehen, weil wir uns meist ein bisschen besser fühlen, wenn auch andere etwas (oder sogar noch mehr als wir) falsch machen.

Beim Reitunterricht ist es nicht anders: Da liegt fast immer der Fokus auf der Korrektur und nicht auf der Betonung der Dinge, die schon gut laufen. Also lernen wir auch hier, unsere eigenen Fehler und die anderer wie unter einer Lupe wahrzunehmen und übertragen das auch auf unser Pferd. Unser Pferd kann zu 90% der Reiteinheit superschön laufen, wir werden unseren Blick garantiert auf die 10% legen, in denen es kleine Fehler macht, etwas spannig ist oder im falschen Galopp angesprungen ist. Fragt uns dann jemand im Anschluss der Reiteinheit, wie sie war, sagen wir nicht: „Oh, es war einfach super, mein Pferd hat seinen Job fast zu 100% toll gemacht!“, sondern wir sagen so etwas wie: „Ach, der war heute wieder so flippig“ oder „Das mit dem Galopp werden wir nie hinbekommen“

Wie schade, dass das so ist! Schade, weil wir uns damit schlecht fühlen und weil auch unsere Pferde unsere Unzufriedenheit mitbekommen. Schade, weil es einfach unfair ist. Schade, weil wir so die Chance verspielen, mit unserem Pferd wirklich Freude und Spaß zu erleben. Schade, weil wir einfach oft viel zu hart mit uns und anderen sind. Ich glaube, wenn wir hier ansetzen, können wir sehr viel Gutes erreichen.

Es geht dabei nicht darum, Sachen zu beschönigen. Das ist gar nicht nötig! Es reicht vollkommen aus, fair und mit einem offenen Geist hinzuschauen, um wahrzunehmen, was wirklich ist. Wer sich einmal wirklich bewusst darauf einlässt, zu sehen, was alles gut läuft im Umgang oder im Training mit dem eigenen Pferd, wie viele Sachen kein Problem sind (und damit von uns gar nicht realisiert werden) und wie viel man tatsächlich schon gemeinsam erreicht und gelernt hat, wird sehr, sehr viel Anlass zur Freude und zum Stolz finden. Und ja, wir dürfen stolz sein! Stolz auf unsere Pferde, die so viel für uns tun und die sich immer wieder Mühe geben, unseren Forderungen nachzukommen. Aber auch stolz auf uns selbst, wenn wir etwas gelernt und umgesetzt haben, wenn wir umgedacht und unser Verhalten in Richtung „pferdegerecht“ verändern konnten. Wir alle haben immer einige Lernfelder und Baustellen und jeder macht Fehler. Die aber sind nicht schlimm, sondern gehören schlicht und einfach zu jeder Entwicklung dazu. Sie werden nur dann so riesig, wenn wir sie durch unseren Fokus in den Mittelpunkt stellen und über sie den Blick auf das Wesentliche verlieren: nämlich auf all das, was gut ist!

Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sagen: Wenn wir lernen, immer mehr auf das zu schauen, was prima läuft und schön ist, kann sich das Verhältnis zu unserem Pferd grundlegend und fundamental positiv verändern – probiert es aus und seid gespannt!

Positiver Fokus auch beim Reiten!

16. Oktober 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang 9 Kommentare »

Nicos Ausbildungsweg – der vierte Monat

Heute gibt es wieder Neues von unserem Nico. 🙂 In diesem Monat haben wir allerdings nicht allzu viel gemacht, da Alexandra im Prüfungsstress und ich im Urlaub war. Ein bisschen etwas zu berichten gibt es dennoch:

Ruhe für den Kopf

Nico ist ein ziemlicher Hibbelkopf. Es fällt ihm schwer, den Kopf ruhig zu halten. So schlug ich Petra und Alexandra vor, einige Ruhepunkte an Nicos Kopf zu erarbeiten. Die Aufgabe für Nico lautet: „Wenn ein Mensch eine Hand an eine Stelle deines Kopfes legt (Kinn, Wange, Nase, Ohr) lass diesen Körperteil bitte ganz ruhig in dessen Hand liegen.“ Später möchten wir aus dieser Übung verschiedene Kopftargets erarbeiten, so dass uns Nico dann das gewünschte Körperteil in die Hand legen soll.

Nico hat diese Aufgabe sehr gut verstanden und es klappt wirklich toll!

Hand am Unterkiefer – Nico soll dabei das Maul ganz ruhig halten, weder kauen noch nach der Hand schnappen:

Kopf zwischen den Händen ruhig halten:

Hand hält Ohr:

Hand liegt an der Wange:

Zwei Hände auf der Nase:

Hand an den Nüstern:

Schön, wie viel Ruhe wir mit diesen kleinen Übungen erreichen konnten!

Das war aber nicht alles, was wir mit Nico gemacht haben. Aufgelockert wurden die Einheiten mit Laufspielchen mit Handtarget:

Und: Die etwas anderen Art zu longieren

Für die etwas andere Art des Longierens bauten wir einen Kreis aus Pylonen auf und ließen Nico mittels eines langen Targetstabs außen um den Kreis herumlaufen:

Und da ja bald der Herbst und das schlechte Wetter kommt, haben wir Nico schon mal vorsichtshalber die Angst vor Regenschirmen genommen – wobei die Angst nicht wirklich da war… 😉

Und hier ist noch ein kleiner Film zu diesem Ausbildungsmonat.

Und hier finden Sie den nächsten Beitrag.

9. Oktober 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 6 Kommentare »

Knutschereien

Aramis und Anthony spielen immer mal wieder gerne das Knutschspiel – und ich war dabei 😀

Noch intensiver betreiben dieses Spiel aber Ronaldo und Nico 🙂 Und weil ich die Fotos von beiden sooo nett finde, zeige ich sie einfach auch noch hier!

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2. Oktober 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Verhalten 8 Kommentare »

Spielen sie noch?

Ich bin immer mal wieder nach neuen Fotos von den Jungs gefragt worden – vor allem wurden Spiel-Fotos vermisst. Tatsächlich hatten wir eine lange Phase von Kränkeleien, durch die die Jungs dann leider wechselweise oder auch zusammen nicht fit waren. Aber im Moment, toitoitoi, geht es beiden gut.

Also, Jungs, wie sieht es aus, habt Ihr Lust, ein bisschen zu toben?

Sieht so aus! 😀

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24. September 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Verhalten 5 Kommentare »

Eine positive Alternative zum Strafen

Neulich hatte ich mir hier im Blog bereits der Frage gewidmet, ob Pferdeerziehung eigentlich ohne Strafen und Gewalteinsatz möglich ist. Dort ging es mir vor allem darum, dafür zu sensibilisieren, dass ganz oft wir selbst die Ursache sind, wenn unser Pferd etwas tut, das wir dann abstrafen müssen und dass es immer erst einmal darum gehen muss, sich zu überlegen, wie sich unschönes Verhalten beim Pferd im Vorfeld vermeiden lässt.

Was aber kann man ganz konkret als Alternative zum Strafen tun, wenn das Pferd etwas tut, das wir so nicht wollen? Ich denke an Situationen wie:

  • Das Pferd hampelt am Putzplatz.
  • Es beißt, wenn wir es satteln wollen.
  • Es steigt, wenn es Stress hat.
  • U.ä.

Wie gesagt, zunächst geht es um Ursachenforschung und -behebung. Bleiben wir einfach bei den genannten drei Beispielen, bei denen sich möglicherweise folgende Ursachen finden lassen:

  • Ein noch sehr junges Pferd kann z.B. schlicht und einfach nicht lange stillstehen, damit ist es überfordert.
  • Ein unpassender Sattel wird das Pferd immer wieder zum Beißen provozieren.
  • Und wenn ein Pferd z.B. zu wenig Auslauf hat, wird es in Stressreaktionen immer wieder zum Explodieren neigen.
  • Usw.

Der erste Schritt ist also immer der, zu überlegen, warum ein Pferd das unerwünschte Verhalten zeigt und die Ursachen dafür abzustellen. Oft aber lässt ein unschönes Verhalten nicht einfach nach, nur weil wir die Ursachen gefunden und abgestellt haben oder wir möchten etwas von einem Pferd, das eigentlich nicht in seiner Natur liegt.

  • Ein junges Pferd soll eben schließlich auch nach und nach lernen, ruhig zu stehen.
  • Ein Pferd, das früher mal Satteldruck hatte, reagierte vielleicht auch auf einen passenden Sattel mit Beißen.
  • Und manch‘ ein temperamentvolles Pferd findet es einfach „spaßig“, auch mal auf zwei Beinen zu stehen.

In den meisten Fällen werden die Pferde bei Verhalten dieser Art vom Menschen getadelt und gestraft. Meine Erfahrung aber ist, dass Strafe und Tadel in den seltensten Fällen das Verhalten des Pferdes langfristig auflöst. Im Gegenteil: Oft führt ein Strafen zu Gegenreaktionen des Pferdes oder auch zu Angst.

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18. September 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 8 Kommentare »

Gedanken zum Thema „Vertrauen“

Vor kurzem schrieb ich hier über das Thema „Kühe“ und darüber, dass es manchmal Situationen geben kann, in denen unsere Pferde trotz aller guten Vorbereitung und allem Vertrauenstrainings schlicht und einfach Angst haben. Nun kam auf diesen Text u.a. die Antwort, die ich schon oft gehört habe: dass die Angst vor den Kühen (oder eben vor anderen Dingen) ein Zeichen von mangelndem Vertrauen ist. Da mir dieses Thema sehr wichtig ist, möchte ich es noch einmal aufgreifen.

Pferde sind Fluchttiere

Fakt ist: Ein Pferd ist ein Fluchttier und es wird immer ein Fluchttier bleiben. Wir können durch Gewöhnung und Training erreichen, dass Pferde mit uns Situationen bewältigen, in denen sie ihrem Instinkt nach einfach nur fliehen würden. Dann sehen wir das als Vertrauen in uns und ja, unser Pferd schenkt uns in diesem Moment vielleicht wirklich sein Vertrauen (es könnte aber auch gut sein, dass es die Sache an diesem Tag einfach nicht gruselig findet …).

Aber es wird immer auch Situationen geben, in denen ein Pferd trotz seines Vertrauens in uns Angst hat und zeigt. Manchmal sind das neue Situationen, die wir so noch nicht üben konnten. Oft aber sind das auch Situationen, die wir schon geübt haben. In denen das Pferd vielleicht sogar schon mal anders reagiert hat. In diesem Moment riecht es aber gerade vielleicht anders, der Wind ist stärker oder weht aus einer anderen Richtung oder die Nerven unseres Pferdes sind aus welchen Gründen auch immer angespannter oder was auch immer…

Dann muss man sich eben durchsetzen

Viele bestehen in einer solchen Situation dann darauf, dass das Pferd das doch kennt „und gar keine Angst haben kann“. Oft wird dann mit Gewalt der eigene Wille durchgesetzt und wenn das Pferd dann tut, was man will, sieht man es als Bestätigung, dass es tatsächlich nur „gesponnen“ hat.

Die Frage, die sich mir dabei aber stellt, ist die: Handeln wir damit wirklich pferdegerecht? Wie fühlt sich das Pferd dabei? Was geschieht mit dem Vertrauensverhältnis, das wir uns schon erarbeitet haben, wenn wir ein Pferd mit Gerten- oder Sporeneinsatz an einem Gruselobjekt vorbeireiten?

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11. September 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 11 Kommentare »

Nicos Ausbildungsweg – der dritte Monat

Heute erfahren Sie, was unsere Nico-Themen im August waren, nämlich Hufpflege, Führ- und Verlade-Training und … Fahrradrennen. 🙂

Hufpflege muss auch für ein Jungpferd sein!

Nico hatte seinen ersten Hufpflege-Termin bei unserem Hufpfleger Heiko Hansen. Wir hatten fleißig mit Nico das Hufegeben geübt und das Geben der Vorderhufe klappte auch schon hervorragend. Petra hatte Heiko schon vorgewarnt und unser einziges Ziel war: Nico soll eine positive Erfahrung mit Hufpflege machen. Wie viel wir tatsächlich an Hufbearbeitung schaffen, war uns dabei nebensächlich. Die Hinterhufe wollten wir noch ganz auslassen, da Nico die Hinterhufe noch nicht lange aufhält.

Heiko kam also und stellte sich, höflich wie er ist, zunächst Nico vor. Als es dann an die Hufbearbeitung ging, sah es zunächst nach einem Reinfall aus. Nico stand nicht still, war hampelig und rempelig und zog den Huf ständig wieder weg. Nun haben wir aber das große Glück wohl einen der ruhigsten und geduldigsten Hufpfleger auf diesem Planeten zu haben. Nicht ein einziges Mal verlor er die Geduld, wurde laut oder grob. Und siehe da, nach und nach klappte es immer besser und am Ende konnte Heiko die Vorderhufe richtig gut bearbeiten.

Dabei beließen wir es auch und üben nun kräftig weiter, so dass Heiko bei unserem nächsten Date hoffentlich auch die Hinterhufe hübsch machen kann. Danke, Heiko!

Eine Portion Hängertraining

Da Tania und ich hinter den Kulissen schon wieder fleißig an neuen Projekten arbeiten, in denen unter anderem das Verladen in einen Pferdeanhänger ein Thema sein wird, haben wir gedacht, könnten wir mit Nico schön die Anfänge des Verladetrainings zeigen. Den Pferdeanhänger hatten wir auf unseren Reitplatz gestellt und einiges auf dem Reitplatz vorbereitet womit wir zeigen wollen, welche Übungen vor dem Verladetraining sinnvoll vorzuschalten sind. Lisa hatte schon fleißig gefilmt, wie ich mit Buddy, Ronni und Pepe verschiedene Übungen demonstriere, und Nico hatte von außen schon interessiert zugeguckt. Also holten wir den kleinen Kerl und wollten zunächst üben, mit ihm durch eine enge Gasse durch zwei Planen zu gehen.

Bekanntmachen mit den Planen:

🙂

Erstes Durchführen mittels Einsatz des Handtargets. Alex lockt Nico, der noch etwas skeptisch auf die Plane schielt:

Mehr wollten wir mit Nico nicht zeigen und wir wollten eigentlich eine Pause machen. Eigentlich … Nico fand es aber viel spannender, sich den Hänger anzuschauen. Na bitte, soll er. 🙂

Und, schwupps ist er drin … Ohne Worte!

Ja, so ist er unser Nico! Bei all diesen Dingen ist er mit einer unglaublichen Freude und Motivation dabei. Schwierig sind dafür die Themen, die er als Einschränkung seiner Freiheit und Freiwilligkeit wahrnimmt, also das Thema Hufegeben hinten (vorne ist es kein Problem mehr) und das Führtraining.

Ja, Nico, das Leben ist kein Ponyhof! Auch wenn Quatschkram viel toller ist, so sind diese lästigen Dinge unendlich wichtig für Dein Zusammenleben mit uns Zweibeinern. Wir geben uns auf jeden Fall alle Mühe, dass Dir auch bei diesen Themen die gute Laune nicht verloren geht. 🙂

Und wenn Sie wissen möchten, was es mit dem Fahrradrennen auf sich hat und worüber ich so richtig gelacht habe, dann schauen Sie sich diesen Film an. 🙂

Und lesen Sie hier den nächsten Beitrag.

4. September 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 6 Kommentare »

Nicos Ausbildungsweg – der zweite Monat

Wir haben im Großen und Ganzen das weiter geführt, womit wir begonnen hatten:

  • Führtraining,
  • Hufe geben,
  • still stehen
  • die Übung Kopf tief.

Dieses Training haben wir aufgelockert mit kleinen Späßchen wie Ballspielen und ersten Apportierspielchen.

Einen Zusammenschnitt dieser Einheiten können Sie sich in diesem Film anschauen.

Über Stolpersteine und Schwierigkeiten

Nico ist nach wie vor mit großer Begeisterung bei der Sache. Er ist hoch motiviert und lernt schnell. Wenn man unsere Berichte verfolgt, könnte man meinen, es gibt keinerlei Probleme und alles ist rosarot. Aber so ist es nun auch nicht. Heute möchte ich deswegen auch über die Schwierigkeiten und Stolpersteine berichten, die sich auftun.

Nicos Wesen und was es mit sich bringt

Nachdem wir Nico nun einige Wochen kennen, trauen wir uns eine Einschätzung von Nicos Wesen zu: Nico ist ein selbstbewusstes und starkes Pferd. Auf Neues geht er schnell und relativ angstfrei zu. Er untersucht die Dinge und schaut, was sich damit anstellen lässt. Als ich z.B. mit einem Schlauch Wasser in einen Bottich auffüllte, kam Nico ohne zu zögern zu mir, biss in den Schlauch und zog und spielte mit dem Schlauch, ohne sich an dem Wasserstrahl zu stören.

In der Herde hat er sich schon einen festen Platz erobert und einige andere von ihrer höheren Position in der Rangordnung geschubst. Er lässt sich nicht „die Butter vom Brot nehmen“. Und mit eben diesem Selbstbewusstsein und mit dieser Stärke begegnet er auch uns. Das sieht dann teilweise so aus, dass Nico uns gerne umplatziert, uns auch mal das Hinterteil zeigt, wenn er meint, wir stören oder dass wir ihm sein Futter streitig machen. Wenn Nico etwas nicht versteht oder er seiner Meinung nach nicht schnell genug eine Belohnung erhält, reagiert er leicht frustriert und wird fordernd. Dann fängt er an, mit dem Huf aufzustampfen, zu schnappen und zu rempeln. Und auch wenn Petra und Alex nach fast jeder Einheit glücklich und zufrieden nach Hause fahren, gab es auch schon Tage, an denen alle Beteiligten frustriert waren.

Petra, Alex und ich möchten Nico gewaltfrei und mittels positiver Verstärkung erziehen und ausbilden. Doch wie reagiert man nun, wenn einem das Pferd drohend das Hinterteil zuwendet und einen behandelt wie einen rangniedrigen Herdenkumpel? Wie erklärt man einem pubertären, rotzfrechen Rocker, dass er den Menschen bitte zu respektieren hat, und das möglichst ohne laut zu werden, zu hauen und zu boxen? Bei anderen Pferden reicht ein schärferes Wort, ein böser Blick. Bei Nico definitiv nicht und auch wenn wir nicht auf dem „Dominanzweg“ unterwegs sind, so möchten wir uns dennoch nicht ein Pferdchen heranerziehen, welches uns fröhlich auf der Nase rumtanzt. 😉

Uns ist klar, dass wir Nico erklären müssen, dass es Grenzen gibt. Er braucht Erziehung und muss lernen, dass wir eben nicht durch die Gegend geschubst oder über den Haufen gerannt werden möchten und dass auch nicht er bestimmt, wann es wohin geht und wann es Zeit für ein Leckerchen ist. Nur weil man sein Pferd hauptsächlich über positive Verstärkung und ohne Gewalteinsatz erziehen möchte, ist man nicht automatisch für anti-autoritäre Erziehung … 🙂

So ist für uns wichtig, dass Nico jetzt lernt, sich von uns in alle Richtungen bewegen zu lassen. Wir beginnen also jetzt schon damit, Nico kleinschrittig beizubringen, sein Gewicht nach hinten zu verlagern, mit der Kruppe herumzugehen und sich auch die Schulter von uns verschieben zu lassen. Wir arbeiten dabei mittels negativer und positiver Verstärkung. Wenn Nico also z.B. mit der Kruppe herumtreten soll, geben wir leichten Druck an die Kruppe bis Nico mit der Kruppe zur Seite weicht. Sobald er das tut, erfolgt C+B (Click und Belohnung). Wir sind, um uns Nico gegenüber verständlich zu machen, auch bereit die negative Verstärkung zu steigern, aber nicht über die Grenze hinweg, bei der es in den Bereich geht, in dem Nico Angst bekommt und/oder sich gestraft fühlt. Das ist ein ziemlicher Spagat, den wir da hinlegen müssen. Und wir gelangen immer wieder zu einer Frage, die mir auch von vielen Lesern immer wieder gestellt wird:

Ist Pferdeausbildung und Erziehung ohne Strafe und Gewalt möglich?“

Auf diese Frage werde ich im nächsten Beitrag ausführlich eingehen. Bis dahin sammle ich noch ein wenig Erfahrung mit unserem super süßen (B)-Engel Nico. 😉

Lesen Sie hier den nächsten Beitrag.

21. August 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 10 Kommentare »

Buchtipp: „Der Reiter formt das Pferd“ von Udo Bürger und Otto Zimmermann

„Der Reiter formt das Pferd“ von Udo Bürger und Otto Zimmermann
3. Aufl. – Warendorf: FN Verlag, 2007. – 120 S.
ISBN 3-88542-383-9
ca. 15,- EUR

Gerd Heuschmann (s. Finger in der Wunde) sieht dieses Buch als Pflichtlektüre jeden verantwortungsvollen Reiters.

Hier werden Muskeltätigkeit, Anatomie und physiologische Erkenntnisse genaustens erklärt. 

 

30. Juli 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Buchtipps, Reiten 0 Kommentare »

  • Reitkurs

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