Dominanz ist nicht pferdegerecht
Was wir hier schon lange immer wieder aufs Neue schreiben, ist nun endlich auch wissenschaftlich bestätigt: Die Dominanztheorie ist menschliches Denken und NICHT pferdegerecht.
Wissenschaftliche Studien widerlegen die Dominanztheorie
In diesem mehr als wichtigen Artikel wird ein Positionspapier der Internationalen Gesellschaft für Pferdewissenschaften ISES (International Society for Equitation Science) zusammengefasst – den Originaltext gibt es hier als PDF.
In diesem Papier wird
- einerseits darauf hingewiesen, dass zahlreiche Studien des Sozialverhaltens von wild lebenden Pferden sowie von Hauspferden gezeigt haben, dass es in den Herden keine Dominanz-Hierarchien oder Alpha-Positionen gibt
- und andererseits wird deutlich betont, dass Ausbildungskonzepte und Beziehungen, die auf der Dominanz-Theorie aufbauen, gegen das Pferdewohl gehen können.
Mehr noch: Das immer wieder als „natürliches Pferdeverhalten“ erklärte Dominanz-Gebahren ist Pferden fremd. Pferde sind auf ein soziales Miteinander angewiesen. Kommt es zu einem Streit um Ressourcen, findet dieser punktuell statt, aber es konnte nicht beobachtet werden, dass es Pferden darum geht, ein anderes Pferd grundsätzlich zu beherrschen.
… und beschreiben den oft daraus resultierenden Missbrauch
Weiterhin wird ganz klar benannt, dass die Dominanz-Theorie häufig dazu dient, nicht pferdegerechtes Verhalten zu rechtfertigen, z.B.:
- Bestrafung,
- aggressives Verhalten dem Pferd gegenüber,
- Einschüchterung,
- Missbrauch,
- Gewalt.
Aggressivität löst bei Pferden Angst aus und natürlicherweise versuchen Pferde einem aggressiven Gegenüber auszuweichen und Begegnungen mit ihm zu vermeiden. Das heißt, dass nicht nur die Pferde unter der falschen Behandlung leiden, sondern auch die Beziehung von Mensch und Pferd.
Wie Mensch-Pferd-Beziehungen aussehen sollen
Die Dominanztheorie ist als Basis für eine harmonische Beziehung von Mensch und Pferd nach Ansicht der Forscher ungeeignet. Mensch-Pferd-Beziehungen sollten immer auf einem Verständnis der natürlichen Verhaltensweisen von Pferden basieren und nicht auf menschlichen Interpretationen aus der eigenen Erfahrenswelt.
Wichtig für ein harmonisches Verhältnis sind also echtes Verständnis für Pferde und ein ruhiger, klarer und beständiger Umgang.
Lesetipp: Versteh Dein Pferd
30. Mai 2017 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Umgang, Verhalten • 19 Kommentare »