Coaching auf Gran Canaria – ein Erfahrungsbericht
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28. Juli 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Erfahrungsberichte, Freiarbeit, Jungpferdausbildung, Umgang • 9 Kommentare »
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28. Juli 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Erfahrungsberichte, Freiarbeit, Jungpferdausbildung, Umgang • 9 Kommentare »
Ein Wort an alle Reitschulbetreiber/innen und Reitlehrer/innen und auch an die Eltern reitender Kinder.
Die Tochter meines Lebensgefährten ist 10 Jahre alt. Sie liebt Pferde auf diese wundervolle Weise, wie es viele Mädchen tun. Schon länger hat sie Unterricht in einer Reitschule und ich nehme sie oft mit zu meinen Pferden. Sie möchte so gerne richtig reiten können, doch nun will sie nicht mehr zum Reitunterricht gehen. Warum nicht? Weil sie Pferde nicht schlagen möchte und weil sie nicht mit Sporen reiten möchte.
Bitte spürt einmal nach: Ein zehnjähriges Mädchen verzichtet auf einen Herzenswunsch, weil sie im Reitunterricht Dinge tun soll, von denen sie genau weiß, dass sie falsch sind. Leider hat sich offenbar noch nicht viel geändert zu der Zeit, in der ich Reiten lernte. Pferde schlagen ist niemals richtig und Kinder dazu anzuleiten auch nicht.
Liebe Reitschulbetreiber/innen und Reitlehrer/innen, seid Ihr Euch eigentlich Eurer großen Verantwortung bewusst? Einmal habt Ihr Verantwortung der Kreatur Pferd gegenüber, die nicht nur Mittel zum Zweck sein darf, sondern die ein Mitgeschöpf ist. Ihr habt darüber hinaus eine große Verantwortung für die Kinder, die zu Euch kommen, weil sie Pferde lieben und sich nichts sehnlicher wünschen, als Zeit mit diesen Tieren zu verbringen. Indem Ihr Kinder dazu bringt, Gewalt gegen Pferde zu richten, schadet Ihr nicht nur den Tieren, sondern vor allem auch den Kinderseelen, denn Kinder wissen sehr genau, was falsch ist und wann sie etwas Unrechtes tun. Pferde zu schlagen, macht schlimme Schuldgefühle. Ich weiß, wovon ich rede, denn auch ich habe als Kind gelernt, Pferde zu schlagen und Gewalt anzuwenden – und auch wenn ich aus meinen Fehlern gelernt habe, trage ich bis heute die Schuld mit mir herum.
Wenn schon nicht der Pferde wegen, dann wacht wenigstens der Kinder wegen auf und beendet die Gewalt Pferden gegenüber. Sucht gemeinsam mit den Kindern nach gewaltfreien Wegen eines Zusammenseins von Pferd und Mensch. Der Mensch hat kein Recht, Pferde durch Gewaltmaßnahmen seinen Willen aufzuzwingen und es ist grundfalsch, Kinder zum Schlagen von Tieren und zum Einsatz von Gewalt zu erziehen.
Reitställe könnten zu Orten werden, an denen schon kleine Kinder einen respekt- und liebevollen Umgang mit Tieren erlernen. Haben wir gerade in unserer Zeit das nicht sehr nötig? Möglich wird das aber nur, wenn IHR bereit dazu seid, die Basis dazu zu legen! Und ja, dafür müsst Ihr zunächst Euer eigenes Verhalten hinterfragen. Es ist nie zu spät, Fehler einzusehen und einen anderen Weg einzuschlagen. Nur so wird ein pferde- und kindgerechter Unterricht möglich. Ja, der braucht viel Verständnis, Zeit, Geduld und Selbstreflexion, aber er schenkt dafür Fröhlichkeit und Leichtigkeit und das nährende Gefühl, etwas Gutes zu tun, denn ein solcher Reitunterricht vermittelt persönlichkeitsfördernde Werte.
Liebe Reitschulbetreiber/innen und Reitlehrer/innen, IHR seid die Vorbilder, Ihr stellt die Weichen für den Umgang mit Pferden für die Kinder, die zu Euch kommen. Es liegt an Euch, ob Pferden auch in Zukunft Gewalt angetan wird, in dem Maße, wie es heute leider noch immer weit verbreitet ist, oder ob sich alternative Wege zum Pferd durchsetzen, die auf einem freundschaftlichen Miteinander von Mensch und Pferd beruhen, denn die gibt es! Pferde sind keine Sportgeräte, sondern Mitgeschöpfe und das sollte das Wichtigste sein, das Ihr in Euren Schulen und in Eurem Unterricht vermittelt. Dann kann Reitunterricht das sein, was er sein sollte: nicht nur eine Schulung im Umgang mit Pferden, sondern vor allem auch eine Schulung in Menschlichkeit.
Bis jetzt ist Reitunterricht leider oft das genaue Gegenteil, denn dort lernen Kinder systematisch, über ihre moralischen Bedenken hinwegzugehen und mit Stricken, Gerten und Sporen Tieren ihren Willen aufzuzwingen. Seid Ihr Euch eigentlich bewusst, was das mit Kindern macht? Seid Ihr Euch darüber im Klaren, dass wenn die Hemmschwellen von Gewalt fallen, sie nur sehr schwer wieder aufzubauen sind?
Ich weiß, dass ich mir mit diesen Zeilen nicht nur Freunde machen werde, aber ich bin einfach nur traurig und ich hoffe inständig, dass dieser offene Brief möglichst viele von Euch erreicht – und zwar nicht nur gelesen, sondern auch gefühlt. Denn nur, wenn Ihr das hier wirklich in Euch bewegt, werdet Ihr etwas ändern. Und dass sich etwas ändert, ist bitter, bitter nötig, damit Mädchen, wie die Tochter meines Lebensgefährten, nicht einfach traurig mit dem Reiten aufhören, sondern mit Freude und vor allem mit einem guten Gewissen zum Reitunterricht gehen können.
Ihr legt die Grundsteine für das Miteinander von Mensch und Pferd und Ihr habt es in der Hand, die bestehenden Irrwege zu beenden.
Diejenigen unter Euch, die sich nicht angesprochen fühlen müssen, da sie bereits andere Wege gehen, bitte ich, andere Reitlehrer/innen zu unterstützen. Viele schlimme Dinge passieren aus Hilflosigkeit und weil man nicht weiß, wie es besser geht. Lebt Ihr es vor und bietet Eure Hilfe an.
Ich hoffe auch, dass viele Eltern diesen Brief lesen, die reitende Kinder haben, denn Euch bitte ich: Geht und schaut Euch an, was Eure Kinder im Reitunterricht tun und lernen. Fragt nach und hört zu, wenn Eure Kinder von dem erzählen, was in Pferdeställen läuft. Steht ihnen bei, wenn sie nicht das tun möchten, was gang und gäbe ist und unterstützt sie dabei, offen nein zu sagen zu Gewalt und zum Schlagen. Geht zu den Reitlehrern/innen und fordert sie auf, Euren Kindern keine Gewalt beizubringen, sondern einen respektvollen Umgang mit Tieren. Überlasst hier nicht anderen, Eure Kinder zu prägen, denn es kann tiefe Narben hinterlassen, wenn Kinder Dinge tun, die sie eigentlich für falsch halten.
Macht bitte die Augen auf in Pferdeställen und schaut nicht weg, wenn Pferde geschlagen werden, sondern sagt, dass Ihr das falsch findet. Erklärt Euren Kindern, dass es nicht richtig ist, wenn Menschen Tiere schlagen oder mit Gewalt zu etwas bringen.
Sucht gemeinsam mit Euren Kindern nach Pferdemenschen, die bereit sind, Euren Kindern einen pferdegerechten Umgang zu vermitteln und seid bereit, für einen solchen Unterricht etwas mehr zu bezahlen. Was Eure Kinder damit lernen, ist Gold wert.
Ich sage allen danke, die bis hierhin gelesen haben, und wir bitten Euch gemeinsam, diesen offenen Brief zu verlinken – hier zu diesem Blogbeitrag oder zum Film – oder auszudrucken und aufzuhängen, hier gibt es ihn als PDF-Dokument.
Tania und Babette
16. Juni 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Engagement und Pferdeschutz, Umgang • 47 Kommentare »
Hier bei „Wege zum Pferd“ geht es immer wieder um das gute Laufen des Pferdes (s. z.B. hier und hier). Ein Pferd soll idealerweise korrekt gestellt und gebogen sein, der Rücken soll schwingen und es soll Last mit der Hinterhand aufnehmen und losgelassen und in Balance laufen können – und das in allen Gangarten.
Während viele sich das mit ihrem Pferd im Schritt und Trab recht gut erarbeiten können, zeigen sich im Galopp häufig größere Probleme. Hier nämlich kommt es sehr schnell zu einem Balanceverlust und das Pferd versucht, sich ins Tempo zu retten, stürmt also los. In unserem Longenkurs empfehlen wir, zunächst nur das Angaloppieren zu üben, also wirklich nur die ersten Galoppsprünge und nicht mehr, um das heillose Davonstürmen zu vermeiden. Sehr gut unterstützen lässt sich das mit der folgenden Übung.
Das Angaloppieren aus dem Schulterherein
Für uns stehen die Seitengänge in der Ausbildung vor dem Galoppieren an, wir erarbeiten uns also z.B. das Schulterherein schon sehr früh. Bereits in der stellenden und biegenden Longenarbeit fragen wir ein leichtes Schulterherein ab, um z.B. das innere Hinterbein zum vermehrten Untertreten anzuregen. Zuerst nur im Schritt, dann aber auch im langsamen Trab. Das Schulterherein kann dann sehr gut durch die Arbeit an der Hand weiterentwickelt und auch unter dem Sattel erarbeitet werden.
Wenn Ihr Pferd das Schulterherein beherrscht, können Sie folgende Übung probieren – und das sowohl an der Longe als auch geritten:
Bitte schön locker und ohne große Erwartungen
Der Wechsel von Schulterherein und Angaloppieren ist sowohl für Sie als Reiter/in als auch für das Pferd eine anspruchsvolle Lektion. Geben Sie sich also beiden Zeit, die Aufgabe zu bewältigen. Vermeiden Sie jede Hektik und werden Sie nicht unwirsch, wenn Ihr Pferd beim Abwenden losstürmt, sondern setzen Sie wieder neu an. Geben Sie sich zu Beginn damit zufrieden, dass Ihr Pferd nur einen Galoppimpuls zeigt und loben Sie es ausgiebig, wenn es sich vom Tempo her leicht wieder einfangen lässt.
Üben Sie auch bitte nicht zu lang und oft, denn diese Aufgabe kostet viel Kraft und Konzentration. Bauen Sie die Übung lieber immer mal wieder zwischendurch ein, so als würden Sie einfach aus Interesse die Frage stellen: „Lass uns doch mal schauen, ob du vielleicht aus dem Schulterherein angaloppieren kannst?“ Nach und nach wird Ihr Pferd diese Frage immer öfter mit „Ja, kann ich!“ beantworten und Sie werden einen immer schöneren, gesetzten Galopp erleben dürfen.
Tipp: Probieren Sie auch aus, aus dem Schritt im Schulterherein anzugaloppieren.
17. März 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Longieren, Reiten, Übungen • 3 Kommentare »
Dies ist eine Übung nach Sally Swift (Buchtitel: „Reiten aus der Körpermitte“): der weichen Blick oder die allumfassend blickenden Augen.
Üben Sie zunächst aufrecht auf einem Stuhl sitzend. Nehmen Sie einen Moment lang Ihre Atmung und den Kontakt der Gesäßknochen zum Stuhl wahr. Heben Sie dann den rechten Zeigefinger senkrecht vor sich in Augenhöhe, etwa 40 cm von der Nasenspitze entfernt. Starren Sie mit „harten“ Augen auf diesen Finger. Wie fühlt sich jetzt Ihre Atmung an, wie der Kontakt der Gesäßknochen zum Stuhl?
Lassen Sie Ihren Blick entspannen und ganz „weich“ werden, also fokussieren Sie nicht mehr auf den Finger, sondern lassen Sie ihn bewusst unscharf werden. Sie schauen weiter geradeaus, aber achten Sie gleichzeitig auf Ihr komplettes Sichtfeld. Es fühlt sich fast an wie ein 360-Grad-Blick, so als könnten Sie auch alles um sich rum und hinter sich wahrnehmen. Wie fühlt sich jetzt Ihre Atmung an? Wie der Kontakt der Gesäßknochen zum Stuhl?
Wechseln Sie zwischen „weichen“ und „harten“ Augen. Sie können dafür auch die andere Hand nehmen, wenn der rechte Arm lahm wird vom Hochhalten. Spüren Sie sich in den Unterschied zwischen „weich“ und „hart“ ein. Was macht das mit Ihrer Körperwahrnehmung?
Üben Sie dann auf dem Pferd. Nehmen Sie auch hier zunächst Ihre Atmung und den Kontakt der Gesäßknochen zum Sattel wahr. Dann beginnen Sie mit harten Augen, indem Sie auf die Ohren Ihres Pferdes starren. Spüren Sie auch dabei wieder in Ihre Atmung und Ihren Sitz: Wie fühlt es sich an? Und wie reagiert Ihr Pferd?
Lassen Sie dann den Blick wieder weich und allumfassend werden und nehmen Sie diesen 360-Grad-Blick ganz bewusst wahr. Wie verändert das wieder Atmung, Kontakt zum Sattel, allgemeine Balance – und Ihr Pferd?
Wechseln Sie auch hier zwischen harten und weichen Augen, und werden Sie sich dabei vor allem des Momentes bewusst, in dem Sie von hart zu weich wechseln. Ich finde immer, es fühlt sich an, als wenn man einen Vorhang öffnen würde. Es ist so auch viel leichter, den Mitreitern in der Halle rechtzeitig auszuweichen und dabei bei sich und seinem Pferd zu bleiben.
Extra-Tipp: Weiche Augen sind übrigens auch phantastische Begleiter beim Spazierengehen und natürlich auch bei der Bodenarbeit und dem Longieren!
17. Februar 2015 von Gastautor • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Übungen • 1 Kommentar »
Mit dieser Übung können Sie lernen, sich in die Schrittbewegung des Pferdes hineinzuspüren. Idealerweise lassen Sie sich dafür von einem Helfer führen, so dass Sie nach Möglichkeit ohne Steigbügel oder am besten mit einem Sattelpad oder auch ganz ohne Sattel reiten können (wenn das Pferd das gewohnt ist). Das Geführtwerden ermöglicht es Ihnen, ganz hineinzuspüren und dafür vielleicht sogar zwischendurch die Augen zu schließen. Atmen Sie zwei- oder dreimal aus, um anzukommen und loszulassen.
Spüren…
Spüren Sie zunächst nach, wie Ihre Hüfte rechts und links abwechselnd gehoben und gesenkt wird. Wenn Ihre Beine locker sind, werden Sie außerdem spüren, wie diese wechselseitig mit den Seiten des Pferdes pendeln wollen. Lassen Sie diese Bewegung zunächst zu.
Spüren Sie sich dann in die Vor- und Zurückbewegung des Schrittes. Es fühlt sich fast so an, als wollten Sie mit Ihren Beinen auf dem Boden mitlaufen. Die Beine und Gesäßknochen gehen wechselseitig in dieser Vor- und Zurückbewegung mit.
Wenn wir nun beide Bewegungen zusammen nehmen (das Hoch und Runter und das Vor und Zurück der Gesäßknochen) – wird daraus eine dreidimensionale, rollende Bewegung: Wir fahren mit unseren Gesäßknochen gleichsam „rückwärts Fahrrad“. Wenn unsere Gesäßknochen kleine Füßchen hätten, würden sie rückwärts in die Pedale treten.
Tipp: Um das ganz bewusst wahrzunehmen, spüren Sie am besten zuerst nur in eine Seite hinein und erfühlen, wie der Gesäßknochen nach vorne, dann nach oben, hinten und unten kreisförmig bewegt wird. Die Hüfte bleibt dabei zentriert, die Bewegung sollte klein bleiben.
… und gestalten
Je bewusster Sie die dreidimensionale, rollende Bewegung des Pferderückens erspüren, desto besser können Sie dem Pferd nicht nur in seiner Bewegung folgen, sondern Sie können darüber hinaus (und das ist besonders spannend!) das Timing der Hilfen genau gestalten: Wenn nämlich z.B unser rechter Gesäßknochen auf dem Weg von oben nach unten ist, fußt das rechte Hinterbein ab. Uns wird sozusagen auf dieser Seite die „Stütze entzogen“, und unser rechter Gesäßknochen und das rechte Reiterbein gehen mit dem nach links schwingenden Brustkorb des Pferdes runter. Das Pferd holt sich so die treibende Hilfe ganz von selbst, weil das Bein auf dieser Seite ans Pferd heranschwingen will. Sie können auf diese Weise also genau dann sanft treiben, wenn das entsprechende Hinterbein abfußt (also zum Spielbein wird). So kann das Pferd leichter verstehen, dass es mit diesem Bein weiter unterfußen oder z.B. übertreten soll (in den Seitengängen). Ist das Hinterbein des Pferdes erst auf der Erde, kann das Pferd auf den Druck des Reiterbeines nicht reagieren, die Hilfen werden ungenau und oft zu stark gegeben.
Tipp: Lassen Sie sich von einer Reiterkollegin beim Finden des richtigen Timings helfen. Sagen Sie laut „Jetzt. Jetzt. Jetzt“ immer dann, wenn Sie das innere Hinterbein abfußen fühlen und lassen Sie es von Ihrer Helferin bestätigen oder ggf. korrigieren.
Nicht nur im Schritt
Diese Bewegung zu erspüren ist übrigens auch in den anderen Gangarten sehr wichtig für ein feines Reiten. Die Bewegung ist im Trab dieselbe, nur schneller, und im Galopp ist das Rad, das wir mit dem inneren Gesäßknochen beschreiben, größer als das äußere. Wenn Sie diese Bewegung einmal erspürt haben, bekommen Sie ein ganz anderes Gefühl für die Bewegungen Ihres Pferdes. Es entsteht eine harmonische Verbindung Ihres Sitzes und Ihrer Einwirkung zur Hinterhand Ihres Pferdes.
13. Januar 2015 von Gastautor • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Reiten • 4 Kommentare »
Beim Reiten liegt die Aufmerksamkeit meist auf dem Sitz und/oder der Hilfengebung. Aber auch die Atmung spielt eine große Rolle dabei, wie gelöst wir überhaupt auf einem Pferd sitzen können. Hier finden Sie eine tolle Übung:
Brust- oder Bauchatmung?
Probieren Sie diese Übung am besten zuerst im Sitzen auf einem Stuhl aus. Setzen Sie sich also mit aufrechtem Rücken auf einen Stuhl, allerdings ohne sich anzulehnen (also ähnlich wie auf dem Pferd). Wenn Sie dabei die Augen schließen, kann Ihnen das helfen, aufmerksam in sich hineinzuspüren.
Vergleichen Sie einmal diese beiden Arten zu atmen:
Beim Atmen im Brustbeinbereich spürt man meist eine Anspannung im Körper, ein Verlagern des Schwerpunktes nach oben und eine Kurzatmigkeit. Die reine Bauchatmung ist hingegen sehr entspannend. Eigentlich sogar fast zu entspannend, denn beim Reiten brauchen wir ja eine gewisse Grundspannung und die finden wir mit einer reinen Bauchatmung nicht immer. Um die optimale Grundspannung zu finden, eignet sich die „Regenschirmatmung“ nach einer Übung von Eric Franklin ganz wunderbar.
Atmen wie ein Regenschirm
Stellen Sie sich einen geschlossenen Regenschirm vor, dessen Stab senkrecht in Ihrem Oberkörper verläuft. Verlängern Sie die Spitze in Ihrer Vorstellung noch über den Kopf hinaus nach oben, das gibt noch mehr Aufrichtung. Der gebogene Griff des Regenschirms ruht im Becken und hilft damit, den unteren Rücken lang zu denken. Der Stoff des Regenschirms ist unser gesamter Brustkorb.
Beim Einatmen öffnet sich der Regenschirm zu allen Seiten, beim Ausatmen schließt er sich um den Stab herum. Das Öffnen und Schließen des Regenschirms erfolgt ganz gleichmäßig im eigenen Atemrhythmus.
Diese Übung ermöglicht es uns, sehr vollständig ein- und auszuatmen und dabei eine entspannte Aufrichtung zu erhalten. Auf dem Pferd bringt sie eine schöne Ruhe und gleichzeitig Wachheit.
Tipp: Sie können immer und überall in dieser Form atmen, denn das tut auch gut, wenn man nicht gerade reitet. 🙂
18. November 2014 von Gastautor • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching • 2 Kommentare »
Da ich seit einiger Zeit hin und wieder einem Mädchen Unterricht gebe, erfahre ich ganz nebenbei, was sie in ihrer eigentlichen Reitschule alles lernt und was eben auch nicht. Und das kann schon ein bisschen nachdenklich machen. Aus diesem Anlass hatten wir ja vor einiger Zeit im Newsletter eine Umfrage zu Euren Gedanken zum Thema Kinderreitunterricht gestartet. Da kamen viele Rückmeldungen, die wir auch noch ausarbeiten wollen (vielleicht mit konkreten Praxisanregungen für Unterrichtsstunden o.ä.).
Fürs Erste aber habe ich einfach einmal aufgeschrieben, was mir ganz persönlich wichtig zu dem Thema ist. Wenn Kinder mit dem Reiten beginnen, werden ja die Grundsteine für den späteren Umgang mit Pferden gelegt und hier kann so viel getan werden, damit das Miteinander von Mensch und Pferd harmonisch und respektvoll abläuft. Es ist allerdings auch ein sehr komplexes und vielschichtiges Thema, über das man sehr viel schreiben könnte. Das hier sind, wie gesagt, meine ersten, persönlichen Gedanken und so freue ich mich über Kommentare, Anregungen und Ergänzungen dazu!
Nicht allein lassen!
Auch wenn ich mich vielleicht schon gleich zu Beginn damit unbeliebt mache, aber ich bin oft mehr als überrascht darüber, wie leichtfertig viele Kinder mit Pferden zusammen gelassen werden. Da stolpern schon Vorschulkinder zwischen Ponybeinen herum, weil es ach so niedlich ist, und werden zum Füttern von Pferden ermutigt, auch durch Zäune und man kann schon die Allerkleinsten in voller Reitmontur auf Pferden sitzen sehen, inklusive Gerte natürlich. Ganz normal oder durchaus ein bisschen fragwürdig?
Mir persönlich erscheint es unverantwortlich, wenn schon 6-Jährigen Ponys überlassen werden, denn damit sind Kinder in diesem Alter aus meiner Sicht vollkommen überfordert. Sie können das Verhalten von Pferden noch nicht einschätzen und auch nicht vorausschauend handeln, um Gefahren richtig einzuschätzen. Grundsätzlich denke ich auch, dass sehr kleine Kinder noch gar keinen „Unterricht“ haben sollten, sondern mit ihnen kann man einfach gemeinsam Zeit mit Pferden verbringen, so wie man auch Zeit mit Hunden und Katzen verbring, also einfach als Tier und nicht als „Sportpartner“.
Häufig übernehmen Jugendliche in Ställen die „Einweisung“ kleinerer Kinder, so dass dann 12- oder 13-Jährige die Pferde für 6- oder 7-Jährige fertig machen oder sogar den Kindern dabei helfen sollen. Klar, das spart Personal, aber aus meiner Sicht ist das alles andere als verantwortungsvoll, denn viele Jugendliche können nur bedingt abschätzen, welche Gefahren sich für Kinder im Umgang mit Pferden ergeben. Wenn hingegen ein solches Miteinander durch Erwachsene betreut und gestaltet wird, ist das eine sehr schöne Möglichkeit, altersübergreifend die Liebe zum Pferd zu entwickeln und zu pflegen.
Ich denke, wann immer Kinder mit Pferden zu tun haben, muss ein Erwachsener mit Pferde- und Kinder-Knowhow dabei sein, bereit, den Kindern kindgerecht zu erklären und zu zeigen, was sie wissen müssen. Das können oft auch nicht die Eltern leisten, wenn sie keine Ahnung von Pferden haben. In meiner eigenen Jugend habe ich oft genug erlebt, wie an Wochenenden Väter ihre Kinder auf Ponys führen wollten, das kann ja schließlich nicht so schwer sein, oder? Nicht selten endete das in heruntergefallen Kindern und losgerissenen Ponys.
Die Rolle der Eltern
Gleichzeitig aber wäre es auch wichtig, dass Eltern sich mehr für das interessieren, was Kinder in Pferdeställen erleben und was dort tatsächlich passiert. Leider ist da eben oft lange nicht alles so schön und harmonisch, wie es von aussen aussieht. Ich glaube, wenn meine Familie gewusst hätte, wie die Pferde in dem Stall, in dem ich zu reiten gelernt habe, behandelt wurden, hätte ich dort wohl nicht mehr hingedurft. Genau deshalb habe ich nichts erzählt, denn ich wollte ja zu den Pferden. Das war ein schlimmer Konflikt. Hier könnten Eltern einen entscheidenden Einfluss auf Stallbetreiber nehmen, indem sie sich konstruktiv dafür engagieren, dass ihre Kinder einen pferdegerechten Umgang lernen und mit Spaß und Freude reiten lernen.
14. Oktober 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching • 33 Kommentare »
Ich habe vor kurzem seit langer Zeit mal wieder Unterricht gegeben. Und zwar einem erwachsenen Reitanfänger, jemanden der zuvor noch nie etwas mit Pferden zu tun hatte. Es ging also darum, tatsächlich die absoluten Grundlagen zu vermitteln. Das war ein sehr erhellendes Erlebnis, denn ich lernte dabei fast genauso viel wie die Person, der ich Unterricht gab!
Warum? Weil ich durch das Erklären der Hilfen selbst viel mehr Klarheit fand oder anders gesagt: weil ich mir selbst erstmal klar werden musste, bevor ich gut erklären konnte.
Dazu ein Beispiel: Bei mir lief das Pferd problemlos auf dem Hufschlag und ließ sich auch problemlos abwenden. Bei dem Reitanfänger strebte das Pferd weg vom Hufschlag und, wollte er eine Kurve reiten, ging das Pferd weiter geradeaus. Nun stand ich da und erklärte und sabbelte, gab Tipps und Anleitungen, aber das Ergebnis war ähnlich. Also setzte ich mich noch einmal selbst auf das Pferd und machte mir klar, welche Hilfen ich eigentlich wann und wie gab. Ich hatte natürlich auch schon vorher etliche Hilfen beschrieben, aber durch den bewussten Fokus wurde mir das Zusammenspiel der Hilfen noch einmal viel klarer. Und so konnte ich diese dann auch klarer vermitteln. In der Folge ritt ich dann übrigens in kommenden Tagen selbst auch viel bewusster.
Ich glaube, wir sollten viel öfter mal zu erklären versuchen, was wir eigentlich machen, um z.B. eine Wendung einzuleiten, um anzutraben, um ein Schulterherein zu reiten usw. Zum einen weil einem das viel Bewusstheit über automatische Prozesse schenkt (die auch falsch sein können und die man dann korrigieren kann!). Zum anderen erkennt man dann auch, dass man unter Umständen selbst gar nicht genau weiß, was man tun soll! Die meisten von uns wissen theoretisch, was sie tun sollen, aber wenn man mal nachfragt, was eigentlich mit „Parade“ gemeint ist oder wie genau eine Gewichtshilfe gegeben wird, kommen viele ins Schwimmen. Da ist es dann auch kein Wunder, wenn die Hilfengebung ähnlich verwaschen ist!
Ich freu mich schon auf meine nächster Anfänger-Unterrichtsstunde und auf das, was ICH da lernen werde 🙂 Und ich habe mir auch noch eine Notiz gemacht: Sollte ich mal wieder etwas fortgeschrittenen Leuten Unterricht geben, werde ich mir deutlich mehr erklären lassen.
29. Oktober 2013 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching • 4 Kommentare »
Letzte Woche hat Petra hier im Blog über ihre Erfahrungen mit der Alexander-Technik für Reiter/innen berichtet. Und wie angekündigt, hat sie einen zweiten Termin gebucht. Und auch darüber hat sie für uns – und Sie! – wieder einen kleinen Bericht verfasst.
Danke Petra!
Zweite Unterrichtsstunde bei Walter Tschaikowki
Da ich früher regelmäßig und sehr gerne gejoggt bin, habe ich heute mit Walter besprochen, dass Thema „alexandertechnisch“ aufzugreifen. In den letzten Jahren habe ich nach häufigen und langen Rückenschmerzpausen immer mal wieder versucht zu laufen. Zwischenzeitlich hatte ich auch mal Tage, an denen es möglich war. Die meisten Joggingausflüge habe ich aber hinterher, wegen starker Rückenschmerzen, bereut.
Walter richtete mich im Sitzen korrekt aus. Das haben wir dann in den Stand und ins Gehen übernommen. Ich sollte loslaufen, ohne die vorher erarbeitete Losgelassenheit zu verlieren. Walters Erklärung, wie diese zu bewerkstelligen ist, war: „Denke nicht ans Laufen sondern irgendwie an ein schnelleres Gehen. Du solltest nicht erkennen, ob es jetzt noch gehen oder schon laufen ist.“
Aha – ganz klar: Anschraten! 😀 (Für alle, die den Longenkurs nicht kennen: gemeint ist ein sehr langsames Antraben, das ein Zwischending zwischen Schritt und Trab ist.)
Ich sollte es auch nicht zu sehr wollen, da dieses dann meist zu einer bewussten (oder unbewussten) Muskelanspannung führt. Wichtig ist ebenso ein weicher, offener Blick, der eine andere Wahrnehmung nach innen und zur Außenwelt zulässt. (s. dazu auch Der sanfte Blick)
Wenn ich zu schnell losgelaufen bin (die Macht der Gewohnheit), merkte ich sofort, dass sich Muskulatur anspannte, die mich am losgelassenen Laufen hindert. Walter machte mich auch hier auf einige interessante Dinge aufmerksam, die ich durch die falschen Gewohnheiten nicht mehr wahrgenommen hatte.
Ich kann jetzt sehr gut nachvollziehen, wie schwer sich so manches Pferd mit dem Anschraten tut! Ruhig mal selbst ausprobieren! Es ist gar nicht so einfach – …und die Parallelen zu meiner Arbeit mit den Pferden finde ich einfach irre. Nie hätte ich es in diesem Maße vermutet.
Danach ging es aufs Pferd.
Erste Erkenntnis: Meine linke Hüfte lässt mehr Seitwärtsbewegung zu als die rechte. Außerdem ging mein Pferd, ein Araber, unter mir ziemlich angespannt, wurde aber sofort lockerer, als mein Körper ins gleichmäßige Schwingen kam.
Es war wieder eine sehr interessante Stunde und ich kann wirklich empfehlen, das Reiten einmal von der Seite einer systematischen Bewegungslehre her aufzubauen.
Wir wissen nicht, wie es Ihnen geht, aber uns haben Petras Berichte Lust gemacht, auch selbst einmal in die Alexander-Technik hineinzuschnuppern. Und wenn Sie schon einmal ähnliches ausprobiert haben, freuen wir uns sehr über Ihre Erfahrungen!
1. Oktober 2013 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching • 5 Kommentare »
Wenn es um das Reitenlernen geht, wird vor allem ein korrekter Sitz und eine korrekte Hilfengebung vermittelt. Dass aber viele Menschen aufgrund von Verspannungen, Fehlhaltungen und körperlichen Beschwerden gar nicht korrekt sitzen KÖNNEN, wird im normalen Reitunterricht leider oft gar nicht beachtet. Dabei gibt es zahlreiche Bewegungsschulen und -techniken, die uns sehr gut dabei unterstützen können, uns mehr zu entspannen und optimaler zu bewegen, wie z.B. Feldenkrais, Kinesiologie, Yoga u.ä.
Gerade für das Reiten brauchen wir einen entspannten lockeren Körper, denn unsere Verspannungen und unsere Schiefe beeinflusst wesentlich auch das Pferd, auf dem wir sitzen. Sie können also noch so sehr an einer korrekten Schenkelhilfe feilen, wenn Sie z.B. schief sitzen, beeinflusst das Ihr Pferd deutlich mehr als jeder Schenkeldruck. Und es gibt kaum jemanden, der nicht schief sitzt!
Vorgestellt: Die Alexander-Technik
Nun gibt es, wie gesagt, viele verschiedene Ansätze, mit denen wir unsere Bewegungen und unsere Haltung verbessern können. Petra Hamer, die Sie schon aus unserer Nico-Ausbildungsserie kennen, hat die so genannte Alexander-Technik ausprobiert und lässt uns mit ihrem Bericht alle daran teilhaben – danke, Petra!
Entwickelt wurde diese Bewegungslehre von Frederick Matthias Alexander (1869-1955). Er litt als Schauspieler und Rezitator unter Problemen mit seiner Stimme (Atembeschwerden, Heiserkeit und Ausbleiben der Stimme), woraufhin er sein Problem genauer erforschte. Dabei fand er durch Selbstbeobachtung heraus, dass es die Art war, wie er seinen Körper beim Sprechen einsetzte, die zu den Beschwerden führte und dass er diese durch Veränderung seiner Haltung beheben konnte. Er konnte durch seine Erkenntnisse immer öfter auch anderen helfen und erarbeitete daraus die so genannte „Alexander-Technik“.
Der Grundgedanke der Alexander-Technik ist der, dass alle geistigen, seelischen und körperlichen Prozesse untrennbar und direkt zusammenhängen, sich also gegenseitig beeinflussen. Entscheidend ist, alle drei Faktoren in Balance und ein Gleichgewicht zu bringen.
Ein bekanntes Zitat von ihm lautet:
„Wenn wir aufhören, das Falsche zu tun, geschieht das Richtige von selbst.“
F.M. Alexander
Und wie das nun im Reitunterricht aussieht, beschreibt uns Petra:
Praxis-Bericht: Eine Alexander-Reitstunde
Nachdem ich sehr viel über die Alexander-Technik gelesen hatte, wollte ich das Ganze einmal live erleben. Walter Tschaikowki, der Autor der von mir gelesenen Bücher, war bereit, meiner Tochter und mir Unterricht zu geben und zwar in einer Doppelstunde. Im ersten Teil ging es um uns und unsere innere Ausrichtung und Balance. Im zweiten Teil durften wir dann alles auf dem Pferd nachspüren.
Die Idee bei der Alexander-Technik ist den Menschen so auszurichten, dass er sich ohne Kraftanstrengung selbst trägt und dadurch das optimale Gleichgewicht findet. Für mich ist das aus dreierlei Gründen interessant:
24. September 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching • 12 Kommentare »