Presseschau: Zwei Artikel zum Clickern

In der Pferdezeitschrift „Mein Pferd“ sind in den letzten Ausgaben zwei umfangreiche Artikel zum Clickern erschienen. Wer diese Artikel noch nicht gelesen hat und sich dafür interessiert, kann sie hier mit Click auf das jeweilge Foto als PDFs herunterladen.

clicker_meinpferd1clicker_meinpferd2Viel Spaß beim Lesen!

 Und wenn Sie mehr über das Clickern erfahren wollen, schauen Sie doch mal in unseren Clickerkurs!

20. Juni 2013 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining 0 Kommentare »

Beginne nie mit dem Zielbild

„Beginne nie mit dem Zielbild!“ – so lautet ein Leitsatz aus dem Clickertraining. Tatsächlich aber ist dieser Leitsatz nicht nur für das Clickertraining wichtig, sondern für die gesamte Pferdeausbildung. Leider wird er viel zu häufig vernachlässigt…

Beginne nie mit dem Zielbild!

Was ist mit diesem Satz gemeint?

Natürlich haben wir alle, wenn wir eine Lektion mit einem Pferd erarbeiten wollen, ihre korrekte Ausführung im Kopf. Wir denken also z.B. an ein perfektes Angaloppieren, an einen perfekten Zirkel im Trab oder an ein korrektes Schulterherein. Eine klare Vorstellung von dem zu haben, was wir uns erarbeiten wollen, ist gut, denn unsere inneren Bilder geben uns die Richtung vor. Aber eben nur die Richtung. Wir können ein Ziel anstreben, aber nicht mit diesem Ziel beginnen.

Ein guter Trainer oder Pferdemensch unterteilt deshalb jede Übung in möglichst viele Teilschritte und geht dann ganz kleinschrittig an eine Übung heran. Erst wenn ein Teilschritt vom Pferd verstanden wurde, geht er einen Schritt weiter. Manchmal muss man sogar wieder einige schon erreichte Teilschritte zurückgehen, denn Lernen ist kein geradliniger Vorgang, sondern findet in Wellen statt.

Dieses Vorgehen erspart vieles an sogenannten Widersetzlichkeiten, die entstehen, wenn ein Pferd eine Aufgabe nicht versteht oder überfordert ist. Es verhindert, dass das Pferd Fehler macht und dadurch demotiviert wird. Und es ermöglicht ein schönes Miteinander von Mensch und Pferd, da sich der Mensch auf diese Weise dem Lern- und Versteh-Tempo des Pferdes anpasst.

Ein Beispiel

Schauen wir uns einmal in der Praxis an, wie ein solch kleinschrittiges Vorgehen aussieht. Es eignet sich nicht nur dazu, dem Pferd etwas ganz Neues beizubringen, sondern auch bereits Bekanntes neu aufzubauen, z.B. um einem Pferd eine eher ungeliebte Lektion schmackhaft zu machen. Als Beispiel nehmen wir das Rückwärtsrichten, das von vielen Pferden ungern ausgeführt wird.

Wollen Sie Ihrem Pferd z.B. das Rückwärtsrichten beibringen, so erwarten Sie nicht gleich zu Beginn, dass Ihr Pferd sofort einige Schritte rückwärts macht! Und das eben bitte auch dann nicht, wenn es diese Lektion eigentlich schon beherrscht. Gehen Sie zunächst von nichts aus und setzen Sie sich als ersten Teilschritt, dass Ihr Pferd seinen Körperschwerpunkt nach hinten umlagert. Mehr nicht!

Loben Sie es dafür und üben Sie diese Gewichtsverlagerung mehrere Male.

(mehr …)

13. November 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Aus dem Reitunterricht und Coaching, Aus der Bereiterpraxis, Clickertraining, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten, Umgang 6 Kommentare »

Druck oder Futterlob?

Wenn Sie mein Blog regelmäßig lesen, wissen Sie, dass ich ein großer Freund des Futterlobs bin. Ich belohne meine Pferde für Richtiges konsequent mit Leckerlies, denn für mich ist das der beste Weg, meinem Pferd

  • zu zeigen, dass es etwas richtig gemacht hat und
  • seine Motivation nicht nur zu halten, sondern immer wieder neu zu wecken.

Ich weiß, dass es auch viel Kritik am Futterlob gibt, und ich schreibe hier immer mal wieder meine Gedanken dazu auf. Heute möchte ich mich dem Argument widmen, dass Pferde untereinander ja auch nicht mit Futterlob arbeiten, sondern dass es da so läuft, dass ein Pferd dem anderen droht und ggf. seinen Wunsch auch aggressiv zum Ausdruck bringt.

Auf dieser Beobachtung basieren dann Ausbildungsmethoden, bei denen der Mensch angeleitet wird, dem Pferd solange Druck zu machen, bis das unerwünschte Verhalten gelassen oder das gewünschte Verhalten gezeigt wird. Dieser Weg wird als pferdefreundlich bezeichnet und der Einsatz von Futterlob in dieser Richtung fast immer komplett abgelehnt.

Mit Druck zu arbeiten, ist pferdegerecht?

Schauen wir uns die Sache doch einmal genauer an:

Pferde untereinander streiten um Ressourcen.  Da geht es darum, wer die rossige Stute besteigen, wer das beste Futter fressen darf, wer zuerst ans Wasser geht und um viele andere für Pferde wichtige Dinge. Uns Menschen geht es aber gar nicht darum, eine dieser Ressourcen von unseren Pferden abzuringen. Uns interessiert weder die rossige Stute, noch das Heu oder das Wasser.

Wir wollen vielmehr, dass das Pferd für uns Dinge tut, die es normalerweise nicht tun würde. Es soll uns auf seinem Rücken dulden, es soll seine Beine auf eine bestimmte Weise setzen, es soll sich überall anfassen lassen, Kunststücke zeigen, Kutschen ziehen und vieles, vieles mehr. Und am liebsten wollen wir, dass unser Pferd all das auch noch motiviert, freudig und eifrig tun.

(mehr …)

5. Juni 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining, Umgang 15 Kommentare »

Clickertraining: Mag einen das Pferd nur wegen der Leckerlis?

Ich habe Ihnen hier in meinem Blog ja bereits ausführlich das Clickertraining vorgestellt und Sie werden immer wieder lesen, dass ich gerne und häufig mit Futterlob arbeite. Für mich ist die Gabe von Futter als Belohnung eine exzellente Möglichkeit, nicht nur Lektionen sehr punktgenau erarbeiten zu können, sondern vor allem auch ein Weg, eine freudige Motivation beim Pferd zu erreichen.

Nun werde ich hin und wieder gefragt, ob uns das Pferd, wenn wir mit Futterlob arbeiten, nicht nur wegen der Leckerlis mag, die wir ihm geben. Darin schwingt die Angst, dass wir also gar keine echte Beziehung aufbauen, sondern uns die Zuneigung des Pferdes quasi nur „erkaufen“. Da das eine recht große Sorge einiger Pferdebesitzer/innen zu sein scheint, möchte ich dazu einige Gedanken schreiben.

Natürlich wird ein Mensch mit einem Futtereimer im Arm zunächst immer mit mehr Freude begrüßt werden als ein Mensch ohne Eimer. 😉 Aber meine Erfahrung  ist die, dass Pferde sehr wohl auch hinter die Futterhand schauen und ihre Zuneigung nicht erkaufen lassen. Jemand mit Futter wird zwar gerne angebettelt, aber deshalb noch lange nicht geliebt. Wer sich aber mit dem Tier befasst, tolle Sachen mit ihm macht, für eine gute Zeit miteinander sorgt und dafür, gemeinsam Spaß zu haben, der wird schnell einen guten Freund gewinnen. Und genau dafür kann Futter ein ausgesprochen nützliches Hilfsmittel sein.

Wir können davon ausgehen, dass das Clickertraining alleine nicht ausreicht, um eine echte Bindung zum Pferd aufzubauen. Aber, und das ist für mich der entscheidende Punkt: Durch das Clickertraining erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, eine gute Beziehung aufzubauen, ganz enorm. Warum das so ist? Weil das Clickertraining mit der sogenannten „positiven Verstärkung“ arbeitet, also konsequent mit lobender Bestätigung des richtigen Verhaltens (im Gegensatz zur negativen Verstärkung, die falsches Verhalten unangenehm macht). Und überlegen Sie mal, wie gerne Sie selbst gelobt werden und Anerkennung und Bestätigung bekommen, wenn Sie etwas richtig machen! Motiviert Sie das nicht viel mehr, als wenn Ihre Fehler bestraft werden? Genauso geht es auch dem Pferd.

Wenn wir lernen, so weit wie möglich ohne Druck und Strafe mit unseren Pferden zu arbeiten, hat das viele gute Auswirkungen:

  • das Pferd fühlt sich wohl,
  • es hat Spaß,
  • es fühlt sich sicher,
  • es lernt gerne und
  • es merkt, dass es uns vertrauen kann.

Und das sind die besten Voraussetzungen dafür, dass wir eine innige Beziehung zu unserem Pferd aufbauen können. Das Futter ist dabei aus meiner Sicht nicht im Weg, sondern im Gegenteil: es ist eine Art Wegbereiter, nicht mehr und nicht weniger.

 

8. Mai 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining, Umgang 10 Kommentare »

Das Trainer-Spiel

Wenn Sie hier schon länger mitlesen, wissen Sie, dass ich nach dem Clickertraining arbeite. Da das mit dem Clickern aber gar nicht so einfach ist, habe ich mir schon oft gewünscht, dass mein Pferd mit mir reden könnte, um mir ein direktes Feedback geben zu können. Darüber, wie ich als Trainerin auftrete und wie gut oder eben nicht gut ich zu verstehen bin.

Nun habe ich eine tolle Übung gefunden, die meinem Wunsch schon sehr nahekommt, und zwar das sogenannte Trainer-Spiel! Auch wenn Sie nicht clickern, möchte ich Sie unbedingt ermutigen, sich einmal auf das Trainer-Spiel einzulassen und es auszuprobieren. Sie werden mit Sicherheit sehr davon profitieren – und Ihr Pferd erst recht.

So geht´s

Beim Trainer-Spiel schlüpft ein Mensch in die Rolle des Pferdes, ein anderer spielt den Trainer.

Der Trainer möchte nun seinem „Pferd“ ein Verhalten frei formen. Der Trainer darf sein „Pferd“ nicht berühren und keine Zeichen geben. Seine einzige Kommunikation mit dem „Pferd“ findet über das Feedback mit dem Clicker statt. Der Click wird immer dann gegeben, wenn das „Pferd“ etwas macht, was in die richtige Richtung zur Lösung der Aufgabe geht. Das „Pferd“ hat als einzige Vorgabe, dass es Verhalten anbieten soll, also nicht nur passiv in der Gegend stehen soll (sonst wird es langweilig, weil der Trainer nichts zu clickern hat). Es ist also ein bisschen so wie beim Topfschlagen.

Wie bei der richtigen Pferdeausbildung: von leichten zu schweren Aufgaben

Wählen Sie zu Beginn eine leicht zu lösende, nicht zu komplizierte Aufgabe, wie z.B.: Das „Pferd“ soll zu einem bestimmten Stuhl gehen und sich auf diesen setzen.

Sind Sie bereits fortgeschrittene Trainer-Spiel-Spieler, dürfen die Aufgaben immer komplexer werden, z.B. könnte die Aufgabe jetzt so aussehen, dass Ihr „Pferd“ den Stuhl umdrehen und umgekehrt auf einen Tisch stellen soll oder vielleicht soll es mit seinem rechten Arm seinen linken Fuß abklopfen …

Ziel ist es, dass das „Pferd“ die angedachte Verhaltenskette richtig ausführt.

(mehr …)

30. August 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 5 Kommentare »

Variabel verstärken – ein Mittel zur Motivation

Wenn Sie nach dem Prinzip der positiven Verstärkung arbeiten, belohnen Sie Ihr Pferd für ein erwünschtes Verhalten, je nachdem womit Sie belohnen, mit der Gabe eines Leckerlis, mit Streicheln oder dem Hinzufügen von anderen Annehmlichkeiten, welche Ihr Pferd als Lob empfindet.

Beginnen wir damit, dem Pferd eine neue Lektion beizubringen, belohnen wir in der Regel zunächst jedes richtige Verhalten mit dem Hinzufügen des Lobes. Ist das Pferd in der Lektion weiter fortgeschritten, ist der nächste Schritt, die Belohnungsrate zu senken und noch später das Belohnen mehr und mehr ausschleichen. Wir verstärken dann also nicht mehr ständig, sondern wir verstärken variabel.

Ein Beispiel

Sie möchten Ihrem Pferd das Geben der Hufe beibringen. Dann werden Sie zunächst jedes kurze Anheben eines jeden Beines positiv verstärken. Später gibt es nur noch einen Keks, wenn Ihr Pferd den Huf besonders ruhig und lange hingehalten hat und noch später erst, nachdem es Ihnen alle vier Hufe gut gegeben hat. So schleicht man die Belohnung nach und nach immer mehr aus.

Um aber die Motivation des Pferdes für das gute Ausführen der Aufgabe trotz weniger Belohnungen hoch zu halten, sollten Sie aber nie ganz auf das Belohnen verzichten, sondern in unregelmäßigen Abständen immer wieder eine Belohnung für eine besonders gute Ausführung der Aufgabe springen lassen.

Die Hoffnung auf den Gewinn wirkt stark motivierend

Die variable Verstärkung (auch sogenannte Zufallsbelohnung) wirkt in der Regel stark motivationsfördernd. Das Tier weiß nie genau, wann es eine Belohnung bekommt ,und strengt sich deshalb besonders an, um die Belohnung sicherzustellen.

Dahinter steckt dasselbe Prinzip, welches auch hinter Glücksspielautomaten steckt. Dadurch, dass der spielende Mensch nicht weiß, wann es die Belohnung gibt (der Jackpot geknackt wird), steckt er immer wieder eine Münze in den Automaten, in der Hoffnung, bei der nächsten Münze den Gewinn zu erhalten. Und ebenso bieten uns die Pferde ein Verhalten, von dem sie sich einen Gewinn versprechen (einen Keks), gerne immer wieder motiviert an.

So habe ich z.B. die schönsten Ausführungen von einem spanischen Schritt erhalten, als ich zu der variablen Verstärkung übergegangen bin.

(mehr …)

15. August 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 7 Kommentare »

„Time out“ versus „Pause“ – Strafe oder Lob?

Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich gerne nach dem Clickertraining arbeite. Das Grundprinzip des Clickertrainings besteht darin, konsequent mittels positiver Verstärkung erwünschtes Verhalten zu bestätigen. Unerwünschtes Verhalten wird nicht bestraft, sondern ignoriert.

Aber auch das Clickertraining kennt eine Form von Strafe, und zwar das so genannte „Time out„. Diese Strafe sieht so aus, dass das Pferd eine Zwangspause bekommt, der Trainer also die Clickereinheit abrupt unterbricht. Man fügt dem Pferd also nicht aktiv etwas Negatives zu (wie z.B. Schmerz), sondern es wird etwas Positives weggenommen, nämlich die Zusammenarbeit mit dem Menschen und seine Zuwendung. Das, was gerade „gearbeitet“ wird, wird abgebrochen und der Mensch geht (z.B. hinter einen Zaun, aus der Reitbahn raus) und entzieht dem Pferd Aufmerksamkeit, Belohnung, Spaß…

Eingesetzt wird das Time Out z.B.

  • wenn das Pferd während der Arbeit anfängt, zu bettelig zu werden,
  • wenn es zu aufdringlich wird,
  • wenn es anfängt zu rempeln,
  • wenn es beißt
  • oder wenn es ähnlich unerwünschtes Verhalten zeigt.

Im Prinzip machen die Clickertrainer in diesem Moment nichts anderes, als dem Pferd eine „Auszeit“ zu verpassen.

Auch diese Form der Strafe bitte sehr achtsam einsetzen!

Es ist sehr wichtig, dabei Folgendes zu beachten: Jedes Wesen auf der Welt wünscht sich sehnlichst Aufmerksamkeit und diese vom Umfeld entzogen zu bekommen, ist tatsächlich eine Strafe. Nur deshalb kann das „Time out“ psychologisch überhaupt wirken. Aber genau deshalb ist es auch so wichtig, es – wie jede Form der Strafe – nur dosiert und überlegt eingesetzt werden sollte.

(mehr …)

28. Juni 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 8 Kommentare »

Negative Verhaltensketten – so schnell bringen wir unserem Pferd etwas Falsches bei

In meinem letzten Blog habe ich darüber geschrieben, wie Sie unerwünschtes Verhalten ausmerzen können, indem Sie das unerwünschte Verhalten unter Signalkontrolle bringen und es nicht mehr abfragen. Und ich habe Sie am Ende des Beitrages schon vorgewarnt, dass hier eine Falle lauert.

Die meisten Texte, die Sie hier von mir lesen, beruhen ja auf eigenen Erfahrungen – und so auch dieser. Ich habe im letzten Blog das Beispiel mit dem scharrenden Pferd gewählt und ja, ich habe auch so ein Exemplar, mein lieber „kleiner“  Ronaldo… Um ihm diese lästige Unart abzugewöhnen, habe ich immer dann, wenn er gescharrt hat, gewartet, bis er damit aufhört und sofort mittels C+B (Click und Belohnung) reagiert.

Etwas lief schief…

Nun sah unser Zusammensein dann aber häufig so aus: Ronaldo scharrt – hört auf – und bekommt einen Keks. Er scharrt – hört auf – und… richtig, bekommt einen Keks.

Irgendwann fiel mir auf: Hier läuft etwas falsch! Ronaldo hatte mich „geclickert“! Er hatte durch mein Belohnen die Verhaltenskette ausgebildet: „Scharren und anschließend damit aufhören führt zum Erfolg“. Ich hatte also mit der Endbelohnung auch das Fehlverhalten verstärkt, da ich versäumt hatte, das Scharren vorab getrennt unter Signalkontrolle zu stellen.

Schauen wir uns einmal an, was es mit den sogenannten „Verhaltensketten“ auf sich hat, die so tückisch sein können.

(mehr …)

15. März 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 12 Kommentare »

Unerwünschtes Verhalten auslöschen durch Signalkontrolle

In meinem letzten Blog habe ich darüber geschrieben, wie wichtig es ist, die Kommandos des täglichen Umgangs mit Ihrem Pferd zuverlässig zu etablieren. Heute möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie ein unerwünschtes Verhalten abtrainieren können, indem Sie das „Fehlverhalten“ unter Signalkontrolle stellen.

Die Ausgangssituation

Stellen Sie sich als Beispiel ein Pferd vor, welches es nicht schafft, ruhig neben Ihnen zu stehen, sondern ständig bettelt oder mit einem Bein über den Boden scharrt, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Die häufigste Reaktion, die der Mensch an der Seite eines solchen „Nervpferdes“ zeigt, ist ein lautes „Nein!“, oftmals begleitet mit einem Ruck am Strick oder auch mit einem Klaps auf das nervende Bein. Diese Reaktion bringt nur leider in den seltensten Fällen langfristigen Erfolg. Vielleicht hört das Pferd kurz mit seinem Verhalten auf, aber meistens fängt es auch ganz schnell wieder damit an. Wirklich abgewöhnt bekommt man diese lästige Unart auf diesem Weg aber meistens nicht.

Der Weg zum Auslöschen des Verhaltens über die Signalkontrolle

Gehen Sie, statt zu strafen oder Ihrem Pferd negative Aufmerksamkeit zu schenken, besser so vor:

Immer wenn Ihr Pferd in der nächsten Zeit mit dem Bein scharrt, geben Sie ein Kommando. Sagen Sie z.B. „Tipp“ oder kratzen Sie als optisches Signal selbst mit Ihrem Fuß über den Boden. Geben Sie sofort, nachdem Sie das Kommando gegeben haben, eine Belohnung. Üben Sie das solange, bis Ihr Pferd zuverlässig mit Scharren reagiert, wenn Sie „Tipp“ sagen bzw. das optische Signal geben. Jetzt steht das Verhalten also unter Signalkontrolle – d.h., Sie können es über ein Kommando auslösen.

(mehr …)

8. März 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 16 Kommentare »

Wie Sie ein Kommando zuverlässig etablieren und unter Signalkontrolle stellen

Wenn ich Menschen im Umgang mit ihren Pferden beobachte, fällt mir häufig auf, dass die Menschen ihrem Pferd zigmal ein und dasselbe Kommando geben und das Pferd vieles macht, nur nicht das, was der Mensch gerade als Reaktion möchte. Kommt Ihnen das vielleicht bekannt vor?

Wenn das auch bei Ihnen und Ihrem Pferd bei bestimmten Kommandos der Fall ist, können Sie davon ausgehen, dass diese Kommandos noch nicht unter Signalkontrolle stehen. Nun habe Sie zwei Möglichkeiten:

  1. Sie ärgern sich weiterhin über Ihr „unerzogenes“ Pferd oder
  2. Sie gehen drei Schritte zurück und arbeiten daran, diese Kommandos zu etablieren.

Achten Sie also bewusst darauf, welche Kommandos noch nicht funktionieren und arbeiten Sie daran, diese Kommandos korrekt zu etablieren und unter Signalkontrolle gestellt zu bekommen, anstatt sich immer wieder über das Nicht-Befolgen eines Kommandos zu ärgern. Dass ein Kommando unter Signalkontrolle steht, kann man behaupten, wenn das Pferd in 98 % der Fälle (in normalen Situationen) mit der richtigen Reaktion auf das Kommando reagiert.

So etablieren Sie ein Kommando

Geben Sie zunächst das Stimmkommando bzw. das Zeichen, welches Sie mit einem Kommando verknüpfen wollen, immer in dem Moment, in dem das Pferd gerade genau das macht, was das Kommando bewirken soll. Nehmen wir als Beispiel das Kommando „Steh“. Wollen Sie das Kommando „Steh“ unter Signalkontrolle bringen, sagen Sie das Kommando die ersten hundert Male ;-), wenn das Pferd gerade entspannt und ruhig steht. Sagen Sie das Kommando und loben Sie dann sofort (Click bzw. Lobwort + Belohnung), denn das Pferd macht es ja gerade in diesem Moment richtig! Üben Sie das immer wieder: am Putzplatz, beim Aufsteigen, wenn es auf dem Paddock ruhig, ohne zu betteln oder zu scharren, neben Ihnen steht. Sagen Sie also das Kommando immer dann, wenn Ihr Pferd Ihr Idealbild des Kommandos zeigt.

Erst wenn Sie ganz sicher sind, dass Ihr Pferd die Verknüpfung zwischen Kommando und Verhalten hergestellt hat, dürfen Sie das Kommando in einer Situation geben, in der es sich gerade bewegt und darauf hoffen, die korrekte Reaktion zu bekommen. Klappt es noch nicht, arbeiten Sie weiter am Etablieren des Kommandos und widerstehen Sie dem Versuch, das Kommando immer wieder zu wiederholen, um das gewünschte Verhalten zu erreichen. So herum funktioniert es nämlich leider nicht!

Die fiese Falle

Wenn Sie immer in dem Moment „Steh“ sagen, in dem Ihr Pferd gerade am Rumzappeln ist, verknüpfen Sie das unerwünschte Verhalten, nämlich das Zappeln, mit dem Kommando „Steh“. Wenn Sie dann vielleicht noch, während Sie das Kommando wiederholt genervt dem Pferd entgegeschleudern, zusätzlich am Strick rucken, weil das Gezappel Ihres Pferdes Sie auf die Palme bringt, laufen Sie obendrein Gefahr, das Kommando „Steh“  zu „vergiften“. Wenn das geschieht, wird Ihr Pferd lieber auf die Chance einer Belohnung verzichten und eher vermeiden, das Kommando auszuführen, da das Kommando mit negativen Emotionen (Angst, Stress) verknüpft ist.

Deswegen mein heutiger Tipp an Sie

Machen Sie sich eine Liste mit den Kommandos, von denen Sie sich sicher sind, dass sie zuverlässig unter Signalkontrolle stehen. Und machen Sie sich eine zweite Liste von den Kommandos, die Ihr Pferd häufig falsch beantwortet. Und dann nehmen Sie sich Zeit, die Kommandos, die auf der zweiten Liste stehen, noch mal neu zu etablieren und diese unter eine zuverlässige Signalkontrolle zu bringen.

Oftmals verstecken sich hier die Ursachen für „Stresssituationen“

Denn hier sitzen mit großer Wahrscheinlichkeit die Lücken innerhalb Ihrer Kommunikation, die in dem Zusammensein mit Ihrem Pferd immer wieder für Unzufriedenheit und mögliche Konfliktsituationen sorgen. Der Mensch denkt: „Der weiß doch genau, was ich will“ und es fängt im Inneren des Menschen an, zu grummeln. Das Pferd spürt die wachsende Anspannung seines Menschen, wird immer nervöser und macht noch mehr „Fehler“…

Erhalten Sie die Motivation des Pferdes

Also: Beantwortet Ihr Pferd ein Kommando von Ihnen nicht korrekt, atmen Sie dreimal tief durch und gehen Sie wieder einige Schritte zurück. Festigen Sie auch zwischendurch immer wieder die Kommandos, die eigentlich schon „sitzen“, denn dann bleibt auch die Motivation Ihres Pferdes, Ihre Kommandos gut befolgen zu wollen, erhalten.

1. März 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 5 Kommentare »

  • Reitkurs

  • Herzlich Willkommen im Themenbereich „Clickertraining“

    "Wege zum Pferd" wurde 2008 von Tania Konnerth und Babette Teschen gegründet und wird seit 2021 von Tania allein auf der neuen Seite weitergeführt.

    Dies hier ist das Archiv, in dem sich die vielen, vielen Blogbeiträge, die über die Jahre entstanden sind, finden. Neue Artikel gibt es im neuen Blog von "Wege zum Pferd".

    "Wege zum Pferd" findet Ihr auch bei Facebook und Instagram.

    Abonniert am besten gleich den kostenlosen Newsletter damit Euch nichts entgeht

    Lesetipp: "Best of Wege zum Pferd" – das E-Book zur Webseite:

    Schon gesehen? Unsere Selbstlernkurse – alles für mehr Pferdefreundlichkeit – gibt es hier:

    Und hier geht es zu unserem gemeinsamen Buch bei Kosmos:

  • Kategorien

  • Archive