Bei dem amerikanischen Pferdetrainer Mark Rashid (s.a. unsere Buchtipps) fand ich neulich eine sehr gute Anregung: Er sprach davon, dass unsere Pferde uns beim Reiten ständig Fragen stellen und wir es oft versäumen, die kleinen Fragen wahrzunehmen und zu beantworten. So ritt er z.B. sein Pferd Buck im Schritt an. Buck fragte relativ schnell nach, ob er langsamer werden dürfte, indem er es einfach probierte. Mark Rashid beantwortete das mit einem „Küsschen-Laut“ und sagte so: „Nein, Buck, bitte wieder schneller.“ Dann demonstrierte er, was passierte, wenn er die Frage nicht beantwortete: Buck wurde immer langsamer und schlurfte nur noch.
Die Grundidee dieser Überlegung ist Folgende: Reiten ist wie ein ständiges Zwiegespräch zweier Lebewesen. Wenn wir versäumen, die Fragen unseres Pferdes („Darf ich langsamer werden?“, „Darf ich schneller werden?“) oder auch die Feststellungen („Das Pferd dort drüben interessiert mich.“ oder „Das Gras sieht lecker aus.“) zu beantworten, entscheiden sie selbst. In den meisten Fällen setzen wir dann erst ein, wenn schon viele kleine Entscheidungen zu einer Reaktion geführt haben, die wir nicht wollen (das Pferd ist zu langsam oder zu schnell, es läuft zu dem Zaun, wo das andere Pferd steht, es rupft ein Grasbüschel usw.). Dann allerdings muss die Reaktion deutlich stärker ausfallen, als sie nötig gewesen wäre, wenn wir früher reagiert hätten!
Wow – so einfach diese Erkenntnis erscheint, so viel Potential liegt in ihr! Der Einsatz feiner Hilfen erfordert also eine große Achtsamkeit und Aufmerksamkeit von meiner Seite. Ich bin gefordert, die Kommunikation nicht nur einseitig zu gestalten – also nach dem Motto „Ich sage, was gemacht wird.“, sondern ich muss mich öffnen für die Signale meines Pferdes, für seine Fragen, für seine Äußerungen und ich muss darauf reagieren.
(mehr …)