Der schönste Tag im Jahr

… zumindest ist er das für unsere Pferde: der Tag des Anweidens.

Tor auf und los geht’s – alle drei Herden donnern los:

anweiden14_3anweiden14_2anweiden14_5Einige Runde werden buckelnd, tobend und in Vollgas gedreht…

anweiden14_4anweiden14_7… bis es dann genüsslich zum wichtigen Teil übergeht:

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6. Mai 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Haltung, Sonstiges 3 Kommentare »

Ein anderer Blick durchs Clickern

Neulich berichtete ich ja davon, dass ich mit meinem Anthony nochmal ganz von vorne beginne, was das Longieren und auch was das Reiten angeht. Das „Neue“ daran ist vor allem, dass ich nun konsequent clickere und ihn praktisch noch einmal von vorne auszubilden beginne.

Über die positiven Folgen davon hatte ich hier schon berichtet, heute möchte ich aber noch eine Erkenntnis mit Euch teilen: Und zwar geht es um meinen Fokus.

Das Gute suchen – ganz praktisch!

Mir war bereits bewusst, dass mein Fokus entscheidend dafür ist, was ich tatsächlich wahrnehme, aber das Clickertraining zeigt mir nun noch einmal mit einer geradezu brutalen Eindeutigkeit, dass mein Fokus im Training mit meinen Pferden bis jetzt leider noch immer vor allem auf dem lag, was nicht klappte. Anthonys „Nein“ zum Longieren war mir so heftig vorgekommen, dass er in meinem Denken eigentlich gar nicht mehr longierbar war. Hätte ich schätzen sollen, wie viel in einer Einheit „doof“ gewesen war, hätte ich wohl gesagt: mindestens 70-80% …

Nun lerne ich, dass meine Wahrnehmung vollkommen falsch war.

Trotz Anthonys Freude über den neuen Weg, den ich mit ihm einschlage, ist er, was das Longieren angeht, noch immer, na, nennen wir es mal „skeptisch“. Wenn ich ihm den Kappzaum hinhalte, dreht er sich meist erst weg, ist aber per Clicker durchaus zu motivieren, den Kopf tief zu nehmen und sich den Kappzaum anlegen zu lassen. Wenn wir dann beginnen, stellt er sich, wie gehabt, extrem nach außen. Ich warte weiterhin darauf, dass er sich nach innen stellt und clickere das sofort. An guten Tagen lässt er sich dann recht schnell ein, an schlechteren stellt er sich immer mal wieder nach außen.

Aber, und darum geht es mir, dadurch, dass ich jetzt ja ganz gezielt und bewusst nach den guten Momenten suche, um sie bestätigen zu können, stelle ich fest, wie viel eigentlich in Wahrheit gut läuft und das selbst an schlechten Tagen! Die Momente, in denen er sich nach außen stellt, machen vielleicht 10%, höchstens 20% der Zeit aus und da sie keine Kämpfe mehr auslösen, sondern da ich in der Zeit einfach nur gelassen auf einen besseren Moment warte, fühlen sie sich klein und unbedeutend an! Ich erkenne also: 80-90% der Zeit ist alles gut! Mehr noch, Anthony läuft, wenn er sich dann freiwillig korrekt stellt, in einer so traumhaften und lockeren Manier wie nie zuvor.

Fehler wiegen für viele von uns leider viel mehr…

Mit jeder dieser Einheiten wird mir bewusst, wie stark ich eigentlich immer „Fehler“ meiner Pferde überbewertete, ja, sogar vollkommen überzeichnet habe (und das, obwohl ich selbst sogar schon mal über das Thema geschrieben habe, nämlich hier). Das tut mir sehr leid, denn ich habe meinen Pferden damit wirklich Unrecht getan. Mit meiner Unzufriedenheit, meinen ewigen Ansprüchen und Forderungen und meinem ständigen Bestreben, dass es besser werden muss. Klar, es ging mir darum, dass meine Pferde ja „gesund“ laufen sollen, aber ich habe dabei die Verhältnismäßigkeit in der Bewertung dessen, was sie taten, verloren und nicht gewürdigt, was sie alles toll und richtig machen. Und als Folge davon habe ich mir dann auch noch selbst oft genug die Laune verdorben, denn ich gab ja mir die Schuld, dass ich das nicht besser hinbekomme. 

Was für ein hoher Preis für meine Fehlerguckerei!

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29. April 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Umgang 10 Kommentare »

Wer clickert wen?

Vor Kurzem schrieb ich darüber, dass ich mit Anthony noch einmal ganz von vorne beginne, indem ich mich nun konsequent auf das Clickertraining einlasse. Tja und eigentlich dachte ich, dass ich dabei diejenige bin, die ihn clickert, aber so langsam bekomme ich meine Zweifel, denn es passiert etwas vollkommen Verblüffendes, ja, ich bin schon fast überzeugt: Anthony clickert mich!

Mein Kleiner hat sich eigentlich nie durch so etwas wie Begeisterung oder Freude ausgezeichnet, weder für bestimmte Aktivitäten noch für mich. Die wenigen Male, an denen er wirklich freudig zu mir kam, konnte ich an zwei Händen abzählen (zumindest fühlte es sich so an) und meist schien er dann am zufriedensten zu sein, wenn ich ihn mehr oder weniger in Ruhe ließ.

Das ist im Moment vollkommen anders:

  • Wenn ich komme, stehen nun zwei Haflinger am Tor und es ist nicht mehr immer Aramis, der der Erste ist.
  • Wenn Anthony liegt und ich komme, springt er auf (normalerweise blieb er immer liegen und ließ sich auch schon mal bitten).
  • Wenn ich ihn halftern möchte, dreht er nicht den Kopf weg, sondern steckt die Nase von sich aus hinein.
  • Am Ende einer Trainingseinheit steht er vor mir mit einem Gesichtsausdruck, der sagt: „Was, schon vorbei?“
  • Wenn ich ihn zurückbringe, geht er nicht gleich, sondern steht oft noch lange am Tor und guckt, wo ich bin oder bis ich den Hof verlassen habe.
  • Und ich werde tatsächlich angewiehert von Anthony!

Zu Beginn dachte ich an zufällige gute Laune, um das Verhalten zu erklären. Aber inzwischen bin ich mir sicher, dass das kein Zufall ist, sondern im direkten Zusammenhang mit dem neuen Weg steht, den ich nun betreten  habe. Das Clickern macht ihm nicht nur Spaß, sondern mein Pferd öffnet sich auf eine Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Es ist, als ob er denkt: „Eeendlich verstehst du mich und das ist toll.“

Ich habe jedes Mal einen dicken Kloß im Hals vor Freude über diesen Wandel.

Und auch während des Trainings selbst bekomme ich sehr unmittelbare Reaktionen von meinem Pferd: Immer dann, wenn ich doch wieder in alte Muster falle, z.B. so etwas denke wie „Also echt, Anthony, das kannst du doch, warum stellst du dich so an?“ oder wenn ich von ihm etwas erwarte, wenn ich zu schnell vorauseile oder mein Fokus wieder in Richtung Korrektur statt positiver Bestätigung verrutscht, wird sein Blick grummelig und er macht dicht. Wenn ich aber offen und weich und positiv bleibe, wenn ich nur einlade, aber nichts wirklich will und wenn ich ihn einfach machen lasse und mich nicht über seinen Kasperkram ärgere, dann werden seine Augen rund, sein Maul weich und ich bekomme ganz, ganz viel geschenkt.

Ja, ich weiß, das mag vielleicht alles ein bisschen verrückt klingen, aber genau das passiert gerade: Mein Pferd und ich clickern uns gegenseitig!

anthony

22. April 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Umgang 19 Kommentare »

Gegen die Unwissenheit

Wir befassen uns ja gerade intensiv mit der Frage, was wir als Betreiberinnen von „Wege zum Pferd“, aber auch damit, was Ihr alle dort draußen tun könnt, um gegen Missstände in der Pferdewelt und Auswüchse wie Rollkur & Co anzugehen (s. auch hier).

Einen sehr guten Gedanken schickte uns Yvonne: „Oft frage ich die Jugendlichen, mit denen ich in meiner „Pferdewelt“ in Kontakt komme, weshalb sie genau Sperrriemen benutzen oder in Rollkur reiten, und viele wissen es nicht.“

Und was steckt in diesem Satz?

  • Einmal die Erkenntnis, das Unwissenheit leider zu vielen unschönen Dingen führt,
  • vor allem aber auch die Chance, durch Aufklärung, durch Gespräche und Diskussionen etwas zu verändern!

Denn Yvonne hat auch gleich noch tolle Ideen dafür, was man vor Ort machen kann: „Unsere gesamte Stallgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesbezüglich aufzuklären. Wir veranstalten Informationsnachmittage und auch im Unterricht werden diese Themen angeschnitten.“

Das ist aus unserer Sicht vorbildlich!

Was also konkret tun?

Wir können mit offenen Augen durch unseren Stall und über die Reitplätze gehen und Problemfelder aufnehmen:

  • Die dort hinten rollkuren gerade ihre Pferde – wir brauchen also Infos darüber an unserem Stall, wie schädlich es ist und wie ein Pferd korrekt laufen soll. Wer kann da mal was zusammenstellen? Kann jemand was zeichnen oder können wir eine Info-Veranstaltung machen, bei der wir zeigen, wie es besser geht? Finden wir vielleicht jemanden, der einen Vortrag dazu halten kann? Einen Osteopathen oder Physiotherapeuten?
  • Das Mädchen dahinten verprügelt jedes Mal beim Hufemachen ihr Pony, weil das die Hufe wegzieht – wer könnte einen kleinen Hufgebe-Kurs anbieten und Infos dazu aufbereiten?
  • Der neue Reitlehrer ermutigt seine Schüler/innen dazu, die Pferde sehr viel mit Sporen und Gertenschlägen vorwärts zu reiten – mit wem könnten wir darüber reden, dass wir so etwas hier in unserem Stall nicht wollen? Mit ihm selbst, mit dem Stallbesitzer, mit anderen Einstellern? Wer kennt gute Lehrer/innen, die Alternativ-Unterricht bei uns geben könnten? Können wir vielleicht einen Kurs zum gewaltfreien Umgang mit Pferden organisieren?
  • Die jungen Mädchen haben von der Messe neulich extrem scharfe Gebisse mitgebracht, die sie ihren Pferden nun für die Ausritte einschnallen. Wahrscheinlich haben die keine Ahnung, wie viel Schmerzen sie ihren Pferden damit zufügen können. Ob man sie darauf anspricht? Ob wir ein Info-Plakat über die Hebelwirkung von Gebissen machen oder könnten wir deren Trainerin bitten, die Mädchen darauf anzusprechen?
  • Die Wurmkuren werden im Stall immer ziemlich brutal gegeben. Wer hat Lust darauf, mit den Schulpferden zu trainieren, dass sie sich diese leichter geben lassen? Mit Apfelmus kann man ihnen die Gabe sicher schnell schmackhaft machen und so die unschönen Szenen beim nächsten Mal reduzieren.
  • Einige der Schulpferde haben Sättel, die ihnen nicht passen. Wo bekommen wir Infos oder auch konkrete Unterstützung her, diese Sättel anzupassen? Kann man vielleicht eine Sammlung für neue Sättel machen, falls nicht genug Geld da ist?
  • Auf der Wiese gibt es Jakobskreuzkraut – weiß der Stallbesitzer das? Wenn er nichts dagegen machen will, wen können wir alles zusammentrommeln, um das Zeug in einer Aktion zu entfernen?
  • Im Stall sind einige Pferde viel zu dick. Ob die Besitzerinnen wissen, dass die Pferde davon ernsthaft krank werden können? Könnten wir dazu vielleicht ein Info-Plakat erstellen, das über die Gefahren von Übergewicht bei Pferden aufklärt?
  • Auf dem Stallturnier sieht man jedes Jahr sehr unschöne Szenen. Wie könnten wir das für das kommende Turnier vermeiden? Ob wir vielleicht einen Fairness-Preis ausschreiben? Oder vielleicht könnten einige Leute als „Fairness-Coaches“ herumgehen, die dann solche Reiter/innen ansprechen, die brutal zu ihren Pferden sind?

Dies sind nur einige Beispiele, sicher fallen Euch noch viele, viele mehr ein!

Keine Frage, es ist unbequem, hinzuschauen und Missstände zu benennen. Und ja, es ist manchmal auch recht aufwändig, etwas gegen sie zu tun. Wenn wir aber im Kleinen damit beginnen, wird vieles möglich.

Wir sind überzeugt davon, dass viel Schlimmes nur deshalb geschieht, weil wir alle viel zu oft wegschauen und uns entscheiden, nichts zu tun. Dabei bieten Missstände immer auch Chancen! Einmal Chancen zu Verbesserungen, aber auch Chancen dazu, mit anderen ins Gespräch zu kommen, durch tolle Aktionen das Stallklima zu verbessern und ja, auch die Möglichkeit, selbst viel dazuzulernen. Wenn alle ein bisschen etwas tun, wird es eine Welle an Aktionen und Veränderungen geben, denn jede/r von uns kann viel mehr tun, als uns oft bewusst ist.

15. April 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz 5 Kommentare »

Nochmal ganz von vorn…

Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich meinen Anthony mit gut 3 Jahren bekommen und selbst ausgebildet habe. Longiert wurde er nach unserem Longenkurs und diente als positives Beispiel durch manches Foto im Kurs. Er kann es also durchaus, der Kleine…

Longieren ist doof!

Irgendwann im letzten Jahr entschied Anthony, dass Longieren doof ist. Auslöser mag eine Lahmheit in der Hinterhand gewesen sein oder eine andere Unpässlichkeit. Vielleicht kam er aber auch einfach so auf die Idee, sich dem Longieren von einen Tag auf den anderen zu verweigern: Er stellte sich bei jedem Versuch massiv nach außen und zog nach außen weg.

Zuerst gab ich ihm einfach eine Pause und ließ die Lahmheit behandeln. Ich suchte mir natürlich auch Rat und Unterstützung und reflektierte, was ich tat, selbst dachte und fühlte, wenn es um das Longieren ging. Ich probierte verschiedene Kappzäume und auch ein einfaches Halfter, korrigierte meine Hilfen, meine Position und was weiß ich noch was. Zähne wurden natürlich auch gecheckt (und anderes mehr).

Nichts half, Anthony fand Longieren doof und Punkt. (Dazu ist vielleicht interessant, dass er in der Freiarbeit durchaus bereit und auch fähig war und ist, wundervoll auf dem Kreis in Stellung und Biegung zu laufen.) Letztlich ratlos akzeptierte ich sein Nein und hörte ganz auf, ihn longieren zu wollen.

Oder vielleicht auch nicht?

Nun befasse ich mich aktuell gerade intensiv mit dem Clickern. Ich bin schon seit langem von diesem Ansatz in der Pferdeausbildung überzeugt, aber wirklich systematisch habe ich das Clickern selbst noch nicht genutzt. Ja, um mal einige Tricks zu vermitteln und auch um gute Sachen zu loben, ja, aber leider (!) eben bisher nicht in der Intensität, wie ich es eigentlich sinnvoll fände. Tja, und nun dachte ich mir, ich könnte ja einfach mal probieren, was passiert, wenn ich das Clickern tatsächlich mal systematisch zum Longieren nutze. Nach ich-weiß-nicht-wie-vielen Monaten und der inneren Bereitschaft, noch einmal ganz von vorne zu beginnen, nahm ich also Anthony an die Longe. Seine Reaktion war prompt und deutlich: „Wie doof ist das denn schon wieder!“ – Außenstellung und Grummelgesicht inklusive.

Es half mir sehr, dass ich die Sache eigentlich schon komplett aufgegeben hatte, so hatte ich keinerlei Erwartungen und nahm ihm sein Verhalten auch nicht übel. Ich ließ ihn, als wäre er ein vollkommen unerfahrenes Jungpferd, in seiner extremen Außenstellung laufen und begleitete ihn an der locker durchhängenden Longe. Einfach so, ohne zu zuppeln, ohne zu beeinflussen und vor allem ohne mich in meiner Stimmung zu verändern. Ich tat nur eines: ich wartete geduldig.

Worauf? Darauf, dass ihm die Sache zu unbequem werden würde (denn den Kopf so stark nach außen zu halten, ist ganz schön anstrengend). Nach einer ganzen Weile sah Anthony das auch so und drehte seinen Kopf so, dass er annähernd gerade gerichtet war. CLICK und Belohnung. Überraschter Blick beim Pferd.

Weiter ging es damit, dass ich ihn nur begleitete und jedes Bisschen mehr an Innenstellung clickerte und belohnte. Ich kann nicht genau sagen, wie lange es dauerte, vielleicht waren es zehn Minuten, sicher nicht viel länger, und mein kleiner Longenhasser lief in manierlicher Innenstellung auf verschieden großen Kreisen um mich herum. Mehr noch: Seine Augen waren rund, sein Maul entspannt, fast hätte man sagen können: er sah gut gelaunt aus!

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8. April 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Longieren 15 Kommentare »

Ein Wagnis

Ich habe letzten Mittwoch etwas gewagt, von dem ich nicht gedacht hätte, dass ich es tun würde. Eigentlich hatte ich mit Kursen für meine Pferde abgeschlossen. Aramis habe ich versprochen, dass er nie wieder etwas tun muss, was er nicht will und Anthony macht eh nichts, was er nicht will 😉 – … warum da also noch über eine aktive Kursteilnahme nachdenken, in der ich mich und meine Pferd doch sicher wieder nur unter Druck setzen würde?

Was aber, wenn dann direkt am eigenen Stall ein wirklich spannender Kurs veranstaltet wird, in dem dann auch noch genau ein freier Teilnehmerplatz da ist? Tja, da habe ich es gewagt und habe doch mitgemacht.

Ich habe die Entscheidung bis zur Vorstellrunde aufgeschoben, weil ich so unsicher darüber war, ob ich es noch mal versuchen soll. Ich habe leider schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht und bin gerade in Kursen immer wieder in Situationen gekommen, die ich später bereut habe. Außerdem habe ich meine Erwartungen an meine Pferde sehr reduziert. Was sollte ich da nun als aktive Teilnehmerin?

Ich sollte gute Erfahrungen sammeln, glaube ich, und die möchte ich hier mit Euch teilen.

Ein Clickerkurs – und wir machen mit!

Es handelte sich um einen Clickerkurs für Fortgeschrittene bei Marlitt Wendt.

Ich entschied mich also buchstäblich in letzter Minute noch sehr skeptisch, tatsächlich aktiv mit Anthony mitzumachen, denn mit ihm ging ich davon aus, dass  eigentlich nur das Übliche schief gehen konnte, nämlich, dass mich mein Pferd auflaufen lässt (aber wenigstens nicht wie bei Aramis, dass ich ihn aus Versehen doch missbrauche). Am Ende hatte ich dann mit beiden aktiv mitgemacht und keine Minute davon bereut.

ClickerkursZum einen lag es an der tollen Atmosphäre im Kurs, die Marlitt erschuf. Unermüdlich und konsequent auch bei uns Menschen nur auf das Positive achtend, fühlte ich mich sofort wohl und sehr liebevoll begleitet. Keine Angst, kein Stress, kein Druck – was für ein Lernerlebnis!

ck3Dann war das, was Marlitt vermittelte nicht nur unglaublich interessant, sondern auch wirklich hilfreich! Ich habe selten in einem Kurs so viel für mich mitnehmen können – Bekanntes aus neuen Blickwinkeln betrachtet und mit neuen Anregungen bereichert, toll! Ich kam wieder in Kontakt damit, wie gerne ich eigentlich lerne, über Pferde, den Umgang und das Miteinander. Und wie schade es ist, dass ich mich immer mehr zurückgezogen hatte, weil so viele vorherige Lernerlebnisse enttäuschend und frustrierend waren.

ck4Das Schönste war aber für mich, dass Marlitt eine Trainerin ist, die nicht nur eine Methode bietet, sondern die Mensch und Pferd mit deren Eigenheiten und der ihr ganz eigenen Geschichte sieht und würdigt. Da war keiner, der mir das Gefühl gab, dass ich bisher nur Mist gemacht hatte und dass ich es eben „einfach nur so und so“ machen müsse und dann sei alles gut. Das tat mir einfach nur gut und ich konnte mich öffnen. Konnte zuhören und annehmen. Und damit ganz viel für uns mitnehmen.

Ich möchte mit diesem Beitrag Marlitt ein Dankeschön senden und ich wollte diese Erfahrung mit Euch teilen. Vielleicht macht sie Euch Mut, Euch immer wieder neu einzulassen auf die Chance, gute Erfahrungen zu machen! Das ist übrigens etwas, das ich am besten von meinem Aramis lernen kann …

Clickerkurs

25. März 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Sonstiges 7 Kommentare »

Gegen die Ohnmacht…

Es gibt Themen, über die wir hier noch nicht geschrieben haben. Unschöne, unbequeme Themen, mit denen sich keiner gern befasst. Ich denke an Texte darüber, wie viel Gewalt Pferden im täglichen, „ganz normalen“ Umgang angetan wird und wie viel, wenn es um das Gewinnen von Preisen oder das Geldverdienen geht. Oder darüber, wie wenig artgerecht viele Pferde gehalten werden, wie schlecht die Ernährung oft ist und wie viel Leid durch Unwissenheit oder Ignoranz verursacht wird. Wir haben auch bisher kaum beleuchtet, wie unpassend oder schlicht und einfach fies die Ausrüstung oft ist, so dass viele Pferde unter Schmerzen gearbeitet werden. Und wir haben bisher auch so gut wie nicht über ganz offensichtliche Fälle von Tierquälerei geschrieben, die klangvolle Namen wie „Rollkur“ oder „Barren“ oder „Blistern“ haben.

Über all das haben wir bisher nicht geschrieben, weil wir uns mit der Gründung von „Wege zum Pferd“ das Ziel gesetzt haben, etwas Positives in die Welt zu bringen, um das Gute zu stärken. Wir wollten nie mit den Fingern auf andere zeigen, sondern wir wollen hier das weitergeben, was wir aus unseren eigenen Fehlern gelernt haben. Wir wollen Mut machen und Kraft geben.

Eine moralische Frage?!

Aber immer wieder kommt in uns die Frage auf, ob man wirklich einfach all die unbequemen Themen meiden darf? Darf man die Rollkur auf einer Seite wie „Wege zum Pferd“ einfach ignorieren? Ist es angemessen, die vollkommen normale Gewalt in Reitställen einfach nicht zu benennen? Wird das Pferde-Elend besser, wenn man nicht darüber schreibt? Wenn man in seiner Ohnmacht bleibt, weil man das Gefühl hat, doch nichts ausrichten zu können?

Die ehrliche Antwort muss wohl lauten: nein, damit wird nichts besser. Aber einfach nur loszupöbeln und anzuklagen, mit Horrorgeschichten und -bildern zu schocken oder Predigten zu halten, um andere zu bekehren, all das geht auch nach hinten los.

Was also tun?

Erstmal über mich schreiben

Der erste Schritt für mich ist das zu tun, was ich am besten kann: über ich selbst schreiben. Mein Tun reflektieren, in der Hoffnung, damit zum Nachdenken anzuregen.

Ich habe das Reiten in einem Stall gelernt, in dem es alles andere als pferdefreundlich zuging. Ich habe gelernt, Pferde zu treten (man nannte es treiben), zu schlagen (ja, auch ausdrücklich im Unterricht), am Zügel zu reißen (als eine „Hilfe“) und dergleichen mehr. Zu gerne würde ich annehmen, dass ich einfach nur Pech hatte, dass ich in einen solchen Stall geraten bin, aber leider ist das nicht der Fall. Leider sind meine frühen Erlebnisse, obwohl schon solange her, auch heute noch überall im Land anzutreffen.

Während man früher dem faulen Bock zeigen sollte, wo es langgeht, werden Pferde heute als „dominant“ bezeichnet und dafür verdroschen. Während man sich früher von der irren Ziege nichts gefallen lassen sollte, muss man heute „Chef“ spielen, damit die Pferde wissen, mit wem sie es zu tun haben. In der Summe kommt es auf dasselbe heraus: auf Gewalt.

Ich bin also nicht besser als die, denen ich heute falsches Verhalten vorwerfe. Habe ich nun deshalb kein Recht, etwas zu sagen oder steht es mir vielleicht gerade erst recht zu, Missstände zu benennen? Vielleicht weil ich mein Verhalten hinterfragt und geändert habe. Weil ich bereit war, dazuzulernen. Weil ich verstehe, wie es zu Gewalt gegenüber Pferden kommt und weil ich in vielen Fällen mit Rat und Ideen helfen könnte, dass das nicht passieren muss.

Sollte ich da tatsächlich meinen Mund halten, weil mich das alles nichts angeht und ich mich gefälligst um meine eigenen Sachen kümmern soll?

Was ich bedauere

Ich bedauere es aus tiefstem Herzen, dass früher niemand zu mir gekommen ist und mir gesagt hat, dass falsch ist, was ich tue. Dass ich die Tiere, die ich so liebe, ungerecht und schlecht behandelt habe. Dass ich meinen Ehrgeiz und Frust an ihnen ausgelebt habe. Dass ich Reiterfehler und Unwissenheit durch Herrschsucht und Gewalt kaschiert habe.

Tatsächlich hat mich nie jemand gebremst, um mir andere Wege zu zeigen. Niemand außer mein schlechtes Gewissen, denn natürlich wusste ich, dass nicht richtig sein kann, was ich tat. Im Gegenteil, wie oft wurde ich um Rat oder Unterricht gefragt, weil ich so gut mit Pferden klar kam…

Eine noch offene Frage

Es ist noch eine offene Frage für mich, wie unser Engagement hier auf unserer Seite zu diesen Themen konkret aussehen kann, ohne dass wir uns zu Moralaposteln aufspielen und damit genau die Menschen in die Defensive bringen, die wir gerne erreichen würden. Denn genau das passiert fast immer bei Kritik: Sie wird als Angriff gesehen und darauf folgen Gegenangriffe. Das hilft niemanden, am wenigsten den Pferden.

Mit „Wege zum Pferd“ haben wir eine Plattform aufgebaut, auf der wir zu allen möglichen Themen Alternativen und Lösungen aufzuzeigen versuchen. Das hat schon bei vielen ein Umdenken und Handlungsänderungen auslösen können, worüber wir uns riesig freuen. Und ich denke, genau das nun noch konsequenter weiterzuführen, könnte der richtige Weg sein.

Mit diesem Beitrag nehme ich einen Anlauf für weitere Texte. Ich habe dazu eine neue Blog-Kategorie „Engagement und Pferdeschutz“ eröffnet, denn ich denke, es wird einiges folgen. Ich hoffe, dass wir inzwischen fit genug im konstruktiven Denken sind, dass wir Wege finden, über Missstände zu schreiben, die es gerade denen ermöglichen, sich auf die Themen einzulassen, die diese Missstände mittragen. So denke ich darüber nach, zu verschiedenen Problemfeldern praktische Handreichungen zum Umdenken und vor allem alternativen Handeln bereitzustellen, die man ausdrucken und aufhängen oder verteilen kann.

So etwas hätte ich jedenfalls gelesen und es hätte den Pferden vielleicht manches ersparen können, was meint Ihr? Ich bin für Ideen, Anregungen und Themenwünsche sehr offen!

mitaramis

19. März 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz 32 Kommentare »

Mach mich glücklich!

Ich möchte noch einmal das Thema „Erwartungshaltung“ aufgreifen und einen Aspekt gesondert beleuchten, da ich zumindest von mir weiß, dass er über lange Zeit ziemlich beherrschend in der Beziehung zu meinen Pferden war. Es handelt sich um eine wohl meist unbewusste Erwartung, die aber meiner Ansicht nach für sehr viel Leid in der Pferdewelt (auf beiden Seiten!) verantwortlich ist: Und zwar ist das die Erwartung, dass unser Pferd uns glücklich machen soll.

 Wie andere Tiere auch werden Pferde oft unbewusst als Ersatz für alles Mögliche eingesetzt:

  • Sie sollen unsere Freunde sein,
  • einen Partner ersetzen (oder das, was in einer Partnerschaft fehlt),
  • sie sollen uns dabei helfen, dass wir erfolgreich sind und Anerkennung bekommen,
  • oft sind sie ein Kindersatz oder
  • sie werden gar zum Sinn des Lebens …

Was auch immer die unbewussten Motive und Muster bei jedem einzelnen sind, unter dem Strich steht der schmerzliche Wunsch oder auch die klare Forderung, dass unser Pferd uns bitteschön glücklich machen soll. Dafür haben wir es schließlich, oder?

Ja, natürlich schaffen wir uns Pferde an, um mit ihnen Freude zu haben, schöne Stunden zu erleben oder auch um bestimmte Ziele zu verwirklichen. Aber kein Pferd der Welt kann all die Löcher in uns stopfen, die wir oft in dieser so meist hoch emotionalen Beziehung zu füllen versuchen.

  • Wenn uns im Leben Anerkennung fehlt, darf nicht der Reit- oder Turnierplatz der einzige Ort sein, wo wir diese suchen.
  • Wenn wir einsam sind, kann ein Pferd nicht zum alleinigen Ansprechpartner werden.
  • Wenn uns körperliche Nähe fehlt, dürfen wir diese nicht allein beim Pferd zu erfüllen suchen.
  • Wenn wir einen Sparringspartner suchen, um unsere unterschwelligen Aggressionen auszuleben, dürfen wir dazu nicht unser Pferd missbrauchen.
  • Wenn uns unser Leben sinnlos erscheint, dürfen wir nicht unser Pferd zum Mittelpunkt von allem machen.

Ich formuliere das ganz bewusst so scharf, weil ich für mich zu diesen Erkenntnissen gekommen bin. Ich habe alles Mögliche versucht, über meine Jungs auszuleben oder zu bekommen. Damit habe ich sie sehr oft bedrängt und überfordert, was allein schon unschön ist. Aber vielleicht noch entscheidender: Ich habe dort weder das bekommen, was ich suchte, noch konnte ich die Geschenke wirklich würdigen, die sie mir gaben.

Ich weiß heute, dass meine unbewussten und unangemessenen Erwartungshaltungen an meine Pferde unser Miteinander oft vergiftet haben. Je besser es mir gelingt, meine Muster zu erkennen und FÜR MICH SELBST zu sorgen, desto besser gelingt es mir, auch für meine Pferde zu sorgen. Ihnen angemessen und pferdegerecht gegenüber zu treten und mit offenem Herzen das annehmen zu können, was sie mir schenken.

Ich schreibe hier ausdrücklich über mich selbst, aber vielleicht kann diese kleine Selbstreflexion mal wieder einige Denkanstöße bei Euch auslösen und den einen oder anderen Knoten lösen.

11. März 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 13 Kommentare »

Fitte Hafis

Neulich wurde ich von einer Bekannten gefragt, wie es denn eigentlich meinen Jungs geht. Ich ließ Bilder sprechen, die ich Euch nicht vorenthalten will:

wild6wild7wild13wild1wild9wild11Also, meiner Einschätzung nach, geht es den beiden bestens, was meint Ihr? 😀

11. Februar 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Sonstiges 7 Kommentare »

Kinderspielzeug?

Wenn ich auf das letzte halbe Jahr zurückschaue, so muss ich sagen, dass das die unbeschwertesten, ja, vielleicht sogar glücklichsten Pferdemonate waren, die ich je hatte. Und zwar nicht, weil ich so viel Spektakuläres und Tolles erreicht habe. Ich habe keine Preise gewonnen, keine Trainingsfortschritte gemacht und keine neuen Lektionen erreicht. Nichts dergleichen kann ich vorweisen.

Nein, diese Monate waren deshalb gut, weil ich tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben meine Pferde einfach Pferde sein lassen kann.

Was so einfach hingeschrieben ist, ist das Ergebnis unzähliger Selbstreflexionen nach geweinten Tränen, Wutanfällen, Ungerechtigkeiten und vielem Mist, den ich gemacht habe. Mir ist eines klar geworden: Ich habe mit dem Reiten angefangen als ich 10 war. Mit 10 hat man die Vorstellung, die ganze Welt müsste nach der eigenen Pfeife tanzen und Pferde sind ein Barbie-Puppen-Ersatz – zumindest muss ich zugeben, dass es für mich so war. Statt mit meinen Stofftieren zu spielen, fühlte ich mich zu echten Pferden hingezogen und ich betüddelte sie wie meine Puppen. Aber ich wollte auch, dass sie genauso funktionieren wie mein Spielzeug.

Während ich im Zusammensein mit Pferden lernte, mich um sie zu kümmern, sie zu versorgen, sie zu putzen, zu führen und zu reiten, lernte ich eines leider erst sehr viel später: wirklich anzuerkennen, dass Pferde weder Spielzeuge noch ein Sportgeräte sind. Dieser Erkenntnisprozess kam in quälend kleinen Schritten und dauerte lange. Selbst bis noch vor kurzem hatte ich klare Erwartungen an meine Pferde. Sicher schon gemäßigter als früher und ja, ich war inzwischen auch schon toleranter und offener für ihre eigenen Ansichten, aber von der Grundsache her wollte ich noch immer, dass sie, tja, ich muss es wohl so formulieren, wenn ich ehrlich sein will: funktionieren. Schließlich tat ich doch alles für die beiden, oder etwas nicht? Alles erdenklich Mögliche, damit es ihnen gut geht, damit sie motiviert sind, fit und gesund.

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4. Februar 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 33 Kommentare »

  • Über Tania Konnerth

    Mitgründerin und aktuelle Betreiberin von "Wege zum Pferd".

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