Doppellonge mal anders: das Fahren vom Boden

Auf unseren Beitrag zum Thema Bodenarbeit mit Pferden haben wir einen Beitrag von Gesine bekommen, der sicher eine schöne Inspiration für viele ist, die mal Lust darauf haben, am Boden etwas Neues auszuprobieren. Wir selbst kennen das unter „Langzügelarbeit“ bzw. „Fahren vom Boden“ und stellen das ausführlich in unserem Aufbaukurs zum Longenkurs vor. Diese Arbeit ist grundsätzlich eine wirklich nette Ergänzung zu den bereits bekannteren Bodenarbeitsweisen und eignet sich hervorragend dazu, Pferde fit zu halten (ob reitbar oder nicht).

fabHier also nun Gesines Text:

Die Arbeit an der Doppellonge kennt man ja; hier in Norwegen bin ich aber einer ein bisschen anderen Art der Doppellongen-Arbeit begegnet, die hier für viele, besonders Jungpferde in der Ausbildung, egal ob zum Reit- oder Fahrpferd, angewandt wird. Genannt wird das tømmekjøring, ”Fahren mit Leinen”, oder besser: Fahren ohne Wagen. Natürlich wird das erstmal in der Bahn geübt, das Pferd an die Leinen gewöhnt, an die Führposition hinter dem Pferd und grundlegende Kommandos. Manche hören da auch schon wieder auf, aber dann, finde ich, wird es erst spannend. Dann geht es nämlich raus, auf die Wege, rauf und runter, rechts und links.

  • Vorteile gegenüber dem Führen: Das Pferd hat mehr Platz um sich herum, man kann schmale Wege entlang balancieren, es macht nichts, wenn das Pferd mal zur Seite hüpft; es bekommt dann nicht automatisch einen Ruck am Strick oder hüpft einen selbst über den Haufen, es kann seinen Weg in unebenem Gelände selber suchen. Auf offenen Flächen kann man auch gerne mal eine Runde oder zwei im Trab doppel-longieren, wenn man denn möchte.
  • Vorteile gegenüber dem Fahren: Man braucht keinen Wagen. Man kann alle möglichen Wege und Pfade entlanggehen, man kann im Wald klettern, ohne das Pferd zu behindern, ein paar unkontrollierte Bewegungen des Pferdes bringen einen nicht gleich in Lebensgefahr. Man kann Steigungen zum Intervall-Training nutzen, ohne dass das Pferd Gewicht ziehen muss. Dabei kann man das Pferd quasi nicht physisch überfordern, denn man läuft ja selbst jeden Meter mit, und normalerweise haben unsere Pferde uns ja einiges voraus in Sachen Kondition.
  • Vorteile gegenüber dem Reiten: Das Pferd kann sich ohne Gewicht bewegen, man ist auf minimale Hilfengebung angewiesen, das Pferd lernt, selbstständig Gefahrensituationen einzuschätzen. Reiter, die nicht hundertprozentig ausbalanciert sitzen, können so trotzdem Natur und Landschaft gemeinsam mit ihrem Pferd genießen. Man selbst lernt, sehr kleinschrittig zu trainieren, denn sollte man das Pferd mental überfordern – wird es z.B. nicht an Autos gewöhnt, bevor man an die Landstraße geht o.Ä. – ja, dann geht man alleine nach Hause. Aus meiner Erfahrung ist es nicht möglich, ein Pferd an den Leinen zu behalten, wenn es das nicht will, weder mit Halfter, Sidepull noch mit Trense. (Die Verwendung von schärferen Gebissen oder Zäumungen schließt sich eh aus). Also empfehle ich, mit einem leichten Zaum ohne Gebiss zu arbeiten, damit, wenn das Pferd mal tatsächlich auf dem Hacken kehrt macht und nach Hause rennt, es nicht zu Verletzungen im Maul kommt, sollte das Pferd auf die Leinen treten.

Herzlichen Dank an Gesine und nun die Frage in die Runde: Wer hat damit schon Erfahrungen gemacht und mag berichten? Gibt es Tipps oder weitere Anregungen? Wir sind gespannt!

14. April 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Arbeit an der Hand, Jungpferdausbildung, Longieren 12 Kommentare »

Beginne nie mit dem Zielbild

„Beginne nie mit dem Zielbild!“ – so lautet ein Leitsatz aus dem Clickertraining. Tatsächlich aber ist dieser Leitsatz nicht nur für das Clickertraining wichtig, sondern für die gesamte Pferdeausbildung. Leider wird er viel zu häufig vernachlässigt…

Beginne nie mit dem Zielbild!

Was ist mit diesem Satz gemeint?

Natürlich haben wir alle, wenn wir eine Lektion mit einem Pferd erarbeiten wollen, ihre korrekte Ausführung im Kopf. Wir denken also z.B. an ein perfektes Angaloppieren, an einen perfekten Zirkel im Trab oder an ein korrektes Schulterherein. Eine klare Vorstellung von dem zu haben, was wir uns erarbeiten wollen, ist gut, denn unsere inneren Bilder geben uns die Richtung vor. Aber eben nur die Richtung. Wir können ein Ziel anstreben, aber nicht mit diesem Ziel beginnen.

Ein guter Trainer oder Pferdemensch unterteilt deshalb jede Übung in möglichst viele Teilschritte und geht dann ganz kleinschrittig an eine Übung heran. Erst wenn ein Teilschritt vom Pferd verstanden wurde, geht er einen Schritt weiter. Manchmal muss man sogar wieder einige schon erreichte Teilschritte zurückgehen, denn Lernen ist kein geradliniger Vorgang, sondern findet in Wellen statt.

Dieses Vorgehen erspart vieles an sogenannten Widersetzlichkeiten, die entstehen, wenn ein Pferd eine Aufgabe nicht versteht oder überfordert ist. Es verhindert, dass das Pferd Fehler macht und dadurch demotiviert wird. Und es ermöglicht ein schönes Miteinander von Mensch und Pferd, da sich der Mensch auf diese Weise dem Lern- und Versteh-Tempo des Pferdes anpasst.

Ein Beispiel

Schauen wir uns einmal in der Praxis an, wie ein solch kleinschrittiges Vorgehen aussieht. Es eignet sich nicht nur dazu, dem Pferd etwas ganz Neues beizubringen, sondern auch bereits Bekanntes neu aufzubauen, z.B. um einem Pferd eine eher ungeliebte Lektion schmackhaft zu machen. Als Beispiel nehmen wir das Rückwärtsrichten, das von vielen Pferden ungern ausgeführt wird.

Wollen Sie Ihrem Pferd z.B. das Rückwärtsrichten beibringen, so erwarten Sie nicht gleich zu Beginn, dass Ihr Pferd sofort einige Schritte rückwärts macht! Und das eben bitte auch dann nicht, wenn es diese Lektion eigentlich schon beherrscht. Gehen Sie zunächst von nichts aus und setzen Sie sich als ersten Teilschritt, dass Ihr Pferd seinen Körperschwerpunkt nach hinten umlagert. Mehr nicht!

Loben Sie es dafür und üben Sie diese Gewichtsverlagerung mehrere Male.

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13. November 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Aus dem Reitunterricht und Coaching, Aus der Bereiterpraxis, Clickertraining, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten, Umgang 6 Kommentare »

Buchtipp: Gymnastizierende Arbeit an der Hand“ von Oliver Hilberger

Gymnastizierende Arbeit an der Hand: Schritt für Schritt zu Losgelassenheit und Selbstvertrauen von Oliver Hilberger
Brunsbek: Cadmos Verlag, 2008. – 160 S.
ISBN 38618274493
ca. 20,- EUR (durchgehend farbig illustr.)

Die Arbeit an der Hand bietet nicht nur eine schöne Abwechslung zum Reiten, sondern darüber hinaus kann man mit ihr auf sanfte und wirkungsvolle Weise Lektionen vom einfachen Antreten bis hin zur hohen Schule erarbeiten. Davon kann man dann wiederum vom Sattel profitieren. Darüber hinaus ist die Arbeit an der Hand oft auch eine gute Alternative für Pferde, die nicht mehr voll belastet werden können und kann auch sehr gut in der Jungpferdausbildung eingesetzt werden.

Das vorliegende Buch bietet eine exzellente Einführung in die Arbeit an der Hand. Die reichlichen Foto-Illustrationen leiten die einzelnen Schritte anschaulich an, so dass dieses Buch eine gute Basis für das Selbststudium bietet.

 

30. Oktober 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Arbeit an der Hand, Buchtipps, Jungpferdausbildung 0 Kommentare »

Ein Weg zu Ruhe und Entspannung

Heute möchte ich mich einer Frage widmen, die mir immer wieder gestellt wird: Was kann man tun, wenn ein Pferd so aufgeregt ist, dass es sich kaum halten lässt, geschweige denn auf eine konzentrierte Arbeit einlässt?

Ich nutze in solchen Fällen zwei Übungen:

  • einmal die in meinem Longenkurs beschriebene Übung „Führen in Stellung“ (die eine Vorübung ist, mit der ich dem Pferd ein gutes Laufen an der Longe beibringe)
  • und zum anderen die hier schon einmal ausführlich beschriebene Übung Kopf tief.

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Diese beiden Übungen miteinander kombiniert eignen sich in meinen Augen sehr gut dazu, aufgeregte, hektische und unkonzentrierte Pferd zu entspannen.
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5. Mai 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Umgang 16 Kommentare »

Buchtipp: „Bea Borelles Pferdetraining“ von Bea Borelle

„Bea Borelles Pferdetraining“ von Bea Borelle
Stuttgart: Kosmos, 2002. – 213 S.
ISBN 3-440-08903-7
ca- 25,- EUR (gebunden, farbig illustriert)

Für alle, die die Bodenarbeit weiter vertiefen möchten.Hier geht es sowohl um Grunderziehung, wie um die Vorbereitung für das Leben unter dem Sattel, als auch um Spiel, Scheutraining u.v.m.

Mich begeistert Bea Borelles positive, verspielte und liebevolle Art!

 

 

20. April 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Buchtipps, Jungpferdausbildung, Reiten, Spiele & Co 0 Kommentare »

So erklären Sie Ihrem Pferd das Gebiss

Wie in meinem letzten Blogbeitrag ausgeführt, bin ich der Meinung, dass wir unseren Pferden das Gebiss erklären müssen, wenn wir wollen, dass es dieses Kommunikationsmittel akzeptiert und dass es das Gebiss vertrauensvoll annehmen kann. Hier zeige ich Ihnen, wie ich dabei vorgehe.

Wenn ich ein bereits mit Gebiss gearbeitetes Pferd in die Ausbildung bekomme, prüfe ich am Boden, wie das Pferd psychisch dem Gebiss gegenüber eingestellt ist und ob das Pferd an der Hand auf Signale am Zügel wunschgemäß reagiert. Die traurige Realität ist, dass der weitaus größere Teil der Pferde, die zu mir kommen, große Sorgen mit dem Gebiss haben und falsche Reaktionsmuster in sich tragen.
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13. Januar 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Ausrüstung, Reiten 19 Kommentare »

Hat Ihr Pferd eigentlich je das Gebiss erklärt bekommen?

Fast allen Pferden dieser Welt wird ein Stück Metall in das Maul geschnallt und es wird von ihnen erwartet, dass sie vertrauensvoll an dieses herantreten.

Auch wenn ich noch nie ein Gebiss in meinem Mund hatte, so habe ich doch Phantasie genug, mir vorzustellen, dass das erstmal nicht sehr angenehm ist. Es gibt genügend Untersuchungen die beweisen, dass eigentlich im Pferdemaul kein Platz für ein Gebiss ist und dem Pferd die Atmung und das Schlucken erschwert werden. Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass jemand an dem Gebiss zieht oder daran ruckt, stelle ich mir das mehr als unangenehm, ja sogar als eine sehr schmerzvolle Angelegenheit vor, Sie nicht?

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7. Januar 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Ausrüstung, Reiten 8 Kommentare »

Eine interessante Übungsreihe für mehr Schulterkontrolle

Ich arbeite mit meinen Jungs auch gerne an der Hand. Vom Boden aus lässt sich vieles leichter vermitteln und man kann dann beim Reiten erheblich von der bereits vorhandenen Basis profitieren.

Vor einigen Tagen entwickelte ich eine sehr schöne Übungsreihe, die exzellent dazu geeignet ist, Schulterkontrolle zu erlangen und das Pferd von der Vohand wegzubekommen. Voraussetzung ist, dass das Pferd bereits entspannt an der Hand läuft und sich in Volten biegen und stellen lässt ohne eilig zu werden. Später kann man die Übung dann auch gut reiten.
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18. Juli 2008 von Tania Konnerth • Kategorie: Arbeit an der Hand 9 Kommentare »

Wie Ihr Pferd lernt, die Trense zu nehmen

Als wir auf der Messe HansePferd waren, stand gegenüber von unserem Messestand ein hübscher Scheckhengst, der zweimal täglich für seine Vorführung unter den Sattel „fertig gemacht“ wurde, wobei Sie das „fertig machen“ in diesem Fall leider wörtlich nehmen dürfen…

Für diese Aktion waren jedes Mal drei Personen nötig. Es ging darum, das Pferd irgendwie mit Sattel und Trense auszustatten. Es hatte deutlichen Sattelzwang und auch das Auftrensen war purer Stress für das arme Tier. Alles geschah hektisch und mit viel Tadel für das Pferd. Entschuldigen Sie den harten Vergleich, aber für mich wirkte es eher wie eine Vergewaltigung als etwas anderes. Der Gesichtsausdruck des Pferdes zeigte so viel Stress und Leid, dass ich es nicht aus meinem Kopf bekomme.

Viele Pferde haben Satteln und Trensen als unangenehm, vielleicht sogar schmerzhaft kennengelernt und sagen seitdem mehr oder weniger „Nein“ zu dieser Prozedur. Und so beginnt für Mensch und Tier das Miteinander schon vor der der eigentlichen Arbeit mit Angst, Stress und Kampf. Viele Reiter nehmen diesen Zustand als gegeben hin.

Bitte machen Sie das nicht!
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22. Mai 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Arbeit an der Hand, Ausrüstung, Reiten 34 Kommentare »

  • Reitkurs

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    "Wege zum Pferd" wurde 2008 von Tania Konnerth und Babette Teschen gegründet und wird seit 2021 von Tania allein auf der neuen Seite weitergeführt.

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