Gedanken zum Thema Geduld
„Du musst immer mehr Zeit haben als dein Pferd!“
Dieser Spruch steht bei einer Nutzerin unseres „Wege zum Pferd“-Forums in der Signatur. Diese Worte drücken hervorragend aus, worauf es im Umgang mit Pferden ganz wesentlich ankommt: nämlich darauf, sehr viel Geduld zu haben.
Nun ist es mit der Geduld so eine Sache, denn die wenigsten von uns haben davon eine große Portion in die Wiege gelegt bekommen. Und so hat fast jeder Pferdebesitzer eine große Lernaufgabe vor sich, wenn er ein guter, geduldiger Pferdemensch werden möchte.
Wenn es einen Pferdemenschen an Geduld mangelt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit sein Pferd darunter zu leiden haben. Dieses Leiden kann sowohl die Psyche als auch die körperliche Gesundheit des Pferdes betreffen.
Schauen wir uns einmal an, wofür wir alles Geduld brauchen:
Wir brauchen Geduld, bis ein Pferd reif ist für seine Ausbildung.
Zuerst brauchen wir Geduld, dem Pferd die Zeit zu geben, die es braucht, um sowohl körperlich als auch geistig so weit entwickelt zu sein, das es in die Ausbildung als Reitpferd gehen kann. Dabei reicht nicht der Blick auf das Alter des Pferdes! Beginnen wir zu früh damit, ein Pferd zu belasten, obwohl es noch nicht die dafür notwendigen körperlichen Voraussetzungen mitbringt, gehen wir das Risiko ein, dass unser Pferd nicht lange als Reittier nutzbar sein wird. Ist das Pferd zwar körperlich reif für die Reiterbelastung, aber von seiner geistigen Entwicklung her noch nicht, so laufen wir Gefahr, das junge Pferd zu überfordern und damit Widersetztlichkeiten zu provozieren, die nicht auftreten würden, wenn wir dem Pferd noch ein paar Monate Weide mit seinen Spielkameraden gegeben hätten.
Wir brauchen in jeder Trainingseinheit die Geduld zu warten, bis das Lernumfeld stimmt.
Pferde können, genau wie wir auch, nur in einem entspannten Zustand ohne Angst und Stress gut lernen. Das Lernumfeld optimal zu gestalten, ist unsere Aufgabe. Dazu gehört einerseits, einen Ort für das Training zu wählen, an dem das Pferd sich sicher fühlt. Tut es das nicht, müssen wir es geduldig an diesen Ort gewöhnen. Weiterhin müssen wir dem Pferd mit unserer eigenen Ausstrahlung Vertrauen geben, das heißt, wir dürfen keinen Druck machen. Pferde spüren unsere Ungeduld sofort! Sie werden darauf mit Unsicherheit, Nervosität, und auch mit Widersetzlichkeiten reagieren. Es ist unsere Aufgabe, hier immer bei uns anzufangen und unsere Ausstrahlung zu verändern, damit unser Pferd sich wieder entspannen und beruhigen kann. Erst dann wird es wieder in der Lage sein, zuzuhören, um seine von uns gestellte Aufgaben überhaupt erfüllen zu können.
24. April 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang • 13 Kommentare »