Gedanken zum Thema Geduld

Du musst immer mehr Zeit haben als dein Pferd!“

Dieser Spruch steht bei einer Nutzerin unseres „Wege zum Pferd“-Forums in der Signatur. Diese Worte drücken hervorragend aus, worauf es im Umgang mit Pferden ganz wesentlich ankommt: nämlich darauf, sehr viel Geduld zu haben.

Nun ist es mit der Geduld so eine Sache, denn die wenigsten von uns haben davon eine große Portion in die Wiege gelegt bekommen. Und so hat fast jeder Pferdebesitzer eine große Lernaufgabe vor sich, wenn er ein guter, geduldiger Pferdemensch werden möchte.

Wenn es einen Pferdemenschen an Geduld mangelt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit sein Pferd darunter zu leiden haben. Dieses Leiden kann sowohl die Psyche als auch die körperliche Gesundheit des Pferdes betreffen.

Schauen wir uns einmal an, wofür wir alles Geduld brauchen:

Wir brauchen Geduld, bis ein Pferd reif ist für seine Ausbildung.

Zuerst brauchen wir Geduld, dem Pferd die Zeit zu geben, die es braucht, um sowohl körperlich als auch geistig so weit entwickelt zu sein, das es in die Ausbildung als Reitpferd gehen kann. Dabei reicht nicht der Blick auf das Alter des Pferdes! Beginnen wir zu früh damit, ein Pferd zu belasten, obwohl es noch nicht die dafür notwendigen körperlichen Voraussetzungen mitbringt, gehen wir das Risiko ein, dass unser Pferd nicht lange als Reittier nutzbar sein wird. Ist das Pferd zwar körperlich reif für die Reiterbelastung, aber von seiner geistigen Entwicklung her noch nicht, so laufen wir Gefahr, das junge Pferd zu überfordern und damit Widersetztlichkeiten zu provozieren, die nicht auftreten würden, wenn wir dem Pferd noch ein paar Monate Weide mit seinen Spielkameraden gegeben hätten.

Wir brauchen in jeder Trainingseinheit die Geduld zu warten, bis das Lernumfeld stimmt.

Pferde können, genau wie wir auch, nur in einem entspannten Zustand ohne Angst und Stress gut lernen. Das Lernumfeld optimal zu gestalten, ist unsere Aufgabe. Dazu gehört einerseits, einen Ort für das Training zu wählen, an dem das Pferd sich sicher fühlt. Tut es das nicht, müssen wir es geduldig an diesen Ort gewöhnen. Weiterhin müssen wir dem Pferd mit unserer eigenen Ausstrahlung Vertrauen geben, das heißt, wir dürfen keinen Druck machen. Pferde spüren unsere Ungeduld sofort! Sie werden darauf mit Unsicherheit, Nervosität, und auch mit Widersetzlichkeiten reagieren. Es ist unsere Aufgabe, hier immer bei uns anzufangen und unsere Ausstrahlung zu verändern, damit unser Pferd sich wieder entspannen und beruhigen kann. Erst dann wird es wieder in der Lage sein, zuzuhören, um seine von uns gestellte Aufgaben überhaupt erfüllen zu können.

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24. April 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 13 Kommentare »

Was tun, wenn das Pferd nicht “funktioniert“?

Ich gehe davon aus, dass 99 % aller Reiter/innen von einem harmonischen und gewaltfreien Umgang mit ihrem Pferd träumen. Traum und Realität gehen meistens dann auseinander, wenn etwas nicht so klappt, wie wir uns das vorstellen. Das Pferd geht beim Reiten nicht vorwärts? Dann werden oftmals Sporen und Gerte so eingesetzt, dass man von einer „feinen Hilfengebung“ nicht mehr reden kann. Das Pferd gibt den Huf nicht? Also wird es in den Bauch geboxt. Das Pferd zieht beim Führen zum Gras? Also wird am Strick geruckt. Wir alle geraten immer wieder in Situationen mit unseren Pferden, in denen wir nicht weiter wissen. Und genau in diesen Situationen wird häufig Gewalt angewendet.

Nun denke  ich aber, dass jeder, der ein Lebewesen (egal ob Kind, Hund, Katze oder ein Pferd) erzieht, sich im Vorfeld Gedanken darüber machen sollte, wie er mit schwierigen Situationen umgehen möchte.  Jeder muss grundsätzlich für sich entscheiden, welchen Umgang er mit seinem Pferd möchte und auch welchen Umgang er von anderen mit seinem Pferd toleriert. Und zu dieser Frage gehört für mich auch, sich darüber Gedanken zu machen, welche Einstellung man über die Nutzung von Pferden hat.

So habe ich zum Beispiel viel darüber nachgedacht, in wieweit ich meine Bedürfnisse nach Spaß, Entspannung und der Ausübung des Reitsportes über das Wohlbefinden eines Pferdes stellen darf.  Denn es ist ja leider so, dass es nicht alle Pferde genießen, geritten zu werden. Diese Pferde zeigen das dann zum Beispiel, indem sie nicht vorwärtsgehen mögen, eventuell auch bocken oder durchgehen und oft reicht ein Blick in das Pferdeauge, um zu erkennen, dass es dem Pferd, das gerade geritten wird, nicht gut geht.

Wenn ich also ein Pferd reiten möchte, muss ich mich entscheiden,

  • ob ich die Zeichen meines Pferdes, dass es ihm nicht gut geht, ignoriere und von meinem Pferd verlange, seinen Job zu tun,
  • oder ob ich bereit bin, meine Erwartungen herunterzuschrauben und dafür Sorge zu tragen, dass es dem Pferd gut geht.

Wenn ich z.B. einem Pferd, welches nicht gehen mag, mit Härte und Sporen vorwärts zwinge, habe ich zwar meinen Willen durchgesetzt, aber ich habe auch das „Nein“ des Pferdes ignoriert.

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10. April 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Umgang 15 Kommentare »

Das Apfelspiel

Haben Sie Lust darauf, etwas über die Persönlichkeit Ihres Pferdes zu erfahren? Dann lade ich Sie zu einem kleinen Ausflug in die Verhaltensbiologie ein. Verhaltensbiologen haben nämlich immer wieder interessante Ideen, durch die man einiges über seine Tiere lernen kann. Ein Beispiel dafür ist der so genannte Apfeltest.

Dabei wird ein Apfel in einen Eimer mit Wasser gelegt und dem Pferd angeboten. Nun beobachten die Verhaltensbiologen das Verhalten des Pferdes und leiten daraus vieles ab:

  • Wie schnell löst ein Pferd diese Aufgabe?
  • Welche Strategie wählt es zum Lösen der Aufgabe?
  • Ist es mutig?
  • Neugierig?
  • Lässt es sich schnell entmutigen?
  • Reagiert es frustriert?
  • Usw.

Wir fanden diesen kleinen Test so spannend, dass wir das Apfelspiel auch mit unseren Pferden durchgeführt haben.  Schauen Sie in diesem kleinen Film einmal, wie unterschiedlich unsere Pferde auf dieses kleine Spiel reagiert haben.

Und was macht Ihres?

27. März 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Spiele & Co 25 Kommentare »

Welche Reitweise ist die richtige?

Ich werde immer wieder gefragt, welche Reitweise ich als „die richtige“ ansehe. Das Bedürfnis dahinter, nämlich etwas Orientierung zu finden in der Vielfalt an möglichen Reitweisen, kann ich gut verstehen. Leider kann ich aber auf die Frage keine klare Antwort geben, denn in meinen Augen gibt es nicht „die richtige Reitweise“. Es gibt nur gutes und schlechtes Reiten, aber das eben unabhängig davon, welchen Sattel ich wähle oder wie ich meinen Reitstil nenne . . .

Auch ich habe lange nach der „richtigen“ Reitweise gesucht. Und so habe ich inzwischen so ziemlich jede Reitweise „durch“. Ich habe dabei viel gelernt, aber auch vieles gesehen und erlebt, was ich nicht möchte.

Welcher Reitweise ich heute angehöre? Schwer zu sagen! Ich würde mich wohl unter „an die klassische Dressur angelehnt“ einordnen. Zur Zeit bin ich gebisslos und im Westernsattel unterwegs, was aber kein Ausdruck meiner Reitweise ist sondern nur, dass mein Pferd damit am besten läuft. Ich nahm Unterricht bei guten Englisch-Dressur Trainern, ebenso wie bei klassischen Ausbildern und gäbe es in der Nähe einen guten Westernreitlehrer, würde ich auch gerne dort etwas „mitnehmen“. Leider habe ich aber auch in allen Sparten schon sehr viel Schlechtes und Trauriges gesehen.

Ich habe mir in gewisser Weise eine sehr individuelle Reitweise aus den Elementen zusammengepuzzelt, die mich überzeugt haben. Grundsätzlich bevorzuge ich eine Signalreitweise, da ich davon überzeugt bin, dass Dauerhilfen jeder Art nur zur Abstumpfung führen können. Ich möchte mein Pferd unter dem Sattel so arbeiten, wie ich es auch bei der Arbeit nach dem Longenkurs: langes Aufwärmen im Schritt über Biegung, Seitengänge, langsame Bewegung und von dort aus ins „Go“ gehen.

Unabhängig von der Reitweise achte ich auf sanfte Ausrüstung und vor allem auf weiches, pferdefreundliches Reiten. Alles was mit Anwendung von Kraft, Zwang und Schmerzen zu tun hat, lehne ich ab. Immer dann, wenn bei Widersetzlichkeiten des Pferdes darauf gesetzt wird, sich durchzusetzen oder eben „deutlichere Hilfen“ zu geben, hört für mich der gute Unterricht auf – und das eben auch wieder unabhängig von der Reitweise.

Eine kleine Checkliste

Hier habe ich eine kleine Checkliste erstellt, von der ich denke, dass sie hilfreich für die Beurteilung Ihres Reitunterrichts sein kann – und auch das losgelöst von der Reitweise:

  • Der Unterricht wird individuell auf Sie und Ihr Pferd abgestimmt und geht nicht nur nach (Reitweisen)Schema-F vor. Auch die Tagesform und Stimmung von Ihnen oder Ihrem Pferd wird berücksichtig.
  • Die Anleitungen sind anschaulich und verständlich; es ist für Sie nachvollziehbar, was und warum Sie eine Lektion ausführen sollen.
  • Der Reitlehrer erkennt, wenn Sie oder Ihr Pferd überfordert sind und sorgt dann für Entspannung bzw. wählt leichtere Übungen.
  • Sie und Ihr Pferd haben in der Reitstunde Freude an der Arbeit und den Übungen. Lässt das positive Grundgefühl nach, sorgt Ihr Reitlehrer dafür, dass Sie es wieder erlangen, macht eine Pause oder überlegt sich einen anderen Weg der Vermittlung.
  • Ziel des Unterrichts ist nie dass Sie sich auf Ihrem Pferd „durchsetzen“ und es dazu bringen, zu tun, was Sie wollen, sondern Sie lernen sich gemeinsam mit Ihrem Pferd neue Lektionen zu erarbeiten.
  • Sie haben das Gefühl, dass der Reitunterricht sowohl Sie als auch Ihr Pferd positiv fordert und fördert.

Wenn Sie einen Reitlehrer finden, der diese Punkte wenigstens zu großen Teilen erfüllt, dann halten Sie ihn fest – egal welcher Reitweise er oder sie angehört!

13. März 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching 13 Kommentare »

Das Wunder der Sternstunden

Kennen Sie das auch? Sie hatten gerade eine dieser absoluten Sternstunden zusammen mit Ihrem Pferd (dabei ist es ganz egal, ob Sie Ihr Pferd geritten sind oder ob Sie es longiert oder vielleicht Freiarbeit mit ihm gemacht haben): Es war alles so leicht. Die Verbindung zwischen Ihrem Pferd und Ihnen stand. Sie brauchten nur zu denken und Ihr Pferd tanzte unter bzw. neben Ihnen. Sie wollten gar nicht mehr aufhören, so schön war es 🙂

Das ist ein Gefühl, welches süchtig macht! Und dementsprechend will man es ganz schnell wieder genauso erleben. Also stiefelt man am nächsten Tag mit freudiger Erwartung zu seinem Pferd und erhofft sich dasselbe schöne Erlebnis, das man am Tag zuvor hatte. Aber genau das geht meiner eigenen Erfahrung nach zu 95 %  schief, denn am nächsten Tag klappt oft gar nichts mehr.

Wie oft ich das bei meinen Schülern/innen erlebt habe und wie oft ich selbst schon in diese „Wiederholungsfalle“ getappt bin! Und wie enttäuscht ich war, wenn es dann am nächsten Tag eben nicht so klappte, ja, teilweise war ich sogar ausgesprochen frustriert. Nach der Sternstunde dachte ich: „Jetzt ist der Knoten geplatzt“, oder „Jetzt können wir es endlich“, und dann stellte ich am Folgetag fest: „Nein, auch wenn es gestern geklappt hat, so heißt das noch lange nicht, dass es auch heute klappt.“

Die Sache mit den Erwartungen

Inzwischen habe ich erkannt, dass die Tatsache, dass eine Sternstunde nicht gezielt wiederholbar ist, nichts mit dem tatsächlichen Vermögen zu tun hat, sondern dass hier meine Erwartungen die entscheidende Rolle spielen. Wenn ich nämlich eine Sternstunde erwarte, kann ich sicher sein, dass sie ausbleibt.

Warum ist das so? Weil sich Erwartungsdruck und der Zauber einer Sternstunde widersprechen. Die absoluten Highlights mit unseren Pferden erleben wir meiner Erfahrung nach dann, wenn wir selbst locker und frei sind, wenn wir gelöst und entspannt sind. Dann, wenn wir eben gerade mit nichts Besonderem rechnen, sondern wenn wir in uns ruhen, fröhlich sind, die Zeit mit unserem Pferd genießen und kommen lassen können, was immer kommen mag.

Erwartungen hingegen verändern nicht nur unsere Ausstrahlung, sondern auch unsere Körperspannung. Pferde merken diese Unterschiede sofort, so fein sie auch sein mögen. Sie spüren unseren Muskeltonus, die Art, wie wir mit mehr Nachdruck Hilfen geben oder auch die Art, wie wir Fehler beantworten.

Während wir vielleicht am Tag zuvor kleine Fehler gar nicht wahrgenommen hatten, erkennen wir sie heute sofort, denn sie widersprechen dem Traumbild, was wir haben. Dass sie gestern auch da waren, wissen wir nicht, da wir sie nicht bewusst gesehen haben. Heute signalisieren wir dem Pferd: „Nein, das ist falsch“, und schon wird das Pferd unsicherer und traut sich vielleicht gar nicht mehr das, was es gestern gezeigt hat, anzubieten.

Unsere Erwartungen beeinflussen uns, unser Pferd und damit auch das Ergebnis. Es ist gut, positive Zielbilder im Kopf zu haben, aber fast noch wichtiger erscheint es mir, sie loslassen zu können. Denn: Sternstunden bekommt man nur geschenkt.

28. Februar 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Sonstiges 7 Kommentare »

Einfach, einfacher und noch einfacher …

Heute möchte ich Ihnen eine ganz simple Strategie mit großer Wirkung ans Herz legen. Wenn Sie diese Strategie in der Ausbildung und im täglichen Umgang mit Ihrem Pferd befolgen, haben Sie sehr wahrscheinlich

  • weniger Probleme,
  • weniger Streit,
  • weniger Widersetzlichkeiten

und statt dessen viel Erfolg und Harmonie im gemeinsamen Alltag.

Die Strategie heißt: Mach es einfach, einfacher und noch einfacher!

Wann immer Sie mit Ihrem Pferd in eine Situation kommen, in der etwas nicht funktioniert, in der Ihr Pferd nicht ausführt, was Sie von ihm wollen, oder es widersetzlich, ängstlich, nervös, störrisch etc. wird, denken Sie an diese Strategie, die nichts anderes sagt, als dass Sie als geduldiger Lehrer Ihres Pferdes nur überlegen müssen, wie Sie die geforderte Aufgabe für Ihr Pferd einfacher gestalten können.

Schrauben Sie Ihre Anforderungen konsequent so weit zurück, bis Ihr Pferd wieder in der Lage ist, etwas richtig zu machen, und loben Sie diesen richtigen Ansatz, sei er auch noch so klein. Von dort aus gehen Sie Schritt für Schritt wieder hin zu Ihrem Zielbild und schauen, wie weit Sie kommen. Wann immer es wieder zu Problemen, Widersetzlichkeiten und Fehlern kommt, machen Sie es wieder einfacher …

Ganz einfach, oder? 😉

14. Februar 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Longieren, Reiten, Umgang 6 Kommentare »

Immer nur meckern?

Kennen Sie das auch, was ich eine „Meckerbeziehung“ nenne? Bei Menschen sind das Paare, bei denen z.B. er ständig an ihr herumkritisiert oder sie ihn permanent annörgelt. Die Betroffenen merken es oft gar nicht, aber von außen fällt es einem sofort unangenehm auf.

Solche Meckerbeziehungen gibt es auch in der Pferdewelt – und da leider sogar sehr häufig. Achten Sie einmal bewusst darauf, wie oft Sie im Stall so etwas hören (oder vielleicht sogar selbst sagen?), wie: „Nun, steh doch mal still!“, „Lass das!“, „Hör auf damit!“, „Kannst du nicht einfach mal nur ruhig bleiben?“ oder auch die ständig ermahnende Nennung des Pferdenamens. Wie viel seltener hört man ein freundliches Wort, ein Lob oder etwas Liebevolles, nein, viel öfter wird gemeckert und genörgelt und das, oft ohne dass der Mensch sich darüber wirklich bewusst ist.

Aber was ist das Ergebnis einer solchen Meckerbeziehung? Ein unzufriedener Mensch, ein genervtes oder verunsichertes Pferd, keine schöne Atmosphäre und kein positiver Umgang.

Natürlich hat jede/r von uns mal einen schlechten Tag, an dem man eben nicht so gut drauf ist und entsprechend ungeduldig. Oft aber besteht die Grundenergie einer Pferd-Mensch-Beziehung aus einem ständigen Meckern auf Menschenseite und das ist schlecht für beide. Denn: Meckern bringt nichts. Es macht selbst nur immer noch unzufriedener und lässt das Pferd abstumpfen. So, wie auch wir Menschen bei Dauer-Nörgel-Beschuss abschalten, tun es auch Pferde. Das führt dann meist dazu, dass der Mensch noch mehr meckert, „um durchzukommen“.

Wenn Sie sich mit Ihrem Pferd in so einer Meckerbeziehung befinden und das ändern möchten, finden Sie hier dafür ein paar Tipps.

Selbstreflexion

Beobachten Sie sich im Umgang mit Ihrem Pferd zunächst für einige Tage einmal ganz bewusst. Nehmen Sie wahr, in welchen Situationen Sie normalerweise mit Ihrem Pferd meckern. Registrieren Sie Ihr Nörgeln, Ihre Kritik an Ihrem Pferd. Versuchen Sie, innezuhalten und Ihre automatischen (Mecker-)Reaktionen zu unterbrechen. Schimpfen Sie also nicht, sondern atmen Sie einmal tief durch und machen Sie sich eine Liste der Punkte, die Sie noch üben müssen. Wenn Sie z.B. merken, dass Ihr Pferd beim Aufsteigen am liebsten zehnmal anschnauzen würden, weil es nicht stehen bleibt, notieren Sie: Still stehen beim Aufsteigen üben.

Überprüfen Sie auch selbstkritisch, wie oft Sie vielleicht viel zu überzogen auf die Fehler Ihres Pferdes reagieren. Würde vielleicht auch ein leises, freundliches „Hooo“ reichen, wo Sie schon grob am Strick rucken?

Und seien Sie sich darüber bewusst, dass die Pferde uns spiegeln. Wenn Ihr Pferd besonders nervig zu sein scheint, kann es gut sein, dass Sie mit einer besonderen Anspannung in den Stall gekommen sind. Lösen Sie also, wenn Sie merken Sie befinden sich mal wieder auf der Meckerschiene, zunächst Ihre Stimmung auf. Atmen Sie ruhig und tief, werden Sie weicher, milder und freundlicher. Fragen Sie sich, wie Sie eine andere Ausstrahlung bekommen können, auf die Ihr Pferd positiv reagieren kann.

Überprüfen Sie auch, worüber Sie eigentlich meckern und ob das Verhalten wirklich „meckerwürdig“ ist. Ist es wirklich schlimm, wenn Ihr Pferd beim Putzen mal einen Schritt zur Seite macht und nach einem Heuhalm angelt? Darf es sich wirklich nicht die Nase am Anbinder schubbern, wenn es doch so juckt?

Und freuen Sie sich über jedes Mal, in dem Sie ein automatisches Meckern durch eine solche Selbstreflexion unterbrechen konnten – das ist der Anfang dafür, die Beziehung zu Ihrem Pferd zu ändern.

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31. Januar 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 19 Kommentare »

Hinter die Kulissen geschaut – mein Tag mit „Mein Pferd“

Haben Sie die Januar-Ausgabe der Zeitschrift „Mein Pferd“ gelesen? Wenn ja, kennen Sie wahrscheinlich schon den dort erschienenen Bericht zum Thema Longieren. Wenn nein, dann finden Sie ihn hier.

Da ich denke, dass für viele hier interessant ist, einmal hinter die Kulissen zu schauen und zu erfahren, wie so ein Artikel in einer Zeitschrift entsteht, berichte ich heute über meinen Tag mit „Mein Pferd“.

Ich hatte mit dem Chefredakteur der Zeitschrift „Mein Pferd“, Herrn Ilja van de Kasteele, schon hin und wieder telefonisch einen sehr netten Kontakt und wusste bereits, dass er gerne einen großen Bericht zum Thema Longenarbeit mit mir als Expertin herausbringen würde. Im Oktober wurde es dann tatsächlich ernst. Wir verabredeten, dass ich zu ihm nach Köln komme, um dort mit zwei Pferden, die mir zur Verfügung gestellt werden sollten, zu arbeiten.

In aller Herrgottsfrühe machte ich mich also auf die Reise nach Köln, wo ich am frühen Mittag eintraf. Auf der Fahrt war ich doch etwas aufgeregt. Wie wird der Tag verlaufen? Was für Pferde werden mir gestellt werden? Wird es mir mit den Pferden gelingen, zu zeigen, wie schön Pferde an der Longe gehen können, wenn sie nach dem Longenkurs gearbeitet werden? Eine Einheit ist dafür ja nicht gerade sehr viel Zeit …

Herr van de Kasteele und seine Mitarbeiterin holten mich vom Bahnhof ab und gemeinsam fuhren wir in den Stall, in dem das Shooting stattfinden sollte. Dort erwartete uns bereits die Redakteurin Inga Meyer, die den Artikel schreiben sollte und die mir auch die Pferde zur Verfügung stellte.

Bei den Pferden handelte es sich um die 19-jährige Stute Suleika, ein lettisches Warmblut und um den 7-jährigen Hannoveranerwallach Joe.

Joe

Zuerst musste der gute Joe an die Arbeit. An ihm erklärte und zeigte ich ausführlich das Konzept des Longenkurses. Zu Beginn ließ ich ihn auf beiden Händen am Halfter einige Runden traben, um mir ein Bild von seiner natürlichen Balance und Laufhaltung zu machen. Das sah gar nicht so schlecht aus. Er lief in recht schönem Takt und auch losgelassen, aber es mangelte deutlich an Biegung, Aufrichtung der Schulter und Hinterhandaktivität:

Die Arbeit nach dem Longenkurs beginnt

Es folgte das Anlegen des Kappzaums und ich begann mit der Überprüfung des Genicks mittels der Übung „Führen in Stellung“.

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17. Januar 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Longieren 18 Kommentare »

Aus der Fohlenschule: So bringen Sie einem Fohlen bei, sich führen zu lassen

In meinem Blogbeitrag von letzter Woche habe ich über meine Sichtweise zum Umgang mit Fohlen geschrieben und darüber, was sinnvoll ist, einem Fohlen schon früh beizubringen und was nicht. Was ich meinen Fohlen schon sehr früh beigebracht habe, ist das Sich-Führenlassen am Halfter. Wie ich das mit meinen Fohlen geübt habe, erkläre ich Ihnen heute.

Die Stricktechnik nach Linda Tellington-Jones

Ich habe meinen Fohlen das Geführtwerden so beigebracht, wie ich es in dem Video „Fohlen erziehen – sanft und konsequent“ von Linda Tellington-Jones gesehen habe.

Für die ersten Trainingseinheiten braucht Ihr Fohlen noch kein Halfter zu tragen. Sie brauchen nur einen ausreichend langen Strick. Zeigen Sie dem Fohlen den Strick und berühren es vorsichtig damit. Lässt es sich das gut gefallen, streichen Sie es am ganzen Körper mit dem Strick ab. Loben Sie viel!

Nun legen Sie diesen Strick wie eine Acht um den Körper des Fohlens. Die eine Schlaufe der Acht wird vorne um die Brust gelegt, die andere Schlaufe um die Hinterhand des Fohlens. Dort wo beide Schlaufen zusammentreffen, kurz hinter dem Widerrist des Fohlens, halten Sie den Strick. Wie das aussieht, sehen Sie hier:

(Bitte nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft. Da ich gerade nicht mit einem Fohlen dienen kann, übernimmt heute unser Starschauspieler Buddy die Rolle 🙂 )

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18. Oktober 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 3 Kommentare »

Wie viel und was soll man mit Fohlen machen?

Auf meinen Blogbeitrag „Gedanken zum Thema: Einsatz von “scharfen” Ausbildungsgegenständen“ bekam ich viele Reaktionen, für die ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. In einem von diesen Kommentaren fragte Susanne Folgendes:

Was mache ich z.B., wenn mein drei Monate altes Fohlen, das gerade lernen soll, auch mal von Mama weg aus dem Paddock geführt zu werden (dabei aber noch in ihrer Sichtweite) ohne erkennbare Anzeichen von Angst oder Unsicherheit, sondern dem Anschein nach eher ungehalten und ärgerlich, einfach nach ein paar Minuten anfängt an der Hand zu steigen? Wie soll ich dem entgegenwirken? Meine Stallbesitzerin – seit vielen Jahren Züchterin – rät mir dazu, sie bei Gelegenheit umzuschmeißen – wie wirke ich dieser womöglich beginnenden Unart entgegen, ohne Zwang auszuüben?

Wichtige grundsätzliche Fragen

Diese Frage wirft für mich verschiedene Aspekte auf, über die ich mir als Besitzer eines Fohlens Gedanken machen muss:

  • Ist es sinnvoll und richtig, ein drei Monate altes Fohlen von der Mutter wegführen zu wollen?
  • Wie viel sollte man generell mit Fohlen tun?
  • Was sollen/müssen Fohlen in ihren ersten Lebensmonaten lernen?
  • Welche Maßnahmen sind dafür geeignet?

An dieser Stelle eine Anleitung über den Umgang mit Fohlen zu schreiben, würde den Rahmen sprengen, aber einige Gedanken und eigene Erfahrungen möchte ich in diesem und in folgenden Blogbeiträgen niederschreiben und auch Susanne eine Antwort auf ihre Frage geben.

Meine kleine Friesenzucht

Ich hatte zu Beginn meiner Zeit auf meinem Hof in kleinem Rahmen Friesen gezüchtet. Ich habe also selbst einige Fohlen gezogen und sie die erste Zeit ihres Lebens begleitet. So musste ich mich zwangsläufig mit den obigen Fragen auseinandersetzen.

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11. Oktober 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 30 Kommentare »

  • Über Babette Teschen

    Mitgründerin von "Wege zum Pferd", ihr Angebot findet Ihr nun unter www.babette-teschen.de .

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