Damit Ihr wisst, über wen ich hier eigentlich schreibe, folgt hier eine kurze Vorstellung der Jungs:
Aramis bekam ich im Sommer 1999, damals siebenjährig. Ich hatte vor allem ein verlässliches, nettes Geländepferd gesucht, einen Kumpel eben. In der Bahn konnte er nicht viel, bevorzugt war er im Stechtrab und Schweinsgalopp unterwegs. Aber er war – und ist – eine Seele von Pferd, grundehrlich, motiviert und nervenstark. Er muss leider vorher schon viel Mist erlebt haben, da ihm z.B. das Gebiss großen Stress bereitete und er dazu neigte, sich in die Brust zu beißen.
Über die Jahre habe ich ihn mit der Hilfe meiner damaligen Reitlehrerin immer besser ausgebildet (erst „normal“, dann nach Philippe Karl). Und wir kamen richtig gut voran. 2004 bin ich umgezogen und habe hier dann erst einmal allein in der Bahn weitergemacht und bin da leider etwas übers Ziel hinaus geschossen. Von einem Tag auf den anderen verweigerte er die Mitarbeit in der Bahn. Ausreiten, longieren und Handarbeit gingen aber immer noch. Ich habe das „Nein“ meines Pferdes angenommen und wir sind in dieser Zeit vor allem im Gelände unterwegs gewesen. Dort habe ich mir mit ihm erarbeitet, auch mal ohne Kopfstück unterwegs zu sein und ich habe das freie Arbeiten kennen und lieben gelernt.
Seit Sommer diesen Jahres lernte ich Babette kennen und sie ermutigte mich, das Bahnreiten doch wieder anzugehen. Gemeinsam mit ihr konnten wir den Bahnarbeits-Knoten sehr schnell lösen und er ist jetzt wieder ganz der Alte – hoch motiviert, er strengt sich unheimlich an und läuft wieder wunderwunderschön. Meine Aufgabe besteht nun vor allem darin, achtsam zu sein und ihn nicht wieder zu überfordern. Ich gestalte unser Programm sehr vielfältig: Ausritte, mal lang und mit Tempo, mal bummelnd und entspannt, Arbeit in der Bahn mit und ohne Sattel, mit und ohne Gebiss, auch mal mit Dualaktivierung, mal mit Stangen, Longieren, Doppellonge, Handarbeit, Langzügelarbeit, Freiarbeit, Freispringen und auch Zirkuslektionen. So kommt keine Langeweile auf.
Meine Ziele für Aramis bestehen im Wesentlichen darin, dafür zu sorgen, dass er gesund und gut läuft. Gebäudebedingt bringt er einge Problemfelder mit, aber an denen lässt sich gut arbeiten. Gleichzeitig möchte ich lernen, behutsam mit seiner Motivation umzugehen – sie also schon auch zu nutzen, aber eben nicht mehr auszunutzen. Das ist manchmal nicht so einfach, wenn er so vieles anbietet.
Anthony kam im Sommer 2006 als Gefährte für Aramis zu uns, nachdem sein Herzenskumpel wegkam. Es war immer schon ein Traum von mir gewesen, selbst ein Jungpferd auszubilden, so entschied ich mir für den dreijährigen Anthony. Oder vielleicht entschied er sich auch für mich, denn von 30, 40 Jungpferden blieb er bei uns stehen, als alle anderen wieder ihren Dingen nachgingen.
Da ich ihn wirklich direkt aus der Jungpferdherde zu mir holte, war so gut wie roh. Gerade mal halfterführig (zumindest solange alles in seinem Sinn war), sonst war da nicht viel. Die ersten Monate bestanden in der Eingewöhnung und Grunderziehung (also: nicht beißen, nicht treten, mich nicht über den Haufen rennen oder durch die Gegend ziehen usw.). Hier habe ich vor allem die Freiarbeit genutzt, um eine beidseitige Vertrauensbasis aufzubauen.
Zum Winter 2006 hin fing ich dann mit Longieren und ein bisschen Handarbeit an und legte auch schon mal ein Pad oder einen Sattel drauf. Ende Januar 2007 saß ich zum ersten Mal auf dem Kleinen, das hatte sich spontan ergeben. Im Mai fing ich etwas systematischer mit dem Anreiten an, manches ging super, anderes nicht so, aber ich denke, das ist normal. Babette hilft mir tatkräftig bei der Ausbildung, wobei ich zur Zeit noch immer vor allem vom Boden aus mit ihm arbeite. Er ist gerade offenbar mitten in der Pubertät, da hat es nicht allzu viel Sinn, sich auf jeden Streit einzulassen. Auch für ihn gestalte ich das Programm abwechslungsreich: Freiarbeit, Handarbeit, Longieren, Stangentraining, Dualaktivierung an der Longe, hin und wieder auch mal reiten (bisher Schritt und Trab, Bahnfiguren, erste Seitengänge), Spazieren gehen, Freispringen und so nette Sachen wie „Luftballons zerknallen“ oder mit dem Gymnastikball spielen. Er ist ein wirklich cooler kleiner Kerl.
Es freut mich sehr, dass er sich langsam vom öfter mal schlecht gelaunten Teenager zu einem fröhlichen Pferdchen entwickelt. Häufig konnte ich ihm seine schlechte Laune schon von weiten ansehen, was aber immer seltener vorkommt. Vielleicht merkt er langsam, dass ich doch auch ein bisschen Unthaltungspotential zu bieten habe 🙂