Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 24: Wünsch’ dir was!
Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.
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Es ist mitten im Advent und ich frage Monty, was er sich denn von mir zu Weihnachten wünscht.
„Eine Möhre wäre fein.“, antwortet er prompt.
„Na, du bist ja bescheiden.“, sage ich.
„Es darf auch gern ein Kilo Möhren sein.“, fügt er schnell hinzu.
Ich lache. „Na, schauen wir mal, was ich machen kann, aber mal abgesehen von Möhren, Monty, gibt es etwas, dass du dir von mir wünschst?“
„Hafer.“, sagt er.
Ich schaue ihn an und sehe sein verschmitztes Grinsen.
„Also?“, frage ich.
„Ein Kilo Hafer?“
„Ach Monty, jetzt mal im Ernst. Ich möchte so gerne wissen, womit ich dir wirklich eine Freude machen kann. Also, ob es etwas gibt, dass du zu gerne mal erleben oder ausprobieren würdest. Überleg doch mal! Etwas, von dem du immer geträumt hast?“ Ich schaute ihn an. „Abgesehen von einer Wiese, auf der dir das Gras bis zum Bauch wächst.“
Monty sagt eine ganze Weile nichts, sein Blick ist in die Ferne gerichtet. Dann lacht er plötzlich leise in sich hinein.
„Ja? Ist dir was eingefallen?“ Ich bin ganz aufgeregt.
„Ach, nur eine dumme Kinderei.“, sagt er verlegen.
„Raus damit, Monty!“
„Ach, nein. Wissen Sie, das ist mir peinlich.“
Peinlich? Was kann einem Pferd denn peinlich sein, denke ich.
„Monty, nun sag schon, ich würde es wirklich gerne wissen.“
„Aber Sie dürfen nicht lachen und Sie dürfen es auch keinem weitersagen.“, fordert er und schaut mich ernst an.
„Niemals, Monty, dein Geheimnis ist sicher bei mir.“, sage ich und schaffe es, ernsthaft zu klingen, obwohl ich mir ein Schmunzeln kaum verkneifen kann. Wenn ich jetzt lache, erfahre ich es nie, da bin ich mir sicher.
Er schaut wieder in die Ferne.
„Ich wollte immer ein Indianer-Pony sein.“, sagt er nach einer Weile.
„Ein Indianer-Pony?“, rufe ich entgeistert und muss laut auflachen.
„Sehen Sie, es ist peinlich, ich wusste es.“
„Nein, nein, sorry, Monty, das ist nicht peinlich.“
„Sie haben gelacht.“
„Aber nur, weil es so unerwartet kommt.“
„Was meinen Sie mit unerwartet?“
„Na ja, Monty, du hast ein Stockmaß von 1,78m und wirkst eher wie ein englischer Gentleman …“
„Oh, vielen Dank.“
„… da kommt man nicht so einfach darauf, dass du gerne ein Indianer-Pony wärst.“
„Natürlich nicht für immer.“, sagt er. „Aber einmal durch die Prärie rasen, um Bisons zu jagen …“
„Aber hast du nicht panische Angst vor Kühen?“, rufe ich.
„Sehen Sie, deshalb wollte ich das nicht erzählen, Sie haben immer was zu meckern und machen sich lustig über mich.“ Jetzt ist er wirklich beleidigt.
„Tut mir leid, Monty, das war nicht nett von mir und ich entschuldige mich bei dir. Ich bin nur wirklich erstaunt. Es ist schön, dass du darüber sprichst. Ich freue mich, dass du es mit mir teilst. Ehrlich.“
Ich schaue selbst ein bisschen in die Ferne und träume. „Ja, es muss toll sein, die Weiten der Prärie vor sich zu haben, endlos, ohne Straßen und Häuser, einfach nur Natur und Freiheit.“
Mein Pferd und ich seufzen gemeinsam und in diesem Moment ist es schon ein bisschen wie Weihnachten.
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Wer erzählt Montys Geschichten?
Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.
Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.
20. Dezember 2020 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges • Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 24: Wünsch’ dir was!