Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 20: Ganz schön zäh …
Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.
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Monty und ich sind auf dem Reitplatz. Wir traben. Monty wird immer langsamer. Früher hätte ich ihn schon längst angetrieben, nun frage ich vorsichtig: „Du, Monty, könntest du bitte vielleicht ein bisschen schneller … ?“
„Wie Sie wünschen.“, sagt er und beschleunigt für einige Schritte, um dann wieder langsamer und langsamer zu werden.
„Du, … das ist schon wieder ziemlich langsam, Monty.“
„Entschuldigung.“ Wieder beschleunigt er und wieder dauert es nicht lange, bis er erneut langsamer wird.
Ich lasse ihn die Hand wechseln. Auch hier ist er nicht wirklich schneller. Ich treibe, ich schnalze, ich tippe ihn mit der Gerte an, ich feuere ihn sogar mit aufmunternden Worten an, aber er reagiert mehr oder weniger nur in Zeitlupe. Dynamik ist wirklich etwas anderes.
„Sag mal, Monty, was hältst du von einem kleinen Galopp?“ Vielleicht lockert ihn das auf.
„Wie Sie wünschen.“, antwortet er und er galoppiert an. Nach mehr Energie fühlt sich dieser Kartoffelgalopp aber auch nicht an und Monty fällt sehr schnell wieder in einen quälend langsamen Trab.
<p“>„Okay, Monty, geh’ mal Schritt.“, sage ich und gebe ihm den Zügel hin. „Sag mal, geht es dir heute nicht gut? Ist etwas los? Weißt du, du musst es doch nur sagen.“
„Wieso sollte es mir nicht gut gehen? Wie kommen Sie denn darauf?“, fragt er und klingt fast empört.
„Naja, du bist zwar auch sonst nicht gerade ein Rennpferd, aber heute wäre ja sogar ich schneller als du.“ Hoffentlich merkt er den Humor.
Leider nicht.
„Tut mir leid, dass ich Ihren Erwartungen nicht entspreche. Ich tue, was ich kann.“
„Ach, Monty, das war doch scherzhaft gemeint. Sei nicht beleidigt. Hey, ich bin’s doch, deine Besitzerin. Ich bin nicht gegen dich, ich möchte einfach nur verstehen, was los ist. Ich weiß doch, dass du immer einen guten Job machen willst, deshalb frage ich mich ja auch, was heute anders ist.“
„Nichts ist anders.“
„Hast du vielleicht schlecht geschlafen? Hat dich ein anderes Pferd geärgert? Oder bin ich es? Mach ich etwas anders heute? Rede doch mit mir.“
„Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen. Es ist alles in bester Ordnung.“
So komme ich nicht weiter. Wie viele würden mir wohl jetzt dazu raten, einfach Sporen zu nehmen oder mich mit der Gerte durchzusetzen …
„Wollen wir noch einen kleinen Spazierausritt machen?“, frage ich ihn. Vielleicht kann ich ihm ja damit eine Freude machen.
„Wie Sie wünschen.“
„Ach Monty, sei doch nicht so. Hast du Lust darauf oder nicht? Das kannst du mir doch einfach sagen.“
Ich bekomme keine Antwort und, das frustriert mich mal wieder ziemlich.
„Weißt du was, am besten hören wir einfach für heute auf.“
„Wie Sie wünschen.“, höre ich.
Ich seufze und denke einmal mehr, dass das irgendwie alles doch auch besser zu lösen sein muss.
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Wer erzählt Montys Geschichten?
Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.
Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.
20. Oktober 2020 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges • Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 20: Ganz schön zäh …