Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 3: Und plötzlich spricht mein Pferd
Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.
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Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich also in der Reithalle den Satz hörte, der mein Leben verändern sollte:„Ich bin’s, Ihr Pferd.“
„Mein Pferd.“, wiederholte ich ziemlich blöde.
„Ähm …, ja, Sie wissen schon, der große Braune, auf dem Sie gerade sitzen?“, kam die Antwort von unten.
Für einen Moment wusste ich weder, was ich sagen, noch, was ich tun sollte. Ich hatte mal einen Meditationsworkshop gebucht. Man sollte seinen Geist leeren, hieß es da, und daran war ich kläglich gescheitert. Jetzt hatte ich den leersten Geist auf diesem Planeten, da war ich mir sicher. Und weil das so war, tat ich das, was ich als Reiterin immer tue, wenn ich nicht weiterweiß: Ich stieg ab.
Als ich neben Monty stand und ihn anschaute, wirkte er wie immer. Er guckte mich mehr oder weniger interessiert an, normalerweise bekam er ein Leckerli von mir, wenn wir fertig waren, was ich jetzt aber komplett vergaß.
„Du hast jetzt nicht gerade mit mir geredet, oder?“, fragte ich mein Pferd und kam mir ziemlich albern dabei vor.
Monty schaute mich weiter an.
Ich atmete aus. Was einem der eigene Verstand doch so für Streiche spielen konnte. Sie war mir so real vorgekommen, diese Stimme, so als wäre das wirklich geschehen. Ich zog die Steigbügel hoch und löste den Gurt. Monty seufzte hörbar, was mich wieder stutzen ließ. Ein Seufzen? Ich meine, so ein richtig hörbares Seufzen? Seit wann seufzen Pferde so?
Ich trat nach vorn zu meinem Pferd und schaute ihm in die Augen, na ja, mehr abwechselnd in je eines der Augen, denn in beide gleichzeitig zu schauen, ist ja nicht wirklich möglich.
„Du hast tatsächlich mit mir gesprochen, stimmt’s?“
Er schaute mich weiter an.
„Komm schon, Monty, sag es mir, ich werde damit klarkommen.“
Darauf schloss mein Pferd die Augen, atmete hörbar ein, öffnete die Augen wieder und sagte: „Also gut: Ja, das war ich.“
Meine Knie wurden weich und für einen Moment dachte ich, ich falle einfach um. Montys Augen wurden groß, er schien sich Sorgen zu machen. Ich beugte mich nach vorn, stemmte meine Arme auf meine Oberschenkel, um mich zu stützen, und atmete einige Male tief ein und aus.
„Also, das muss ich erstmal verdauen. Ich höre mein Pferd sprechen. Einfach so spricht mein Pferd. Das ist doch verrückt! Nein, … ICH bin verrückt geworden!“
Dann schaute ich zu Monty hoch: „Bin ich verrückt?“
„Ich würde sagen, nicht mehr als sonst.“, antwortete mein Pferd.
Ich richtete mich empört auf und sah Monty breit grinsen – wer hätte gedacht, dass Pferde grinsen können? Da musste ich selbst lachen.
„Ganz schön frech, Monty!“
„Entschuldigen Sie, aber der war einfach zu gut.“, sagte er und hatte irgendwie recht.
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Wer erzählt Montys Geschichten?
Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.
Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.
28. Januar 2020 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges • Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 3: Und plötzlich spricht mein Pferd