Eine Coaching-Woche mit Steffi und Nele

Sehr spannende und schöne Tage liegt hinter mir, denn ich hatte Steffi mit ihrer Nele für eine Woche zum Coaching bei mir. Da ich denke, dass es für Euch ganz interessant sein kann, so eine Woche einmal aus beiden Perspektiven erzählt zu bekommen, habe ich hier zunächst Steffis Bericht für Euch und weiter unten gibt es dann noch eine kleine Reflexion von mir. 

Steffis Bericht

sun5Letztes Jahr habe ich mich entschieden, zu Tania zu fahren, um eine Woche intensiv für meine Nele und mich zu haben. Mein Ziel ist es, mit meiner Nele ein ganz besonderes Team zu werden und da fehlte mir noch das eine oder andere und ich wusste einfach nicht was ich ändern muss. Und jetzt war es endlich soweit, und ich hab mich auf den Weg zu Tania gemacht.

Am Sonntag, den 01.05.2016, bin ich von Tania ganz herzlich in Empfang genommen worden, als ich mit Nele auf „Klinges Landwiesenhof“ ankam.

Ich war super aufgeregt, denn zum einen bin ich ganz alleine gefahren und zum anderen weiß man ja vorher nicht, wie man miteinander klarkommt. Passen Schüler und Trainer zusammen? Wie werden die Trainingseinheiten? Macht meine Nele überhaupt mit in der fremden Umgebung?

Am Montagmorgen haben wir uns dann zur ersten Trainingseinheit getroffen. Ich war sehr aufgeregt, dadurch Nele natürlich auch. Beim Trensen ist Nele losgelaufen, was ich so von ihr nicht kannte. Tania beobachtete mich ganz genau, was ich deutlich gemerkt habe, und dadurch noch aufgeregter wurde. Dann hat Tania sich erstmal angeschaut, wie ich im Sattel sitze. Anschließend sind wir in die Halle gegangen, wo ich Nele den Kappzaum angelegt habe und zeigte, wie ich sie longiere. Nach der ersten Trainingseinheit hat Tania gleich klare Worte gesprochen, was ich sehr gut fand, aber mich gleichzeitig auch zum Weinen brachte. Tania hat sofort erkannt, wo mein größtes Problem war, was mich sehr berührt hat, was aber auch gleichzeitig richtig war. Da ich vorher schon auf Tanias Internetseite war, war mir auch bewusst, dass das auf mich zukommen wird: „klare Worte“ – aber genau das wollte ich auch so. Ich habe mich Tania gegenüber komplett geöffnet, weil ich mich in ihrer Nähe sehr wohl fühlte, und somit war ich auch bereit, alles anzunehmen und es auch umzusetzen.

Ich habe in unserer Woche so viel gelernt, so viel aufgenommen und ganz viel mitgenommen. Wir konnten bei jeder Trainingseinheit sehen, dass sich jedes Mal wieder etwas positiv veränderte, weil ich auch bereit war und bin, einiges zu ändern. Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man seinem Pferd wieder ein kleines Stück näher kommt.

Was super spannend war, dass Nele mir ganz klar gemacht hat, wenn ich ihr nicht den richtigen Weg zeigte: Dann stellte sie sich einfach dumm und ging z.B. einfach gradeaus, obwohl sie natürlich genau wusste, dass sie eigentlich abwenden sollte 🙂 Tania und ich konnten uns darüber wirklich amüsieren, denn eines ist Nele: sie ist sehr klar in dem, was sie fordert.

Es waren auch einige Trainingseinheiten sehr emotional. Durch die vielen kleinen, tollen Fortschritte habe ganz stark gemerkt, was meine Nele braucht: LOBEN, LOBEN, LOBEN. Ich werde Nele jetzt mit ganz viel positiver Verstärkung ermutigen, denn dadurch wird sie sehr motiviert – wir beide haben dann richtig viel Spaß dabei.

Ich muss aber auch sagen, dass Tania alles ganz toll vermitteln und erklären kann, und ich das immer gut umsetzen konnte. Was mich an meisten fasziniert hat, ist diese innere Ruhe, die Tania mitbringt, da fühlte man sich rund herum pudelwohl. 

sun2Für mich ist eins sehr wichtig geworden in dieser Woche: Ich muss mich mehr auf meine Nele einlassen und dazu bin ich auch bereit. Es geht darum, Nele das Gefühl zu geben, ja komm, es ist richtig, Pferd sein zu dürfen, zeig mir was du möchtest und daraus machen wir was. Für mich steht fest, dass ich in zwei Jahren dieses Erlebnis mit Nele wiederholen möchte, das ist was ganz Besonderes. Ich bin Tania so dankbar, dass sie mir/uns so wichtige Dinge mitgeben konnte, es war und ist wunderbar. 

Einige Dinge haben sich schon gut verankert wie z.B. „nicht die Hand über den Mähnenkamm“, „Hände wieder runternehmen“, “ Schulter locker lassen“, „Gewicht verlagern“ und nie vergessen: „Bestärke deine Nele, zeig ihr, dass sie es richtig gut macht!“ 

Liebe Tania, danke für die wunderschöne Zeit mit Dir,
Steffi & Nele

 

Und nun noch ein paar Worte von mir

Steffis Zeilen haben mich sehr berührt – danke, Steffi, für diesen wundervollen Bericht!

In diesen Tagen mit den beiden ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie viel Vertrauen jemand mitbringt, der ein Coaching bei mir bucht. Die meisten kennen mich zwar über die Texte, die ich schreibe und über eMails, aber nicht allzu viele haben mich auch schon persönlich kennen gelernt. Wer nun sein Pferd einpackt, um sich eine Woche lang von mir begleiten zu lassen, geht stark in Vorleistung was das Vertrauen angeht – und das ist ein ganz, ganz kostbares Geschenk. 

Ich bin mir bei meiner Arbeit meiner Verantwortung und auch meiner Position sehr bewusst. Mensch und Pferd haben immer eine gemeinsame Geschichte. Sie haben viel erlebt und viel erreicht. Von außen erkennt man zwar vieles leichter und es ist auch nicht allzu schwer, dann eine Reihe kluger Ratschläge zu geben. Mein Job ist es aber nicht, Mensch und Pferd auf meinen eigenen Weg zu bringen, sondern ich sehe meine Aufgabe darin, sie dabei zu unterstützen, ihren gemeinsamen Weg zu finden. Mein Ziel bei jedem Coaching ist es, Türen und Türklinken zu finden und zu öffnen, um Pferd und Mensch neue Möglichkeiten aufzuzeigen. 

Im Coaching schaue ich mir als erstes das Miteinander an und lasse mich ganz ein auf das, was ich dabei fühle. Mir war gleich bei Steffis Ankunft klar, dass ich es hier nicht mit einer unsicheren Anfängerin zu tun habe, sondern mit einer tollen Pferdefrau und einem tollen Pferd. Hier stand kein konkretes Problem an, das es zu lösen gab, denn die beiden kamen bereits als eingespieltes Team bei mir an. Steffi führte ihre Nele vollkommen cool und souverän vom Hänger herunter und zum Auslauf – ich war wirklich beeindruckt, wie ruhig und gelassen beide wirkten und wie selbstverständlich alles ablief. 

Je mehr ich mich dann auf meine Coachees einlasse, desto klarer werden mir auch die Knackpunkte. Bei Steffi war das im Wesentlichen nur einer: sie war sehr gut darin, Nele klar und freundlich zu korrigieren und ihr selbstsicher einen Rahmen zu bieten, aber es fehlte die positive, freudige Rückmeldung, wenn Nele richtig reagierte oder einfach nur brav tat, was sich Steffi von ihr wünschte. Ein scheinbar kleines Element, aber ein ganz bedeutungsvolles, wenn es darum geht, wonach Steffi sich sehnte: nämlich nach einer noch intensiveren Beziehung zu ihrem Pferd. 

In meiner Arbeit habe ich den Blick nie nur auf dem Menschen oder nur auf dem Pferd, sondern es geht mir vor allem um die Beziehung. Ich spüre sozusagen immer in den Zwischenraum und was ihn füllt. Manchmal fühle ich da kaum etwas, weil noch gar keine Beziehung besteht, manchmal ist da Traurigkeit, manchmal Frust, manchmal auch Wut oder noch ganz etwas anderes. Schön ist es, wenn dort Freude ist, Leichtigkeit, Vertrauen und ähnliches. Was immer ich dort finde, das spreche ich aus. Und das kann manchmal auch sehr emotional werden, aber es stecken so viele Chancen und Möglichkeiten für alle darin, die bereit sind, sich wirklich auf die Beziehungsebene mit ihrem Pferd einzulassen.

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In der Woche mit Steffi und Nele ging es auch viel um Technik, also z.B. um die Hilfengebung beim Reiten und um das korrekte Stellen und Biegen an der Longe. Den größten Teil haben wir dabei an Feinheiten gearbeitet, denn auch hier brachte Steffi schon ganz viel Wissen und Können mit und Nele als sehr gut ausgebildetes Pferd auch.

Aber – und das ist wirklich das Entscheidende! – bei all dem bildet die Beziehungsebene immer die Basis. Ich möchte keinen Unterricht mehr geben, ohne das Wir zu reflektieren, denn ein Pferd ist kein Sportgerät und keine Maschine, sondern ein Wesen mit einer Persönlichkeit. Es will gesehen und gefühlt werden, es will sich mitteilen und ausdrücken können und es möchte verstanden werden und vor allem möchte es geben können, was es zu geben hat.

Es war schön zu erleben, wie beherzt Steffi die aufgezeigten Türklinken ergriff und die Türen und Tore weit aufstieß, um gemeinsam mit Nele ein paar neue Wege zu beschreiten. Und für die wünsche ich Euch beiden alles, alles Liebe und Gute, ich bin mir ganz sicher, Eure gemeinsame Zeit wird nun noch schöner werden!

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10. Mai 2016 von Tania Konnerth • Kategorie: Allgemein, Aus dem Reitunterricht und Coaching, Erfahrungsberichte, Sonstiges 3 Kommentare »

Erfahrungsbericht zum Longenkurs von Anne

Der Longenkurs für kleine Hektiker
– ein Erfahrungsbericht von Anne und ihrem Pferd Pia

Hier geht es zum Video von Anne und Pia.

Pia ist mein Herzenspferd. Bis ich sie kennen lernte, hätte ich nicht gedacht jemals ein eigenes Pferd zu haben. Ich reite seit ich 11 Jahre alt bin, also nun seit 20 Jahren. Dabei war ich als Schulpferdereiter ganz zufrieden mit einem Mittelmaß an Reitspaß und einem Mittelmaß an Verantwortung.

Dann kam Pia. Ihr schöner Name steht im wahrsten Sinne für „Pony in action“ – PIA. Als ich Pia gekauft habe, war sie sieben Jahre alt. Für fast drei Jahre war sie im Schulbetrieb eines Reitvereins. Dieser Job hat bedeutet, dass sie zwei bis drei Reitstunden je Tag hatte, darüber hinaus kam sie nur selten raus. Im Sommer war sie höchstens ein bis zwei Stunden allein auf einer kleinen Mini-Koppel. Auf dem Platz und in der Halle wurde Pia dann heiß, das heißt schnell. Ihr einziger Weg aus dem Nicht-Verstehen war die Flucht nach vorne. Das gipfelte darin, dass regelmäßig nach einer Reitstunde, wenn man entspannt im Schritt abreiten wollte, Pia im Schritt immer schneller wurde. Immer schneller, bis sie irgendwann von alleine in den Trab fiel. Auch da wurde sie immer schneller, bis sie irgendwann von alleine anfing zu galoppieren. Ohne kurzen, engen Zügel war ihr nicht zu vermitteln, dass sie einfach entspannen sollte. Das führte dazu, dass sie wieder verkauft werden sollte.

Wäre sie gegangen, hätte ich den größten Liebeskummer meines Lebens gehabt. Also kaufte ich sie.

Erste Bodenarbeit mit einigen Tiefpunkten

Von Anfang an wollte ich alles richtig machen. Ich begann noch vor der Kaufentscheidung mit simpelster Bodenarbeit, also etwas Grunderziehung vom Boden aus. Schon bei Übungen wie Schritt – Halten – Schritt – Halten war Pia sehr nervös. Sie wollte verstehen und konnte nicht. Ihr „Ich versteh nicht was du meinst“ endete immer in Kopflosigkeit. Bei der Bodenarbeit fing sie an zu steigen.

Pia’s Umzug in einen neuen Stall brachte soziale Kontakte und viel mehr Licht, Luft und Weidegang. Rückblickend ist Pia aber nun einmal Pia und die Haltung hat weniger dazu beigetragen aus ihr ein gelassenes Pferd zu machen als die richtige Ausbildung und der ruhige, bestimmte Umgang mit ihr. Aber selbstverständlich ist alles ein Gesamt-Paket und eine artgerechte Haltung ist elementar. Da sie diese im Schulbetrieb nicht bekommen hatte, waren zu Beginn Umwelteinfüsse jeder Art eine immense Reizüberflutung. Ich fing an mit ihr Spaziergänge auf dem Vereins-Gelände zu machen. Anfangs nicht mehr als 100m weg vom Stall. Jeden Tag 10m mehr. Dann auch mal erste Versuche in den angrenzenden Wald. Nach langer Zeit, in der Pia ausschließlich die Halle und die Gitterbox von innen gesehen hatte, war das für sie zu viel. Es ging schließlich nur mit langem Bodenarbeitsstrick, Gerte, Trensenzaum, Handschuhen und Bachblüten-Rescue-Tropfen für sie und für mich.

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Nach vielen Einheiten, in denen Pia im Galopp um mich herum gerast ist, kann ich heute sagen, dass sich die Geduld gelohnt hat. Ich arbeitete permanent an meinem inneren OHM und erkannte kleine Erfolge großzügig an.

Ich stieß dann auf die Online-Angebote von Tania und Babette und hatte Glück, dass Babette mehrmals im Jahr eine halbe Stunde von uns entfernt Live-Longenkurse gibt.

Erster Kurs mit Babette Teschen

Wir bereiteten uns etwa vier Wochen auf den ersten Live-Kurs bei Babette im März 2013 in Heidelberg vor. Ein Führen in Stellung konnten wir tatsächlich auch in fremder Umgebung abrufen. Das war ein Erfolg! Von Anfang an mochte Pia die Hand auf der Nase nicht sonderlich. Sie spannt sich sehr an und fängt gern an zu schnappen, wenn ihr die Hand zu nahe kommt oder der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe zu hoch wird.

Im ersten Kurs war sie dann erstmals mit Dualgassen konfrontiert und mit ersten Versuchen, auf geringe Distanz zu longieren. Pias Überforderung zeigte sich deutlich. Ein kleines Wildpferd sprang da um uns herum. Ich musste in der Folgezeit lernen, ganz viel auszuatmen. Ich war ehrgeizig, wollte ich doch meinem Pferdemädchen dabei helfen, gelassener zu werden.

Wir longierten drei bis viermal pro Woche. Am Anfang dachte ich, das wird nie was. Über Wochen! Ich sah keine Erfolge. Konnte mich aber zurückhalten, erbost zu werden oder aufzugeben. Was hätte es gebracht? Ich konnte trotzdem spüren, dass das unser Weg ist. Und ganz plötzlich, drei Monate nach dem ersten Kurs bekam ich von Pia eine positive Antwort auf mein Locken an der Longe auf etwa zwei Meter Distanz. Sie sagte „So, soll ich machen? So?“ und bot eine super feine Stellung an. Der Himmel auf Erden!

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Von da an gab es kein Halten mehr. Wir starteten einen Dialog. Der war immer wieder holprig, aber allmählich sagte Pia nicht mehr so oft „Ich weiß nicht, was du von mir willst und ich kann das nicht“ sondern sie sagte „Was soll ich machen? So oder so?“ Ein ganz anderes Arbeiten!

Zeitgleich folgte ich Babettes Rat und begann beim Longieren zu clickern und mit Futterlob zu arbeiten. Außerdem stieg ich auf Babettes Kappzaum um, der Pia ein sichtbar besseres Gefühl gab und mir die Sicherheit, stets die weichest mögliche Verbindung zu behalten. Im Jahr 2013 waren wir insgesamt dreimal bei einem Live-Kurs mit Babette. Die Fortschritte waren beachtlich. Wir wurden einfach ein besseres Team.

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Viele Lernziele auf einmal

Zeitgleich war es nicht sinnvoll möglich, mit Pia auszureiten. Niemals war es ein alleinstehender Umweltreiz, der sie zu sehr stresste. Ein Traktor war ok. Eine Gruppe Radfahrer, ok. Aber wenn zu viel nacheinander kam, dann war ihr Speicher irgendwann voll. Und dann kam erneut die Kopflosigkeit. Die zeigte sich, indem Pia nicht mehr vorwärts, sondern nur noch im Stechschritt rückwärts ging. Bei völlig losgelassenem Zügel half nichts. Die anderen Pferde ritten weg, warteten, kein sanfter, kein kräftiger Schenkeldruck… Es blieb mir nur, sie nach Hause zu führen. Ein Pferd neben mir, das auf dem Heimweg hochsensibel auf meine Signale reagierte und eindeutig meine Hilfe brauchte.

Wir intensivierten unsere Spaziergänge. Immer neue Strecken, immer andere Strecken. Ich bestand auf guter Erziehung. Ab und an war Pia aufgeregt und drängelte. Ich duldete das nicht, schickte sie immer wieder auf Abstand. Außerdem verknüpfte ich die Spaziergänge mit Bodenarbeitsübungen, darunter viele Anregungen aus Babettes Blog. Ich möchte behaupten, viele Dinge intuitiv richtig gemacht zu haben, und gewann immer mehr Pias Vertrauen. Und sie meins.

Auch im zweiten gemeinsam Jahr besuchten wir mehrere Kurse bei Babette. Sowohl die Longier-Einheiten als auch der sonstige Austausch brachten immer sehr wertvolle Impulse für die nächsten Monate zu Hause. Ich weiß noch, wie mich ein anderes Lehrgangspferd mit dem gelockten Travers an der Bande beeindruckte. Das wollte ich auch. Ich arbeitete recht konsequent nach dem Longenkurs von Babette und näherte mich diesem Ziel.

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Da ich Ende 2013 schwanger wurde, mochte ich nicht mehr ausreiten, ritt aber weiter in der Halle und longierte weiterhin viel. Wir nahmen in dieser Zeit zweimal an Kursen teil. Unsere Basis wurde immer stabiler, Pia immer lockerer.

Gleichzeitig zeigten sich selbstverständlich unsere Dauerbaustellen immer besser. Das wäre zum einen die Toleranz der Hand auf dem Kappzaum-Naseneisen. Das mag Pia einfach nicht. Ich fürchte, ich war auch mal zu fest in meiner Hand. Daher setzen wir das nur in homöopathischen Dosen ein und regelmäßig üben wir, entspannt den Hals fallen zu lassen mit Hand auf der Nase im Stand. Ich sage dazu „Ohm“, massiere gegebenenfalls den Hals und lobe, was das Zeug hält, wenn ich eine positive Antwort bekomme.

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Plötzlich Freiarbeit

Anderthalb Jahre nach meinem Beginn mit dem Longenkurs ließ ich Pia in der Halle frei laufen, da ich spät am Stall war und keine Zeit für andere Beschäftigung war. Ich wollte Pia noch einmal fortschicken und da bot sie mir etwas Stellung und Biegung auf einer Volte um mich herum an. Ich nahm das wahr, lobte sie mit Leckerli und fragte sie nach einer Wiederholung. Die Antwort war genial. „So soll ich machen, so? Ok, das kann ich tun.“ Das war unsere erste Freiarbeit!

Wir haben das nie viel gemacht. Immer hab ich ein bisschen befürchtet, enttäuscht zu werden. Aber wenn man nur mal für ein paar Sekunden sieht, was möglich ist, dann macht es süchtig. Ich begann selten, aber doch ab und an in der Halle die Quadratvolte aufzubauen und versuchte, Pia frei ohne jedes Hilfsmittel dort durch zu „longieren“, besser zu navigieren. Das Clickertraining ist an dieser Stelle Gold wert. Pia hatte schon immer viele Ideen und hat bei mir gelernt, dass sie sie einbringen darf. In Kombination mit einer soliden Ausbildung an der Longe brauchte es gar nicht viel, auch in Freiarbeit weiterzukommen.

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Lebenslanges Lernen mit Pia

Zu Beginn unserer Longenarbeit kommunizierte Pia oft mit mir, wenn sie fand, dass sie etwas gut gemacht hat. Sie brummelt dann und sagte „Brummel brummel, hab ich doch gesagt, ich hab das gut gemacht.“ Auch heute macht sie das noch bei Lektionen, die sie als besonders schwer empfindet. Aber es kommt kein „Nein“ mehr, kein „Das kann ich nicht“ und das ist so unglaublich schön.

Letzten Sommer sind wir wieder ausgeritten. Erst nur mit Pia’s Paddock-Partner, mittlerweile sogar mit mehreren Pferden. Auch hier ist es noch ein weiter Weg bis zu wirklicher Gelassenheit. Aber die vergangen drei Jahre zeigen mir, dass alles geht.

Danke Babette, für die gute Wegbegleitung. Dein Kurs ist ein super Selbstlernkurs und die Live-Kurse mit dir sind eine echte Bereicherung. Wir bleiben dir treu. Wir haben ja noch Ziele. 😉 Wie wäre es bald mal mit einem Galopptravers? Und an den einfachen Galoppwechseln an der Longe wollen wir auch noch arbeiten ….

Danke Pia, ich bin durch dich ein besserer Mensch. Ich liebe dich.

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19. April 2016 von Gastautor • Kategorie: Erfahrungsberichte, Freiarbeit, Longieren 11 Kommentare »

Coaching auf Gran Canaria – ein Erfahrungsbericht

Ende Mai erreichte uns ein Hilferuf per Mail. Rieke lebt auf Gran Canaria und ist seit Februar stolze Besitzerin eines fünfjährigen Spanier-Angloaraber-Mixes. Nachdem sie uns im Netz gefunden und sich den Longenkurs bestellt hatte, kam sie bei der praktischen Umsetzung ein bisschen an ihre Grenzen. Und da sie auf der Insel keine Unterstützung in ihrem Sinne finden konnte, fragte sie bei uns an. Bei mir gab es freie Kapazitäten und so antwortete ich Rieke. Die Aussicht, ein Pferdecoaching mit einem Urlaub auf der tollen Insel zu verbringen, war verlockend! Wir wurden uns schnell einig und so flog ich schon Ende Juni zu ihr nach Gran Canaria.

Auf nach Spanien!

Wir hatten zwar in den Mails schon einiges vorab besprochen, aber so ganz wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Und so war ich doch ziemlich aufgeregt, als ich am Tag nach meiner Ankunft Rieke und Zeus kennen lernte.

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Rieke begrüßte mich herzlich und ich war sehr angetan von dem kleinen Offenstall, in dem Zeus zusammen mit einer Stute lebt. Zeus selbst rempelte mich zur Begrüßung kräftig an und die Stute drehte mir den Hintern zu… Nun gut, dachte ich, hier bin ich richtig. 🙂

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Rieke und Zeus leben in den Bergen, sehr idyllisch mitten in einer Palmen-Oase gelegen. Ich muss sagen: die Arbeit mit Pferden vor der eindrucksvollen Kulisse der kanarischen Bergwelt hat schon was! Praktischerweise lag die Ferienwohnung, die ich für die Zeit bezog, gleich da, wo auch Zeus lebt, so hatte ich keinen Anfahrtsweg. Wegen der Hitze fand die erste Einheit immer morgens statt und bei Bedarf legten wir noch eine Abendeinheit ein.

Kumpel zu sein, kann unangenehm werden

Gleich bei der ersten Einheit stellte sich heraus, dass Riekes Probleme mit Zeus weniger im Umsetzen von Longiertechniken lagen, sondern grundsätzlicher waren: Rieke ist eine gestandene Pferdefrau und kann auf über 20 Jahre Erfahrung mit Pferden zurückblicken. Sie weiß also durchaus, was sie tut, aber sie war, wie es ganz vielen passiert, in die „Mein-erstes-Pferd“-Falle getappt.

Vor Zeus hatte Rieke Reitbeteiligungen und mit ihm wollte sie nun unbedingt alles von Beginn an richtig machen. Er sollte auf keinen Fall schlechte Erfahrungen machen, ein verständlicher Wunsch, der aber auch sehr verunsichern kann. Ihr daraus resultierendes etwas zu zaghaftes Verhalten wurde von dem nicht wirklich ausgelasteten Youngster dann so ausgelegt, dass er in ihr einen prima Kumpel sah, den er mehr oder weniger nach Belieben bespielen konnte – etwas das bei dem unterschiedlichen Größen- und Kräfteverhältnis leider schnell unangenehm und eben auch gefährlich wird.

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Respekt, Abstand und Vorwärts

Ich sah meine Aufgabe also zunächst vor allem darin, Rieke einen Weg zu zeigen, wie sie ohne Gewalt für ein respektvolles Miteinander sorgen kann, damit ein Arbeiten überhaupt erst möglich wird. Intelligente Pferde wie Zeus entwickeln oft schnell Überzeugungen, was richtig ist und setzen das dann manchmal auch gegen den Menschen ein. Rieke hatte ein ganzes Repertoire an Übungen im Stand mit ihm erarbeitet. Da hatten die beiden wirklich viel erreicht, nur war Zeus nun der Überzeugung, dass gemeinsames Arbeit eben in genau diesen Übungen bestand und fertig. So war es Rieke kaum möglich, ihn auch nur einen Schritt vorwärts oder gar von sich wegzubekommen. Wir brauchten also a) Respekt und b) Abstand, um überhaupt ans Longieren denken zu können.

Das Mittel meiner Wahl war die Freiarbeit. Um eine Basis zu schaffen und Rieke diese Arbeit nahezubringen, arbeitete zuerst ich mit Zeus, aber schnell konnte ich an Rieke übergeben. Sie erfasste die Grundprinzipien sofort und es war einfach toll zu sehen, wie schnell Zeus auf Rieke zu achten begann. Endlich kam der Youngster in Schwung und genoss es, sich mal richtig austoben zu können. Da Rieke ausreichend Abstand hielt, musste sie sich selbst von seinen wildesten Sprüngen und fliegenden Hufen nicht bedroht fühlen, sondern konnte ihn locker weiter begleiten und immer wieder einladen, auf ihre Signale zu achten. Und das tat er dann auch. Damit hatten wir das geschafft, was ich gehofft hatte: Zeus zu verblüffen. Schnell fand er die „neue“ Arbeit spannend und ließ sich ein.

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Mit diesem neu erarbeiteten Ja von Zeus konnten wir uns auch an das Longieren machen, ohne das Rieke fürchten musste, überrannt zu werden. Schon am dritten Tag trabte Zeus vorbildlich an der Longe in kleineren und größeren Runden und Rieke strahlte.

Auch „lustigen“ Pferdeideen souverän begegnen

Es war von großem Vorteil, dass ich nicht nur einige Tage, sondern zwei Wochen lang mit den beiden arbeiten konnte, denn, und genau das hatte ich erwartet, nachdem Zeus schon am dritten Tag wundervoll an der Longe lief, dachte er sich nach rund einer Woche ein paar Sachen aus, um Rieke aus der Reserve zu locken. Durch die Freiarbeit konnte sie ihm ohne Druck und Gewalt deutlich machen, dass sie lieber wieder Kooperation hätte.

Mit jeder Einheit gewann Rieke an Selbstvertrauen. Ihre Körperausstrahlung wurde immer gelassener und sicherer, was sich unmittelbar auf Zeus auswirkte. In der zweiten Woche konnte ich mich mehr und mehr zurückziehen, während Rieke immer selbstständiger mit ihrem Pferd arbeitete.

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Eine ganz anders geartete Herausforderung

Parallel dazu machten wir auch noch einige Einheiten mit Princesa, der Stute, mit der Zeus zusammensteht. Princesa ist als Reitpony für die Tochter der Eigentümerin des Stalls und zur Gesellschaft von Zeus erst vor kurzem angeschafft worden. Beim ersten Versuch, sie zu longieren, zeigte sich eine komplett andere Problemlage als bei Zeus: Princesa stürmte in Panik los, fiel auf die innere Schulter und war nicht mehr ansprechbar.

Ganz offenbar hatte sie bereits Longiererfahrungen, aber keine, auf denen wir aufbauen konnten. Hier galt es, dem Pferd zunächst zu vermitteln, dass ihr nichts Schlimmes passieren würde und ihr zu zeigen, dass sie langsam und Schritt für Schritt laufen und zuhören soll.

Es war sehr rührend zu erleben, mit welchem Feingefühl Rieke am vorletzten Tag mit Princesa arbeitete. Man sah der Stute an, wie konzentriert sie mitarbeitete und sich auf Riekes Signale einließ und es war ganz deutlich zu erkennen, wie aktiv sich Princesa das Führen in Stellung erarbeitete und merkte, dass es ihr damit leichter fiel, im Kreis zu laufen.

Und so fuhr ich mit dem rundum guten Gefühl heim, nicht mehr gebraucht zu werden.

Danke!

Ein Dankeschön an Dich, Rieke, dass ich zu Euch kommen durfte. Es war eine tolle Zeit, die mir viel Freude gemacht hat! Ich danke Dir für Dein Vertrauen und für Deine Offenheit, ohne die wir lange nicht so weit gekommen wären. Ich wünsche Dir, Zeus und Princesa von Herzen alles Liebe und Gute.

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28. Juli 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Erfahrungsberichte, Freiarbeit, Jungpferdausbildung, Umgang 9 Kommentare »

Ein Traber lernt laufen – ein Erfahrungsbericht zum Longenkurs

Von Birgit

Ich habe seit 6,5 Jahren einen jetzt 15-jährigen Traber-Wallach, der 2jährig nach einem Unfall auf der Bahn in private Hände abgegeben wurde. Bei diesem Unfall hat er sich mit dem Sulky überschlagen und dabei eine schwere Kopfwunde davon getragen. Die Kopfwunde wurde ärztlich versorgt. Unversorgt blieben die linke Schulter, bei der durch den Sulky im oberen Bereich Knorpel abgeschlagen wurde und die Kuppe, die wohl ebenfalls einen heftigen Schlag abbekommen hatte. Die Probleme in der Schulter und der Kuppe wurden – soweit ich weiß – nie behandelt, die seltsame Gangart wurde auf seine Rasse geschoben (Traber können nicht richtig laufen).

Zu allem Unglück erblindete er auch noch mit 13 Jahren auf dem linken Auge, was eine weitere Beeinträchtigung bedeutete. Er hat neben den 3 Grundgangarten eine starke Töltveranlagung und bis Anfang dieses Jahres ging er regelmäßig Pass.

Ausgangspunkt: eine trabende Katastrophe 😉

Zu Beginn unserer gemeinsamen Zeit hat er alle Gangarten gemischt und fast zeitgleich angeboten, zusätzlich war es ihm nicht möglich, auf einem Zirkel zu laufen ohne sich völlig zu verdrehen und nach innen zu kippen.

Er hatte ein unglaublich hohes Grundtempo und war nur schwer in der Bahn zu reiten. Die Probleme mit der Mischung der Gangarten und dem überhöhten Tempo haben wir über Bodenarbeit, Reitunterricht und viel Geduld recht gut beseitigen können, jedoch haben wir keine Möglichkeit gefunden, dass er auf dem Zirkel normal und langsam laufen konnte. Alle Versuche, dieses Problem in den Griff zu bekommen, sind gescheitert. Weder von oben noch von unten war es mir möglich, ihm dieses Verdrehen und Nach-innen-drängeln abzugewöhnen.

(mehr …)

12. August 2011 von Gastautor • Kategorie: Erfahrungsberichte, Longieren 2 Kommentare »

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