Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 27: Ziemlich beste Freunde
Aus „Ich bin’s, Ihr Pferd“ von Tania Konnerth
– zum ersten Kapitel geht es hier.
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Heute erfolgt die Eingliederung von Cooper, Teil zwei. Ich nehme dieses Mal Monty vorher aus der Herde, wofür er wenig Verständnis hat.
„Das ist einfach lächerlich.“, sagt er.
„Nein, das ist vernünftig.“
„Ich habe gar nichts Schlimmes gemacht.“
„Das ist Ansichtssache.“
Wir schauen uns an, wie Cooper wieder umringt wird. Es folgt das übliche Quietschen und alle rennen ein bisschen herum, bis es wieder ruhiger wird. Dann geht Aaron, der Herdenchef, zu Cooper und wir halten alle den Atem an.
Beide stehen Nüster an Nüster. Aaron ist deutlich größer als Cooper, der zwar für einen Tinker nicht klein ist, aber neben dem schweren Warmblut fast zierlich wirkt. Dann legt Aaron einmal die Ohren an und Cooper dreht ab.
„So macht man das.“, sage ich.
Mein Pferd ignoriert die Bemerkung.
„Kann ich dich denn nun dazu stellen, ohne dass du auf Cooper losgehst?“
„Selbstverständlich.“, sagt mein Pferd.
„Ja, ja, dein ‚selbstverständlich‘ kenne ich langsam … Na gut, wagen wir es. Aber Monty, ich schwöre dir, wenn du wieder so eine Show abziehst, weiß ich nicht, was ich tue.“
„Na, na, kein Grund zu drohen.“
„Oh doch, das ist einer, glaub mir.“
Ich führe Monty zum Tor, öffne es und lasse mein Pferd auf den Auslauf.
„Ich warne dich wirklich, benimm dich bloß.“, sage ich noch mal zu ihm. Dann schauen wir alle etwas angespannt, was passiert. Diesmal bin eindeutig ich die Nervöseste.
Cooper steht abseits und tut so, als würde er Monty nicht sehen. Monty hebt den Kopf und sieht riesig aus. Er schaut rüber zu Cooper.
Bitte nicht, bitte, bitte nicht, denke ich, doch Monty nimmt Kurs auf Cooper.
„Das kann doch nicht wahr sein!“, rufe ich und mach’ mich bereit, wieder loszusprinten.
„Warte mal.“, hält mich Inge zurück, denn Aaron setzt sich ebenfalls in Bewegung und schneidet Monty den Weg ab. Schützt er den Neuen?
Monty tut so, als wollte er eh zur Tränke gehen, und weicht seinem Chef nach links aus.
Puh, denke ich.
Wir schauen dann noch eine ganze Weile zu, aber es passiert nichts Aufregendes. Cooper hält einen sehr höflichen Abstand zu allen. Hin und wieder geht mal jemand zu ihm hin, aber es gibt keine Auseinandersetzungen. Nach einer Stunde sagt Inge, dass sie ihn jetzt erstmal drin lässt und zur Nacht noch mal auf den Paddock stellt.
Und was mache ich nun? Kann ich auch gehen? Schließlich bin ich ja schon verantwortlich für Monty… Ich beschließe, erstmal zum Stall runterzulaufen und aufs Klo zu gehen.
Als ich wieder zum Auslauf komme, ist alles friedlich. Ich gehe zu Monty.
„Kann ich denn jetzt auch heimfahren?“, frage ich mein Pferd.
„Warum sollten Sie nicht heimfahren können?“, fragt er.
„Na, wirst du dich jetzt anständig benehmen?“
„Selbstverständlich.“
Ruhig bleiben, ganz ruhig bleiben, Isa, sage ich zu mir.
„Gut, ich verlass mich darauf. Ich komme dann nachher noch mal.“
Nach rund drei Stunden bin ich wieder am Auslauf und kann meinen Augen kaum trauen: Da stehen Monty und Cooper zusammen und machen Fellpflege, als wären sie schon immer beste Freunde gewesen.
Inge ist auch schon da und sagt: „Ich glaube, ich kann ihn doch über Nacht drin lassen, oder was meinst du? Sieht aus, als hätte Monty einen neuen Freund.“
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Verstehe einer die Pferde, verstehe einer meines …
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Wer erzählt Montys Geschichten?
Die Geschichten von Monty schreibt Tania Konnerth. Sie hat seit über 40 Jahren mit Pferden zu tun und hat – unter uns gesagt – inzwischen immer öfter das Gefühl, dass Pferde tatsächlich sprechen können.
Tania arbeitet als Schriftstellerin und Autorin in Bleckede. Mehr von ihr gibt es unter www.tania-konnerth.de.
16. März 2021 von Tania Konnerth • Kategorie: Geschichten von einem sprechenden Pferd, Sonstiges • Kommentare deaktiviert für Ich bin’s, Ihr Pferd – Kapitel 27: Ziemlich beste Freunde