Enttäuscht vom eigenen Pferd?

Heute möchte ich ein Thema ansprechen, das meiner Einschätzung nach viele Pferdemenschen bewegt, das aber nur selten offen behandelt wird. Und zwar geht es um enttäuschte Erwartungen.

Beispiele

  • Silvia hat sich für viel Geld ein junges, vielversprechendes Dressurpferd aus einer bekannten Zuchtlinie gekauft. Ihr Ziel war, mit diesem Pferd sportliche Erfolge zu erzielen. Es stellt sich allerdings heraus, dass das Pferd sehr sensibel und von seinem Nervenkostüm her wenig belastbar ist. Es scheut auf den Turnierplätzen und regt sich oft so auf, dass die Prüfung abgebrochen werden muss.
  • Lutz möchte zusammen mit seiner Frau ausreiten und kauft sich einen Tinker, der als Verlasspferd angeboten wurde. Als Reitanfänger hat er noch nicht allzu viel Erfahrung mit Pferden und ist schnell überfordert, als sich der Tinker als rüpelig und futterfordernd herausstellt. An ein ruhiges Ausreiten ist kaum zu denken, da das Pferd bei der erstbesten Gelegenheit stehenbleibt und Gras frisst. Beim Spazierengehen wird Lutz durch die Gegend gezogen.
  • Andrea hat für sich und ihre Tochter ein schon etwas älteres Springpferd gekauft, da beide gerne auf die Turniere im Landkreis gehen wollen. Nach einem halben Jahr geht das Pferd lahm, der Tierarzt diagnostiziert einen Chip.
  • Danas Traum war es immer schon, einmal ein eigenes Jungpferd auszubilden. Sie kauft sich einen dreijährigen Isländer, den sie gemeinsam liebevoll und verständig mit einer Trainerin ausbildet. Trotz allem verweigert das Pferd beharrlich, geritten zu werden, indem es sich massiv gegen jeden Reiter wehrt.

All das sind offensichtliche Beispiele von Pferd-Mensch-Beziehungen, die anders laufen, als der Mensch sich das gedacht hat, und es gibt viele weitere solcher Geschichten. Verständlicherweise sind Silvia & Co enttäuscht.

Die Frage ist nur, wie gehen wir mit Enttäuschungen dieser Art um?

Manch einer wird in einem solchen Fall das Pferd verkaufen und es mit einem anderen versuchen. Andere halten an ihren Zielen fest und probieren alles Mögliche, um zu erreichen, was sie wollen. Wieder andere versuchen Kompromisse zu finden, indem sie ihre Erwartungen herunterschrauben und sehen, was möglich ist.

Auch wir hatten Erwartungen an unsere Pferde und nicht alle dieser Erwartungen wurden erfüllt. Damit sind wir ganz unterschiedlich umgegangen: wir waren frustriert und traurig, wir haben verschiedenste Methoden gewählt, um zu erreichen, was wir uns vorgenommen haben und ja, auch wir haben unsere Erwartungen verändert.

Es gibt aber noch einen anderen Gedanken.

Dürfen wir überhaupt etwas erwarten?

Was für uns fundamental etwas im Umgang mit Pferden verändert hat, war die Frage, ob es eigentlich okay ist, überhaupt feste Erwartungen an unsere Pferde zu haben.

Die Frage, ob wir tatsächlich ein Recht haben, von unserem Pferd zu verlangen, was wir wollen, ist eine heikle, denn die meisten Menschen schaffen sich ja ein Pferd an, weil sie etwas Bestimmtes vorhaben: sie wollen das Pferd nutzen, also reiten, fahren, Vorführungen machen usw. Und klar, Wünsche und Träume darf jeder haben, aber eine Erwartung geht deutlich weiter: Wenn wir etwas erwarten, WOLLEN wir es, und je nach Typ und Persönlichkeit werden wir sehr viel daran setzen, es auch zu bekommen. Und genau da werden die eigenen Interessen viel zu oft auf Kosten der Pferde und häufig unter Einsatz von Gewalt verfolgt.

Meine Pferde haben mir beide auf ihre Art Lehrstücke in Sachen Erwartungshaltung geschenkt. Vor allem aber war es Anthony, der mir klar machte, dass ich kein Recht habe, von ihm etwas zu wollen, das er mir nicht geben kann oder will. Ich habe mit ihm viel erreicht – bis er sich dann entschied, immer weniger geben zu wollen. Er entzog mir nach und nach so ziemlich alles, was ich mir mit ihm und von ihm gewünscht hatte und während ich das lange Zeit als ziemlich schmerzlich empfand und auch sehr damit haderte, so erkenne ich heute, dass er mir damit etwas Kostbares geschenkt hat.

Ich habe nämlich erst durch ihn das gelernt, was eigentlich selbstverständlich für jeden sein sollte, der Pferde liebt: dass wir tatsächlich kein Anrecht darauf haben, Pferde zu etwas zu bringen, was wir von ihnen erwarten, sondern dass wir ihre Vorstellungen, ihre Persönlichkeit und ihr eigenes Sein respektieren müssen.

Es geht um ein Mitspracherecht

Es geht mir hier nicht um die immer wieder vorgebrachte Diskussion darüber, dass man Pferden ja ihren Willen nicht lassen kann, da sie sonst auf Straßen rennen oder Menschen gefährden. Ganz klar: Eine Grunderziehung muss sein, da sonst ein sicherer Umgang mit einem Pferd nicht möglich ist. Mir geht es hier um das, was darüber hinaus geht, also um alles, was wir zu unserem eigenen Vergnügen von unseren Pferden wollen.

Natürlich können anfragen und anbieten, wir können verlocken und motivieren, aber wir dürfen meiner Ansicht nach Pferde nicht zwingen – nicht zum Reiten, nicht zum Springen, nicht zu Zirkuslektionen usw. Vor einiger Zeit hätte ich das sicher noch etwas anders gesehen und hätte damit argumentiert, dass ein Pferd ja auch wegen der Gesunderhaltung trainiert werden muss und dass ja das, was ich vorhabe, eben auch gut fürs Pferd sei … Heute weiß ich, dass diese Argumente zu einem großen Teil dafür dienten, dass ich mein Ding durchziehen und meine Erwartungen nicht loslassen wollte.

Ein Pferd wirklich zu lieben, bedeutet für mich heute, ihm ein ganz klares Mitspracherecht einzuräumen, es anzunehmen wie es ist und auch zu akzeptieren, wenn es meine Erwartungen nicht erfüllt. Pferde sind eben genau nicht dafür da, sondern Pferde sind einfach nur Pferde. Wenn wir von einem Pferd enttäuscht sind, ist es nicht sein Fehler, sondern die Ursache liegt bei uns, in unseren Erwartungen. Wenn wir bereit sind, sie loszulassen, können wir unser Pferd so wertschätzen, wie es ist.

anthony2

4. Januar 2016 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang 26 Kommentare »

 

26 Reaktionen zu “Enttäuscht vom eigenen Pferd?”

 

Von Andrea • 4. Januar 2016

Mein jetziges Pferd habe ich seit 2 Jahren. Nach dem Tod meines ersten Pferdes wollte ich eigentlich kein neues mehr. Zu sehr habeich beim Abschied meines lanjährigen Pferdefreundes gelitten. Jedoch ein halbes Jahr später kaufte ich dann meinen 5 jährigen Sardinier. Laut Inserat ein Verlasspferd und sehr gut geritten. Als ich ihn dann sah war er etwas untergewichtig, unterbemuskelt mit einem Regenekzem am Körper. Ich habe ihn trotzdem gekauft oder vielleicht auch gerade deswegen. mein Pferd ist hochsensibel, ein Reitergewicht zu tragen bedeutet für ihn auch nach 2 Jahren immer noch etwas stress vor allem auf dem Reitplatz. Angebunden zu sein löst bei ihm Platzangst aus etc. Ich wünschte mir immer ein Pferd, mit dem ich stundenlang im Wald herumreiten kann und auf dem Reitplatz etwas Dressurreiten kann. Nun ja seit zwei Jahren sind wir immer noch viel am Boden am Arbeiten und am Spazieren. Unsere Ausritte sind meist noch kurz jedoch jetzt meist entspannt. Meist bin ich alleine unterwegs da ich merke, was er meine volle Konzentration erwartet. Klar macht es mich manchmal auch etwas traurig wenn z.b. einen Stallausritt geplant ist und ich dann zur Zeit noch sage nein für mein Pferd ist dies noch zu früh vielleicht das nächste Mal. Ich lerne durch ihn so viel und ich weiss, eines Tages wird er seine Vergangenheit zurücklassen und mit mir in die Zukunft blicken. Bis dahin werde uch meine Erwartungen heruntersetzen und an mir arbeiten.

 

Von Sarah • 4. Januar 2016

Hallo Tanja, vielen Dank für diesen Beitrag. Du triffst damit bei mir genau ins Schwarze. Genau diese Frage stelle ich mir auch gerade. Ich möchte gern mit meinem Pony Unterricht nehmen (bislang hatte ich die Möglichkeit in meiner Nachbarschaft, dort konnten wir hinreiten), so habe ich mit meiner Stute sehr lange, in kleinen Schritten das Verladen geübt. Sie hat es brav mitgemacht, sie ist eigentlich immer bemüht, umzusetzen was ich von ihr möchte. Dann sind wir zum Training gefahren. Und beim 2. und 3. Mal wollte sie immer weniger gern in den Hänger. Alle anderen Leute sagen mir „ach die muss sich da erst dran gewöhnen“. Aber ich frage mich nun, ob ich damit vielleicht einfach zu viel von ihr erwarte, da sie sonst für mich „alles“ macht…?

 

Von Milka Schröder • 4. Januar 2016

Hallo und frohes Neues.

Toller Beitrag! Danke Dafür.

Mein „Fehlkauf“ ist nun 15 Jahre bei mir. Nach vielen Versuchen aus ihr ein ruhiges Pferd zu machen stehe ich heute auf dem Standpunkt, dass jedes Pferd nunmal so ist wie es ist. Versucht man den Grundcharakter zu ändern haben bloß alles Seiten unnötigen Streß.

 

Von Stephanie • 4. Januar 2016

Habe vor fast 2 Jahren eine ältere Stute aus schlechter Haltung gekauft…mein Ziel war es ruhige Rentnerausritte zu unternehmen. Doch mit der Zeit stellte sich heraus das diese Stute arbeiten wollte und nun haben wir regelmäßig Unterricht und auch unser erstes Dressurturnier haben wir erfolgreich gemeistert. Persönlich habe ich keine Erwartungen an mein Pferd, es soll glücklich sein (das vorherige Leben war nicht so toll)und was sie mir anbietet ist mehr als ich je gedacht habe. Wenn der Punkt kommt, wo sie mir sagt das es nun genug ist, dann werde ich es akzeptieren und zusammen mit der Stute unser Rentnerdasein genießen. Jedes Pferd hat stärken und schwächen…und ich habe auch bei meiner verstorbenen Stute diese angenommen. 20 Jahre Glück waren die Belohnung…

 

Von Sylvia Haneklaus • 4. Januar 2016

Ich bin Pferde begeistert seit meinem 9 Lebensjahr.Jetzt bin ich 46,hatte immer den Traum vom eigenen Pferd.Hab mein Erspartes genommen und mir vor vier Jahren eine Haflinger Stute gekauft.Reiten konnte ich ja,war nur lange raus und musste mich wieder rein finden.Das meine Stute nur Renngalopp,geradeaus auf Stoppelacker kannte,hat man mir verschwiegen.Es hat lange gedauert,viel Unterricht,Schweiß und Tränen,Zeit und Mühe das wir jetzt,will ich mal sagen,auf E sind.Sie ist schwer zu motivieren,verliert schnell die Lust an allem,obwohl es meiner Meinung an Abwechslung nicht fehlt.Auch hab ich mir leider ein krankes Pferd gekauft,was die Vorbesitzer auch verschwiegen heben.Hufrehe,Headshaking und ein blindes Auge,das wir entfernen mussten.Trotzdem lieb ich sie und wir raufen uns jeden Tag mehr zusammen.Es sind eben Lebewesen.Was sie durchgemacht haben weiß man nicht.Und sie sind such nicht immer gleich gut oder schlecht drauf,sind wir ja auch nicht.

 

Von Nicole • 4. Januar 2016

Hm ja mein erstes eigenes Pferd.Wie glücklich war ich. Ansprüche hatte ich eigentlich keine.Nur mit ihr klar kommen wollte ich.5 jahre, viele Trainer, viele tränen, die Tiefs überwogen die Hochs immer mehr.Aber ich wollte doch mit ihr klar kommen, aber egal wie sehr ich an mir arbeitete ich schaffte es nicht.noch heute bin ich meinem mann für diesen einen Sommerabend dankbar. Das war ein abend an dem wir vor dem Stall saßen…Er mich anschaute und sagte. Ich glaube ihr solltet euch trennen.Das macht doch keinen Sinn. Ich habe viel geweint, mich wie ein Verräter, Versager gefühlt. Mein Umfeld baute mich auf und sagte mir das es wie in einer MenschenBeziehung ist…Es muss einfach passen und beide haben es verdient glücklich zu sein. Heute bin ich sehr glücklich.Schon 2 mal dürfte ich Mimi in ihrem neuen Zuhause besuchen.Sie wirkt sehr zufrieden und ihre Besitzerin ist überglücklich <3 und ich? Ich habe meinen Charlie gefunden… 😉 ich finde man sollte seine Ansprüche überdenken und an sich arbeiten.Aber es bringt einfach nichts wenn die Erwartungen von mensch und Pferd nicht übereinstimmen. So wird keiner glücklich und in einer Beziehung muss es doch passen. Jeder muss wissen wie weit er gehen kann. Da ich keine hohen Erwartungen hatte musste nur die Chemie passen und wie man sieht ist das schon nicht einfach. Aber für diejenigen die Ziele haben ist es schon schwer wenn man die aufgeben soll. Aber so manches Pferd hat den menschen schon verändert.

 

Von Charlotte • 4. Januar 2016

‚Darf‘ man tatsächlich nichts erwarten vom eigenen Pferd? Keine Wünsche, keine Ziele haben? Ich halte das für eine sehr gefährliche Ansicht, geradezu eine Einladung zur Selbstverleugnung. Das Wünschen und Träumen würde ich niemandem verbieten wollen. Für eine ehrliche und klare Beziehung zum Pferd ist es doch eine Grundvoraussetzung, zu seinen Wünschen zu stehen.

Vielleicht wird anders herum ein Schuh draus: Wünsche und Erwartungen, nun ja, die ‚darf‘ man nicht nur haben oder auch nicht, die hat man einfach. Mal mehr, mal weniger spezifisch. Mehr im Außen (Lektionen, Turniererfolge) oder im Innen (Mensch-Pferd-Beziehung). Manche kann man erfüllen, manche modifizieren, sich von manchen verabschieden. Alles muss man vereinbaren mit den Wünschen des Pferdes. Und letzten Endes macht man ja eh das, was dem Pferd am meisten Spaß macht 😉

 

Von Mia • 4. Januar 2016

Ich habe gerade für ein paar Tage ein Pflegepferd, ein Haflinger. Er sagt mir sehr klar, wann ich gerecht bin und wann nicht. Wenn ich ihn unter Druck setze wird er wütend und schnappt mit den Lippen nach mir, ein deutliches Signal, dass ich zu weit gegangen bin. Wenn er mir zu nahe kommt und an mir rumknabbern will und ich seinen Kopf sanft von mir weg schiebe, ist er sofort ruhig und akzeptiert das. So deutlich habe ich das bei einem Pferd noch nie gemerkt, dass es einem Rückmeldung gibt, was ok ist und was nicht. Ich finde es sehr faszinierend und spannend was er mir zeigt, ohne dass ich sein Verhalten jetzt als gut oder schlecht werte. Es ist mehr so ein gegenseitiges erziehen. Ich meine, davon profitiere ich selbst ja auch, weil ich den feineren Umgang mit Pferden lerne, aber gleichzeitig lerne wann es ok ist sich durchzusetzen.

 

Von Lilith • 4. Januar 2016

Hallo Tania,

ich (glaube ich zumindest) dich gut zu verstehen. Ich habe auch im laufe der Jahre lernen müssen, dass manche Dinge mit bestimmten Pferden allen Beteiligten sehr viel Freude machen und andere Dinge mit anderen Pferden keine Freude machen. Unabhängig vom Können des Menschen, sondern einfach, weil Pferde genau, wie wir Menschen einfach unterschiedlich sind.
Und auch ich versuche möglichst unbefangen herauszufinden, was mir und meinem jetzigen Pferd gemeinsam Freude macht.

Und trotzdem, möchte ich denjenigen unter uns, die merken, dass sie nicht mit ihrem Pferd zusammen passen, Mut zu sprechen, wenigstens zu versuchen, für ihr Pferd ein neues Zuhause zu suchen.
Mir hat vor vielen Jahren eine Frau ein Pony geschenkt, weil sie von diesem Pony enttäuscht war und zu allem Überfluss auch noch Angst vor ihm bekommen hatte. Und ich bin dieser Frau sehr dankbar dafür, dass sie sich getraut hat ihr Pony los zu lassen, denn für mich war es das tollste Pony auf der ganzen Welt, einfach weil ich ihn so gerne mochte. Und ich konnte ihm noch viele schöne Jahre schenken.

Hat nicht vielleicht jedes Pferd einen Menschen verdient, der dieses Pferd für das tollste hält?

 

Von Iris • 4. Januar 2016

Man bekommt dass Pferd was man grade noch aushalten kann und dann wächst man dran…

 

Von Christina • 5. Januar 2016

Hallo Tania,

ich habe diesen Artikel gelesen, nachdem ich mich für etwas entschieden habe, was meinem Pferd zugute kommt. Es bestärkt mich nun noch mehr, dass ich das richtig mache. Denn meine Hoffnung bzw. Erwartung war das Gelände mit meinem Pferd zu erobern (Wanderritte und co.) jeodch ist es einfach nicht sein Ding… Er ist im Gelände zu unberechenbar, da manchmal sein Nervenkostüm einfach nicht mitspielt. Aber bei der Arbeit, egal ob Boden oder Reiten, da macht er so brav mit und versucht immer perfekt zu sein, weil er wohl merkt, dass es ihm gut tut. Ich habe immer daran festhalten wollen, dass wir es doch schaffen müssen in Ruhe ausreiten zu gehen und habe so übersehen, dass er vielleicht ein großes Talent hat. Jetzt liegt es an mir dieses zu Fördern. Als ich darüber nachdachte wie und wo, bemerkte ich, dass mir damit völlig neue Wege offen standen! Wege, die ich so nie gegangen wäre, die mir aber unheimlich viel bringen werden! Das wird aufjedenfall ein Vorsatz: Keine Wünsche oder Erwartungen mehr aufdrängen, sondern offen sein für die individuelle Vorliebe des Pferdes und damit neue Wege auskundschaften und dazu lernen!!
GLG!!

 

Von Sunny • 6. Januar 2016

Hallo Tania,
was für ein schöner Denkansatz für das neue Jahr!
Ich habe vor noch nicht all zu langer Zeit erst eure Website entdeckt und freue mich nun immer, wenn ich mich in einem deiner Artikel wieder finde und gerade ist das mal wieder der Fall!
Ich habe vor mittlerweile 6 Jahren meine Vollblutstute vor dem Schlachter gerettet, da sie für den Vorbesitzer auf Grund ihres Temperamentes und ihres eigenwilligen Charakters, was manchmal eine recht gefährliche Mischung ist, „unbrauchbar“ geworden war.
Ich wurde also praktisch dazu gezwungen, keinerlei Erwartungen in mein neues Riesenhaustier zu setzen und konnte mich daher über jeden noch so kleinen Schritt freuen, den sie dorthin gemacht hat, was die Meisten wohl als selbstverständlich ansehen würden. Alleine, dass ich auf die Weide kommen und mein Pferd halftern konnte, ohne gleich mit angelegten Ohren und gebleckten Zähnen empfangen zu werden war ein riesen Erfolg für uns. Auch wenn es danach noch einige Zeit dauerte, bis sie akzeptiert hat, sich von mir führen zu lassen und es als es daran ging mein ehemals gut ausgebildetes Springpferd wieder unter den Sattel zu bringen immer wieder Probleme gab. So kann ich mich mittlerweile aber über ein Pferd freuen, dass mir glücklich wiehernd auf der Weide entgegen kommt, sobald sie mich entdeckt hat und mir auch ohne Halfter und Strick folgt.
Natürlich kommt es ab und zu immernoch vor, dass sie wieder in alte Verhaltensmuster zurück fällt(wieso oder woher das kommt ist mir leider völlig unbegreiflich) und die Reaktionen der anderen Pferdebesitzer dann von dummen Ratschlägen wie „du musst dich durchsetzen“ bis hin dazu gehen, dass allen anderen erzählt wird mein Pferd sei bösartig und man solle lieber einen grossen Bogen um dieses Tier machen, wenn man an seinem Leben hinge.
Allerdings wissen all diese Leute nicht in welchem Zustand meine Prinzessin zu mir gekommen ist und ich würde mir wünschen, sie würden bei ihren eigenen Pferden auch sehen, dass es eben NICHT selbstverständlich ist, dass diese ohne sich zu bewegen am Anbinder warten bis Frauchen das Gespräch mit ihrer Freundin beendet hat und dass ein Pferd auf keinen Fall eine Strafe verdient hat, weil es eben nicht das macht, was der Besitzer voraussetzt. Ich sehe leider viel zu häufig junge Frauen die nach oder während ihres Reitunterrichts heulend von ihren Pferden absteigen, weil dieses oder jenes nicht so klappt wie geplant, während ich auf meinem mal mehr mal weniger gehorsamen Stütchen sitze und mich freue, da ich weiß, dass es keineswegs „normal“ ist, dass uns ein Pferd überhaupt auf seinem Rücken duldet.
In diesem Sinne hoffe ich, dass viiiiele Pferdebesitzer deinen Artikel lesen und sich zu Herzen nehmen und wünsche uns allen ein tolles Jahr 2016 mit unseren vierbeinigen Freunden:-)

 

Von Nina • 7. Januar 2016

Sehr schöner Artikel – enttäuscht sein kann man nur von der Nichterfüllung der eigenen Erwartungen, niemals von einem anderen Lebewesen.
Wenn ich unzufrieden werde, muss ich meine Erwartungen oder mein Handeln ändern. Wenn man dieses Grundprinzip begriffen hat, fällt vieles im Leben leichter.
Und man darf niemals vergessen, dass bei allem eigenen Ehrgeiz der Spaß auf beiden Seiten nicht zu kurz kommen darf.
Ich habe übrigens zwei tolle Allrounder zuhause. Sportpferde, die bei mir in Offenstallhaltung leben und einen sehr selbstbestimmten, pferdegerechten Alltag haben. Wenn wir zusammen Sport machen, achten wir drauf, dass wir alle in erster Linie Freude haben, weil sonst keine Weiterentwicklung möglich ist. Die beiden können sehr gut unterscheiden, ob ein konzentriertes Spring- oder Dressurtraining ansteht oder ein lockerer Ausritt, Schabernack ohne Sattel und Trense oder wilde Spiele am Boden. Sie vertrauen mir in allen Lebenslagen, ob alleine oder zu zweit spielt keine Rolle. Sie lassen sich problemlos trennen und bleiben alleine zuhause oder auf dem Anhänger, Tierarzt, Hufschmied – alles völlig selbstverständlich. Viele Reitfreundinnen, die mich um die beiden beneiden, vergessen aber dass dies das Ergebnis einer liebevollen, aber trotzdem konsequenten Erziehung ist, die viel Zeit und Selbstdisziplin in Anspruch nimmt. Als ehemalige Leistungssportlerin weiß ich, dass nur Beharrlichkeit zum Erfolg führt, dass kleine Rückschläge normal sind, man als Team denken muss, den gemeinsamen Weg ständig anpassen muss und niemals das Ziel aus den Augen verlieren darf. Dann ist alles möglich, wovon man träumt!

 

Von Pferdeflüsterei • 8. Januar 2016

Hallo ihr beiden, wieder ein traumhafter Artikel. Ich habe schon einmal ähnliche Gedanken im Blog aufgeschrieben. Diese Erwartungshaltung, was das Pferd zu sein hat und der Wunsch es dann dorthin zu bewgen, ist zwar zutiefst menschlich, macht aber mehr ein Sportgerät als ein Lebewesen aus dem Pferd. Mein Pferd ist erst einmal da. Sie hat eine Persönlichkeit und die will ich kennenlernen. Ich würde gerne verschiedene Dinge mit ihr machen, aber ob wir das wirklich tun werden, wird davon abhängen, wer meine Stute wirklich ist und was ihr liegt. Sie wird mitentscheiden, was wir beide werden. Das ist für mich wichtig, denn ich will eine Partnerschaft und keine Diktatur. Ich würde mir wünschen, dass es viel mehr Menschen um ihr Pferd und die Bindung geht – in erster Linie – und dann erst um das, was man miteinander leisten und erreichen kann. Ich danke euch für den schönen Artikel, wünsche euch ein schönes neues JAhr und freue mich auf 2016 mit eurer wunderbaren Webseite, Petra

 

Von Nadine • 11. Januar 2016

Hallo Tania,

meine Ponystute hat ein Mitspracherecht bekommen. Sie hat so großen Spaß beim Freispringen gezeigt, dass ich mich vor ein paar Jahren dazu entschlossen habe, Springstunden zu nehmen.
Ich bin noch immer keine begeisterte Springreiterin, aber meine Stute ist Feuer und Flamme, wenn es zusammen ab über (kleine) Hindernisse geht 🙂
Dank Eurer Seite habe ich gelernt, mich über die Dinge zu freuen, die funktionieren. wenn etwas nicht klappt, übe ich es mit ihr, bis es funktioniert oder suche nach einer Alternative. Manches braucht seine Zeit, aber wenn sie dann mitmacht, ist es auch ehrliches Mitmachen.
Vielen Dank für Eure tollen Beiträge und viele Grüße, Nadine

 

Von Pernika • 11. Januar 2016

Vielen Dank, wirklich ein toller Artikel, in dem ich mich sehr wiedergefunden habe und die Erfahrungen mit meinem Pferd (der nun mit viel Platz in einer großen Herde lebt und nicht mehr geritten aber gerne von mir besucht wird)Revue passieren ließ. Es ist meines Erachtens sehr schwer ohne jede Erwartungshaltung an das eigene Pferd aufzutreten – denn in aller Regel kaufen wir das Tier ja bewusst und lassen uns dabei oft von „Profis“ beraten, um uns z.B. einen der von Euch genannten Wünsche zu erfüllen und ich wurde in meinen Erwartungen auch immer wieder bestärkt von Trainern und Bereitern. Das war rückblickend ein ziemlich unbefriedigender und stressiger Teufelskreis für mein Pferd und mich.

Ich habe für mich entschieden, zunächst einmal Erwartungen an mich selbst zu stellen bevor ich mich dem Abenteuer „2. (Reit)Pferd“ widme. Dabei steht nicht mein Können im Mittelpunkt, sondern zum einen die wirklich artgerechte Haltung in angemessener Entfernung zu meinem Wohnort und zum anderen genügend eigene Zeitreserven, um dem Tier und seinen Bedürfnissen auch wirklich ohne Hetze und Stress gerecht zu werden.

 

Von Tine • 11. Januar 2016

Mein Pony ist das genaue Gegenteil von dem was ich wollte. Er ist hochsensibel und nur schwer von meinen Ideen zu überzeugen. Aber durch ihn konnte ich soviel lernen und bin auch selber an der Aufgabe gewachsen. Man muß es schaffen das Positive an seinem Pferd zu sehen und man darf sich nicht verunsichern lassen. Das perfekte Pferd gibt es nicht, und man darf auch nicht vergessen, das wir selbst großen Anteil an der Entwicklung unserer Pferde haben. Ich würde mein Pony niemals verkaufen, auch wenn ich von ruhigen Ausritten wahrscheinlich noch Jahre entfernt bin. Ich träume aber auf jeden Fall weiter.

 

Von Metallica • 11. Januar 2016

Mein Pferd hat mich (fast) noch nie enttäuscht- im Gegenteil! Jeden Tag erfreue ich mich an ihr, bin glücklich und unendlich dankbar, dass sie zu uns gekommen ist.
Nach dem Tod meines ersten Pferdes wollte ich kein anderes. Meine jetzige Stute kam durch Zufall. Ich habe sie selber eingeritten, und obwohl sie temperamentvoll und endlos lauffreudig ist, wird sie mittlerweile auch regelmäßig von meiner Tochter geritten.
Ich hatte mir am Anfang unserer Beziehung vorgenommen, immer das zu tun, was mir am jeweiligen Tag Spaß machen würde. Ob Platzarbeit, Ausritt, Bodenarbeit oder Spazierengehen. Ohne den Anspruch, schon einen Wochenplan im Kopf zu haben, wann welche Lektion sitzen soll. Und es funktioniert. Was habe ich für ein wunderbares Tier. Ich hätte nie geglaubt, so sehr mit einem Pferd zusammenwachsen zu können. Jeder Ausritt, jede mit ihr verbrachte Stunde ist ein Geschenk. Und wie viel so ein Pferd lernen kann! Ich staune ständig aufs Neue. Vielleicht ist es auch so, dass ich selber endlos dazu lerne, einfach indem ich ihr zuhöre und sie sehe und wahrnehme.
Träume habe ich weiterhin. Zum Beispiel, sie eines Tages nur mit Halsring auszureiten. Aber mir ist es nicht wichtig, wann oder ob dieser Traum in Erfüllung geht. Ich sehe alltäglich das Gute und das, was ich schon erreichen konnte. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit, Stolz und Glück. Was will ich mehr?

 

Von Johanna • 11. Januar 2016

Hallo Tanja,
es sind immer interessante Themen, die Du ansprichst. Vielen Dank dafür.
Erwartungen sind in der Pferdewelt überall. Man will ein tolles Reitpferd haben, gern Barock oder nach FN ausgebildet und und und …
Auch in meinem Freundeskreis begegnet mir das. Ich selbst habe keine Erwartung an mein Pferd, viel eher mache ich mir schon seit langem Gedanken darüber, wie ich ihm begegne. Mein Interesse liegt nicht hauptsächlich im Reiten, sondern vielmehr an der Kommunikation und der Selbsttätigkeit des Pferdes. Dabei sind für mich nicht unbedingt Konditionierungsprozesse von Bedeutung. Mich beschäftigt vielmehr, was und wie Pferde sich kreativ ihre Welt und mich darin erschließen. Wie kann ich Anregungen zum Lernen geben? Geht dies auch mit einfachen Mitteln, wie beispielsweise mit Stöcken, Ästen, die irgendwo herumliegen (es muss nicht immer das gekaufte Pferdespielzeug sein). Was kann man damit machen? Bei all diesen Fragen habe ich keine Erwartungen auch keine Wünsche. Ich kann nicht in den Pferdekopf hineinschauen. Ich weiß nicht, wie mein Pferd das alles aufnimmt, verarbeitet und sich seine Welt konstruiert.
Von meinem Wallach werde ich immer wieder überrascht, wie kreativ und mit Freude er erkundet und manche Gegenstände, Bewegung im freien Spiel mit einbezieht.
Und er sagt auch gern mal „nein“.
Viele Grüße, Johanna

 

Von Olivia • 11. Januar 2016

Hallo Tanja,

danke für diese Gedanken.
Bisher hatte ich da Glück. Ich habe ein Pferd gekauft, dass mir von Anfang an sagte, dass ich eventuelle Erwartungen was Reiten etc. angeht, gleich mal besser hinten an stellte. Was ich auch getan habe.
Bisher hatte ich so glücklicherweise nur kleine unerfüllte Erwartungen, die allesamt in die Kategorie „das muss man mit einem Pferd halt machen, das gehört dazu, da muss das Pferd durch, das muss es sich gefallen lassen“ gehören und in meinem Kopf Teil meines antiquierten Pferdewissens aus Jugendzeiten sind. Putzen z.B. oder schmusen.
Ein Jahr hat es gedauert, bis das Pferd mal ein Genussgesicht beim Putzen gezeigt hat. Aber nur ein mal. jetzt schon seit Wochen nicht mehr. Davor hab ich Putzen einige Monate ganz ausgeklammert. War nicht mehr so wichtig.
Und schmusen? Auch so eine Erwartung der Menschen: körperliche Nähe, Zärtlichkeit, innige Verbundenheit.
Kann ich alles vergessen mit meinem Großen, der hustet mir was. Wenn ich ihn betatsche, legt er die Ohren an. Rücke ich ihm noch mehr auf die Pelle, weil ich finde, dass er sich nicht so anstellen soll und er es bestimmt mag, wenn er mich nur mal lässt, geht er lieber ganz, nicht ohne wütend zu schnaufen und mit den Füßen zu trampeln. Gemeinsam zusammenstehen und dösen. Ok. Anfassen? Oh no no.
Pech, muss ich mir jemand anderes dafür suchen. Einen Menschen vielleicht 😉
Wovor ich wirklich Angst habe: dass das Pferd mal so krank wird, dass ich ihn wirklich nur noch auf der Koppel besuchen kann oder ich am Ende die TA-Kosten nicht mehr bezahlen kann. Will gar nicht daran denken..

Viele Grüße

 

Von Petra B. • 11. Januar 2016

Hallo zusammen und vielen Dank für diese tollen Gedanken zum Jahresbeginn!
Gute 7 Monate ist es nun her, dass ich mich als Reitspäteinsteigerin kommend vom Westernreiten entschloss einen 19-jährigen Isländer-Wallach zu übernehmen. Er geht weiterhin im Schulbetrieb überwiegend mit Kindern 2-4 x wöchentlich 3/4 Std. und ab und zu auch im Gelände. Er konnte in gewohnter Umgebung und seiner Herde bleiben. Soweit alles gut…Frohen Mutes dachte ich, ein wenig Gelassenheitstraining mit einem routinierten „Isi-Hasen“ lockert das Wochenprogramm für ihn ein wenig auf. Doch beim Anblick der ersten Bodenplane im Longierzirkel mutierte unser Isi zum Drachen und war kaum dazu zu bewegen, sich dem „Planen-Monster“ zu nähern noch es zu überschreiten. In der Folge stellten sich unverhoffte Dinge – vor allem raschelnd – am Boden als schwierig heraus. Jegliches Desensibilisieren auch mit viel Geduld brachte nur tageweise Fortschritte und schien unseren Isi in der Summe soweit zu irritieren, dass selbst „normale“ Dinge in der Stallgasse ihn zum Rückschritt bewegten. Rückblickend über die letzten Monate, in denen wir mit unserem Isi seine Welt neu gestalteten, kam ich nun zu der Erkenntnis: Weniger ist wohl Mehr! Weshalb muss er über eine Plane oder auch eine schmale Tüte unter einer Hindernisstange übersteigen, wenn es ihn doch offenbar so abschreckt…? Wir haben bereits viel erreicht in dieser kurzen Zeit: entspanntes Trensen ohne Kopfschlagen, Stehenbleiben beim Aufsteigen, Muskelaufbau im Rücken nach neuem Sattel, Traben über Stangen ohne größeren Taktverlust … Unser Bjossi findet Tüten, Planen und andere „Bodenmonster“ furchtbar und dann ist das im Moment so … Dafür genießen wir nun die anderen schönen Momente mit unserem ersten Familienpferd 🙂 Nein-Sagen ist halt auch den Vierbeinern erlaubt!
In dem Sinne…
Petra

 

Von Tania Konnerth • 12. Januar 2016

Ich möchte mich ganz herzlich für all Eure schönen und ehrlichen Kommentare bedanken – sie berühren mich sehr! Ich hatte lange überlegt, ob ich das Thema anschneiden soll, aber ich denke, es war gut und richtig.

Alles Gute für Euch alle,
Tania

 

Von manfred • 12. Januar 2016

Hallo Tanja und Babette,

obwohl ich Berge an Arbeit vor mir liegen habe – aber zum vorliegenden Newsletter muss ich einfach antworten, weil er den traurigen Niedergang unsere gesellschaftlichen Kultur (auf allen Ebenen) spiegelt. (mit separater Mail füge ich hierzu noch ergänzende Hinweise bei).
Meine Antwort ist in keiner Weise eine Kritik! Ich wertschätze euch sehr und danke für eure wertvolle Arbeit und liebevolle Einstellung zum Mitgeschöpf Pferd, das mit dem Menschen existentiell so intim verbunden ist, wie kaum jemand davon eine Ahnung hat.
Weil das so ist, können Pferde nicht einfach nur Pferde sein! (siehe hierzu vor allem Linda Kohanov, Gustav Steinbrecht u.a.). Es ist das am vielseitigsten begabte Geschöpf der ganzen Tierwelt. An dieser Stelle mache ich aber kein neues Fass auf, weil ich mich möglichst kurz fassen möchte.
Mit „Niedergang“ in Bezug „auf die Reiterei“, meine ich, dass es in der „breiten Masse“ keine Reitkunst mehr gibt.
Diese setzt nämliche enorme körperliche und geistige Fähigkeiten voraus. Wer diese (in der noch nicht motorisierten Zeit) nicht hatte, bekam kein Pferd in die Hand! Nun nennt sich jeder „Reiter“, der irgendwie oben drauf gekommen ist…
Heutzutage kräht kein Hahn danach, wer sich so alles ein Pferd „zulegt“ und was er damit „anstellt“. Es hapert aller meistens an den elementarsten Bedingungen. Somit entstehen zwangsläufig ärgste Fehler durch völlig verkehrte Anschauungen, hartnäckiges Verfolgen Ego befrachteter Ziele und ignorante Besserwisserei.
So jetzt aber zum Punkt.
Ich sehe 2 Varianten in dem, wie man das Pferd „(ein-) schätzen“, was man damit machen kann und warum:
1. Eure Variante, so wie sie im Newsletter dargelegt ist.
2. Die andere Variante ist, dass der bewusst gewordene Mensch die faszinierende Bedeutung erkennt, dass zur eigenen Weiterentwicklung ihm „von der Existenz“ das Pferd zugedacht ist. Und dass er damit eine „existentielle“ Verantwortung dem Geschöpf Pferd gegenüber aufgetragen bekommen hat. Was bedeutet das?
Wer mit einem Pferd zusammen sein darf, und zwar in einer Weise, wie man es vielleicht ausdrücken könnte mit „in Augenhöhe“. Denn darin begründet sich Respekt und Achtung vor der gleichwertigen Einheit von unglaublich vielen Eigenschaften.
Diese faszinierende Einheit von Mensch und Pferd drückt sich nach langer Zeit der gemeinsamen Entwicklung darin aus, dass Meisterschaft in der Reitkunst von beiden genossen werden kann! Ja, auch das Pferd genießt genauso. Es bietet sich doch an, es ist stolz, wenn es etwas geschafft hat, es gewinnt kraftvolles Selbstvertrauen, es fühlt sich wohl im gemeinsamen Erleben. Es wäre fatal und eine Missachtung der Chance, diesen Zustand brach und ungenutzt vergammeln zu lassen. Weil die Fähigkeiten bei Mensch und Pferd bereits als Anlage vorhanden sind, ist es geradezu die „Pflicht“ (das Wort mag ich nicht, mir fällt aber nichts anderes ein) den zwar schweren, aber dennoch beglückenden Weg zu beschreiten.
Etwas von dem, was damit gemeint ist, kommt auch im Buch „Reitvorschrift für eine Geliebte“ zum Ausdruck.
So, dass muss genügen. Ich muss weiter, mich von diesem Thema jetzt wieder lösen.
Macht weiter so einen guten Job wie bisher und vielleicht denkt ihr nur noch mal über den einen oder anderen Gedanken nach.
Wünsche allen, die mit Liebe im Herzen und viel Wissen im Kopf, dass sie sich mit ihren Pferden wohl fühlen!
Gruß
manfred

 

Von Michaela • 18. Januar 2016

Hallo Tanja und Babette,

schön, dass ihr immer wieder interessante Denkansätze findet! Sehr lesenswert Eure Arbeit!

Wie mein „Vorschreiber“ Manfred schon angemerkt hat,ist es ein wunderbares Erlebnis, wenn man am Ende einer Zusammenarbeit zwischen Pferd und Mensch, die mit größter Sorgfalt, Wissen, Können, Spaß und gegenseitigem Respekt erfolgte, in den Genuss eines freudigen, kraftvollen und vertrauensvollen Pferdes kommt, das einem – wie mein Reitlehrer immer sagte – frei seine Kräfte zur Verfügung stellt. (Der Weg dorthin ist zwar für den Menschen steinig, aber dafür auch mit vielen kleinen Belohnungen unterwegs bestückt.)

Eine Entwicklung in diesem Sinn der klassischen Reitlehre von Pferd und Mensch, kommt m.E. auch dem Pferd zu Gute, da es zum einen Kraft, Ausdauer und Selbstvertrauen gewinnt, und zum anderen auch die Möglichkeit, seine Bewegungsabläufe freier zu gestalten. Ich habe schon den Eindruck, auch Pferde können dies schätzen und genießen.

schöne Grüße
Michaela

 

Von MarionA • 25. Januar 2016

Danke für den Artikel. Mir geht es mit meiner Stute und auch unserem Nachwuchs (Absetzer mit knapp 10 Monaten) eigentlich immer so, dass je weniger ich erwarte vom jeweiligen Training, desto mehr werde ich positiv überrascht. Also ist definitiv „Tiefstapeln“ angesagt.

Meine Stute ist ein „Rohdiamant“, war viele Jahre Zuchtstute und nur gelegentlich mal gefahren oder geritten (was wohl über die Felder heizen hiess). Davor zwar super ausgebildt, sehr sensibel und auch zwischendurch ganz fein – aber dann halt auch wieder sehr aus der Übung bzw. „versaut“ durch schlechtes Reiten und wenig fördern. Sie ist jetzt 15 und unser Youngster (ich hatte sie tragend übernommen) ist ihr letztes Fohlen. Seit dem Absetzen blüht sie gerade richtig auf, freut sich über den neuen Sattel, unsere z.T. sehr gechillten Schritt-Ausritte, Bodenarbeit, Freispringen, Toben und Rumalbern aufm Platz. Dabei zeigt sie dann auch, was in ihr steckt durch ihre Abstammung (Afghan II & Matcho) – sie zeigte letztens einen federnden, fast piaffierenden und einen tollen verstärkten Trab. Da ist noch viel Potenzial drin, das ich gerne fördern möchte, auch wenn wir keinerlei Turnierambitionen haben und ich eigentlich nur ein gemütliches Lebensversicherungs-Freizeitpferd gesucht habe. Aber das Universum schickt einem ja immer das, was man gerade braucht – eben Lehrmeister und manchmal auch Förderer. 😉

 

Von Annette • 26. Januar 2016

Hallo,
ich habe seit 1,5jahren das dritte Pferd in meinem Leben (bin 50 und habe das erste mit 14 bekommen) und muss mich erstmals mit meinen Erwartungen an das Pferd auseinandersetzen. Shadow bringt mir bei, jeden Tag aufs Neue hinzusehen und -hören, was geht. Ich wußte von Anfang an, dass er schwierig ist, dachte aber, kein Problem, das krieg ich ganz schnell hin. Pustekuchen, er bestimmt das Tempo und sorgt dafür, dass ich neue Wege – und neue Ziele! – suche, statt stur bei dem zu bleiben, was bei den beiden anderen so leicht war.
So verrückt das klingt – es wirkt sich aus auf meinen Umgang mit meinen Erwartungen an andere Menschen. Ich kann weder mein Pferd noch die Menschen ändern, sondern versuche sie so zu nehmen wie sie sind. Das ist alles andere als leicht und geht manchmal auch voll in die Hose, aber beim Pferd schaffe ich es immer besser, beim betreten des Hofes wirklich offen zu sein und mir dem Pferd zusammen zu schauen, was heute dran ist. Komischerweise komme ich meinen ursprünglichen Zielen auf diese Weise trotzdem näher, vielleicht sogar schneller als wenn ich auf meinem Weg bestanden hätte. Danke Shadow!

 

 

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